Kita-Renovierung ohne Kopfschmerzen: Der Praxis-Guide für Wände, Böden & Co.

Farbenfrohe Fantasien warten auf dich! Entdecke, wie Regenbogenmotive die Kindergartenwelt verzaubern und Kinderaugen zum Strahlen bringen.

von Anna Müller

Ich bin jetzt schon mein halbes Berufsleben lang Malermeister und habe in der Zeit wirklich alles gesehen. Von der schicken Altbauwohnung bis zum supermodernen Büro. Aber ganz ehrlich? Aufträge in Kindergärten sind eine ganz andere Hausnummer. Hier geht’s nicht nur darum, dass es am Ende hübsch aussieht. Es geht um die Gesundheit und die Sicherheit der Kleinsten – und das ist eine Verantwortung, die man verdammt ernst nehmen muss.

Mir fällt da immer wieder diese eine Geschichte ein: ein Kindergarten in einer alten Villa. Die Erzieherinnen hatten voller Elan mit den Eltern einen Raum selbst gestrichen. Super Engagement! Das Problem war nur, nach ein paar Monaten blätterte die Farbe in großen Stücken von der Wand. Die Kinder hätten die Schnipsel in den Mund nehmen können. Eine richtig gefährliche Situation. Wir mussten am Ende alles mühsam wieder runterholen und von Null anfangen. Das war teurer und stressiger, als es gleich richtig zu machen. Diese Story zeigt perfekt: Guter Wille ist super, aber ohne das nötige Wissen und das richtige Material geht’s oft schief.

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Deshalb will ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern. In diesem Beitrag zeige ich euch, worauf es bei der Gestaltung von Kita-Räumen wirklich ankommt. Wir reden über Materialien, die was aushalten, über versteckte Vorschriften und wie man Kosten realistisch plant. Das hier ist kein „Sparfuchs-Leitfaden“, sondern ein ehrlicher Einblick in gute Handwerksarbeit, die am Ende alle glücklich macht.

Das A und O: Was steckt unter der alten Farbe?

Bevor wir auch nur an den Farbeimer denken, müssen wir uns die Wände ganz genau ansehen. Das ist der mit Abstand wichtigste Schritt. Ein Laie sieht ’ne Wand. Ich sehe einen Gipsputz, einen Kalkzementputz oder vielleicht eine Trockenbauwand. Jede dieser Oberflächen hat ihre Eigenheiten und braucht eine spezielle Behandlung. Das ist das Fundament, das darüber entscheidet, ob die neue Farbe ein Jahr oder zehn Jahre hält.

Gerade in älteren Gebäuden lauern oft viele alte Farbschichten übereinander. Da müssen bei jedem Profi die Alarmglocken schrillen. In Bauten aus der Zeit vor den 80er-Jahren kann Blei in der Farbe sein – und das ist hochgiftig. Um sicherzugehen, hilft nur eine Laborprobe. Kleiner Tipp: Man bricht ein kleines Stück Putz mit allen Farbschichten aus der Wand, packt es in einen Beutel und schickt es an ein spezialisiertes Institut oder den örtlichen TÜV. So ein Test kostet in der Regel zwischen 50 € und 100 € und gibt euch absolute Sicherheit. Ist der Befund positiv, darf da nur ein Fachbetrieb mit spezieller Schutzausrüstung ran. Das ist definitiv kein Job für einen Elternabend.

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Ohne saubere Vorbereitung geht gar nichts

Sind die Altanstriche unbedenklich, kommt der Härtetest. Dafür gibt’s einen simplen Trick, den ihr auch selbst machen könnt: Nehmt ein starkes Paketklebeband (kein Malerkrepp!), drückt es fest auf die Wand und reißt es ruckartig wieder ab. Bleiben Farbreste am Band kleben, ist der alte Anstrich nicht mehr tragfähig und muss runter. Das bedeutet schleifen, spachteln, manchmal sogar die Wand komplett abwaschen.

