Jalousie: Baumarkt-Frust oder eine Lösung fürs Leben?
Maßgeschneiderte Jalousien sind der Schlüssel zu einem stilvollen Zuhause. Entdecken Sie, warum individuelle Lösungen der Massenware überlegen sind!
In einer Welt, in der alles nach dem gleichen Muster gefertigt wird, könnte man meinen, das Einzige, was uns bleibt, sind Standardlösungen. Doch was wäre, wenn Ihre Fenster mehr Persönlichkeit hätten als der Durchschnitt? Stellen Sie sich vor, Ihre Jalousien erzählen eine Geschichte – Ihre Geschichte. Maßgefertigte Jalousien sind nicht nur praktische Lichtregulatoren, sie sind das i-Tüpfelchen für Ihr individuelles Wohngefühl.
Eine Jalousie kann mehr, als du denkst
Ganz ehrlich? In meinem Job habe ich schon alles gesehen. Fenster in allen Formen und Größen – und vor allem die Jalousien davor. Und ich habe gesehen, was eine richtig gute Jalousie bewirken kann und, leider viel zu oft, was eine schlechte anrichtet. Viele Leute kommen frustriert zu mir, nachdem sie im Baumarkt zugeschlagen haben. Die Lamellen hängen schief, die Zugschnur klemmt nach drei Wochen, und das ganze Ding klappert bei jedem kleinen Luftzug. Sie dachten, sie hätten Geld gespart. In Wahrheit haben sie Zeit, Nerven und am Ende oft doppelt Geld verloren.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Jalousie kann mehr, als du denkst
- Das A und O: Warum das richtige Maß alles ist
- Materialkunde: Was sich wirklich gut anfühlt (und lange hält)
- Das Innenleben: Was man nicht sieht, ist am wichtigsten
- Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß denn nun?
- Wann du den Fachmann rufen solltest (und wie du einen guten erkennst)
- Eine letzte Überlegung aus der Werkstatt
Mal Tacheles: Eine Jalousie ist kein Wegwerfartikel. Sie ist ein technisches und gestalterisches Element an deinem Fenster. Sie steuert Licht, schützt deine Privatsphäre und kann die ganze Atmosphäre eines Raumes verändern. Die Entscheidung zwischen Maßanfertigung und Massenware ist deshalb keine Luxusfrage. Es ist eine Frage der Funktion, der Langlebigkeit und, ja, auch der Sicherheit.

Das A und O: Warum das richtige Maß alles ist
Der häufigste und teuerste Fehler passiert schon lange vor der Farbauswahl – nämlich beim Messen. Eine Jalousie von der Stange hat Standardmaße. Deine Fenster haben das aber so gut wie nie. Selbst in einem topmodernen Neubau gibt es Toleranzen. Ein Fenster, das im Plan mit 80 cm steht, ist in der Realität selten exakt 80,0 cm breit.
Kleiner Tipp für die, die es partout selbst versuchen wollen: Wenn du schon selbst misst, dann mach es wie die Profis. Miss an mindestens drei Stellen: oben, in der Mitte und unten. Und zwar sowohl die Breite als auch die Höhe. Warum? Weil Fensterlaibungen fast nie perfekt im Winkel sind. Für die Bestellung nimmst du dann immer das kleinste gemessene Breitenmaß. So stellst du sicher, dass die Jalousie frei läuft und nirgends schleift. Versuchst du eine Standard-Jalousie selbst zu kürzen, zerstörst du fast immer die innere Balance. Die Zugschnüre sind dann ungleichmäßig verteilt, die Mechanik wird einseitig belastet und geht ruckzuck kaputt.

