Einbauschrank nach Maß: Was er wirklich kostet und wie du teure Fehler vermeidest

Einbauschränke: Die Superhelden der Wohnräume! Entdecken Sie, wie sie Ordnung und Style vereinen können.

von Michael von Adelhard

Ich hab in meiner Werkstatt schon so ziemlich alles gesehen – von Altbauwänden, die krummer sind als eine Banane, bis zu Neubauten, in denen jeder Millimeter zählt. Und eins ist klar: Ein richtig guter Einbauschrank ist so viel mehr als nur Stauraum. Er wird Teil des Raumes, fast schon ein Stück Architektur, das Ruhe und Ordnung schafft. Aber ganz ehrlich, die erste Frage ist doch fast immer die nach dem Preis, oder?

Kunden kommen zu mir, völlig verunsichert von Angeboten, die irgendwo zwischen 2.500 € und 15.000 € liegen. „Warum ist das so ein Riesenunterschied?“, fragen sie. Und das ist eine absolut berechtigte Frage. Deshalb plaudere ich hier mal ganz offen aus dem Nähkästchen. Vergiss die Hochglanzprospekte – hier geht’s um ehrliches Handwerk und worauf es wirklich ankommt, damit du am Ende happy bist.

Die Basis: Woraus ein langlebiger Schrank besteht

Bevor wir über Geld reden, müssen wir über das Fundament sprechen. Ein Schrank wird jeden Tag benutzt. Türen auf, Türen zu, Schubladen raus, Schubladen rein. Damit das nicht nur ein paar Jahre, sondern Jahrzehnte funktioniert, muss die Konstruktion bombenfest sein. Das ist keine Magie, sondern simple Möbelphysik.

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Der Korpus – Das Skelett deines Schranks

Der Korpus ist der „Kasten“, das tragende Gerüst. Hier entscheidet sich, ob der Schrank in fünf Jahren durchhängt oder auch in zwanzig noch wie eine Eins steht. Billige Möbel aus dem Discounter setzen oft auf dünne Spanplatten, die schon bei ein paar Pullovern die Grätsche machen. Im professionellen Bereich greifen wir zu ganz anderen Kalibern:

  • Tischlerplatte: Mein persönlicher Favorit für hochwertige Korpusse. Innen massive Holzstäbe, außen Furnier. Das macht die Platte extrem stabil und vergleichsweise leicht. Eine 19 mm starke Tischlerplatte trägt auch schwere Lasten, ohne mit der Wimper zu zucken.
  • MDF-Platte: MDF ist superdicht, schwer und hat eine spiegelglatte Oberfläche. Perfekt für lackierte Fronten, weil das Ergebnis einfach makellos wird. Für den Korpus ist sie auch top, man muss nur das Gewicht bei Planung und Montage im Auge behalten.
  • Qualitäts-Spanplatte (melaminharzbeschichtet): Ja, es gibt auch gute Spanplatten! Wir nutzen Platten mit hoher Dichte und einer robusten Beschichtung. Die sind kratzfest, super pflegeleicht und in hunderten Dekoren zu haben. Eine absolut solide und preislich attraktive Lösung für den Innenbereich des Schranks. Achte hier immer auf den E1-Standard, damit keine schädlichen Leimdämpfe in die Raumluft gelangen.

Ach ja, und ein ganz wichtiger Punkt, den man oft übersieht: die Rückwand. Bei Billigschränken ist das oft nur eine dünne Pappe, die festgenagelt wird. Das stabilisiert gar nichts. Ein Profi baut immer eine mindestens 8 mm starke Rückwand ein, die fest in einer Nut sitzt. Das versteift den ganzen Schrank und ist ein unsichtbares Qualitätsmerkmal, das du nach Jahren zu schätzen weißt.

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Hättest du’s gewusst? Eine einzige große MDF-Platte (ca. 2,80 x 2,07 m) in 19 mm Stärke wiegt locker über 40 kg. Das ist so viel wie ein Zementsack! Unterschätz dieses Gewicht bei einem DIY-Projekt niemals. Sicherheit geht vor!

Die Planung: Der wichtigste Schritt zum Traumschrank

Wir Handwerker haben ein Sprichwort: „Zweimal messen, einmal sägen.“ Ich sage immer: „Zehnmal denken, einmal bauen.“ Ein Planungsfehler kostet am Ende richtig Geld, Zeit und Nerven. Ein Maßschrank passt sich dem Raum an – nicht umgekehrt.

Aufmaß nehmen in 3 Schritten wie ein Profi

Das klingt simpel, ist aber Fehlerquelle Nummer eins. Vergiss das schnelle Messen an nur einer Stelle. Kaum eine Wand ist wirklich gerade.

