Die Magie von Blauem Glas: Ein ehrlicher Werkstatt-Guide für Einsteiger und Liebhaber
Blaues Glas ist nicht nur für Trinkgefäße gedacht! Entdecken Sie, wie diese faszinierende Farbe Ihre Räume verwandeln kann.
„Die Farbe des Himmels, eingefangen in einem Glas.“ So könnte ein Künstler das blaue Glas beschreiben, das nicht nur die Sinne anregt, sondern auch das Zuhause in ein stilvolles Paradies verwandelt. Wenn Ihre Wände Geschichten erzählen könnten, würden sie von den geheimnisvollen Schattenspielen und der eleganten Anmut dieser gläsernen Schätze berichten. Tauchen Sie ein in die Welt der blauen Glasdekoration und lassen Sie sich inspirieren!
In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Glasscheiben geschnitten, geschliffen und verbaut. Jede hat ihre eigene kleine Geschichte. Aber es gibt da ein Material, das mich auch heute noch jedes Mal aufs Neue packt: blaues Glas.
Inhaltsverzeichnis
Ich weiß noch genau, wie mir mein Meister als junger Lehrling ein kleines Stück mundgeblasenes Kobaltglas in die Hand drückte. Es war nicht so aalglatt wie das Fensterglas, das ich kannte. Nein, es hatte eine eigene Textur, winzige Luftbläschen und eine Farbtiefe, die sich mit jedem Drehen im Licht veränderte. Das war der Moment, in dem ich kapierte: Glas ist so viel mehr als nur ein durchsichtiger Baustoff. Es ist ein Werkstoff mit Seele.
Bevor wir aber so richtig tief eintauchen, ein kleiner Tipp: Nimm einfach mal eine leere blaue Mineralwasserflasche, stell sie ins Fenster und beobachte, was das Licht den ganzen Tag über damit anstellt. Das ist der erste, kostenlose Schritt, um diese Magie zu verstehen.
Denn viele sehen blaues Glas heute nur als Deko. Eine blaue Vase hier, ein Windlicht da. Ist ja auch völlig in Ordnung! Aber dieses Material kann so viel mehr. Es kann Räume formen, Licht lenken und eine Atmosphäre schaffen, die man mit kaum etwas anderem hinbekommt. In diesem Beitrag zeige ich dir – ganz ohne Fachchinesisch – was dieses Material wirklich ausmacht. Wir schauen uns die Technik, die Tücken und die echten Einsatzmöglichkeiten an. Ein Einblick aus der Werkstatt, für alle, die Glas wirklich verstehen wollen.
Das Wesen des blauen Glases: Mehr als nur eine Farbe
Um mit einem Material gut arbeiten zu können, muss man es verstehen. Glas wirkt simpel, aber seine Färbung ist eine kleine Wissenschaft. Und dieses Wissen hilft dir später, Qualität zu erkennen und die richtigen Entscheidungen für dein Projekt zu treffen.
Die Chemie hinter dem Blau
Ganz normales Fensterglas besteht hauptsächlich aus Quarzsand, Soda und Kalk. In reiner Form ist es fast farblos, hat aber oft einen leichten Grünstich durch Eisenoxide, die quasi als „Verunreinigung“ im Sand stecken. Um dieses satte, klare Blau zu erzeugen, geben die Profis in den Glashütten gezielt Metalloxide in die glühend heiße Glasschmelze. Die Farbe ist also von Anfang an Teil des Glases selbst.
Für das klassische, tiefe Kobaltblau ist – der Name verrät es schon – Kobalt(II)-oxid zuständig. Man braucht davon nur winzige Mengen, oft weniger als 0,1 Prozent, um die ganze Schmelze intensiv zu färben. Das Kobalt-oxid schluckt quasi das gelbe und rote Licht und lässt nur das blaue Spektrum durch. Das Ergebnis ist diese unvergleichliche, brillante Farbe.
Es gibt aber auch andere Blautöne:
- Kupferoxid: Kann ein helles, freundliches Türkisblau erzeugen. Das findet man oft bei etwas günstigeren blauen Gläsern.
- Eisenoxid: Unter bestimmten Bedingungen kann sogar Eisenoxid einen bläulich-grünen Ton erzeugen. Kennt man vielleicht von alten Weinflaschen.
Der entscheidende Punkt für dich? Ein echtes, in der Masse durchgefärbtes Kobaltglas verliert seine Farbe niemals. Sie kann nicht ausbleichen oder zerkratzen. Oberflächlich lackierte Gläser sind da eine ganz andere Baustelle. Als Handwerker setze ich daher fast immer auf durchgefärbtes Glas. Es ist einfach eine Investition, die sich lohnt.
