Teppich-Wissen vom Profi: So findest du ein Stück fürs Leben (und erkennst Ramsch)
Entdecken Sie die magische Welt der Teppiche! Von orientalischen Klassikern bis skandinavischen Designs – lassen Sie sich inspirieren.
„Der Teppich ist das Gedicht des Raumes, das den Boden zum Leben erweckt.“ Ein Kilim aus der Türkei, ein persischer Traum oder ein skandinavischer Minimalismus? Diese vielseitigen Kunstwerke erzählen Geschichten von fernen Ländern und verbinden Tradition mit modernem Flair. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Teppiche und lassen Sie sich von ihren Farben und Mustern verzaubern!
Ich hab in meiner Werkstatt über die Jahre unzählige Teppiche auf dem Tisch gehabt. Manche brandneu, andere mit den Spuren von Generationen. Einmal brachte ein Kunde einen geerbten, ziemlich mitgenommenen Läufer. Für ihn war es nur ein alter Lappen. Aber als wir ihn fachmännisch gewaschen und restauriert hatten, kam ein Muster zum Vorschein, das die Geschichte seiner Familie aus dem Kaukasus erzählte. In dem Moment hat er’s kapiert: Ein Teppich ist nicht einfach nur ein Bodenbelag. Er ist das Fundament eines Raumes, ein Speicher für Erinnerungen und, ganz ehrlich, oft auch eine echte Wertanlage.
Inhaltsverzeichnis
- Das A und O: Das Material und seine kleinen Geheimnisse
- Das Handwerk entlarven: Knoten, Dichte und der Blick auf die Rückseite
- Kurz und knapp: Welcher Teppich für welches Leben?
- Der Kauf: So triffst du eine kluge Entscheidung
- Pflege und Erhaltung: Damit die Freude ewig währt
- Wenn doch mal was passiert: Reparaturen
- Bildergalerie
Viele fragen mich: „Warum sind manche Teppiche so sündhaft teuer?“ Die bessere Frage ist: „Was macht einen Teppich wertvoll?“ Ein Billig-Teppich für 99 € kann nach zwei Jahren reif für den Müll sein. Ein richtig guter Teppich dagegen wird mit der Zeit oft nur noch schöner und wertvoller. Ich will dir hier kein Verkaufsgespräch aufdrücken, sondern dir das Wissen an die Hand geben, das ich sonst nur meinen Lehrlingen zeige. Damit du selbst den Durchblick bekommst und eine Entscheidung triffst, an der du Jahrzehnte Freude hast.

Das A und O: Das Material und seine kleinen Geheimnisse
Alles fängt beim Faden an. Das Material bestimmt nicht nur, wie der Teppich aussieht und sich anfühlt, sondern auch, wie lange er durchhält und wie viel Arbeit er dir macht. Wenn du das Material verstehst, verstehst du den ganzen Teppich.
Schurwolle: Der ehrliche Alleskönner
Meistens wirst du es mit Schurwolle zu tun bekommen. Aber Wolle ist nicht gleich Wolle! Hochlandwolle, zum Beispiel aus dem Himalaya oder dem Zagros-Gebirge, ist besonders reich an Lanolin, dem natürlichen Wollfett. Dieses Fett macht die Faser nicht nur geschmeidig, sondern ist auch eine Art natürliche Imprägnierung. Ein Wassertropfen perlt erstmal ab, anstatt sofort einzusickern. Schmutz bleibt eher an der Oberfläche und lässt sich super easy absaugen.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Reib mal kräftig mit der flachen Hand über den Teppich. Fühlt sich die Wolle lebendig und ganz leicht „fettig“ an? Super Zeichen! Fühlt sie sich trocken, spröde oder gar strohig an? Dann wurde die Wolle wahrscheinlich chemisch zu stark entfettet oder ist einfach von schlechter Qualität. Ein guter Wollteppich riecht übrigens auch dezent erdig. Riecht er penetrant nach Chemie, solltest du die Finger davon lassen.

Seide: Der edle, aber anspruchsvolle Spezialist
Seide ist purer Luxus. Die Faser ist unfassbar fein und dabei extrem reißfest. Das erlaubt es den Knüpfern, eine wahnsinnige Knotendichte zu erreichen und winzigste Details darzustellen. Ein Seidenteppich schimmert im Licht auf eine ganz besondere Weise – Experten nennen das den „Lüster“. Je nachdem, von wo du schaust, ändern sich die Farben.
Achtung, wichtig: Seide ist eine Diva. Sie hasst starke Reibung und ist super anfällig für Feuchtigkeit. Ein Teppich aus reiner Seide gehört also auf keinen Fall in den Eingangsbereich oder unter den Esstisch. Er ist ein Kunstwerk für die Wand oder für eine ruhige Ecke im Wohnzimmer, wo kaum jemand drauftritt. Oft wird Seide aber auch nur für glänzende Akzente in einem Wollteppich verwendet. Das ist ein cleverer Kompromiss aus Luxus und Alltagstauglichkeit.
Baumwolle: Der stille Helfer im Hintergrund
In den meisten handgeknüpften Teppichen findest du Baumwolle, aber nicht im Flor, also der Oberfläche, auf der du läufst. Baumwolle bildet das Grundgerüst – die Kett- und Schussfäden. Warum? Weil sie bombenstabil ist und sich kaum dehnt. Sie sorgt dafür, dass der Teppich schön flach liegt und seine Form behält. Das ist immer ein Zeichen für einen durchdachten, hochwertigen Aufbau.

Synthetische Fasern: Eine ehrliche Einordnung
Maschinell gefertigte Teppiche, wie du sie oft in großen Möbelhäusern findest, bestehen meist aus Kunstfasern wie Polypropylen oder Polyamid. Die haben absolut ihre Berechtigung! Für die erste WG oder das Kinderzimmer kann ein pflegeleichter Teppich für unter 100 € genau das Richtige sein. Aber man muss die Nachteile kennen: Die Fasern sind glatt. Schmutz dringt tiefer ein, und mit der Zeit „laufen“ sich die Fasern platt, besonders auf Laufwegen. Der Teppich wirkt dann schnell speckig und verfilzt. Außerdem laden sie sich statisch auf – kleine Stromschläge inklusive.
Besonders bei Viskose, die oft als „Kunstseide“ verkauft wird, ist Vorsicht geboten. Sie glänzt zwar toll, ist aber extrem feuchtigkeitsempfindlich. Warum? Die Faser quillt bei Kontakt mit Wasser sofort auf und bricht dann beim Trocknen. Das ist irreparabel. Ich hatte schon verzweifelte Kunden, die einen teuer aussehenden Viskoseteppich nach einem umgekippten Wasserglas entsorgen mussten.
Das Handwerk entlarven: Knoten, Dichte und der Blick auf die Rückseite
Ein Laie schaut aufs Muster, der Profi dreht den Teppich um. Ganz ehrlich, die Rückseite verrät dir mehr über die Qualität als die schönste Vorderseite.

Handgeknüpft vs. Maschinengewebt
Der Unterschied ist fundamental. Bei einem handgeknüpften Teppich wird jeder einzelne Knoten von Hand um die Kettfäden geschlungen – eine Arbeit, die Monate oder sogar Jahre dauern kann. Bei einem maschinengewebten Teppich wird der Flor maschinell in ein Trägergewebe geschossen oder einfach nur aufgeklebt.
So erkennst du den Unterschied in 10 Sekunden:
- Die Rückseite: Bei einem echten handgeknüpften Stück siehst du das Muster auf der Rückseite fast genauso klar wie vorn. Jeder Knoten ist als kleines Pünktchen oder Rechteck sichtbar. Es gibt immer winzige Unregelmäßigkeiten – das ist ein Echtheitsmerkmal, denn Menschenhand ist keine Maschine! Eine Maschinenproduktion hat eine perfekt gleichmäßige, oft gitterartige Rückseite. Manchmal ist sie sogar mit einem zweiten Stoffrücken verklebt.
- Die Fransen: Bei einem echten Teppich sind die Fransen die Enden der Kettfäden. Sie sind ein integraler Teil des Teppichs und können nicht einfach abfallen. Bei maschineller Ware sind die Fransen fast immer nur angenäht. Schau genau hin, du erkennst die Naht.

Die Knotendichte: Wichtig, aber nicht alles
Oft wird mit einer hohen Knotendichte geworben. Klar, eine hohe Dichte erlaubt feinere Muster und ist ein Zeichen für enormen Aufwand. Stell dir das mal vor: Ein einfacher, aber charmanter Nomadenteppich, ein sogenannter Gabbeh, kommt vielleicht mit 80.000 Knoten pro Quadratmeter aus. Ein robuster Dorfteppich liegt schon bei etwa 300.000. Und dann die Königsklasse aus den Stadtmanufakturen, wie ein feiner Isfahan, der die Millionengrenze locker knacken kann.
Aber: Ein grober Gabbeh ist nicht automatisch schlechter als ein feiner Isfahan. Er hat nur einen anderen Charakter. Seine Qualität liegt in der exzellenten, handgesponnenen Wolle und seiner authentischen, ehrlichen Ausstrahlung. Vergleiche also immer nur Äpfel mit Äpfeln.
Kurz und knapp: Welcher Teppich für welches Leben?
Bei der ganzen Auswahl kann einem schon mal der Kopf schwirren. Hier ist eine kleine, pragmatische Orientierung:
- Für die lebhafte Familie mit Kindern und Haustieren: Du brauchst einen echten Arbeiter! Greif zu einem robusten Wollteppich, am besten aus einer Dorf- oder Nomadenknüpferei (z.B. ein Gabbeh). Die sind oft etwas gröber geknüpft, haben eine fantastische Wolle und verzeihen auch mal einen umgekippten Saft oder Krümel. Die Muster sind oft geometrisch und unempfindlicher.
- Für den eleganten, ruhigen Wohnbereich: Hier darf es edler sein. Ein feiner geknüpfter Teppich aus einer städtischen Manufaktur (wie Isfahan oder Nain), vielleicht sogar mit dezenten Seidenakzenten, die im Licht schimmern, ist ein echtes Statement. Er braucht aber auch etwas mehr Rücksicht.
- Für den Flur oder Eingangsbereich: Absolutes No-Go für Seide oder Viskose! Hier muss ein Teppich richtig was aushalten. Ideal ist ein strapazierfähiger, dichter Wollteppich, eventuell ein sogenannter Bidjar, der als einer der robustesten Teppiche der Welt gilt. Wähle am besten ein Muster, auf dem man nicht jeden Fussel sofort sieht.

Der Kauf: So triffst du eine kluge Entscheidung
Ein guter Teppich ist eine Investition. Nimm dir Zeit und lass dich nicht unter Druck setzen. Ein seriöser Händler wird das absolut verstehen und respektieren.
Sei auch realistisch beim Preis: Ein echter, handgeknüpfter Perserteppich in Wohnzimmergröße (sagen wir 2×3 Meter) startet selten unter 1.500 € und kann je nach Feinheit und Herkunft schnell 5.000 € oder deutlich mehr kosten. Ein guter, authentischer Nomadenteppich in derselben Größe ist vielleicht schon für 800 bis 2.000 € zu haben.
Messen und planen ist die halbe Miete
Miss den Raum genau aus und überleg dir, wie die Möbel stehen. Es gibt drei bewährte Varianten:
- Großzügig: Alle Möbel stehen komplett auf dem Teppich. Das schafft eine zusammenhängende, ruhige Insel und funktioniert super in großen Räumen.
- Harmonisch (der Klassiker): Nur die vorderen Beine der Sitzmöbel stehen auf dem Teppich. Das verbindet die Möbelgruppe optisch, ohne den Raum zu erdrücken.
- Fokussiert: Der Teppich liegt frei wie ein Kunstwerk in der Mitte, z.B. nur unter dem Couchtisch.
Mach eine kleine Skizze und nimm die Maße mit. Das hilft ungemein.

Checkliste für den Händlerbesuch
Bevor du die Geldbörse zückst, frag knallhart nach. Ein guter Verkäufer wird dir diese Fragen gerne beantworten:
- Wo genau wurde er geknüpft? Nicht nur das Land, sondern die Region oder Stadt. Das sagt viel über den Stil und die Qualität aus.
- Falten Sie eine Ecke um: Schau tief in den Flor. Ist er dicht? Siehst du viel vom Grundgewebe? Je weniger du davon siehst, desto dichter ist der Flor.
- Machen Sie den Farbtest: Nimm ein weißes Taschentuch, feuchte es leicht an und reibe vorsichtig über eine kräftige Farbe (besonders Rot). Ein hochwertig gefärbter Teppich darf nicht „bluten“.
- Wie lange kann ich ihn zu Hause Probe liegen lassen? Ein absolutes Muss! Ein Teppich wirkt bei dir zu Hause, in deinem Licht, oft völlig anders als im Scheinwerferlicht des Geschäfts. Ein seriöser Händler bietet das immer an.
Pflege und Erhaltung: Damit die Freude ewig währt
Ein guter Teppich ist robust, aber nicht unzerstörbar. Mit der richtigen Pflege schützt du deine Investition.

Achtung, Teppich-Killer Nr. 1: der falsche Staubsauger! Verwende bei einem Woll- oder Seidenteppich NIEMALS eine rotierende Bürste. Diese Dinger sind viel zu aggressiv und reißen auf Dauer die Fasern aus den Knoten. Nimm nur die glatte Bodendüse oder eine spezielle Teppichdüse ohne Klopffunktion. Und immer in Strichrichtung saugen, das schont den Flor.
Flecken-Notfälle: Dein SOS-Kit für zu Hause
Wenn was danebengeht, ist Schnelligkeit alles. Hab am besten immer dieses kleine Notfall-Set parat:
- Saugfähiges Küchenpapier oder ein sauberes Baumwolltuch
- Ein Stück gute, alte Gallseife
- Lauwarmes Wasser in einer kleinen Sprühflasche
Flüssigkeiten immer nur abtupfen (von außen nach innen!), niemals reiben. Bei hartnäckigeren Flecken auf Wolle die Gallseife auf ein Tuch geben, den Fleck vorsichtig betupfen und anschließend mit einem sauberen, feuchten Tuch nacharbeiten.
Die Profi-Wäsche: Wann und was kostet der Spaß?
Alle 5 bis 10 Jahre, je nach Beanspruchung, sollte ein Teppich professionell gewaschen werden. Und ich meine gewaschen, nicht chemisch gereinigt! Eine traditionelle Handwäsche mit viel Wasser und pH-neutraler Seife entfernt den Tiefenschmutz und frischt die Farben auf, ohne das Lanolin der Wolle zu zerstören. Hüte dich vor Billigangeboten, die den Teppich ruinieren können.

Gut zu wissen: Rechne mal grob mit 25 bis 40 Euro pro Quadratmeter für eine echte, schonende Handwäsche bei einem Spezialisten.
Wenn doch mal was passiert: Reparaturen
Ein Mottenloch oder eine durchgelaufene Kante ist kein Todesurteil. Aber das ist Arbeit für einen echten Fachmann. Ich hatte mal einen Kunden mit einem wunderschönen Teppich, in dem ein fieses Brandloch von einer Kerze klaffte – sah aus wie ein Totalschaden. Die Restauration hat zwar rund 350 € gekostet, aber danach war der 4.000-Euro-Teppich wieder wie neu. Bei einem wertvollen Stück lohnt sich die Investition also fast immer.
Zum Schluss noch ein ehrliches Wort: Der Trend zum „Tufting“, also zum Selbermachen von Teppichen mit der Pistole, ist ein tolles Hobby. Aber ein getufteter Teppich, bei dem der Flor nur in ein Gewebe geschossen und hinten verleimt wird, hat mit der Langlebigkeit und dem Wert eines handgeknüpften Teppichs absolut nichts zu tun. Das eine ist Deko für den Moment, das andere ist Handwerkskunst für Generationen.

Ich hoffe, dieses Wissen hilft dir, nicht nur irgendeinen Teppich zu kaufen, sondern einen Begleiter zu finden, der Wärme spendet und mit dir in Würde altert.
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Passt ein alter Orientteppich überhaupt in mein modernes, minimalistisches Wohnzimmer?
Unbedingt! Genau dieser Kontrast macht den Reiz aus. Ein historischer Teppich mit reicher Musterung und Geschichte wirkt wie ein Kunstwerk auf dem Boden und verhindert, dass ein cleaner Look steril oder seelenlos erscheint. Er erdet den Raum, bringt Wärme und eine persönliche Note. Denken Sie an den Teppich nicht als störendes Element, sondern als den bewussten Stilbruch, der dem Raum Charakter verleiht – so wie man eine antike Kommode neben ein modernes Sofa von Ligne Roset stellt.





