Was der Schiefe Turm von Pisa uns über unser eigenes Zuhause verrät

Wussten Sie, dass der schiefe Turm von Pisa nicht einmal die schiefste Struktur der Welt ist? Entdecken Sie die faszinierende Geschichte dahinter!

von Filip Fester

Ich stand schon oft vor beeindruckenden Bauwerken. Als Handwerksmeister mit ein paar Jahrzehnten auf dem Buckel habe ich wirklich viel gesehen. Ich habe an alten Kirchen gewerkelt, bei denen jeder Stein eine Geschichte flüstert, und Lehrlingen beigebracht, wie man einem alten Gemäuer mit Respekt begegnet. Aber als ich das erste Mal in Pisa auf der Piazza dei Miracoli stand, war es anders. Da sah ich nicht nur ein Postkartenmotiv. Ich sah ein Lehrstück über Baugrund, Materialermüdung und den verdammt schmalen Grat zwischen genialer Baukunst und purem Glück.

Die meisten Leute machen ja ihre Späßchen und stützen den Turm für ein Foto. Kennen wir alle. Ich aber sehe die unsichtbaren Kräfte, die an diesem Koloss zerren. Ich denke an die Handwerker von damals, die verzweifelt versucht haben müssen, die Neigung irgendwie auszugleichen. Und ich denke an die Profis, die vor nicht allzu langer Zeit eine der heikelsten Rettungsaktionen der Baugeschichte gemeistert haben. Dieser Turm ist mehr als nur schief. Er ist eine Mahnung und ein Wunder zugleich.

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Er zeigt uns, was passiert, wenn man die wichtigste Regel am Bau missachtet: Kenne deinen Untergrund! Aber er zeigt auch, wozu Menschen fähig sind, wenn sie ein Problem mit Wissen, Mut und einer ordentlichen Portion Demut angehen. Kommen Sie, wir machen mal eine kleine Baustellenbegehung der anderen Art. Wir schauen nicht auf die Touristen, sondern in die Fundamente.

Das Fundament allen Übels: Der Butterbrot-Boden

Jeder gute Polier weiß: Alles fängt mit dem Fundament an. Wenn das nicht passt, kannst du das schönste Haus der Welt bauen – es wird Risse bekommen. In Pisa hat man das auf die harte Tour gelernt.

Bevor wir heute eine Bodenplatte gießen, ist ein Baugrundgutachten absolute Pflicht. Da bohrt ein Geologe tief in die Erde und schaut sich die Schichten an. Hätte man das damals gekonnt, stünde der Turm woanders. Der Untergrund dort ist eine echte Tücke. Oben liegt eine Schicht aus weichem Ton und Sand, darunter eine fast breiige Schicht aus Meereslehm. Erst viel tiefer kommt festerer Grund. Man kann sich das wie ein Butterbrot vorstellen: oben eine dünne Kruste, darunter die weiche Butter und erst ganz unten das harte Schneidebrett. Stellt euch jetzt vor, ihr drückt mit dem Daumen auf diese Stulle – genau das ist mit dem 14.500 Tonnen schweren Turm passiert.

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Das eigentliche Problem war aber, dass der Boden nicht gleichmäßig nachgegeben hat. Die Südseite steht auf dem weicheren Teil des „Butterbelags“. Sobald Gewicht draufkam, begann diese Seite abzusacken. Das Fundament selbst, ein Ring aus Stein und Mörtel, war für damalige Verhältnisse okay, aber für diese Last auf diesem Boden eine Katastrophe.

Ein Bau in Zeitlupe: Der Wettlauf mit der Schwerkraft

Paradoxerweise hat eine Sache den Turm vor dem sofortigen Einsturz bewahrt: der extrem langsame Bau. Der Bau wurde über Generationen hinweg immer wieder unterbrochen, oft für Jahrzehnte. Das lag an Kriegen und Geldmangel. Aber genau diese Pausen gaben dem weichen Boden Zeit, sich zu setzen. Das Wasser wurde aus dem Ton gepresst, der Untergrund wurde fester. Hätte man den Turm in einem Rutsch hochgezogen, wäre er längst eine Legende und ein Schutthaufen.