  1. Breite messen: Miss die Nische an mindestens drei Stellen – unten am Boden, in der Mitte und oben an der Decke. Schreib dir das kleinste Maß auf!
  2. Höhe messen: Mach dasselbe für die Höhe – miss links, in der Mitte und rechts. Auch hier zählt das kleinste Maß als Grundlage.
  3. Störfaktoren notieren: Wo sind Fußleisten, Lichtschalter, Steckdosen oder Heizungsrohre? Mach am besten Fotos und notiere die genauen Positionen. Der Schrank muss später elegant darum herumgebaut werden.

Die Geschichte von meinem ehemaligen Lehrling vergesse ich nie. Er hat nur an einer Stelle gemessen. Die Wand verlief über die gesamte Breite um fast 2 cm. Tja, der Schrank passte nicht. Das war eine verdammt teure Lektion in Sorgfalt.

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Die Innereien: Funktion ist alles!

Was nützt der schönste Schrank, wenn er unpraktisch ist? Überleg dir genau, was du verstauen willst. Hängst du Anzüge auf (braucht ca. 110 cm Höhe), lange Kleider (ca. 160-170 cm) oder faltest du lieber alles?

  • Schranktiefe: Der Standard für Kleiderschränke sind 60 cm. Dann hängt ein Sakko auf dem Bügel frei, ohne die Tür zu berühren. Unter 58 cm würde ich persönlich nicht gehen.
  • Schubladen: Ideal für Socken, Wäsche und Kleinkram. Hier lauert aber eine Kosten- und Qualitätsfalle. Billige Rollschubführungen für 5 € pro Stück sind laut und hakeln schnell. Ich verbaue ausschließlich Vollauszüge mit Soft-Close-Einzug von Marken wie Blum oder Hettich. Die kosten zwar eher 40-80 € pro Stück, gleiten aber auch nach 20 Jahren noch butterweich. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
  • Kleiderstangen: Müssen was aushalten! Eine Stange voller Wintermäntel wiegt einiges. Achte auf massive Halterungen, die fest in den Seitenwänden verschraubt sind.
  • Beleuchtung: Ein absoluter Game-Changer! Eine integrierte LED-Beleuchtung bringt Licht ins Dunkel. Kleiner Tipp vom Profi: Montiere die LED-Strips immer vorne an der Innenseite des Korpus, nicht hinten an der Rückwand. So beleuchtest du deine Kleidung und nicht die Wand dahinter. Bewegungsmelder sind übrigens ein erschwinglicher Luxus, der das Ganze noch komfortabler macht.
  • Belüftung: Kleidung muss atmen. Gerade bei einem raumhohen Einbauschrank ist das wichtig. Eine kleine Schattenfuge zur Wand oder dezente Lüftungsgitter im Sockelbereich sorgen für Zirkulation und beugen muffigem Geruch vor.
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Die Kosten: Was kostet der Spaß denn nun wirklich?

So, jetzt aber Butter bei die Fische. Warum kostet ein Schrank mal 3.000 € und mal 9.000 €? Der Preis setzt sich grob aus drei Dingen zusammen: Material, Beschläge und Arbeitszeit. Plus Mehrwertsteuer, logisch.

Ein konkretes Rechenbeispiel

Stellen wir uns mal einen typischen Schrank vor: 2,50 m breit, 2,20 m hoch, 60 cm tief, mit vier Türen, fünf Schubladen und ein paar Einlegeböden.

  • Variante A (solide & budgetfreundlich): Korpus und Fronten aus hochwertiger, melaminharzbeschichteter Spanplatte in Weiß. Gute, aber einfache Scharniere und Schubladenauszüge (ohne Soft-Close). Hier landest du, inklusive Planung, Fertigung und Montage durch einen Fachbetrieb, wahrscheinlich in einem Bereich von ca. 3.000 € bis 4.500 €.
  • Variante B (hochwertig & langlebig): Korpus aus stabiler Tischlerplatte, Fronten in MDF mit einer aufwendigen Schleiflack-Oberfläche in deiner Wunschfarbe. Dazu die besten Beschläge: Scharniere mit Dämpfung und Vollauszüge mit Soft-Close für alle Schubladen. Vielleicht noch eine integrierte LED-Leiste. Hier bewegst du dich schnell in Richtung 7.000 € bis 10.000 € oder mehr.

Du siehst, der Teufel steckt im Detail. Allein die Materialwahl und die Qualität der Beschläge machen einen riesigen Unterschied.

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Der DIY-Weg: Chance oder Überforderung?

Klar kannst du einen Einbauschrank für unter 2.000 € selbst bauen. Aber sei ehrlich zu dir, was deine Fähigkeiten, dein Werkzeug und deine Geduld angeht.

