Omas alte Kommode: Echter Schatz oder nur schöner Schein? Ein Blick hinter die Kulissen

Wussten Sie, dass der Barock nicht nur eine Epoche, sondern ein Lebensgefühl ist? Entdecken Sie die Pracht der Barock Kommode!

von Filip Fester

In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Möbelstücke kommen und gehen sehen. Manche modern, manche aus Epochen, die lange zurückliegen. Aber ganz ehrlich? Wenige Stücke haben so viel Seele und erzählen so eine reiche Geschichte wie eine traditionell gefertigte Kommode im Barock-Stil.

Viele Leute kommen zu mir und sind erstmal schockiert über die Preise. Sie sehen eine Zahl, aber nicht die unzähligen Stunden, das über Generationen weitergegebene Wissen und das Herzblut, das in so einem Möbel steckt. Deshalb will ich heute mal nicht nur über den Preis reden. Ich möchte dir von der wahren Kunst des Handwerks erzählen. Von Holz, das atmet, von Verbindungen, die ewig halten, und von Oberflächen, die eine unglaubliche Tiefe haben. Das ist der wahre Wert.

Das Herzstück: Warum die Holzauswahl alles entscheidet

Alles fängt mit dem Holz an. Das ist das Fundament, die DNA des Möbels. Für diese aufwendigen Kommoden griffen die alten Meister nur zu den besten Hölzern, die sie bekommen konnten. Meistens war das Nussbaum, Eiche oder edle Obsthölzer wie Kirsche. Aber einfach nur „Nussbaum“ reicht nicht, die Qualität ist entscheidend.

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Die Profis wählten Hölzer mit einer lebhaften, fast malerischen Maserung für die sichtbaren Flächen. Für den Korpus, also den inneren Kasten, wurde oft massive Eiche oder stabiles Nadelholz verwendet. Das war günstiger und extrem stabil – ein cleverer Kniff, denn von außen sieht man es ja nicht. Das teure Edelholz kam dann als dickes Furnier darüber.

Das A und O ist aber die Trocknung. Holz „arbeitet“, das heißt, es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Ist das Holz nicht perfekt getrocknet, reißt oder verzieht es sich später in deiner zentralgeheizten Wohnung. Wir streben heute eine Holzfeuchte von 8 bis 10 Prozent an, die wir mit Messgeräten prüfen. Früher hatten die Meister das im Gefühl und ließen das Holz über Jahre, manchmal Jahrzehnte, an der Luft trocknen.

Ach ja, ein Klassiker aus meiner Werkstatt: Ein Kunde erbt eine wunderschöne Kommode aus einem kühlen, feuchten Keller und stellt sie voller Stolz ins trockene Wohnzimmer. Drei Wochen später der panische Anruf: Die massive Deckplatte hat einen zentimeterbreiten Riss. Das Holz konnte sich nicht langsam an die neue Umgebung gewöhnen und ist unter der Spannung buchstäblich geplatzt. Eine Reparatur ist möglich, aber eine Narbe bleibt. Daran sieht man: Holz ist kein toter Werkstoff, es lebt.

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Der Echtheits-Check für Zuhause: Mehr als nur Bretter

Eine authentische Kommode erkennst du nicht nur an der Form, sondern vor allem daran, wie sie gebaut ist. Schrauben oder Metallwinkel? Fehlanzeige bei einem echten, alten Stück. Die Meister nutzten geniale Holzverbindungen, die ohne einen einzigen Nagel auskommen.

Hier ist ein kleiner „Echtheits-Check für Dummies“, den du selbst machen kannst:

  • Zieh eine Schublade raus und schau sie dir von der Seite an. Siehst du Verbindungen, die wie Schwalbenschwänze aussehen? Das ist die berühmte Schwalbenschwanzzinkung. Sind die Zinken leicht unregelmäßig und nicht 100% identisch? Perfekt! Das ist ein Zeichen für Handarbeit. Maschinell gefertigte Zinken aus späteren Epochen sind absolut perfekt und uniform.
  • Klopf auf die Rückwand. Klingt sie massiv und solide? Oder eher dünn und hohl wie Sperrholz? Echte alte Stücke haben oft eine Rückwand aus massiven, einfachen Holzbrettern, die in eine Nut eingelassen sind. Billige Kopien haben oft nur eine dünne Sperrholz- oder Hartfaserplatte angenagelt.
  • Fahr mit der Hand über die Oberflächen. Fühlst du minimale Unebenheiten oder feine Spuren von Handwerkzeugen wie einem Hobel? Das ist ein gutes Zeichen. Perfekt glatte, makellose Flächen deuten eher auf eine industrielle Fertigung hin.

