Handsticken für Einsteiger: Dein ehrlicher Guide für die ersten Stiche (ohne Frust!)

Sticken ist nicht nur Handwerk, sondern eine Kunstform! Entdecken Sie, wie Sie mit Nadel und Faden kreative Meisterwerke erschaffen können.

von Dagmar Brocken

Hey, schön, dass du hier bist! Wahrscheinlich hast du wunderschöne Stickereien gesehen und denkst dir: „Das will ich auch können!“ Aber wo fängt man an? Das Internet ist voll von teuren Maschinen-Angeboten und billigen Starter-Kits, die am Ende nur für Frust sorgen. Lass uns mal Tacheles reden.

Handsticken ist kein sündhaft teures Hobby. Aber es ist auch nichts, was man an einem Nachmittag für 20 Euro „lernt“. Es geht um Geduld, das richtige Gefühl für das Material und ein paar grundsolide Techniken. Ein tolles Ergebnis hat nichts mit dem teuersten Werkzeug zu tun, sondern damit, zu verstehen, warum man einen bestimmten Faden für einen bestimmten Stoff wählt. Ganz ehrlich? Darum geht’s.

Dieser Guide hier ist kein schneller Hack. Er ist ein ehrlicher Einblick in die Praxis, vollgepackt mit dem Wissen, das man sich sonst über Jahre zusammensammelt. Damit deine ersten Versuche nicht in der Frust-Ecke landen, sondern dir von Anfang an Freude bereiten.

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Deine erste Mission: Die Einsteiger-Ausrüstung (unter 40 €)

Bevor wir uns in Details verlieren, hier ist eine ganz konkrete Einkaufsliste. Damit kannst du in den nächsten Handarbeitsladen (oder Online-Shop) gehen und weißt genau, was du brauchst, ohne überfordert zu sein.

  • Ein Stück Stoff: Kauf dir einen Meter einfachen Baumwoll-Nessel in einer hellen Farbe. Der kostet meist so um die 10 € und ist perfekt zum Üben.
  • Ein Stickrahmen: Ein einfacher Holz-Stickrahmen mit ca. 15-18 cm Durchmesser ist ideal. Der liegt gut in der Hand. Plane hierfür etwa 7-10 € ein.
  • Sticknadeln: Hol dir ein Päckchen gemischte Sticknadeln mit Spitze. Da sind verschiedene Größen drin. Kostenpunkt: ca. 3 €.
  • Stickgarn: Für den Anfang reichen 3-4 Stränge Sticktwist von einer guten Marke. Achte auf Namen wie DMC, Anchor oder Madeira. Ein Strang kostet um die 1,80 € und du kannst ewig damit sticken. Nimm ein paar Farben, die dir gefallen!
  • Eine kleine Schere: Eine kleine, spitze Stickschere ist Gold wert. Die gibt es ab ca. 12 €, eine gute Investition, die du jahrelang nutzen wirst.

Siehst du? Mit rund 35 € bist du bestens ausgestattet und hast Material für unzählige Übungsstunden. Und jetzt schauen wir uns mal an, warum wir genau diese Dinge gewählt haben.

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Das A und O: Stoff und Garn verstehen lernen

Alles fängt mit der richtigen Materialwahl an. Ein Fehler hier, und die ganze Mühe ist später vielleicht umsonst. Ich hab schon erlebt, wie ein tolles Monogramm nach der ersten Wäsche die Farbe verloren hat. Der Grund? Billiges Garn. Das vermeiden wir von Anfang an.

Der Stoff – Deine Leinwand

Der Stoff ist das Fundament. Seine Webart und Faser entscheiden, wie leicht die Nadel gleitet und wie schön der Faden am Ende liegt.

Für den Anfang ist ein Stoff mit Leinwandbindung perfekt. Das sind die meisten einfachen Baumwoll- oder Leinenstoffe. Die Fäden sind klar sichtbar und gleichmäßig gewebt. Das macht es dir leicht, die Nadel präzise zu setzen. Jeansstoff (Köperbindung) oder glänzender Satin sind zwar auch toll, aber für den Start eine echte Herausforderung. Heb dir das für später auf.

Welche Faser ist die richtige?