Der unsichtbare Helfer: Eine gute Teppichunterlage ist kein optionales Extra, sondern eine Notwendigkeit. Sie verhindert nicht nur das Verrutschen, sondern schützt den Teppich auch vor vorzeitigem Verschleiss durch Reibung auf dem harten Boden. Zudem verbessert sie die Trittschalldämmung und sorgt für ein noch satteres, luxuriöseres Gefühl beim Gehen. Investieren Sie in eine hochwertige Unterlage aus Filz und Naturkautschuk – Ihr Teppich wird es Ihnen mit einem längeren Leben danken.




Wussten Sie schon? Ein einzelner, komplexer Perserteppich kann über eine Million Knoten enthalten und die Arbeit von mehreren Knüpfern über ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen.
Diese immense Dichte ist ein direktes Qualitätsmerkmal. Je höher die Knotenzahl pro Quadratmeter, desto feiner und detaillierter das Muster und desto strapazierfähiger und langlebiger der Teppich. Bei feinen Seidenteppichen können es sogar mehrere Millionen Knoten sein.





Der Albtraum jedes Teppichbesitzers: ein Rotweinfleck. Bei einem hochwertigen Wollteppich ist schnelles Handeln entscheidend:
- Flüssigkeit sofort mit einem saugfähigen Tuch oder Küchenpapier abtupfen – niemals reiben!
- Eine kleine Menge lauwarmes Wasser mit einem Spritzer Wollwaschmittel mischen.
- Mit einem sauberen, weissen Tuch die Fleckenränder vorsichtig von aussen nach innen bearbeiten.
- Mit klarem Wasser nachtupfen und den Bereich anschliessend trockentupfen.
Bei Unsicherheit gilt immer: Lieber den Profi für Teppichreinigung rufen, bevor man den Schaden vergrössert.




Handgeknüpft: Jeder Knoten wird einzeln von Hand um die Kettfäden geschlungen und festgezogen. Ein extrem zeitaufwändiger Prozess, der einzigartige, langlebige Kunstwerke schafft. Die Rückseite ist fast ein Spiegelbild der Vorderseite, nur etwas weniger scharf.
Handgetuftet: Hier wird das Garn mit einer Art Pistole durch ein Trägergewebe geschossen. Anschliessend wird die Rückseite mit Latexkleber und einem zweiten Gewebe versiegelt. Deutlich schneller und günstiger, aber nicht annähernd so haltbar.
Der entscheidende Unterschied liegt in der Langlebigkeit: Ein geknüpfter Teppich hält Generationen, ein getufteter oft nur wenige Jahre, bevor sich der Kleber löst.





„Ein handgefertigter Teppich bringt eine menschliche Dimension in einen Raum, die maschinell hergestellte Produkte niemals erreichen können. Man spürt die Zeit und die Hingabe.“




Die Fransen eines Teppichs sind weit mehr als nur Dekoration. Sie sind das Ende der Kettfäden, also das eigentliche Skelett des Teppichs. Ihre Beschaffenheit verrät viel:
- Sind sie integraler Bestandteil des Gewebes, deutet das auf Handarbeit hin.
- Sind sie nachträglich angenäht, handelt es sich mit Sicherheit um einen maschinell gefertigten Teppich.





Nichts fängt das Licht so ein wie Seide. Ein Seidenteppich hat einen unvergleichlichen Glanz, der je nach Lichteinfall und Blickwinkel changiert. Die Fasern sind extrem fein und erlauben eine Detailtiefe im Muster, die mit Wolle kaum zu erreichen ist. Aber diese Schönheit hat ihren Preis: Seide ist empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und starker Beanspruchung. Ein Traum für das Schlafzimmer oder die Wand, aber eine heikle Wahl für den Essbereich.




