Bunte Fassade, teure Sorgen? Was wirklich hinter den verspielten Häusern steckt
Postmoderne Architektur bricht mit Traditionen – Entdecken Sie, wie Form über Funktion triumphiert und faszinierende Baukunst entsteht!
Die Zeit der geraden Linien ist vorbei!, rief der Architekt und ließ seine Skizze auf den Tisch fallen. Wir leben in einer Ära, in der Gebäude wie Kunstwerke wirken und uns herausfordern, die Welt neu zu betrachten. Postmoderne Architektur ist wie ein Chamäleon: Sie passt sich nicht nur an, sondern überrascht mit Farben und Formen, die jenseits der Konventionen stehen.
Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, als ich als junger Geselle auf den Baustellen unterwegs war. Wir standen damals vor einem Neubau, der einfach alles war, was man uns in der Berufsschule als „falsch“ eingebläut hatte. Da gab es schiefe Wände, einen wilden Mix aus Klinker, knallbuntem Putz und glänzenden Metallelementen, dazu Fenster in Formen, die man sonst nur aus Comics kannte. Mein Meister, ein gestandener Handwerker der alten Schule, schüttelte nur den Kopf und murmelte was von „Zirkusarchitektur“. Das war, sozusagen, meine Feuertaufe mit der postmodernen Architektur auf der Baustelle.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Form gegen Physik: Der ewige Kampf der Materialien
- 2. Vom Reißbrett zur Realität: So entsteht so ein Kunstwerk
- 3. Eine Frage der Region: Nicht jede Idee passt überall
- 4. Butter bei die Fische: Was der Spaß wirklich kostet
- 5. Wenn die Vision zum Bauschaden wird: Die Top 3 der Praxis
- 6. Ein Haus für Mutige: Mein Rat an Eigentümer
- Bildergalerie
Heute, viele Jahre und unzählige Projekte später, sehe ich diese Gebäude mit ganz anderen Augen. Es geht nicht mehr nur um Geschmack, sondern um handfeste bautechnische Herausforderungen. Klar, diese Bauweise war eine bewusste Abkehr von der oft eintönigen Funktionalität, die davor angesagt war. Die Architekten wollten wieder Geschichten erzählen, mit Symbolen spielen und historische Formen zitieren. Herausgekommen sind oft wirklich faszinierende Unikate.

Aber als Handwerker, der diese Visionen bauen oder – noch wichtiger – später sanieren muss, stellt man sich ganz andere Fragen. Wie kriege ich eine runde Wand an einer geraden Decke dauerhaft dicht? Wie befestige ich tonnenschwere Zierelemente so, dass sie auch nach Jahrzehnten noch sicher hängen? Und ganz ehrlich: Wer soll die Instandhaltung einer Fassade bezahlen, die aus fünf verschiedenen Materialien besteht? Genau darum soll es hier gehen: Wir blicken hinter die bunten Oberflächen, sprechen über Bauphysik, echte Handwerkstechniken und die oft brutal unterschätzten Kosten.
1. Form gegen Physik: Der ewige Kampf der Materialien
In der klassischen Architektur ist alles recht einfach: Lasten werden schön senkrecht nach unten ins Fundament geleitet. Das ist berechenbar, logisch und seit Jahrhunderten erprobt. Die Postmoderne bricht aber genau mit diesen Regeln. Plötzlich gibt es geneigte Stützen, asymmetrische Dächer und riesige Bauteile, die nur der Dekoration dienen. Für den Statiker ist das, gelinde gesagt, die Hölle.

Wo früher klare Formeln reichten, müssen heute komplexe Computerprogramme ran, die das Gebäude in Tausende kleiner Teile zerlegen, um die Kräfteverteilung zu simulieren. Eine große, runde Öffnung in einer tragenden Wand, zum Beispiel, schwächt diese nicht gleichmäßig. Die größten Spannungen treten an den Rändern auf. Wenn das nicht mit extra viel Stahl im Beton abgefangen wird, sind Risse nur eine Frage der Zeit.
Achtung, Material-Konflikt!
Ein typisches Merkmal dieser Epoche ist der wilde Materialmix. Naturstein klebt neben lackiertem Blech, Beton trifft auf Glas, Klinker auf Kunststoff. Das Problem? Jedes Material reagiert anders auf Temperatur und Feuchtigkeit. Das ist Bauphysik 1×1. Metall dehnt sich bei Hitze viel stärker aus als Beton. Holz arbeitet, es quillt und schwindet. Werden diese Materialien ohne eine fachgerechte Trennung oder eine flexible Fuge direkt verbunden, entstehen gewaltige Spannungen. Wir nennen das im Fachjargon „Zwang“ – und der führt unweigerlich zu Schäden. Fugen reißen, Wasser dringt ein, und im Verborgenen beginnt es zu rosten oder zu faulen.

Ich habe mal eine Fassade saniert, da waren schwere Stahlträger als Deko-Elemente ohne thermische Trennung direkt in der Betonwand verschraubt. An diesen Punkten hat sich natürlich Kondenswasser gebildet, der Stahl ist gerostet und hat am Ende ganze Stücke der Fassade abgesprengt. Ein irrsinnig teurer Schaden, der allein auf einen Planungsfehler zurückging. Die Reparatur solcher Stellen? Rechnen Sie mal nicht mit 100 Euro, sondern eher mit 1.000 bis 5.000 Euro, weil oft ein Gerüst, Spezialmaterial und viel Arbeitszeit nötig sind.
Die unsichtbare Kostenfalle: Wärmebrücken
Jede dieser Materialverbindungen ist eine potenzielle Wärmebrücke – eine Autobahn für teure Heizenergie nach draußen. Das ist nicht nur Verschwendung. An diesen kalten Stellen im Inneren kondensiert die Luftfeuchtigkeit. Das Ergebnis ist ein nasser Fleck und der perfekte Nährboden für Schimmel. Um das zu verhindern, braucht man teure Speziallösungen wie thermische Trennelemente. Stellt euch das vor wie ein Stück High-Tech-Dämmung, durch das die tragenden Stahlteile laufen. So wird zum Beispiel eine Balkonplatte stabil mit dem Haus verbunden, aber die Kälte bleibt draußen. So ein Bauteil kann schnell mehrere hundert Euro pro laufendem Meter kosten, aber diese Investition schützt vor Schäden, die in die Zehntausende gehen können.

2. Vom Reißbrett zur Realität: So entsteht so ein Kunstwerk
Der Bau eines postmodernen Gebäudes ist kein Standardjob. Er erfordert eine Mischung aus Hightech-Planung und ganz traditioneller Handwerkskunst. Die größte Herausforderung ist dabei die Koordination der verschiedenen Gewerke.
Nehmen wir eine geschwungene Fassade aus Betonfertigteilen. Jedes einzelne Element ist ein Unikat. Es muss exakt gezeichnet, geschalt und betoniert werden. Die Anschlusspunkte für die Befestigung müssen auf den Millimeter genau sitzen. Heute schickt man die Daten aus dem 3D-CAD-Programm direkt an die Maschinen im Betonwerk. Früher, als viele dieser Bauten entstanden, wurde da noch viel mit Schablonen und Augenmaß gearbeitet, was die Fehlerquote natürlich erhöht hat.
Kleiner Tipp: So finden Sie den richtigen Profi
Für solche Bauten braucht man keine Alleskönner, sondern hoch spezialisierte Fachfirmen. Wenn Sie also ein solches Gebäude besitzen und sanieren müssen, ist die Wahl des Handwerkers entscheidend. Fragen Sie am Telefon direkt nach Erfahrung mit ähnlichen Problemen:

- „Haben Sie Erfahrung mit vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden?“
- „Können Sie mir Referenzprojekte zeigen, die ähnlich komplex waren?“
- „Wie gehen Sie mit unvorhergesehenen Problemen an Materialübergängen um?“
Wer hier unsicher klingt oder nur von Standardlösungen redet, ist wahrscheinlich der Falsche für den Job. Ein guter Fachmann wird sofort von „thermischer Trennung“, „Dehnungsfugen“ und der Wichtigkeit einer genauen Analyse vor Ort sprechen.
3. Eine Frage der Region: Nicht jede Idee passt überall
Interessanterweise ist dieser Stil nicht überall gleich. Kluge Planer haben oft versucht, einen Bezug zur regionalen Baukultur herzustellen. In Norddeutschland, wo Backstein Tradition hat, sieht man oft verspielte Muster oder farbige Glasuren im Klinkerverband. Das verlangt vom Maurer absolute Perfektion. In Süddeutschland, wo Putz und Naturstein dominieren, findet man eher Anspielungen auf historische Bauformen, oft mit kräftigen Farben.
Auch die Verfügbarkeit von Material und Können spielt eine Rolle. In der Eifel wurde vielleicht Basalt in ungewöhnlicher Form verbaut, im Alpenvorland Holzschindeln. Die klügsten Entwürfe sind oft die, die lokale Gegebenheiten und Fähigkeiten berücksichtigen, anstatt teure Spezialisten und Materialien aus der ganzen Welt einfliegen zu lassen. Das ist übrigens auch heute noch ein guter Tipp, um Kosten zu sparen!

4. Butter bei die Fische: Was der Spaß wirklich kostet
Jetzt mal ganz ehrlich: oft wird nur über die reinen Baukosten geredet. Das ist aber nur die halbe Miete. Ein postmodernes Gebäude kann über seine Lebensdauer ein Vielfaches der ursprünglichen Summe an Unterhalt verschlingen. Bauherren darüber aufzuklären, sehe ich als meine Pflicht.
Die Planung ist aufwändiger und teurer. Die Montage dauert länger. Und die Materialien… eine gebogene Glasscheibe kann locker das Zehnfache einer flachen Scheibe gleicher Größe kosten. Da sind 2.000 € für ein einzelnes, mittelgroßes Element keine Seltenheit. Ein Standardteil aus dem Baumarkt kostet vielleicht 200 €.
Die vergessenen Kosten: Ihr Wartungsplan
Das ist der Punkt, den die meisten unterschätzen. Ein Standard-Holzfenster kann jeder Tischler reparieren. Aber ein dreieckiges Aluminiumfenster aus einer Sonderanfertigung? Viel Glück, dafür nach Jahrzehnten noch Ersatzteile zu finden. Deshalb ist ein Wartungsplan keine Option, sondern Pflicht! Eine professionelle Inspektion der gesamten Gebäudehülle durch einen Gutachter kostet je nach Größe zwischen 500 € und 1.500 €. Das ist bestens investiertes Geld.


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Für den Alltag können Sie sich an dieser einfachen Liste orientieren:
- Jährlich: Alle elastischen Fugen (Silikon, Acryl) an Fenstern und Fassadenübergängen auf Risse prüfen.
- Halbjährlich: Dachrinnen, Abläufe und Gullys reinigen. Verstopfungen sind der Anfang vieler Wasserschäden!
- Alle 2-3 Jahre: Bewegliche Teile an Fenstern und Türen ölen, Dichtungen mit Pflegemittel behandeln.
- Alle 5 Jahre: Fassadenanstriche (besonders auf der Wetterseite) auf Risse oder Abplatzungen kontrollieren.
5. Wenn die Vision zum Bauschaden wird: Die Top 3 der Praxis
Jede experimentelle Bauphase produziert auch Misserfolge. Daraus lernen wir Handwerker am meisten. Und aus meiner Erfahrung sind es bei diesen Gebäuden immer wieder dieselben drei Probleme, die einem auf die Füße fallen:
Platz 1: Undichte Anschlüsse. Jede Ecke, jeder Vorsprung, jeder Materialwechsel ist eine Schwachstelle. Wasser ist gnadenlos. Ein Flachdach ist schon anspruchsvoll, aber eine Dachlandschaft mit fünf verschiedenen Neigungen und Terrassen ist ein Albtraum. Ein kleiner Riss in einer Fuge kann über Jahre Wasser in die Dämmung leiten. Sie merken es erst, wenn es innen muffig riecht oder ein Fleck erscheint. Dann ist die Sanierung riesig.