  • Baumwolle: Der absolute Alleskönner. Pflegeleicht, günstig und in allen Varianten erhältlich. Dein Übungsstoff, der Baumwoll-Nessel, gehört hierher.
  • Leinen: Der edle Klassiker. Leinen hat eine wunderschöne, lebendige Struktur und wird mit jeder Wäsche weicher. Aber Achtung: Leinen läuft beim Waschen stark ein! Also immer vor dem Besticken einmal waschen und bügeln. Glaub mir, diese Lektion will man nicht auf die harte Tour lernen.

Mein Rat: Nimm dein Stück Baumwollstoff, wasche und bügle es. Schneide es in handliche Quadrate und fang einfach an, darauf zu üben. Fühle den Stoff, schau, was passiert.

Anleitung zum Sticken mit Schablonen

Das Garn – Die Farbe deiner Geschichte

Beim Garn trennt sich die Spreu vom Weizen. Gutes Garn von Marken wie DMC, Anchor oder Madeira ist farb- und lichtecht. Das heißt, es blutet beim Waschen nicht aus und verblasst nicht in der Sonne. Die paar Cent mehr pro Strang sind eine Investition in die Langlebigkeit deiner Arbeit.

Du startest am besten mit teilbarem Baumwollgarn, auch Sticktwist genannt. Das ist der Standard. Ein Faden besteht aus sechs dünneren Einzelfäden. Für feine Linien nimmst du nur einen oder zwei Fäden, für Füllungen drei oder vier. Diese Flexibilität ist genial. Kleiner Tipp: Zieh die Fäden immer einzeln aus dem Strang, sonst gibt’s Knoten.

Ach ja, die Lagerung: Bewahre deine Garne am besten auf kleinen Papp- oder Plastikwickelkarten auf. So bleiben sie sauber, knotenfrei und vor Sonnenlicht geschützt.

Dein Handwerkszeug: Präzision statt Plunder

Gutes Werkzeug muss nicht teuer sein, aber es muss seinen Job machen. Eine stumpfe Nadel oder ein rutschiger Rahmen machen dich wahnsinnig.

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Nadeln – Scharf oder stumpf, das ist hier die Frage

Die Faustregel ist einfach: Die Nadel sollte ein Loch machen, das gerade groß genug für deinen Faden ist. Nicht größer, nicht kleiner.

  • Sticknadeln mit Spitze: Diese brauchst du für die meisten Stoffe wie Baumwolle oder Leinen. Sie durchstechen das Gewebe. Für 2-3 Fäden Sticktwist auf Baumwolle ist eine Nadel der Größe 7 oder 8 meist perfekt.
  • Sticknadeln ohne Spitze (stumpf): Die sind für Zählstoffe wie Aida gedacht (das ist der Stoff mit den sichtbaren Löchern für Kreuzstich). Die stumpfe Spitze schiebt die Gewebefäden zur Seite, anstatt sie zu spalten.

Der Stickrahmen – Ohne Spannung geht es nicht

Ein Stickrahmen spannt den Stoff wie ein Trommelfell. Das ist super wichtig, damit sich die Stickerei nicht zusammenzieht und unschöne Dellen wirft. Die Stiche werden viel gleichmäßiger!

Wenig bekannter Profi-Trick: Nimm den inneren Ring deines Holzrahmens und umwickle ihn fest mit einem dünnen Baumwollband. Das schont empfindliche Stoffe und gibt dem Rahmen einen unglaublichen Grip. Der Stoff rutscht garantiert nicht mehr! Wenn du eine Pause machst, nimm deine Arbeit immer aus dem Rahmen, um dauerhafte Abdrücke zu vermeiden.

Gesticktes Geschenk für einen besonderen Anlass.
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Die kleinen Helfer – Schere & Co.

Eine gute Stickschere ist heilig. Benutze sie nur für Fäden, niemals für Papier! Für den Stoffzuschnitt brauchst du eine separate Stoffschere.

Zum Vorzeichnen von Motiven gibt es Stifte. Ehrlich gesagt greife ich meist zu wasserlöslichen Stiften. Die Markierung verschwindet mit ein paar Tropfen Wasser. Teste das aber immer vorher an einem Reststück deines Stoffs! Es gibt auch Stifte, deren Markierung von selbst oder durch Bügelhitze verschwindet. Aber Vorsicht: Bei Kälte kann die Bügel-Markierung manchmal wieder sichtbar werden. Ziemlich peinlich bei einem verschenkten Kissen!

