Deine Kimono-Jacke: So nähst du sie wie ein Profi (auch als Anfänger!)
Kimono Jacken erobern die Modewelt – exotisch, schick und ein must-have für jeden Kleiderschrank!
Eine Zeitreise in die Welt der Mode: Stellen Sie sich vor, ein schillernder Schmetterling entfaltet seine Flügel und hinterlässt einen Hauch von Exotik. So fühlt es sich an, wenn Sie eine Kimono Jacke tragen. Dieses Kleidungsstück, das einst von Samurai getragen wurde, hat sich in einen modernen Klassiker verwandelt, der Eleganz und Lässigkeit gleichermaßen verkörpert.
Ich hab über die Jahre in meiner Werkstatt wirklich schon alles gesehen. Oft sind es die komplizierten, aufwendigen Teile, die beeindrucken sollen. Aber ganz ehrlich? Manchmal sind es die schlichtesten Schnitte, die die meiste Magie haben. Die Kimono-Jacke ist genau so ein Fall. Ihre klaren Linien, der fließende Stoff … das hat einfach eine besondere Eleganz.
Inhaltsverzeichnis
Bestimmt hast du dich auch schon mal gefragt, warum so eine Jacke im Laden oft ein kleines Vermögen kostet und ob man das nicht auch selbst hinbekommt. Die Antwort ist ein klares Ja! Aber es geht hier nicht nur darum, Geld zu sparen. Es geht darum, das Handwerk dahinter zu verstehen und ein Teil zu erschaffen, das wirklich Qualität hat. Ein Lieblingsteil, bei dem du jede Naht selbst gesetzt hast.
In diesem Beitrag zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt. Kein Gerede über kurzlebige Trends, sondern solides Wissen über Stoffe, Schnitte und saubere Techniken. Bereit? Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. Plan mal für ein entspanntes Wochenende so 8-10 Stunden ein, wenn du noch nicht so oft an der Maschine saßt. Wenn du schon geübter bist, schaffst du das auch locker in 4-6 Stunden.

Das Fundament: Warum die richtige Stoffwahl alles entscheidet
Alles fängt mit dem Stoff an. Er ist die Seele deiner Jacke. Die Wahl des Materials entscheidet über den Fall, das Tragegefühl und am Ende auch darüber, wie oft du sie tragen wirst. Im Laden lässt man sich schnell von einem hübschen Muster blenden, aber ein Profi fühlt den Stoff, prüft sein Gewicht und überlegt, wie er sich unter der Nadel verhält.
Vergiss mal die einfache Einteilung in „Seide“ oder „Baumwolle“. Die Welt der Stoffe ist viel bunter! Für eine Kimono-Jacke eignen sich vor allem fließende, weiche Gewebe.
- Viskose und Tencel (Lyocell): Das sind meine absoluten Favoriten für solche Projekte. Diese Stoffe werden aus Holzzellulose gewonnen und haben einen unglaublich weichen Griff und einen schweren, eleganten Fall. Viskose ist oft etwas günstiger, knittert aber auch ein wenig mehr. Tencel ist die modernere Variante, super robust und fühlt sich angenehm kühl auf der Haut an. Für eine Alltagsjacke ist das eine top Wahl und auch für Anfänger gut zu bändigen (Schwierigkeit: 2 von 5). Preislich liegst du hier zwischen 15 € und 25 € pro Meter.
- Seide: Der Klassiker für das ganz besondere Luxusstück. Aber Achtung, Seide ist nicht gleich Seide. Ein Crêpe de Chine fällt matt und wunderschön, während ein Seidensatin stark glänzt und beim Nähen eine echte Herausforderung sein kann (Schwierigkeit: 4 von 5). Für eine wirklich edle Jacke ist Seide unschlagbar, aber sie braucht Geduld und Sorgfalt. Plane hier mindestens 40 € bis 80 € pro Meter ein und pass auf, dass dir kein Polyester-Satin als „Seidensatin“ untergejubelt wird – darin schwitzt man nur und er fühlt sich einfach nicht gut an.
- Leinen und Leinenmischungen: Perfekt für eine lässige Sommer-Jacke. Leinen ist atmungsaktiv und hat diese typische, lebendige Struktur. Ja, es knittert – aber das gehört zum Look! Mischungen mit Viskose machen es weicher und pflegeleichter. Leinen ist übrigens relativ einfach zu verarbeiten (Schwierigkeit: 1 von 5).
- Baumwolle: Hier musst du genauer hinschauen. Leichte Baumwollstoffe wie Voile oder Batist gehen gut. Eine klassische Baumwoll-Popeline ist aber oft zu steif und hat nicht diesen fließenden Fall, den wir wollen. Denk an die traditionellen japanischen Sommerkimonos, die sind oft aus ganz feiner, weicher Baumwolle.

