Mehr als nur Gold & Stuck: Ein Handwerker packt über Barockbauten aus
Entdecken Sie die opulente Pracht der Barockarchitektur – wo jede Fassade Geschichten von Macht und Kunst erzählt!
In einer Welt, in der selbst die Luft nach Gold und Luxus duftet, stehen sie majestätisch da: die Barockbauwerke. Wie ein schillernder Pfau, der seine Federn entfaltet, präsentieren sie sich in Überfluss und Detailverliebtheit. Lassen Sie sich von den Geschichten dieser architektonischen Meisterwerke entführen, die nicht nur Räume, sondern auch Emotionen schaffen.
Wenn die meisten Leute vor einem prächtigen Barockgebäude stehen, sehen sie vor allem eines: Pomp. Geschwungene Giebel, opulente Figuren und jede Menge Gold. Aber wenn ich davorstehe, sehe ich etwas völlig anderes. Ich sehe die knallharte Arbeit dahinter. Ich sehe die statischen Meisterleistungen, die ganz ohne Computer entstanden sind, und spüre förmlich den Staub, den die Steinmetze damals eingeatmet haben müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Das unsichtbare Skelett: Warum diese alten Mauern überhaupt noch stehen
- Ein Blick in die Werkstatt: So wurde damals gearbeitet
- Dein Haus-Check: Worauf du sofort achten musst
- Was du selbst tun kannst – und was du lassen solltest
- Die Kunst der Reparatur: Konservieren statt nur erneuern
- Verantwortung und Kosten: Was du wissen musst
- Bildergalerie
Wer ich bin, ist unwichtig. Was ich mache, ist es aber umso mehr. Als Handwerksmeister habe ich mein ganzes Berufsleben der Restaurierung alter Bauten gewidmet. Was ich dir hier erzähle, kommt nicht aus einem staubigen Kunstgeschichtsbuch, sondern direkt von der Baustelle. Es geht um Physik, handfeste Probleme und die Geheimnisse, die diese prunkvollen Fassaden oft verbergen.
Das unsichtbare Skelett: Warum diese alten Mauern überhaupt noch stehen
Ein barockes Bauwerk ist pure, angewandte Physik. Die Baumeister von damals hatten ein unglaublich tiefes Verständnis für Kräfte und Materialien. Ohne dieses Wissen wären die kühnen Gewölbe und riesigen Kuppeln, die wir heute noch bewundern, einfach in sich zusammengestürzt.

Stell dir mal eine dieser gewaltigen Steinkuppeln vor, die ganze Städte prägen. Die wiegen oft Tausende von Tonnen. Das Geheimnis, warum sie halten, ist die perfekte Ableitung der Kräfte. Jeder einzelne Stein stützt seinen Nachbarn und leitet das enorme Gewicht nach unten und außen in die massiven Pfeiler. Die große Kunst war es, so zu bauen, dass fast nur Druckkräfte entstehen, denn der damalige Mörtel konnte Zugkräfte kaum aufnehmen. Man hat also quasi mit dem Gewicht gebaut, nicht dagegen.
Die Wahl des richtigen Materials: Sandstein, Backstein oder doch Marmor?
Die Materialwahl war damals wie heute absolut entscheidend für die Langlebigkeit. Je nach Region und Budget griffen die Profis zu unterschiedlichen Baustoffen:
- Sandstein: Vor allem in Süd- und Mitteldeutschland war dieser Stein der Star. Er ist relativ weich und lässt sich wunderbar bearbeiten – perfekt für die detailverliebten Ornamente. Sein großer Nachteil: Er saugt Wasser wie ein Schwamm. Im Winter führt das zu Frostsprengungen. Eine fachgerechte Fugensanierung am Sandstein kann dich heute, je nach Zustand, schnell mal 80 € bis 150 € pro laufendem Meter kosten.
- Backstein: Im Norden war oft der Ziegel das Mittel der Wahl. Er war günstiger und robuster, wurde dann aber meist verputzt, um edler auszusehen. Hier sind es oft Putzschäden, die einem Sorgen bereiten.