Endlich geht’s los: Saubere Stiche von Anfang an

Ein guter Sticker beherrscht nicht hunderte Stiche, sondern eine Handvoll perfekt. Konzentrier dich auf die Basics. Die Qualität des einzelnen Stichs ist alles!

Die Vorbereitung: Der perfekte Start ohne Knoten

Schneide deinen Faden nicht zu lang ab – die Länge von deiner Hand bis zum Ellenbogen ist ideal. Zu lange Fäden verknoten sich und fusseln.

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Profis vermeiden Knoten auf der Rückseite. Die drücken sich durch oder lösen sich. Mach es stattdessen so:

  1. Stich etwa 2 cm vor dem Beginn deines eigentlichen Motivs von vorne ein und zieh den Faden durch, bis auf der Rückseite noch ca. 5 cm übrig sind.
  2. Mach nun ein paar winzige Vorstiche (ca. 2-3 mm) auf der Linie, die du später sowieso übersticken wirst, bis du am Startpunkt deines Motivs ankommst.
  3. Jetzt kannst du ganz normal mit deinem Motiv beginnen. Das Fadenende ist sicher auf der Vorderseite fixiert und wird einfach überstickt. Simpel und super sauber!

Die 4 Grundstiche, die du wirklich brauchst

Wer diese vier Stiche kann, kann schon fast alles sticken. Ernsthaft!

1. Der Rückstich: Für glasklare Linien
Perfekt für Konturen und Schrift. So geht’s:
1. Komm mit der Nadel von unten hoch (Punkt A).
2. Geh eine Stichlänge weiter wieder runter (Punkt B).
3. Komm eine weitere Stichlänge weiter wieder hoch (Punkt C).
4. Und jetzt der Trick: Stich zurück in das Loch, aus dem du eben bei Punkt B rausgekommen bist. Wiederhole das. Achte auf eine super gleichmäßige Stichlänge!

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2. Der Stielstich: Für lebendige, gedrehte Linien
Ideal für Blumenstängel oder geschwungene Formen. Der ist etwas kniffliger:
1. Mach einen geraden Stich nach vorne.
2. Für den nächsten Stich kommst du nicht am Ende hoch, sondern ungefähr in der Mitte des letzten Stichs, leicht versetzt zur Seite.
3. Wichtig ist: Die Fadenschlaufe muss dabei immer auf der gleichen Seite der Nadel liegen (z.B. immer unterhalb). Nur so entsteht die schöne, seilartige Drehung.

3. Der Plattstich: Zum Ausfüllen von Flächen
Sieht einfach aus, ist aber eine Kunst! Das Ziel sind dichte, parallele Stiche ohne Lücken. Die größte Herausforderung ist die Fadenspannung. Nicht zu fest ziehen (sonst verzieht sich der Stoff), nicht zu locker lassen. Übe das an kleinen Blättern oder Kreisen.

4. Der Kreuzstich: Der Klassiker unter den Zählstichen
Hier gibt es eine goldene Regel für eine saubere Optik: Alle unteren Stiche eines Kreuzes müssen in die gleiche Richtung zeigen (z.B. / / /) und alle oberen Deckstiche ebenfalls (z.B. \ \ \). Hältst du dich nicht daran, sieht das Ergebnis sofort unruhig und unprofessionell aus.

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Pass auf dich und deine Arbeit auf

Handarbeit ist super, kann aber auch anstrengend sein. Sorge für gutes Licht, am besten eine Tageslichtlampe. Das schont die Augen ungemein. Sitz aufrecht und mach regelmäßig Pausen, um Nacken und Hände zu dehnen. Das ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit!

Wenn dein Meisterwerk fertig ist, wasche es bitte vorsichtig von Hand in lauwarmem Wasser. Drück es sanft in einem Handtuch aus, nicht wringen! Gebügelt wird es dann noch leicht feucht von der Rückseite auf einem weichen Handtuch liegend. So drückst du die schönen, plastischen Stiche nicht platt.

Ein letztes Wort…

Handsticken ist eine wunderbar meditative Reise. Der wahre Wert liegt nicht im gesparten Geld, sondern in der Zeit und der Persönlichkeit, die du in jeden einzelnen Stich steckst. Fang einfach an, sei geduldig mit dir und feiere deine Fortschritte. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt – oder in unserem Fall: mit dem ersten sauberen Stich.

