Rattan oder Polyrattan? Dein ehrlicher Guide für Gartenmöbel, die wirklich halten
Frühlingserwachen im Garten! Entdecken Sie, wie die richtigen Möbel Ihre Outdoor-Oase verwandeln können.
„Ein Garten ist kein Ort, er ist ein Gefühl.“ Diese Worte könnten von einem Philosophen stammen, der die Magie der Natur erfasst hat. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Rattan-Lounge, umgeben von blühenden Blumen und dem Duft des Grills. Der Frühling ruft, und die Zeit ist reif, Ihren Garten in ein persönliches Paradies zu verwandeln.
Jedes Frühjahr das gleiche Spiel in meiner Werkstatt: Kunden schleppen Gartenmöbel an, die den Winter nicht überstanden haben. Mal sind es wunderschöne Rattan-Sessel, die jetzt unschöne Stockflecken haben. Mal sind es vermeintliche Polyrattan-Schnäppchen, bei denen das Geflecht spröde gebrochen ist. Ganz ehrlich? Nach vielen Jahren in diesem Job sehe ich sofort, wo beim Kauf gespart wurde – und wo das Geld am Ende doppelt ausgegeben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Die Materialfrage: Natur pur oder cleverer Kunststoff?
- Worauf es beim Kauf ankommt: Deine Checkliste für’s Möbelhaus
- Online kaufen? So gehst du auf Nummer sicher!
- Pflege und Lagerung: So schützt du deine Investition
- Die 3 größten Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
- Mein Fazit für dich
- Bildergalerie
Viele glauben, Gartenmöbel kauft man mal eben so. Ab in den Baumarkt, das schönste Set aussuchen, fertig. Aber die Wahrheit ist leider etwas komplizierter. Die Wahl des Materials und vor allem die Verarbeitungsqualität entscheiden darüber, ob du zehn Jahre lang glücklich auf deiner Terrasse sitzt oder nach zwei Saisons schon wieder los musst. Es geht hier nicht nur um die Optik, sondern um handfeste Materialkunde.
Dieser Guide ist keine Verkaufsbroschüre. Ich will dir mein Wissen aus der Praxis weitergeben, damit du eine richtig gute und langlebige Entscheidung triffst. Lass uns mal Klartext reden.

Die Materialfrage: Natur pur oder cleverer Kunststoff?
Um die richtige Wahl zu treffen, müssen wir erstmal die Basics klären. Die Begriffe „Rattan“ und „Polyrattan“ klingen ähnlich, sind aber zwei komplett verschiedene Welten. Ihre Eigenschaften sind entscheidend dafür, wo und wie du deine Möbel überhaupt nutzen kannst.
Echtes Rattan: Der charmante Schönwetter-Freund
Wusstest du, dass echtes Rattan gar kein Holz ist? Es ist der verholzte Trieb einer tropischen Kletterpalme. Diese Triebe sind unglaublich biegsam und innen porös, was sie erstaunlich leicht und trotzdem stabil macht. Für die typisch geschwungenen Formen werden die Rattanrohre über heißem Dampf in Form gebogen – echtes Handwerk eben.
Die große Stärke: Der Charakter. Echtes Rattan hat eine warme, natürliche Ausstrahlung, die kein Kunststoff je zu 100 % nachahmen kann. Es ist einfach authentisch.
Die große Schwäche: Rattan ist ein Naturmaterial und reagiert extrem auf Feuchtigkeit. Es saugt Nässe auf wie ein Schwamm, kann aufquellen und Schimmel ansetzen. Gleichzeitig trocknet direkte Sonneneinstrahlung es aus, macht es spröde und bleicht die Farbe aus. Darum mein ehrlicher Rat: Echte Rattanmöbel sind fantastisch für den Wintergarten oder eine sehr gut geschützte, überdachte Terrasse. Für den ungeschützten deutschen Garten, mit Regen und praller Sonne, sind sie leider nicht gemacht.

