Deine Landhausküche: Der ehrliche Guide zu Kosten, Qualität & cleveren DIY-Tricks
Die Küche ist nicht nur ein Raum, sondern ein Gefühl. Entdecken Sie, wie Landhausküchen Nostalgie und Gemütlichkeit vereinen!
„Küchen sind die Herzen der Häuser, wo Erinnerungen gekocht und Geschichten gewürzt werden.“ In einer Welt voller hektischer Küchenstudios, die leere Versprechen abgeben, stechen Landhausküchen mit ihrer warmen Umarmung hervor. Sie sind wie ein guter alter Freund, der dich mit einem Lächeln empfängt und mit Geschichten aus der Vergangenheit verwöhnt. Tauchen Sie ein in eine Welt, wo rustikale Holztische und der Duft frisch gebackenen Brotes eine Atmosphäre schaffen, die zum Verweilen einlädt.
Jedes Mal, wenn ich meine Werkstatt betrete, dieser Geruch von frischem Holz … das ist für mich Heimat. Als Tischlermeister habe ich in den letzten Jahrzehnten so ziemlich jede Küche gebaut, die man sich vorstellen kann. Von spiegelglatten, modernen Fronten bis hin zur rustikalen Bauernküche aus schwerer Eiche. Und immer wieder höre ich dieselbe Frage: „Warum sind Landhausküchen oft so verdammt teuer?“ Und direkt danach: „Geht das auch günstiger?“
Inhaltsverzeichnis
Die kurze Antwort: Ja, absolut! Aber – und das ist das Wichtige – man muss die Unterschiede kennen. Es geht hier nicht nur um die Optik. Es geht um das Herz der Küche: Material, handwerkliche Finessen und wie lange du daran Freude haben wirst. Lass uns das mal ganz ohne Werbe-Blabla auseinandernehmen.
Das Fundament: Welches Material passt wirklich zu dir?
Eine Landhausküche lebt von ihrem Material. Meistens ist das Holz oder etwas, das verdammt gut so aussieht. Aber Holz ist eben nicht gleich Holz, und genau hier versteckt sich der größte Teil des Preisschildes. Die Wahl entscheidet, ob deine Küche in fünf Jahren noch top dasteht oder schon die ersten Ermüdungserscheinungen zeigt.

1. Massivholz: Die ehrliche Haut für die Ewigkeit
Wenn wir Profis von einer „echten“ Landhausküche reden, meinen wir meistens Massivholz. Eiche, Kiefer, Buche … jedes Holz hat seinen eigenen Kopf und Charakter. Massivholz atmet. Klingt esoterisch, ist aber so. Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, was in einer dampfenden Küche ein riesiges Thema ist. Schubladen brauchen daher etwas mehr „Luft“ und Arbeitsplatten müssen clever montiert werden, damit sie sich nicht verziehen.
- Kostenfaktor: Hoch. Hier sprechen wir schnell über Küchen jenseits der 10.000-Euro-Marke. Das Rohmaterial ist teuer, die Verarbeitung braucht Zeit und Können.
- Haltbarkeit: Ein Leben lang, und wahrscheinlich noch das deiner Kinder. Man kann es immer wieder abschleifen und neu behandeln.
- Pflege: Vor allem geölte Flächen wollen regelmäßig (ca. 1-2 Mal im Jahr) eine dünne Schicht frisches Öl sehen. Ist aber in 30 Minuten erledigt.
- Reparatur: Kratzer? Dellen? Kein Problem. Abschleifen, neu ölen, fertig.
2. Echtholzfurnier: Der smarte Kompromiss
Stell dir eine Trägerplatte vor (meist eine stabile Tischler- oder Spanplatte), auf die eine hauchdünne Schicht echtes Holz geklebt wird. Ein gutes Furnier ist für Laien kaum von Massivholz zu unterscheiden und deutlich günstiger. Außerdem ist es formstabiler, weil der Träger nicht so stark „arbeitet“.