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Ich wünsche dir unglaublich viel Freude dabei!

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Wussten Sie schon? Stickerei ist eine der ältesten Textilkunstformen. Archäologische Funde aus China datieren erhaltene Seidenstickereien auf die Zeit der Streitenden Reiche (5.–3. Jh. v. Chr.).

Jeder Ihrer Stiche ist also Teil einer jahrtausendealten Tradition des Geschichtenerzählens und der Verzierung. Sie halten nicht nur Nadel und Faden in der Hand, sondern ein Stück Kulturgeschichte.

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Der häufigste Anfängerfehler: Den Faden zu fest anziehen. Stickerei lebt von locker auf dem Stoff liegenden Fäden. Wenn Sie zu fest ziehen, verzieht sich der Stoff und die Stiche verlieren ihr Volumen. Das Ergebnis wirkt flach und „gestresst“. Ihr Mantra lautet: sanft und gleichmäßig.

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Wie teile ich eigentlich den Sticktwist?

Das typische Stickgarn, z.B. von DMC oder Anchor, besteht aus sechs einzelnen Fäden. Für feine Details oder zarte Linien stickt man selten mit allen sechs. Fassen Sie das Garn an einem Ende und ziehen Sie vorsichtig einen einzigen Faden nach oben heraus. Halten Sie den Rest des Strangs locker fest – der Faden gleitet fast magisch heraus, ohne sich zu verheddern. Meistens stickt man mit zwei oder drei Fäden.

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  • Verleiht Ihrem Projekt ein sauberes, professionelles Aussehen.
  • Schützt die empfindlichen Knoten und Fadenenden auf der Rückseite.
  • Verhindert, dass der Stoff ausfranst.

Das Geheimnis? Ein perfekt zugeschnittenes Stück Filz! Nachdem Ihre Stickerei fertig ist, schneiden Sie ein Stück Filz in der Größe des Innenrings Ihres Stickrahmens zu und kleben oder nähen Sie es auf die Rückseite. Voilà, ein makelloser Abschluss.

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Ihr Stickplatz ist Ihr kleines Heiligtum. Suchen Sie sich eine Ecke mit gutem Tageslicht oder einer hellen Lampe. Ein bequemer Stuhl ist Gold wert, denn schnell vergeht mal eine Stunde. Eine kleine Schale oder ein Magnet-Nadelkissen hält Nadeln sicher, und eine Tasse Tee oder Kaffee macht das Ritual perfekt. Es geht nicht nur ums Sticken, sondern um die entspannende Auszeit, die Sie sich damit gönnen.

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Holzrahmen: Der Klassiker. Fühlt sich warm und natürlich an, hält den Stoff durch die Schraubspannung sehr gut. Ideal für die meisten Projekte. Achten Sie auf Marken wie Prym oder Klass & Gessmann für eine glatte Verarbeitung ohne Splitter.

Kunststoffrahmen: Oft mit einer Rille, die den Stoff zusätzlich einklemmt („Flexi-Hoop“). Sie sind leicht, farbenfroh und eignen sich super, um das fertige Werk direkt darin an die Wand zu hängen. Eine tolle, moderne Alternative.

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Die Vorlage auf den Stoff zu bekommen, kann knifflig sein. Hier sind drei bewährte Methoden:

  • Lichtfenster-Methode: Kleben Sie die Vorlage ans Fenster und Ihren Stoff darüber. Das durchscheinende Licht wirkt wie ein Leuchttisch. Einfach die Linien mit einem Bleistift oder Trickmarker nachzeichnen.
  • Transferpapier: Legen Sie ein spezielles Stick-Transferpapier (z.B. von Prym) zwischen Vorlage und Stoff und zeichnen Sie die Linien mit einem harten Stift nach.
  • Wasserlöslicher Stabilisator: Die Luxus-Lösung für dunkle oder dicke Stoffe. Drucken Sie Ihr Motiv auf ein selbstklebendes, wasserlösliches Vlies (wie Sulky Sticky Fabri-Solvy), kleben Sie es auf den Stoff, sticken Sie darüber und waschen Sie es am Ende einfach aus. Genial!
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„Die Qualität deiner Stickerei hängt zu 50 % von der Rückseite ab.“

Auch wenn es niemand sieht, eine ordentliche Rückseite mit kurz geschnittenen Fäden und sauberen Übergängen verhindert, dass dunkle Fäden durch den hellen Stoff auf der Vorderseite schimmern. Außerdem verheddern sich die Fäden beim Sticken weniger. Nehmen Sie sich die Zeit – es lohnt sich!