Die Baumeister waren ja nicht blind. Sie haben die Neigung früh bemerkt und versucht, gegenzusteuern. Eine Technik, die wir heute bei Sanierungen auch kennen, nur mit anderen Mitteln. Sie haben auf der Nordseite, also der Seite, die nach oben wanderte, die Stockwerke einfach ein paar Zentimeter höher gebaut. Wenn ihr euch mal Fotos genau anseht, erkennt ihr das: Der Turm ist nicht nur geneigt, sondern auch leicht gekrümmt wie eine Banane. Ein faszinierender Versuch, die Spitze wieder ins Lot zu bringen.

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Nicht nur Marmor, sondern eine clevere Mogelpackung

Von außen strahlt der Turm in edlem Carrara-Marmor. Ein fantastisches Material, sehr druckfest. Aber er ist keine massive Marmorsäule – das wäre unbezahlbar gewesen und hätte das Fundamentproblem nur verschlimmert.

Die Konstruktion ist ein sogenanntes Schalenmauerwerk. Außen und innen eine Schale aus teurem Marmor, der Hohlraum dazwischen wurde mit günstigerem Material gefüllt: Bruchsteine, Schutt und Mörtel. Das spart Zeit und Geld. Der Haken an der Sache: Wenn der Füllmörtel über die Jahrhunderte zerfällt, entstehen Hohlräume. Die Außenschale muss dann plötzlich viel mehr Last tragen als geplant. Und genau das ist passiert. Die enorme Scherkraft durch die Neigung hat das Material an seine Grenzen gebracht.

Die Rettung: Eine Operation am offenen Herzen

Vor einigen Jahrzehnten wurde es richtig brenzlig. Der Turm war kurz davor, den Kampf gegen die Schwerkraft zu verlieren. Was dann folgte, war eine Meisterleistung der Ingenieurskunst, vor der ich nur den Hut ziehen kann.

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Zuerst bekam der Turm ein Korsett aus Stahlreifen, um ein Zerbersten des Mauerwerks zu verhindern. Dann legte man fast 900 Tonnen schwere Bleibarren als Gegengewicht auf die Nordseite. Das hat den Druck auf den schwachen Boden im Süden entlastet und die Neigung minimal verringert. Eine Notlösung, aber sie hat Zeit gekauft.

Die endgültige Lösung war genial und riskant zugleich: die kontrollierte Bodenentnahme. Die Profis haben mit riesigen, korkenzieherartigen Bohrern ganz langsam Erde unter der Nordseite entfernt. Wir reden hier von winzigsten Mengen, alles computergesteuert und mit hunderten Sensoren überwacht. Man hat quasi der Nordseite geholfen, ein wenig abzusinken, damit sich der ganze Turm wieder ein Stück aufrichtet. Am Ende hat sich der Turm um etwa 45 Zentimeter zurückgeneigt – sicher genug für die nächsten Jahrhunderte, aber immer noch sichtbar schief. Perfekt.

Was hat das mit meinem Haus zu tun? Mehr als Sie denken!

Okay, jetzt wird’s praktisch. Die Geschichte von Pisa ist eine einzige große Lektion für jeden Hausbesitzer. Denn die Probleme von damals gibt es heute immer noch.

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Warnsignale für Ihr Zuhause: Wann Sie hellhörig werden sollten

Viele Leute kriegen ja Panik, wenn sie einen Riss in der Wand sehen. Aber Riss ist nicht gleich Riss. Darauf sollten Sie achten:

  • Harmloser Putzriss: Meist sehr fein (haardünn), verläuft oft wirr und ist nur oberflächlich im Putz. Entsteht durch normale Spannungen. Lästig, aber meist unbedenklich.
  • Bedenklicher Setzungsriss: Dieser Riss geht tiefer! Er verläuft oft diagonal von Ecken oder Fenstern weg, ist breiter und wird mit der Zeit größer. Er geht durch Fugen und Steine hindurch.
  • Weitere Alarmzeichen: Türen, die plötzlich klemmen oder von alleine auf- oder zuschwingen. Fenster, die sich nur noch mit Kraft schließen lassen. Fußböden, die spürbar abschüssig sind.