Von Hand gemacht vs. Industrieware: Ein Unterschied, den man fühlt
Wenn du blaues Glas kaufen willst, stößt du im Grunde auf zwei Welten: das perfekte industrielle Floatglas und das charakterstarke, mundgeblasene Antikglas. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein.
Industrielles Floatglas ist das, was du von modernen Fenstern kennst. Es wird auf ein Bad aus flüssigem Zinn gegossen und ist dadurch perfekt glatt und gleichmäßig dick. Als blau gefärbtes Glas ist es ideal für moderne Anwendungen, bei denen es auf Maßgenauigkeit ankommt – denk an Duschwände oder Küchenrückwände. Es ist technisch einwandfrei, aber ehrlich gesagt, fehlt ihm ein bisschen die Seele. Preislich liegt man hier, je nach Stärke und genauem Farbton, bei etwa 150 € bis 250 € pro Quadratmeter.
Mundgeblasenes Antikglas ist das komplette Gegenteil. Hier wird das Glas noch traditionell von einem Glasbläser geformt, zu einem Zylinder geblasen, aufgeschnitten und geglättet. Dieser handwerkliche Prozess hinterlässt Spuren: eine lebendige Oberfläche, leichte Schlieren und die berühmten kleinen Lufteinschlüsse. Die Dicke variiert immer ein wenig. Genau diese vermeintlichen „Fehler“ machen es so besonders! Wenn Licht durch dieses Glas fällt, wird es gebrochen und tanzt förmlich. Für Restaurierungen oder hochwertige Kunstverglasungen ist es unersetzlich. Das hat natürlich seinen Preis: Rechne hier gut und gerne mit 300 € aufwärts pro Quadratmeter. Es gibt nur noch wenige traditionsreiche Hütten, die diese Kunst beherrschen.
Der Umgang mit Glas: Eine Anleitung aus der Werkstatt
Die Arbeit mit Glas erfordert zwei Dinge: Respekt und Sorgfalt. Ein falscher Handgriff, und das teure Material ist hinüber – oder, schlimmer noch, man verletzt sich ernsthaft. Deshalb fangen wir mit dem Wichtigsten an.
Sicherheit zuerst! Eine Lektion, die ich nie vergesse
Ich vergesse nie den Tag, an dem ein Mit-Lehrling eine kleine Unachtsamkeit teuer bezahlte. Er wollte nur mal schnell eine Kante an einem Spiegel brechen und dachte, er könne auf die Handschuhe verzichten. Das Glas brach unkontrolliert, und er zog sich einen tiefen Schnitt zu, der eine Sehne verletzte. Die Narbe erinnert ihn bis heute daran, dass Glas keine Fehler verzeiht.
Deshalb: Niemals ohne die richtige Ausrüstung. Das ist nicht verhandelbar. Ganz ehrlich, die 15 Euro für gute schnittfeste Handschuhe sind die beste Investition deines Lebens. Ein einziger Gang zur Notaufnahme ist teurer.
- Schnittfeste Handschuhe: Hol dir welche der Schutzklasse 3 oder höher. Das ist dein wichtigstes Werkzeug!
- Schutzbrille: Beim Schneiden und Brechen können winzige, pfeilschnelle Splitter abspringen. Eine festsitzende Brille ist Pflicht.
- Feste Schuhe: Eine herunterfallende Scherbe durchbohrt Turnschuhe wie Butter. In der Werkstatt sind Sicherheitsschuhe Standard.
- Sauberer Arbeitsplatz: Halte deine Arbeitsfläche immer frei von Glasstaub und Splittern. Ein Handfeger ist dein bester Freund.
Der perfekte Schnitt: Technik und Werkzeug
Glas wird nicht gesägt, sondern geritzt und dann kontrolliert gebrochen. Und vergiss bitte die billigen Glasschneider aus dem Baumarkt für 5 Euro. Das führt nur zu Frust. Investiere lieber in einen guten, ölgefüllten Glasschneider mit einem Hartmetallrädchen. Solide Modelle, zum Beispiel von Toyo, bekommst du in Shops für Künstlerbedarf oder online für etwa 25 bis 30 Euro.
Die Technik in Kurzform:
- Vorbereiten: Die Glasoberfläche muss blitzsauber und trocken sein. Ein Tropfen Schneidöl auf dem Rädchen sorgt für einen sauberen Ritz.
