Wohnen wie in 1001 Nacht? So geht’s wirklich (ohne Kitsch!)
Orientalische Deko ist mehr als nur Stil – sie ist ein Gefühl! Entdecken Sie, wie Sie mit mystischen Akzenten Ihr Zuhause verzaubern können.
„Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest nur eine Seite.“ Dieses Zitat von Augustinus könnte ebenso gut über Ihr Zuhause geschrieben werden. Warum nicht mit einem Hauch von Orient beginnen? Stellen Sie sich vor, wie Ihre Wände in tiefen Rottönen erstrahlen und goldene Akzente das Licht in funkelnde Sterne verwandeln. Lassen Sie sich von der Magie der orientalischen Deko entführen und verwandeln Sie jeden Raum in ein Märchen aus 1001 Nacht.
Fast jeder, der zu mir in die Werkstatt kommt, hat dieses Bild im Kopf: „Ich möchte es orientalisch haben!“ Wenn ich dann nachfrage, was das genau heißt, sehe ich förmlich die Traumblase platzen. Bilder von bunten Kissenbergen, goldenen Lampen und dem Trubel auf einem Basar in Marrakesch. Völlig verständlich, aber das ist, ehrlich gesagt, nur die touristische Oberfläche.
Inhaltsverzeichnis
- Schritt 1: Vergiss „orientalisch“ – Welche Geschichte soll dein Raum erzählen?
- 2. Die Seele des Raumes: Eine ehrliche Material- und Stoffkunde
- 3. Die Sprache des Lichts: Mehr als nur eine Lampe aufhängen
- 4. Der letzte Schliff: Dein Raum, deine Regeln
- 5. Vom Plan zur Realität: Dein schneller Start
- Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
- Bildergalerie
Ein wirklich stimmungsvoller orientalischer Wohnraum ist kein Filmset. Er ist ein tief durchdachtes Zusammenspiel aus echtem Handwerk, Kultur und, ja, sogar ein bisschen Physik. Ich erinnere mich noch gut an eines meiner ersten Projekte als junger Geselle. Ich wollte alles auf einmal und der Raum sah am Ende aus wie ein explodierter Souk. Völlig überladen! Da habe ich auf die harte Tour gelernt: Weniger ist oft so viel mehr. In diesem Guide teile ich meine Erfahrungen mit dir – ganz ohne Fachchinesisch, sondern als ehrliche Anleitung aus der Praxis. Lass uns gemeinsam ein Fundament bauen, damit dein Raum nicht nur toll aussieht, sondern sich auch richtig anfühlt.

Schritt 1: Vergiss „orientalisch“ – Welche Geschichte soll dein Raum erzählen?
Das Wichtigste zuerst: Den einen „orientalischen“ Stil gibt es nicht. Das ist eine westliche Vereinfachung für eine riesige Welt voller faszinierender Designs. Um nicht im Kitsch zu landen, solltest du dich für eine grobe Richtung entscheiden. Keine Sorge, die Stile haben sich gegenseitig beeinflusst, aber ihre Wurzeln sind klar erkennbar.
Der Maghreb-Stil: Erdig, lebendig, handfest (Marokko, Tunesien)
Das ist meistens das, was die Leute meinen. Dieser Stil ist kräftig und man will alles anfassen. Die Farben kommen direkt aus der Landschaft: das tiefe Blau der Stadt Chefchaouen, das Terrakotta der Wüste, das satte Grün der Oasen. Die Muster? Fast immer geometrisch, eine Kunstform, die aus dem traditionellen Bilderverbot heraus zu unglaublicher Perfektion gebracht wurde.
- Der Vibe: Lebhaft, gemütlich, einladend, mit einem Hauch von Bohème.
- Die Materialien: Gegerbtes Leder für Sitzkissen (Poufs), gehämmertes Messing für Tabletts und Laternen, grobe Wolle für Teppiche und duftendes Zedernholz.
- Kennzeichen: Zellige-Mosaike sind das Herzstück – handgeschlagene, glasierte Tonfliesen, die das Licht auf eine einzigartige Weise brechen. Typisch sind auch die berühmten Hufeisenbögen.
- „Get the Look“ für Einsteiger (ca. 250–400 €): Konzentriere dich auf wenige, starke Stücke. Ein guter Lederpouf (Echtleder ab ca. 120 €, Kunstleder ab 50 €), zwei, drei Kissenbezüge aus Kaktusseide oder Wolle (zusammen ca. 60–100 €) und eine mittelgroße Messinglaterne (auf dem Flohmarkt ab 30 €, neu oft ab 100 €). Online findest du sie unter Suchbegriffen wie „Marokkanischer Pouf“ oder „Beni Ourain Kissen“.