Polyrattan: Der robuste Alleskönner für draußen
Polyrattan ist quasi die geniale Antwort der Industrie auf die Wetterschwäche von echtem Rattan. Es handelt sich um einen Kunststoff – meist Polyethylen (PE) –, der zu langen Strängen geformt wird, die dann wie Rattan verflochten werden. Aber Achtung, Polyrattan ist nicht gleich Polyrattan!
Hier gibt es riesige Qualitätsunterschiede, die du kennen solltest:
- Flachband: Das ist die günstigste Variante. Sieht oft etwas künstlich aus und ist am wenigsten stabil. Man findet sie häufig bei den absoluten Lockangeboten um die 400-600 € für eine ganze Sitzgruppe.
- Halbrundprofil: Ein super Kompromiss. Es wirkt deutlich hochwertiger und dreidimensionaler als das Flachband und ist auch robuster. Hier bewegen wir uns schon in einem realistischeren Preisbereich.
- Rundfaser: Das ist die Königsklasse. Es imitiert echtes Rattan am besten und ist durch seine massive Form extrem langlebig und stabil. Das Flechten dauert natürlich länger, was den Preis erklärt. Eine gute Garnitur mit Rundfaser und Alu-Gestell startet oft erst bei 1.200 € aufwärts, kann aber auch schnell 2.000 bis 3.000 € kosten.
Kleiner Tipp: Achte in der Produktbeschreibung auf die Bezeichnung „HDPE“ (High-Density Polyethylene). Das ist der qualitativ hochwertige Kunststoff. Billiges Polyrattan aus minderwertigem Material oder gar PVC wird nach ein paar Sommern in der Sonne spröde und bricht. Das ist der Klassiker, den ich immer wieder zur Reparatur bekomme – was sich dann meist nicht mehr lohnt.

Worauf es beim Kauf ankommt: Deine Checkliste für’s Möbelhaus
Ein Möbel ist nur so gut wie sein schwächstes Teil. Hier sind die drei Dinge, die du vor Ort prüfen solltest, um nicht die Katze im Sack zu kaufen.
1. Das Gestell: Das unsichtbare Skelett
Das Wichtigste ist das, was man kaum sieht: der Rahmen unter dem Geflecht. Ein gutes Gartenmöbel hat immer ein Gestell aus Aluminium. Es sollte vollverschweißt und idealerweise pulverbeschichtet sein. Aluminium ist leicht, superstabil und rostet nicht. Perfekt!
Billige Möbel haben oft ein Gestell aus pulverbeschichtetem Stahl. Das Problem: Beim kleinsten Kratzer dringt Feuchtigkeit ein und der Stahl rostet von innen nach außen. Das Ergebnis sind diese hässlichen Rostflecken, die auf deine schönen neuen Terrassenplatten tropfen. Ein Kunde von mir hat für die Reinigung seiner Sandsteinplatten fast so viel bezahlt wie für das vermeintliche „Schnäppchen“-Möbelset.
Der ultimative Test für Laien: Nimm einen kleinen Magneten mit ins Geschäft (ja, wirklich!). Aluminium ist nicht magnetisch. Bleibt der Magnet am Rahmen haften, ist es Stahl. Finger weg! Alternativ: Heb das Möbelstück an. Aluminium ist spürbar leichter.

2. Das Geflecht: Handwerkskunst oder lieblose Massenware?
Schau dir das Geflecht ganz genau an. Es muss straff und gleichmäßig sein. Zieh ruhig mal mit den Fingern daran – es darf nicht nachgeben. Siehst du große Lücken, durch die das Gestell schimmert? Kein gutes Zeichen.
Achte besonders auf die Enden der Flechtstränge. Bei hochwertigen Möbeln sind sie fast unsichtbar nach innen geführt und verschweißt. Bei billiger Ware stehen die Enden oft ab oder sind nur lose umgeschlagen. Genau dort fängt das Geflecht an, sich aufzulösen.
3. Die Polster: Mehr als nur ein Kissen
Hier wird am häufigsten gespart. Drück mal kräftig auf das Polster. Kehrt es sofort in seine Form zurück? Super. Bleibt eine Delle? Schlecht. Das ist billiger Schaumstoff, der nach einer Saison durchgesessen ist.
Auch der Bezugsstoff ist entscheidend. Er muss UV-beständig und wasserabweisend sein. Günstige Stoffe bleichen in der Sonne schnell aus. Hochwertige Materialien wie durchgefärbtes Polyacryl halten ihre Farbe über Jahre. Achte auch auf saubere Doppelnähte und verdeckte Reißverschlüsse, damit du die Bezüge waschen kannst.

