Dein Lederstuhl fürs Leben: Ein Polsterer packt aus, worauf es wirklich ankommt
Eleganz im Esszimmer? Entdecken Sie, wie Lederstühle Ihr Zuhause in eine stilvolle Oase verwandeln können!
Ein Lederstuhl im Esszimmer ist nicht nur ein Möbelstück, sondern ein Statement. Stellen Sie sich vor, wie der Stuhl Geschichten von festlichen Abendessen und gemütlichen Brunches erzählt. Er ist der stille Begleiter, der den Raum mit seinem luxuriösen Charme erfüllt. Lassen Sie uns gemeinsam auf eine Reise durch 50 faszinierende Designs gehen, die nicht nur Komfort, sondern auch einen Hauch von Luxus versprechen.
Bevor wir loslegen, mal was Persönliches: Seit über 30 Jahren stehe ich in meiner Polsterwerkstatt. Der Geruch von Leder, Holzleim und Rosshaar ist für mich wie für andere der Duft von frischem Kaffee. Ich habe Hunderte, vielleicht Tausende Stühle in den Händen gehabt – von massiven Erbstücken, deren Holzverbindungen auch nach einem Jahrhundert noch bombenfest saßen, bis zu modernen „Designerstücken“, die nach zwei Jahren reif für den Sperrmüll waren.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fundament: Warum der Rahmen über alles entscheidet
- Das unsichtbare Herz: Was eine gute Polsterung ausmacht
- Das Leder: Warum „Echtleder“ fast nichts bedeutet
- Die Preisfrage: Was bekommst du für dein Geld?
- Achtung: Die 3 größten Fallen, auf die fast jeder reinfällt
- Dein Spickzettel für den Möbelhaus-Besuch
- Neues Leben für alte Schätze: Der Gebrauchtmarkt-Guide
- Ein Wort zum Schluss: Pflege und Reparatur
- Bildergalerie
Ganz ehrlich? Ich schreibe das hier nicht, um dir was zu verkaufen. Meine Auftragsbücher sind voll. Ich schreibe das, weil ich es leid bin, wie Leute mit schönen Worten und mieser Qualität über den Tisch gezogen werden. Ein Stuhl ist kein Wegwerfartikel, sondern ein Begleiter. Er trägt dich, stützt dich und sollte das über Jahrzehnte tun. Ob ein Lederstuhl 300 oder 3.000 Euro kostet, ist keine Frage der Marke, sondern der Substanz.
Komm mit in meine Werkstatt. Wir schauen zusammen unter den Bezug, klopfen aufs Holz und riechen am Leder. Danach siehst du jeden Stuhl mit anderen Augen. Versprochen.

Das Fundament: Warum der Rahmen über alles entscheidet
Ein Lederstuhl ist wie ein Haus: Ohne ein stabiles Fundament ist die schönste Fassade wertlos. Beim Stuhl ist das Fundament das Gestell. Und genau hier, im Verborgenen, wird am häufigsten gespart.
Holz, Metall oder doch nur Pressspan?
Im Grunde gibt es zwei Welten. Da wäre einmal Massivholz, der absolute Goldstandard. Hölzer wie Buche, Eiche oder Esche sind robust, langlebig und lassen sich reparieren. Buche ist der Klassiker – hart, zäh und gut zu verarbeiten. Ein Gestell aus Massivholz hat Gewicht. Kleiner Tipp: Wenn du einen Stuhl anhebst und er sich überraschend schwer anfühlt, ist das meist ein gutes Zeichen.
Auf der anderen Seite stehen Holzwerkstoffe und Metall. Günstigere Stühle nutzen oft Rahmen aus Schichtholz oder sogar MDF-Platten. Die sind nicht per se schlecht, aber eben anfälliger für Feuchtigkeit und Brüche. Eine Reparatur ist da oft unmöglich. Dünne Metallrohre können sich verbiegen, Schweißnähte brechen. Ein einfacher Test aus der Praxis: Klopf mal mit dem Fingerknöchel an eine verdeckte Stelle am Stuhlbein. Massivholz klingt satt und dumpf. Ein heller, hohler Ton deutet auf leichtere Materialien hin.

