Deine Hausfassade kann mehr: Ein Profi packt aus – von der Vorbereitung bis zum Finish

Verwandle dein Haus in ein Traumschlösschen! Entdecke, wie kleine Veränderungen große Wirkung zeigen können.

von Elke Schneider

Eine Hausfassade ist so viel mehr als nur ein Eimer Farbe. Ehrlich gesagt, ist sie die Haut deines Hauses. In all den Jahren, in denen ich auf Baustellen unterwegs bin, habe ich echte Schmuckstücke gesehen, die auch nach Jahrzehnten noch top aussehen. Aber ich wurde auch oft zu Objekten gerufen, bei denen schon nach wenigen Jahren der Putz bröckelte oder fiese grüne Algenstreifen die Wand zierten. Fast immer war das Problem nicht die Farbe selbst, sondern fehlendes Wissen über den richtigen Aufbau.

Versteh mich nicht falsch: Eine schicke Fassade wertet ein Haus unglaublich auf. Aber ihre Hauptaufgabe ist der Schutz. Sie muss Wind und Wetter abhalten, aber gleichzeitig das Haus atmen lassen. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht, wenn man weiß, worauf es ankommt.

Dieser Beitrag ist kein unseriöses Versprechen, wie du für 500 € ein Wunder bewirkst. Stattdessen möchte ich dir aus der Praxis zeigen, worauf wir Profis wirklich achten, wo die typischen Fallstricke lauern und wo du sparen kannst, ohne am Ende draufzuzahlen. Sieh es einfach als ein Gespräch, bei dem ich dir die entscheidenden Tipps für dein Projekt mitgebe.

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Das A und O: Warum deine Fassade atmen muss

Bevor wir über coole Farbtöne reden, müssen wir kurz über Physik sprechen. Keine Sorge, das wird ganz einfach. Dein Haus „atmet“. Im Inneren entsteht jeden Tag Feuchtigkeit – durchs Kochen, Duschen, ja, sogar durchs Atmen. Wusstest du schon? Eine vierköpfige Familie produziert pro Tag bis zu 12 Liter Wasserdampf! Diese Feuchtigkeit will und muss nach draußen.

Wenn sie das nicht kann, weil eine falsche Farbe die Wand versiegelt, sammelt sie sich im Mauerwerk. Die Dämmung wird klamm, verliert ihre Wirkung und im schlimmsten Fall hast du Schimmel in der Bude. Deshalb ist die sogenannte „Diffusionsoffenheit“ das wichtigste Wort bei der Fassadengestaltung. Stell es dir wie eine gute Funktionsjacke vor: Sie hält Regen draußen, lässt aber den Schweiß als Dampf entweichen. Genau das soll deine Fassade auch können.

Ein typischer Fehler: Ein Kunde hatte sein altes Bauernhaus mit einer billigen, filmbildenden Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt gestrichen. Nach zwei Wintern blätterte die Farbe in großen Platten ab. Darunter war der Putz feucht und mürbe. Die alte Wand konnte einfach nicht mehr atmen. Wir mussten alles mühsam runterholen und mit einem diffusionsoffenen System neu aufbauen – am Ende war das dreimal so teuer. Autsch.

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Der Fassaden-TÜV zum Selbermachen: So checkst du den Untergrund

Die beste Farbe bringt nichts, wenn der Untergrund nicht mitspielt. Die Vorbereitung ist die halbe Miete, wenn nicht sogar mehr. Das ist das Erste, was jeder Lehrling bei mir lernt. Und das kannst du auch!

Mach einfach mal diese vier schnellen Checks an einer unauffälligen Stelle:

  • Die Klopfprobe: Klopfe mit den Fingerknöcheln systematisch über den Putz. Klingt es irgendwo hohl, als wäre Luft dahinter? Dann hat der Putz keine Verbindung mehr zur Wand. Diese Stellen müssen raus, sonst fallen sie später mitsamt der neuen Farbe ab.
  • Die Wischprobe: Reibe mit der flachen, trockenen Hand fest über die Fassade. Hast du danach einen mehligen, kreidigen Film auf der Hand? Das nennt man „Kreiden“. Die Oberfläche ist nicht tragfähig und muss entweder gründlich abgewaschen oder mit einem Tiefgrund verfestigt werden.
  • Die Kratzprobe: Nimm einen alten Schraubendreher oder einen Spachtel und kratze leicht über die Oberfläche. Bröselt der Putz wie Sandzucker oder kannst du die alte Farbe leicht abschieben? Dann muss das lose Material runter.
  • Die Wasserprobe: Spritze etwas Wasser aus einer Sprühflasche an die Wand. Perlt es sofort ab? Dann ist die Wand schmutzig oder hat noch eine wasserabweisende Schicht. Saugt sich die Wand sofort dunkel voll? Dann ist sie stark saugfähig. Beides muss mit der richtigen Grundierung behandelt werden, damit die Farbe später nicht fleckig wird.

Und was ist mit Rissen? Hier gilt eine einfache Faustregel: Ein feiner Haarriss ist oft nur ein optisches Problem und so schmal wie ein Blatt Papier. Alles, wo du eine Kreditkarte reinstecken kannst, ist ein ernster Riss, der arbeitet. Hier muss ein Profi ran, der den Riss aufweitet, elastisch füllt und eventuell ein Gewebe einarbeitet.

Außengestaltung das A und O, grelle Farbe für die Außenfassade, kleiner Balkon

Welche Farbe für welches Haus? Ein kleiner Wegweiser

Im Baumarkt oder Fachhandel stehst du vor einer riesigen Wand voller Farbeimer. Aber welche ist die richtige? Hier eine kleine Entscheidungshilfe, ganz ohne Fachchinesisch.

Die günstige Dispersionsfarbe: Das ist der Standard, den du überall bekommst. Vorteil: Sie ist günstig und leicht zu verarbeiten. Der große Nachteil: Viele günstige Varianten sind wenig diffusionsoffen, sie „versiegeln“ die Wand. Für einen Schuppen oder eine Garage okay, für ein Wohnhaus würde ich persönlich immer zu etwas Hochwertigerem greifen. Rechne hier mit Preisen ab ca. 30 € für einen 10-Liter-Eimer.

Die traditionelle Silikatfarbe: Das ist der Klassiker für mineralische Untergründe wie Kalk- oder Zementputz, ideal für Altbauten. Ihr riesiger Vorteil: Sie ist extrem atmungsaktiv und geht eine chemische Verbindung mit dem Putz ein (die sogenannte „Verkieselung“), was sie super langlebig macht. Nachteil: Sie ist anspruchsvoller in der Verarbeitung und hält nicht auf alten Kunstharz-Anstrichen. Kostenpunkt: ca. 80–120 € pro Eimer.

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Die moderne Silikonharzfarbe: Das ist sozusagen der Alleskönner und mein Favorit für die meisten Projekte. Sie kombiniert das Beste aus beiden Welten: Sie ist sehr diffusionsoffen (lässt das Haus atmen), aber gleichzeitig extrem wasserabweisend. Regen perlt einfach ab, was die Fassade länger sauber hält und Algenwachstum hemmt. Sie haftet auf fast allen Untergründen und ist relativ einfach zu verarbeiten. Der Preis liegt im oberen Mittelfeld, oft zwischen 90 € und 150 €, aber die Investition zahlt sich durch die Langlebigkeit aus.

Planung, Zeit und Kosten: Was kommt wirklich auf dich zu?

Reden wir mal Tacheles. Eine professionelle Fassadensanierung für ein ganzes Haus ist kein Wochenendprojekt. Allein das Gerüst schlägt je nach Größe und Region mit 1.500 bis 2.500 € zu Buche.

Wie lange dauert das Ganze? Für ein typisches Einfamilienhaus (ca. 150 m² Fassade) solltest du, wenn ein Fachbetrieb arbeitet, mit etwa 5 bis 8 Arbeitstagen rechnen – je nach Wetter und Zustand des Untergrunds.

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Und wann ist die beste Zeit zum Streichen? MEIN PROFI-TIPP: Streiche niemals in der prallen Mittagssonne oder bei Temperaturen unter 5° Celsius! Die Farbe trocknet sonst zu schnell, wird fleckig und verbindet sich nicht richtig mit dem Untergrund. Ideal sind trockene Tage im Frühling oder Herbst mit Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad. Die Morgen- oder späten Nachmittagsstunden sind perfekt.