Der Persische Stil: Elegant, poetisch, fein (Iran)
Hier wird es filigraner. Denk an die feinen Miniaturen in alten Büchern. Die Muster sind oft floral und geschwungen – Ranken, Blüten und Vögel erzählen Geschichten. Die Farben sind gedämpfter und komplexer: Bordeauxrot, Saphirblau, Moosgrün und Gold geben den Ton an.
- Der Vibe: Mondän, kultiviert, ruhig und luxuriös.
- Die Materialien: Die Heimat der Teppichkunst! Ein handgeknüpfter Perserteppich ist eine Anschaffung fürs Leben. Dazu feine Stoffe wie Seidensamt und Brokat sowie dunkles, poliertes Nussbaumholz.
- Kennzeichen: Die komplexen, fließenden Muster sind unverkennbar. Die Einrichtung ist oft weniger bodennah als im Maghreb, mit fein gearbeiteten Beistelltischen und edlen Sitzmöbeln.
- „Get the Look“ für Anspruchsvolle (Investition ab 1.000 €): Der Teppich ist der Star! Ein guter, kleiner handgeknüpfter Teppich startet bei ca. 800 €, ein großer kann schnell 3.000 € und mehr kosten. Lege ihn in den Raum und zieh die Farben für deine Kissen und Deko direkt aus seinen Mustern – so entsteht sofort Harmonie. Kombiniere ihn mit schlichten, modernen Möbeln, damit er richtig strahlen kann.

Der Levantische Stil: Opulent, prachtvoll, weltgewandt (Syrien, Libanon)
Die Levante war schon immer ein Schmelztiegel der Kulturen, und das sieht man. Hier mischen sich osmanische, persische und europäische Einflüsse zu einem oft opulenten, reichen Stil. Er strahlt eine gewisse Grandezza aus, die an die alten Handelshäuser von Damaskus erinnert.
- Der Vibe: Repräsentativ, detailverliebt, mit einem Hauch von historischem Drama.
- Die Materialien: Das Markenzeichen sind Intarsienarbeiten, bei denen Perlmutt oder feine Hölzer in dunkles Walnussholz eingelegt werden. Damast-Stoffe sind ebenfalls typisch.
- Kennzeichen: Schwere, reich geschnitzte Möbel und kunstvolle Details.
- „Get the Look“ mit einem Statement-Stück (ab 200–300 €): Du musst nicht gleich den ganzen Raum umkrempeln. Ein einziges syrisches Intarsienmöbel, etwa ein sechseckiger Beistelltisch, kann als Solitär ein ganzes Zimmer aufwerten. Solche Stücke findest du bei spezialisierten Händlern oder online ab ca. 200 €. Halte den Rest der Einrichtung dann aber bewusst zurückhaltend.
2. Die Seele des Raumes: Eine ehrliche Material- und Stoffkunde
Ein Raum spricht durch seine Oberflächen. Und ganz ehrlich: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein billiger Polyester-Samt fühlt sich einfach nicht an wie echter Baumwollsamt. Das spürt man unbewusst.

Textilien: Das A und O für Gemütlichkeit
Textilien sind hier nicht nur Deko, sie sind Architektur. Sie dämpfen Schall, schaffen Zonen und Gemütlichkeit.
- Der Teppich als Fundament: Beginne immer mit dem Teppich. Ein guter Wollteppich isoliert, fühlt sich immer gut an und ist dank des natürlichen Wollfetts (Lanolin) sogar schmutzabweisend.
Kleiner Meister-Check für Teppiche: Wie erkennst du Handarbeit in 30 Sekunden? Dreh den Teppich um! Bei einem echten, handgeknüpften Stück siehst du das Muster auf der Rückseite fast genauso klar wie vorne. Die Knoten sind vielleicht leicht unregelmäßig – ein Zeichen echter Handarbeit. Bei Maschinenware ist die Rückseite oft perfekt glatt und von einem Gewebeband eingefasst. - Kissen in Schichten: Die Kunst liegt im Mischen. Kombiniere verschiedene Größen und Materialien. Ein großes, festes Leinenkissen nach hinten, davor ein weicher Samt und als Akzent ein kleines, besticktes Seidenkissen. Kleiner Spar-Tipp: Kauf online nur die schönen Bezüge und füll sie mit günstigen Füllkissen von IKEA oder JYSK.
- Vorhänge und Wandbehänge: Schwere Samtvorhänge schaffen eine unglaublich intime, ruhige Atmosphäre. Aber auch ein großer, schöner Kelim-Teppich kann als Wandbehang eine Wahnsinnswirkung haben. Achte aber aufs Gewicht! So ein Wollteppich wiegt schnell 15-20 kg, der muss sicher befestigt werden.