- Marmor: Das war der pure Luxus, oft aus Italien über die Alpen geschleppt. Marmor ist dicht und witterungsbeständig, hat aber auch seine Tücken. Achtung! Manche Sorten enthalten kleine Eiseneinschlüsse. Über Jahrzehnte hinweg können diese im Stein rosten, was zu unschönen braunen Flecken und sogar zur Sprengung von innen führt.
Ein häufiger Fehler bei Reparaturen ist übrigens, einen unpassenden Stein zu nehmen. Setzt du einen zu harten Flicken in eine weiche Sandsteinwand, sprengt der neue Stein bei Temperaturschwankungen das alte Material um sich herum kaputt. Das ist ein klassischer Anfängerfehler.

Die atmende Wand: Ein geniales Klimakonzept
Ein Punkt, der oft völlig übersehen wird, ist die geniale Bauphysik der alten Mauern. Sie sind massiv und wurden mit Kalkmörtel gebaut. Und dieser Kalkmörtel ist ein kleines Wunderwerk: Er ist diffusionsoffen. Das heißt, die Wand kann Feuchtigkeit aufnehmen und langsam wieder an die Luft abgeben. Sie „atmet“ quasi, was für ein super Raumklima sorgt und das Mauerwerk schützt.
Der schlimmste Fehler bei modernen Sanierungen? Zementputz und Dispersionsfarben. Diese versiegeln die Wand komplett. Die Feuchtigkeit ist gefangen und die Folge sind Salzausblühungen und abplatzender Putz. Deshalb: Bei historischen Bauten immer auf traditionelle Materialien setzen! Den richtigen Sumpfkalk oder die passenden Sande findest du übrigens nicht im Standard-Baumarkt. Schau lieber bei spezialisierten Händlern für Restaurierungsbedarf oder direkt bei alten Kalkwerken – die gibt’s tatsächlich noch!
Ein Blick in die Werkstatt: So wurde damals gearbeitet
Die Techniken waren auf einem unglaublich hohen Niveau. Vieles davon lernen wir heute noch ganz ehrfürchtig in der Ausbildung.

Steinmetzkunst: Vom Klotz zum filigranen Ornament
Der Steinmetz bekam einen rohen Block aus dem Steinbruch und legte mit einfachen Werkzeugen los: Fäustel, Spitzeisen, Meißel. Es war laute, staubige und knochenharte Arbeit. Ich sage meinen Lehrlingen immer: „Du musst die Form im Stein schon sehen, bevor du den ersten Schlag machst.“ Ein falscher Hieb, und das filigrane Blatt einer Ranke war für immer weg. Das konnte wochenlange Arbeit zunichtemachen.
Stuck und Stuckmarmor: Die hohe Kunst der Illusion
Nicht alles, was wie Marmor glänzt, ist auch welcher. Oft ist es Stuckmarmor (Scagliola), eine geniale Täuschung. Dafür mischten die Stuckateure Gips, Leimwasser und Farbpigmente, um die typische Marmor-Aderung zu imitieren. Nach dem Polieren war es kaum von echtem Stein zu unterscheiden, aber viel leichter und günstiger. Perfekt für Decken, die echtes Marmorgewicht nie getragen hätten.
Vergoldung: Ein Hauch von Himmel auf Erden
Das Gold in den Kirchen sollte den himmlischen Glanz einfangen. Dafür wurde hauchdünnes Blattgold verwendet. Die edelste, aber auch empfindlichste Technik ist die Polimentvergoldung für den Innenbereich. Sie erzeugt diesen tiefen, spiegelnden Glanz, ist aber extrem feuchtigkeitsempfindlich. Für draußen, etwa an Turmuhren, nutzte man die robustere Ölvergoldung. So oder so: Eine fachgerechte Vergoldung ist auch heute eine extrem kostspielige Angelegenheit und kann schnell mehrere hundert Euro pro Quadratmeter verschlingen.

Dein Haus-Check: Worauf du sofort achten musst
Ein altes Haus ist wie ein alter Patient. Als Besitzer kannst du viel tun, aber zuerst musst du die Symptome erkennen. Geh doch mal eine Runde um dein Haus und achte ganz gezielt auf diese Warnsignale:
- Feuchte Flecken? Meist im Sockelbereich. Prüfe sofort die Regenrinnen! Sind sie verstopft? Das ist die häufigste Ursache.
- Risse im Mauerwerk? Feine Haarrisse sind oft nur im Putz. Aber Vorsicht bei breiten, diagonalen Rissen, besonders über Fenstern und Türen. Das deutet auf ein ernstes statisches Problem hin.
- Weiße Ausblühungen? Das sind Salze, die durch Feuchtigkeit an die Oberfläche transportiert werden. Sie haben eine enorme Sprengkraft und zerstören Putz und Stein.
- Bröselt der Stein? Wenn Sandstein mürbe wird und absandet, ist das ein klares Zeichen für Verwitterungsschäden.
Und was jetzt? Die „Erste-Hilfe-Regel“
Wenn du etwas davon entdeckst, vor allem bedenkliche Risse: Bitte nicht selbst herumdoktern! Die goldene Regel lautet: Der erste Anruf geht an einen unabhängigen Sachverständigen oder einen auf Altbau spezialisierten Statiker, bevor du eine Baufirma beauftragst. Eine Erstbegehung kostet dich vielleicht zwischen 300 € und 600 €, aber diese Investition kann dich vor fatalen und zehntausende Euro teuren Fehlentscheidungen bewahren.

Was du selbst tun kannst – und was du lassen solltest
Du kannst zur Erhaltung deines Hauses enorm beitragen. Halte die Regenrinnen sauber. Und lüfte richtig! Was heißt das in einem Altbau? Faustregel: Zweimal täglich für 5-10 Minuten die Fenster komplett aufreißen (Stoßlüften), auch im Winter. Dauerhaft gekippte Fenster kühlen nur die Wände aus und fördern Schimmel.
Aber es gibt eine Sache, von der du absolut die Finger lassen musst: der Hochdruckreiniger! Ganz ehrlich, ich habe Fassaden gesehen, die von wohlmeinenden Besitzern damit regelrecht hingerichtet wurden. Ein Kunde dachte, er tut seinem Sandsteinsockel etwas Gutes und hat die schützende, über Jahrhunderte gewachsene Patina einfach weggeschossen. Das Ergebnis? Der Stein war danach so porös wie ein Schwamm. Innerhalb von zwei Wintern hatten wir massive Frostschäden, deren Reparatur ein Vielfaches einer professionellen Reinigung gekostet hat. Also, bitte, bitte: Finger weg davon!
Die Kunst der Reparatur: Konservieren statt nur erneuern
Bei einem Denkmal geht es nicht darum, alles wieder wie neu aussehen zu lassen. Wir unterscheiden zwischen Konservierung (den Zustand erhalten) und Restaurierung (Fehlendes ergänzen). Ein wichtiges Prinzip ist die Erkennbarkeit. Wenn wir ein Stück Stein ersetzen müssen, eine sogenannte Vierung, wird das neue Stück oft durch eine feine Fuge vom Original abgesetzt.

Stell es dir einfach wie eine hochwertige Zahnfüllung vor. Der „Karies“, also der kaputte Stein, wird vom Profi präzise entfernt. Dann wird ein perfekt passendes neues Stück Stein eingesetzt. Man lässt dabei eine hauchfeine „Naht“, damit auch in 100 Jahren noch jeder sehen kann: Das hier ist das Original, und das ist eine fachgerechte Ergänzung aus unserer Zeit.
Verantwortung und Kosten: Was du wissen musst
Die Arbeit an diesen alten Giganten ist nicht ungefährlich und die Verantwortung ist riesig. Staubschutzmaske und Schutzbrille sind auf der Baustelle absolute Pflicht. Der Quarzstaub im Sandstein kann die Lunge schädigen, ein Steinsplitter kostet dich dein Augenlicht.
Wenn dein Haus unter Denkmalschutz steht, musst du jede Maßnahme mit der Behörde abstimmen. Das ist keine Schikane, sondern dient dem Schutz unseres gemeinsamen Erbes. Die Zusammenarbeit ist meistens super konstruktiv.