Was kostet der Spaß beim Profi?

Eine realistische Hausnummer für einen neuen Anstrich durch einen Fachbetrieb liegt bei 40 bis 70 Euro pro Quadratmeter. Darin sind dann Gerüst, Reinigung, Grundierung und der zweifache Anstrich mit einer Qualitätsfarbe von bekannten Markenherstellern enthalten. Für unser Beispielhaus mit 150 m² landest du also schnell bei 6.000 bis 10.500 Euro.

Die 1.000-Euro-Auffrischung: Große Wirkung mit kleinem Budget

Wenn das Budget knapp ist, kannst du trotzdem viel erreichen. Konzentrier dich auf die Dinge, die sofort ins Auge fallen! Hier eine kleine Einkaufsliste für eine sichtbare Veränderung:

  • Gerüst nur für die Eingangsseite (ca. 4-5m breit): ca. 300–400 € für eine Woche Miete.
  • 1 Eimer hochwertige Fassadenfarbe (z.B. Silikonharz) für eine Akzentwand: ca. 120 €
  • 1 Dose guter Lack für die Haustür & Pinselset: ca. 50 €
  • 2 schöne, große Pflanzkübel mit saisonaler Bepflanzung: ca. 150 €
  • Eine neue, moderne Außenleuchte und Hausnummer: ca. 100 €

Mit etwas Eigenleistung kommst du so auf unter 1.000 € und dein Eingangsbereich sieht aus wie neu. Das macht einen riesigen Unterschied!

Du willst einen Profi? So findest du den richtigen Handwerker

Wenn dir das alles zu heikel ist – was ich gut verstehen kann –, dann hol dir einen Fachbetrieb. Aber wie erkennt man einen guten? Hier eine kleine Checkliste für das erste Gespräch:

  • Referenzen zeigen lassen: „Haben Sie vielleicht ein Objekt hier in der Nähe, das Sie vor 2-3 Jahren gestrichen haben? Das würde ich mir gern mal ansehen.“
  • Detailliertes Angebot anfordern: Ein gutes Angebot listet alle Schritte einzeln auf: Gerüst, Reinigung, Grundierung, Materialtyp, Anzahl der Anstriche. Pauschalangebote ohne Details sind ein Warnsignal.
  • Nach dem Material fragen: Lass dir genau sagen, welche Produkte (Grundierung, Farbe) verwendet werden. Ein Profi erklärt dir auch, warum er genau dieses Material für dein Haus empfiehlt.
  • Auf dein Bauchgefühl hören: Nimmt sich der Meister Zeit für deine Fragen? Erklärt er alles verständlich? Die Chemie sollte stimmen.

Zum Schluss: Sicherheit und Bürokratie nicht vergessen

Zwei Dinge noch, die oft untergehen:

Genehmigung: Ein neuer Anstrich im selben Farbton braucht meist keine Genehmigung. Änderst du die Farbe aber radikal (von Weiß auf Schwarz zum Beispiel) oder bringst eine Dämmung an, frag lieber kurz beim Bauamt nach. Ein Anruf erspart späteren Ärger.

Sicherheit: Arbeite in der Höhe bitte NIEMALS auf einer wackeligen Leiter. Das ist lebensgefährlich. Ein Gerüst ist Pflicht. Und beim Abschleifen alter Farbschichten: Trage immer eine gute Atemschutzmaske (mindestens FFP2) und eine Schutzbrille. Deine Gesundheit ist unbezahlbar.

Ich hoffe, dieser Einblick hilft dir, dein Projekt mit Köpfchen anzugehen. Eine gut gemachte Fassade ist eine Investition, die sich auszahlt – in Wohnqualität, Werterhalt und purer Freude, wenn du nach Hause kommst. Pack es an!

Elke Schneider

Elke Schneider ist eine vielseitige Sammlerin von Fachkenntnissen. Ihren Weg in den Journalismus begann sie mit einem soliden Fundament aus ihrem Studium an der Universität Dresden. Literatur, Kunstgeschichte und Philologie sind ihre Lieblingsfächer.