Kleiner Tipp aus der Praxis:
Bestell dir IMMER Stoffproben, bevor du mehrere Meter kaufst. Ein Foto im Onlineshop kann dir niemals das Gefühl vermitteln. Fühl die Probe, knülle sie in der Hand zusammen, halte sie hoch und schau, wie sie fällt. Und was noch wichtiger ist: Wasch den Stoff vor dem Zuschneiden! Fast alle Stoffe, besonders Viskose, laufen bei der ersten Wäsche ein – manchmal bis zu 10 %. Diesen Schritt zu überspringen ist der klassische Anfängerfehler, der schon für viel Frust gesorgt hat. Glaub mir, den Fehler macht man nur einmal.
Dein erster Schritt heute: Such dir ein, zwei Online-Stoffläden (z.B. stoffe.de, Stoff & Stil oder lokale Händler) und bestell dir für ein paar Euro Stoffproben von Viskose, Tencel und einem Leinen-Mix. Fühl den Unterschied!
Die Physik des Schnitts: Mehr als nur ein T-Shirt
Eine Kimono-Jacke sieht auf den ersten Blick super simpel aus, im Grunde eine T-Form. Die Details im Schnitt entscheiden aber darüber, ob sie edel fällt oder wie ein Kartoffelsack an dir hängt.

Der Fadenlauf ist heilig. Das ist keine Meinung, sondern Gewebephysik. Jedes Schnittteil hat einen Pfeil für den Fadenlauf, und dieser Pfeil MUSS parallel zur Webkante des Stoffes liegen. Schneidest du schief zu, wird sich die Jacke später verdrehen und komisch fallen. Nimm dir also die Zeit, alles exakt auszurichten und festzustecken.
Gute Schnittmuster findest du übrigens ganz einfach online. Schau dich mal auf Plattformen wie Makerist oder Etsy um, da gibt es eine riesige Auswahl, oft schon für 5 bis 15 Euro als PDF zum Download. Achte darauf, einen Schnitt zu wählen, der vielleicht eine leichte Formgebung an der Schulter oder einen separaten Beleg für die vordere Kante hat. Das sind die Details, die den Unterschied zwischen „selbstgemacht“ und „wie vom Designer“ ausmachen.
Für den Zuschnitt selbst brauchst du eine scharfe Stoffschere – keine Küchen- oder Papierschere! Eine gute Schere (investier hier mal 20-30 €, das lohnt sich ein Leben lang) schneidet sauber bis in die Spitze. Ein Rollschneider mit Schneidematte ist eine super Alternative, besonders bei rutschigen Stoffen. Aber Vorsicht: Die Klingen sind unfassbar scharf, also immer vom Körper wegarbeiten!

Saubere Arbeit: Professionelle Nähtechniken für Zuhause
Die wahre Qualität eines Kleidungsstücks erkennst du an seiner Innenseite. Eine saubere Verarbeitung ist das A und O.
Die Französische Naht: Eleganz von innen
Du könntest die Kanten einfach mit einem Zickzackstich versäubern. Das geht schnell. Aber für fließende Stoffe wie Seide oder Viskose gibt es etwas viel Schöneres: die Französische Naht. Sie klingt kompliziert, ist aber total machbar und das Ergebnis ist jede Mühe wert.
- Lege die Stoffteile links auf links (also mit den „falschen“ Seiten zueinander).
- Nähe eine schmale Naht, ca. 5-7 mm von der Kante entfernt.
- Schneide die Nahtzugabe etwas zurück und bügle die Naht auseinander.
- Wende den Stoff, sodass er nun rechts auf rechts liegt. Die erste Naht ist jetzt innen.
- Bügle die Kante ganz scharf.
- Nähe eine zweite Naht, ca. 7-10 mm von der Kante entfernt. Diese schließt die erste, offene Kante komplett ein.
Das Ergebnis? Eine perfekt saubere, geschlossene Naht von innen und außen. Keine Fransen, nichts. Das ist Handwerkskunst! Ach ja, lustiger Fakt am Rande: Wir im Deutschen nennen sie oft „Englische Naht“, während sie im Englischen „French Seam“ heißt. Ein kleines, charmantes Wirrwarr der Nähgeschichte!

