Dein erster selbstgebauter Drachen, der wirklich fliegt: Eine Anleitung aus der Werkstatt
Drachen steigen lassen? Warum nicht selbst basteln! Entdecken Sie, wie Ihr Wochenende mit kreativen Ideen abhebt.
„Ich wollte fliegen!“, rief ein kleiner Junge, während er seinen bunten Drachen in die Höhe zog. Die Vorstellung, dass ein einfaches Stück Papier und ein paar Stöcke in den Himmel steigen können, entfacht die Fantasie. Drachen basteln ist mehr als nur ein Hobby – es ist eine Einladung zum gemeinsamen Spielen und Lachen im goldenen Herbst. Tauchen Sie ein in die Welt des kreativen Schaffens und lassen Sie den Wind Ihre Sorgen davontragen!
Ich liebe den Geruch meiner Werkstatt. Eine Mischung aus Holz, Leim und dem Versprechen, dass gleich etwas Neues entsteht. Hier zeige ich Leuten, wie man mit den eigenen Händen etwas schafft, das nicht nur schön aussieht, sondern auch funktioniert. Und genau dieses Gefühl steckt auch im Drachenbau.
Inhaltsverzeichnis
Ganz ehrlich? Die meisten fertigen Drachen-Sets aus dem Spielzeugladen sind Schrott. Man packt sie aus, die Kinder sind voller Vorfreude, und dann? Das Ding dreht sich nur im Kreis oder bricht bei der ersten richtigen Windböe. Das liegt fast nie am Wetter, sondern an miesem Material und einer schlechten Konstruktion.
Aber die gute Nachricht ist: Einen richtig guten, stabilen Drachen zu bauen, ist weder teuer noch kompliziert. Es braucht nur ein bisschen Sorgfalt und das richtige Wissen. In diesem Guide zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du einen Drachen baust, auf den du stolz sein kannst. Plan dafür mal einen gemütlichen Nachmittag ein, so zwei bis drei Stunden, dann bist du locker durch. Vergiss die Frust-Bausätze – wir bauen was Echtes!

Kurze Physikstunde: Warum ein Drachen überhaupt oben bleibt
Keine Sorge, das hier wird keine Vorlesung. Aber um zu verstehen, warum unsere Konstruktion funktioniert, müssen wir kurz über zwei Kräfte sprechen: Auftrieb und Widerstand.
Stell dir vor, der Wind knallt gegen dein Drachensegel. Weil der Drachen schräg steht, muss die Luft über die Vorderseite einen längeren Weg nehmen als darunter. Das erzeugt oben einen leichten Sog (Unterdruck) und unten einen leichten Druck. Diese Differenz zieht den Drachen nach oben – das ist der Auftrieb. Gleichzeitig bremst der Drachen den Wind ab, was ihn stabilisiert. Unser Ziel ist es, maximalen Auftrieb bei genau dem richtigen Maß an Widerstand zu erzeugen.
Das geheime Duo: Schwerpunkt und Druckpunkt
Zwei unsichtbare Punkte entscheiden über Sieg oder Niederlage am Himmel. Der Schwerpunkt ist, wo der Drachen ausbalanciert ist – findest du easy raus, indem du ihn auf der Fingerspitze balancierst. Er liegt meistens eher unten.
Der Druckpunkt ist der Punkt, an dem die geballte Kraft des Windes auf das Segel drückt. Er liegt im Idealfall ein Stück über dem Schwerpunkt. Diese Anordnung ist genial: Der Wind schiebt am Druckpunkt nach oben, während der Schwerpunkt den Drachen wie ein Anker stabil nach unten zieht. Stimmt dieses Verhältnis, fliegt dein Drachen ruhig und majestätisch. Wenn nicht, torkelt er wie ein Betrunkener. Unsere ganze Bauanleitung zielt darauf ab, diese beiden Punkte perfekt auszurichten.