Holz, Metall und Keramik: Die harten Fakten
- Holz & Putz: Typisch sind duftendes Zedern- oder dunkles Walnussholz. Für die Wände ist Tadelakt, ein marokkanischer Kalkputz, natürlich der Traum. Aber Achtung: Das ist absolute Profiarbeit und sehr teuer (rechne mit 100-200 € pro m²). Eine super Alternative ist ein Kalk-Strukturputz aus dem Baumarkt (z.B. von Knauf oder Hornbach), den du im gewünschten Farbton abtönen lassen kannst. Kostenpunkt hier: nur ca. 5-10 € pro m².
- Metall: Gehämmertes Messing wirft ein warmes, lebendiges Licht. Mit der Zeit bekommt es eine Patina. Wenn du das nicht magst – kein Problem.
Messing polieren wie ein Profi: Mische eine Paste aus Zitronensaft und Salz, trage sie mit einem weichen Tuch auf, kurz einwirken lassen, abpolieren. Glänzt wieder wie neu!
3. Die Sprache des Lichts: Mehr als nur eine Lampe aufhängen
Traditionell hatten orientalische Häuser kleine Fenster, um die Hitze draußen zu halten. Deshalb ist Kunstlicht so unglaublich wichtig. Es geht darum, geheimnisvolle Lichtinseln zu schaffen.

Denk in drei Ebenen: Eine dimmbare Grundbeleuchtung für die Orientierung, Zonenlicht durch die typischen Laternen über einer Sitzgruppe und Akzentlicht – eine kleine Lampe am Boden, die eine Pflanze anstrahlt oder Kerzenlicht.
Und jetzt kommt der Physik-Teil, den viele unterschätzen: die Farbtemperatur. Achte beim Kauf von LED-Leuchtmitteln auf die Angabe „Warmweiß“ oder einen Wert um die 2.700 Kelvin (K). Alles darüber wirkt schnell kühl und ungemütlich. Ein hoher Farbwiedergabeindex (CRI oder Ra von über 90) sorgt dafür, dass die Farben deiner teuren Textilien auch im Kunstlicht brillant aussehen.
Eine ernste Warnung vom Profi
Ganz ehrlich, hier hört der Spaß auf. Bei Lampen und Feuer musst du aufpassen. Viele wunderschöne Laternen, die man im Urlaub kauft, entsprechen nicht unseren Sicherheitsstandards. Die Kabel sind oft eine Katastrophe. Lass JEDE importierte Lampe von einem Elektriker prüfen und neu verkabeln. Das kostet dich vielleicht 50 bis 70 Euro, aber das ist die beste Versicherung gegen einen Wohnungsbrand, die du kaufen kannst. Und schwere Laternen? Niemals einfach in eine Rigipsdecke hängen! Da muss ein Balken gefunden und ein Schwerlastdübel her.