Die Kunst der Verbindung: Gezapft statt getackert
Noch wichtiger als das Holz ist, wie es zusammenhält. Ein Meisterstück erkennst du an den Verbindungen. Die stabilste Methode ist die traditionelle Zapfenverbindung. Stell dir vor, ein massiver Holzzapfen wird passgenau in eine Aussparung im Gegenstück geleimt. Das hält ewig. In der Massenproduktion wird stattdessen geschraubt und getackert. Das ist schneller und billiger, aber Schrauben lockern sich mit der Zeit, und der Stuhl fängt an zu wackeln – das erste Anzeichen für das nahende Ende.
Gut zu wissen: Achte auf Prüfnormen! Die wichtigste für Sitzmöbel ist die DIN EN 1728, die Festigkeit und Haltbarkeit testet. Frag den Verkäufer im Laden nicht nur, OB der Stuhl die Norm erfüllt, sondern WO das steht. Oft gibt es einen Aufkleber unter der Sitzfläche oder ein Produktdatenblatt. Wenn der Verkäufer dich nur mit großen Augen anschaut, ist das eine rote Flagge.
Das unsichtbare Herz: Was eine gute Polsterung ausmacht
Der beste Rahmen nützt nichts, wenn du nach zehn Minuten auf Holz sitzt. Die Polsterung ist entscheidend für den Komfort, und die wahren Qualitätsunterschiede spürst du erst nach Monaten.

Unter dem sichtbaren Polster liegt der Unterbau. Traditionell sind das von Hand gespannte Jutegurte. Heute findet man oft eine Nosagfederung (auch Wellenfederung genannt). Das sind schlangenförmige Stahlfedern, die eine super Unterstützung bieten und extrem haltbar sind. Ein klares Zeichen für Qualität! Bei Billigstühlen? Manchmal nur eine dünne Sperrholzplatte oder ein paar billige Gummibänder, die schnell durchhängen.
Und dann der Schaumstoff. Hier wird’s technisch, aber das musst du wissen: Das Wichtigste ist das Raumgewicht (RG). Es gibt an, wie viel Material im Schaumstoff steckt. Ein hohes RG bedeutet Langlebigkeit. Für eine Sitzfläche sollte es mindestens RG 40 (also 40 kg Material pro Kubikmeter) sein, besser noch mehr. Bei günstigen Stühlen wird oft nur RG 25 verbaut. Fühlt sich im Laden weich an, aber nach einem Jahr hast du eine Sitzkuhle. Ein hochwertiger Stuhl hat oft Kaltschaum mit einem RG von 50 oder mehr. Der ist atmungsaktiv und springt sofort in seine Form zurück. So ein Schaumstoff allein kann im Einkauf schon 50-80 € pro Quadratmeter kosten – das erklärt einiges am Preis, oder?

