Mehr als nur Farbe: Was ein Kunstwerk wirklich haltbar macht – Ein Blick aus der Werkstatt

Zeitgenössische Kunst: mehr als nur Farbe auf Leinwand. Entdecken Sie, wie Gedanken und Gefühle in Formen und Farben gefangen werden!

von Dagmar Brocken

Über die Jahre habe ich in meiner Werkstatt unzählige Kunstwerke in den Händen gehalten. Einige kamen zur Rahmung, andere brauchten eine kleine Ausbesserung. Ich habe prachtvolle Ölgemälde gesehen, deren Farben auch nach Generationen noch strahlen. Und, ehrlich gesagt, habe ich auch moderne Arbeiten gesehen, die schon nach wenigen Jahren Risse zeigten oder deren Farben einfach verblasst sind.

Die Diskussion über Kunst dreht sich oft um die schwindelerregenden Summen auf Auktionen. Das ist eine Welt für sich. Aber der wahre, beständige Wert eines Werkes hat wenig mit dem Preisschild zu tun. Er steckt in seiner Substanz. Im Material, in der Technik und im Wissen des Schaffenden.

Ich bin Handwerksmeister, mein Blick auf ein Bild ist vielleicht ein anderer. Ich sehe nicht nur das Motiv, ich sehe die Leinwand, die Grundierung, die einzelnen Schichten der Farbe. Ich erkenne, ob jemand sein Handwerk wirklich verstanden hat. Ob er wusste, wie Materialien miteinander arbeiten – oder gegeneinander. In diesem Beitrag möchte ich mein Wissen mit dir teilen. Es geht nicht darum, Kunst zu bewerten, sondern sie zu verstehen. Wir schauen uns an, was ein Kunstwerk aus handwerklicher Sicht wirklich solide macht. Denn gutes Handwerk ist und bleibt die Grundlage für jede große Kunst.

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Das Fundament: Ohne einen guten Malgrund geht gar nichts

Alles fängt hier an. Ein instabiler Untergrund kann die beste Malerei ruinieren, da gibt es keine Abkürzungen. Die Wahl des Malgrunds ist vielleicht die wichtigste Entscheidung, die du triffst.

Leinwand: Der Klassiker mit Qualitätsunterschieden

Die meisten denken bei Malerei sofort an Leinwand. Doch Leinwand ist nicht gleich Leinwand. Die zwei gängigsten Materialien sind Baumwolle und Leinen, und die Unterschiede sind gewaltig.

  • Baumwolle ist die günstigere Variante und daher bei Anfängern oder für Studien sehr beliebt. Eine gute, schwere Baumwoll-Leinwand (achte auf das Gewicht, alles über 300 g/m² ist ein gutes Zeichen) kann absolut ausreichen. Aber Achtung! Billige, fertig aufgespannte Leinwände aus dem Discounter sind oft ein echtes Ärgernis. Die Grundierung ist hauchdünn, saugt die Farbe fleckig auf und der Keilrahmen aus Weichholz verzieht sich beim ersten Anflug von Luftfeuchtigkeit. Rechne für eine solide Baumwoll-Leinwand im Format 50×70 cm mit etwa 10 bis 15 Euro.
  • Leinen ist das Material der alten Meister, und das aus gutem Grund. Leinenfasern sind länger und stabiler. Das Gewebe ist widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit und verzieht sich kaum. Eine gute belgische Leinenleinwand hat eine wunderschöne, leicht unregelmäßige Struktur. Klopf mal mit dem Finger drauf: Eine gute Leinwand klingt satt und trommelartig, eine billige eher schlaff. Leinen ist natürlich teurer – für das gleiche Format 50×70 cm bist du schnell bei 30 bis 50 Euro. Aber für ein ernsthaftes Werk ist es die beste Versicherung gegen spätere Schäden.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Die volle Kontrolle hast du, wenn du Leinwand von der Rolle kaufst (gibt’s im Künstlerbedarf wie Boesner oder Gerstaecker) und sie selbst auf einen soliden Keilrahmen spannst. Das ist kein Hexenwerk! Du beginnst immer in der Mitte jeder Seite und tackerst sie fest, dann arbeitest du dich über Kreuz nach außen vor. So erzielst du eine perfekte, gleichmäßige Spannung.

