Skandi-Wohnen für dein Zuhause: Worauf es wirklich ankommt (Tipps vom Profi!)

Skandinavischer Lebensstil: Entdecken Sie, wie Gemütlichkeit zur Kunstform wird – und das ganz ohne Überflüssiges!

von Elisa Meyer

In meiner Werkstatt sehe ich so einige Trends kommen und gehen. Aber seit einer ganzen Weile klopfen immer wieder Leute an meine Tür und schwärmen vom „skandinavischen Stil“. Sie zeigen mir Fotos von diesen unglaublich hellen, aufgeräumten Zimmern und reden von „Hygge“. Ganz ehrlich? Viele glauben, es reicht, ein paar weiße Möbel vom bekannten schwedischen Möbelhaus zu holen und eine graue Decke drüberzuwerfen. Aber das kratzt nur an der Oberfläche.

Die Wahrheit ist: Der skandinavische Wohnstil ist kein kurzlebiger Trend, sondern eine tief verwurzelte Philosophie. Hier geht es um clevere Funktionalität, die Ehrlichkeit der Materialien und vor allem um eines: Licht. In meiner Laufbahn als Handwerker habe ich eins gelernt: Ein gutes Ergebnis braucht immer ein solides Fundament. Und genau das will ich dir hier mitgeben. Wir schauen uns nicht nur an, wie man diesen Stil umsetzt, sondern warum er so verdammt gut funktioniert. Lass uns über das Handwerk dahinter reden, die richtige Materialwahl und wie du mit Köpfchen und Geschick ein langlebiges, wertiges Zuhause schaffst, ohne dein Konto zu plündern.

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Das Fundament: Warum der Norden diesen Stil geprägt hat

Um zu kapieren, wie man skandinavisch einrichtet, muss man erst mal verstehen, wieso dieser Stil genau so ist, wie er ist. Die Wurzeln liegen schlicht in der Geografie. Die Winter im hohen Norden sind lang, dunkel und verdammt kalt. Licht ist dort ein kostbares Gut. Daraus haben sich über Jahrzehnte drei Grundpfeiler entwickelt, die jeder gute Handwerker sofort erkennt und wertschätzt.

1. Der clevere Umgang mit Licht: Mehr als nur weiße Farbe

Wenn die Sonne monatelang nur für ein paar Stündchen blinzelt, wird Licht zur wichtigsten Ressource im Haus. Das ist reine Physik. Helle Flächen werfen mehr Licht zurück als dunkle. Ein dunkler Holzboden oder eine dunkelrote Wand schlucken das wenige Tageslicht regelrecht.

Deshalb sind die Wände meistens weiß oder in sehr hellen, neutralen Tönen gehalten. Aber, und das ist wichtig: „Weiß“ ist nicht gleich „Weiß“. Als Maler achte ich immer auf den sogenannten Lichtreflexionsgrad (LRV). Eine Profi-Farbe hat einen hohen Wert und wirft richtig viel Licht zurück in den Raum. Billigfarbe aus dem Angebot deckt oft mies und hat einen geringeren Reflexionsgrad. Da sparst du am falschen Ende, weil der Raum trüber wirkt und du am Ende zwei- oder dreimal streichen musst. Rechne mal mit 15-20 € pro Liter für eine gute Farbe, während die Billigvariante vielleicht 5 € kostet – der Unterschied ist aber Tag und Nacht.

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Kleiner Tipp: Pures Reinweiß (wie RAL 9010) kann schnell steril wie im Krankenhaus wirken. Probier mal ein ganz leicht abgetöntes Weiß wie RAL 9001 (Cremeweiß) oder ein Weiß mit einem winzigen Tropfen Ocker. Das wirkt sofort wärmer, ohne dass man es bewusst als „farbig“ wahrnimmt.

Auch die Böden sind entscheidend. Helle Hölzer wie Kiefer, Birke oder Esche sind typisch. Oft werden sie nur geseift oder weiß geölt, um die helle Optik zu behalten und die Maserung durchscheinen zu lassen. Ein glänzender Lack reflektiert zwar auch, erzeugt aber oft eine kühle, künstliche Atmosphäre. Ein geölter Boden fühlt sich wärmer an und atmet. Er lebt quasi mit dir.