Wohin mit dem guten Stück? Die drei gängigen Montagearten
Das ist keine reine Geschmacksfrage, sondern eine technische Entscheidung. Hier mal die Optionen im Schnelldurchlauf:
- In der Glasleiste: Die dezenteste Variante. Die Jalousie sitzt direkt vor der Scheibe. Ideal, weil du das Fenster weiterhin problemlos kippen und öffnen kannst. Voraussetzung ist aber eine Glasleistentiefe von meistens mindestens 15 Millimetern. Hier ist Millimeterarbeit beim Messen gefragt!
- Auf dem Fensterflügel: Oft mit Klemmträgern befestigt, super für Mietwohnungen, da man nicht bohren muss. Aber Achtung: Billige Klemmträger aus Plastik werden in der Sonne spröde und können brechen. Prüfe auch, ob du den Fenstergriff noch bequem bedienen kannst.
- In der Fensternische: Die Jalousie hängt vor dem kompletten Fenster, an der Wand oder Decke. Das verdunkelt am besten. Hier musst du aber auf vorstehende Fensterbänke oder Heizkörper achten. Außerdem ist die Kippfunktion des Fensters blockiert, wenn die Jalousie unten ist.
Ich hatte mal einen Kunden, der für sein breites Panoramafenster drei einzelne Billig-Jalousien gekauft hat. Nach einem halben Jahr rief er mich an. Die mittlere hing durch, die äußeren klemmten. Eine Reparatur? Aussichtslos. Am Ende haben wir eine dreigeteilte Maßanfertigung mit durchgehender Oberschiene montiert. Sah sauber aus, funktionierte perfekt. Die Lehre daraus: Die Kosten für die gescheiterte „Sparlösung“ hätte er sich sparen können.

Materialkunde: Was sich wirklich gut anfühlt (und lange hält)
Das Material ist viel mehr als nur Optik. Es entscheidet über Hitzeschutz, Stabilität und Langlebigkeit. Lass uns das mal ganz praktisch durchgehen.
Aluminium – der robuste Alleskönner. Die meisten Jalousien sind aus Alu, aber die Unterschiede sind gewaltig. Billige Lamellen sind oft nur 0,18 mm dick und verbiegen schon vom schief Anschauen. Eine Qualitätslamelle hat eher 0,21 bis 0,23 mm. Klingt nach wenig, macht aber einen riesigen Unterschied. Ach ja, und die Beschichtung: Hochwertige Lamellen sind pulverbeschichtet, der Lack ist quasi eingebrannt und extrem widerstandsfähig. Einfacher Lack kann in der prallen Sonne ausbleichen. Alu ist super für alle Räume, auch für Bad und Küche, und liegt preislich im soliden Mittelfeld (€€).
Wusstest du schon? Eine helle Aluminium-Jalousie kann die Raumtemperatur im Sommer um bis zu 5 Grad senken! Sie reflektiert die Sonnenstrahlen einfach wieder nach draußen. Besser als so manche Klimaanlage.

Holz – der natürliche Charmeur. Holzjalousien bringen sofort Wärme und Gemütlichkeit in einen Raum. Aber Holz lebt und arbeitet. In Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie im Bad, ist es daher keine gute Idee – es kann sich verziehen. Außerdem ist eine große Holzjalousie ziemlich schwer, was hohe Anforderungen an die Wandbefestigung stellt. Wegen des aufwendigeren Materials und der Verarbeitung ist Holz klar die teuerste Variante (€€€).
Kunststoff (PVC) – die praktische Budget-Lösung. PVC-Jalousien sind oft die günstigste Option (€) und absolut feuchtigkeitsbeständig. Perfekt für den Waschkeller oder das Gästebad. Aber Vorsicht bei direkter Sonneneinstrahlung in Wohnräumen. Billiges PVC kann vergilben und spröde werden. Ich habe schon Lamellen gesehen, die nach ein paar Sommern einfach zerbröselt sind. Eine funktionale, aber selten eine langfristige Lösung fürs Wohnzimmer.
Das Innenleben: Was man nicht sieht, ist am wichtigsten
Die beste Lamelle nützt nichts, wenn die Mechanik nach einem Jahr den Geist aufgibt. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Bei einer Billig-Jalousie ist fast alles, was du nicht siehst, aus dünnem Blech und einfachem Plastik gefertigt. Bei einer Maßanfertigung hingegen bestehen die Oberschiene aus stabilem Aluminium, die Schnüre aus reißfestem Polyester und die Getriebe aus langlebigen Komponenten. Das ist der Unterschied zwischen einem Ärgernis und einer Anschaffung, die dich über Jahre begleitet.