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Holz und Platten: Stabil, aber mit eigenen Regeln

Lange vor der Leinwand wurde auf Holz gemalt. Heute sind es oft moderne Plattenwerkstoffe, die eine spiegelglatte, starre Oberfläche für feine Details bieten.

  • Massivholz ist wunderschön, aber tückisch. Es arbeitet, dehnt sich aus und zieht sich zusammen. Ich habe schon Bilder auf gesprungenen Holzplatten gesehen, die nicht mehr zu retten waren. Wenn du auf Massivholz malen willst, muss es perfekt abgelagert und beidseitig versiegelt sein.
  • MDF-Platten sind günstig und formstabil, aber Vorsicht: Sie saugen wie ein Schwamm und können über die Jahre Säure aus dem Leim abgeben, die deine Farben von unten angreift. Eine MDF-Platte muss vor der eigentlichen Grundierung sorgfältig mit einem speziellen Absperrgrund isoliert werden.
  • Archivalische Malplatten sind die moderne Profi-Lösung. Das sind Verbundplatten, oft mit einem leichten Kern und einer pH-neutralen Oberfläche. Sie sind extrem stabil und für die Ewigkeit gemacht. Die Profis greifen hier oft zu sogenannten „Archival Boards“, wie zum Beispiel dem „Gessobord“ von Ampersand. Sie sind die teuerste Option, aber auch die sicherste.
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Die Seele des Bildes: Farben, Pigmente und was sie zusammenhält

Farbe ist mehr als nur ein Farbton. Sie ist eine komplexe Mischung aus Pigmenten (dem Farbpulver) und einem Bindemittel. Die Qualität dieser beiden Komponenten entscheidet über Leuchtkraft und Haltbarkeit.

Pigmente und Lichtechtheit

Das Wichtigste bei einem Pigment ist seine Lichtechtheit. Sie gibt an, wie gut eine Farbe dem Ausbleichen durch UV-Licht widersteht. Achte auf der Tube auf die Kennzeichnung, meist mit Sternchen (*** steht für die höchste Lichtechtheit). Günstige Studienfarben verwenden oft billige Pigmente – da wird ein leuchtendes Rot nach wenigen Jahren am Fenster zu einem fahlen Rosa. Professionelle Künstlerfarben von Marken wie Schmincke (Horadam-Serie) oder Winsor & Newton (Professional-Serie) verwenden hochkonzentrierte, lichtechte Pigmente. Ein echtes Kobaltblau hat einfach eine Tiefe, die ein Ersatzpigment niemals erreicht.

Bindemittel: Der Klebstoff der Kunst

Das Bindemittel hält alles zusammen. Bei Ölfarben ist es meist Leinöl, das durch Oxidation (Reaktion mit Sauerstoff) langsam aushärtet. Bei Acrylfarben ist es eine Kunststoffdispersion, die schnell an der Luft trocknet. Bei Aquarellfarben ist es Gummi arabicum. Auch hier gilt: Billige Bindemittel können mit der Zeit spröde werden oder vergilben.

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Ein ernstes Wort zur Sicherheit

Viele traditionelle Pigmente sind giftig. Cadmium, Kobalt, Bleiweiß – das sind Schwermetalle. Das bedeutet: Trage Handschuhe! Iss und trink nicht im Atelier. Und wenn du mit reinen Pigmenten arbeitest, ist eine Atemschutzmaske absolute Pflicht. Gut zu wissen: Renommierte Hersteller bieten heute fantastische, ungiftige Alternativen an, oft als „Cadmium-frei“ oder „Hue“ gekennzeichnet. Sie leuchten fast genauso intensiv und du bist auf der sicheren Seite.

Ach ja, und die Entsorgung: Terpentinreste oder Farbschlamm gehören niemals in den Ausguss. Sammle sie in einem verschließbaren Glas und bring sie zum Wertstoffhof oder Schadstoffmobil. Das ist Sondermüll!