2. Funktionalität: Jedes Teil hat einen Job

In den oft kleineren Wohnungen der skandinavischen Städte ist Platz ein Luxusgut. Deshalb ist das berühmte Designprinzip, bei dem die Form der Funktion folgt, hier kein leeres Gerede, sondern gelebter Alltag. Möbel sind selten nur Deko. Ein Hocker ist auch ein Beistelltisch. Eine Truhe dient als Sitzbank und schluckt gleichzeitig dein ganzes Zeug. Überflüssiger Schnickschnack? Fehlanzeige.

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Als Tischler bewundere ich oft die cleveren, einfachen Konstruktionen. Schau dir mal einen klassischen Stuhl aus dieser Designrichtung an. Die Verbindungen sind oft sichtbar, aber handwerklich so sauber ausgeführt, dass sie zum Teil des Designs werden. Es geht darum, mit so wenig Material wie möglich eine stabile und gleichzeitig schöne Form zu schaffen. Das ist die hohe Kunst des Weglassens.

3. Materialehrlichkeit: Zeigen, was Sache ist

Dieser Punkt ist mir persönlich der wichtigste. Ein Möbelstück aus Holz will auch wie Holz aussehen. Die Maserung, kleine Äste oder die Spuren der Werkzeuge werden nicht unter einer dicken, plastikartigen Lackschicht versteckt. Das Material darf atmen und in Würde altern. Eine Arbeitsplatte aus Massivholz bekommt mit den Jahren nun mal Gebrauchsspuren – eine Geschichte. Das ist Charakter, kein Makel.

Ich erinnere mich an einen Kunden, der seinen wunderschönen, teuren Eichenboden mit billigem Baumarktlack versiegelt hat. Nach zwei Jahren sah der Boden furchtbar aus, weil der Lack an den meistbelaufenen Stellen abblätterte und verkratzte. Das komplette Abschleifen hat ihn am Ende mehr gekostet als eine ordentliche Öl-Behandlung von Anfang an. Eine Lektion, die er teuer bezahlt hat.

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Das Gleiche gilt für Textilien. Statt glänzendem Polyester, in dem man sofort schwitzt, findest du hier Wolle, Leinen oder Baumwolle. Eine schwere Wolldecke wärmt einfach anders. Sie hat ein Gewicht, einen eigenen Geruch. Ein Leinensofa fühlt sich im Sommer angenehm kühl an. Das ist ein Komfort, den kein Kunststoff jemals nachahmen kann.

Die Bausteine: So wählst du richtig aus

So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Wenn du ein Projekt planst, musst du die richtigen Bausteine wählen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Es geht nicht darum, das Teuerste zu kaufen, sondern das Richtige.

Holz: Die Seele des skandinavischen Wohnens

Holz ist das Herzstück. Aber Holz ist nicht gleich Holz. Die Wahl der Art und der Oberfläche entscheidet über alles.

  • Typische Hölzer: Kiefer, Fichte, Birke und Esche sind die Klassiker. Kiefer ist weich und günstig, dunkelt aber stark nach und bekommt schnell Dellen. Birke ist feiner und härter. Esche ist mein persönlicher Favorit: extrem zäh und elastisch, mit einer wunderschönen, lebhaften Maserung. Hier bei uns ist Eiche eine fantastische, wenn auch etwas dunklere Alternative. Hell geölt kann aber auch sie sehr skandinavisch wirken. Preislich liegt Kiefer natürlich deutlich unter Eiche, das solltest du im Budget bedenken.
  • Die Oberflächenbehandlung (hier machen viele Fehler!):
    Statt einer Tabelle, hier mal die Optionen im Klartext:

    Seifen (oder Laugen & Seifen): Das ist die traditionellste Methode. Das Ergebnis ist eine samtig-matte, sehr helle Oberfläche, die sich barfuß wunderbar anfühlt. Der Nachteil: Der Boden ist offenporig und mega empfindlich gegen Flecken. Ein umgekipptes Rotweinglas ist der Endgegner. Ideal also für Puristen ohne kleine Kinder oder Haustiere.