Das Bügel-Mantra: Deine wichtigste Gewohnheit
Wenn es eine goldene Regel gibt, die ich jedem mitgebe, dann diese: Gut gebügelt ist halb genäht. Und damit meine ich nicht das finale Drüberbügeln. Ich meine: Bügeln nach JEDEM einzelnen Arbeitsschritt. Jede Naht wird sofort gebügelt, erst flach und dann auseinander. Dieser Schritt ist nicht optional! Er macht deine Nähte flach, sauber und professionell. Ohne ihn wird dein Projekt immer ein bisschen unförmig aussehen.
Perfekte Kanten und Ecken
Für die vorderen Kanten und den Saum gibt es einen tollen Trick: die Briefecke. Dabei faltest du die Ecken so geschickt, dass sie perfekt auf Gehrung liegen, ohne dicke Stoffwülste. Das sieht super edel aus. Wenn du dir das mal anschauen willst, gib bei YouTube einfach „Briefecke nähen“ ein – da gibt es tolle, kurze Videos, die das super zeigen.
Was tun, wenn’s schiefgeht? (Passiert den Besten!)
Keine Panik, auch Profis trennen mal eine Naht auf. Wichtig ist nur, zu wissen, wie man Probleme löst.

- Problem: Der Stoff kräuselt sich beim Nähen. Meistens ist die Nadel zu dick oder die Fadenspannung zu hoch. Nimm für feine Stoffe eine dünne Microtex-Nadel (Stärke 60 oder 70) und reduziere die Oberfadenspannung ein wenig. Immer erst auf einem Reststück testen!
- Problem: Die Kanten (z. B. am Ausschnitt) werden wellig. Das passiert, wenn schräge Kanten beim Nähen gedehnt werden. Nähe zur Stabilisierung eine einfache gerade Naht knapp innerhalb der Nahtzugabe, direkt nach dem Zuschneiden. Alternativ hilft ein aufbügelbares Nahtband.
- Problem: Nach dem Waschen ist alles kleiner. Tja, da hast du wohl das Vorwaschen vergessen. Das ist leider nicht mehr zu retten. Sieh es als Lehrgeld – der nächste Stoff wird vorgewaschen, versprochen?
Deine Einkaufsliste: Was du wirklich brauchst und was es kostet
Okay, Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß und was brauchst du wirklich? Der größte Posten ist natürlich der Stoff. Du kannst eine wunderschöne Jacke für unter 60 € Materialkosten nähen, aber auch 200 € ausgeben.


Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Deine Einkaufsliste könnte so aussehen:
- Stoff: Je nach Größe brauchst du 2 bis 3 Meter. Für eine schöne Viskose (ca. 18 €/m) wären das also 36 bis 54 €.
- Schnittmuster: Ein gutes PDF-Schnittmuster bekommst du oft schon für 5 bis 15 €.
- Garn & Nadeln: Rechne mit ca. 10 € für eine Rolle hochwertiges Allesnäher-Garn (z.B. von Gütermann) und ein Päckchen passende Microtex-Nadeln (z.B. von Schmetz).
An Werkzeugen brauchst du keine High-Tech-Ausrüstung:
- Eine zuverlässige Nähmaschine, die einen Gerad- und Zickzackstich kann.
- Eine gute Stoffschere. Absolut unerlässlich.
- Ein Dampfbügeleisen und ein Bügelbrett.
- Die Basics: Maßband, Stecknadeln und Schneiderkreide.
Wenn du merkst, dass du an einer Stelle nicht weiterkommst, scheu dich nicht, Hilfe zu suchen. Ein Nähkurs vor Ort ist manchmal Gold wert, weil dir jemand direkt auf die Finger schauen kann. Das kann kein Video ersetzen.
Abschließende Gedanken
Eine Kimono-Jacke zu nähen ist ein fantastisches Projekt. Es ist machbar für motivierte Anfänger, bietet aber auch für Fortgeschrittene genug Raum, um handwerkliche Finesse zu zeigen. Der Weg vom flachen Stoffballen zum fertigen Kleidungsstück ist einfach etwas Besonderes.