Geleimt wurde damals übrigens mit Knochen- oder Hautleim. Wir kochen den heute noch im Wasserbad auf – der Geruch ist unverwechselbar. Der riesige Vorteil: Dieser Leim ist reversibel. Mit Wärme und Feuchtigkeit kann man die Verbindung wieder lösen. Das ist für uns Restauratoren entscheidend. Wenn ein Laie da mit modernem Montagekleber rangeht, richtet er oft mehr Schaden als Nutzen an. Glaub mir, ich habe schon Stunden damit verbracht, diesen Mist wieder aus alten Fugen zu kratzen.

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Gut zu wissen: Spezialmaterial wie Knochenleim in Perlenform oder fertigen Schellack bekommst du nicht im Baumarkt. Schau mal in Online-Shops für Restaurierungsbedarf, zum Beispiel bei Dictum oder Kremer Pigmente. Da findest du alles, was das Handwerkerherz begehrt.

Barock, Gründerzeit oder Pressspan? Ein kleiner Vergleich

Woran erkennst du nun den Unterschied zwischen einem echten Schatz, einer soliden Kopie und modernem Möbelhaus-Chic? Schauen wir uns das mal genauer an, ganz ohne Tabelle:

Ein echtes Stück aus der Zeit besteht durch und durch aus massivem Holz und edlen, dick gesägten Furnieren. Die Verbindungen sind, wie gesagt, von Hand gezinkt. Es hat eine Seele, eine Patina, und hält bei guter Pflege ewig. Der Wert ist hoch und steigt tendenziell. Nur damit du ein Gefühl bekommst: Eine unrestaurierte, aber originale Kommode findest du mit Glück vielleicht ab 1.500 €, eine vom Fachmann top restaurierte kann aber auch locker 8.000 € bis 15.000 € und mehr kosten, je nach Herkunft und Qualität.

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Eine Kopie aus der Gründerzeit (spätes 19. Jahrhundert) ist oft auch noch sehr gut gemacht! Meist aus massivem Holz, aber die Verbindungen sind schon oft maschinell gefertigt (perfekte Zinken!), die Furniere dünner. Sie sehen dem Original sehr ähnlich, sind aber keine Antiquitäten im eigentlichen Sinne. Trotzdem sind sie wertig und oft eine tolle, erschwinglichere Alternative. Preislich bewegen sie sich meist im Bereich von 800 € bis 2.500 €.

Und die moderne Kommode im „Barock-Look“? Ehrlich gesagt, meistens eine Mogelpackung. Der Korpus besteht aus Span- oder MDF-Platten, die mit einer dünnen Kunststofffolie in Holzoptik beklebt sind. Die geschwungenen Formen sind aus Kunststoff gegossen und angeklebt. Haltbarkeit? Naja. Wert? Sinkt in dem Moment, in dem du sie aus dem Laden trägst. Sie dient der reinen Optik, hat aber mit der Handwerkskunst nichts zu tun.

Die Oberfläche: Das Geheimnis des tiefen Glanzes

Die Krönung ist die Oberfläche. Die absolute Königsklasse ist die Schellackpolitur, auch Französische Politur genannt. Das ist eine Technik, die unfassbar viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert.

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Diamanten: Was macht den Edelstein so besonders?

Schellack ist ein Naturharz, das in Alkohol gelöst wird. Es wird nicht gepinselt, sondern mit einem Baumwollballen in unzähligen, hauchdünnen Schichten aufgetragen. Das Ergebnis ist ein Tiefenglanz, den kein moderner Lack jemals erreicht. Die Holzmaserung bekommt eine fast dreidimensionale Wirkung. So eine Politur von Grund auf neu aufzubauen, ist eine Heidenarbeit. Eine professionelle Schellackpolitur für eine mittelgroße Kommode liegt daher schnell bei 1.500 € bis 2.500 €.

Achtung, kleiner Sicherheitstipp aus der Praxis: Mit Schellack getränkte Lappen können sich selbst entzünden! Lass sie nach der Arbeit immer ausgebreitet an der Luft trocknen oder bewahre sie in einem feuerfesten Behälter auf. Sicher ist sicher.

