Sky’s (not) the Limit
Wusstest du, dass die höchsten Wolkenkratzer der Welt nicht mehr in den USA stehen? Entdecke die faszinierende Architektur und ihre Herausforderungen!
„Die Zukunft gehört den Träumern.“ Man könnte meinen, das zitiert ein Visionär der Architektur, doch es sind die Wolkenkratzer selbst, die uns zum Staunen bringen. Während die Skyline der USA von nur einem Giganten geprägt ist, erheben sich in der Wüste Dubais und den Metropolen Asiens monumentale Türme, die mit jedem Stockwerk neue Grenzen überschreiten. Hier verschmelzen Technik und Kunst zu einem atemberaubenden Schauspiel über den Wolken.
Ein Blick auf die Liste der momentan höchsten Wolkenkratzer zeigt: Das Mutterland der Hochhäuser, die USA, sind unter den Top 10 nur einmal mit dem 541 Meter hohen One World Trade Center vertreten, die anderen Neun befinden sich im Nahen, Mittleren oder Fernen Osten. Auch die momentan im Bau befindlichen oder geplanten Wolkenkratzer sind zumeist dort zu finden. Dabei stoßen die Architekten in bisher unerreichte Dimensionen vor, was Innovationen im Bereich der Technik und Energieeffizienz antreibt.
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Geplant, Gescheitert, Gebaut
Besonders an Orten wie Dubai ist der Hang zu Megalomanie und Effekthascherei seit Jahren treibende Kraft beim Bau von Großprojekten. Dass die westliche Hemisphäre dabei nicht mithalten will/kann, liegt auch an der geplatzten Immobilienblase 2008. Denn ursprünglich sollte in Chicago der von Stararchitekt Santiago Calatrava entworfene 610 Meter hohe Chicago Spire gebaut werden, der damit das höchste Gebäude in der westlichen Hemisphäre und das höchste reine Wohngebäude überhaupt geworden wäre. „Wäre“, weil zwar 2007 der Bau wie geplant begann, dann aber 2008, nachdem der Baubetreiber Insolvenz anmelden musste, gestoppt wurde. Zurück blieb ein unschönes Loch, das von den Bewohnern Chicagos „Hell Pit“ (Höllenschlund) getauft wurde (Bilder).
Auch Dubai blieb von der Krise nicht verschont. Der momentane Spitzenreiter des Höhenrankings, der Burj Khalifa, konnte nur aufgrund eines Kredits der Herrscherfamilie Abu Dhabis fertiggestellt werden. Dennoch heißt das Motto in den reichen Golfstaaten weiterhin „Höher, Schneller, Weiter“. In Saudi-Arabien wird fleißig am Jeddah Tower / Kingdom Tower gebaut, dessen 200 Stockwerke bei der geplanten Fertigstellung 2020 über 1.000 Meter in den Himmel ragen sollen. Das Design stammt dabei von Adrian Smith, der auch den Burj Khalifa entwarf. Der für seine futuristische postmoderne Architektur bekannte Santiago Calatrava ist nach dem Chicago Spire-Fiasko ebenso weiterhin im Geschäft: Sein Entwurf für den bisher unter dem schlichten Namen The Tower bekannten Aussichtsturm, der in Dubai für die Weltausstellung 2020 errichtet werden soll, gewann die Ausschreibung und wird somit umgesetzt.
Noch in der Planungsphase befinden sich Projekte wie The Bride, eine 1.152 Meter hohe vertikale Stadt, die im Irak entstehen soll oder der Sky Mile Tower in Tokio, dessen Höhe auf unglaubliche 1,6 Kilometer angegeben wird. Ob diese Giganten allerdings jemals gebaut werden, ist unsicher.
Ohne Seil im Schaft
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Je weiter es nach oben geht, desto mehr Herausforderungen müssen Architekten und Ingenieure bewältigen. Vor allem im Bereich der Aufzugstechnologie gibt es Nachholbedarf. Die bisher verbauten Fahrstühle basieren auf bewährter, aber im Kern veralteter Technologie, die bei der Höhe der geplanten Gebäude an ihre Grenzen stößt, was sowohl Energieeffizienz als auch technische Machbarkeit anbelangt: Sind etwa 800 Höhenmeter zu überbrücken, würden allein die Stahlseile über 100 Tonnen wiegen. Im Burj Khalifa gibt es daher keinen durchgehenden Aufzug. Abhilfe könnte ein Konzept aus Deutschland schaffen, das im von ThyssenKrupp neu gebauten Aufzugstestturm in Rottweil ab Ende 2016 erprobt wird. Der sogenannte Multi-Aufzug bedient sich dabei der dem Transrapid entlehnten Magnetschwebetechnik und kommt komplett ohne Seile aus. In puncto Platz- und Energiebedarf sowie Geschwindigkeit ist dieser traditionellen Aufzügen überlegen, zusätzlich ist die Technik nicht auf die vertikale Anwendung beschränkt, sodass die Aufzüge auch seitwärts fahren können.
Architekten und Ingenieure beschäftigen sich nicht nur damit, möglichst hoch und spektakulär zu bauen, auch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit spielen eine Rolle bei der Planung. Im chinesischen Wuhan sollen die Phoenix Towers entstehen, die neben ihrem farbenfrohen Design und einer Höhe von über 1.000 Metern durch ein ausgeklügeltes Ökologiekonzept bestechen. Windturbinen an den Turmspitzen und an den Fassaden angebrachte Solarpanels sollen eine autarke Energieversorgung gewährleisten, zusätzlich ist geplant, dass an einem der Türme Terrassen mit Gärten für Lebensmittel und Energiegewinnung aus Biomasse entstehen. Ebenso soll eine Regenwasseraufbereitungsanlage Trink- und Nutzwasser produzieren. Weiterführende Informationen zu Bauvorhaben wie diesem und deren technischen Aspekten liefert das Portal UrbanHub.
Neben dem Streben nach immer höheren Gebäuden erlangt also auch der Umweltaspekt bei der Planung von Großprojekten eine immer prominentere Rolle. Fortschritte in der Bau- und Energietechnik werden in Zukunft beeindruckende Bauten ermöglichen. Es bleibt abzuwarten, ob aus der geplatzten Immobilienblase 2008 die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Einer wäre: Erst finanzieren, dann bauen.
Bildrechte: Flickr World’s next tallest tower, Phoenix Towers in Wuhan, China will stand at 1 km high.. Kashif Pathan CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten