Vom alten Stuhl zum Prachtstück: Ein ehrlicher Blick in die Werkstatt eines Möbel-Profis
Zeit, den Thron für deinen Wohnraum zu wählen! Entdecke 37 barocke Sessel, die dein Zuhause in ein aristokratisches Meisterwerk verwandeln.
Wie würde ein Sessel sprechen, wenn er Geschichten aus einer glanzvollen Vergangenheit erzählen könnte? „Ich bin nicht nur Möbel, ich bin ein Statement!“ flüstert der barocke Sessel, während er sich inmitten von opulenter Dekoration sonnt. In einer Welt, die oft den Minimalismus feiert, erhebt sich der Barockstil wie ein majestätischer Phönix und bringt Pomp und Eleganz zurück in unsere Räume. Lass dich von diesen 37 einzigartigen Designs inspirieren, die den Raum mit ihrem königlichen Flair erobern!
Ich stehe seit Jahrzehnten in meiner Werkstatt, umgeben vom Duft von Holz und Leim. In dieser Zeit habe ich unzählige Möbelstücke gesehen, repariert und gebaut. Von schlichten Bauernstühlen bis hin zu eleganten Kommoden. Aber ganz ehrlich? Die barocken Sessel, die haben eine ganz eigene Magie. Sie sind die Königsklasse.
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Wenn mich dann ein Kunde fragt, warum ein fachmännisch restaurierter oder gar neu gebauter Sessel dieser Art schnell mal mehrere tausend Euro kosten kann, atme ich tief durch. Die Antwort ist nämlich kein einzelner Satz. Sie steckt im Holz, in den unsichtbaren Verbindungen, in der Polsterung und in unzähligen Stunden ehrlicher, konzentrierter Handarbeit.
Versteh mich nicht falsch: Ich will dir hier keine Anleitung verkaufen, wie du für 300 Euro einen Sessel zauberst, der aussieht wie aus einem Schloss. Das wäre schlichtweg gelogen. Stattdessen lade ich dich auf einen kleinen Rundgang durch meine Werkstatt ein. Ich zeige dir, was wirklich in so einem Möbel steckt, welche Techniken wir Profis anwenden und wo die typischen Fallstricke lauern. Vielleicht hast du danach Lust, selbst ein altes Fundstück aufzumöbeln. Oder du verstehst einfach besser, was den Wert dieser Handwerkskunst ausmacht. So oder so, hier gibt’s die Infos direkt von der Werkbank – ehrlich und ohne Schnörkel.

Das Gestell: Wo Statik und Eleganz aufeinandertreffen
Ein Sessel im barocken Stil muss zwei Dinge perfekt vereinen: prachtvoll aussehen und eine Person sicher tragen. Das ist ein echter Spagat zwischen Kunst und Physik. Die elegant geschwungenen Beine, die oft nur wenige Zentimeter dick sind, müssen das gesamte Gewicht aufnehmen. Das klappt nur mit dem richtigen Holz und bombenfesten Verbindungen.
Die Wahl des Holzes – Mehr als nur Optik
Die Holzauswahl ist die erste und vielleicht wichtigste Entscheidung. Hier geht es nicht nur um die Farbe, sondern um Dichte, Faserverlauf und wie gut sich das Holz schnitzen lässt.
- Nussbaum: Das ist der Klassiker für hochwertige Möbel im deutschsprachigen Raum und liegt klar im oberen Preissegment. Nussbaum hat eine wunderschöne, lebhafte Maserung und ist fest, aber gleichzeitig ideal zum Schnitzen. Für echte Meisterstücke oft die erste Wahl.
- Kirschbaum: Etwas weicher als Nussbaum, aber mit einem herrlich warmen, rötlichen Ton, der mit der Zeit nur noch schöner wird. Lässt sich fantastisch auf Hochglanz polieren. Preislich meist etwas unter dem Nussbaum.
- Mahagoni: Findet man oft bei englischen oder französischen Stücken. Es ist sehr witterungsbeständig und gleichmäßig in der Struktur. Heute ist die Herkunft entscheidend – Profis verwenden hier ausschließlich zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
- Buche: Das ist unser Arbeitstier unter den Hölzern und die preisgünstigste Variante. Buche ist extrem hart, zäh und erschwinglich. Von Natur aus hat sie keine aufregende Maserung, weshalb sie früher oft dunkel gebeizt wurde, um Nussbaum oder Mahagoni zu imitieren. Daran ist nichts falsch – ein ehrlich gemachter Buchenstuhl war die solide Alternative für das Bürgertum.
Gut zu wissen: Für solche Hölzer gehst du am besten nicht in den Baumarkt. Die richtigen Qualitäten findest du im Holzfachhandel oder bei spezialisierten Online-Anbietern. Entscheidend ist, dass das Holz perfekt getrocknet ist (auf 8-10 % Restfeuchte). Ist es zu feucht, schwindet es später im warmen Wohnzimmer und alle Verbindungen lockern sich. Das prüfen wir Profis mit einem Messgerät, bevor auch nur ein Sägeschnitt gemacht wird.

Die Kunst der Holzverbindungen: Schrauben sind tabu!
Ein traditionell gebauter Sessel wird niemals geschraubt. Schrauben sind eine moderne Erfindung und würden sich mit der Zeit lockern. Wir setzen auf altbewährte Holzverbindungen, die auf purem Formschluss basieren.
Die wichtigste davon ist Schlitz und Zapfen. Dabei wird ein Ende eines Holzteils zu einem Zapfen geformt, der exakt in ein ausgestemmtes Loch (den Schlitz) im Gegenstück passt. Bei den geschwungenen Beinen eines Sessels ist das eine irrsinnige Fummelarbeit, weil die Winkel fast nie 90 Grad betragen. Hier gibt es keine Toleranz. Ich sage meinen Lehrlingen immer: „Die Verbindung muss schon ohne Leim halten, als wäre sie eins.“ Das ist das Markenzeichen guter Arbeit.
Traditionell wurde dafür Knochenleim verwendet, den man aus Tierknochen kocht. Der riesige Vorteil, gerade bei Restaurationen: Er ist reversibel. Mit Wärme und Feuchtigkeit kann man die Verbindung wieder lösen, ohne das Holz zu zerstören. Für Neuanfertigungen greife ich aber auch oft zu modernem PVAc-Leim. Ein bewährter Klassiker, der für jeden zugänglich ist, ist z.B. Ponal D3 Wasserfest. Der hält bombenfest, aber Achtung: Eine einmal damit gemachte Verbindung ist quasi unlösbar.

Die Formgebung: Wenn das Holz tanzen lernt
Die typischen geschwungenen Linien, die sogenannten „Cabriole-Beine“, werden übrigens nicht gebogen. Sie werden aus einem dicken, massiven Holzblock herausgesägt. Erst grob mit der Bandsäge, dann beginnt die stundenlange Handarbeit mit Raspeln, Feilen und Ziehklingen. Allein das saubere Ausarbeiten eines einzigen Beins kann für einen Profi schon zwei bis drei Stunden dauern. Du brauchst ein echtes Gefühl für die Linienführung, denn eine kleine Delle stört sofort das ganze Bild.
Schnitzereien: Das teure Detail
Echte Schnitzereien machen aus einem Stuhl ein Prunkstück. Man unterscheidet hier grob zwischen aufgesetzten Schnitzereien (günstiger, da separat gefertigt und aufgeleimt) und denen, die direkt aus dem vollen Holz des Rahmens gearbeitet werden. Letzteres ist die absolute Königsdisziplin und ein enormer Zeit- und Kostenfaktor. Das ist pure Handarbeit, die schnell 10, 20 oder mehr Stunden dauern kann.
Die Polsterung: Ein Handwerk für sich
Hier muss ich als Tischler ehrlich sein: Die Polsterung überlasse ich dem Polstermeister. Das ist ein eigener Beruf, und das aus gutem Grund. Aber ich kann dir erklären, worauf es ankommt, denn die Polsterung macht einen riesigen Teil des Preises und des Komforts aus.

Eine klassische Polsterung ist eine Wissenschaft: Auf gespannten Gurten werden Stahlfedern von Hand vernäht und in acht Richtungen verschnürt. Darauf kommen Schichten aus festen Pflanzenfasern (z.B. Afrik) und edlem Rosshaar, die in Form genäht und pikiert werden. Solche Materialien bekommst du übrigens nicht im Bastelladen, sondern bei spezialisierten Online-Händlern für Polstereibedarf. Eine solche Polsterung hält bei guter Pflege 50 Jahre und länger, ist aber extrem arbeitsintensiv.
Die moderne Schaumstoffpolsterung ist die schnelle und günstige Alternative. Hier wird ein Schaumstoffblock auf eine Platte oder Gurte geklebt. Aber Achtung! Wenn du dich dafür entscheidest, achte UNBEDINGT auf das Raumgewicht (RG). Für eine Sitzfläche, die etwas aushalten soll, ist alles unter RG 35 ein Witz. Besser ist RG 40 oder mehr. Sonst sitzt du das Ding in einem Jahr durch und hast eine unschöne Kuhle. Die Lebensdauer liegt hier eher bei 10-15 Jahren.
Beim Stoff ist nicht nur die Optik entscheidend. Achte auf die Angabe zur Scheuerfestigkeit in Martindale. Für einen Sessel, der täglich genutzt wird, sollten es mindestens 20.000 sein.