Dein 15-Minuten-Pflegeprogramm und der Holzwurm-Check

Okay, du hast so ein Schätzchen und willst nichts falsch machen? Perfekt. Hier ist ein absolut sicheres Mini-Tutorial:

„Deine 15-Minuten-Möbelpflege“

  1. Staubwischen: Nimm ein weiches, trockenes Mikrofasertuch und entferne allen losen Staub.
  2. Feucht reinigen: Feuchte ein anderes, sauberes Tuch mit destilliertem Wasser (wichtig, um Kalkränder zu vermeiden!) und einem winzigen Tropfen milder Neutralseife an. Das Tuch soll nur neblig feucht sein, nicht nass!
  3. Vorsichtig wischen: Wische sanft über die Oberflächen.
  4. Trocknen: Sofort mit einem trockenen, weichen Tuch nachwischen. Fertig.

Bitte, tu mir einen Gefallen: Finger weg von Möbelpolituren und Sprays aus dem Supermarkt! Die enthalten oft Silikone und Wachse, die eine schmierige Schicht auf der alten Politur bilden, die man nur sehr schwer wieder runterbekommt.

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Und was ist mit Holzwurmlöchern?
Jeder kennt die kleinen Löcher, aber woher weißt du, ob die Tierchen noch aktiv sind? Ganz einfach: Klopfe leicht gegen das Holz oder schau auf den Boden unter dem Möbel. Siehst du frisches, helles Holzmehl? Das ist ein Alarmzeichen! Alte Löcher sind meist dunkel verfärbt und staubfrei. Bei frischem Mehl solltest du handeln.

Restaurierung: Wann du den Profi rufen solltest

Ein altes Möbel zu restaurieren, ist ein Dialog mit dem ursprünglichen Meister. Die oberste Regel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Eine gewisse Patina gehört dazu, sie ist die Geschichte des Möbels.

Eine lockere Leiste neu zu verleimen, kann ein Profi schon für unter 100 € erledigen. Aber es gibt Situationen, da solltest du sofort zum Hörer greifen. Hier sind die „Roten Flaggen“:

  • Frisches Holzmehl rieselt aus den Löchern. Hier muss ein Fachmann den aktiven Befall stoppen, oft mit Wärme- oder Stickstoffbehandlungen.
  • Die Kommode ist extrem wackelig und droht auseinanderzufallen. Strukturelle Probleme brauchen einen Experten.
  • Große Furnierstücke lösen sich und biegen sich schon nach oben. Wenn du hier falsch klebst, machst du alles nur schlimmer.
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Also, was ist sie nun wert?

Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück. Warum ist so eine Kommode so wertvoll? Es ist die Summe aus allem: Das edle, über Jahre getrocknete Material. Die immense Arbeitszeit – an einer aufwendigen Replik kann ein Meister gut und gerne 200 bis 400 Stunden sitzen. Und vor allem das Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde.

Eine echte Barock-Kommode ist eben mehr als ein Möbelstück. Sie ist ein Stück Handwerksgeschichte, gebaut, um Jahrhunderte zu überdauern. Wenn du davorstehst, siehst du nicht nur Holz und Lack. Du siehst die Sorgfalt, die Kunstfertigkeit und die Leidenschaft eines Menschen, der sein ganzes Können in dieses eine Werk gelegt hat. Und das, mein Freund, ist unbezahlbar.

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Wussten Sie schon? Der Begriff „Kommode“ leitet sich vom französischen Wort für „bequem“ ab. Er kam im frühen 18. Jahrhundert auf, um ein neues, praktisches Möbelstück mit Schubladen zu beschreiben – eine bequeme Alternative zu den unhandlichen Truhen.

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Der Teufel steckt im Detail: Originale Beschläge aus Messingguss sind oft ein Zeichen für Authentizität. Suchen Sie nach feinen Unregelmäßigkeiten und einer natürlichen Patina. Hochglänzende, perfekt gestanzte Griffe deuten meist auf eine neuere Reproduktion oder einen späteren Austausch hin. Echte Handwerkskunst zeigt sich auch hier.

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Darf man ein altes Möbelstück wirklich streichen?

Eine heikle Frage, die die Gemüter erhitzt. Puristen schaudert es, doch ein neuer Anstrich kann ein stark beschädigtes oder weniger wertvolles Stück aus dem späten 19. Jahrhundert in ein atemberaubendes Design-Statement verwandeln. Wenn das Originalfurnier nicht mehr zu retten ist, kann eine hochwertige Kreidefarbe, etwa von Annie Sloan oder Farrow & Ball, dem Möbel ein zweites Leben schenken. Bei einem echten Barock-Juwel sollte man dies jedoch einem erfahrenen Restaurator überlassen.

