Die Magische Stunde: Dein Guide für Wahnsinns-Sonnenuntergangsfotos
Rote Sonne: Wo Licht und Leidenschaft aufeinandertreffen! Entdecken Sie, wie diese faszinierenden Bilder Ihre Stimmung heben können.
„Ich habe die Sonne in Rot gesehen!“ – Ein fiktives Zitat von Vincent van Gogh, der selbst das Licht der Welt in seiner Farbenpracht erlebte. Wie oft erblicken wir die Sonne, ohne ihre wahre Schönheit zu erkennen? In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine visuelle Reise durch die magischen Rottöne der Sonne, die selbst die trübsten Tage erhellen. Lassen Sie sich von der Inspiration anstecken!
Ich hab schon an so vielen Orten auf das perfekte Licht gewartet, dass ich sie gar nicht mehr zählen kann. Manchmal stand ich bei Eiseskälte bibbernd in den Bergen, ein anderes Mal hab ich bei drückender Schwüle an der Küste geschwitzt. Jeder Sonnenaufgang ist anders. Manche sind ein pures Geschenk, andere eine Lektion in Geduld.
Inhaltsverzeichnis
Einmal war alles perfekt geplant: der Standort, die Ausrüstung, das Timing für einen Kunden. Und dann? Zog aus dem Nichts eine Nebelwand auf, so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht sah. Die ganze Reise für die Katz, das Foto gab’s nicht. Solche Momente brennen sich ein. Sie zeigen einem, dass Fotografie so viel mehr ist als nur auf einen Knopf zu drücken. Es ist Handwerk, Vorbereitung und, ja, manchmal auch eine ordentliche Portion Glück.
Viele sehen ein knallrotes Sonnenuntergangsbild und denken an pure Romantik. Ich sehe dahinter oft Belichtungsreihen, den Kampf mit dem richtigen Filter und die ewige Suche nach der perfekten Einstellung. Genau dieses Wissen aus der Praxis will ich hier mit dir teilen. Nichts aus trockenen Lehrbüchern, sondern aus unzähligen Stunden draußen im Feld. Lass uns mal die typischen Fehler vermeiden und die kleinen Tricks anschauen, die ein gutes Bild von einem wirklich unvergesslichen unterscheiden.

Warum deine Kamera die Welt anders sieht (und was du dagegen tun kannst)
Bevor wir loslegen, müssen wir zwei Dinge verstehen. Erstens: Warum wird der Himmel überhaupt so spektakulär rot? Und zweitens, viel wichtiger: Warum sieht deine Kamera das alles komplett anders als dein Auge? Das ist die absolute Grundlage für alles, was danach kommt.
Ein bisschen Physik, die sich lohnt
Tagsüber ist der Himmel blau, weil kurzwelliges blaues Licht in der Atmosphäre in alle Richtungen gestreut wird. Ganz einfach. Steht die Sonne aber tief am Horizont, muss ihr Licht einen viel längeren Weg durch diese Atmosphäre zurücklegen. Auf dieser langen Strecke werden die blauen und grünen Anteile fast komplett rausgefiltert. Was übrig bleibt und bei uns ankommt, sind die langwelligen, warmen Töne: Gelb, Orange und Rot. Ein bisschen Staub oder Dunst in der Luft kann diesen Effekt sogar noch verstärken. Ein super klarer, blitzsauberer Himmel ist für Fotos oft total langweilig.

Das ewige Problem: Der Dynamikumfang
Unser Auge ist ein technisches Wunderwerk. Es kann gleichzeitig die gleißend helle Sonne und die dunklen Details im Schatten eines Felsens erkennen. Ein Kamerasensor? Keine Chance. Sein Dynamikumfang – also der Kontrastumfang zwischen dem hellsten und dunkelsten Punkt, den er aufzeichnen kann – ist viel kleiner. Und genau das ist die Hauptschwierigkeit: Belichtest du auf den Himmel, wird der Vordergrund pechschwarz. Profis sagen, er „säuft ab“. Belichtest du aber auf den dunklen Vordergrund, ist der Himmel nur noch ein weißer, überbelichteter Fleck. Man sagt, er ist „ausgefressen“. Alle Techniken, über die wir jetzt sprechen, zielen im Grunde darauf ab, genau dieses Problem zu lösen.
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Wer erst bei Sonnenuntergang am Spot ankommt und anfängt, sein Stativ aufzubauen, ist eigentlich schon zu spät. Die Magie beginnt Stunden, manchmal sogar Tage vorher am Schreibtisch.
Die Location ist alles
Ein roter Himmel allein ist ganz nett, aber oft auch ziemlich langweilig. Was ein Bild wirklich interessant macht, ist der Vordergrund! Ein knorriger alter Baum, eine coole Felsformation, eine Brücke oder Spiegelungen in einem See. Der Vordergrund gibt dem Bild Tiefe und eine Geschichte.