    Ölen: Für mich der beste Kompromiss. Das Öl zieht tief ins Holz ein und schützt von innen, lässt es aber atmen. Die Oberfläche fühlt sich natürlich an und lässt sich super einfach lokal reparieren. Ein Kratzer? Kurz anschleifen, nachölen, fertig. Ich empfehle Marken wie Osmo oder WOCA, die Hartwachsöle anbieten. Die bilden eine etwas widerstandsfähigere Schicht.

    Lackieren: Die praktischste, aber am wenigsten authentische Methode. Der Lack bildet eine geschlossene Plastikschicht auf dem Holz. Das schützt top vor Schmutz und Wasser, aber du verlierst den direkten Holzkontakt. Und wenn der Lack mal tief zerkratzt ist, muss die GANZE Fläche abgeschliffen und neu lackiert werden. Ein Riesenaufwand.

Ein Rat aus der Praxis: Investier in Massivholz. Eine furnierte Spanplatte sieht vielleicht anfangs okay aus, aber sie altert nicht – sie geht kaputt. Bei der ersten Macke schaut die graue Presspappe durch. Ein Massivholztisch kann nach zehn Jahren abgeschliffen werden und sieht aus wie neu. Das ist der Unterschied zwischen Verbrauch und Investition.

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Wände und Farben: Die perfekte Leinwand

Wie gesagt, die Wände sind deine Leinwand. Die Vorbereitung ist dabei alles. Ich sag meinen Lehrlingen immer: „Gute Farbe auf schlechtem Grund ist rausgeschmissenes Geld.“

  • Untergrund: Spachtle alle Risse und Löcher sauber zu und schleif die Stellen glatt. Grundiere die Wand, besonders wenn sie fleckig ist. Das sorgt für ein gleichmäßiges Ergebnis und du verbrauchst weniger von der teuren Farbe.
  • Die Farbwahl: Kauf eine Farbe mit Deckkraftklasse 1. Damit reicht oft ein Anstrich. Achte auch auf die Nassabriebbeständigkeit (Klasse 2 ist ein super Standard). Bei billiger Farbe hast du sonst bei der ersten Berührung einen Abrieb an der Kleidung. Gute Profi-Marken, die auch für Heimwerker erhältlich sind, sind zum Beispiel Caparol oder Brillux.

Ein Profi braucht für einen 20-Quadratmeter-Raum übrigens inklusive Abkleben und Aufräumen vielleicht 3-4 Stunden. Als Anfänger solltest du dir dafür lieber einen ganzen Tag Zeit nehmen.

Beleuchtung: Dein Geheimnis für Gemütlichkeit

Licht schafft Atmosphäre. Ein einzelnes, grelles Deckenlicht macht jeden Raum ungemütlich. Echte Profis arbeiten mit Lichtinseln.

  • Grundbeleuchtung: Eine dezente, dimmbare Deckenleuchte für die allgemeine Helligkeit.
  • Arbeitslicht: Eine Leselampe neben dem Sessel, eine Leuchte über dem Esstisch. Gezielt und funktional.
  • Stimmungslicht: Das ist das Geheimnis von „Hygge“. Kleine Tischleuchten, eine Stehlampe in der Ecke, Kerzen. Sie schaffen warme, gemütliche Zonen.

Achte auf die Farbtemperatur, angegeben in Kelvin (K). Für Gemütlichkeit brauchst du Leuchtmittel mit 2700 K („warmweiß“). Alles über 3000 K wirkt kühl und unpersönlich.

Kleiner Tipp für ein Sofort-Upgrade: Tausche HEUTE die Glühbirne über deinem Esstisch gegen eine dimmbare LED mit 2700 Kelvin. Kosten: ca. 8 Euro. Effekt: Unbezahlbar. Das ist dein 10-Minuten-Hygge-Hack!

Achtung! Alle Arbeiten an der Elektroinstallation sind ein Fall für den Fachmann! Wenn du nicht genau weißt, was du tust: Finger weg. Ein Fehler kann zu einem Brand oder einem lebensgefährlichen Stromschlag führen.

Die Umsetzung: Lösungen für jedes Budget

So, jetzt wird’s konkret. Wie kriegst du den Stil in dein Zuhause, ohne ein Vermögen auszugeben?