- Ritzen: Setz den Schneider mit gleichmäßigem Druck an und zieh ihn in einer flüssigen Bewegung über das Glas. Es sollte ein leises, singendes Geräusch zu hören sein. Knirscht es, ist der Druck zu hoch! Wichtig: Niemals ein zweites Mal über denselben Ritz fahren.
- Brechen: Leg das Glas mit dem Ritz genau über eine Tischkante. Ein kurzer, fester Ruck auf die überstehende Seite, und es bricht sauber entlang der Linie. Für schmale Streifen gibt es spezielle Brechzangen.
Kleiner Tipp: Frag beim Glaser um die Ecke nach Reststücken von normalem Fensterglas. Oft bekommst du die für ein paar Euro in die Kaffeekasse und kannst damit wunderbar üben.
Was tun, wenn …? Kleine Pannen-Hilfe
Ach ja, und was, wenn es nicht sofort klappt? Keine Panik.
- …der Schnitt nicht sauber bricht? Wahrscheinlich war der Ritz nicht durchgängig oder der Druck zu schwach. Manchmal hilft es, ganz vorsichtig mit dem Griff des Glasschneiders von unten gegen die Ritzlinie zu klopfen, um die Spannung zu „überreden“.
- …es beim Schneiden knirscht und splittert? Das ist ein klares Zeichen: zu viel Druck! Der Schneider muss über das Glas singen, nicht kratzen. Versuch es mit etwas weniger Kraft.
Selber machen oder machen lassen? Eine ehrliche Einschätzung
Die Faszination für Glas verleitet viele zum Selbermachen, was ich super finde! Aber man muss seine Grenzen kennen.
Deine erste Ausrüstung (Budget: ca. 60–80 €)
Für den Einstieg brauchst du gar nicht viel. Hier ist eine realistische Einkaufsliste:
- Ölgefüllter Glasschneider: ca. 25-30 €
- Schnittfeste Handschuhe (Klasse 3): ca. 15 €
- Schutzbrille: ca. 10 €
- Kleine Brechzange: ca. 15-20 €
- Schleifstein (zum Entschärfen der Kanten): ca. 5 €
Hier musst du einen Profi ranlassen
Es gibt Projekte, da solltest du auf jeden Fall einen Glaser beauftragen. Das ist keine Schande, sondern klug.
- Große Zuschnitte: Alles, was größer als ein DIN-A4-Blatt ist, überlässt du besser dem Fachmann. Transport und Handling sind einfach zu riskant.
- Sicherheitsglas (ESG/VSG): Küchenrückwände, Duschkabinen oder Tischplatten müssen aus speziellem Sicherheitsglas bestehen. Das schreiben die Normen vor. Eine typische Küchenrückwand hat zum Beispiel 6 mm dickes Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). Achtung: Dieses Glas wird nach dem Zuschnitt thermisch gehärtet und kann danach nicht mehr bearbeitet werden. Jeder Versuch, es zu schneiden, würde es in tausende kleine Krümel zerfallen lassen.
- Bohrungen und Ausschnitte: Löcher für Steckdosen oder Scharniere erfordern Spezialwerkzeug und Kühlung. Das ist nichts für die heimische Bohrmaschine.
Sei ehrlich zu dir selbst. Die Kosten für den Zuschnitt beim Profi sind meist gering im Vergleich zum Ärger, dem Risiko und den Kosten für ruiniertes Material.
Blaues Glas in Architektur und Raumgestaltung
Jetzt wird’s spannend: Wie wirkt blaues Glas eigentlich im Raum? Es ist nämlich weit mehr als nur ein Farbtupfer.
Das Spiel mit dem Licht
Die wahre Magie von blauem Glas entfaltet sich erst mit dem richtigen Licht. Ein blaues Objekt in einer dunklen Ecke ist… nun ja, ein blauer Gegenstand. Dasselbe Objekt vor einem Fenster wird lebendig.
- Süd- und Westfenster: Das warme, direkte Sonnenlicht bringt Blau zum Leuchten, kann einen Raum aber auch kühl und fast steril wirken lassen. Ich habe mal eine große Trennwand aus hellblauem Glas in ein Südfenster-Wohnzimmer gebaut. Das Ergebnis war an sonnigen Tagen fast klinisch. Wir haben es später durch einen wärmeren, blau-violetten Ton ersetzt – die Atmosphäre war sofort angenehmer.