Ich plane das mittlerweile fast immer mit Apps wie PhotoPills oder The Photographer’s Ephemeris (TPE). Die zeigen mir auf einer Karte zentimetergenau, wo die Sonne auf- oder untergehen wird. So kann ich schon zu Hause am Rechner sehen, von welcher Position aus die Sonne genau hinter diesem Leuchtturm stehen wird. Vor Ort suche ich dann nur noch die finale Komposition und achte auf störende Elemente wie Strommasten oder Mülleimer. Ein paar Schritte nach links oder rechts zu gehen ist immer einfacher, als später stundenlang am PC retuschieren zu müssen.
Wetter und Wolken richtig deuten
Ein wolkenloser Himmel ist meistens Fotografie-Gift. Die besten Farben entstehen, wenn hohe Schleierwolken am Himmel sind. Die werden von der tiefstehenden Sonne von unten angeleuchtet und fangen förmlich an zu glühen. Eine dichte, graue Wolkensuppe hingegen blockiert das Licht komplett – da kannst du direkt wieder einpacken. Ich checke deshalb immer den Wetterbericht, aber achte nicht nur auf Regen, sondern vor allem auf die Wolkenhöhe. Ein super Tipp dafür sind übrigens Webseiten wie Windy.com, da kannst du dir die Bewölkung in verschiedenen Höhen anzeigen lassen. Ein Game-Changer!