Aber Achtung! Ein tiefer Kratzer, der durch das Furnier geht, ist quasi das Todesurteil für die Optik an der Stelle. Den kann man nicht einfach wegschleifen. Der Schwachpunkt sind oft die Kanten, wo Feuchtigkeit eindringen kann.
Kleiner Tipp: Achte auf Fronten mit einem sogenannten „Anleimer“. Das ist eine kleine Kante aus massivem Holz, die das empfindliche Furnier schützt und das Ganze viel hochwertiger aussehen lässt.
- Kostenfaktor: Mittel. Deutlich günstiger als Massivholz, aber teurer als reine Kunststofflösungen.
- Haltbarkeit: Gut, solange die Oberfläche intakt bleibt.
- Pflege: Ziemlich unkompliziert, einfach feucht abwischen.
- Reparatur: Schwierig bis unmöglich bei tiefen Schäden.
3. Lackierte MDF-Fronten: Der Budget-Champion
Die günstigste Variante für den Landhaus-Look sind Fronten aus mitteldichten Faserplatten (MDF). Die werden in die typische Kassettenform gefräst und dann lackiert oder mit einer Folie bezogen. Ehrlich gesagt: Nimm den Lack! Folien können sich mit der Zeit an Kanten oder in der Nähe von Backofen und Geschirrspüler durch Hitze und Dampf lösen. Das sehe ich bei Reparaturaufträgen ständig.

Gut zu wissen: Welchen Lack solltest du nehmen, wenn du selbst Hand anlegst? Acryllack ist auf Wasserbasis, trocknet schnell und riecht kaum. Alkydharzlack ist lösemittelbasiert, stinkt eine Weile, wird aber knallhart und ist extrem strapazierfähig – für eine Küche oft die bessere, wenn auch ungemütlichere Wahl bei der Verarbeitung.
- Kostenfaktor: Gering. Perfekt für ein kleineres Budget.
- Haltbarkeit: Mittel. Hängt stark von der Qualität des Lacks ab.
- Pflege: Super einfach.
- Reparatur: Kratzer im Lack kann man mit etwas Geschick ausbessern, aber es ist knifflig, es unsichtbar zu machen.
Handwerk vs. Industrie: Wo der Preis wirklich steckt
Eine Küche ist mehr als die Summe ihrer Teile. Wie sie gebaut ist, entscheidet über die Stabilität im Alltag. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die typische Landhausfront ist eine Rahmentür mit einer Füllung. Diese Konstruktion ist genial, weil sie dem Arbeiten von Massivholz Raum gibt. Eine billigere Variante ist, die Kassettenoptik einfach in eine Platte hineinzufräsen. Sieht ähnlich aus, ist aber nicht dasselbe.

Und dann die Schubladen… mach doch mal einen Test. Geh zu deiner jetzigen Küche, zieh eine Schublade auf und wackle daran. Wackelt nur der Inhalt oder der ganze Kasten? Genau das ist oft der Unterschied. Hochwertige Schubladen sind mit Schwalbenschwanzzinken verbunden – eine super stabile, klassische Holzverbindung. Günstigere sind gedübelt und geleimt. Hält auch, aber unter Last zeigt sich der Unterschied nach ein paar Jahren.
Und bitte, spart nicht bei den Beschlägen! Ein 2-Euro-Scharnier aus dem Baumarkt hängt nach drei Jahren schief. Hochwertige Beschläge von Profi-Marken lassen sich auch nach 15 Jahren noch millimetergenau einstellen. Das ist Komfort, den du jeden Tag spürst.
Drei realistische Wege zu deiner Traumküche
So, jetzt mal Butter bei die Fische. Wie kommst du nun zu deiner Küche? Hier sind drei ehrliche Optionen, je nach Geldbeutel und handwerklichem Geschick.
Option 1: Das Meisterstück vom Tischler (ab ca. 10.000 €)
Das ist die Königsklasse. Eine Küche, maßgeschneidert auf deinen Raum, deine Wünsche, deine Körpergröße. Aber warum so teuer? Hier mal eine grobe Hausnummer: Rechne mit etwa 40 % für das Material (z.B. massive Eiche), 50 % für die vielen Stunden Handarbeit in Planung und Fertigung und 10 % für die unzerstörbaren Beschläge. Das ist eine Anschaffung für die nächsten 30 Jahre.