Ab in den Baumarkt: Material und Werkzeug
Was du brauchst, hängt von deinem Ehrgeiz und deinem Geldbeutel ab. Man kann mit fast nichts starten oder gleich in die Vollen gehen. Hier sind beide Wege.
Deine Einkaufsliste für den Einsteiger-Drachen (unter 20 €)
Bevor wir loslegen, hier eine schnelle Liste, damit du im Baumarkt nicht verloren bist:
- Segel: 1 stabile Mülltüte (ca. 40-50 µm stark, die blauen sind oft robuster) ODER eine Maler-Abdeckplane
- Gestänge: 2 Kiefern-Rundstäbe (6 mm Durchmesser, ca. 1 m lang). Achte darauf, dass sie schön gerade sind!
- Verbindung: 1 Rolle gutes Gewebeklebeband (Panzertape) und eine kleine Tube Holzleim.
- Schnur: 30-50 Meter Paketschnur oder dünne Kunststoffschnur (keine Baumwolle, die saugt sich voll).
- Werkzeug: Cuttermesser, Schere, langes Lineal (oder eine gerade Leiste), wasserfester Stift.
Kleiner Tipp zum Sparen: Frag in der Holzabteilung im Baumarkt mal nach Reststücken bei den Leisten. Manchmal bekommt man die für ein paar Cent in die Kaffeekasse!

Für Fortgeschrittene: Das Profi-Material
Wenn du was für die Ewigkeit bauen willst, lohnt sich die Investition in bessere Materialien. Die findest du meist online in spezialisierten Shops (schau mal bei „Metropolis Drachen“ oder im „Drachenstore“ vorbei). Rechne hier mal mit Kosten zwischen 40 € und 60 € für einen Drachen.
- Segel: Hier nehmen die Profis Ripstop-Nylon oder Spinnaker-Tuch. Das ist superleicht, extrem reißfest und flattert nicht. Tyvek, ein papierartiges Vlies, ist auch genial, weil man es super bemalen kann.
- Gestänge: Statt Holz kommen hier Hightech-Stäbe zum Einsatz. Glasfaserstäbe (GFK) sind die Arbeitstiere – flexibel, robust und fast unzerstörbar. Sie sind perfekt für böigen Wind im Binnenland. Kohlefaserstäbe (CFK) sind die Rennwagen: noch leichter und steifer, aber auch teurer. Sie sind ideal für Hochleistungsdrachen, brechen bei Überlastung aber eher spröde. Für den Anfang ist GFK eine super Aufwertung zu Kiefer.
- Schnur: Eine geflochtene Drachenschnur aus Dyneema ist hier der Goldstandard. Extrem dünn, dehnt sich null und gibt dir eine unfassbar direkte Kontrolle.

Der Bauplan: Schritt für Schritt zum Flieger-Ass
Wir bauen einen klassischen Drachen in Rautenform. Dieses Design ist seit Ewigkeiten bewährt, weil es einfach zu bauen ist und superstabil fliegt. Unser Modell wird etwa 80 cm hoch und 70 cm breit.
Schritt 1: Das Gestänge vorbereiten
Nimm deine zwei Kiefernstäbe. Einer wird die senkrechte Längslatte (80 cm lang), der andere die waagerechte Querlatte (70 cm lang). Säge an die Enden jedes Stabs eine kleine, etwa 2 mm tiefe Kerbe. Ein superwichtiger Schritt, den viele überspringen: Schleif die Kerben und Enden kurz mit etwas Schleifpapier glatt. So verhinderst du, dass später die Schnur oder das Segel beschädigt wird.
Schritt 2: Das Kreuz verbinden
Jetzt wird’s ernst. Leg die Querlatte über die Längslatte. Und zwar nicht in der Mitte, sondern im oberen Bereich. Ein super Maß ist, wenn die Kreuzung bei 16 cm von der Spitze der Längslatte liegt (also im oberen Viertel). Das sorgt für Stabilität.