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  • Staubwischen nur mit einem weichen, trockenen Baumwolltuch.
  • Vermeiden Sie unbedingt Mikrofasertücher – sie können feinste Kratzer in alten Polituren hinterlassen.
  • Zur Pflege eignet sich ein spezieller Bienenwachs-Balsam, der alle paar Monate hauchdünn aufgetragen und poliert wird.

Weniger ist hier definitiv mehr. Die alte Oberfläche dankt es Ihnen mit einem seidigen Glanz.

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Schließen Sie die Augen und ziehen Sie eine Schublade auf. Dieser unvergleichliche Duft von altem Holz, Bienenwachs und vielleicht einem Hauch von Lavendel, der über Jahrzehnte eingezogen ist – das ist die wahre Seele eines antiken Möbels. Es ist eine Zeitkapsel, die nicht nur Geschichten erzählt, sondern sie auch mit allen Sinnen erlebbar macht. Das kann kein neues Möbelstück von der Stange bieten.

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Furnier ist nicht gleich Furnier. Heute verbinden wir das Wort oft mit billigen Spanplatten. Doch im Barock war die Furniertechnik eine hohe Kunst. Dicke Sägefurniere (bis zu 3 mm stark) aus seltenen Hölzern wurden von Hand auf einen soliden Korpus aus günstigerem Holz geleimt. Das sparte nicht nur wertvolles Material, sondern ermöglichte auch die berühmten gespiegelten Maserungen („bookmatching“), die heute noch faszinieren.

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„Ein Raum ohne ein antikes Stück ist wie ein Gesicht ohne Falten. Es fehlt ihm die Geschichte.“ – Albert Hadley, amerikanische Design-Ikone

Diese Weisheit gilt besonders für die oft minimalistischen Wohnwelten von heute. Eine opulente Barock-Kommode kann als bewusster Stilbruch fungieren und einem modernen Raum sofort Charakter, Tiefe und eine persönliche Note verleihen.

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Achten Sie auf die „bombierte“ Form. So nennt man die bauchige, nach außen gewölbte Front vieler Barock- und Rokoko-Kommoden. Diese komplexe Form zu konstruieren, erforderte allerhöchstes handwerkliches Geschick, insbesondere beim Anpassen der Schubladen und dem Aufbringen des Furniers. Eine perfekt geschwungene Front ist ein untrügliches Zeichen für eine meisterhafte Werkstatt.

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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Barock und Rokoko?

Ganz einfach gesagt: Das Rokoko ist die verspieltere, leichtere Fortsetzung des Barock. Während Barockmöbel (ca. 1600–1730) oft wuchtig, streng symmetrisch und mit dunklen Hölzern prunkten, sind Rokoko-Möbel (ca. 1730–1770) graziler, asymmetrisch und lieben geschwungene Linien und hellere Farben. Die Ornamente werden zarter, oft inspiriert von Muscheln („Rocaille“) und Pflanzen.

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Marmorplatte: Original oder Ergänzung?

Original: Oft aus heimischem Gestein, mit Unregelmäßigkeiten und einer Dicke, die perfekt zu den Proportionen des Möbels passt. Die Unterseite ist meist nur grob behauen.

Ergänzung: Eine perfekt polierte, dünne Platte aus einem exotischen Marmor kann auf eine spätere Hinzufügung hindeuten, oft um eine beschädigte Holzplatte zu ersetzen.

Beides kann wunderschön sein, aber für den Sammlerwert ist die originale Platte entscheidend.

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  • Sie sind der Inbegriff der Nachhaltigkeit – oft über 200 Jahre alt und immer noch voll funktionstüchtig.
  • Sie erzählen eine einzigartige, persönliche Geschichte.
  • Ihre handwerkliche Qualität ist mit modernen Serienmöbeln kaum vergleichbar.

Der wahre Luxus? Ein Möbelstück zu besitzen, das bereits Generationen überdauert hat und auch die nächsten überdauern wird.

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Die glänzende Seele des Barock: Die Schellackpolitur ist kein Lack im modernen Sinne, sondern ein Naturharz der Lackschildlaus. Aufwendig in Dutzenden Schichten von Hand aufgetragen, verleiht sie dem Holz eine einzigartige Tiefe und „bricht“ das Licht auf eine Weise, die synthetische Lacke niemals erreichen. Sie lässt das Holz atmen und kann bei Kratzern von einem Experten lokal ausgebessert werden.

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Rund 8 % aller Antiquitäten auf dem Markt weisen Spuren eines alten, inaktiven Holzwurmbefalls auf. Entscheidend ist, ob er noch aktiv ist.

Ein einfacher Test: Legen Sie ein schwarzes Blatt Papier unter das Möbelstück. Finden Sie nach einigen Tagen feines Holzmehl darauf, ist der Schädling noch am Werk. Dann ist eine professionelle Behandlung unumgänglich, um die Substanz des Möbels zu retten.

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Der Schlüssel-Trick: Ein originales, funktionierendes Schloss mit einem passenden, verzierten Schlüssel ist ein kleines Wunder und ein großes Plus. Oft sind die Schlüssel über die Jahrhunderte verloren gegangen. Wenn Sie eines finden, probieren Sie es vorsichtig aus. Ein sanftes Klicken, das die Schublade sichert, ist ein hörbares Stück Geschichte.

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Was sind das für Verzierungen?

Die kunstvollen Schnitzereien sind nicht willkürlich. Typische Barock-Motive sind Akanthusblätter, Voluten (Schneckenformen) und Kartuschen (dekorative Rahmen). Im späteren Rokoko kamen dann die „Rocaillen“ hinzu – asymmetrische, muschelartige Ornamente, die den Möbeln ihre charakteristische Leichtigkeit und Verspieltheit verleihen.

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Eine leuchtend gelbe, pinke oder türkise Barock-Kommode ist ein mutiges Statement. Damit sie nicht wie ein Fremdkörper wirkt, greifen Sie die Farbe des Möbels in kleinen Dosen im Raum wieder auf – etwa in einem Kissen, einem Kunstwerk oder einem Buchrücken. So schaffen Sie eine harmonische Verbindung zwischen Alt und Neu, Opulenz und Moderne.

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  • Ziehen Sie eine Schublade ganz heraus und sehen Sie sich die Verbindungen an. Handgefertigte Schwalbenschwanzzinken sind oft leicht unregelmäßig – ein Zeichen für Handarbeit.
  • Prüfen Sie die Rückwand. Ist sie aus groben, unregelmäßigen Brettern oder aus glatter, dünner Sperrholzplatte?
  • Klopfen Sie auf die Oberflächen. Massivholz und dickes Furnier klingen satt und tief, moderne MDF-Platten hohl und flach.
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Vorsicht, Falle: Stellen Sie eine antike Kommode niemals direkt vor einen Heizkörper oder in die pralle Sonne. Der drastische und ständige Wechsel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist Gift für altes Holz und kann zu Rissen im Massivholz oder zum Ablösen des Furniers führen. Ein Platz an einer Innenwand mit stabilem Raumklima ist ideal.

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Der Marktwert von gut erhaltenen deutschen Barockmöbeln stieg laut Auktionshaus Lempertz in den letzten zehn Jahren stetig, da authentische Stücke immer seltener werden.

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Die Gründerzeit-Alternative: Eine echte Barock-Kommode sprengt das Budget? Halten Sie Ausschau nach Möbeln aus der Gründerzeit (ca. 1870-1900). In dieser Epoche des Historismus wurden alte Stile wie der Barock oft in hoher handwerklicher Qualität kopiert. Diese Stücke sind erschwinglicher, haben aber ebenfalls eine reiche Geschichte und sind oft aus massivem Nussbaum oder Eiche gefertigt.

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Scheuen Sie sich nicht vor kleinen Macken! Eine leichte Delle, ein kaum sichtbarer alter Kratzer oder eine leicht abgenutzte Kante sind keine Mängel, sondern Zeugen eines langen Lebens. Sie verleihen dem Möbelstück seinen einzigartigen Charakter und seine Authentizität. Perfektion ist etwas für die Massenproduktion, Seele entsteht durch gelebte Geschichte.

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Woher kamen die edlen Hölzer?

Während Eiche und Obsthölzer oft regional verfügbar waren, war Nussbaumholz, besonders das begehrte kaukasische Nussbaum mit seiner lebhaften Maserung, ein teures Importgut. Ebenso das Mahagoni, das ab Mitte des 18. Jahrhunderts aus den Kolonien nach Europa kam und den Möbelbau revolutionierte. Die Wahl des Holzes war also auch ein klares Status-Symbol.

Die besten Funde macht man oft dort, wo niemand sie erwartet. Ein unscheinbares, dunkel gebeiztes Möbelstück auf dem Flohmarkt oder aus einer Haushaltsauflösung kann sich nach einer professionellen Reinigung und Politur als wahrer Schatz entpuppen. Suchen Sie nach der Form und den Proportionen, nicht nach der aktuellen Oberfläche – denn die lässt sich von einem Fachmann wieder zum Leben erwecken.