Platz 2: Rostende, ungeschützte Stahlteile. Wie in meinem Beispiel vorhin. Dekorative Stahlträger, die ohne Schutz direkt mit der kalten Betonwand verbunden sind, sind tickende Zeitbomben. Der Rost sprengt Beton und Putz ab und gefährdet die Statik.
Platz 3: Versprödete Dichtungen und Kunststoffe. Viele Materialien, die damals neu waren, zeigten erst nach Jahren ihre Schwächen. Frühe Silikone wurden hart und rissig. Bunte Acrylglasplatten sind heute oft blind und verkratzt. Die Reparatur oder der Ersatz ist oft eine teure Sonderanfertigung.
Ihr 10-Minuten-Check für heute: Gehen Sie mal raus und schauen Sie sich die Fuge zwischen Fensterrahmen und Fassade an der Wetterseite (meistens Westen) genau an. Machen Sie ein Foto mit dem Handy und zoomen Sie rein. Sehen Sie feine Risse? Löst sich die Fuge vom Rahmen oder vom Putz? Das ist Ihr erster, wichtigster Anhaltspunkt für drohenden Ärger!
6. Ein Haus für Mutige: Mein Rat an Eigentümer
Wenn Sie so ein Haus besitzen, kaufen oder sanieren wollen, müssen Sie wachsam sein. Die energetische Sanierung zum Beispiel ist eine riesige Herausforderung. Ein Gebäude aus dieser Zeit entspricht oft nicht den heutigen energetischen Standards. Aber wie dämmt man eine Fassade mit Rundungen und Zierelementen, ohne die Architektur platt zu machen? Oft ist eine teure Innendämmung oder eine neue, vorgehängte Fassade die einzige Option.

Bei wirklich komplexen Projekten bauen Profis übrigens ein sogenanntes „Mock-up“. Stellt euch das so vor: Bevor man die teure Fassade für das ganze Haus baut, zimmert man ein 1:1-Modell eines kritischen Bereichs zusammen – eine Ecke mit Fensteranschluss zum Beispiel. Daran testet man die Montage und vor allem die Dichtigkeit. Das kostet vorab Geld, kann aber Schäden in sechsstelliger Höhe verhindern.
Mein wichtigster Rat an Sie: Sprechen Sie mit Architekten und Handwerkern von Anfang an über die Lebenszykluskosten. Fragen Sie penetrant nach dem Wartungsaufwand. Und bestehen Sie auf einer lückenlosen Dokumentation. Diese Papiere sind Gold wert, wenn nach 20 Jahren die erste große Sanierung ansteht.
Am Ende des Tages haben diese Gebäude unsere Städte bunter gemacht und uns Handwerker gezwungen, über den Tellerrand zu schauen. Ich respektiere das Können, das in ihnen steckt. Aber dieser Respekt schließt eine gesunde Skepsis mit ein. Denn am Ende zählt nicht nur, wie ein Haus aussieht, wenn es neu ist, sondern ob es auch für die nächste Generation noch ein sicheres und trockenes Zuhause ist.

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Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)

„Less is a bore.“ – Robert Venturi
Dieser Satz wurde zum Schlachtruf der Postmoderne. Für Handwerker bedeutete er das exakte Gegenteil: „Mehr ist mehr Arbeit.“ Mehr Materialien, mehr komplizierte Anschlüsse, mehr potenzielle Fehlerquellen. Jedes Zitat und jede spielerische Form, die Architekten wie Venturi forderten, übersetzte sich auf der Baustelle in unzählige Stunden für Detaillösungen, die es so vorher nie gab.

