Dein Preisauszeichner-Guide: So geht’s richtig – Tipps vom Profi

Etiketten sind mehr als nur Preisschilder – sie sind die unsichtbaren Verkäufer, die den Einkaufserlebnis prägen. Entdecken Sie ihre Geheimnisse!

von Dagmar Brocken

Ganz ehrlich, nach gefühlt einer Ewigkeit im Einzelhandel habe ich so ziemlich alles schon mal in den Händen gehalten. Und jedes einzelne Teil musste ausgezeichnet werden. Für viele ist der Preisauszeichner ja nur dieses laute Klick-Gerät, ein notwendiges Übel im Arbeitsalltag. Aber ich sehe das völlig anders. Für mich ist das ein Präzisionswerkzeug. Wenn du es richtig einsetzt, sparst du nicht nur unglaublich viel Zeit, sondern schaffst auch Klarheit und Vertrauen bei deinen Kunden. Und du verhinderst teure Fehler.

Falsch eingesetzt? Dann wird das Ding schnell zur Quelle von Frust, unleserlichen Etiketten und ständigen Unterbrechungen.

Ich erinnere mich noch gut an meine Anfangszeit. Damals habe ich die Wichtigkeit eines guten Geräts total unterschätzt. Ein billiger Auszeichner klemmte ständig, die Etiketten rissen und der Druck war eine absolute Katastrophe. An einem super-stressigen Samstagvormittag hat er dann komplett den Geist aufgegeben. Ich musste Dutzende Artikel von Hand beschriften. Das sah nicht nur unprofessionell aus, es hat mich eine geschlagene Stunde gekostet. Eine Stunde, in der ich eigentlich für meine Kunden da sein wollte. An diesem Tag habe ich gelernt: Wer am Werkzeug spart, zahlt am Ende doppelt und dreifach.

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Dieser Beitrag ist für alle, die täglich mit Preisauszeichnern zu tun haben – egal ob Ladenbesitzer, Abteilungsleiterin oder Azubi. Ich zeige dir, worauf es wirklich ankommt, wie du die Dinger richtig handhabst und die häufigsten Probleme ganz einfach selbst löst. Das ist kein Hexenwerk, versprochen. Es ist Handwerk, und das kann man lernen.

Die Mechanik verstehen: Was da drin eigentlich passiert

Um ein Werkzeug zu meistern, muss man es verstehen. So ein Preisauszeichner ist ein kleines mechanisches Wunder. Wenn du den Handhebel drückst, setzt du eine ganze Kettenreaktion in Gang. Das zu wissen, hilft dir später enorm bei der Fehlersuche.

Hier mal die wichtigsten Bauteile im Schnelldurchlauf:

  • Das Druckwerk: Das ist sozusagen das Herzstück. Es besteht aus mehreren Gummibändern mit Zahlen und Symbolen. Mit einem kleinen Rädchen stellst du die Bänder auf den gewünschten Preis ein.
  • Die Farbrolle: Ein winziges Schaumstoffröllchen, das mit Tinte getränkt ist. Bei jedem Klick drückt das Druckwerk kurz auf diese Rolle, nimmt Farbe auf und stempelt sie dann aufs Etikett. Man riecht es förmlich, wenn eine Rolle frisch ist – dieser typische, leicht chemische Geruch von Stempelfarbe.
  • Die Transportwalze: Eine kleine Rolle mit feinen Stacheln oder einer Gummierung. Sie greift in die Löcher des Etikettenbands und zieht es bei jedem Klick exakt ein Etikett weiter. Fühl mal mit dem Finger drüber, dann spürst du die Spitzen. Achtung: Hier sammelt sich gerne mal Schmutz und Kleber.
  • Der Etikettenspender: Ganz vorne am Gerät befindet sich eine scharfe Kante. Hier wird das Trägerpapier des Etikettenbands abrupt umgeknickt. Durch diese Biegung löst sich das klebrige Etikett vom Papier und steht bereit, um auf die Ware geklebt zu werden.