Die Handschrift des Künstlers: Techniken, die den Unterschied machen

Gutes Material ist die eine Hälfte, die richtige Technik die andere. Wer die physikalischen Regeln ignoriert, riskiert Risse und Schäden.

Das Prinzip „Fett auf Mager“

Das ist die heiligste Regel der Ölmalerei. Sie besagt: Farbschichten mit mehr Öl (fette Schichten) müssen immer über Schichten mit weniger Öl (magere Schichten) aufgetragen werden. Warum? Weil magere Schichten schneller trocknen. Malt man eine schnell trocknende Schicht über eine langsam trocknende, fette Schicht, reißt die obere Schicht, weil die untere noch „arbeitet“.

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Aus meiner Erfahrung: Ich hatte mal ein wunderschönes Landschaftsbild auf dem Tisch, das nach nur wenigen Jahren lauter feine Risse hatte. Ein klassischer Fehler! Der Künstler hatte eine schnelltrocknende, magere Lasur über eine noch nicht ganz trockene, fette Wolkenpartie gemalt. Die Reparatur war ein Albtraum.

So machst du es richtig (als Faustregel):

  • Untermalung: Farbe + reichlich Verdünner (z.B. geruchloser Terpentinersatz).
  • Mittlere Schichten: Farbe + ein Standard-Malmittel (z.B. eine Mischung aus 1 Teil Leinöl auf 4 Teile Verdünner).
  • Obere Schichten & Lichter: Farbe + ein „fetteres“ Malmittel (z.B. 1 Teil Öl auf 1 Teil Verdünner) oder die Farbe fast pur.

Lasieren vs. Impasto

Zwei gegensätzliche Techniken, die beide Geduld und Wissen erfordern. Beim Lasieren werden hauchdünne, transparente Farbschichten übereinandergelegt. Das erzeugt eine unglaubliche Tiefe. Beim Impasto wird die Farbe dick und pastos aufgetragen, sodass Pinsel- oder Spachtelspuren sichtbar bleiben. Aber Vorsicht: Zu dicke Farbschichten können schrumpelig trocknen und reißen. Hierfür gibt es spezielle Impasto-Malmittel, die der Farbe Körper geben, ohne die Trocknung zu behindern.

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Der letzte Schliff: Warum die Firnis so wichtig ist

Ein Bild ohne Firnis ist wie ein Haus ohne Dach. Ein großer Fehler, den viele Amateure machen! Die Firnis schützt vor Schmutz und UV-Strahlung und sorgt für einen einheitlichen Glanz. Das Wichtigste: Sie muss entfernbar sein! Nach Jahrzehnten muss ein Restaurator die alte, vergilbte Firnis abnehmen können, ohne die Malerei zu zerstören.

Greif also zu bewährten Produkten aus dem Künstlerbedarf, wie einer klassischen Dammarfirnis oder modernen Kunstharzfirnissen wie dem „Gamvar“ von Gamblin. Und Geduld: Ein Ölgemälde muss vor dem Firnissen mindestens sechs Monate, besser ein ganzes Jahr, durchtrocknen.

Die unsichtbare Gefahr im Atelier

Ganz ehrlich, das ist einer der wichtigsten Tipps, die ich dir geben kann und den viele nicht kennen: Mit Leinöl getränkte Lappen oder Papiertücher können sich von selbst entzünden. Das Öl oxidiert, dabei entsteht Wärme. Im zusammengeknüllten Lappen staut sich die Hitze, bis er Feuer fängt. Ich habe von Ateliers gehört, die deswegen komplett ausgebrannt sind. Die Regel ist einfach und lebenswichtig: Ölige Lappen entweder flach zum Trocknen ausbreiten oder in einem luftdichten Metallbehälter aufbewahren, am besten unter Wasser. Das ist keine Paranoia, sondern grundlegendes Sicherheitswissen!

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Der kluge Start: Mit kleinem Budget solide arbeiten

Gute Qualität hat ihren Preis, klar. Aber du musst kein Vermögen ausgeben. Der Trick ist, klug zu investieren. Statt ein riesiges Set mit 48 billigen Tuben zu kaufen, deren Pigmente kaum leuchten, gilt: Spare an der Anzahl der Farben, nicht an ihrer Qualität.