Das Leder: Warum „Echtleder“ fast nichts bedeutet
Das Leder ist das, was du siehst und fühlst. Aber der Begriff „Echtleder“ ist oft irreführend. Hier ist, was du wirklich wissen musst, um die richtige Wahl für dich zu treffen:
- Für die Puristen: Anilinleder. Das ist die oberste, wertvollste Schicht der Haut. Man sieht die Poren und kleinen Naturmerkmale. Es fühlt sich unglaublich warm und weich an und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Aber Achtung: Es ist extrem empfindlich gegen Schmutz und Flecken. Perfekt für den Kenner ohne kleine Kinder oder Haustiere.
- Der Allrounder: Semianilinleder. Das ist quasi Anilinleder mit einer hauchdünnen Schutzschicht. Man erkennt die natürliche Struktur noch, aber es ist deutlich robuster und verzeiht auch mal ein kleines Malheur. Ein super Kompromiss zwischen Natürlichkeit und Alltagstauglichkeit.
- Das Arbeitstier: Pigmentiertes Leder. Hier wird eine richtige Farb- und Schutzschicht aufgetragen. Das macht es super robust, pflegeleicht und unempfindlich. Es fühlt sich kühler und glatter an und hat keine sichtbare Patina. Die ideale Wahl für Familien mit Kindern oder wenn der Stuhl stark beansprucht wird.
- Finger weg von: Lederfaserstoff. Das sind zermahlene Lederreste, die mit Bindemitteln auf ein Trägermaterial gepresst werden. Die Oberfläche ist aus Kunststoff. Das sieht anfangs okay aus, bricht aber nach kurzer Zeit auf und blättert ab. Wenn ein „Lederstuhl“ verdächtig günstig ist (unter 200 €), handelt es sich oft um dieses Material.

Die Preisfrage: Was bekommst du für dein Geld?
Warum diese riesigen Preisunterschiede? Lass uns mal drei typische Stühle zerlegen:
- Der Blender für ca. 300 Euro: Hier bekommst du meist einen Rahmen aus Sperrholz und MDF, getackert und geschraubt. Die Polsterung besteht aus billigen Gummigurten und einem Schaumstoff mit niedrigem Raumgewicht (RG 25). Beim Leder handelt es sich oft um pigmentiertes Spaltleder auf der Sitzfläche und Kunstleder an den Seiten und hinten. Lebenserwartung? Vielleicht 2-5 Jahre.
- Die goldene Mitte für 800-1.200 Euro: Das ist der Bereich, wo die meisten fündig werden. Hier kannst du schon einen soliden Massivholzrahmen erwarten (oft Buche), der sauber verschraubt und verleimt ist. Die Polsterung hat meist eine Nosagfederung und einen ordentlichen Kaltschaum (RG 40-45). Das Leder ist in der Regel ein gutes, pigmentiertes oder sogar Semianilin-Echtleder rundum. Ein solcher Stuhl ist ein treuer Begleiter für 10-15 Jahre.
- Das Meisterstück für über 3.000 Euro: Hier sprechen wir von einem Erbstück. Ein Rahmen aus massivem Nussbaum oder Eiche, traditionell mit Zapfenverbindungen gefertigt. Eine mehrschichtige Kaltschaum-Polsterung (RG 50+) auf Jutegurten. Bezogen mit einer kompletten Haut aus bestem, vielleicht sogar pflanzlich gegerbtem Anilinleder. Handwerklich perfekt verarbeitet, oft in Europa. Lebenserwartung: Ein Leben lang und darüber hinaus.

Achtung: Die 3 größten Fallen, auf die fast jeder reinfällt
- Dem Wort „Echtleder“ blind vertrauen. Wie du jetzt weißt, kann das alles von hochwertigem Anilin bis zu beschichtetem Spaltleder bedeuten. Frag immer nach, um welche Lederart es sich genau handelt!
- Nur auf die Optik achten. Der schönste Stuhl ist wertlos, wenn der Unterbau nichts taugt. Der Blick unter den Stuhl und der Wackeltest sind Pflicht.
- Den Sitztest im Laden abkürzen. Setz dich nicht nur für 10 Sekunden drauf. Bleib mal fünf Minuten sitzen. Fühlt es sich immer noch gut an? Stützt die Lehne richtig? Nur so merkst du, ob der Stuhl wirklich zu dir passt.
Dein Spickzettel für den Möbelhaus-Besuch
Mit diesem Wissen bist du gewappnet. Mach im Geschäft den Check:
- Der Wackeltest: Fass die Lehne oben an und rüttle sanft. Ein guter Stuhl steht fest und knarrt nicht.
- Der Hebetest: Heb den Stuhl an. Fühlt er sich solide und schwer an (Massivholz!) oder federleicht?
- Der Blick drunter: Kipp den Stuhl. Siehst du saubere Arbeit oder nur wild getackerte Kanten?
- Der Fühl- und Riechtest: Fass das Leder an. Warm und weich (Anilin) oder kühl und glatt (pigmentiert)? Riecht es dezent nach Leder oder penetrant nach Chemie?
- Fragen, fragen, fragen: „Aus welchem Holz ist das Gestell?“, „Welches Raumgewicht hat der Schaumstoff?“, „Ist das Vollnarbenleder?“. Ein guter Verkäufer kann das beantworten.