Prüfe mit einem Winkel, ob alles exakt 90 Grad hat. Dann wickelst du stabile Schnur kreuzweise fest um die Verbindung. Zum Schluss einen Klecks Holzleim drauf, um alles zu sichern. Achtung, häufiger Fehler: Nicht im Leim baden! Ein dünner Film reicht. Wenn Leim aufs Holz tropft, kann das Klebeband später schlecht halten.
Schritt 3: Das Segel zuschneiden
Breite deine Mülltüte oder Folie glatt auf dem Boden aus und leg das Holzkreuz drauf. Verbinde die vier Enden mit dem Stift und Lineal zu einer Raute. Aber HALT! Schneide nicht direkt an der Linie. Gib an allen vier Seiten eine Zugabe von etwa 2 cm dazu. Diesen Rand klappen wir später um – das ist wie ein Saum bei einer Hose und macht alles viel stabiler.
Schritt 4: Das Segel am Rahmen befestigen
Jetzt kommt der Trick, damit alles schön straff wird. Leg das Gestänge wieder aufs Segel. Nimm eine lange Schnur und spann sie einmal um das ganze Gestell, indem du sie in die Kerben an den Enden einlegst.

Und jetzt kommt die genaue Erklärung: Leg diese umlaufende Spannschnur genau auf die Kante deines zugeschnittenen Segels. Jetzt klappst du die 2 cm Zugabe über die Schnur nach innen um und klebst sie mit dem Panzertape fest. So ist die Schnur quasi in einem Saum gefangen und kann nicht verrutschen. Das Segel sollte jetzt eine leichte Spannung haben – wenn du draufklopfst, klingt es fast wie eine leise Trommel. Perfekt! Verstärke die Nase und die vier Ecken nochmal extra mit Tape.
Schritt 5: Die Waage anbringen – die Seele des Drachens
Okay, Konzentration. Das hier ist der schwierigste Teil, an dem die meisten Anfänger scheitern. Die Waage bestimmt den Winkel zum Wind. Hier entscheiden Millimeter. Aber keine Sorge, hier ist der Meister-Tipp mit konkreten Maßen als Startpunkt:
- Befestige eine Schnur zwischen den beiden Enden der Querlatte. Nimm dafür ein ca. 75 cm langes Stück.
- Befestige eine zweite Schnur (ca. 60 cm lang) an der Nase des Drachens.
- Befestige eine dritte Schnur (ca. 80 cm lang) unten am Ende der Längslatte.
- Führe diese drei Schnüre nun an einem Punkt zusammen, der ungefähr auf Höhe der Querlatte liegt. Verknote sie hier bombenfest. An diesen Knoten kommt später deine Flugleine.
Wenn du den Drachen jetzt am Knoten hochhältst, sollte er ganz leicht nach hinten kippen. Das ist der perfekte Startwinkel.