- Nord- und Ostfenster: Das kühle, indirekte Licht dieser Himmelsrichtungen wird durch blaues Glas noch intensiviert. Ein tiefes Kobaltblau kann hier eine sehr ruhige, meditative Stimmung erzeugen. Perfekt für Arbeitszimmer oder Ruheräume.
Ein guter Gestalter plant nicht nur mit dem Glas, sondern auch mit dem Licht, das im Tages- und Jahresverlauf darauf fällt.
Moderne Anwendungen aus der Praxis
Heute kombinieren wir traditionelle Ästhetik mit modernen Techniken. Hier ein paar Beispiele:
- Küchenrückwand: Eine fugenlose Rückwand aus blauem ESG ist ein echter Hingucker, super pflegeleicht und extrem haltbar. Ein helles Türkis passt super zu weißen Hochglanzküchen, ein sattes Dunkelblau wirkt in Kombination mit Holz sehr edel.
- Duschwand: Satiniertes (also mattiertes) blaues Glas bietet Sichtschutz und schafft eine echte Wellness-Atmosphäre im Bad.
- Möbelbau: Glastüren für Vitrinen oder Schränke aus blauem Glas können alten Möbeln einen modernen Dreh geben.
Abschließende Gedanken aus der Werkstatt
Blaues Glas ist ein Werkstoff, der Geduld, Wissen und Respekt verlangt. Es ist kein billiges Wegwerf-Produkt, sondern das Ergebnis von jahrhundertealtem Handwerk und faszinierender Physik. Ob du nun ein kleines Mosaik gestaltest oder einen Glaser für ein großes Projekt beauftragst – ich hoffe, du siehst dieses wunderbare Material jetzt mit anderen Augen.
Fang klein an. Besuch vielleicht mal einen Glaskurs. Lern das Gefühl kennen, wenn ein Schneider sauber durch das Material gleitet und das Licht durch dein erstes selbst gemachtes Stück fällt. Es ist eine Arbeit, die erdet und stolz macht. Und wenn du vor einer Aufgabe stehst, die dich überfordert, frag einen Fachmann. Ein guter Handwerker teilt sein Wissen gerne. Denn am Ende wollen wir doch alle das Gleiche: etwas Schönes und Beständiges schaffen.
Bildergalerie
Der kleine, aber feine Unterschied?
Nicht jedes blaue Glas ist gleich. Echter Kobaltglas ist durchgefärbt – der Blauton ist also Teil der Glasmasse selbst. Eine günstigere Variante ist beschichtetes Glas, bei dem eine hauchdünne blaue Schicht auf klares Trägerglas aufgedampft oder lackiert wird. Für den flüchtigen Blick kaum zu unterscheiden, aber bei Kratzern oder im Schnitt offenbart sich der Unterschied: Bei beschichtetem Glas kann die Farbe abplatzen. Echtes Kobaltglas bleibt auch an der Kante tiefblau.
„Das Blau von Chartres“ ist ein feststehender Begriff in der Kunstgeschichte. Die berühmten Fenster der Kathedrale von Chartres aus dem 12. Jahrhundert verdanken ihre einzigartige Leuchtkraft einem Kobaltglas, dessen genaue Rezeptur bis heute als teilweise verloren gilt.
Bristol-Blau vs. Kobalt-Blau:
Bristol-Blau: Ein tiefes, aber dennoch leuchtendes Blau, das seit dem späten 18. Jahrhundert in Bristol, England, populär wurde. Es wird oft mit einer leicht violetten Nuance in Verbindung gebracht.
Klassisches Kobalt-Blau: Meist ein noch intensiverer, satterer und reinerer Blauton ohne violette Untertöne. Der Inbegriff von farbigem Glas.
Beide sind wunderschön, doch Kenner schätzen die subtilen Unterschiede in der Lichtbrechung.
- Fördert Ruhe und Konzentration
- Lässt kleine Räume optisch kühler und weiter wirken
- Erzeugt ein Gefühl von Sauberkeit und Frische
Das Geheimnis? Der psychologische Effekt von blauem Licht. Selbst als reines Dekorationsobjekt eingesetzt, beeinflusst blaues Glas subtil die Wahrnehmung eines Raumes, ohne ihn komplett in Farbe zu tauchen.
Antikes oder mundgeblasenes blaues Glas hat oft eine unebene Oberfläche und winzige Lufteinschlüsse. Diese „Unvollkommenheiten“ sind in Wahrheit Qualitätsmerkmale. Sie brechen das Licht auf eine viel lebendigere Weise als eine perfekt glatte Industrie-Glasscheibe. Suchen Sie gezielt nach diesen Spuren von Handarbeit – sie geben dem Glas seine Seele.