Kauf dir lieber eine kleine, aber feine Auswahl an Künstlerfarben. Eine gute Grundausstattung könnte so aussehen:

  • Titanweiß (die größte Tube)
  • Kadmiumgelb (oder eine gute „Cadmium-freie“ Alternative)
  • Lichter Ocker
  • Kadmiumrot (oder eine gute Alternative)
  • Krapplack (Alizarin)
  • Ultramarinblau
  • Gebrannte Siena

Warum genau diese? Weil du damit fast jeden Farbton mischen kannst! Ultramarinblau und Gebrannte Siena ergeben zum Beispiel fantastische, lebendige Grau- und Schwarztöne. Lichter Ocker und die Rottöne sind die Basis für fast alle Haut- und Erdtöne. Du lernst so viel mehr übers Mischen als mit einem fertigen Set. Dazu ein, zwei gute Pinsel und für den Anfang eine solide Baumwoll-Leinwand – das ist ein ehrlicher Start, der Frust vermeidet.

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Ein letztes Wort…

Ein Kunstwerk ist ein Gespräch über Generationen hinweg. Die handwerkliche Substanz ist die Sprache, die dieses Gespräch erst ermöglicht. Sie ist keine Fessel für die Kreativität, sondern ihr verlässlichstes Werkzeug. Der Kunstmarkt mag verrückt spielen, aber ein Werk, das auf solidem Wissen, guten Materialien und sorgfältiger Technik beruht, hat einen inneren Wert, den keine Auktion bestimmen kann. Es ist ein Stück ehrliche, gut gemachte Arbeit. Und darauf kann man verdammt stolz sein.

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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Grundierung und Gesso?

Oft werden die Begriffe synonym verwendet, aber es gibt einen feinen Unterschied. Eine traditionelle Grundierung, oft „Leim-Kreide-Grund“ genannt, basiert auf tierischem Leim (wie Hasenleim) und Kreide. Gesso, vom italienischen Wort für „Kreide“, ist heute meist eine flexible, acrylbasierte Grundierung, die Titanweißpigmente enthält. Marken wie Lascaux oder Golden bieten hochwertige Acryl-Gessos an, die eine exzellente und stabile Barriere zwischen dem Malgrund und der Farbe bilden, ohne die Sprödigkeit der alten Leimgründe aufzuweisen.

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„Die Lichtechtheit eines Pigments ist sein wichtigstes Versprechen an den Künstler.“

Diese Aussage eines Farbchemikers fasst alles zusammen. Achten Sie auf die Kennzeichnung auf Farbtuben. Die ASTM-Norm (American Society for Testing and Materials) vergibt die Bewertungen I (exzellent) und II (sehr gut). Eine andere gängige Skala ist die Blue Wool Scale (BWS), bei der 8 der höchste Wert ist. Professionelle Farben von Herstellern wie Schmincke oder Royal Talens geben diese Werte immer an.

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Der unsichtbare Feind: Direkte Sonneneinstrahlung ist der größte Zerstörer von Kunst. Die UV-Strahlen zersetzen nicht nur organische Pigmente, sondern können auch Bindemittel und Leinwandfasern spröde machen. Ein Platz ohne direkte Mittag- oder Nachmittagssonne ist entscheidend. Für besonders wertvolle Werke gibt es Museumsglas (z.B. von Schott oder Tru Vue), das bis zu 99 % des UV-Lichts filtert und zudem entspiegelt ist – eine Investition in die Ewigkeit des Bildes.

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  • Stabile, keilgezinkte Eckverbindungen
  • Aus astfreiem, abgelagertem Holz (meist Fichte oder Kiefer), das sich nicht verzieht
  • Ein deutliches Profil, das die Leinwand von der Kante abhebt

Das Geheimnis eines guten Keilrahmens? Er ist das Skelett des Bildes. Billige Rahmen aus dem Bastelmarkt können sich bei Feuchtigkeitsschwankungen verziehen und das gesamte Gemälde ruinieren.