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Schritt 6: Der Schwanz – mehr als nur Deko
Ein Schwanz ist der Stabilisator deines Drachens, besonders bei böigem Wind. Schneide aus Folienresten 5-10 cm breite und ca. 50 cm lange Streifen. Knote diese im Abstand von 20-30 cm an eine Leine. Als Faustregel gilt: Die Gesamtlänge sollte das 5- bis 7-fache der Drachenhöhe sein. Bei unserem 80-cm-Drachen sind das also gut 4 bis 5,5 Meter. Fang lieber zu lang an, kürzen geht immer!
Raus aufs Feld: Flugtechnik und Fehlerbehebung
Der beste Drachen nützt nichts ohne den richtigen Wind. Such dir eine große, freie Wiese ohne Bäume, Gebäude oder – ganz wichtig – Stromleitungen.
Ideal ist eine leichte bis mäßige Brise (Windstärke 2-4). Wenn sich die Blätter an den Bäumen bewegen und du den Wind im Gesicht spürst, ist es perfekt.
Dein Drachen macht Zicken? Hier sind die Lösungen:
- Er dreht sich wild im Kreis: Meist ist er unsymmetrisch. Prüf, ob die Waageschnüre exakt gleich lang sind oder ob eine Seite des Segels spannt. Oft ist auch nur der Schwanz zu leicht. Häng eine Schleife mehr dran.
- Er will einfach nicht steigen: Entweder zu wenig Wind, oder die Waage ist falsch. Schieb den Knoten an der Waage einen Zentimeter Richtung Nase. Das stellt ihn steiler in den Wind und gibt mehr Auftrieb.
- Er stürzt ständig kopfüber ab: Der Wind ist zu stark oder die Waage ist zu weit vorne. Schieb den Knoten einen Zentimeter Richtung Schwanz. Das macht den Flug stabiler. Ein längerer oder schwererer Schwanz wirkt hier auch Wunder.
- Er schaukelt stark hin und her: Dein Drachen braucht mehr Führung! Verlängere den Schwanz oder mach ihn etwas schwerer, indem du eine weitere Schleife anbringst. Das beruhigt ihn sofort.

Sicherheit zuerst! Diese Regeln sind nicht verhandelbar
Drachenfliegen ist fantastisch, aber Leichtsinn kann brandgefährlich sein. Als jemand, der viel in der Werkstatt steht, weiß ich, wie wichtig Sicherheitsregeln sind. Bitte nimm das ernst.
- NIEMALS in der Nähe von Stromleitungen fliegen! Das ist die goldene Regel. Der Strom kann auch ohne direkten Kontakt überspringen. Mindestens 600 Meter Abstand, keine Diskussion.
- NIEMALS bei Gewitter! Ein Drachen ist ein perfekter Blitzableiter. Sobald du Donner hörst oder dunkle Wolken siehst: Drachen sofort runter und weg vom offenen Feld.
- Abstand zu Flughäfen halten (mind. 1,5 km). Außerdem gilt in Deutschland generell eine maximale Flughöhe von 100 Metern. Das ist gesetzlich so geregelt.
- Nicht über Straßen oder Menschen fliegen. Ein abstürzender Drachen oder eine reißende Schnur können Unfälle verursachen.
- Trag Handschuhe. Bei stärkerem Wind entwickelt die Schnur enorme Kräfte und kann dir böse in die Hände schneiden. Wickel die Leine niemals um die Hand, benutze immer eine Spule oder einen Griff.
Du bist der Pilot und verantwortlich. Im Zweifel gilt: lieber auf den Flug verzichten.

Und jetzt? Vom Lehrling zum Meister
Herzlichen Glückwunsch! Wenn du deinen ersten Drachen erfolgreich in den Himmel geschickt hast, hast du das Wichtigste gelernt. Die Welt des Drachenbaus ist riesig. Vielleicht baust du als Nächstes einen dreidimensionalen Kastendrachen oder wagst dich sogar an Lenkdrachen.
Ein super Tipp: Besuch mal ein Drachenfest in deiner Nähe. Dort triffst du eine unglaublich offene Gemeinschaft von Bastlern und Künstlern, die ihre Tricks gerne teilen. Man lernt nirgends so viel wie im direkten Gespräch.
Am Ende ist der schönste Lohn aber das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas geschaffen zu haben, das die Schwerkraft überlistet. Dieses Stück Handwerkskunst, das du jetzt am Himmel tanzen siehst – das hast du gebaut. Und das ist unbezahlbar.
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Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
Die Wahl der richtigen Schnur ist entscheidend. Eine zu schwere Schnur zieht deinen leichten Drachen nach unten, eine zu schwache reisst bei der ersten guten Böe. Für die meisten selbstgebauten Einleiner-Drachen ist eine geflochtene Polyesterschnur (oft als „Dacron“ verkauft) mit einer Zugfestigkeit von 25-50 kg der goldene Mittelweg. Sie dehnt sich kaum, ist witterungsbeständig und verknotet sich weniger leicht als billige Baumwollschnüre.