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4. Der letzte Schliff: Dein Raum, deine Regeln
Wenn die Grundlagen stimmen, geht es an die Feinheiten.
- Mut zur Leere: Der häufigste Fehler ist Überladung. Ein opulenter Teppich braucht ruhige Wände. Eine reich verzierte Kommode braucht Platz zum Atmen. Kontrast ist alles!
- Muster richtig mischen: Die simple Regel lautet: Verbinden durch Farbe, trennen durch Maßstab. Du kannst ein geometrisches Muster mit einem floralen kombinieren, wenn beide eine gemeinsame Farbe haben (z.B. Blau). Gleichzeitig sollte ein Muster großflächig (der Teppich) und das andere kleinteilig (die Kissen) sein, damit sie nicht miteinander konkurrieren.
- Die fünfte Wand nicht vergessen: Die Decke! Besonders in hohen Altbauräumen kann eine in einem dunklen, warmen Farbton gestrichene Decke den Raum sofort intimer und gemütlicher machen. Ein kleiner Trick mit gewaltiger Wirkung.
5. Vom Plan zur Realität: Dein schneller Start
Keine Zeit oder kein Budget für das große Ganze? Kein Problem!
Dein Quick-Win für eine orientalische Ecke in unter einer Stunde: Schnapp dir ein schönes Messingtablett (Flohmarkt ca. 20 €). Stell ein paar bunte Teegläser (gibt’s für wenige Euro im türkischen Supermarkt) und eine kleine Topfpflanze mit frischer Minze darauf. Eine Kerze dazu – fertig! Das hat sofort eine tolle Wirkung und kostet fast nichts.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
Einen solchen Raum zu gestalten, ist eine Reise, kein schnelles Projekt. Es geht darum, mit der Zeit Stücke zu sammeln, die eine Geschichte erzählen. Hab keine Angst, Stile zu mischen oder moderne Möbel zu integrieren. Ein authentischer Raum ist nicht der aus dem Katalog, sondern der, in dem du dich wohlfühlst.
Nimm dir Zeit, beginne klein und vertraue auf die Kraft von echtem Handwerk. Dann entsteht nicht nur eine Kulisse, sondern dein Zuhause.
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„Das Geheimnis der marokkanischen Innenräume ist die Dunkelheit. Die Räume sind nicht dazu da, die Sonne hereinzulassen, sondern um ihr zu entfliehen.“
Dieses Zitat des Designers Jasper Conran trifft den Nagel auf den Kopf. Anstatt einen Raum mit Licht zu fluten, schafft orientalisches Design Oasen des Schattens. Durchbrochene Laternen, schwere Vorhänge und dunkle Holzelemente erzeugen eine geheimnisvolle, beruhigende Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt.





Der richtige Duft ist entscheidend, oder?
Absolut! Ein orientalischer Raum spricht alle Sinne an. Vergessen Sie künstliche Raumsprays. Setzen Sie auf Authentizität: Ein Stückchen Bakhoor (traditionelles Räucherwerk) auf einer Holzkohletablette verströmt einen harzigen, edlen Duft. Eine einfachere Alternative sind feste Amber-Würfel, die man in eine Schale legt oder in den Kleiderschrank hängt. Sie geben über Monate einen warmen, süßlichen Duft ab.





- Dichte, feste Knüpfung
- Leicht ölige Haptik durch natürliches Lanolin
- Asymmetrische, handgefertigte Kanten
Woran erkennt man einen echten Berberteppich? An diesen drei Dingen. Ein authentischer Beni Ourain oder Azilal ist eine Investition fürs Leben. Synthetische Imitate wirken schnell platt und leblos, während echte Wolle mit den Jahren an Charakter gewinnt.





Die Magie von Zellige-Fliesen: Das Geheimnis ihres unvergleichlichen Schimmers liegt in der Imperfektion. Jede einzelne Fliese wird von Hand aus Ton geschlagen, glasiert und gebrannt. Dadurch entstehen winzige Abweichungen in Form und Oberfläche, die das Licht in unzählige Richtungen brechen. Eine maschinell gefertigte Fliese kann diesen lebendigen, fast wässrigen Glanz niemals nachahmen.





Konzentrieren Sie sich auf die Texturvielfalt, um einen Raum interessant zu machen, ohne ihn mit Farben zu überladen. Kombinieren Sie:
- Grob gewebte Wolle (Kissen, Decken)
- Glattes, kühles Leinen (Vorhänge, Tischdecken)
- Weicher Samt (einzelne Sitzkissen)
- Gegerbtes, patiniertes Leder (Poufs, Sessel)
- Kühles, gehämmertes Metall (Tabletts, Laternen)





Tadelakt: Ein traditioneller, wasserfester Kalkputz aus der Region um Marrakesch, der mit Steinen poliert wird, um eine glatte, marmorähnliche Oberfläche zu erzeugen. Ideal für Bäder und Wände.
Mikrozement: Eine moderne, zementbasierte Spachtelmasse, die einen ähnlichen nahtlosen, steinernen Look bietet. Sie ist oft einfacher zu verarbeiten und in mehr Farben erhältlich, zum Beispiel von Marken wie ‚Topciment‘ oder ‚RESITEC‘.
Beide schaffen eine ruhige, monolithische Kulisse für Ihre Deko.