Warum ist die Instandhaltung so eine Kostenfalle?
Stellen Sie sich eine Fassade aus Klinker, lackiertem Stahlblech und eingefärbtem Putz vor. Jedes Material altert anders und erfordert eine eigene Pflegemethode. Der Klinker braucht vielleicht eine Fugen-Sanierung, der Stahl einen neuen Schutzanstrich und der Putz eine Spezialreinigung. Anstatt einen Gerüstaufbau für eine einzige Maßnahme zu nutzen, potenzieren sich die Kosten, da oft unterschiedliche Gewerke zu verschiedenen Zeitpunkten anrücken müssen.

- Dauerelastische Fugen an Fensteranschlüssen
- Anschlüsse zwischen unterschiedlichen Fassadenmaterialien
- Verdeckte Rinnen und komplexe Dachentwässerungen
- Befestigungspunkte von schweren Dekorelementen
Das Geheimnis? Diese Schwachstellen sind oft die ersten, die nach 15-20 Jahren versagen. Eine regelmäßige Inspektion durch einen Fachmann kann teure Folgeschäden wie Wassereintritt und Schimmelbildung verhindern.

Der Teufel im Detail: Die Anschlussfuge. Bei postmodernen Bauten treffen oft Materialien aufeinander, die thermisch völlig unterschiedlich arbeiten – etwa eine kühle Steinfassade auf ein sich stark dehnendes Metallelement. Hier versagen Standard-Dichtstoffe schnell. Gefragt sind hochleistungsfähige Hybrid-Dichtmassen, wie sie beispielsweise von Herstellern wie Sika oder Würth für extreme Dehnungsanforderungen entwickelt wurden. Eine unsachgemäße Fuge ist hier keine kleine Undichtigkeit, sondern ein Garant für Bauschäden.

Der Traum vom Unikat hat seinen Preis, besonders wenn nach 30 Jahren etwas kaputtgeht. Ein speziell angefertigtes, bullaugenförmiges Fenster aus den 80ern? Ein bestimmtes, türkis glasiertes Keramikelement? Diese Bauteile sind oft nicht mehr lieferbar. Die Sanierung bedeutet dann entweder eine teure Einzelanfertigung, die das Budget sprengt, oder einen Kompromiss, der die ursprüngliche Ästhetik des Architekten bricht. Ein Dilemma für jeden Eigentümer.


Laut einer Studie des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern können unkonventionelle Gebäudeformen und komplexe Fassadengestaltungen die reinen Baukosten pro Quadratmeter um bis zu 40 % im Vergleich zu einem Standardbau erhöhen.

Farbe als Statement: Die Postmoderne liebte Farben, die sich bewusst von der erdigen Farbpalette der Moderne abhoben. Denken Sie an:
- Lachsrosa und Mintgrün, oft in Kombination
- Kräftiges Himmel- oder Königsblau als Akzent
- Sonnengelb für Zierelemente oder ganze Wandflächen
Diese Farben waren nicht nur Dekoration, sondern ein ironischer Kommentar zu historischen Bauten, deren ursprüngliche Farbigkeit oft vergessen war.

Option A – Klassische Sanierung: Ein Gebäude wird auf den neuesten energetischen Stand gebracht, oft mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Die Fassade wird glatt und einheitlich, die ursprüngliche, verspielte Gliederung geht verloren.
Option B – Denkmalgerechte Sanierung: Jedes Material wird einzeln behandelt, eine Dämmung erfolgt – wenn überhaupt möglich – von innen oder mit extrem teuren Speziallösungen. Die charakteristische Optik bleibt erhalten.
Die Entscheidung ist fast immer eine zwischen Authentizität und Bezahlbarkeit.