Der hochwertige Ansatz: Eine Investition, die bleibt

Wenn das Budget es zulässt, investiere in Schlüsselstücke: ein Sofa aus massivem Holz mit hochwertigem Wollbezug, ein Esstisch aus massiver Eiche, ein paar echte Designklassiker von etablierten Manufakturen. Diese Stücke sind nicht billig, aber sie sind für die Ewigkeit gebaut und steigen oft sogar im Wert. Nachhaltiger geht’s kaum.

Der smarte Ansatz: Qualität durch eigene Arbeit

Mit kleinerem Budget musst du clever sein. Das heißt nicht, Ramsch zu kaufen, sondern selbst Hand anzulegen und den Gebrauchtmarkt zu durchforsten.

  • Prioritäten setzen: Spar nicht am Sofa oder am Bett. Hier geht es um täglichen Komfort. Sparen kannst du bei Beistelltischen oder Regalen.
  • Der Gebrauchtmarkt ist dein bester Freund: Such nach Möbeln aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Damals wurde oft noch mit Massivholz und solidem Handwerk gearbeitet. Ein alter Sessel mit gutem Gestell lässt sich neu aufpolstern, ein zerkratzter Teakholz-Tisch abschleifen und neu ölen. Das ist Arbeit, aber das Ergebnis ist ein Unikat mit Charakter.
  • DIY mit Verstand: Bau einfache Dinge selbst. Ein Regal aus geölten Kiefernbrettern. Eine Bank für den Flur aus einer massiven Bohle. Kauf das Holz aber im Holzfachhandel, nicht im Baumarkt. Dort ist die Qualität meist besser und das Holz richtig getrocknet (wichtig, damit es sich nicht verzieht).

Kleines DIY-Projekt als Beispiel: Eine massive Holzbank

Du willst eine hochwertige, massive Bank, die ewig hält? Plane dafür mal einen entspannten Samstagnachmittag ein, so etwa 4-5 Stunden mit Schleifen und der ersten Ölung. Hier ist, was du brauchst:

  1. Material & Kosten: Eine massive Holzbohle (z.B. Eiche, 120x30x4cm) kostet im Holzfachhandel ca. 60-90 €. Dazu vier Möbelfüße (20-50 €) und eine kleine Dose Hartwachsöl (ca. 15 €). Insgesamt landest du also bei 100-160 € für ein Möbelstück, das du vererben kannst.
  2. Schleifen: Schleif die Bohle gründlich, erst mit 80er-, dann 120er- und zum Schluss 180er-Körnung. Immer in Richtung der Maserung! Wichtig: Trag dabei eine Staubmaske und Schutzbrille.
  3. Kanten brechen: Geh mit einem Schleifklotz leicht über alle Kanten, damit sie sich angenehmer anfühlen und nicht splittern.
  4. Ölen: Trag das Hartwachsöl dünn mit einem sauberen Lappen auf. Lass es nach Herstellerangabe einziehen und nimm den Überschuss mit einem trockenen Lappen ab. EXTREM WICHTIG: Ölgetränkte Lappen können sich selbst entzünden! Leg sie nach Gebrauch flach zum Trocknen aus oder pack sie in einen luftdichten Metallbehälter. Niemals zerknüllt wegwerfen!
  5. Montage: Schraub die Füße an. Fertig ist deine Designer-Bank zum Bruchteil des Preises.

Typische Fehler, die ich ständig sehe

Hier sind die häufigsten Fehler, die mir auf Baustellen begegnen:

  • Der „weiße Overkill“: Ein Raum, der nur weiß ist, wirkt seelenlos. Setz Akzente mit Holz, Textilien in gedeckten Farben (Salbei, Blaugrau, Anthrazit) und ein paar schwarzen Metallelementen bei Leuchten oder Stuhlbeinen.
  • Die Stil-Insel: Der Skandi-Stil wird in einen Raum gequetscht, der architektonisch gar nicht passt. Stell dir vor: Ein Altbau mit Stuckdecken und dunklem Fischgrätparkett. Vorher fühlt es sich vielleicht etwas überladen, aber stimmig an. Nachher, mit radikal weißen Möbeln und ohne Teppich, wirkt es oft fremd und kalt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Übernimm Elemente (helle Farben, Naturmaterialien), aber respektiere den Charakter des Hauses.
  • Die Material-Lüge: Ein Laminatboden in „Birke-Optik“ ist kein Holzboden. Er ist kalt, laut und nicht reparierbar. Wenn das Budget für Echtholz nicht reicht, ist ein hochwertiger Linoleumboden oft die ehrlichere und bessere Wahl.
  • Zu viel Deko: Der Stil lebt von Ruhe und Leere. Zu viele Kissen, Decken und Nippes zerstören diese Atmosphäre. Weniger ist hier wirklich mehr.