Und die Finanzen? Sei auf Überraschungen vorbereitet. Du öffnest eine Wand und findest Hausschwamm. Du legst ein Fundament frei und es ist unterspült. Kleiner Tipp aus der Praxis: Plane immer, aber wirklich IMMER, eine finanzielle Reserve von mindestens 20 % für Unvorhergesehenes ein. Jeder seriöse Handwerker wird dich auf diese Risiken hinweisen.


Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Ein Fazit aus der Praxis
Barocke Baukunst ist so viel mehr als nur ein Stil. Sie ist ein Zeugnis von tiefem Glauben, Machtanspruch und vor allem von unfassbarem handwerklichem Genie. An der Erhaltung dieser Bauwerke mitzuwirken, erfüllt einen mit Demut. Man fühlt sich wie ein Glied in einer langen Kette von Handwerkern. Man repariert nicht nur Stein und Mörtel – man bewahrt Geschichten. Und das, ganz ehrlich, ist eine der schönsten Aufgaben, die es gibt.
Bildergalerie





Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
Hinter vielen glänzenden „Marmor“-Säulen in Barockkirchen verbirgt sich kein echter Stein, sondern eine geniale Illusion: Stuckmarmor, auch Scagliola genannt. Dabei handelt es sich um eine hochverdichtete Gipsmasse, vermischt mit Leimwasser und Farbpigmenten, die in Schichten aufgetragen und anschließend auf Hochglanz poliert wird. Die Handwerker waren so meisterhaft, dass sie Aderungen und Strukturen von echtem Marmor täuschend echt imitieren konnten. Ein cleverer Weg, um opulente Optik mit einem Bruchteil des Gewichts und der Kosten zu erzielen.




- Feine Risse im Verputz, die sich wie ein Spinnennetz ausbreiten.
- Feuchte Flecken oder Salzausblühungen (weiße, pulverige Ablagerungen) im unteren Mauerbereich.
- Bröselnde Fugen, aus denen der Sand rieselt, wenn man mit dem Finger darüberfährt.
Erkennen Sie eines dieser Zeichen? Dann ist es höchste Zeit, einen auf Altbausanierung spezialisierten Fachbetrieb zu Rate zu ziehen, bevor Feuchtigkeit tiefer ins Mauerwerk eindringt.




Der Kardinalfehler bei der Sanierung: Moderner Zementmörtel auf altem Mauerwerk. Zement ist viel härter und dichter als der historische Kalkmörtel. Das führt dazu, dass Feuchtigkeit nicht mehr über die Fugen entweichen kann, sondern sich im weicheren Stein oder Ziegel staut. Das Ergebnis im Winter: massive Frostsprengungen, die den Stein zerstören, während die Fuge intakt bleibt – der Schaden wird also nur verlagert und verschlimmert.




Die berühmte Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz, ein Vorläufer vieler Barockkuppeln, wurde ohne ein einziges stützendes Holzgerüst gebaut und wiegt geschätzte 37.000 Tonnen.
Diese unvorstellbare Last wird durch eine geniale Doppel-Schalen-Konstruktion und ein Fischgrätmuster im Mauerwerk abgeleitet. Die Barock-Baumeister wie Borromini und Guarini studierten diese Prinzipien genau und trieben sie auf die Spitze, um ihre noch kühneren und dynamischeren Kuppelformen zu realisieren.




Wie hielten die Fugen jahrhundertelang?
Das Geheimnis liegt im Kalkmörtel. Im Gegensatz zu starrem Zement bleibt er elastisch und „atmet“. Er nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie langsam wieder ab, was das Mauerwerk schützt. Die Mischung war eine Wissenschaft für sich, basierend auf regionalen Materialien:
- Sumpfkalk: Über Jahre in einer Grube gelagerter Kalk, der eine besonders feine und reaktive Konsistenz erhält.
- Sand oder Ziegelsplitt: Die Körnung war entscheidend für die Stabilität und Kapillarität.
- Zusätze: Manchmal wurden Tierhaare für die Zugfestigkeit oder sogar Quark und Bier für eine bessere Verarbeitbarkeit beigemischt.
War das glänzende Gold an Decken und Wänden wirklich immer echtes Gold?
Jein. In den prunkvollsten Räumen von Residenzen wie Versailles wurde tatsächlich Blattgold (Polimentvergoldung) verwendet, das extrem dünn auf einen speziellen Kreidegrund aufgetragen wurde. Das war unglaublich teuer. Für weniger wichtige Bereiche oder bei knapperem Budget griff man oft zu einer günstigeren Alternative: dem sogenannten „Schlagmetall“, einer Messinglegierung. Dieses musste jedoch mit einem Schutzlack überzogen werden, da es sonst oxidiert und unschön anläuft – ein Problem, das echtes Gold nicht kennt.
Stuckmarmor (Scagliola): Eine aufwändige Technik zur Imitation von Marmor. Farbige Gipsmassen werden kunstvoll ineinandergearbeitet, aufgetragen und poliert, um Aderungen zu erzeugen. Das Ergebnis ist optisch kaum von echtem Marmor zu unterscheiden.
Stucco Lustro: Hier wird eine feine, oft einfarbige Kalk- oder Gipsmörtelschicht aufgetragen und noch im feuchten Zustand mit heißen Eisen verdichtet und poliert. Die Oberfläche erhält dadurch einen tiefen, seidenmatten Glanz. Diese Technik wurde oft für glatte, edle Wandflächen genutzt.
Laut dem Umweltbundesamt sind Schwefel- und Stickoxide aus Verkehr und Industrie eine Hauptursache für die Zerstörung von Natursteinfassaden.
Diese Schadstoffe verwandeln sich in der Atmosphäre in Säuren. Wenn Regen diese Säuren auf kalkhaltige Steine wie Sandstein oder Marmor spült, löst sich das Bindemittel im Stein langsam auf. Die Oberfläche wird porös, bröselig und wittert viel schneller ab. Was wir als „schwarze Krusten“ sehen, ist oft eine Gips-Schmutz-Schicht – ein direktes Resultat dieser chemischen Angriffe.
- Schafft den Eindruck von Schwerelosigkeit und Bewegung.
- Ermöglicht detailreichste florale Muster und Figuren.
- Kann große Deckenflächen ohne sichtbare Fugen überziehen.
Das Geheimnis dieser Vielseitigkeit? Gipsstuck. Anstatt massive und schwere Steinelemente zu meißeln, wurden Ornamente aus leichtem Gips in Formen gegossen oder direkt vor Ort modelliert und an der Decke befestigt. Eine Revolution in der Innenraumgestaltung.
Schließen Sie in einer Barockkirche für einen Moment die Augen und lauschen Sie. Die geschwungenen Wände, die hohen Gewölbe und die unterbrechenden Nischen wurden nicht nur für die Optik gebaut. Sie erzeugen eine ganz bestimmte Akustik: Der Schall wird gebrochen und verteilt, was Orgelmusik und Predigten einen hallenden, fast überirdischen Klang verleiht. Die Architektur selbst wird zum Resonanzkörper.
Moderne Präzision trifft auf alte Substanz: Wenn es darum geht, jahrhundertealte Schmutz- und Farbschichten von empfindlichen Oberflächen zu entfernen, ohne den Stein selbst anzugreifen, kommt heute oft Hightech zum Einsatz. Sogenannte Nd:YAG-Laser, wie sie etwa von Herstellern wie CleanLASER entwickelt werden, verdampfen den Schmutz durch kurze, hochenergetische Lichtimpulse. Der darunterliegende Stein reflektiert die Laserstrahlung und bleibt unberührt. Eine unglaublich präzise und schonende Methode für wertvollste Skulpturen und Fassaden.
Warum sind barocke Treppenhäuser oft die eigentlichen Stars eines Schlosses?
Weil sie mehr als nur eine Verbindung zwischen Etagen waren. Das Treppenhaus war eine Bühne für den großen Auftritt. Architekten wie Balthasar Neumann (Residenz Würzburg) inszenierten den Weg nach oben als zeremonielle Prozession. Weitläufige, geschwungene Läufe, dramatische Lichtführung von oben und atemberaubende Deckenfresken sollten den Besucher beeindrucken und den sozialen Status des Bauherrn demonstrieren, noch bevor man den eigentlichen Festsaal erreichte.
- Die perfekte Ausrichtung zum historischen Fugenbild.
- Die Wahl des richtigen Holzes und Profils, das oft von Hand nachgearbeitet werden muss.
- Die Verwendung von mundgeblasenem oder gezogenem Glas (z.B. Restaurierungsglas von Schott), das die typischen leichten Schlieren aufweist, um den authentischen Lichteinfall zu bewahren.
- Die Abdichtung mit traditionellem Leinölkitt anstelle von modernem Silikon.
Ein Kubikmeter feuchter Sandstein kann bis zu 2,4 Tonnen wiegen – fast so viel wie ein VW-Bus.
Stellen Sie sich nun eine meterhohe Statue oder eine filigran wirkende Balustrade aus diesem Material vor. Die barocken Baumeister mussten nicht nur Künstler, sondern vor allem brillante Statiker sein, um diese gewaltigen Massen so zu formen, dass sie elegant und leicht erschienen, aber dennoch den Gesetzen der Schwerkraft trotzten.
Borromini: Der Rebell. Er liebte komplexe, geometrische Grundrisse, konkave und konvexe Schwünge und schuf dynamische Räume voller Spannung. Seine Kirche San Carlo alle Quattro Fontane in Rom ist ein Meisterwerk der mathematischen Baukunst auf engstem Raum.
Bernini: Der Virtuose. Er dachte als Bildhauer und schuf Architektur als skulpturales Gesamtkunstwerk, das alle Sinne anspricht. Sein Petersplatz ist eine einladende, theatralische Geste, die den Besucher umarmt.
Zwei Genies, ein Ziel: das Staunen der Betrachter.
Der Glanz barocker Säle lag nicht nur an den Decken, sondern auch zu Füßen der Gäste. Im Spiegelsaal von Versailles wurde ein Parkett aus massiver Eiche in einem aufwendigen Rautenmuster verlegt. Die Besonderheit: Die einzelnen Tafeln wurden nicht einfach verleimt, sondern mit Nut-Feder-Systemen auf einer Unterkonstruktion befestigt. Diese Handwerkskunst sorgt nicht nur für eine beeindruckende Optik, sondern macht den Boden auch extrem langlebig und reparaturfreundlich – ein Grund, warum wir ihn heute noch bewundern können.
Die dramatische Wirkung vieler Barockfassaden entsteht durch ein Prinzip, das aus der Malerei entlehnt ist: das Chiaroscuro, der starke Kontrast von Licht und Schatten.
- Tief zurückgesetzte Fensterlaibungen erzeugen dunkle Höhlen.
- Weit auskragende Gesimse werfen scharfe Schattenlinien.
- Doppelte Pilaster und Säulen schaffen ein rhythmisches Spiel aus beleuchteten und verschatteten Flächen.
Die Architektur wurde so modelliert, dass sie mit dem wandernden Sonnenlicht lebendig wird.
Der stille Zerstörer: Wasser ist der größte Feind jedes historischen Bauwerks. Besonders Sandstein wirkt durch seine feinen Poren wie ein Docht. Er saugt Regen- und Grundwasser durch Kapillarkräfte tief ins Innere. Dort löst das Wasser Salze aus dem Mörtel oder dem Erdreich, transportiert sie an die Oberfläche, wo das Wasser verdunstet und die Salze auskristallisieren. Diese Salzkristalle können einen so hohen Druck aufbauen, dass sie die Steinoberfläche förmlich absprengen.
Man stelle sich das Leben eines Steinmetzlehrlings im 18. Jahrhundert vor. Die Arbeit begann bei Sonnenaufgang, sechs Tage die Woche. Die Ausbildung dauerte Jahre und bestand aus harter körperlicher Arbeit: schwere Sandsteinblöcke mit reiner Muskelkraft bewegen, Werkzeuge stundenlang von Hand schärfen und unzählige Male die gleichen Profile und Ornamente meißeln, bis jede Bewegung saß. Der feine Steinstaub war allgegenwärtig und führte oft zu Lungenkrankheiten. Es war ein Knochenjob, der aber die Grundlage für die kunstvollen Fassaden bildete, die wir heute bestaunen.