Am Ende hältst du nicht nur eine Jacke in den Händen. Du hältst ein Stück deines Könnens, deiner Zeit und deiner Geduld in den Händen. Und ganz ehrlich: Dieses Gefühl kann man in keinem Laden der Welt kaufen.
Bildergalerie




Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
Meine Nähmaschine „frisst“ den feinen Stoff am Nahtanfang. Was kann ich tun?
Ein Klassiker bei leichten Stoffen wie Viskose oder Seide! Halten Sie zu Beginn die beiden Fäden (Ober- und Unterfaden) gut fest und ziehen Sie leicht nach hinten, während Sie die ersten Stiche nähen. Eine weitere Profi-Methode: Beginnen Sie die Naht nicht ganz am Rand, sondern einen Zentimeter tief im Stoff, nähen Sie bis zum Rand, drehen das Projekt und nähen dann die Naht in die richtige Richtung. Das stabilisiert den Anfangsbereich perfekt.



Der japanische Begriff „KIMONO“ (着物) bedeutet wörtlich übersetzt einfach nur „Sache zum Anziehen“.
Ursprünglich bezeichnete das Wort jegliche Art von Kleidung. Erst später wurde es zum Synonym für das traditionelle, T-förmige Gewand, dessen simple und doch geniale Schnittführung heute Designer auf der ganzen Welt inspiriert. Ihre selbstgenähte Jacke ist also Teil einer langen, faszinierenden Modegeschichte.



Der geheime Helfer: Sprühstärke. Gerade bei sehr flutschigen Materialien wie Seidensatin oder Cupro kann die Vorbereitung den Unterschied machen. Sprühen Sie den Stoff vor dem Zuschnitt leicht mit Sprühstärke ein und bügeln Sie ihn trocken. Das gibt dem Gewebe vorübergehend mehr Griff und Stand, fast wie bei Baumwolle. Der Zuschnitt wird dadurch unendlich präziser und das Nähen entspannter. Keine Sorge, die Stärke wäscht sich beim ersten Waschgang wieder vollständig aus.



- Exakt gerade Zuschnitte
- Kein Verrutschen des Stoffes
- Deutlich schnelleres Arbeiten
Das Geheimnis? Vergessen Sie die Schere und investieren Sie in einen Rollschneider und eine Schneidematte. Besonders bei langen, geraden Teilen wie den Vorder- und Rückenteilen des Kimonos ist diese Methode unschlagbar. Marken wie Olfa oder Prym bieten hier hervorragende Qualität, die ein Leben lang hält.



Die Wahl der richtigen Nadel ist kein Detail, sondern die Grundlage für eine saubere Naht. Für die im Artikel empfohlenen feinen Gewebe ist eine Standard-Universalnadel oft zu grob und kann Fäden ziehen.
- Microtex-Nadeln: Sie besitzen eine sehr schlanke, scharfe Spitze, die mühelos durch dicht gewebte Stoffe wie Seide oder Viskose gleitet, ohne das Gewebe zu verletzen. Ideal für perfekte Nähte.
- Stärke 70 oder 80: Wählen Sie je nach Stoffdicke eine dünnere Nadelstärke. Für die meisten Kimono-Stoffe ist eine 70er oder 80er Nadel die beste Wahl.



Französische Naht: Sie ist die eleganteste Art, die Nähte von innen zu versäubern, ganz ohne Overlock-Maschine. Dabei wird die Nahtzugabe komplett eingeschlossen. Perfekt für transparente oder sehr feine Stoffe, bei denen die Innenverarbeitung sichtbar sein könnte. Sie verleiht Ihrer Jacke sofort einen Hauch von Haute Couture.
Overlock-Naht: Die schnelle und professionelle Variante. Wenn Sie eine Overlock-Maschine besitzen, erhalten Sie eine robuste und saubere Kante, die besonders bei Stoffen, die zum Ausfransen neigen, Gold wert ist.
Für Anfänger ist die Overlock-Naht einfacher, aber das Erlernen der französischen Naht hebt Ihre Nähkünste auf ein neues Level.



Wussten Sie schon? Der Stoff Tencel™ Lyocell wird in einem geschlossenen Kreislaufsystem hergestellt, bei dem über 99 % des verwendeten Lösungsmittels recycelt werden.



Ein einfacher Trick für einen professionellen Look sind die Blenden an den vorderen Kanten und am Halsausschnitt. Anstatt sie aus demselben Stoff zu fertigen, wählen Sie eine Kontrastfarbe oder sogar ein anderes Material. Ein schwarzer Satinstreifen an einem floralen Viskose-Kimono? Ein schmaler Samtbesatz an einer Jacke aus Leinen? Diese Details verwandeln ein simples Projekt in ein echtes Designerstück.