Neues Leben für alte Schätze: Der Gebrauchtmarkt-Guide
Du liebst Erbstücke? Super! Auf Flohmärkten oder bei Kleinanzeigen kann man wahre Schätze finden. Achte auf eine gute Substanz, die sich zum Aufarbeiten lohnt (plane hierfür je nach Aufwand 300-600 € beim Polsterer ein).
- Priorität 1: Das Gestell. Wackeln ist okay, das kann man oft nachleimen. Aber gebrochene oder gerissene Holzteile sind ein K.O.-Kriterium. Massivholz ist Pflicht!
- Priorität 2: Die Form. Gefällt dir die Silhouette des Stuhls? Die Polsterung und das Leder kann man komplett erneuern, die Grundform nicht.
- Der Zustand des Leders: Ist es nur speckig und schmutzig oder richtig brüchig und rissig? Leichte Abnutzung und Patina sind Charme, tiefe Risse bedeuten einen Neubezug.
Ein Wort zum Schluss: Pflege und Reparatur
Ein guter Lederstuhl ist eine Investition. Also stell ihn nicht in die pralle Sonne oder direkt an die Heizung. Zur Reinigung nimm destilliertes Wasser und spezielle, pH-neutrale Lederreiniger. Finger weg von Spülmittel oder scharfen Haushaltsreinigern!

Je nach Lederart braucht er ein- bis zweimal im Jahr eine gute Pflegelotion, um geschmeidig zu bleiben. Produkte von Fachfirmen sind hier meist eine sichere Bank. Und falls mal eine Naht aufgeht oder das Gestell bricht: Bitte nicht selbst mit Sekundenkleber ran! Damit machst du es meist nur schlimmer. Einen guten Polsterer findest du oft über die lokale Raumausstatter-Innung oder durch eine Empfehlung im guten Stoff- oder Möbelgeschäft. Eine fachgerechte Reparatur kostet zwar etwas, rettet deinen Stuhl aber für viele weitere Jahre.
Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in meine Welt hat dir geholfen. Kauf bewusst und das Beste, was dein Budget hergibt. Dann hast du einen Freund fürs Leben.
Bildergalerie


Man unterscheidet grob drei Lederarten, die über den Charakter Ihres Stuhls entscheiden. Anilinleder ist das natürlichste, offenporig und warm – aber auch empfindlich. Semianilinleder hat eine dünne Schutzschicht, die es alltagstauglicher macht, ohne die Haptik komplett zu opfern. Pigmentiertes Leder ist am robustesten und pflegeleichtesten, da eine Farbschicht die Oberfläche versiegelt. Es fühlt sich aber oft kühler und weniger „lebendig“ an.


- Drücken Sie mit dem Daumen fest ins Leder. Bilden sich feine Fältchen um den Abdruck, die schnell wieder verschwinden? Das ist ein Zeichen für echtes, elastisches Leder.
- Riechen Sie daran! Echter, guter Geruch ist ein Qualitätsmerkmal. Ein chemischer oder plastikartiger Geruch deutet auf minderwertige Gerbung oder Kunstleder hin.
- Suchen Sie nach kleinen Unregelmäßigkeiten wie Narben oder Mückenstichen. Sie sind keine Fehler, sondern ein Echtheitszertifikat der Natur.