Online kaufen? So gehst du auf Nummer sicher!
Der Magnet-Test funktioniert online natürlich nicht. Aber auch hier kannst du Qualität erkennen. Scanne die Produktbeschreibung gezielt nach diesen Wörtern:
- Gestell: „Aluminium, vollverschweißt, pulverbeschichtet“
- Geflecht: „HDPE-Polyrattan“ (ideal: Halbrund- oder Rundfaser)
- Stoff: „UV-beständig“, „wasserabweisend“, „Bezüge waschbar“
Wenn diese Angaben fehlen, sei misstrauisch. Seriöse Händler listen das, weil es ein Qualitätsmerkmal ist. Im Zweifel: Schreib dem Kundenservice eine E-Mail und frag konkret nach. Bekommst du keine klare Antwort, ist das oft die Antwort, die du brauchst.
Pflege und Lagerung: So schützt du deine Investition
Selbst das beste Möbel leidet, wenn es falsch behandelt wird. Mit der richtigen Pflege hast du aber viele Jahre Freude daran.
Die Reinigung: Simpel! Lauwarmes Wasser, etwas milde Seife und eine weiche Bürste. Mehr braucht es nicht. Aber Achtung: Benutze NIEMALS einen Hochdruckreiniger! Der harte Strahl raut den Kunststoff auf, macht ihn porös und auf Dauer spröde.

Die Überwinterung: Polyrattan-Möbel können draußen bleiben, aber bitte mit der richtigen Abdeckung. Kauf keine billige Plastikplane. Die ist nicht atmungsaktiv, darunter sammelt sich Schwitzwasser und es gibt Stockflecken. Investiere die 80 bis 150 Euro in eine hochwertige, atmungsaktive Schutzhaube, am besten aus einem Material wie Oxford-Polyester (z.B. 600D). Achte darauf, dass sie Belüftungsschlitze hat. Die Polster gehören trotzdem immer ins Trockene – Keller oder Dachboden sind ideal.
Die 3 größten Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
Lass uns das Wichtigste nochmal zusammenfassen. Das sind die drei häufigsten und teuersten Fehler:
- Das rostige Stahlgestell: Der Magnet-Test ist dein bester Freund. Ein Stahlgestell bedeutet fast immer Ärger mit Rost.
- Das spröde Billig-Geflecht: Auf „HDPE“ achten und im Zweifel lieber Halbrund- statt Flachband wählen. Es hält länger und sieht besser aus.
- Der „Plastiksack-Effekt“: Eine nicht atmungsaktive Plane als Abdeckung fördert Schimmel und Stockflecken. Das ruiniert nicht nur die Polster, sondern auch deine Laune im Frühling.

Mein Fazit für dich
Am Ende ist die Entscheidung ganz einfach. Für den geschützten Innenbereich kann echtes Rattan mit seinem natürlichen Charme punkten. Für den Garten, der Wind und Wetter ausgesetzt ist, führt aber kein Weg an hochwertigem Polyrattan vorbei.
Lass dich nicht von riesigen Rabatten blenden. Eine gute Gartengarnitur ist eine Investition. Gib lieber ein paar Hundert Euro mehr für ein Alu-Gestell, ein dichtes HDPE-Geflecht und formstabile Polster aus. Du sparst dir den Ärger, die Arbeit und auf lange Sicht auch das Geld für einen Neukauf. Ich hoffe, diese Tipps aus der Praxis helfen dir dabei, ein Set zu finden, an dem du wirklich lange Freude hast.
Bildergalerie

Worauf achtet kaum jemand, was aber über die Langlebigkeit Ihrer Polyrattan-Möbel entscheidet?
Auf das, was man nicht sieht: das Untergestell. Unter dem schicken Geflecht verbirgt sich entweder Aluminium oder pulverbeschichteter Stahl – ein Unterschied, der über Jahre oder Rostflecken entscheidet. Hochwertige Möbel, wie sie etwa von Marken wie Kettler oder MBM (Münchener Boulevard Möbel) gefertigt werden, setzen konsequent auf leichte, rostfreie Aluminiumrahmen. Billiganbieter sparen hier oft und verwenden Stahl. Das Problem: Sobald die Beschichtung einen kleinen Kratzer hat – und das passiert im Alltag schnell – beginnt der Stahl zu rosten. Das Ergebnis sind unschöne Rostflecken auf Ihrer Terrasse und eine geschwächte Struktur. Ein einfacher Test im Laden: Heben Sie eine Ecke an. Aluminium ist spürbar leichter als Stahl.