- Der Stoff verzieht sich beim Nähen.
- Die Nähte kräuseln sich unschön.
- Die Nadel lässt Stiche aus.
Der häufigste Grund dafür ist eine falsche Fadenspannung. Machen Sie immer eine Nähprobe auf einem Reststück Ihres Originalstoffs! Passen Sie die Oberfadenspannung an Ihrer Maschine schrittweise an, bis das Stichbild auf Ober- und Unterseite sauber und glatt ist. Bei feinen Stoffen ist oft eine etwas geringere Spannung (z.B. 3 statt 4) ideal.



Wie kann ich meinen Kimono noch individueller gestalten?
Denken Sie über den Stoff hinaus! Fransen am Saum oder an den Ärmeln verleihen sofort einen Hauch von Boho-Chic. Sie können fertige Fransenborten (erhältlich in jedem Kurzwarenladen oder online bei Händlern wie „Stoffe.de“) einfach aufnähen. Für einen subtileren Look können Sie auch eine Paspel in einer Kontrastfarbe in die vordere Blende oder die Schulternähte einarbeiten. Das erfordert etwas mehr Geduld, die Wirkung ist aber absolut professionell.



Bevor Sie auch nur einen einzigen Schnitt machen: Waschen Sie Ihren Stoff vor! Besonders Viskose, Leinen und Baumwolle können beim ersten Waschen um 5-10 % einlaufen. Wenn Sie diesen Schritt überspringen, riskieren Sie, dass Ihre mühsam genähte Jacke nach der ersten Wäsche eine ganze Größe kleiner ist. Behandeln Sie den Stoff so, wie Sie auch das fertige Kleidungsstück pflegen würden.



„The creation of something new is not accomplished by the intellect but by the play instinct.“ – Carl Jung
Erlauben Sie sich, zu experimentieren. Vielleicht nähen Sie die Ärmel aus einem anderen Stoff als den Körper? Oder Sie verwenden die „falsche“, also matte Seite eines Satins für einen dezenteren Look? Die besten Ideen entstehen oft, wenn man den Plan für einen Moment vergisst und einfach kreativ wird.


Das richtige Garn ist genauso wichtig wie die Nadel. Ein zu dickes Garn würde auf einem feinen Stoff wie eine Fremdkörper wirken. Greifen Sie zu einem hochwertigen „Allesnäher“-Garn, zum Beispiel von Gütermann oder Amann Mettler, in der Stärke 100. Passen Sie die Farbe exakt an Ihren Stoff an – oder setzen Sie bewusst einen Kontrast, wenn die Naht ein Designelement werden soll.



Fadenlauf beachten: Jedes gewebte Stück Stoff hat eine Längsrichtung (parallel zur Webkante), in der die Fäden am stabilsten sind. Dies ist der Fadenlauf. Alle Schnittteile Ihres Kimonos müssen in dieser Richtung zugeschnitten werden. Ignorieren Sie das, wird Ihre Jacke sich verziehen und niemals so schön fließend fallen, wie sie sollte.



Soll ich Taschen einplanen? Und wenn ja, welche?
Taschen sind nicht nur praktisch, sondern beeinflussen auch den Stil. Für den eleganten, fließenden Look eines Kimonos sind Nahttaschen die beste Wahl. Sie werden unsichtbar in die Seitennähte eingearbeitet und stören die Silhouette nicht. Aufgesetzte Taschen hingegen verleihen der Jacke einen lässigeren, fast hemdartigen Charakter und eignen sich gut für festere Stoffe wie Leinen oder Chambray. Überlegen Sie vor dem Zuschnitt, welchen Look Sie anstreben.



- Upcycling-Schatz: Alte Seidenschals oder hochwertige Bettwäsche mit schönem Muster können zu einem einzigartigen Kimono werden. Achten Sie darauf, dass Sie genug Material für die großen Schnittteile haben.
- Stoff-Remnants: Fragen Sie in Ihrem lokalen Stoffgeschäft nach Reststücken (Coupons). Oft finden sich dort hochwertige Stoffe zu einem Bruchteil des Preises.