Sind postmoderne Bauten notorische Energiefresser?
Leider oft ja. Gebaut in einer Zeit vor der ersten großen Wärmeschutzverordnung, weisen viele dieser Gebäude eklatante Wärmebrücken auf. Jede auskragende Ecke, jede materialübergreifende Verbindung und jeder dekorative Durchbruch ist eine potenzielle Kältebrücke. Eine energetische Sanierung ist ein Albtraum, da eine Außendämmung die gegliederte Fassade zerstören würde. Das Ergebnis sind oft hohe Heizkosten, die den „Spaß“ am Wohnen trüben.

- Einzigartiger Wiedererkennungswert
- Oftmals großzügige, unkonventionelle Innenräume
- Prestige und Status als architektonisches Wahrzeichen
Der Haken? All das wird durch einen extrem hohen Wartungsaufwand und oft unvorhersehbare Reparaturkosten erkauft. Die Individualität erfordert eine ebenso individuelle und teure Betreuung.


Die Ironie der Materialien ist ein Kernmerkmal. Architekten zitierten edle, historische Formen wie Säulen oder Giebel, ließen diese aber aus betont „unechten“ Materialien fertigen. Eine massive Steinsäule entpuppt sich bei näherem Hinsehen als hohle Gipskarton-Konstruktion, ein prachtvoller Sims als kunstvoll gebogenes und lackiertes Styropor-Element. Ein Spiel mit der Wahrnehmung, das bei der Sanierung zur Herausforderung wird.

„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.“ – Le Corbusier
Die Postmoderne fügte dem hinzu: „… und der Schatten, der Symbole und der Geschichte.“ Doch genau dieses Spiel mit Licht und Schatten durch Vor- und Rücksprünge ist aus bauphysikalischer Sicht hochproblematisch, da es unzählige Angriffspunkte für Witterungseinflüsse schafft.

Versteckte Gefahr: Kontaktkorrosion. Wenn an einer Fassade unterschiedliche Metalle wie Kupfer und verzinkter Stahl ohne Trennschicht direkt nebeneinander verbaut werden, kommt es bei Feuchtigkeit zu einer elektrochemischen Reaktion. Das unedlere Metall – meist der verzinkte Stahl – wird förmlich zerfressen. Ein typischer Planungsfehler der damaligen Zeit mit heute sichtbaren Rostfahnen und teuren Konsequenzen.

Wer den Kauf eines postmodernen Objekts erwägt, sollte im Gutachten auf diese Punkte besonders achten:
- Zustand der Dichtstoffe an allen Materialübergängen
- Protokolle von Feuchtigkeitsmessungen, besonders an Fensterlaibungen und Attikaanschlüssen
- Dokumentation über die Befestigung von Fassadenelementen
- Nachweis über die Art und den Zustand der verbauten Dämmung

Die Neue Staatsgalerie in Stuttgart von James Stirling ist eine Ikone. Weniger bekannt ist, dass die auffälligen pinken und blauen Handläufe aus Stahlrohr nicht nur Design-Elemente sind. Sie dienen auch als funktionale Absturzsicherung und leiten gleichzeitig Besucherströme – eine der wenigen Stellen, wo verspielte Form und klare Funktion in der Postmoderne eine perfekte Symbiose eingehen.


Akustik – der oft überhörte Mangel?
Ja. Große, offene Räume mit runden Wänden, schrägen Decken und vielen harten Oberflächen wie Fliesen oder Glasbausteinen können zu einem akustischen Albtraum werden. Es entstehen unerwünschte Echos und ein unangenehmer Hall, der die Wohnqualität stark beeinträchtigen kann. Die Korrektur mit schallabsorbierenden Elementen ist oft teuer und stört die puristische Ästhetik des Innenraums.

Ein einzelnes der steinernen Girlanden-Elemente an Michael Graves‘ Portland Building wiegt über eine Tonne.
Diese rein dekorativen Applikationen stellten enorme Anforderungen an die Statik und die Verankerungstechnik. Jahrzehnte später ist die Inspektion und Sicherung solcher Elemente eine der größten und teuersten Aufgaben bei der Instandhaltung des Gebäudes.