Vorsicht bei der Reinigung: Verwenden Sie für wertvolle blaue Glasobjekte niemals aggressive Reiniger oder kratzige Schwämme. Ein weiches Mikrofasertuch und lauwarmes Wasser mit einem Tropfen Spülmittel genügen. Bei hartnäckigen Kalkrändern von Vasen hilft eine Mischung aus Wasser und Essigessenz – einfach einwirken lassen und ausspülen.
Blaues Glas entfaltet seine volle Pracht im Zusammenspiel mit anderen Materialien. Besonders edel wirkt es in Kombination mit:
- Warmen Metallen: Messing oder Kupfer heben die Kühle des Blaus auf und schaffen einen spannenden Kontrast.
- Hellem Holz: Ahorn, Birke oder Eiche sorgen für einen natürlichen, skandinavisch anmutenden Look.
- Weißem Porzellan: Eine klassische, maritime Kombination, die immer frisch und sauber wirkt.
Kann man blaues Glas upcyclen?
Absolut! Eine leere blaue Gin-Flasche von Marken wie Bombay Sapphire oder eine Mineralwasserflasche von S.Pellegrino lässt sich wunderbar umfunktionieren. Mit einem günstigen Flaschenschneider aus dem Bastelbedarf können Sie den oberen Teil abtrennen und die Kanten glattschleifen. So entstehen im Handumdrehen einzigartige Trinkgläser, Vasen oder Windlichter.
Wussten Sie schon? Um 100 kg Glasmasse in das typische Kobaltblau zu färben, werden oft weniger als 50 Gramm Kobalt(II)-oxid benötigt. Diese extreme Farbkraft macht das Pigment so besonders.
Das erklärt auch die Intensität des Farbtons. Schon kleinste Mengen des Oxids absorbieren die gelben und roten Lichtanteile so stark, dass nur das reine, tiefe Blau für unser Auge sichtbar bleibt. Eine wahre Lektion in Sachen Effizienz aus der Welt der Chemie.
Die Lichtstimmung ist entscheidend. Platziert man ein blaues Glasobjekt an einem nach Norden ausgerichteten Fenster, wirkt das durchscheinende Licht kühl, fast mystisch. An einem Südfenster hingegen wird das Blau durch die warme, direkte Sonneneinstrahlung zum Leuchten gebracht und wirft intensive, farbige Schatten, die im Laufe des Tages durch den Raum wandern.
Ein häufiger Fehler: Blaues Glas wird oft nur als kleiner Akzent verwendet. Das ist schön, aber mutigere Ansätze entfalten eine ganz andere Wirkung. Eine einzelne, große blaue Glasscheibe als Raumteiler oder eine komplette Duschwand aus satiniertem Blauglas schafft eine immersive Atmosphäre, die ein Raumgefühl komplett verändern kann – von alltäglich zu außergewöhnlich.
Suchen Sie nach authentischem, handgefertigtem Blauglas für ein Bau- oder Kunstprojekt? Die Glashütten Lamberts in Deutschland oder die Glashersteller auf der Insel Murano bei Venedig sind legendär für ihre mundgeblasenen Echt-Antikgläser. Diese sind zwar eine Investition, aber ihre Textur und Farbbrillanz sind mit industrieller Massenware nicht zu vergleichen.
- Alte Apothekerflaschen
- Blaue Weinflaschen (oft von deutschem Riesling)
- Antike Siphons oder Limonadenflaschen
- Isolatoren von alten Stromleitungen
Der beste Ort, um diese Schätze zu finden? Flohmärkte und Online-Kleinanzeigen sind wahre Goldgruben für Liebhaber von historischem Blauglas.
In vielen Kulturen, besonders im Mittelmeerraum und im Nahen Osten, gilt blaues Glas als Schutzsymbol. Das „Nazar-Amulett“, ein Auge aus blauem und weißem Glas, soll den „bösen Blick“ abwehren. Es ist mehr als nur Dekoration – es ist ein Stück lebendiger Aberglaube, der dem Material eine zusätzliche, tiefere Bedeutungsebene verleiht.
Verblasst blaues Glas in der Sonne?
Nein. Da bei hochwertigem Glas das farbgebende Kobalt- oder Kupferoxid direkt in die Glasmasse eingeschmolzen ist, ist die Farbe absolut UV-beständig und lichtecht. Ein blaues Kirchenfenster aus dem Mittelalter leuchtet heute noch genauso intensiv wie vor 800 Jahren. Das macht es zu einem der langlebigsten Farbstoffe überhaupt.