Achten Sie auf die Naht: Eine hochwertige Naht ist mehr als nur ein Faden. Sie sollte absolut gerade, gleichmäßig und dezent sein. Doppelnähte (Kappnähte) sind ein Indikator für hohe Stabilität, besonders an stark beanspruchten Kanten. Wenn die Stiche ungleichmäßig sind oder der Faden ausfranst, wurde hier am falschen Ende gespart – und genau hier wird der Stuhl als Erstes nachgeben.


Ein hochwertiger, gut gepflegter Lederstuhl aus Massivholz kann problemlos 50 bis 100 Jahre halten und wird oft über Generationen weitergegeben. Im Gegensatz dazu liegt die durchschnittliche Lebensdauer eines Billigmöbelstücks oft bei unter fünf Jahren.

Wie riecht Qualität eigentlich?
Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein. Gutes Leder hat einen unverwechselbaren, erdigen und warmen Duft. Er ist das Ergebnis eines komplexen Gerbprozesses mit pflanzlichen oder mineralischen Stoffen. Dieser Geruch ist ein Versprechen von Langlebigkeit. Billiges „Echtleder“ wird oft schnell und mit aggressiven Chemikalien gegerbt, was einen stechenden, unangenehmen Geruch hinterlässt. Vertrauen Sie Ihrer Nase – sie ist ein erstaunlich guter Lügendetektor in der Möbelwelt.


Vollnarbenleder: Die oberste, wertvollste Schicht der Tierhaut. Alle natürlichen Merkmale bleiben sichtbar. Extrem langlebig, entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina.
Spaltleder: Die untere Hautschicht, die nach dem Abspalten der oberen Schicht übrig bleibt. Weniger robust und oft mit einer künstlichen Narbenprägung und Farbe versehen, um hochwertiger auszusehen.
Für einen Stuhl, der ein Leben lang hält, ist Vollnarbenleder immer die bessere, wenn auch teurere Wahl.

Die Polsterung ist die Seele des Komforts. Günstige Stühle nutzen oft einfachen Schaumstoff, der nach wenigen Jahren seine Form verliert und „durchgesessen“ ist. Eine hochwertige Polsterung hingegen besteht aus mehreren Schichten formstabilen Kaltschaums mit unterschiedlichen Dichten. Die traditionelle, langlebigste Methode ist ein Federkern mit einer Auflage aus Rosshaar und Kokosfasern – eine Kunst, die heute nur noch wenige Manufakturen wie Thonet oder COR beherrschen und die sich im Sitzgefühl und in der Haltbarkeit bezahlt macht.


- Die berühmte Patina – der Glanz und die leichten Farbveränderungen, die durch Gebrauch entstehen.
- Ein Sitzgefühl, das sich über die Jahre perfekt an den Körper anpasst.
- Ein zeitloser Look, der Moden überdauert und immer stilvoll bleibt.
Das Geheimnis? Hochwertiges Anilin- oder Semianilinleder, das „atmen“ und leben darf.


Laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur ist die Möbelindustrie einer der größten Abfallproduzenten. Die Investition in ein langlebiges Möbelstück reduziert nicht nur den persönlichen Abfall, sondern schont auch Ressourcen erheblich.
Das bedeutet konkret: Ein Stuhl, der 30 Jahre hält, ersetzt mindestens fünf bis sechs Billigstühle. Die Energie, das Wasser und die Rohstoffe, die für deren Produktion und Transport nötig gewesen wären, werden eingespart. Qualität ist also nicht nur eine Frage des Stils, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Vorsicht vor „Bonded Leather“: Dieser Begriff klingt hochwertig, bezeichnet aber ein Material, das aus Lederresten besteht. Kleine Lederfasern werden zermahlen und mit Polyurethan oder Latex auf ein Trägermaterial geklebt. Es hat nicht die Atmungsaktivität, Elastizität oder Langlebigkeit von echtem Leder und neigt dazu, nach kurzer Zeit zu bröckeln und sich abzulösen. Ein ehrlicher Polsterer würde es niemals für einen Sitz verwenden.