- Palstek (Bowline): Die Königsschlaufe. Zieht sich nicht zu und lässt sich auch nach starker Belastung leicht wieder lösen. Perfekt für die Befestigung der Schnur am Waagepunkt.
- Prusikknoten: Ein verschiebbarer Klemmknoten. Ideal, um den Anknüpfpunkt an der Waageleiste fein zu justieren, ohne alles neu binden zu müssen.


Das Geheimnis der Stabilität: Ein Drachenschwanz ist mehr als nur Deko. Er fungiert wie der Federschaft eines Pfeils, indem er Widerstand erzeugt und den Drachen in den Wind ausrichtet. Wenn dein Drachen nervös zuckt oder sich dreht, ist ein längerer oder schwererer Schwanz oft die einfachste und effektivste Lösung. Beginne mit einer Länge, die etwa 5-7 Mal der Drachenhöhe entspricht.

„Der Wind ist unsichtbar, aber der Drachen macht ihn sichtbar.“ – Japanisches Sprichwort

Das Segel ist die Seele deines Drachens. Das Material bestimmt Gewicht, Haltbarkeit und Flugeigenschaften. Hier sind die gängigsten Optionen:
- Ripstop-Nylon: Der Profi-Stoff. Extrem leicht, reissfest und luftundurchlässig. Ideal für langlebige Drachen, aber auch die teuerste Wahl.
- Tyvek: Ein fantastischer Kompromiss. Dieses papierähnliche Vlies von DuPont ist wasserfest, extrem reissfest und lässt sich gut bemalen. Oft in Baumärkten als Dampfsperrfolie zu finden.
- Müllsack (HDPE-Folie): Die Budget-Variante. Überraschend robust und superleicht. Perfekt für den ersten Versuch.


Hilfe, mein Drachen dreht sich nur im Kreis! Woran liegt das?
Das ist ein klassisches Symmetrieproblem. Die häufigsten Ursachen: Eine Seite des Drachens ist schwerer als die andere, die Querspange ist nicht exakt mittig, oder die Waageschnüre sind ungleich lang. Überprüfe alle Maße noch einmal peinlich genau. Schon wenige Millimeter Unterschied können einen stabilen Flieger in einen Kreisel verwandeln. Manchmal hilft auch schon ein längerer Drachenschwanz, um kleine Unwuchten auszugleichen.

Bambus: Die traditionelle Wahl. Günstig, leicht und überraschend flexibel. Perfekt für klassische Drachenformen. Der Nachteil: Die Qualität kann schwanken und er kann splittern.
Fiberglasstäbe: Der moderne Allrounder. Sehr robust, gleichbleibende Qualität und in vielen Durchmessern im Drachenladen oder Baumarkt erhältlich. Etwas schwerer als Bambus.
Für den ersten Bau ist Fiberglas oft die verzeihendste und zuverlässigste Option.


Benjamin Franklins berühmtes Drachenexperiment von 1752 diente nicht dazu, zu beweisen, dass Blitze Elektrizität sind – das wusste man bereits.
Sein eigentliches Ziel war es, zu zeigen, dass man die elektrische Ladung aus einer Gewitterwolke ableiten kann, was direkt zur Erfindung des Blitzableiters führte. Sein Drachen war im Grunde die erste „Antenne“, die eine Verbindung zwischen Himmel und Erde herstellte. Eine riskante, aber geniale Anwendung der Drachenphysik!

- Extrem reissfest, fast unzerstörbar
- Federleicht und absolut wasserdicht
- Lässt sich bemalen und bekleben wie Papier
Das Wundermaterial? Tyvek. Ursprünglich als Schutzanzug oder reissfester Umschlag entwickelt, ist es eines der besten Materialien für selbstgebaute Drachen.