Kleiner Tipp: Machen Sie doch mal den Selbsttest. Nehmen Sie eine Wasserwaage und legen Sie sie auf verschiedene Fensterbänke, besonders im Keller. Oder lassen Sie eine Murmel über den Boden rollen. Das gibt Ihnen schnell ein erstes Gefühl für mögliche Schieflagen.

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Die goldenen Regeln für jeden Bauherren und Hausbesitzer

Aus den Fehlern in Pisa können wir direkt zwei goldene Regeln für unser eigenes Heim ableiten.

Regel Nr. 1: Das Baugrundgutachten ist heilig!

Ich kann es nicht oft genug sagen. Sparen Sie niemals am Baugrundgutachten. Ich habe Fälle gesehen, wo Bauherren darauf verzichtet haben. Ein Haus bekam nach zwei Jahren massive Risse, weil es auf einer unentdeckten Torflinse stand. Die Sanierung war ein Albtraum. Die paar tausend Euro für das Gutachten hätten hunderttausende Euro Schaden verhindert. Rechnen Sie mal mit 1.500 € bis 3.000 € für ein Gutachten bei einem typischen Einfamilienhaus. Das ist die beste Versicherung, die Sie abschließen können! Einen qualifizierten Gutachter finden Sie zum Beispiel über die örtliche Ingenieurkammer oder über Berufsverbände der Geowissenschaftler.

Regel Nr. 2: Respekt vor Nachbars Fundament!

Die Unterhöhlung in Pisa war ein hochspezialisierter Prozess. Im normalen Leben ist jede Grabung neben einem bestehenden Fundament brandgefährlich. Ich habe selbst einen Fall miterlebt, bei dem ein Hausbesitzer für seinen neuen Keller zu nah am Nachbarhaus gebuddelt hat. Die Stützmauer des Nachbarn gab nach und ist teilweise eingestürzt. Der Spaß hat den Verursacher am Ende über 20.000 Euro für die Reparatur und Unterfangung gekostet, den ganzen Ärger mal beiseitegelassen. Ganz klar: Für solche Arbeiten gelten strenge Bauvorschriften. Hier darf man niemals improvisieren. Niemals!

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Abschließende Gedanken eines alten Hasen

Der Schiefe Turm von Pisa ist für mich ein offenes Lehrbuch. Er erinnert uns daran, mit Demut an unsere Arbeit zu gehen. Wir können noch so tolle Pläne und Materialien haben – am Ende entscheidet die Natur, ob ein Bauwerk stehen bleibt.

Die Rettung zeigt aber auch, dass wir aus Fehlern lernen können. Der Turm steht heute stabiler als je zuvor und wird uns noch lange an diese Geschichte erinnern.

Und das ist vielleicht die wichtigste Lektion von allen: Ein Problem wird nicht besser, wenn man es ignoriert. Man muss es anpacken. Mit Respekt, mit Verstand und mit dem Mut, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Das gilt für ein weltberühmtes Monument genauso wie für den klemmenden Fensterrahmen in Ihrem Wohnzimmer.

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Manchmal sind es die kleinen Anzeichen im eigenen Haus, die auf grosse Probleme hindeuten. Eine Tür, die plötzlich klemmt, ein feiner Riss, der sich über die Wand zieht, oder Fliesen, die im Keller brechen. Das sind die leisen Hilferufe der Bausubstanz, die oft auf Setzungen im Untergrund zurückzuführen sind – eine Miniatur-Version des Pisa-Dramas direkt in unseren vier Wänden.

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  • Risse in Form einer Treppe an Aussen- oder Innenwänden.
  • Türen und Fenster, die sich nur noch schwer öffnen oder schliessen lassen.
  • Sichtbare Spalten zwischen Wand und Decke oder Fussboden.
  • Ein stetig feuchter Keller, obwohl die Abdichtung intakt sein sollte.

Erkennen Sie eines dieser Symptome? Dann ist es Zeit, einen Baufachmann zu rufen, bevor aus einem kleinen Problem ein teures Sanierungsprojekt wird.

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Was hat die moderne Bautechnik dem instabilen Boden von Pisa entgegenzusetzen?

Heute würde man bei solch einem Untergrund auf Tiefgründungen setzen. Eine gängige Methode sind Mikropfähle oder Verpresspfähle. Dabei werden dünne Stahlrohre tief in den Boden getrieben, bis sie eine tragfähige Schicht erreichen – wie Wurzeln eines Baumes, die sich im festen Erdreich verankern. Anschliessend wird Zementmörtel unter hohem Druck injiziert, der den Pfahl fest mit dem Erdreich und dem Fundament verbindet. Eine Technik, die auch bei der Sanierung von Altbauten oft die letzte Rettung ist.

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„Der Turm wurde durch eine Pause in der Bauphase gerettet. Die Unterbrechung von fast einem Jahrhundert ermöglichte es dem Boden, sich zu setzen und zu verfestigen. Ohne diese Pause wäre er wahrscheinlich schon während des Baus eingestürzt.“

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Moderner Schiefstand: Das Capital Gate in Abu Dhabi, auch als „Leaning Tower of Abu Dhabi“ bekannt, neigt sich um 18 Grad – viermal mehr als der Turm von Pisa!
Historisches Wunder: Die Neigung in Pisa war ein Unfall, der über Jahrhunderte korrigiert werden musste.
Der entscheidende Unterschied: In Abu Dhabi ist die Neigung gewollt und von Anfang an durch ein extrem tiefes Fundament und einen Kern aus Stahlbeton präzise kalkuliert. Ein Meisterwerk der Planung, kein glücklicher Zufall.

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Die Treppe im Inneren des Turms ist eine Erfahrung für sich. Die 294 Stufen sind durch die Füsse von Millionen Besuchern über Jahrhunderte ausgetreten und glatt poliert. Beim Aufstieg spürt man die Neigung des Turms am eigenen Körper. Man wird mal gegen die eine, mal gegen die andere Wand gedrückt – ein leicht schwindelerregendes Gefühl, das die unsichtbaren Kräfte, die am Bauwerk zerren, physisch erlebbar macht.

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Wichtigster Schutzwall für Ihr Fundament: Eine funktionierende Dachentwässerung. Wenn Regenrinnen verstopft sind oder Fallrohre direkt am Haus enden, sammelt sich Wasser genau dort, wo es am meisten Schaden anrichtet: am Fundament. Das Erdreich weicht auf, verliert seine Tragfähigkeit und drückt mit enormer Kraft gegen die Kellerwände. Eine regelmässige Reinigung der Dachrinne ist die günstigste Versicherung gegen teure Fundamentschäden.

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Man muss nicht immer gleich zum teuren Gutachter. Machen Sie den einfachen „Schraubglastest“, um ein Gefühl für Ihren Gartenboden zu bekommen:

  • Füllen Sie ein grosses Schraubglas zur Hälfte mit Erde aus Ihrem Garten.
  • Füllen Sie es mit Wasser auf, schütteln Sie kräftig und lassen Sie es für einige Stunden stehen.

Das Ergebnis? Unten setzen sich schwere Sand- und Kiespartikel ab, darüber lagert sich feinerer Schluff und ganz oben der leichte Ton. So sehen Sie die Zusammensetzung Ihres Bodens auf einen Blick.

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Bei der letzten grossen Rettungsaktion zwischen 1990 und 2001 wurde die Neigung des Turms um 45 Zentimeter reduziert – was ihn auf den Stand des frühen 19. Jahrhunderts zurückversetzte.

Dafür wurden unter der Nordseite des Fundaments 70 Tonnen Erde vorsichtig entfernt, sodass der Turm sich quasi von selbst wieder etwas aufrichten konnte. Eine Meisterleistung der Bodenmechanik, die das Bauwerk für die nächsten 300 Jahre gesichert hat.

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Ist eine leichte Schieflage im Altbau immer ein Alarmzeichen?

Nicht unbedingt. In vielen historischen Gebäuden sind leicht geneigte Böden oder nicht ganz lotrechte Wände Teil ihres Charakters. Man spricht hier von „Setzungen im Gleichgewicht“. Solange sich die Risse nicht vergrössern und keine neuen dazukommen, ist die Struktur meist stabil. Um dies zu überwachen, kann man Gipsmarken über bestehende Risse setzen. Bricht der Gips, ist Bewegung im Spiel und ein Fachmann sollte konsultiert werden.

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Das Prinzip Wabi-Sabi: In der japanischen Ästhetik feiert man die Schönheit des Unvollkommenen und Vergänglichen. Der Schiefe Turm von Pisa ist ein perfektes westliches Beispiel dafür. Sein Makel ist zu seinem Markenzeichen geworden, eine sichtbare Narbe, die seine turbulente Geschichte erzählt. Auch im eigenen Zuhause kann ein absichtlich unperfektes Detail, wie eine raue Ziegelwand oder eine alte Holztür, mehr Charakter schaffen als makellose Perfektion.

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Wasserwaage war gestern: Um die Neigung einer Wand präzise zu prüfen, nutzen Profis heute einen Kreuzlinienlaser, zum Beispiel von Marken wie Bosch Professional oder Stabila. Das Gerät projiziert eine perfekt lotrechte Linie an die Wand. Mit einem Zollstock misst man nun den Abstand von der Wand zur Laserlinie an mehreren Punkten von oben nach unten. Weichen die Werte voneinander ab, ist die Wand nicht im Lot.

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  • Sichtbare Stahlträger an der Decke.
  • Unverputzte Betonwände als Akzent.
  • Freiliegende Rohrleitungen im Industrial Style.

Was all diese Design-Entscheidungen gemeinsam haben? Sie machen die Statik und die „Knochen“ des Hauses zum sichtbaren Teil der Ästhetik. Eine Hommage an die Ingenieurskunst, die ein Gebäude zusammenhält – inspiriert von Bauwerken, bei denen die Struktur selbst die Hauptattraktion ist.

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Der weiche Untergrund aus Ton und Sand ist nicht nur ein schlechter Baugrund, er ist auch ein hervorragender Verstärker für seismische Wellen. Paradoxerweise hat genau diese Eigenschaft den Turm bei mindestens vier starken Erdbeben in der Region vor dem Einsturz bewahrt. Die Vibrationen des Bodens waren so beschaffen, dass sie nicht mit der Eigenfrequenz des Turms in Resonanz traten und ihn so vor dem Kollaps schützten. Ein Glücksfall der Physik!

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Der teuerste Fehler am Bau: Am Baugrundgutachten sparen. Die Kosten für eine solche geotechnische Untersuchung liegen meist bei nur 0,1 bis 0,5 % der gesamten Baukosten. Die Sanierung eines Fundamentschadens hingegen kann leicht 15 bis 25 % des Hauswertes verschlingen. Es ist die wichtigste Investition in die Langlebigkeit eines jeden Hauses.

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Wie fühlen sich 14.500 Tonnen an?

Das Gewicht des Turms entspricht etwa dem von 10.000 VW Golf. Stellen Sie sich vor, dieser riesige Autostapel würde auf einer Fläche von nur 285 Quadratmetern stehen – das ist die Grundfläche des Turms. Jeder einzelne Quadratmeter Boden unter dem Fundament muss eine Last von über 50 Tonnen tragen. Das macht verständlich, warum der „Butterbrot-Boden“ so schnell nachgegeben hat.

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Bei der Sanierung von Rissen im Fundament oder Kellerwänden kommt es auf das richtige Material an.
Epoxidharz-Injektion: Ideal, um schmale, trockene Risse kraftschlüssig zu verbinden und die ursprüngliche Stabilität wiederherzustellen. Produkte von Sika sind hier marktführend.
Polyurethanharz (PU-Harz): Die erste Wahl bei wasserführenden Rissen. Das Harz reagiert mit Wasser und expandiert, um den Riss flexibel und dauerhaft abzudichten.
Die Wahl des falschen Materials kann den Schaden langfristig sogar verschlimmern.

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  • Hohlräume unter der Bodenplatte im Keller.
  • Setzungsrisse, die stabilisiert werden müssen.
  • Anhebung von abgesackten Fundamenten oder ganzen Garagen.

Die Lösung? Expansionsharz-Injektionen. Bei diesem Verfahren, das zum Beispiel von Firmen wie Uretek angeboten wird, wird ein spezielles Harz in den Untergrund injiziert. Es dehnt sich innerhalb von Sekunden aus, verfestigt den Boden und kann millimetergenau ganze Bauteile anheben. Eine minimalinvasive Methode, die oft ohne grosse Bauarbeiten auskommt.

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Wichtiger Hinweis: Auch die Bepflanzung hat Einfluss auf Ihr Fundament. Grosse Bäume, die zu nah am Haus gepflanzt werden, können mit ihren Wurzeln Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen. Bei lehmigen Böden führt dies dazu, dass der Boden schrumpft und das Fundament absacken kann. Als Faustregel gilt: Der Abstand des Baumes zum Haus sollte mindestens seiner erwarteten vollen Höhe entsprechen.

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„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und grossartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.“ – Le Corbusier

Der Schiefe Turm von Pisa, mit seinem ständigen Spiel aus Licht und Schatten, das seine Neigung mal betont und mal kaschiert, ist vielleicht das unbeabsichtigt grossartigste Beispiel für diese Definition. Sein Überlebenskampf gegen die Schwerkraft ist zur höchsten Form der Baukunst geworden.

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Schon gewusst? Galileo Galilei, der berühmteste Sohn der Stadt Pisa, soll der Legende nach die Fallgesetze entdeckt haben, indem er Objekte von der Spitze des schiefen Turms fallen liess. Auch wenn Historiker dies heute bezweifeln, bleibt die Symbolik stark: Ein Bauwerk, das selbst den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen scheint, wird zur Bühne für deren Erforschung.

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Kann moderne Technik ein drohendes „Pisa-Problem“ vorhersagen?

Ja, mit intelligenten Monitoringsystemen. Sensoren, sogenannte Neigungsmesser und Extensometer, können permanent an kritischen Stellen eines Gebäudes angebracht werden. Sie messen winzigste Veränderungen in Neigung, Rissbreite oder Setzung und schlagen bei Abweichungen Alarm. Solche Systeme, wie sie etwa von Anbietern wie Glötzl oder Leica Geosystems entwickelt werden, sind die modernen Wächter der Baustatik.

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Der berühmte weisse Marmor, aus dem der Turm gebaut ist, hat ebenfalls zu den Problemen beigetragen. Er ist nicht nur extrem schwer, sondern auch anfällig für „Materialermüdung“. Die ständige einseitige Belastung durch die Neigung hat über die Jahrhunderte winzige Risse und Spannungen im Gestein verursacht, besonders auf der Südseite. Die Restauratoren mussten nicht nur den Boden, sondern auch den „müden“ Stein selbst stabilisieren.

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  • Weniger Bauschutt und Deponieabfälle.
  • Erhalt von „grauer Energie“ – der Energie, die bereits im Bau des Hauses steckt.
  • Bewahrung von historischem Charakter und Handwerkskunst.

Das Geheimnis? Eine sorgfältige Sanierung statt Abriss und Neubau. Genau wie beim Turm von Pisa ist die Rettung eines alten Gebäudes oft die nachhaltigste Lösung, die Ressourcen schont und die Geschichte eines Ortes am Leben erhält.

Aberglaube am Bau: Eine alte Legende besagt, dass der Architekt des Turms, Bonanno Pisano, so beschämt über die beginnende Neigung war, dass er seinen Namen nie mit dem Bauwerk in Verbindung bringen wollte. Sein Name bedeutet ironischerweise „Gutes Jahr, Pisaner“. Eine andere Geschichte erzählt, dass er bei der Enthüllung des unfertigen Turms vor Scham starb. Die Wahrheit ist: Die Identität des ersten Architekten ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.