Profi-Tipp: Wenn du mit einem Tischler sprichst, nimm diese Fragen mit, um seine Qualität einzuschätzen:
- „Welche Holzverbindungen nutzen Sie für die Schubladen?“ (Die Antwort „Schwalbenschwanzzinken“ ist ein sehr gutes Zeichen!)
- „Darf ich mir mal eine aktuelle Arbeit hier in der Werkstatt ansehen?“
- „Welche Oberflächenbehandlung empfehlen Sie für meine Bedürfnisse und warum?“
Option 2: Die Systemküche mit Landhaus-Charme (ca. 4.000 € – 9.000 €)
Gute Küchenhersteller bieten tolle Landhausfronten für ihre standardisierten Küchen an. Die Korpusse sind industriell gefertigt und qualitativ absolut solide. Du bekommst eine super funktionale Küche, die dank automatisierter Produktion günstiger ist. Die Planung läuft im Küchenstudio.
Mein Lieblings-Upgrade-Tipp: Kombiniere eine solche Systemküche mit einer massiven Holzarbeitsplatte vom Tischler. Das wertet die Optik unfassbar auf und kostet oft kaum mehr als eine hochwertige Kunststoffplatte aus dem Studio.
Option 3: Das ambitionierte Heimwerker-Projekt (ca. 1.500 € – 3.500 €)
Hier wird’s spannend! Du kannst dir mit viel Schweiß und Liebe eine Hammer-Küche für kleines Geld bauen. Das Geheimnis ist ein „Hack“.

- Die Basis: Kauf die Küchenkorpusse von einem günstigen, aber soliden Anbieter wie IKEA (das METOD-System ist dafür perfekt).
- Die Fronten: Es gibt geniale Online-Anbieter (schau mal nach Namen wie Noremax, Superfront oder Bock-Design), die passgenaue Fronten im Landhausstil für IKEA-Korpusse verkaufen. Die kommen meist unlackiert.
- Die Lackierung: Das ist DEIN Job und der wichtigste Schritt! Grundieren, schleifen, lackieren, schleifen, lackieren. Nimm dir Zeit! Plane dafür ruhig mehrere Tage ein.
- Die Arbeitsplatte: Eine massive Buchen- oder Eichenplatte aus dem Baumarkt ist eine fantastische und bezahlbare Wahl. Und hier kommt der wichtigste Rat meines Lebens: Öle die Platte MEHRMALS von ALLEN Seiten, BEVOR du sie einbaust. Ich hatte mal einen Kunden, der hat nur die Oberseite geölt. Nach sechs Monaten rief er mich an, seine Platte sei krumm wie eine Banane. Tja, teures Lehrgeld. Die Unterseite hatte Feuchtigkeit gezogen und das Holz hat sich verzogen.
- Die Details: Hübsche Griffe aus Porzellan, ein Keramik-Spülbecken und eine schöne Armatur sind das i-Tüpfelchen.
Kleine Einkaufsliste für die DIY-Lackierung:

- Guter Sperrgrund: ca. 20-25 € pro Liter
- Hochwertiger Möbellack (z.B. Alkydharz): ca. 30-40 € pro Liter
- Schleifpapier (verschiedene Körnungen): ca. 10 €
- Gute Lackrollen & Pinsel: ca. 15-20 €
Ein letztes, aber verdammt wichtiges Wort zur Sicherheit
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: FINGER WEG VON ELEKTRO UND WASSER! Das ist kein Bereich für Heimwerker-Helden. Ein falsch angeschlossener Herd kann einen Wohnungsbrand auslösen, eine undichte Spülmaschine einen Wasserschaden über drei Etagen verursachen. Und ich garantiere dir: Die Versicherung zahlt bei so was keinen Cent. Der Anschluss von Herd, Spüle und Geschirrspüler ist IMMER ein Job für einen konzessionierten Fachbetrieb. Punkt.
Fazit: Es gibt nicht die eine „beste“ Küche
Eine Landhausküche kann ein Traum sein, der auf viele Arten wahr wird. Der Preisunterschied zwischen 2.000 und 20.000 Euro ist keine Abzocke, sondern spiegelt ehrliche Unterschiede in Material, Arbeitszeit und Qualität wider. Es gibt keine „schlechte“ Option – nur die, die zu dir, deinem Geldbeutel und deinem Anspruch passt.

Eine Meisterküche ist ein Erbstück. Eine Systemküche ein treuer Alltagsbegleiter. Und ein DIY-Projekt ist ein einzigartiges Schmuckstück mit deiner ganz persönlichen Handschrift. Wichtig ist nur, dass du eine informierte Entscheidung triffst. Fass die Materialien an, rüttle an den Schubladen und hör auf dein Bauchgefühl. Denn eine gute Küche ist mehr als nur eine schöne Fassade – sie ist das Herz deines Zuhauses.
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Das Herzstück vieler Landhausküchen ist nicht der Herd, sondern die Spüle. Denken Sie an die klassischen, tiefen Keramikbecken – oft als „Butler-“ oder „Belfast-Spüle“ bezeichnet. Modelle von Villeroy & Boch oder Shaws of Darwen sind nicht nur praktisch, um große Töpfe zu spülen, sie sind ein echtes Design-Statement. Ihre massive Präsenz erdet den gesamten Arbeitsbereich und verströmt einen Hauch von Nostalgie und solider Handwerkskunst.


- Knöpfe: Ideal für einen traditionellen, fast schon antiken Look. Perfekt für Oberschränke und kleine Schubladen. Porzellan- oder schlichte Messingknöpfe wirken besonders authentisch.
- Griffe (Schalengriffe): Bieten mehr Halt und passen gut zu Unterschränken und schweren Auszügen. Dunkle, schmiedeeiserne Griffe unterstreichen einen rustikalen Charakter, während Modelle aus Zinn oder Nickel eleganter wirken.
Der Trick für ein harmonisches Bild? Kombinieren Sie beides! Knöpfe oben, Griffe unten – so entsteht eine optisch ausgewogene und funktionale Küche.



Ein häufiger Fehler: Die Beleuchtung wird vernachlässigt. Eine Landhausküche lebt von einer warmen, einladenden Atmosphäre. Eine einzelne Deckenleuchte reicht nicht aus. Planen Sie mindestens drei Lichtquellen: eine allgemeine Deckenbeleuchtung, gezieltes Arbeitslicht über den Arbeitsflächen (z.B. durch unauffällige LED-Spots unter den Hängeschränken) und stimmungsvolles Akzentlicht, wie eine Hängelampe über dem Esstisch.


Wussten Sie schon? Das Konzept des „Arbeitsdreiecks“ in der Küche – die Verbindungslinie zwischen Spüle, Herd und Kühlschrank – wurde bereits in den 1940er Jahren an der University of Illinois School of Architecture entwickelt.
Auch in der großzügigsten Landhausküche bleibt dieses Prinzip Gold wert. Kurze Wege zwischen diesen drei Schlüsselzonen sparen Zeit und machen das Kochen intuitiver und angenehmer. Achten Sie darauf, dass diese Wege nicht durch eine Kochinsel oder einen Tisch blockiert werden.



Der Fliesenspiegel ist die Leinwand Ihrer Landhausküche. Er schützt nicht nur die Wand, sondern prägt den Stil entscheidend. Während früher oft bunte Motive dominierten, geht der Trend heute zu ruhigeren, texturierten Oberflächen.
- Metro-Fliesen: Der Klassiker. Mit dunkler Fuge für einen industriellen Touch, mit weißer Fuge für einen cleanen Look.
- Zellige-Fliesen: Handgefertigte marokkanische Kacheln mit unregelmäßiger Oberfläche. Jede Fliese ist ein Unikat und bringt lebendige Lichtreflexe in den Raum.
- Naturstein: Eine Platte aus demselben Material wie die Arbeitsfläche schafft eine ruhige, luxuriöse Optik.


Passen moderne Geräte überhaupt in eine rustikale Küche?
Unbedingt! Der Kontrast kann sogar sehr reizvoll sein. Der Schlüssel liegt in der Integration. Vollintegrierbare Geschirrspüler und Kühlschränke verschwinden unsichtbar hinter Möbelfronten. Bei sichtbaren Geräten können Sie auf Modelle im Retro-Design setzen, wie die ikonischen Kühlschränke von Smeg oder die farbenfrohen Herde von Falcon. Eine andere Strategie ist, bewusst auf High-Tech aus Edelstahl zu setzen – der Bruch zwischen dem warmen Holz und dem kühlen Metall erzeugt eine spannende, moderne Interpretation des Landhausstils.



Arbeitsplatte – Holz oder Stein?
Butcher Block (Massivholz): Unschlagbar warm und authentisch. Kratzer lassen sich abschleifen. Benötigt regelmäßige Pflege mit Öl, um Flecken und Rissen vorzubeugen.
Quarzkomposit: Extrem robust, kratzfest und porenfrei, also sehr hygienisch. Marken wie Silestone oder Caesarstone bieten Dekore, die Naturstein wie Marmor oder Kalkstein perfekt imitieren, aber viel pflegeleichter sind.
Die Wahl hängt vom Lebensstil ab: Wer Patina liebt und Pflege nicht scheut, wählt Holz. Wer maximale Alltagstauglichkeit sucht, greift zu Quarz.


Laut einer Studie des deutschen Kochsoziologen Dr. Thomas Schunck dient die Küche in über 60% der Haushalte nicht mehr nur der reinen Nahrungszubereitung, sondern ist der zentrale soziale Treffpunkt der Familie.
Diese Entwicklung erklärt, warum die Investition in eine hochwertige, langlebige und atmosphärische Küche so sinnvoll ist. Es ist eine Investition in den Ort, an dem Hausaufgaben gemacht, Feste gefeiert und die wichtigsten Gespräche des Tages geführt werden.



- Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
- Eine Optik, die nie aus der Mode kommt.
- Ein Raum, der gelebt und echt aussieht.
Das Geheimnis dahinter? Die Kunst der texturierten Schichten. Kombinieren Sie glatte Fronten mit rauen Holzbalken, weiche Leinenstoffe mit kühlem Stein und glänzende Keramik mit mattem Metall. Dieser Mix aus verschiedenen Oberflächen macht eine Landhausküche erst richtig lebendig.


Offene Regale sind mehr als nur Stauraum; sie sind eine Bühne für Ihre Persönlichkeit. Zeigen Sie Ihr schönstes Geschirr, alte Erbstücke oder eine Sammlung von Kochbüchern. Sie lockern massive Schrankfronten auf und lassen kleine Küchen größer und luftiger wirken. Ein paar massive Eichenbohlen auf schmiedeeisernen Konsolen – mehr braucht es oft nicht für den perfekten Landhaus-Look.



Der IKEA-Hack: Landhaus für jedes Budget
Eine komplette Landhausküche vom Schreiner ist teuer. Die clevere Alternative: Man nehme den soliden Korpus der IKEA METOD Küchenserie als Basis und kombiniere ihn mit hochwertigen Fronten von spezialisierten Anbietern. Firmen wie Superfront, Reform oder Fronteriors bieten maßgefertigte Türen im Landhaus-Stil an – von klassischen Kassettenfronten bis hin zu modernen Shaker-Varianten. So entsteht für einen Bruchteil des Preises eine individuell gestaltete Küche mit hochwertiger Optik.