Die richtige Ausrüstung: Weniger ist mehr
Du brauchst keine Kamera für 5.000 Euro. Wichtiger ist, dass du deine Ausrüstung kennst und sie ein paar Grundfunktionen hat.
- Kamera: Jede Kamera mit einem manuellen Modus (M) ist dein Freund. Ob Spiegelreflex oder spiegellos, Vollformat oder APS-C, ist erstmal egal. Hauptsache, du kannst ISO, Blende und Belichtungszeit selbst einstellen. Ach ja, und im RAW-Format zu fotografieren, ist absolute Pflicht!
- Stativ: Das ist dein wichtigstes Werkzeug, ehrlich. Ohne ein stabiles Stativ werden deine Bilder unscharf. Investiere hier lieber ein paar Euro mehr. Ein wackeliges Billig-Stativ für 30 € bringt nur Frust. Ein solides Einsteigermodell bekommst du ab ca. 80-100 €, aber wenn du es ernst meinst, planst du besser 250 € oder mehr ein. Der Unterschied in Sachen Stabilität bei Wind ist gewaltig.
- Objektive: Ein Weitwinkel (z.B. 16-35mm) ist super, um die ganze Weite der Landschaft einzufangen. Ein Teleobjektiv (z.B. 70-200mm oder mehr) hat einen anderen Zaubertrick auf Lager: Es komprimiert die Perspektive. Dadurch wirkt die Sonne im Vergleich zu einem Objekt im Vordergrund riesig. Diesen Effekt kennst du bestimmt von vielen Fotos.
- Filter: Das sind die Geheimwaffen. Einsteiger-Schraubfilter gibt es schon ab ca. 30 €, ein hochwertiges Steckfiltersystem, das viel flexibler ist, kann aber schnell mal 150-200 € kosten.
- Grauverlaufsfilter (GND): Die klassische Lösung für das Dynamikproblem. Eine Glasscheibe, die oben dunkel ist und nach unten klar wird. Damit dunkelt man den hellen Himmel ab und bekommt in einer einzigen Aufnahme alles korrekt belichtet.
- Graufilter (ND): Dieser ist komplett dunkel und reduziert das gesamte Licht. Perfekt für Langzeitbelichtungen, um Wasser seidenweich oder Wolken zu dynamischen Streifen zu ziehen.
- Polfilter (CPL): Reduziert Spiegelungen auf Wasser und macht Farben satter. Bei Weitwinkelobjektiven aber Vorsicht, das kann zu unschönen, ungleichmäßigen Flecken im Himmel führen.
- Kleinkram, der aber Gold wert ist: Ein Fernauslöser, damit du die Kamera nicht berührst. Ersatzakkus (Kälte killt die Leistung!). Ein Mikrofasertuch. Und, ganz wichtig: eine Stirnlampe! Kleiner Profi-Tipp: Hol dir eine mit Rotlicht-Modus. So bleibt deine Nachtsicht erhalten, wenn du im Dunkeln an der Kamera fummelst.
- ISO: Immer so niedrig wie möglich, meist ISO 100. Höhere Werte erzeugen nur unnötiges Bildrauschen.
- Blende: Für eine durchgehende Schärfe sind Werte zwischen f/8 und f/16 ideal. Hier ist die Abbildungsleistung der meisten Objektive am besten.
- Belichtungszeit: Das ist deine Variable. Von ultrakurz bis hin zu 30 Sekunden oder länger. Damit gestaltest du: Kurze Zeiten frieren Wellen ein, lange Zeiten machen sie zu Nebel.
- Kristallklare Schärfe vom Vordergrund bis zum Horizont
- Perfekt belichtete Details in hellen und dunklen Bereichen
- Maximale Kontrolle in der Nachbearbeitung
- Soft GND: Ideal für Landschaften ohne klare Horizontlinie, wie Berge oder Wälder. Der Übergang von dunkel zu hell ist weich.
- Hard GND: Perfekt für Szenen mit geradem Horizont, wie am Meer. Der Übergang ist scharf und klar definiert.
- Ein stabiles Stativ (z. B. von Manfrotto oder Peak Design)
- Ein Fernauslöser oder die Nutzung des 2-Sekunden-Timers
- Mindestens ein Ersatzakku (Kälte reduziert die Leistung!)
- Ein Mikrofasertuch zur Reinigung der Linse
- Nutze immer eine Streulichtblende als mechanischen Schutz.
- Reinige deine Ausrüstung nach jeder Session am Meer gründlich mit einem leicht feuchten Tuch.
- Wechsle Objektive nur an einem geschützten Ort, niemals direkt in der salzigen Brise.
- Der Vordergrund ist gestochen scharf.
- Auch die weit entfernten Berge oder Wolken sind perfekt im Fokus.
Die Aufnahme: Jetzt wird’s ernst
Okay, du stehst am perfekten Ort, das Licht ist der Hammer. Jetzt zählt dein Können an der Kamera. Automatik-Programme kannst du hier komplett vergessen.

Der Manuelle Modus (M) ist dein bester Freund
Hier hast du die volle Kontrolle. Und keine Sorge, das ist einfacher, als es klingt. Fang doch mal mit diesem „Keine-Panik-Rezept“ an:
Dein Starter-Kit für die Einstellungen: ISO 100, Blende f/11, Weißabgleich auf „Bewölkt“. Fokussiere manuell auf einen Punkt in der Ferne. Jetzt musst du nur noch an einem Rädchen drehen: der Belichtungszeit. Passe sie so lange an, bis dein Bild gut aussieht – und überprüfe das mit dem Histogramm!
Fokussieren, wenn’s dunkel wird
Der Autofokus wird bei wenig Licht oft versagen. Schalte auf manuellen Fokus (MF). Nutze den Live-View auf deinem Display, zoome digital voll rein und stelle von Hand auf einen hellen Punkt in der Ferne scharf (z.B. ein Licht oder die Mondkante).

Der Weißabgleich macht die Stimmung
Lass den Weißabgleich (AWB) niemals auf Automatik! Die Kamera würde versuchen, das tolle Rot zu „korrigieren“, weil sie es für einen Farbstich hält. Das Ergebnis wäre ein kaltes, langweiliges Bild. Wähle „Schatten“ oder „Bewölkt“ oder, wenn du magst, einen festen Kelvin-Wert um die 7000K. Das sorgt für die warmen, satten Farben.
Dein wichtigster Berater: Das Histogramm
Ganz ehrlich: Das Kameradisplay lügt. In der Dunkelheit wirkt jedes Bild heller, als es ist. Verlass dich nur auf das Histogramm! Das ist die Grafik der Helligkeitsverteilung. Stößt der Graph rechts an den Rand, sind Lichter ausgefressen und die Bildinformation ist für immer weg. Das ist der Super-GAU. Stößt er links an, ist es nicht so schlimm, aus dunklen Bereichen kann man oft noch Details retten. Die Regel lautet: Belichte so hell wie möglich, OHNE dass die Lichter rechts anstoßen.
Für Fortgeschrittene: Techniken mit Wow-Effekt
Wenn die Grundlagen sitzen, können wir noch eine Schippe drauflegen.

Filter vs. HDR: Der große Vergleich
Also, was ist besser, um den hohen Kontrast zu bändigen – ein Verlaufsfilter vor der Linse oder eine Belichtungsreihe (Bracketing/HDR) am Computer?
Der Grauverlaufsfilter ist die handwerkliche, saubere Lösung. Du hast direkt in der Kamera eine einzige, perfekte Datei. Nachteil: Die Dinger sind nicht billig, und wenn du einen unregelmäßigen Horizont hast (z.B. Berge), wird’s fummelig. Die HDR-Technik ist die digitale Alternative. Du machst 3-5 Bilder mit unterschiedlichen Helligkeiten und fügst sie am PC zusammen. Vorteil: Es kostet dich nichts außer Zeit, und es funktioniert bei jeder Art von Horizont. Nachteil: Man kann es leicht übertreiben und quietschbunte, unnatürliche Ergebnisse produzieren. Gut gemachtes HDR erkennt man nicht als solches.
Die riesige Sonne: Eine Frage der Planung
Bilder mit einer gigantischen Sonne hinter einer Person oder einem Gebäude sind kein Photoshop-Trick. Das ist reine Physik! Du brauchst ein starkes Teleobjektiv (mindestens 300mm) und musst sehr weit von deinem Vordergrundmotiv weggehen. Durch die extreme Entfernung und den Zoom wird die Perspektive so komprimiert, dass die Sonne im Verhältnis riesig erscheint. Das erfordert aber Millimeterarbeit bei der Planung mit einer App – ohne die findest du den exakten Standpunkt niemals.

Langzeitbelichtungen für den Traum-Look
Mit einem starken ND-Filter (z.B. ND1000) kannst du Belichtungszeiten von 30 Sekunden oder länger erreichen. So wird Wasser zu einer spiegelglatten Fläche oder Wolken zu dynamischen Streifen. Aber wie berechnet man die Zeit? Keine Angst vor der Rechnerei! Wenn deine korrekte Belichtung ohne Filter zum Beispiel 1/60 Sekunde beträgt, rechnest du für den ND1000-Filter einfach: 1/60 x 1000 ≈ 16 Sekunden. Dafür gibt es aber auch unzählige Smartphone-Apps (z.B. in PhotoPills integriert), die dir das abnehmen.
Die digitale Dunkelkammer: Veredeln mit Gefühl
Ein gutes Foto entsteht in der Kamera, aber es wird am PC vollendet. Wer in RAW fotografiert, hat alle Trümpfe in der Hand. Stell dir das RAW-Bild wie die rohen Zutaten vor: alles da, aber noch etwas flach und blass. In Programmen wie Lightroom oder Capture One bringst du die Aromen dann zur Geltung.
Ein typischer Anfängerfehler: den Sättigungsregler auf Anschlag ziehen. Ein Sonnenuntergang ist schon bunt! Zu viel Sättigung lässt ihn billig und künstlich aussehen. Mein Tipp: Passe Belichtung und Kontrast an, hol Details aus den Schatten zurück, justiere die Farben sanft nach und schärfe das Bild zum Schluss. Weniger ist hier fast immer mehr.

Zum Schluss: Sicherheit geht vor!
Bei aller Leidenschaft, vergiss bitte nie die Vernunft.
Achtung, ganz wichtig: Schau NIEMALS mit einem Teleobjektiv durch den optischen Sucher direkt in die Sonne! Das wirkt wie ein Brennglas und kann dein Auge dauerhaft schädigen. Nutze immer das Display (Live-View)!
Sei dir auch deiner Umgebung bewusst. An Klippen besteht Absturzgefahr, an der Küste kann dich die Flut überraschen. Check die Gezeiten! Und respektiere die Natur. Bleib in Naturschutzgebieten auf den Wegen und hinterlasse nichts als deine Fußspuren. Das Betreten von Privatgrundstücken ist natürlich auch tabu.
Ein geniales Sonnenuntergangsfoto ist am Ende die Summe vieler kleiner, richtiger Entscheidungen. Es ist eine Mischung aus Planung, Technik, Geduld und Respekt vor der Natur. Lass dich von Misserfolgen nicht entmutigen. Jeder von uns hat schon unzählige Bilder gelöscht. Aber genau aus diesen lernt man am meisten. Und jetzt raus mit dir und viel Spaß beim Fotografieren!
Bildergalerie