„Farbe ist ein Mittel, um eine direkte Wirkung auf die Seele auszuüben. Farbe ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit den vielen Saiten.“ – Wassily Kandinsky
Dieser Gedanke des berühmten Bauhaus-Künstlers lässt sich perfekt auf blaues Glas anwenden. Es ist nicht nur ein Baustoff, sondern ein Instrument, das gezielt eine emotionale Resonanz in uns erzeugt: Ruhe, Tiefe, manchmal auch Melancholie.
Für Minimalisten: Ein einziges, perfekt geformtes Objekt aus blauem Glas – etwa eine Vase von Iittala, Modell „Aalto“ – auf einem ansonsten leeren Sideboard. Hier wirkt die Form und die reine Farbe.
Für Bohemians: Eine Sammlung verschiedener blauer Flaschen und Gläser in unterschiedlichen Tönen und Formen auf dem Fensterbrett. Das Zusammenspiel der Lichtreflexe erzeugt eine lebendige, fast magische Atmosphäre.
Denken Sie über den Tellerrand hinaus. Blaues Glas eignet sich hervorragend als Küchenrückwand. Hersteller wie „ThinkGlass“ bieten massive, bis zu 10 cm dicke Arbeitsplatten aus Glas an, die von unten beleuchtet werden können und eine spektakuläre, ozeanische Tiefe erzeugen. Eine pflegeleichte und absolut einzigartige Alternative zu Fliesen oder Stein.
Wichtiger Tipp: Blaues Glas lässt einen Raum tendenziell kühler erscheinen. Das ist perfekt für ein Schlafzimmer, in dem eine beruhigende Atmosphäre gewünscht ist, oder für sonnendurchflutete Südzimmer. In einem schlecht beleuchteten Raum, der nach Norden ausgerichtet ist, kann zu viel Blau die Stimmung jedoch unterkühlen und düster wirken lassen.
Die Herstellung von neuem Glas ist energieintensiv. Die gute Nachricht: Glas ist zu 100 % und unendlich oft recycelbar, ohne Qualitätsverlust. Blaues Flaschenglas wird beim Recycling nach Farbe sortiert, eingeschmolzen und für neue blaue Flaschen und Gläser wiederverwendet. Der Griff zu Produkten aus recyceltem Glas ist also eine nachhaltige Wahl.
- Glatter Schnitt: Für dünnes, industrielles Blauglas reicht ein einfacher Glasschneider mit Hartmetallrädchen.
- Komplexer Bruch: Bei dickem oder mundgeblasenem Glas mit unebener Oberfläche ist eine Bandsäge mit speziellem Diamant-Sägeband oft die bessere Wahl für präzise, kurvige Schnitte.
Wichtig: Tragen Sie immer Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille!
Der berühmte amerikanische Glaskünstler Dale Chihuly ist bekannt für seine monumentalen Installationen aus buntem Glas. Viele seiner bekanntesten Werke, wie der „Chihuly Garden and Glass“ in Seattle, nutzen die Wirkung von massivem Blauglas, um organische, fast außerirdisch wirkende Formen zu schaffen.
Sie möchten nur einen Hauch von Blau? Probieren Sie Glasnuggets oder kleine Mosaiksteine aus blauem Glas. Man kann sie einfach in eine flache Schale mit Wasser legen, um Kerzen schwimmen zu lassen, oder sie zur Dekoration von Blumentöpfen verwenden. Ein kleiner Aufwand für einen schönen, funkelnden Effekt.
Der Trend geht zu „Jewel Tones“ in der Inneneinrichtung. Sattes Saphirblau, wie man es von tiefem Kobaltglas kennt, ist dabei ein zentrales Element. Es wird nicht mehr nur als kleiner Akzent genutzt, sondern als Statement – zum Beispiel in Form von Glastüren, Tischplatten oder sogar Waschbecken aus massivem Glas von Firmen wie Vaskeo.
Stellen Sie sich eine laue Sommernacht im Garten vor. Das flackernde Licht von Teelichtern, geschützt in alten blauen Gläsern oder Flaschen, wirft ein sanftes, fast unwirkliches Licht auf den Tisch. Der Blauton filtert das warme Gelb der Flamme und erzeugt eine unvergleichlich ruhige und entspannte Atmosphäre, die man mit keinem anderen Material erreicht.