Eine neue Farbe kann Wunder wirken. Gerade bei einer bestehenden Küche ist das Lackieren der Fronten ein effektvolles DIY-Projekt. Für den authentischen, matten Look eignen sich die Kreidefarben von Annie Sloan oder die umweltfreundlichen „Estate Emulsion“-Farben von Farrow & Ball. Töne wie „Skimming Stone“ oder „Pigeon“ schaffen eine ruhige, edle Atmosphäre, während ein kräftiges „Hague Blue“ für einen dramatischen, modernen Akzent sorgt.



„The essence of interior design will always be about people and how they live. It is about the realities of what makes for an attractive, civilized, meaningful environment, not about fashion or what’s in or what’s out.“ – Albert Hadley


Der Boden ist das Fundament des Raumes und sollte Wärme und Charakter ausstrahlen. In einer echten Landhausküche sind drei Materialien die erste Wahl:
- Breite Holzdielen: Nichts ist authentischer. Gekalkte Eiche für einen hellen, skandinavischen Look oder dunkles, geöltes Holz für rustikale Gemütlichkeit.
- Terrakotta-Fliesen: Bringen mediterranes Flair und eine wunderbare Wärme in den Raum. Perfekt in Kombination mit weißen oder cremefarbenen Möbeln.
- Naturstein (z.B. Travertin, Schiefer): Extrem langlebig und einzigartig in seiner Maserung. Eine Fußbodenheizung ist hier empfehlenswert.



Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einer englischen und einer französischen Landhausküche?
Obwohl beide Stile rustikalen Charme versprühen, liegen die Unterschiede im Detail. Die englische Landhausküche ist oft robuster, gemütlicher und setzt auf dunklere Hölzer, Butlerspülen und massive Range Cooker wie einen AGA. Die französische Variante („Style provençal“) ist meist heller, eleganter und verspielter. Hier dominieren helle Farben (Weiß, Lavendel, Hellblau), geschwungene Formen, offene Regale mit verzierten Konsolen und dekorative Elemente wie Vogelkäfige oder Kräutertöpfe aus Terrakotta.


Die Spüle: Keramik oder Edelstahl?
Keramik: Der Inbegriff des Landhausstils. Hitzebeständig, säurefest und zeitlos schön. Kann aber bei harten Stößen abplatzen (obwohl moderne Keramik sehr robust ist).
Edelstahl: Die Profi-Wahl. Hygienisch, unzerstörbar und preiswerter. Wirkt in einer sehr traditionellen Küche manchmal als Stilbruch, kann aber in einer modernen Interpretation einen spannenden Kontrast bilden.
Letztlich ist es eine Frage der Ästhetik. Für Puristen führt kein Weg an Keramik vorbei.



Laut einer Studie des Thünen-Instituts für Holzforschung kann eine Massivholzküche, die ein Leben lang hält und reparierbar ist, über ihre gesamte Nutzungsdauer eine deutlich bessere CO2-Bilanz aufweisen als drei oder vier kurzlebigere Küchen aus Spanplatten, die im Laufe der Jahrzehnte ersetzt werden.


Wie behält man in den tiefen Schubladen einer Landhausküche die Übersicht?
Die Lösung sind intelligente Ordnungssysteme. Statt auf lose Plastikeinsätze zu setzen, investieren Sie in hochwertige Trennelemente aus Holz, die zum Stil passen. Schubladeneinsätze für Gewürze, flexible Teiler für Töpfe und Deckel oder maßgefertigte Fächer für Messer und Besteck schaffen nicht nur Ordnung, sondern fühlen sich bei jeder Benutzung wertig an. Marken wie Blum oder Grass bieten hier flexible Systeme, die sich auch nachträglich integrieren lassen.