Der größte Fehler vieler Fotografen? Sie packen zusammen, sobald die Sonne unter dem Horizont verschwunden ist. Doch oft beginnt das eigentliche Spektakel erst danach. Der „Afterglow“ kann den Himmel in Farben tauchen, die noch intensiver und subtiler sind als der Sonnenuntergang selbst. Bleib noch 15 bis 30 Minuten länger – die Geduld wird fast immer mit den besten Aufnahmen des Tages belohnt.

Das Geheimnis? Eine simple Belichtungsreihe (Bracketing). Nimm drei oder fünf Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen auf und füge sie später am PC zu einem HDR-Bild zusammen. Deine Kamera hat dafür wahrscheinlich sogar eine automatische Funktion!

Wie finden Profis eigentlich immer den perfekten Spot und den exakten Sonnenstand?
Sie überlassen nichts dem Zufall. Apps wie PhotoPills oder The Photographer’s Ephemeris (TPE) sind das digitale Schweizer Taschenmesser für Landschaftsfotografen. Sie zeigen dir auf einer Karte exakt an, wo und wann die Sonne auf- und untergeht, und das für jeden beliebigen Tag im Jahr. So kannst du deine Komposition schon von zu Hause aus planen.

„Der Himmel färbte sich in ein Violett, das nur durch die Hoffnung eines Künstlers oder die Verzweiflung eines Ertrinkenden hervorgerufen werden konnte.“ – G.K. Chesterton

Die Wahl des Objektivs prägt dein Bild entscheidend. Ein Weitwinkelobjektiv (z. B. 16-35mm) fängt die Weite der Landschaft ein und betont dramatische Wolkenformationen. Ein Teleobjektiv (z. B. 70-200mm) hingegen komprimiert die Szene, lässt die Sonne riesig erscheinen und isoliert spannende Details wie einen einzelnen Baum oder eine Bergspitze im Abendlicht.

Wichtiger Punkt: Manueller Weißabgleich. Deine Kamera versucht im Automatikmodus, die warmen, rötlichen Töne eines Sonnenuntergangs zu „korrigieren“ und neutralisiert sie. Das Ergebnis ist ein flaues, enttäuschendes Bild. Wechsle in den manuellen Weißabgleich und wähle eine Voreinstellung wie „Schatten“ oder „Bewölkt“ (ca. 6500-7500 Kelvin), um die warmen Farben zu erhalten und sogar zu verstärken.

Um den extremen Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Landschaft zu meistern, sind Verlaufsfilter (GND-Filter) Gold wert. Sie dunkeln nur den Himmel ab, während der Vordergrund korrekt belichtet bleibt. So gelingen ausgewogene Bilder direkt in der Kamera.
Marken wie NiSi oder Kase bieten hochwertige Glasfilter-Systeme an, die von vielen Profis genutzt werden.


Laut einer Studie der European Eye Epidemiology (E3) kann das menschliche Auge einen dynamischen Kontrastumfang von etwa 1.000.000:1 (entspricht 20 Blendenstufen) gleichzeitig wahrnehmen.
Das erklärt, warum die Realität so viel eindrucksvoller wirkt als das erste Foto auf dem Kameradisplay. Moderne Kameras schaffen nur etwa 12-15 Blendenstufen. Techniken wie HDR oder der Einsatz von Filtern sind also keine „Tricks“, sondern notwendige Werkzeuge, um die Realität annähernd abzubilden.

Stativ aus Carbonfaser: Leicht, vibrationsdämpfend und bei Kälte angenehmer anzufassen. Ideal für Wanderer und Reisen, aber teurer.
Stativ aus Aluminium: Günstiger und sehr stabil, aber deutlich schwerer. Eine gute Wahl für den Einstieg oder wenn das Gewicht keine Rolle spielt.
Für die Fotografie mit langen Belichtungszeiten ist ein stabiles Stativ wichtiger als jedes teure Objektiv.