Ein häufiger Fehler ist, marokkanische Laternen wie eine normale Deckenlampe mittig und hoch zu hängen. Ihr Zauber entfaltet sich aber erst, wenn sie tief platziert werden – etwa 80-100 cm über einem Beistelltisch oder in einer Leseecke. So erzeugen sie intime Lichtinseln und ihre filigranen Muster werden an die nahen Wände projiziert.





Wussten Sie schon? Das berühmte „Majorelle-Blau“ im Jardin Majorelle in Marrakesch ist ein ultramarin-kobaltblaues Pigment, das der Maler Jacques Majorelle in den 1930er Jahren für sein Anwesen entwickelte.
Dieser intensive, fast elektrische Blauton ist ein perfekter Akzent in einem ansonsten von Erdtönen dominierten Raum. Ein einzelnes Samtkissen, eine Vase oder ein lackiertes Tablett in einem ähnlichen Ton – wie „Ultra Blue“ von Little Greene – reicht aus, um einen dramatischen, aber stilvollen Blickfang zu schaffen.




Wie integriere ich die typischen Hufeisenbögen ohne Umbau?
Ganz einfach: Malen Sie einen! Ein mit einer Schablone oder freihändig auf eine Wand gemalter Bogen kann eine Nische, ein Bücherregal oder den Bereich hinter dem Bett optisch einrahmen. Verwenden Sie einen erdigen Terrakotta-Farbton wie „Book Room Red“ von Farrow & Ball, um Tiefe zu erzeugen und einen architektonischen Akzent zu setzen, wo keiner ist.





Das marokkanische Wohnzimmer lebt von Flexibilität. Statt eines wuchtigen Sofas sind oft große Bodenkissen, niedrige Tagesbetten und eine Vielzahl von Poufs die erste Wahl. Diese Anordnung ist nicht nur authentisch, sondern auch unglaublich gesellig. Sie lädt dazu ein, sich niederzulassen, die Position zu wechseln und in lockerer Runde Tee zu trinken.





- Als luftiger Raumteiler in einem großen Zimmer.
- Als dekoratives Kopfteil für ein Bett.
- Als Verkleidung für einen unansehnlichen Heizkörper.
Moderne Interpretationen der Mashrabiya: Traditionelle Holzgitter sind oft schwer und teuer. Heute bieten lasergeschnittene MDF- oder Metallpaneele (oft auf Etsy oder bei spezialisierten Anbietern zu finden) eine leichtere und preisgünstigere Möglichkeit, diese faszinierenden geometrischen Muster zu integrieren.





Ein Detail für Kenner: Achten Sie auf Zedernholz. Besonders das Holz des Atlas-Zedernbaums oder des Thuja-Baums (oft fälschlicherweise als Zedernholz bezeichnet) ist ein Klassiker. Kleine Schatullen, Beistelltische oder sogar nur ein dekoratives Brett aus diesem Holz verströmen einen unverkennbaren, würzigen Duft, der als integraler Bestandteil der marokkanischen Atmosphäre gilt.





Die Geometrie im islamischen Design ist keine bloße Dekoration. Sie ist eine visuelle Darstellung der kosmischen Ordnung und Unendlichkeit, die aus einem einzigen Punkt entsteht und sich in komplexen Mustern entfaltet.





Vergessen Sie den obligatorischen Minztee nicht. Eine Ecke, die der Teezeremonie gewidmet ist, ist das Herzstück der Gastfreundschaft. Sie benötigen nur drei Dinge: ein gehämmertes Messing- oder Silbertablett (*Sinia*), filigrane Teegläser (*Kessan*) und eine klassische marokkanische Teekanne (*Berrad*) mit ihrem langen, gebogenen Ausguss.





Muss alles erdfarben sein?
Keineswegs! Während die Basis oft aus neutralen Tönen wie Sand, Lehm und Weiß besteht, lebt der Maghreb-Stil von kräftigen Farbakzenten. Denken Sie an die Farbstoff-Bottiche der Gerber in Fès: Safran-Gelb, Mohn-Rot, tiefes Indigo-Blau und sattes Smaragd-Grün. Setzen Sie diese Farben gezielt in Textilien, Keramiken oder einem einzelnen Möbelstück ein.





Der Reiz der Patina: Widerstehen Sie dem Drang, alte Messing- oder Kupfertabletts auf Hochglanz zu polieren. Die dunklen Flecken, kleinen Dellen und die matte Oberfläche erzählen eine Geschichte und verleihen dem Objekt eine Seele. Authentizität liegt in den Gebrauchsspuren, nicht in makelloser Perfektion.