Der ganze Vorgang ist ein perfekt abgestimmtes Ballett: Hebel drücken, Farbrolle benetzt das Druckwerk, Transportwalze zieht das Band vor, Druckwerk stempelt, Etikett löst sich. Und das alles im Bruchteil einer Sekunde. Wenn an einer Stelle etwas nicht stimmt, bricht die ganze Kette zusammen. Das Ergebnis ist meistens ein fieser Etikettenstau.

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Warum der Klebstoff eine kleine Wissenschaft ist

Etiketten sind nicht gleich Etiketten. Der Kleber macht einen riesigen Unterschied! Der falsche Kleber kann zu verärgerten Kunden oder unbrauchbarer Ware führen. Im Grunde unterscheidet man drei Arten:

  • Permanent haftend: Der Standard für die meisten Produkte. Einmal aufgeklebt, lässt sich das Etikett nur schwer oder durch Zerstören wieder abbekommen. Ideal für Kartons, Verpackungen und alles, was bis zum Verkauf halten muss.
  • Leicht ablösbar: Perfekt für Geschenkartikel, Bücher, Gläser oder Geschirr. Der Kunde kann das Etikett rückstandsfrei entfernen. Der Kleber ist hier spürbar weicher.
  • Tiefkühlgeeignet: Ein Spezialkleber, der auch bei Minusgraden nicht aufgibt. Standardkleber wird bei Kälte spröde und das Etikett fällt einfach ab. Glaub mir, ich habe das auf die harte Tour gelernt. Einmal habe ich versucht, mit normalen Etiketten zu tricksen. Am nächsten Morgen sah die Tiefkühltruhe aus wie nach einem Schneesturm aus Preisschildern. Eine ganze Charge musste neu etikettiert werden. Also: Wenn du Tiefkühlprodukte auszeichnest, ist dieser Typ ein absolutes Muss!
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Das richtige Gerät wählen: Eine Investition, die sich lohnt

Der Markt für Preisauszeichner ist riesig. Es gibt einfache, günstige Modelle und professionelle, teure Geräte. Die Frage ist nicht, welches das beste ist, sondern welches für DICH das richtige ist.

Einzeilig oder zweizeilig? Mehr als nur eine Preisfrage

Die erste und wichtigste Entscheidung ist die Anzahl der Druckzeilen. Ein einzeiliger Auszeichner ist das klassische Arbeitstier. Er druckt eine Zeile mit 6 bis 8 Ziffern, perfekt für einen Preis in Euro und Cent. Diese Geräte sind meist leichter, günstiger und super einfach zu bedienen. Für eine kleine Boutique, einen Kiosk oder wenn es nur um den Endpreis geht, ist ein robustes einzeiliges Modell oft die beste Wahl. Die nutzen in der Regel die Standard-Etikettengröße 26×12 mm. Ein gutes Einsteigergerät findest du schon für ca. 25-30 Euro.

Ein zweizeiliger Auszeichner ist dagegen der Spezialist. Er bietet, wie der Name schon sagt, zwei Druckzeilen. Damit kannst du viel mehr Informationen unterbringen. Oben eine Zusatzinfo, unten der Preis. Das wirkt sofort professioneller. Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

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  • Lebensmittel: Oben das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), unten der Preis.
  • Lager: Oben eine Artikel- oder Chargennummer, unten der Preis oder ein interner Code. Erleichtert die Inventur ungemein.
  • Sonderangebote: Oben der alte Preis, unten der neue Aktionspreis.

Ganz wichtig wird es bei der gesetzlich vorgeschriebenen Grundpreisauszeichnung (PAngV). Du fragst dich, wie du „12,99 € / 100g“ auf so ein kleines Etikett bekommst? Mit einem Zweizeiler geht das ganz elegant. Du stellst zum Beispiel die obere Zeile auf „100g E“ und die untere auf den Preis „__12.99 E“. Problem gelöst! Diese Geräte brauchen meist größere Etiketten, oft im Format 26×16 mm, und kosten zwischen 50 und über 100 Euro. Aber die Investition zahlt sich aus.