Wann du lieber den Profi rufen solltest

Selbermachen ist super, aber kenn deine Grenzen. Ich hab zu viele Projekte gesehen, die am Ende teurer wurden, weil der Heimwerker den Schaden erst vergrößert hat.

  • Elektrik & Wasser: Immer ein Fall für die Fachkraft. Keine Diskussion.
  • Bodenverlegung: Einen Parkettboden schwimmend zu verlegen, trauen sich viele zu. Aber einen Massivholzboden zu verkleben, erfordert Erfahrung. Ein kleiner Fehler, und er knarrt für immer.
  • Möbelbau nach Maß: Einbauschränke oder komplexe Stücke? Das ist ein Job für den Tischler.

Ein guter Handwerker ist sein Geld wert. Er bringt Erfahrung mit, kennt die richtigen Materialien und gibt eine Gewährleistung. Das ist auf lange Sicht oft die günstigste Lösung.

Ein Zuhause im skandinavischen Stil zu gestalten, ist eine wunderbare Aufgabe. Es geht nicht darum, einen Katalog nachzubauen, sondern eine Umgebung zu schaffen, die ruhig, funktional und ehrlich ist. Nimm dir Zeit, fühl die Materialien, lerne das Handwerk oder hol dir Hilfe. Ein Zuhause wächst. Es entsteht nicht an einem Wochenende. Aber wenn es mit Sorgfalt und Verstand gemacht wird, gibt es dir über Jahre Freude und Geborgenheit zurück. Und das ist der wahre Wert, der auf keinem Preisschild steht.

Und jetzt du: Was ist deine größte Herausforderung oder dein bester Tipp beim Einrichten im Skandi-Stil? Schreib’s mir in die Kommentare, ich bin gespannt!

Inspirationen und Ideen

Was genau ist eigentlich „Hygge“?

Es ist mehr als nur eine Kerze und eine Wolldecke. „Hygge“ ist das dänische Gefühl von Gemütlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit im Hier und Jetzt. Es entsteht, wenn man die einfachen Freuden des Lebens zelebriert: das gedämpfte Licht einer Leuchte von Louis Poulsen, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, das Gefühl von echtem Schafsfell unter den Füßen oder das Knistern eines Feuers. Es ist die bewusste Entscheidung, eine warme, einladende Atmosphäre zu schaffen, die die Seele nährt – ein direktes Gegenmittel zu den langen, dunklen Wintern des Nordens.

„Die Natur selbst ist oft die beste Architektin.“

Dieses Zitat des finnischen Design-Meisters Alvar Aalto bringt die skandinavische Seele auf den Punkt. Statt die Natur auszusperren, wird sie ins Haus geholt. Das zeigt sich in der Vorliebe für unbehandeltes Holz, organische Formen, die an Steine oder Pflanzen erinnern, und große Fenster, die den Blick nach draußen freigeben. Es geht um eine ehrliche Verbindung zwischen Innen und Außen.

Helles Holz ist nicht gleich helles Holz. Die Wahl des Materials prägt die Atmosphäre entscheidend.

Birke: Der Klassiker. Ihr fast weißer, feingemaserter Ton wirkt extrem leicht, frisch und modern. Perfekt für kleinere Räume, die optisch vergrößert werden sollen. Oft zu sehen bei Möbeln von Designern wie Artek.

Eiche: Etwas wärmer und charaktervoller. Ihre markante Maserung und der goldene Unterton verleihen dem Raum mehr Tiefe und eine geerdete, natürliche Wärme. Passt wunderbar als Parkett oder für massive Esstische.