Die Oberfläche: Der letzte Schliff
Die edelste Oberfläche ist eine Schellackpolitur. Das ist ein Naturharz, das in unzähligen hauchdünnen Schichten von Hand aufgetragen wird und einen unvergleichlich tiefen Glanz erzeugt. Sie ist aber extrem empfindlich. Ich seh’s noch vor mir: Ein Kunde hatte eine wunderschöne, frisch polierte Tischplatte von mir bekommen. Stundenlange Arbeit. Seine Frau hat dann nur ganz kurz einen feuchten Lappen draufgelegt – zack, war da dieser hässliche, milchig-weiße Fleck. Das bedeutete für mich, die ganze Arbeit von über 10 Stunden war umsonst und ich durfte von vorn anfangen. Das vergisst man nicht!
Eine robustere und natürlichere Alternative sind Öle und Wachse. Sie fühlen sich toll an und kleine Kratzer kann man leicht selbst ausbessern. Ich persönlich habe mit Hartwachsölen von Herstellern wie Osmo sehr gute Erfahrungen gemacht. Die sind zwar nicht billig, aber extrem ergiebig und das Ergebnis ist fantastisch.
Kosten und Eigenleistung: Eine realistische Einschätzung
Kommen wir zur Gretchenfrage: Warum kostet so ein Sessel 3.500 Euro und kann man ihn für 300 Euro selbst machen? Die Antwort ist ein klares Jein.

Ein echter, neuer Sessel aus Nussbaum, mit Schnitzereien, klassischer Polsterung und Schellackpolitur kann durch die vielen Arbeitsstunden und Materialkosten schnell über 5.000 Euro kosten. Ein Preis von 3.500 Euro ist für ein handwerklich perfektes Stück also absolut realistisch, wenn nicht sogar fair.
Dein realistisches 300-Euro-Projekt
Was aber definitiv geht: Du findest einen alten, soliden Stuhl im barocken Stil auf dem Flohmarkt oder online (oft für 50-100 €). Meist sind das Buchenholzstühle aus späterer Fertigung.
Kleiner Flohmarkt-Tipp: Bevor du zuschlägst, mach den Wackel-Check! Stell den Stuhl auf einen ebenen Boden und drück sanft, aber bestimmt von oben auf die Lehne und die Sitzfläche. Dann versuch, die Beine leicht hin und her zu bewegen. Gibt da irgendwas mehr als einen Millimeter nach? Knarzt es verdächtig? Dann sind die Leimverbindungen hinüber. Das ist reparabel, aber bedeutet oft, den Stuhl komplett zu zerlegen – eine Heidenarbeit!
Wenn du einen stabilen Stuhl gefunden hast, kannst du mit Abbeizmittel, Schleifpapier, neuem Schaumstoff (denk ans RG 35+!), Stoff und Farbe für insgesamt etwa 250-350 Euro ein wunderschönes, individuelles Möbelstück schaffen. Plane dafür als Anfänger aber ruhig mal 2-3 volle Wochenenden ein. Und vermeide die häufigsten Fehler:

- Fehler
1: Nicht allen alten Lack entfernt.
Das gibt später unschöne Flecken unter der neuen Oberfläche. Sei hier super gründlich! - Fehler
2: Den Stoff nicht fest genug gespannt.
Spanne ihn so straff du kannst, sonst wirft er nach drei Wochen Falten. Am besten geht das mit einem guten Handtacker.
Sicherheit geht vor – Ein ernstes Wort
Bei aller Freude am Selbermachen: Pass auf dich auf! Ganz wichtig: Bei alten Möbeln, die vor den 70er-Jahren lackiert wurden, kann Blei im Lack sein. Deshalb ist eine gute Staubmaske (FFP2, besser FFP3) beim Schleifen absolute Pflicht! Das ist nicht nur wegen des Holzstaubs, sondern um diesen Giftkram nicht einzuatmen.
Und wann musst du doch den Profi rufen? Immer dann, wenn die Struktur betroffen ist. Ein angebrochenes Bein oder tiefe Risse im Rahmen sind nichts für Laien. Eine falsche Reparatur kann dazu führen, dass der Stuhl unter Belastung zusammenbricht – und das ist brandgefährlich.