Worauf du beim Kauf sonst noch achten solltest

Abgesehen von den Zeilen gibt es noch ein paar andere Dinge zu beachten:

  • Haptik und Material: Nimm das Gerät in die Hand. Wirkt das Plastik stabil oder billig? Ein gutes Gerät hat ein gewisses Gewicht und liegt einfach besser in der Hand.
  • Ergonomie: Du wirst das Ding hunderte Male am Tag benutzen. Der Griff sollte bequem sein. Ein schlecht geformter Griff kann auf Dauer echt zu Schmerzen im Handgelenk führen.
  • Zubehör-Verfügbarkeit: Prüfe, ob du für das Modell auch in Zukunft leicht Etiketten und Farbrollen bekommst. Nichts ist ärgerlicher als ein gutes Gerät, für das es kein Verbrauchsmaterial mehr gibt. Setze auf etablierte Marken, dann bist du auf der sicheren Seite. Du findest sie in großen Büro-Onlineshops oder bei Spezialanbietern für Geschäftsausstattung.

Kleiner Tipp für den Start: Was brauchst du wirklich? Denk an diese drei Dinge: 1. Den Auszeichner selbst (ein solides Modell für deinen Zweck), 2. Eine Großpackung passende Etiketten (z.B. 26×12 mm, permanent haftend) und 3. Mindestens eine Ersatz-Farbrolle. Für ein gutes Starter-Set solltest du so um die 60 bis 70 Euro einplanen.

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Die richtige Handhabung: So arbeiten die Profis

Ein Auszeichner ist nur so gut wie die Person, die ihn bedient. Mit der richtigen Technik arbeitest du schnell, sauber und materialschonend. Ich zeige meinen Azubis immer die gleichen, bewährten Handgriffe.

Schritt für Schritt: Eine neue Etikettenrolle einlegen

Das ist die häufigste Tätigkeit und gleichzeitig die häufigste Fehlerquelle. Nimm dir am Anfang die Zeit, das in Ruhe zu üben. Mit etwas Routine dauert der Wechsel später weniger als eine Minute.

  1. Gerät öffnen: Meist gibt es einen oder zwei Knöpfe, um die Bodenplatte zu öffnen. Ohne Gewalt!
  2. Alten Kern raus: Den leeren Pappkern von der Halterung nehmen.
  3. Neue Rolle rein: Achte darauf, dass die Etiketten in die richtige Richtung abrollen – also zum Transportmechanismus hin.
  4. Band einfädeln (der knifflige Teil): Zieh etwa 10-15 cm des Bandes ab. Führe das schmale Trägerpapier durch die Führung bis zur Transportwalze. Die kleinen Stacheln der Walze müssen in die Löcher des Bandes greifen.
  5. Gerät schließen: Klapp die Abdeckung zu, bis sie hörbar einrastet.
  6. Probe-Klicks: Betätige den Hebel ein paar Mal, bis vorne ein sauber bedrucktes Etikett rauskommt. Die ersten paar sind meistens unbedruckt, das ist normal.

Profi-Tipp: Wenn das Einfädeln hakt, reiß einfach das erste Etikett vom Trägerband ab. Das schmale, glatte Band lässt sich viel einfacher durch die engen Führungen schieben als das breitere Stück mit dem klebrigen Etikett drauf.

Der Farbrollenwechsel: Eine saubere Sache

Irgendwann wird der Druck blass. Zeit für eine neue Farbrolle. Davor haben viele Respekt, weil es leicht eine Sauerei wird. Aber auch hier gibt’s einen Trick.