Der Teufel steckt im Detail – oder besser gesagt, in den Textilien. Um die oft reduzierte Einrichtung wohnlich zu machen, sind Stoffe unerlässlich. Setzen Sie auf Schichten und Kontraste:

  • Wolle: Eine grob gestrickte Decke (z.B. von Klippan) auf dem Sofa bringt sofort Gemütlichkeit.
  • Leinen: Geknitterte Leinen-Kissenbezüge oder Vorhänge sorgen für eine lässige, unperfekte Eleganz.
  • Baumwolle: Ein Teppich mit dezentem, grafischem Muster in Schwarz-Weiß definiert den Wohnbereich, ohne zu dominieren.

Wichtiger Punkt: Die „Deko-Falle“ vermeiden. Der skandinavische Stil lebt von Reduktion und Funktionalität. Zu viele kleine Deko-Objekte, die nur herumstehen, wirken schnell unruhig und widersprechen dem Grundgedanken der Klarheit. Jedes Teil sollte einen Zweck haben oder eine besondere persönliche Bedeutung. Lieber ein einziges, hochwertiges Kunstobjekt oder eine ikonische Vase wie die „Aalto-Vase“ von Iittala als zehn beliebige Kleinteile.

Die Farbpalette des Nordens ist mehr als nur Weiß und Grau. Moderne Interpretationen des Skandi-Stils setzen gezielt auf subtile, von der Natur inspirierte Akzente. Denken Sie an die sanften, erdigen Töne des norwegischen Farbherstellers Jotun: Ein verwaschenes Salbeigrün, ein nebliges Blau oder ein warmes, sandiges Beige an einer einzelnen Akzentwand können einem Raum Charakter verleihen, ohne ihm das Licht zu rauben.

  • Ein Raum, der atmet und Ruhe ausstrahlt.
  • Mühelose Ordnung, in der alles seinen Platz hat.
  • Ein Gefühl von Klarheit, das sich auch auf den Geist überträgt.

Das Geheimnis? Konsequente Reduktion und multifunktionale Möbel. Statt vieler kleiner Schränke lieber ein modulares Regalsystem wie das „Stacked“ von Muuto, das sich anpasst und Stauraum elegant verbirgt.

Schließen Sie für einen Moment die Augen und stellen Sie sich vor, barfuß durch einen skandinavisch eingerichteten Raum zu gehen. Sie spüren die glatte, kühle Oberfläche eines geölten Holzbodens, dann die weiche, nachgiebige Textur eines Wollteppichs. Ihre Hand streicht über die raue Rinde eines dekorativen Astes in einer Bodenvase und die kühle, massive Keramik einer handgetöpferten Schale. Es ist diese bewusste Mischung aus verschiedenen natürlichen Haptiken, die einen Raum lebendig und sinnlich macht.

Laut einer Studie der Velux-Gruppe verbringen Europäer durchschnittlich 90 % ihrer Zeit in geschlossenen Räumen.

Diese Zahl unterstreicht, warum die skandinavische Besessenheit von Tageslicht so relevant ist. Es ist keine reine Stilfrage, sondern eine Frage des Wohlbefindens. Große, unverhangene Fenster, helle Oberflächen und der strategische Einsatz von Spiegeln sind nicht nur Design-Tricks, sondern essenzielle Werkzeuge, um unsere Lebensräume gesünder und lebenswerter zu machen.

Ein Hauch von Natur, ganz ohne Aufwand: Sammeln Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang einen besonders formschönen, trockenen Ast. Befreien Sie ihn von loser Rinde und Schmutz. Zu Hause können Sie ihn einfach in eine große, schlichte Bodenvase stellen oder mit transparenter Nylonschnur horizontal über dem Esstisch aufhängen. Im Winter wird er mit einer feinen LED-Lichterkette zum stimmungsvollen Leuchtobjekt, im Frühling können Sie einige wenige Glasanhänger daran befestigen. Ein minimalistisches DIY-Statement mit maximaler Wirkung.

Elisa Meyer

Elisa Meyer ist eine der Hauptautoren des Archzine Online Magazins und hat über 1000 interessante Artikel verfasst. Ihr akademischer Weg begann in Bremen am Hermann-Böse-Gymnasium und führte sie zum Studium der Journalistik und Kommunikation an der Universität Leipzig.