- Ein großer, antiker Spiegel mit einem verzierten Metall- oder Holzrahmen.
- Mehrere kleinere Spiegel in Bogenform gruppiert.
- Strategisch platzierte Spiegelfliesen, um Licht zu reflektieren.
Wie man kleine Räume größer wirken lässt: Spiegel sind in der marokkanischen Architektur allgegenwärtig. Sie verdoppeln nicht nur das Licht der Laternen, sondern erzeugen auch eine Illusion von Tiefe und ahmen die Reflexionen von Wasser in einem Riad-Innenhof nach.





Boucherouite-Teppiche: Das ist die „Rock’n’Roll“-Variante des Berberteppichs. Anstatt aus Wolle werden sie aus Streifen recycelter Stoffe – Baumwolle, Lurex, Nylon – geknüpft. Das Ergebnis ist eine wilde, farbenfrohe und absolut einzigartige Explosion von Mustern. Perfekt als Statement-Piece in einem ansonsten schlichten Raum.





Laut einer Studie der UNESCO gehören viele traditionelle Handwerkstechniken, einschließlich bestimmter Web- und Töpferarten in Nordafrika, zum bedrohten immateriellen Kulturerbe.
Wenn Sie sich für ein handgefertigtes Stück von einem vertrauenswürdigen Händler oder direkt von einer Kooperative (z.B. über Shops wie ‚El Ramla Hamra‘ oder ‚Chabi Chic‘) entscheiden, erwerben Sie nicht nur ein Objekt mit Seele, sondern tragen auch aktiv zum Erhalt dieser wertvollen Kulturtechniken bei.





Die Kunst des Schichtens gilt nicht nur für Kissen. Legen Sie verschiedene Teppiche übereinander, um eine Insel der Gemütlichkeit zu schaffen. Eine neutrale Basis aus Jute oder ein großer, flach gewebter Kelim kann mit einem kleineren, flauschigen Beni Ourain oder einem farbenfrohen Boucherouite-Läufer akzentuiert werden. Das bricht große Bodenflächen auf und sorgt für sofortige Wärme.





Welche Pflanzen passen zum Stil?
Denken Sie an die Flora eines Riad-Innenhofs. Statt üppiger Blumenbouquets passen hier große Grünpflanzen in Terrakotta-Töpfen. Ein Olivenbäumchen, eine Strelitzie (Paradiesvogelblume) oder eine Kentiapalme setzen vertikale Akzente. Für kleinere Ecken eignen sich Sukkulenten oder ein Topf mit frischer Minze.





Ein Pouf ist nicht gleich Pouf: Achten Sie auf echtes, robustes Ziegen- oder Kamelleder. Es sollte dick sein und natürlich riechen. Billige Imitate aus Kunstleder (PU) haben oft einen chemischen Geruch, nutzen sich schnell ab und bekommen Risse. Ein guter Lederpouf hingegen wird mit der Zeit nur schöner und weicher.





- Der Raum wirkt ruhig und aufgeräumt.
- Muster und Farben kommen besser zur Geltung.
- Schafft ein Gefühl von Weite und Luftigkeit.
Das Geheimnis? Niedrige Möbel. Sitzgelegenheiten, Tische und Kommoden im orientalischen Stil sind oft viel niedriger als ihre westlichen Pendants. Diese Bodenständigkeit verändert die gesamte Perspektive des Raumes und fördert eine entspannte, bodennahe Lebensweise.





Suchen Sie nach dem Unerwarteten. Anstatt eines weiteren Messingtabletts, wie wäre es mit einer handbemalten Keramikschale aus Fès oder Safi? Diese oft in leuchtendem Blau, Grün und Gelb gehaltenen Stücke bringen eine künstlerische, volkstümliche Note in den Raum und sind ein wunderbarer Kontrast zu den ruhigeren Erd- und Metalltönen.



Maghreb-Stil (Marokko, Tunesien): Fokussiert auf Texturen, geometrische Muster, Erdtöne mit kräftigen Akzenten und Materialien wie Leder, Wolle und gehämmertes Metall.
Levante-Stil (Syrien, Libanon): Bekannt für feine Holzeinlegearbeiten (Intarsien) mit Perlmutt und verschiedenen Hölzern, Damaststoffe und eine oft formellere, opulentere Ästhetik.
Beides ist „orientalisch“, erzählt aber eine völlig andere Geschichte.