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Die „Fett-über-Mager“-Regel der Ölmalerei ist heilig. Jede nachfolgende Farbschicht muss einen höheren Ölanteil haben als die darunterliegende. Warum? Magerere (weniger ölige) Schichten trocknen schneller durch Oxidation. Trägt man eine schnell trocknende Schicht auf eine noch arbeitende, ölige Schicht auf, sind Risse (das gefürchtete Krakelee) vorprogrammiert. Beginnen Sie mit Farbe, die mit Terpentinersatz verdünnt ist, und fügen Sie schrittweise mehr Leinöl oder Malmittel hinzu.

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Traditioneller Dammarfirnis: Bietet einen unnachahmlichen Tiefenglanz, wird aus dem Harz des Dammarbaumes hergestellt und mit Terpentin verdünnt. Neigt aber über Jahrzehnte zum Vergilben und wird spröde.

Moderner Kunstharzfirnis: Produkte wie Gamvar von Gamblin oder Varnishes von Golden basieren auf synthetischen Harzen. Sie sind UV-beständig, vergilben nicht und lassen sich mit milderen Lösemitteln wieder entfernen – ein entscheidender Vorteil für zukünftige Restaurierungen.

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Wussten Sie schon? Eine Leinenfaser ist im Durchschnitt drei- bis viermal stärker als eine Baumwollfaser gleicher Dicke.

Das ist der Grund, warum Leinen die erste Wahl für monumentale oder sehr langlebige Werke ist. Es dehnt sich bei Feuchtigkeit weniger aus und erschlafft seltener, was die Spannung auf dem Keilrahmen und die Integrität der Farbschicht über Jahrhunderte sichert.

Museum-für-Zeitgenössische-Kunst-enorme-Stiefel

Während der Artikel Leinwand und Holz bespricht, erobert ein Material die Ateliers für hyperrealistische Malerei: Aluminiumverbundplatten wie Dibond. Sie sind perfekt glatt, absolut unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und verziehen sich nicht. Die Oberfläche muss sorgfältig mit einem speziellen Haftgrund vorbereitet werden, aber das Ergebnis ist eine unvergleichliche Basis für feinste Details, die auf der Textur einer Leinwand verloren gehen würden.

Museum-für-Zeitgenössische-Kunst-hängende-Instalation

Warum riecht ein altes Atelier oft nach Gewürzen?

Der charakteristische, harzig-würzige Duft kommt vom Leinöl, dem wichtigsten Bindemittel der Ölmalerei. Gewonnen aus den Samen der Flachspflanze, trocknet es nicht durch Verdunstung, sondern durch eine chemische Reaktion mit Sauerstoff (Oxidation). Dieser Prozess dauert Jahrzehnte und ist der Grund, warum ein Ölgemälde erst nach 6-12 Monaten wirklich durchgetrocknet ist, um gefirnisst zu werden. Der Geruch ist das Aroma der Beständigkeit.

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Museum-für-Zeitgenössische-Kunst-Skluptur-aus-Holz
  • Ist der Keilrahmen gerade oder verzogen? Legen Sie ihn flach auf den Boden.
  • Ist die Leinwand gleichmäßig grundiert? Halten Sie sie gegen das Licht. Flecken deuten auf eine schlechte Grundierung hin.
  • Ist die Leinwand straff gespannt? Ein leichtes Trommeln mit dem Finger sollte einen festen, kurzen Klang erzeugen, kein schlaffes „Plopp“.
Zeitgenössische-Kunst-die-Gedanken-fliegen

Ein häufiger Fehler: Ein frisches Kunstwerk zu früh und falsch zu verpacken. Wickelt man ein noch nicht ganz durchgetrocknetes Acryl- oder Ölbild in Luftpolsterfolie, kann die Farbe an der Folie kleben bleiben und beim Auspacken abreißen. Zudem können die Noppen unschöne Abdrücke auf der Oberfläche oder dem Firnis hinterlassen. Für den Transport gilt: Oberfläche mit Seidenpapier oder Glassine-Papier schützen, dann erst eine weiche Decke oder Kartonage verwenden.