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Die Farbwahl kann einschüchternd wirken. Ein einfacher Trick: Nutzen Sie Online-Farbpaletten-Generatoren wie Coolors oder Adobe Color. Sie können ein Foto hochladen, das Ihnen gefällt, und die App extrahiert eine harmonische Farbpalette. Notieren Sie sich die Hex-Codes und suchen Sie im Handarbeitsladen nach den passenden Garnfarben von DMC oder Anchor, die oft Farbkarten zum Abgleich anbieten.

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Sticknadeln sind nicht gleich Sticknadeln. Eine gute Nadel gleitet durch den Stoff, statt ihn zu zerreißen. Wenn Sie merken, dass Sie viel Kraft aufwenden müssen, ist die Nadel entweder zu stumpf oder zu dick für Ihren Stoff. Ein Set von John James oder Tulip Needles ist eine kleine Investition, die den Stickprozess spürbar angenehmer macht.

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Hilfe, mein Faden verknotet sich ständig! Was mache ich falsch?

Das passiert jedem! Oft liegt es an einer zu langen Fadenlänge. Eine gute Faustregel ist, den Faden nicht länger als von den Fingerspitzen bis zum Ellenbogen abzuschneiden. Ein längerer Faden reibt öfter am Stoff und neigt dazu, sich zu verdrehen und zu verknoten. Lassen Sie außerdem die Nadel alle paar Stiche frei nach unten hängen, damit sich der Faden „ausdrehen“ kann.

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Ihr erstes Projekt muss kein Meisterwerk sein. Sticken Sie Ihren Lieblingsbuchstaben auf eine Stoffserviette, eine kleine Blüte auf den Kragen einer alten Jeansjacke oder ein simples geometrisches Muster auf eine kleine Tasche. Der Stolz, etwas Handgemachtes und Nützliches geschaffen zu haben, ist die beste Motivation, um weiterzumachen.

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Laut einer Studie, die im „Journal of Public Health“ veröffentlicht wurde, kann das Ausüben von kreativen Hobbys wie Stricken oder Sticken Stress reduzieren und das psychische Wohlbefinden steigern.

Die sich wiederholende, rhythmische Bewegung der Hände hat eine meditative Wirkung, die nachweislich den Herzschlag verlangsamt und das Stresshormon Cortisol senkt. Ihre neue Leidenschaft ist also nicht nur schön, sondern auch gesund!

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Der Zauber der Textur entsteht durch die Kombination verschiedener Stiche. Probieren Sie doch mal:

  • Plattstich (Satin Stitch): Für glatte, glänzende Flächen.
  • Kettenstich (Chain Stitch): Für dicke, texturierte Linien.
  • Knötchenstich (French Knot): Für winzige, dreidimensionale Punkte, perfekt für Blütenmitten oder Sterne.

Selbst ein einfaches Motiv wirkt mit zwei oder drei verschiedenen Sticharten sofort viel lebendiger und interessanter.

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Sichtbare Reparatur (Visible Mending) ist ein riesiger Trend, der Nachhaltigkeit und Kreativität verbindet. Statt ein Loch in Ihrer Lieblingsjeans zu verstecken, heben Sie es mit einer bunten Stickerei hervor. Sticken Sie ein Spinnennetz über einen Riss oder eine Blumenwiese über einen Fleck. So wird aus einem Makel ein einzigartiges Design-Statement.

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Muss ich für Muster immer bezahlen?

Absolut nicht! Viele Garnhersteller bieten auf ihren Webseiten eine riesige Auswahl an kostenlosen Mustern an, um ihre Produkte zu bewerben. Die Webseite von DMC ist eine wahre Goldgrube für Anfänger und Fortgeschrittene. Auch auf Pinterest oder Instagram finden sich unter Hashtags wie #freeembroiderypattern unzählige kostenlose Vorlagen von Designern.