Ich hoffe, dieser kleine Rundgang war für dich aufschlussreich. Ein solcher Sessel ist eben mehr als nur ein Sitzmöbel. Er ist ein Stück Handwerksgeschichte. Egal, ob du nun einen kaufst, restaurieren lässt oder selbst Hand anlegst: Ich wünsche dir viel Freude an diesen wunderbaren Stücken.
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„Ein Möbelstück sollte nicht nur ein Gebrauchsgegenstand sein, sondern ein Erbstück, das Geschichten erzählt.“
Dieser Gedanke ist der Kern wahrer Handwerkskunst. Jeder Kratzer in einem restaurierten Stuhl, jede sanft abgenutzte Kante der Armlehne ist Teil seiner Biografie. Bevor Sie also eine vermeintliche „Macke“ wegschleifen, halten Sie inne. Vielleicht ist es genau dieses Detail, das dem Sessel seine unverwechselbare Seele verleiht.

Ist der Sessel sein Geld wirklich wert? Ein schneller Test.
Drücken Sie sanft von oben auf die Armlehnen und versuchen Sie, das Gestell leicht hin- und herzuwiegen. Ein hochwertiger, meisterhaft gefertigter Sessel bewegt sich keinen Millimeter. Jede Verbindung, jeder Zapfen sitzt bombenfest. Wenn es knarrt, wackelt oder ächzt, ist das oft ein Zeichen für gelockerte Verbindungen oder unsachgemässe Reparaturen – die Achillesferse vieler alter Möbel.

- Samt: Klassisch, luxuriös und tief in der Farbe. Perfekt für einen dramatischen Look.
- Damast: Elegant mit eingewebten Mustern. Erzeugt ein subtiles Spiel aus Licht und Schatten.
- Leder: Maskulin und langlebig, entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina.
Die Wahl des Bezugsstoffes ist entscheidend für den Charakter des Sessels. Er kann das Möbelstück traditionell und edel oder modern und provokant wirken lassen. Ein Stoff von renommierten Herstellern wie Rubelli oder Pierre Frey kann allein schon mehrere hundert Euro pro Meter kosten, garantiert aber höchste Qualität und Farbtreue.

Vergoldung vs. Lackierung: Eine echte Blattvergoldung, oft mit 22 oder 23 Karat, hat einen unnachahmlichen, tiefen Glanz, der auf Lichteinfall reagiert. Goldlack (oft „Schlagmetall“) ist eine günstigere Alternative, wirkt aber flacher und kann mit der Zeit oxidieren oder abblättern. Für ein authentisches Prachtstück ist die traditionelle Vergoldung durch einen Fassmaler unerlässlich.

Rund 80 % der Stabilität eines Stuhls hängen von der Qualität der Holzverbindungen ab, nicht von der Dicke des Holzes.
Deshalb verwenden Profis fast nie Schrauben oder Nägel für die Hauptstruktur. Stattdessen kommen traditionelle Techniken wie Schlitz und Zapfen oder Gratleisten zum Einsatz. Diese Verbindungen sind selbstsichernd, erlauben dem Holz zu „arbeiten“ und können, falls nötig, nach Jahrhunderten von einem Fachmann wieder geöffnet und neu verleimt werden.

Die Schnitzereien sind nicht nur Dekoration. Sie erzählen eine Geschichte über die Epoche. Achten Sie auf typische Motive:
- Akanthusblätter: Ein klassisches Motiv, das seit der Antike für Leben und Unsterblichkeit steht.
- Rocaille (Muschelwerk): Das prägende Element des Rokoko, asymmetrisch und verspielt.
- Voluten: Schneckenförmige Ornamente, die den geschwungenen Linien des Sessels folgen.

Wie erkenne ich eine gute Polsterung, ohne den Stoff aufzuschneiden?
Setzen Sie sich! Eine hochwertige, traditionelle Polsterung aus handgeschnürten Federn und Naturmaterialien wie Rosshaar fühlt sich fest und stützend an, aber niemals hart wie ein Brett. Sie gibt nach, federt aber sofort in ihre ursprüngliche Form zurück. Günstiger Schaumstoff hingegen fühlt sich anfangs oft weich an, bildet aber schnell Sitzkuhlen und verliert an Elastizität.