  1. Druckwerkfach öffnen: Meist ein kleiner Schieber oder eine Klappe.
  2. Alte Rolle raus: Versuch nicht, sie mit den Fingern rauszuziehen – du bekommst garantiert schwarze Finger. Nimm ein kleines Werkzeug (manchmal liegt eins bei) oder einfach den leeren Pappkern einer Etikettenrolle und drück die alte Rolle seitlich aus der Halterung.
  3. Neue Rolle rein: Klick die neue Rolle in die Halterung. Fertig.
  4. Testen: Ein paar Klicks auf einem Schmierblatt, und der Druck sollte wieder satt und kräftig sein.

Notfall-Hack: Farbrolle leer und kein Ersatz da? Passiert den Besten! Nimm die Rolle kurz raus, wärm sie fest in deinen Händen oder reib sie ein wenig. Die Wärme macht die Resttinte oft wieder flüssig genug für die letzten 20-30 Etiketten, bis der Nachschub eintrifft.

Erste Hilfe: Wenn der Auszeichner mal streikt

Auch das beste Gerät kann mal zicken. Aber in 9 von 10 Fällen ist es kein Defekt, sondern nur Schmutz oder ein Bedienfehler.

Problem: Etikettenstau im Inneren
Symptom: Der Hebel klemmt, es kommt nichts mehr raus.
Ursache: Meist hat sich ein Etikett vom Trägerband gelöst und klebt im Mechanismus fest.
Lösung: Öffne das Gerät, nimm die Rolle raus und suche nach dem Übeltäter. Mit einer Pinzette kannst du das verknüllte Etikett vorsichtig entfernen. Reinige danach die Transportwalze von Kleberesten (ein Tuch mit etwas Reinigungsalkohol wirkt Wunder, aber nur auf Metallteilen!).
Vorbeugung: Einmal die Woche kurz mit Druckluftspray durchpusten. Das verhindert die meisten Staus, bevor sie entstehen.

Problem: Unsauberer oder unvollständiger Druck
Symptom: Zahlen sind schlecht lesbar, der Druck ist blass oder fleckig.
Ursache: Entweder ist die Farbrolle leer oder das Druckwerk ist verschmutzt.
Lösung: Wechsle die Farbrolle oder reinige die Gummibänder des Druckwerks vorsichtig mit einer weichen, trockenen Bürste (z. B. eine alte Zahnbürste).

Problem: Die Etiketten werden nicht transportiert
Symptom: Du klickst, aber das Band bewegt sich nicht.
Ursache: Das Band ist nicht richtig in der Transportwalze eingelegt. Die Stifte greifen nicht in die Löcher.
Lösung: Öffne das Gerät und fädle das Band neu ein. Achte ganz genau darauf, dass alles richtig sitzt.

Pflege und Sicherheit: Damit alles lange läuft

Das ständige Klicken kann auf Dauer wirklich auf die Gelenke gehen. Eine Sehnenscheidenentzündung ist kein Witz. Achte auf eine lockere Handhaltung, mach bei großen Lieferungen Pausen und schüttle die Hände aus. Lager das Gerät an einem festen Platz, geschützt vor direkter Sonne – die trocknet die Tinte aus und macht das Plastik spröde.

Und vergiss nie: Die Preisauszeichnung ist gesetzlich geregelt. Die Preisangabenverordnung (PAngV) verlangt klar lesbare Preise. Ein unleserliches Etikett ist rechtlich wie gar kein Etikett und kann bei einer Kontrolle Ärger bedeuten. Ein gut gewarteter Preisauszeichner ist also auch ein Beitrag zur Rechtssicherheit deines Geschäfts.

Ein Preisauszeichner mag nur ein kleines Werkzeug sein. Aber ein klares, sauber aufgebrachtes Etikett ist ein kleines Qualitätsversprechen an deine Kunden. Es zeigt, dass bei dir alles seine Ordnung hat – vom großen Ganzen bis ins kleinste Detail. Und genau diese Details machen am Ende den Unterschied.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.