Danach kommt die Grundierung. Stellt sie euch wie einen Haftvermittler vor, der die Wand mit der neuen Farbe verheiratet. Sie sorgt dafür, dass der Untergrund nicht so stark saugt und die Farbe am Ende schön gleichmäßig aussieht. Hier zu sparen, ist einer der häufigsten Fehler. Man verbraucht am Ende nur mehr von der teuren Endfarbe und das Ergebnis wird fleckig.

Das richtige Material: Robust, gesund und alltagstauglich

Wenn die Wände top vorbereitet sind, geht’s ans Eingemachte: die Materialauswahl. Für einen Kindergarten gibt es drei goldene Regeln: Sicherheit, Langlebigkeit und leichte Reinigung. Der Preis ist natürlich auch ein Thema, aber er sollte niemals an erster Stelle stehen.

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Wandfarben: Mehr als nur bunter Anstrich

Im Baumarkt wird man von der Auswahl erschlagen, aber für Kitas kommen nur wenige Produkte infrage. Achtet unbedingt auf diese Punkte:

  • Schadstofffreiheit: Farben dünsten oft noch wochenlang aus. Diese Dämpfe (VOCs) können die Raumluft belasten. Produkte mit dem „Blauen Engel“ sind hier eine sichere Bank. Aus meiner Erfahrung arbeite ich in Kitas und Schulen fast nur noch mit solchen emissionsarmen Farben.
  • Nassabriebklasse: Das ist der Härtegrad der Farbe. Klasse 3 ist was für die Decke im Schlafzimmer. In einer Kita, wo mal eine Tomatensauce an die Wand klatscht, brauchen wir mindestens Klasse 2, in stark beanspruchten Bereichen wie dem Essensbereich oder Fluren sogar Klasse 1. Diese Wände könnt ihr dann feucht abwischen, ohne dass die Farbe leidet.
  • Speichelechtheit (DIN EN 71-3): Das ist die sogenannte „Spielzeugnorm“. Sie garantiert, dass sich keine Schadstoffe lösen, wenn ein Kind mal an der Wand leckt oder knabbert. Für Kindermöbel ist das Pflicht, aber ich lege es euch auch für die Wandfarbe dringend ans Herz, zumindest bis zu einer Höhe von etwa 1,50 Metern.

Übrigens, was das Lüften angeht: Auch bei den besten schadstoffarmen Farben sollte ein frisch gestrichener Raum mindestens 2-3 Tage gut durchgelüftet werden, bevor die Kinder wieder reindürfen. Wenn ihr die Zeit habt, ist eine ganze Woche natürlich noch besser.

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Bodenbeläge: Ein Fall für die Profis

Der Boden ist die meistgenutzte Fläche überhaupt. Er muss Stürze abfedern, superleicht zu reinigen sein und vor allem Rutschsicherheit bieten. Hier mal ein kleiner Überblick über die gängigsten Optionen, ganz ohne komplizierte Tabellen:

Linoleum ist oft mein Favorit. Es wird aus natürlichen Rohstoffen wie Leinöl und Korkmehl hergestellt, ist extrem robust und von Natur aus antibakteriell. Der Clou: Die Bahnen werden an den Stößen verschweißt, sodass eine komplett fugenlose und superhygienische Fläche entsteht. Die Verlegung ist aber was für absolute Profis. Rechnet hier mit Kosten von etwa 50 bis 80 € pro Quadratmeter, inklusive Verlegung.

Kork ist eine wunderbare Alternative. Der Boden ist fußwarm, sehr elastisch und schont die Gelenke. Außerdem schluckt er Schall, was in einem trubeligen Gruppenraum Gold wert ist. Moderne Korkböden sind gut versiegelt, aber bei stehender Nässe (umgekippter Eimer) sind sie etwas empfindlicher als Linoleum.

Kautschuk ist quasi der große Bruder vom Linoleum – noch elastischer und robuster. Ihr kennt ihn vielleicht aus Turnhallen. Eine fantastische Wahl, aber meist auch die teuerste Option.

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Diamanten: Was macht den Edelstein so besonders?

Von Laminat rate ich in Gruppenräumen meistens ab. Es ist laut, hart und die Fugen quellen bei Feuchtigkeit schnell auf. Das ist bei Kindern, die auch mal was verschütten, einfach nicht praxisgerecht.