Vergessen Sie die Kraft der Textilien nicht! Sie sind es, die einer Landhausküche die letzte Prise Gemütlichkeit verleihen. Karierte Geschirrtücher aus Leinen, die lässig am Herd hängen. Sitzkissen mit floralem Muster auf der alten Holzbank. Kleine Leinenvorhänge (Café-Gardinen) am Fenster, die neugierige Blicke fernhalten, aber das Licht durchlassen. Diese kleinen Details machen aus einem schönen Raum ein echtes Zuhause.


- Zu viel Deko: Eine Landhausküche darf belebt aussehen, aber nicht zugemüllt. Zu viele Krüge, Körbe und Schilder lassen den Raum unruhig und kleiner wirken.
- Falsche Proportionen: Eine zierliche Armatur an einer wuchtigen Spüle oder eine riesige Kochinsel in einer kleinen Küche zerstören die Harmonie.
- Stilbruch beim Boden: Ein hochglänzender, moderner Bodenbelag wie Vinyl oder Laminat in Holzoptik kann den authentischen Charakter einer hochwertigen Holzküche untergraben.



Die Armatur: Mehr als nur ein Wasserhahn
Die Wahl der richtigen Armatur ist entscheidend für den Gesamteindruck. In eine Landhausküche passen klassische Zwei-Griff-Armaturen oder sogenannte Brückenarmaturen, bei denen Warm- und Kaltwassergriff durch ein sichtbares Rohr verbunden sind. Modelle in Messing, Bronze oder Nickel-Optik von Herstellern wie Dornbracht oder Grohe (in deren Atrio-Linie) unterstreichen den traditionellen Charme. Ein hoher, schwenkbarer Auslauf ist dabei nicht nur stilvoll, sondern auch praktisch.


Der Vorläufer der heutigen Einbauküche, die „Frankfurter Küche“, wurde 1926 von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfen. Ihr Ziel war pure Funktionalität und Effizienz auf kleinstem Raum – ein starker Kontrast zur heutigen wohnlichen und repräsentativen Landhausküche.



Der Herd ist oft der heimliche Star und das Statussymbol der Küche. Hier gibt es zwei Philosophien:
- Der Range Cooker: Ein freistehender, oft sehr breiter Herd mit mehreren Öfen und einem großen Kochfeld. Ikonen wie ein AGA oder La Cornue sind eine Investition fürs Leben und der Mittelpunkt jeder großen Landhausküche.
- Die getrennte Lösung: Ein autarkes Kochfeld (oft Induktion für moderne Effizienz), das flächenbündig in die Arbeitsplatte eingelassen wird, und ein oder zwei hoch eingebaute Backöfen. Das ist ergonomischer und wirkt oft ruhiger.


Funktioniert der Landhausstil auch in einer kleinen, vielleicht sogar engen Küche?
Ja, aber mit ein paar Anpassungen! Der Schlüssel ist, den Raum nicht zu überladen. Setzen Sie auf helle Farben: Weiß, Creme oder zarte Pastelltöne an Wänden und Fronten lassen den Raum größer wirken. Statt wuchtiger Oberschränke lockern offene Regale die Optik auf. Wählen Sie schmalere Kassettenprofile für die Fronten und filigrane Griffe. Eine helle Arbeitsplatte und ein gut durchdachtes Lichtkonzept sind ebenfalls essenziell. So fangen Sie den Charme ein, ohne den Raum zu erdrücken.

Auch Altholz hat seinen Platz in der Landhausküche. Balken aus einem alten Fachwerkhaus, die als Deckenverzierung oder als Träger für eine Kücheninsel dienen, bringen eine unvergleichliche Geschichte und Textur in den Raum. Eine Arbeitsplatte oder Regale aus recyceltem Holz sind nicht nur nachhaltig, sondern auch absolut einzigartig – mit all den kleinen Rissen, Wurmlöchern und Farbvariationen, die ein Leben lang gesammelt wurden.