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Wenn Ihr Projekt fertig ist, waschen Sie es vorsichtig von Hand in lauwarmem Wasser mit einem milden Waschmittel (z.B. Wollwaschmittel). Drücken Sie das Wasser sanft aus, nicht wringen! Legen Sie es dann flach auf ein sauberes, trockenes Handtuch und rollen Sie es ein, um überschüssige Feuchtigkeit aufzunehmen. Zum Trocknen flach auslegen. Bügeln? Nur von der Rückseite, auf einem weichen Handtuch liegend, um die Stiche nicht plattzudrücken.

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  • DMC Sticktwist: Der weltweite Marktführer. Bekannt für seinen leichten Glanz und eine riesige Farbpalette mit über 500 Tönen. Die Nummerierung ist international standardisiert.
  • Anchor Sticktwist: Ein deutscher Qualitätshersteller (Coats). Die Farben sind oft etwas matter und gedeckter, was einen schönen Vintage-Look erzeugen kann. Fühlt sich für manche etwas weicher an.

Beide sind exzellent. Probieren Sie einfach mal je einen Strang aus und finden Sie Ihren persönlichen Favoriten!

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Nicht wegwerfen! Bewahren Sie kurze Fadenreste in einem Glas auf. Wenn Sie genug gesammelt haben, können Sie diese als Füllung für kleine Nadelkissen oder Mini-Stofftiere („Scrap-busting“-Projekte) verwenden. Auch Stoffreste sind perfekt, um neue Stiche auszuprobieren, bevor Sie sich an Ihr Hauptprojekt wagen.

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Sticken Sie nicht nur fertige Muster nach. Schauen Sie sich um! Die Aderung eines Blattes, die Form einer Wolke, die Anordnung der Blütenblätter einer Gänseblümchen – die Natur ist die größte Inspirationsquelle. Machen Sie ein Foto mit Ihrem Handy und zeichnen Sie die Grundformen ganz einfach nach. So entstehen einzigartige und sehr persönliche Stickereien.

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Ihr Projekt ist fertig gestickt, aber der Stoff um das Motiv herum wirkt leer? Denken Sie an „Negativraum“ als eigenes Gestaltungselement. Ein einzelnes, fein gesticktes Motiv auf einer großen, leeren Fläche kann viel eleganter und moderner wirken als ein überladenes Bild. Weniger ist oft mehr.

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  • Eine winzige Erdbeere auf dem Kragen einer weißen Bluse.
  • Ihre Initialen auf einer Leinen-Stoffserviette.
  • Ein kleines Lavendel-Zweiglein auf der Tasche einer Jeans.
  • Ein einzelner Schmetterling auf einem Jutebeutel.

Der Trick? Beginnen Sie mit kleinen, überschaubaren Projekten, die schnell fertig sind. Das Erfolgserlebnis motiviert ungemein!

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Vergessen Sie den Knoten! Profis beginnen einen Faden oft mit einem sogenannten „Waste Knot“. Machen Sie einen Knoten am Fadenende und stechen Sie von VORNE ca. 2-3 cm vom Startpunkt Ihres ersten Stichs entfernt ein. Sticken Sie Ihre ersten paar Stiche so, dass die Rückseite des Fadens von diesen Stichen überdeckt und fixiert wird. Danach können Sie den Knoten auf der Vorderseite einfach abschneiden. Das Ergebnis ist eine flachere, sauberere Rückseite.

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„In a world of digital noise, the analogue nature of embroidery is a sanctuary.“ – Claire Wellesley-Smith, Textilkünstlerin

Die taktile Erfahrung – das Gefühl des Stoffes, das leise Geräusch der Nadel, die durch den Stoff gleitet, die leuchtenden Farben des Garns – erdet uns und bietet einen willkommenen Kontrapunkt zu unserer bildschirmdominierten Welt.

Lust auf den nächsten Schritt? Entdecken Sie Spezialgarne! Ein Metallic-Faden von DMC (DMC Light Effects) kann einem Sternenhimmel Glanz verleihen, während ein mehrfarbiges Verlaufsgarn (Variegated Floss) bei einfachen Stichen wie dem Rückstich von ganz allein wunderschöne Farbübergänge zaubert, ohne dass Sie die Farbe wechseln müssen. Perfekt für Blätter oder Wasser-Effekte.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.