Farben und Licht: Funktion schlägt Trend

Klar, es gibt Farbpsychologie. Blau beruhigt, Gelb regt an. Aber die Praxis ist oft komplizierter. Ein kühles Blau in einem Nordraum ohne viel Tageslicht kann schnell erdrückend wirken. Und ein knalliges Rot an allen Wänden führt eher zu Reizüberflutung als zu Kreativität.

Mein Rat ist daher ganz pragmatisch:

  1. Schafft eine helle Basis: Haltet Decken und die meisten Wände in einem hellen, neutralen Ton. Das reflektiert das Licht, sorgt für eine freundliche Atmosphäre und spart sogar Strom, weil man weniger künstliches Licht braucht.
  2. Setzt gezielt Akzente: Nutzt Farbe, um Zonen zu schaffen. Eine einzelne Wand in einem ruhigen Grün für die Leseecke. Ein sonniges Gelb im Kreativbereich. Das gibt den Kindern Orientierung und Struktur.
  3. Testet Farben im Raum! Das ist so wichtig. Nehmt keine kleinen Farbkärtchen. Malt ein großes Stück Pappe (mindestens DIN A2) in eurem Wunschton an und klebt es mit Malerkrepp an die Wand. Beobachtet es einen Tag lang – morgens, mittags, bei Kunstlicht. Nur so seht ihr, wie die Farbe wirklich wirkt.

Funktion steht hier einfach über reiner Deko. Eine glatte, abwischbare Wand ist in einer Kita wertvoller als die angesagteste Wischtechnik, die nach zwei Jahren unansehnlich ist.

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Der unsichtbare Rahmen: Sicherheit und Vorschriften

Als Handwerksmeister bin ich dafür verantwortlich, dass alle Regeln eingehalten werden. Das schützt nicht nur die Kinder, sondern auch die Kita-Träger vor rechtlichen Problemen. Viele dieser Regeln kennt man als Laie gar nicht.

Die wichtigste Sammlung ist die Vorschrift der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kindertageseinrichtungen. Das ist sozusagen die Bibel für die Sicherheit und regelt alles – vom Klemmschutz an Türen bis zur Rutschfestigkeit der Böden.

Auch der Brandschutz ist ein riesiges Thema. Materialien in Fluchtwegen müssen oft mindestens „schwer entflammbar“ sein. Das legt ein Brandschutzkonzept fest, das nur Experten erstellen dürfen.

Kleiner Sicherheits-Check für zwischendurch: Wollt ihr mal eben schnell prüfen, wie es bei euch aussieht? Geht doch mal mit diesem Blick durch eure Räume:

  • Sind wirklich ALLE Steckdosen in Greifhöhe mit einer integrierten Kindersicherung ausgestattet?
  • Sind schwere Regale und Schränke fest an der Wand verdübelt, damit sie nicht kippen können?
  • Gibt es scharfe Ecken an Tischen oder Mauervorsprüngen, die man mit einem günstigen Kantenschutz (gibt’s im Baumarkt für wenige Euro) entschärfen könnte?

Das sind Kleinigkeiten, die im Ernstfall einen großen Unterschied machen.

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DIY: Wo Eltern helfen können – und wo nicht

Eine Eltern-Aktion am Wochenende, um die Wände zu streichen, ist eine tolle Sache für die Gemeinschaft. Aber es ist superwichtig, die Grenzen zu kennen.

Was gut in Eigenleistung geht:

  • Malerarbeiten, aber NUR auf bereits fachmännisch vorbereiteten und grundierten Wänden. Lasst euch vom Profi das richtige Material geben und kurz einweisen.
  • Aufbau von gekauften, zertifizierten Möbeln.
  • Gartenarbeiten oder das Streichen eines Holzzauns im Außenbereich.
  • Dekorieren, Bilder aufhängen, Vorhänge anbringen.

Wofür ihr UNBEDINGT einen Fachbetrieb braucht:

  • Alle Arbeiten am Untergrund (Spachteln, Schleifen, Grundieren).
  • Bodenverlegung (besonders Linoleum oder Kautschuk).
  • Alle Elektro- und Wasserinstallationen. Punkt.
  • Trockenbau oder der Bau von festen Einbauten wie Hochebenen. Solche Konstruktionen müssen statisch sicher sein und oft von der Unfallkasse abgenommen werden.