Passt ein cognacfarbener Lederstuhl zu einer grauen Wand?
Absolut! Leder in warmen Brauntönen wie Cognac, Tabak oder Bernstein ist ein fantastischer Kontrapunkt zu kühlen, neutralen Farben wie Grau, Anthrazit oder sogar tiefem Blau. Der warme Ton des Leders bringt Leben und eine organische Textur in den Raum, die verhindert, dass eine moderne Einrichtung steril wirkt. Es ist eine klassische Kombination, die in der Innenarchitektur immer funktioniert, weil sie auf einem natürlichen Farb- und Materialkontrast beruht.

Gute Pflege beginnt mit dem richtigen Werkzeug. Anstatt zu universellen Supermarkt-Reinigern zu greifen, investieren Sie in ein spezialisiertes Set.
- Für die regelmäßige Reinigung: Ein milder Lederreiniger, z.B. von Keralux oder Colourlock.
- Für die Pflege: Eine Lederpflegelotion oder ein Balsam mit UV-Schutz, um das Leder geschmeidig zu halten und vor dem Ausbleichen zu schützen. Zweimal im Jahr anwenden.
- Für Notfälle: Ein Fleckenentferner speziell für Leder.


„Das beste Design ist das, das man am wenigsten bemerkt, weil es einfach funktioniert. Ein guter Stuhl stützt, ohne zu stören, und hält, ohne aufzufallen.“ – Dieter Rams (sinngemäß)

Der Freischwinger, popularisiert durch Designer wie Mart Stam und Marcel Breuer in der Bauhaus-Ära, ist nicht nur eine Stil-Ikone. Sein Gestell aus gebogenem Stahlrohr bietet ein einzigartiges Sitzgefühl: Es gibt leicht nach und schwingt sanft mit den Bewegungen des Körpers. Das macht ihn oft bequemer für langes Sitzen als einen starren Vierbeiner. Achten Sie auf die Qualität des Stahls und die Verarbeitung der Schweißnähte – hier zeigt sich, ob es ein echter Klassiker oder nur eine billige Kopie ist.


- Verwenden Sie niemals Fensterreiniger, Spülmittel oder scharfe Allzweckreiniger. Sie zerstören die Schutzschicht des Leders und trocknen es aus.
- Reiben Sie Flecken nicht mit Gewalt. Tupfen Sie Flüssigkeiten sofort mit einem saugfähigen Tuch ab.
- Testen Sie jedes neue Pflegemittel immer zuerst an einer unauffälligen Stelle, z.B. an der Unterseite des Stuhls.

Direkte Sonneneinstrahlung ist der größte Feind von Leder. UV-Strahlen bleichen die Farbe aus – besonders bei dunklen und gefärbten Ledern – und trocknen die natürlichen Öle im Material aus. Das Ergebnis: Das Leder wird spröde, rissig und verliert seine Geschmeidigkeit. Platzieren Sie Ihre wertvollen Stühle daher nie dauerhaft in direktem Sonnenlicht oder schützen Sie sie tagsüber mit Vorhängen oder Jalousien.


Sind kleine Kratzer ein Reklamationsgrund?
Bei hochwertigem, naturbelassenem Leder: absolut nicht! Im Gegenteil, sie sind Teil des Charakters. Man nennt diesen Prozess „Patina-Bildung“. Jeder Kratzer, jeder Abdruck erzählt eine Geschichte und macht den Stuhl zu einem Unikat. Mit der Zeit verschmelzen diese Spuren zu einer einzigartigen, lebendigen Oberfläche. Nur bei stark pigmentiertem, versiegeltem Leder, bei dem die Farbschicht beschädigt ist, könnte man von einem Mangel sprechen.