Ihr Bügeleisen ist beim Nähen Ihr wichtigstes Werkzeug. Bügeln Sie nicht nur am Ende, sondern nach JEDER einzelnen Naht. Bügeln Sie zuerst die Nahtzugaben flach und dann auseinander (oder zu einer Seite, je nach Anleitung). Dieser simple Schritt sorgt für unglaublich flache, professionelle Nähte und macht den gesamten weiteren Nähprozess viel einfacher und präziser.



Traditionelle Ärmel: Die klassischen „Sode“ sind sehr weit und rechteckig, was für den authentischen Look sorgt, aber im Alltag manchmal unpraktisch sein kann.
Modifizierte Ärmel: Für mehr Alltagstauglichkeit können Sie den Ärmel etwas schmaler zuschneiden oder ihn zum Handgelenk hin leicht verjüngen. Das bewahrt die Kimono-Ästhetik, ohne dass Sie beim Kaffeetrinken ständig im Milchschaum hängen.
Die Entscheidung hängt ganz von Ihrem persönlichen Stil und dem geplanten Einsatz ab.



Laut einer Umfrage der „Association For Creative Industries“ nähen die meisten Menschen nicht primär, um Geld zu sparen, sondern wegen des kreativen Ausdrucks und des Gefühls, etwas Einzigartiges geschaffen zu haben.



Die Schönheit eines Kimonos liegt in seiner Balance. Ein sehr großflächiges, lautes Muster wirkt am besten bei einem schlichten Schnitt ohne zusätzliche Details. Ein unifarbener Stoff hingegen verträgt kreative Elemente wie Ziernähte, Stickereien an der Blende oder auffällige Fransen. Weniger ist oft mehr: Entscheiden Sie, ob der Stoff oder die Details der Star Ihrer Jacke sein sollen.



Ihr selbstgenähtes Stück verdient besondere Pflege. So bleibt es lange schön:
- Seide & Viskose: Am besten von Hand in kaltem Wasser mit einem milden Seidenwaschmittel waschen. Nicht wringen! Drücken Sie das Wasser nur sanft aus und rollen Sie die Jacke in ein Handtuch.
- Trocknen: Niemals in den Trockner geben. Hängen Sie die Jacke auf einen gepolsterten Bügel und lassen Sie sie an der Luft trocknen.
- Bügeln: Nur von links bei niedriger Temperatur, am besten, wenn der Stoff noch leicht feucht ist.



Ich finde keinen Stoff, der mir zu 100% gefällt. Gibt es Alternativen?
Absolut! Werden Sie selbst zum Designer. Kaufen Sie einen einfachen, hellen Baumwoll-Voile oder einen Seiden-Baumwoll-Mix und färben Sie ihn selbst. Mit Techniken wie Shibori (eine japanische Falt- und Färbetechnik) oder einfacher Batik können Sie einzigartige, kunstvolle Muster kreieren, die garantiert niemand sonst hat. Kits für den Einstieg gibt es von Marken wie Jacquard.



Der letzte Schliff: Nachdem die letzte Naht genäht ist, ist die Arbeit noch nicht ganz getan. Hängen Sie die Jacke für 24 Stunden auf einen Bügel. Durch die Schwerkraft kann sich der Stoff, besonders bei schräg geschnittenen Kanten, noch leicht aushängen. Kontrollieren Sie danach den Saum und korrigieren Sie eventuelle Unebenheiten, bevor Sie ihn final nähen. Das garantiert eine perfekt gerade Saumlinie.



- Ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Eleganz.
- Ein Hauch von Bohème, der jedes schlichte Outfit aufwertet.
- Ein Gefühl von Stolz, weil jede Naht von Ihnen stammt.
Das Tragegefühl eines selbstgenähten Kimonos ist unvergleichlich. Er ist mehr als nur eine Jacke – er ist ein Statement, eine zweite Haut und der Beweis Ihrer Kreativität. Ob über Jeans und T-Shirt oder einem eleganten Kleid, er wird Ihr neues Lieblingsteil.

Denken Sie bei der Stoffwahl auch an die Jahreszeit. Eine leichte Seide oder Viskose ist perfekt für laue Sommerabende. Für eine Übergangsjacke, die auch im Herbst noch wärmt, eignen sich Stoffe mit etwas mehr Gewicht und Textur. Ein weicher Wollcrêpe, ein feiner Cord oder sogar ein luxuriöser Samt können einen einfachen Kimono-Schnitt in ein opulentes Herbst-Highlight verwandeln.