Ganz ehrlich: Wer hier am falschen Ende spart, zahlt am Ende doppelt. Und riskiert im schlimmsten Fall die Sicherheit der Kinder.

Was kostet der Spaß wirklich? Eine ehrliche Einschätzung

Die Frage „Was kostet das?“ ist natürlich die erste, die kommt. Pauschale Zahlen sind aber unseriös. Die Kosten hängen von der Raumgröße, dem Zustand der Wände, der Materialwahl und auch der Region ab.

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Aber um euch ein Gefühl zu geben, machen wir mal ein konkretes Beispiel: Ein 50 qm großer Gruppenraum in einem Altbau mit Wänden, die einige Vorarbeit brauchen.

  • Allein für die fachgerechte Sanierung der Wände und der Decke (Untergrund vorbereiten, grundieren, zweimal streichen mit hochwertiger Farbe) solltet ihr bei einem Fachbetrieb mit etwa 3.000 € bis 5.000 € rechnen.
  • Kommt dann noch ein neuer, hochwertiger Boden wie Linoleum dazu, landet ihr schnell im Bereich von 7.000 € bis 10.000 € für den gesamten Raum.

Achtung! Wenn ihr euch Angebote einholt, achtet darauf, dass alles detailliert aufgelistet ist. Ein gutes Angebot sollte folgende Punkte klar benennen:

  • Genaue Beschreibung der Untergrundvorbereitung (z.B. „Altanstrich anschleifen, Spachtelarbeiten, Tiefengrund auftragen“).
  • Die exakte Produktbezeichnung der Farbe, inklusive Nassabriebklasse.
  • Separate Kosten für Abdeckarbeiten und die Entsorgung von Altmaterialien.
  • Ein Zeitplan. Und hier kommt der nächste wichtige Punkt…

Wie lange dauert so eine Renovierung eigentlich? Plant realistisch! Für die komplette Sanierung eines 50-qm-Raums (Wände, Decke, neuer Boden) braucht ein Profi-Team gut und gerne ein bis zwei volle Wochen. In dieser Zeit muss der Raum komplett leer und unzugänglich sein. Legt solche Projekte also am besten in die Sommerschließzeit oder andere Ferien.

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Eine Investition, die sich jeden Tag auszahlt

Einen Kindergartenraum zu gestalten, ist keine Ausgabe, sondern eine Investition. Eine Investition in eine sichere, gesunde und anregende Umgebung für unsere Kinder. Und auch in die Arbeitsqualität der Erzieherinnen und Erzieher.

Ich sage meinen Azubis immer: „Unsere Arbeit bleibt. Wir schaffen Oberflächen, die Menschen jeden Tag sehen, fühlen und erleben.“ Im Kindergarten gilt das mehr als irgendwo sonst. Die Sorgfalt, die wir heute in eine Wand oder einen Boden stecken, kommt den Kindern über Jahre zugute. Und das ist gute, ehrliche Handwerksarbeit. Und die ist ihren Preis immer wert.

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Worauf muss ich bei der Farbauswahl achten, damit sie für Kinder wirklich unbedenklich ist?

Der entscheidende Hinweis steht meist klein auf dem Eimer. Halten Sie Ausschau nach zwei wichtigen Kennzeichnungen: dem Blauen Engel und der Norm DIN EN 71-3. Letztere ist die „Spielzeugnorm“ und garantiert, dass selbst wenn ein Kind ein Stückchen getrocknete Farbe in den Mund nehmen würde, keine schädlichen Stoffe wie Schwermetalle freigesetzt werden. Achten Sie zudem auf die Kennzeichnung „VOC-frei“ oder „lösemittel- und weichmacherfrei“, denn diese flüchtigen organischen Verbindungen können die Raumluft belasten und die Gesundheit beeinträchtigen. Marken wie KEIM mit ihren reinen Silikatfarben oder spezielle „Sensitiv“-Linien, etwa von Caparol, sind hier oft die erste Wahl für Profis in sensiblen Bereichen.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.