Ein Blick auf den Gebrauchtmarkt kann sich lohnen. Ein 10 Jahre alter Stuhl einer Top-Marke wie Vitra, Cassina oder de Sede ist oft eine weitaus bessere Investition als ein neuer Stuhl aus dem Möbeldiscounter. Das Holz ist massiv, das Leder von höchster Qualität und die Konstruktion für die Ewigkeit gemacht. Mit einer professionellen Reinigung und Pflege sieht er oft fast wie neu aus, hat aber bereits einen einzigartigen Charakter entwickelt.

Die Frage der Armlehnen: Armlehnen bieten zusätzlichen Komfort, besonders bei langen Abendessen. Sie definieren aber auch den Platzbedarf. Stühle ohne Armlehnen wirken leichter, lassen sich komplett unter den Tisch schieben und sparen Platz. Ein guter Kompromiss: Kombinieren Sie Stühle mit und ohne Armlehnen, wobei die Modelle mit Lehnen an den Kopfenden des Tisches platziert werden.


Der legendäre Designer Charles Eames war besessen von der perfekten Sitzschale. Er und seine Frau Ray experimentierten jahrelang, um eine Form zu schaffen, die den menschlichen Körper optimal stützt. Ihr Credo: „The role of the designer is that of a good, thoughtful host whose primary concern is the comfort of his guest.“

- Der Stuhl fühlt sich schwer und solide an.
- Die Verbindungen sind gezapft oder geschlitzt, nicht nur geschraubt oder geklammert.
- Das Leder ist auch an der Unterseite und an verdeckten Stellen von guter Qualität.
Das Ergebnis? Ein Sitzmöbel, das Sie nicht nur besitzen, sondern mit dem Sie leben und das Sie eines Tages weitergeben können.


Der Farbtrend: Mut zu Nicht-Farben und Juwelentönen. Während Braun und Schwarz Klassiker sind, setzen Interior-Designer aktuell auf subtile Töne wie Taupe, Greige (eine Mischung aus Grau und Beige) oder Off-White. Diese Farben verleihen dem Leder eine moderne, leichte Anmutung. Für Mutige sind Lederstühle in tiefen Juwelentönen wie Saphirblau, Smaragdgrün oder Rubinrot ein absolutes Statement und der Star in jedem Esszimmer.

Kann man Kunstleder heute noch von Echtleder unterscheiden?
Ja, auch wenn hochwertige Kunstleder (oft als „veganes Leder“ vermarktet) optisch sehr gut geworden sind. Der entscheidende Unterschied liegt in der Haptik und im Alterungsprozess. Echtes Leder passt sich der Körpertemperatur an und fühlt sich warm an, während Kunstleder oft kühl bleibt. Zudem entwickelt Echtleder eine Patina, wird schöner. Kunstleder hingegen neigt bei Verschleiß dazu, an der Oberfläche zu brechen oder sich abzulösen. Es altert nicht, es geht kaputt.


Der Abstand zwischen Sitzfläche und Tischplatte ist entscheidend für den Komfort. Die ideale Distanz beträgt zwischen 27 und 30 Zentimetern. Messen Sie vor dem Kauf die Höhe Ihrer Tischunterkante und vergleichen Sie sie mit der Sitzhöhe des Stuhls. Berücksichtigen Sie auch die Höhe der Armlehnen – passen diese unter den Tisch? Nichts ist ärgerlicher als ein wunderschöner Stuhl, der sich nicht richtig an den Esstisch schieben lässt.
Die Verarbeitung des Leders an den Kanten und Ecken verrät viel über die Sorgfalt des Herstellers. Achten Sie auf die „Paspel“, eine mit einer Schnur verstärkte Naht an den Kanten. Ist sie sauber vernäht und gleichmäßig? Oder sind die Ecken nur grob umgeschlagen und getackert (oft an der Unterseite sichtbar)? Eine saubere Paspelierung ist nicht nur schöner, sondern schützt die Kanten auch vor Abrieb und sorgt für eine langanhaltende Formstabilität des Bezugs.