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Laut einer Studie des Image Permanence Institute verblassen die Farben ungeschützter Inkjet-Drucke der ersten Generation unter normalen Lichtbedingungen oft schon nach weniger als 5 Jahren merklich.

Dies hat zur Entwicklung von „Archival Pigment Prints“ geführt. Moderne Drucker, wie die von Epson (mit UltraChrome-Tinten) oder Canon (mit LUCIA-Tinten), verwenden stabile Pigmenttinten statt flüchtiger Farbstoffe. In Kombination mit säurefreiem Papier garantieren Hersteller eine Haltbarkeit von über 100 Jahren.

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Die Konservierung zeitgenössischer Installationen, wie man sie in den Galerien sieht, stellt ganz neue Herausforderungen. Was passiert mit einem Kunstwerk aus Seife, aus Knöpfen oder aus organischer Materie wie bei Ai Weiweis „Sonnenblumenkernen“ aus Porzellan? Hier geht es weniger um Firnis und Leinwand als um Materialwissenschaft, Schädlingsbekämpfung und die Dokumentation der ursprünglichen Intention des Künstlers. Manchmal ist der geplante Verfall sogar Teil des Konzepts.

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Echtes Kadmium: Bietet unübertroffene Deckkraft und leuchtende, warme Rot- und Gelbtöne. Es ist ein schweres Pigment, das der Farbe eine buttrige Konsistenz verleiht. Aufgrund der Toxizität von Kadmium ist bei der Verarbeitung Vorsicht geboten.

Kadmium-„Hues“ (Farbtöne): Sind Mischungen aus modernen, ungiftigen organischen Pigmenten, die den Farbton von echtem Kadmium imitieren. Sie sind sicherer und günstiger, erreichen aber oft nicht ganz die Deckkraft und das spezifische Malverhalten des Originals.

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Kann man auf einem Ölgemälde mit Acryl malen?

Niemals. Acrylfarbe bildet einen flexiblen, aber nicht porösen Film. Ölfarbe benötigt Sauerstoff zum Trocknen und würde auf der Acrylschicht nicht richtig haften – sie würde abperlen oder mit der Zeit abblättern. Der umgekehrte Weg funktioniert jedoch: Auf einer vollständig getrockneten Acrylschicht kann man problemlos mit Ölfarben malen, da die Acrylschicht einen hervorragenden, stabilen und bereits versiegelten Untergrund darstellt.

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  • Es schützt die Farbschicht vor Schmutz, Staub und UV-Licht.
  • Es gleicht den Glanzgrad des Bildes aus und lässt „eingesunkene“, matte Stellen wieder leuchten.
  • Es ist eine Opferschicht: Nach Jahrzehnten kann der vergilbte und verschmutzte Firnis von einem Restaurator abgenommen und erneuert werden, ohne die originale Malerei zu beschädigen.

Das Geheimnis? Der Firnis ist die abnehmbare Rüstung des Gemäldes.

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Wichtiger Punkt: Rahmen Sie ein Ölgemälde oder ein Acrylbild niemals direkt hinter Glas. Im Gegensatz zu einer Papierarbeit benötigt eine Malschicht Luftzirkulation. Eingeschlossen hinter Glas kann sich Kondenswasser bilden, was zu Schimmelbildung zwischen Farbe und Glas führen kann. Wenn Glas zum Schutz nötig ist, muss immer ein Abstandshalter (Passepartout oder spezielle Leisten im Rahmenfalz) verwendet werden, um einen Luftspalt zu gewährleisten.

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„Die Maxime lautet Reversibilität. Jeder Eingriff, den wir heute vornehmen, muss von einer zukünftigen Generation ohne Schaden für das Original wieder rückgängig gemacht werden können.“ – Grundsatz der modernen Restaurierungsethik.

Deshalb verwenden Restauratoren spezielle Klebstoffe, Firnisse und Retuschierfarben, die sich chemisch von den Originalmaterialien unterscheiden. So kann eine spätere Behandlung gezielt die Restaurierungsschicht entfernen, ohne das Werk von Rembrandt oder Richter anzutasten.