Knochenleim: Wird warm verarbeitet und härtet durch Abkühlung und Wasserverdunstung aus. Der grösste Vorteil ist seine Reversibilität. Ein Fachmann kann eine alte Leimfuge mit Wärme und Feuchtigkeit wieder öffnen, ohne das Holz zu beschädigen.
Moderner Weissleim (PVAc): Härtet chemisch aus und schafft eine extrem starke, aber spröde und irreversible Verbindung. Einmal geleimt, ist eine Trennung meist nur durch Zerstörung des Holzes möglich.
Für die Restaurierung wertvoller Antiquitäten ist Knochenleim daher die einzig professionelle Wahl.

Ein gewagter Stoff kann einem barocken Sessel ein völlig neues Leben einhauchen. Stellen Sie sich einen klassischen Louis-XV-Sessel vor, bezogen nicht mit Seide, sondern mit einem wilden Leopardenmuster von einem Designer wie Roberto Cavalli oder einem modernen grafischen Stoff von Kvadrat. Dieser Stilbruch zwischen opulenter Form und modernem Textil macht das Möbelstück zu einem ironischen Statement-Piece, das in einem minimalistischen Loft ebenso funktioniert wie in einem eklektischen Altbau.

- Ermöglicht eine fast schwerelose Federung.
- Passt sich perfekt an die Körperform an.
- Hält bei richtiger Pflege buchstäblich ein Leben lang.
Das Geheimnis? Die klassische Federkernschnürung. Dabei werden die Stahlfedern in acht Richtungen von Hand mit robustem Garn verspannt und auf eine exakte Höhe und Spannung gebracht. Eine Arbeit, die pro Sitzfläche mehrere Stunden dauert und heute nur noch von wenigen Polsterern beherrscht wird.

Der berühmte Designer Philippe Starck schuf mit seinem „Louis Ghost“ Stuhl für Kartell eine Hommage aus Polycarbonat. Er bewies, dass die zeitlose Silhouette des Barockstuhls selbst in transparentem Plastik ihre majestätische Wirkung entfaltet.

Ein häufiger Fehler beim Restaurieren: Die Original-Patina restlos abschleifen. Die feinen Gebrauchsspuren, die nachgedunkelten Stellen und die sanfte Abnutzung sind Zeugen der Geschichte. Eine gute Restaurierung reinigt und konserviert diese Patina, anstatt sie zu vernichten. Ein perfekt „neuer“ Look lässt ein antikes Stück oft seelenlos und falsch wirken.

Fühlen Sie mal hin! Der Geruch einer professionellen Werkstatt ist eine Symphonie aus Materialien. Der harzige Duft von frisch geschnittenem Nussbaumholz, die süssliche Note von heissem Knochenleim, der erdige Geruch von Rosshaar und der scharfe Hauch von Schellackpolitur. Es ist der Duft von echter, unverfälschter Handarbeit, den man in keinem Möbelhaus findet.

Kann man einen dunklen Nussbaumsessel einfach weiss streichen?
Man kann, aber oft ist es ein Frevel. Unter der Farbe verschwindet nicht nur die wertvolle Holzmaserung, sondern auch der historische Wert des Stücks. Ein professioneller Restaurator würde eher versuchen, das Holz aufzufrischen und seine natürliche Schönheit zu betonen. Wenn ein heller Look gewünscht ist, ist es oft besser, ein weniger wertvolles Stück aus Buche zu suchen oder eine moderne Interpretation zu kaufen. Das Übermalen von Edelholz ist oft ein Fehler, der kaum rückgängig zu machen ist.

- Fragen Sie nach Fotos von früheren Arbeiten.
- Erkundigen Sie sich nach den verwendeten Materialien (Knochenleim? Rosshaar?).
- Lassen Sie sich den Restaurierungsprozess genau erklären.
Ein guter Handwerker wird stolz auf seine Techniken sein und Ihnen transparent darlegen, warum er bestimmte Methoden wählt. Misstrauen ist angebracht, wenn nur von „Reparatur“ und nicht von „Restaurierung“ die Rede ist.

Wussten Sie schon? Die charakteristische Knopfheftung, auch „Kapitonnierung“ genannt, wurde im 19. Jahrhundert populär. Sie diente ursprünglich nicht nur der Optik, sondern sollte das Füllmaterial (damals oft Rosshaar) an Ort und Stelle halten und ein Verrutschen verhindern.
Heute ist sie ein reines Stilmerkmal, dessen Anfertigung extrem aufwendig ist. Jeder Knopf wird einzeln tief in die Polsterung gezogen und der Stoff in präzise Falten gelegt – eine Kunst für sich.