Eine starke Silhouette erzählt eine Geschichte und verleiht dem Bild eine klare visuelle Anziehungskraft. Anstatt zu versuchen, jedes Detail im Vordergrund zu beleuchten, konzentriere dich auf eine interessante Form – ein knorriger Baum, die Skyline einer Stadt, ein Mensch am Strand. Belichte auf den hellen Himmel, sodass der Vordergrund fast schwarz wird. So entsteht ein grafisches, emotionales und unvergessliches Bild.

Ist Lens Flare, also die Blendenflecken, ein Fehler oder ein Stilmittel?
Beides! Ungewollte Flecken können ein Bild ruinieren. Aber gezielt eingesetzt, kann ein warmer Lichtschein, der über den Bildrand streicht, eine verträumte, authentische Atmosphäre schaffen. Experimentiere, indem du die Sonne gerade so am Rand eines Objekts (wie einem Baum oder Berg) positionierst. Eine geschlossene Blende (f/11 oder höher) verwandelt die Sonne zudem in einen scharfen, strahlenden Stern.

Hinterlasse nichts als deine Fußspuren, nimm nichts mit außer deinen Bildern.
Dieser Leitsatz der „Leave No Trace“-Bewegung ist für Naturfotografen oberstes Gebot. Respektiere die Tier- und Pflanzenwelt, bleibe auf den Wegen und hinterlasse keinen Müll. Die Schönheit, die wir festhalten wollen, müssen wir auch für die Zukunft bewahren.

Ein atemberaubender Himmel allein macht noch kein gutes Foto. Suche aktiv nach „führenden Linien“ am Boden, die den Blick des Betrachters ins Bild hinein und idealerweise in Richtung des Sonnenuntergangs lenken. Das kann ein gewundener Küstenverlauf, ein Holzsteg, eine Straße oder sogar die Spuren im Sand sein. Diese Linien verleihen dem Bild Tiefe und eine durchdachte Komposition.

Smartphone-Fotografie: Moderne Geräte wie das iPhone 15 Pro oder das Google Pixel 8 Pro bieten im Pro-Modus manuelle Kontrolle und können beeindruckende RAW-Dateien liefern. Ideal für Spontanität, aber bei extremen Kontrasten limitiert.
System- oder Spiegelreflexkamera: Unschlagbar in Bildqualität und Flexibilität durch Wechselobjektive und besseres Rauschverhalten. Der größere Sensor fängt einfach mehr Licht und Details ein, was bei der Nachbearbeitung einen riesigen Unterschied macht.

Wichtiger Tipp für die Küste: Salzwasser-Sprühnebel ist der Feind jeder Ausrüstung. Er legt sich als klebriger Film auf Linse und Gehäuse und kann die Elektronik angreifen.

„There are no rules for good photographs, there are only good photographs.“ – Ansel Adams
Auch wenn wir hier viele Techniken besprechen: Am Ende zählt das Ergebnis. Wenn ein Bild eine Emotion auslöst und den Betrachter fesselt, sind die Regeln zweitrangig. Nutze die Technik als Werkzeug, aber lass deiner kreativen Vision freien Lauf.

Das Zauberwort heißt „Focus Stacking“. Mache dafür mehrere identische Aufnahmen vom Stativ, bei denen du den Fokuspunkt manuell von vorne nach hinten verlagerst. Eine Software wie Adobe Photoshop oder Helicon Focus fügt die schärfsten Bereiche der einzelnen Bilder dann zu einem einzigen, durchgehend scharfen Foto zusammen.

Die „blaue Stunde“ ist die Zeit kurz vor Sonnenaufgang und direkt nach Sonnenuntergang, in der der Himmel ein tiefes, sattes Blau annimmt. Dieses kühle, sanfte Licht erzeugt eine völlig andere, oft melancholische oder ruhige Stimmung als das dramatische Orange der goldenen Stunde. Besonders Stadtlichter und Architektur kommen in dieser Zeit wunderschön zur Geltung.
Vergiss nie die Kraft des Vordergrunds. Ein beeindruckender Himmel ist nur die halbe Miete. Eine unscheinbare Pfütze, die den Himmel spiegelt, eine Gruppe von Steinen oder eine vom Wind geformte Sanddüne können als visueller Anker dienen und einem zweidimensionalen Bild eine faszinierende Tiefe verleihen.