Was du selbst schaffen kannst

Ein einfacher Kasten an einer geraden Wand ist für ambitionierte Heimwerker machbar. Platten kannst du dir zuschneiden lassen. Kleiner Tipp: Statt im Baumarkt, wo der Zuschnitt manchmal ungenau ist, frag mal beim lokalen Holzhändler oder bei Online-Anbietern wie Expresszuschnitt.de an. Die sind oft millimetergenau. Als absolutes Minimum an Werkzeug brauchst du einen guten Akkuschrauber, eine präzise Wasserwaage, einen Winkel und hochwertige Schrauben und Dübel.

Wo du an deine Grenzen kommst

Vorsicht ist geboten bei:

  • Schiefen Wänden/Böden: Einen Schrank perfekt an eine unebene Wand anzupassen, erfordert Erfahrung. Hier entstehen schnell hässliche Spalten.
  • Dachschrägen: Die Winkel exakt zu übertragen und zu sägen, ist die Königsdisziplin. Ein kleiner Fehler, und die teure Platte ist für die Tonne.
  • Perfekte Oberflächen: Eine staubfreie, makellose Lackierung? Ohne Lackierkabine fast unmöglich.

Ein guter Kompromiss: Du planst selbst und lässt dir die Teile präzise vom Schreiner zuschneiden und vielleicht sogar die Kanten umleimen. Die Montage übernimmst du dann selbst. Das spart Geld, sichert aber die Qualität bei den kritischen Schritten.

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Wie du den richtigen Handwerker findest

Okay, du entscheidest dich für den Profi. Aber wie findest du den richtigen?

  • Frag bei der lokalen Handwerkskammer oder Schreinerinnung nach. Die haben Listen mit qualifizierten Betrieben.
  • Schau dir die Website genau an. Zeigt der Betrieb echte, abgeschlossene Kundenprojekte (vielleicht sogar mit Vorher-Nachher-Bildern) oder nur Hochglanz-Katalogfotos? Das verrät viel.
  • Stell im Gespräch die richtigen Fragen. Frage nicht nur nach dem Preis, sondern auch: „Was war die kniffligste Raumsituation, die Sie je gelöst haben?“ Ein echter Profi wird mit leuchtenden Augen von einer cleveren Lösung erzählen.

Deine Checkliste für das Gespräch mit dem Schreiner

Sei gut vorbereitet, dann wird das erste Gespräch viel produktiver. Das solltest du dabeihaben:

  • Grobe Maße: Breite, Höhe, Tiefe (wie oben beschrieben).
  • Fotos vom Raum: Aus verschiedenen Perspektiven.
  • Eine Liste deiner Sachen: Was soll alles rein? (z.B. 20 Hemden, 5 Anzüge, 1 Staubsauger, Koffer …)
  • Inspirationsbilder: Such bei Pinterest oder in Wohnmagazinen nach Stilen, die dir gefallen.
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Mein Fazit: Eine Investition, die sich auszahlt

Ein maßgefertigter Einbauschrank ist kein Wegwerfartikel. Er ist eine Investition in dein Zuhause und deine tägliche Lebensqualität. Er nutzt jeden Winkel perfekt aus, schafft dauerhaft Ordnung und wertet deine Immobilie auf.

Der Preisunterschied liegt nicht nur im Holz. Er liegt in der Sorgfalt der Planung, der Präzision der Fertigung und der Qualität der kleinen, unsichtbaren Teile. Ein guter Schrank soll nicht nur am ersten Tag toll aussehen. Er soll auch nach 30 Jahren noch Freude machen, mit Türen, die nicht hängen, und Schubladen, die sanft gleiten. Überleg also gut, was dir wichtig ist, und scheu dich nicht, dem Handwerker Löcher in den Bauch zu fragen. Ein guter Profi erklärt dir alles mit Leidenschaft. Denn am Ende des Tages verkaufen wir keine Schränke – wir bauen Lösungen fürs Leben.

Bildergalerie

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Der kleine, aber feine Unterschied: Warum sind die Beschläge so wichtig?

Man sieht sie kaum, aber man fühlt sie bei jeder einzelnen Benutzung. Die Beschläge – also Scharniere und Schubladenführungen – sind das funktionale Herzstück Ihres Schranks. Während Standard-Beschläge ihren Zweck erfüllen, heben hochwertige Systeme von Marken wie Blum oder Hettich den Komfort auf ein neues Level. Denken Sie an „Soft-Close“-Türen, die sanft und lautlos zufallen, oder an Vollauszüge, die auch bei voller Beladung butterweich gleiten. Diese Details machen aus einem guten Schrank einen exzellenten und sind eine Investition in die tägliche Nutzungsfreude, die sich über Jahrzehnte auszahlt.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.