Original-Antiquität: Einzigartig, wertvoll, mit Geschichte. Benötigt oft eine kostspielige, fachgerechte Restaurierung. Der Wert kann mit der Zeit steigen.
Hochwertige Replik: Perfekter Zustand, oft aus denselben edlen Hölzern und mit traditionellen Techniken gefertigt. Günstiger als eine restaurierte Antiquität, aber ohne historische Patina.
Eine gute Replik von Manufakturen wie „Selva“ oder „Moissonnier“ ist eine exzellente Alternative, wenn Authentizität im Gebrauch und nicht im Alter gesucht wird.

Die geschwungenen Beine eines Barockstuhls enden oft in kunstvoll geschnitzten Füssen. Die Form kann verraten, aus welcher Epoche das Stück genauer stammt:
- Löwenpranke (Lion’s Paw): Ein kraftvolles, frühes Barockmotiv, das Stärke und Herrschaft symbolisiert.
- Bockfuss: Typisch für den ländlichen Barock, oft rustikaler gearbeitet.
- Volutenfuss: Eine eingerollte Schneckenform, die die geschwungenen Linien des Stuhls elegant am Boden abschliesst.

Alleine das Schnitzen der floralen Ornamente für eine einzige Rückenlehne eines aufwendigen Louis-XV-Sessels kann einen geübten Holzschnitzer bis zu 40 Stunden kosten.
Diese Zahl verdeutlicht, warum solche Möbel nicht mit industrieller Massenware vergleichbar sind. Es ist die investierte Zeit – pure, konzentrierte Handwerkskunst – die den wahren Preis und Wert ausmacht. Jeder Schwung, jedes Blatt ist das Ergebnis von Stunden höchster Konzentration.

Schellack-Politur: Eine traditionelle, atmungsaktive Oberfläche aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus. Sie erzeugt einen unvergleichlich tiefen, warmen Glanz. Sie ist jedoch empfindlich gegenüber Alkohol und Wasser.
Moderner Lack: Meist auf Acryl- oder Polyurethanbasis. Bildet eine harte, versiegelnde Schicht, die sehr widerstandsfähig ist. Der Glanz ist oft kühler und „plastischer“. Für Antiquitäten ist Lack ungeeignet, da er das Holz erstickt und nicht reversibel ist.

Ein einzelner, prächtig restaurierter Barocksessel kann die Atmosphäre eines ganzen Raumes verändern. Platzieren Sie ihn nicht versteckt in einer Ecke, sondern geben Sie ihm eine Bühne. Neben einem modernen, schlichten Sofa wird er zum Kunstwerk. In einer Leseecke mit einer eleganten Stehlampe wird er zur Oase der Ruhe. Er ist kein blosses Sitzmöbel, sondern ein skulpturaler Akzent, der Luxus und Geschichte ausstrahlt.

Was ist der Unterschied zwischen einem „Fauteuil“ und einer „Bergère“?
Beide sind französische Sesseltypen aus der Barock- und Rokokozeit. Der Fauteuil hat offene, gepolsterte Armlehnen, was ihn leichter und luftiger wirken lässt. Die Bergère hingegen hat geschlossene, voll gepolsterte Seitenteile zwischen Armlehne und Sitzfläche. Sie gilt als gemütlicher und einladender – quasi der erste echte „Ohrensessel“ der Geschichte, entworfen für Komfort und Wärme.

- Stellen Sie den Sessel niemals direkt vor eine Heizung oder in die pralle Sonne. Die trockene Hitze schadet dem Holz und lässt den Leim brüchig werden, während UV-Strahlen die Farben des Bezugsstoffes ausbleichen.
- Staub entfernen Sie am besten mit einem weichen Pinsel, besonders aus den Schnitzereien.
- Für den Stoffbezug reicht meist vorsichtiges Absaugen mit einer Polsterdüse auf niedrigster Stufe.
Wichtiger Punkt: Ein restauriertes Möbelstück ist die nachhaltigste Wahl. Statt Ressourcen für die Produktion eines neuen Billig-Stuhls zu verbrauchen, der nach wenigen Jahren auf dem Müll landet, investiert man in die Erhaltung eines bestehenden Wertgegenstandes. Ein Massivholz-Sessel, der bereits 200 Jahre überdauert hat, wird bei guter Pflege auch die nächsten 200 Jahre halten. Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft.