Eine gute Drachenschnur verdient einen guten Haspel. Anstatt die teure Leine um ein unhandliches Stück Holz zu wickeln, kannst du dir in fünf Minuten einen perfekten Winder aus zwei Lagen dicker Pappe basteln. Schneide eine H-Form aus, klebe die beiden Lagen für mehr Stabilität zusammen und schneide an den Enden kleine Kerben ein. So bleibt die Schnur sicher an Ort und Stelle.

Jedes zweite Jahr verwandelt sich der Himmel über Dieppe in Frankreich in ein Meer aus Farben. Das „Festival International de Cerf-Volant“ ist eines der grössten Drachenfestivals der Welt und zieht hunderttausende Besucher an.

Dein Erste-Hilfe-Set für den Flugtag:
- Klebeband: Ein Stück Spinnaker-Reparaturband oder starkes Paketband für schnelle Riss-Reparaturen.
- Ersatz-Schwanz: Ein einfacher Streifen aus Folie, falls der Originale abreisst.
- Schere oder kleines Messer: Um Knoten zu lösen oder Schnüre zu kappen.
- Einweghandschuhe: Bei starkem Wind kann die durchlaufende Schnur schmerzhafte Verbrennungen verursachen.


Der Waagepunkt ist alles: Die Waage – also die Schnüre, die vom Drachenkörper zum Anknüpfpunkt der Hauptleine führen – ist das Gehirn deines Drachens. Sie bestimmt den Anstellwinkel zum Wind. Ist der Anknüpfpunkt zu weit vorne (Richtung Nase), wird der Drachen bei starkem Wind instabil. Ist er zu weit hinten, bekommt er nicht genug Auftrieb zum Steigen. Nimm dir Zeit, diesen Punkt millimetergenau einzustellen.

Dein Segel ist eine leere Leinwand! Aber Achtung: Normale Farbe kann brechen oder zu viel Gewicht hinzufügen. Die beste Wahl sind wasserfeste Permanentmarker wie Edding oder spezielle Acrylstifte (z.B. von Posca). Sie sind flexibel, decken gut und wiegen fast nichts. Skizziere dein Design zuerst mit Bleistift vor. Geometrische Muster haben aus der Ferne die stärkste Wirkung.


Welcher Wind ist eigentlich perfekt zum Drachensteigen?
Ein häufiger Fehler ist, auf einen Sturm zu warten. Die meisten selbstgebauten Drachen fliegen am besten bei einer leichten bis mässigen Brise, was auf der Beaufort-Skala den Stufen 2 bis 4 entspricht (5-20 km/h). Das ist, wenn sich Blätter und dünne Zweige bewegen und Flaggen leicht wehen. Zu viel Wind, und die Struktur deines Drachens bricht.

Ein Drachenschwanz stabilisiert und schmückt zugleich. Je nach gewünschter Wirkung gibt es verschiedene Bauarten:
- Streifenschwanz: Der Klassiker. Ein langer Streifen aus Stoff oder Folie. Einfach und effektiv.
- Schleifenschwanz: Viele kleine Schleifen, die an einer Leitschnur befestigt sind. Sieht toll aus und erzeugt viel Luftwiderstand.
- Windbremse (Drogue): Ein kleiner Fallschirm am Ende der Leine. Ideal für Drachen, die bei starkem Wind zum Übersteuern neigen.

Unser Einleiner-Drachen: Fliegt an einer einzigen Schnur und ist auf Stabilität und majestätisches Schweben ausgelegt. Er ist wie ein Segelschiff, das ruhig am Himmel ankert.
Zweileiner-Lenkdrachen: Wird mit zwei Leinen gesteuert, um Loopings und Tricks zu fliegen. Er ist eher wie ein wendiges Rennboot.
Der Bau eines stabilen Einleiners ist der perfekte Einstieg, um die Grundlagen der Aerodynamik wirklich zu verstehen.