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Krakelee, das feine Netz von Rissen auf alten Gemälden, ist nicht immer ein Zeichen von schlechter Qualität. Ein feines, gleichmäßiges Krakelee ist oft ein natürlicher Alterungsprozess, der durch die unterschiedliche Ausdehnung von Farbschichten, Grundierung und Malgrund über Jahrhunderte entsteht. Problematisch wird es, wenn sich die Farbschollen heben oder abzulösen drohen. Dies deutet auf technische Fehler wie einen Verstoß gegen die „Fett-über-Mager“-Regel oder extreme Klimaschwankungen hin.

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Für Künstler, die absolute Kontrolle und Stabilität suchen, ist die Holztafel, wie sie von den flämischen Meistern verwendet wurde, wieder populär. Statt massiver Eiche werden heute formstabile Birkensperrholzplatten in Künstlerqualität oder grundierte Hartfaserplatten (MDF) verwendet. Wichtig ist die Versiegelung aller Seiten (auch Kanten und Rückseite!) mit einem Produkt wie GAC100 von Golden, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern und ein Verziehen des Holzes auszuschließen.

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  • Stellen Sie Kunstwerke niemals über einer aktiven Heizung oder einem Kamin auf. Die ständige Wärme trocknet Leinwand und Farbe aus und beschleunigt die Alterung drastisch.
  • Lagern Sie Leinwände immer stehend und niemals flach übereinander. Der Druck kann die Leinwand durchhängen lassen oder die Farbstruktur beschädigen.
  • Die ideale relative Luftfeuchtigkeit für ein gemischtes Kunst-Ensemble liegt stabil bei 45-55 %. Extreme Schwankungen sind schädlicher als ein konstant hoher oder niedriger Wert.
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Warum vergilben manche alten Bilder?

Der Hauptgrund ist das im Bindemittel enthaltene Leinöl. Bei seiner Oxidation neigt es von Natur aus zu einer leichten Gelbfärbung. Dieser Prozess wird in völliger Dunkelheit beschleunigt. Ein Ölgemälde, das lange im Depot gelagert wurde, kann einen deutlichen Gelbstich entwickeln. Das Erstaunliche: Hängt man es für einige Tage oder Wochen wieder in einen normal beleuchteten Raum (kein direktes Sonnenlicht!), kann sich diese Vergilbung oft zu einem großen Teil von selbst zurückbilden.

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„Ein Kunstwerk sollte eine neue, unabhängige Existenz haben, die nichts mit der Materie zu tun hat, aus der es entstanden ist. Ein Stück Marmor hört auf, Marmor zu sein, wenn es zu leben beginnt.“ – Constantin Brâncuși

Dieser Gedanke des berühmten Bildhauers erinnert uns daran, dass trotz aller technischen Perfektion das Material letztlich dem künstlerischen Ausdruck dient. Die beste Technik ist die, die unsichtbar wird und nur die Vision des Künstlers sprechen lässt.

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Acrylfarbe gilt als extrem haltbar und flexibel. Doch sie hat eine Achillesferse: ihre Thermoplastizität. Bei Kälte (unter 5 °C) kann der Acrylfilm verspröden und bei einem Stoß brechen. Bei Hitze (über 30 °C) wird er weich und klebrig, was dazu führen kann, dass Staub und Schmutz dauerhaft in die Oberfläche eingebettet werden. Daher ist auch bei der als so „robust“ geltenden Acrylmalerei eine stabile, klimatisierte Umgebung entscheidend für ihre Langlebigkeit.

Pigment: Ein feines, unlösliches Pulver mineralischen (z.B. Ocker), synthetischen (z.B. Phthaloblau) oder organischen Ursprungs, das in einem Bindemittel (Öl, Acryl) nur dispergiert, also verteilt wird.

Farbstoff (Dye): Löst sich vollständig im Trägermedium auf und färbt es von innen heraus, wie Tinte in Wasser. Farbstoffe sind oft brillanter, aber deutlich weniger lichtecht als Pigmente.

Künstlerfarben verwenden ausschließlich Pigmente, da nur sie die für Kunstwerke erforderliche Beständigkeit gewährleisten.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.