- Erlaubt geschwungene, fließende Formen.
- Lässt sich schnell verarbeiten und anpassen.
- Ist deutlich günstiger als massiver Stein.
Die Lösung für diese Vorteile? Die raffinierte Verwendung von verputztem Backsteinmauerwerk. Viele prunkvolle Fassaden, besonders im norddeutschen Barock, sind keine reinen Sandsteinbauten. Ihr Kern besteht aus robustem und preiswertem Ziegel, der erst durch einen kunstvoll aufgetragenen und profilierten Kalkputz seine edle, steinerne Anmutung erhält.
Wie kamen die gigantischen Gemälde an die Decke eines Saals?
Meist mit der Technik des „al fresco“ (auf den frischen Putz). Dabei trugen die Künstler den Malgrund, eine feine Kalkputzschicht, nur für das Tagwerk („giornata“) auf, das sie an einem Tag bemalen konnten. Die wasserlöslichen Pigmente verbanden sich beim Trocknen chemisch mit dem Putz und wurden so extrem haltbar. Man erkennt die einzelnen „giornate“ manchmal an feinen Nähten im Fresko. Für die Übertragung der Entwürfe nutzte man riesige Kartons, deren Konturen mit durchgestochenen Löchern auf den feuchten Putz gepaust wurden.
Allein das Schloss von Versailles besitzt 2.153 Fenster.
Im 17. und 18. Jahrhundert war Glas ein Luxusgut. Jede einzelne Scheibe musste in einem aufwändigen Verfahren mundgeblasen oder gegossen und dann zugeschnitten werden. Die Herstellung und der Einbau dieser schieren Menge an Fenstern war eine logistische und finanzielle Meisterleistung und demonstrierte den Reichtum und die Macht des Sonnenkönigs auf eindrucksvolle Weise.
Eine gute Fuge ist das A und O. Der klassische Luftkalkmörtel, der über Jahrhunderte seine Flexibilität und Atmungsaktivität bewiesen hat, bestand im Kern nur aus drei Dingen:
- Gelöschter Kalk: Das Bindemittel, das langsam an der Luft durch Aufnahme von CO2 erhärtet.
- Sand: Das Gerüst, dessen Korngröße und Form die Stabilität und Bearbeitbarkeit bestimmen.
- Wasser: In der exakt richtigen Menge, um die Masse geschmeidig zu machen, ohne sie zu schwächen.
Man blickt nach oben und die Decke scheint sich in den Himmel zu öffnen. Architektonische Elemente wie Säulen und Balustraden setzen sich in der Malerei fort und verschmelzen mit der realen Architektur des Raumes. Diese Technik, genannt „Trompe-l’œil“ (Augentäuschung), war eine Spezialität des Barock. Künstler wie Andrea Pozzo waren Meister darin, durch eine mathematisch exakte Anwendung der Zentralperspektive eine perfekte Illusion zu schaffen, die den Raum ins Unendliche zu erweitern schien.
Restaurierungsfarbe A: Silikatfarbe, z.B. von Keimfarben. Sie geht eine unlösbare chemische Verbindung mit dem mineralischen Untergrund (Putz, Stein) ein. Sie ist extrem langlebig und hoch diffusionsoffen, lässt das Mauerwerk also atmen.
Restaurierungsfarbe B: Moderne Dispersions- oder Acrylfarbe. Sie bildet nur einen Film auf der Oberfläche. Dieser kann die Poren des Untergrundes verschließen, Feuchtigkeit einschließen und bei Ablösung ganze Putzschichten mitreißen.
Für historisches Mauerwerk ist die Wahl daher klar: Mineralische Farben erhalten die bauphysikalischen Eigenschaften.













































