Schon um 200 v. Chr. nutzte der chinesische General Han Hsin Drachen, um die Entfernung zu einer feindlichen Festung zu messen und einen Tunnel darunter zu graben.
Jahrhunderte vor dem Flugzeug waren Drachen wichtige militärische Werkzeuge. Sie wurden zur Signalübermittlung, zur Beobachtung von Feindbewegungen und sogar zum Abwerfen von Propaganda-Flugblättern eingesetzt. Der friedliche Himmelsstürmer hat eine überraschend kriegerische Vergangenheit.

- Beruhigt einen zappeligen Drachen in böigem Wind.
- Fügt den nötigen Widerstand für einen stabilen Flug hinzu.
- Schafft einen eleganten visuellen Anker am Himmel.
Die Lösung für 90% aller Flugprobleme? Ein langer, gut dimensionierter Drachenschwanz. Zweifle nie an seiner Macht!


Lass dich von den Meistern inspirieren. Der japanische Rokkaku ist ein traditioneller, sechseckiger Kampfdeltagrachen, dessen Design auf genialer Einfachheit beruht. Sein leicht gewölbtes Segel und die flexible Struktur erlauben es ihm, stabil zu fliegen. Obwohl unsere Anleitung einem Diamant-Drachen folgt, kannst du das Prinzip der leichten Wölbung (Bauch) übernehmen, indem du die Querspange leicht spannst. Das verleiht deinem Drachen mehr Stabilität.

Nachhaltigkeit am Himmel: Du musst kein teures Tuch kaufen. Ein grosser, robuster Müllsack (z.B. die blauen 120-Liter-Säcke) oder sogar eine alte Picknickdecke aus PE-Folie sind fantastische und kostenlose Segelmaterialien. So wird dein Projekt nicht nur kreativ, sondern auch ressourcenschonend. Drachenbau ist die perfekte Gelegenheit für stilvolles Upcycling!

Schnelle Flug-Diagnose:
- Drachen taucht ab: Der Wind ist zu stark oder der Waage-Anknüpfpunkt sitzt zu weit vorne. Verschiebe ihn ein paar Millimeter nach hinten.
- Drachen startet nicht: Zu wenig Wind oder der Schwanz ist zu schwer. Versuche es mit einem kürzeren Schwanz.
- Drachen schlingert links/rechts: Meist ein Symmetrieproblem. Überprüfe die Abmessungen und füge Gewicht/Länge am Schwanz hinzu.


Der offizielle Höhen-Weltrekord für einen Einleiner-Drachen, aufgestellt von Robert Moore in Australien, liegt bei beeindruckenden 16.009 Fuss (ca. 4.880 Meter). Dafür war allerdings eine über 7 km lange Leine nötig!

Spielt die Farbe der Drachenschnur eine Rolle?
Ja, und zwar aus zwei Gründen. Erstens: Sichtbarkeit. Eine helle, neonfarbene Schnur ist am Boden und in der Luft leichter zu erkennen. Das hilft dir, Verwicklungen zu vermeiden. Zweitens: Sicherheit. Andere Leute im Park oder am Strand können eine gut sichtbare Schnur leichter erkennen und laufen nicht versehentlich hinein. Funktional ist die Farbe egal, aber praktisch macht sie einen grossen Unterschied.
UHU Hart: Ein spezieller Modellbau-Kleber. Er trocknet glasklar und extrem fest aus. Perfekt, um die Holme am Mittelkreuz bombenfest zu verbinden oder Endkappen zu sichern. Er ist aber nicht flexibel.
Zwei-Komponenten-Epoxidkleber: Die robusteste aller Verbindungen. Er füllt auch kleine Lücken und bleibt nach dem Aushärten extrem belastbar. Ideal für die zentralen Verbindungspunkte, die die meiste Kraft aushalten müssen.
Für die kritische Verbindung der Stäbe ist Epoxidkleber die sicherere Bank.