Wasser ist der Feind jeder Bausubstanz. Während ein klassisches Steildach das Wasser schnell und gezielt ableitet, schufen postmoderne Architekten oft komplexe Dachlandschaften mit Terrassen, integrierten Pflanztrögen und nach innen geneigten Flächen. Die Entwässerung erfolgt dann über verdeckte Rinnen und innenliegende Fallrohre – Systeme, die bei einer Verstopfung oder Undichtigkeit unbemerkt enorme Schäden an der Bausubstanz verursachen können.

Die Renaissance des Ornaments: Nach Jahrzehnten der schmucklosen Fassaden feierte die Postmoderne die Rückkehr der Dekoration. Doch anders als im Jugendstil oder Barock wurde das Ornament oft nicht mehr von spezialisierten Stuckateuren oder Steinmetzen gefertigt. Stattdessen kamen vorgefertigte Elemente aus Beton, Kunststoff oder Leichtmetall zum Einsatz, die an die Fassade „geklebt“ oder geschraubt wurden. Das machte die Ausführung schneller, aber auch anfälliger für Montageschwierigkeiten.

Fassade A (Moderne): Große, ununterbrochene Glasflächen. Einfach zu reinigen, aber im Sommer ein Hitzeproblem.
Fassade B (Postmoderne): Ein Mix aus kleinen, oft quadratischen Fenstern, farbigem Glas und massiven Wandflächen. Bietet besseren Sonnenschutz, aber der Reinigungsaufwand ist enorm und der Austausch einer einzelnen, speziell getönten Scheibe kann zur Odyssee werden.


Der Traum vom „anderen“ Wohnen kann sich schnell ins Gegenteil verkehren. Anfänglich ist die Freude über die unkonventionelle Architektur groß. Doch wenn die erste Reparatur an einer unzugänglichen Stelle ansteht, der passende Handwerker monatelang nicht zu finden ist oder die Heizkostenabrechnung alle Rekorde bricht, weicht der Stolz oft einer permanenten Sorge. Die verspielte Fassade wird zur ständigen Erinnerung an ein finanzielles und technisches Damoklesschwert.

Wichtiger Punkt: Das Comeback. Ja, es gibt eine Art „PoMo-Revival“. Architekten zitieren wieder Formen der 80er und 90er. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Technik: Dank 3D-Planung, besseren Dämmmaterialien und hochentwickelten Klebe- und Dichtstoffen lassen sich die kühnen Entwürfe heute mit deutlich höherer bauphysikalischer Sicherheit und Energieeffizienz umsetzen. Der verspielte Geist bleibt, die handwerklichen Sorgen werden kleiner.

- Vermeiden Sie Hochdruckreiniger auf Putz- und Lackflächen.
- Nutzen Sie für Metalloberflächen nur pH-neutrale Reiniger, um die Beschichtung nicht anzugreifen.
- Natursteinflächen je nach Art mit speziellen Steinreinigern behandeln, nie mit säurehaltigen Produkten.
Im Zweifel gilt: Immer erst an einer unauffälligen Stelle testen oder direkt eine Fachfirma für Fassadenreinigung beauftragen.

Der Soziologe und Architekturkritiker Charles Jencks definierte die Postmoderne als „double coding“: ein Gebäude, das gleichzeitig auf zwei Ebenen kommuniziert – mit Architekten und einer kleinen Elite über Fachjargon und Zitate, und mit der Öffentlichkeit über vertraute, oft verspielte Formen.
Diese Doppelbödigkeit macht die Gebäude faszinierend, aber für Laien auch oft schwer zu durchschauen.
Wer ein solches Haus bewerten lässt, braucht mehr als einen normalen Makler. Ein Bausachverständiger mit Spezialisierung auf Bauten der 80er und 90er Jahre ist unerlässlich. Er kennt die typischen Schwachstellen, kann Materialproben analysieren und den Sanierungsstau realistisch einschätzen. Diese Expertise kostet anfangs mehr, schützt aber vor einem potenziellen finanziellen Desaster und ist die wichtigste Investition vor dem Kauf.