Ein Thema, bei dem ich keinen Spaß verstehe: Sicherheit
Jetzt mal ernsthaft: Lange, frei hängende Schnüre sind eine Strangulationsgefahr für Kleinkinder. Dafür gibt es schon lange eine strenge europäische Sicherheitsvorschrift. Jede Jalousie, die heute verkauft wird, MUSS kindersicher sein. Das bedeutet: kurze Schnüre, Abreißmechanismen oder feste Schnurwickler an der Wand. Leider sehe ich immer wieder Billigimporte, die das ignorieren. Bitte, spar niemals an dieser Stelle. Die Sicherheit deiner Kinder ist unbezahlbar.
Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß denn nun?
Okay, reden wir über Geld. Der Preisunterschied ist natürlich da, aber man muss wissen, wofür man bezahlt. Nur mal als Hausnummer für ein typisches Küchenfenster (ca. 80×120 cm):
- Die Baumarkt-Jalousie: Kostet dich vielleicht 25 €. Du misst, montierst und hoffst, dass alles passt. Keine Garantie auf Passgenauigkeit.
- Die Online-Maßanfertigung: Hier liegst du bei ca. 60–90 €. Du misst selbst, bekommst aber ein passgenaues Produkt in besserer Qualität. Der Einbau liegt bei dir.
- Die Profi-Lösung vom Fachbetrieb: Startet bei etwa 180–250 €. Dafür kommt jemand vorbei, berät dich, misst exakt aus, montiert alles fachgerecht und du hast eine volle Garantie auf Produkt und Arbeit.
Gut zu wissen: Eine Maßanfertigung vom Fachmann dauert natürlich etwas länger. Von der Beratung bis zur fertigen Montage solltest du realistisch mit zwei bis vier Wochen rechnen. Dafür hast du am Ende aber auch eine perfekte Lösung ohne Kopfschmerzen.
Wann du den Fachmann rufen solltest (und wie du einen guten erkennst)
Kannst du eine Jalousie selbst montieren? Bei einem kleinen, geraden Fenster und mit etwas Geschick, ja. Aber sei ehrlich zu dir selbst. Ruf einen Profi, wenn es um große oder schwere Jalousien geht, die Fenster schräg sind, du in einer Mietwohnung lebst oder motorisierte Lösungen möchtest.
Und woran erkennst du einen guten Betrieb? Stell ruhig ein paar kritische Fragen:
Bieten Sie eine Beratung bei mir zu Hause an? Messen Sie selbst aus und übernehmen die Verantwortung dafür? Welche Materialqualitäten bieten Sie an? Und ganz wichtig: Bekomme ich eine Garantie auf die Montage?
Ein echter Profi wird dir all diese Fragen gerne und souverän beantworten.
Eine letzte Überlegung aus der Werkstatt
Die Entscheidung für eine maßgefertigte Jalousie ist eine Investition, keine Ausgabe. Du investierst in täglichen Komfort, in niedrigere Stromkosten im Sommer, in die Sicherheit deiner Familie und in den Werterhalt deiner Möbel, die vor dem Ausbleichen geschützt werden. Eine Jalousie von der Stange ist oft nur ein fauler Kompromiss. Und ich habe in all den Jahren gelernt: Gute Kompromisse sind im Handwerk verdammt selten.
Nimm dir die Zeit. Fass die Materialien an, wenn du die Chance dazu hast. Achte auf die Details. Eine gute Jalousie wird dich viele Jahre erfreuen. Eine schlechte wird dich viele Jahre ärgern. Die Wahl liegt bei dir.