- Einzigartige, lebendige Farbtöne
- Harmonische, sanfte Übergänge
- Eine Optik, die mit den Jahren an Charakter gewinnt
Das Geheimnis? Echte Naturfarben. Anders als synthetische Farben, die oft grell und uniform wirken, erzeugen Färbemittel aus Indigo (Blau), Krappwurzel (Rot) oder Granatapfelschale (Gelb) subtile Farbvariationen im Garn. Dieser sogenannte „Abrash“-Effekt ist kein Fehler, sondern ein begehrtes Zeichen für authentische Handwerkskunst.





Was ist eigentlich ein Kelim?
Im Gegensatz zum geknüpften Teppich mit seinem Flor ist ein Kelim ein Flachgewebe. Die Schussfäden werden so um die Kettfäden gewebt, dass sie diese vollständig bedecken und das Muster erzeugen. Das Ergebnis ist ein leichter, beidseitig verwendbarer und robuster Teppich ohne Flor. Perfekt für Essbereiche, Flure oder als dekorativer Wandbehang. Seine Technik ähnelt der von Gobelins.




Der grösste Einrichtungsfehler: Ein zu kleiner Teppich, der wie eine einsame Insel im Raum schwimmt. Eine Faustregel für das Wohnzimmer besagt: Der Teppich sollte so gross sein, dass mindestens die vorderen Füsse aller Sitzmöbel (Sofa, Sessel) bequem darauf Platz finden. Das verbindet die Möbelgruppe zu einer harmonischen Einheit und lässt den ganzen Raum grosszügiger und durchdachter wirken.





Ein hochwertiger Teppich ist der beste Akustik-Optimierer für Ihr Zuhause. Die dichten Fasern, insbesondere bei dicker Wolle, absorbieren Schallwellen, anstatt sie wie ein harter Boden zurückzuwerfen. Das Ergebnis ist sofort spürbar: Der Hall im Raum reduziert sich, Gespräche klingen angenehmer und Trittgeräusche werden gedämpft. Ein Segen in Altbauten oder minimalistisch eingerichteten Räumen.




Moderne Designer wie Jan Kath oder cc-tapis revolutionieren die Teppichwelt, indem sie traditionelle Knüpfkunst mit zeitgenössischer Ästhetik verbinden. Sie spielen mit „zerstörten“ oder „ausgelöschten“ klassischen Mustern, kombinieren Wolle mit Seide für 3D-Effekte oder setzen auf kühne, abstrakte Grafiken. Diese Stücke sind sowohl Bodenbelag als auch moderne Kunst und zeigen, dass der handgeknüpfte Teppich alles andere als altmodisch ist.





Über 95 % der weltweit verkauften „Orientteppiche“ sind heute maschinell gefertigt.
Das macht echte Handarbeit umso kostbarer. Achten Sie auf die Rückseite: Bei einem handgeknüpften Stück erkennen Sie das Muster klar, oft mit winzigen Unregelmässigkeiten und Knoten, die leicht hervorstehen. Eine maschinelle Rückseite ist oft perfekt, uniform und durch ein Gittermuster der Kettfäden gekennzeichnet.




Der Blender im Showroom: Viskose. Oft als „Kunstseide“ oder „Bambusseide“ verkauft, besticht sie durch einen seidigen Glanz und einen günstigen Preis. Doch Vorsicht: Die Zellulosefaser ist extrem feuchtigkeitsempfindlich. Schon ein verschüttetes Glas Wasser kann die Fasern dauerhaft verkleben und unschöne, nicht mehr zu entfernende Flecken hinterlassen. Für Haushalte mit Kindern, Haustieren oder im Essbereich ist Viskose absolut ungeeignet.





- Unterstützt traditionelles Handwerk
- Oft bessere Materialqualität als bei neuer Massenware
- Einzigartiges Stück mit Geschichte und Patina
Die Lösung für Individualisten: Ein Vintage-Teppich. Stücke aus den 50er bis 70er Jahren sind oft von exzellenter Qualität und haben durch den Gebrauch eine wunderschöne, weiche Patina entwickelt. Suchen Sie bei spezialisierten Händlern oder in Auktionshäusern – dort finden Sie charaktervolle Unikate, die kein zweites Mal existieren.




Schnelltest zur Farbechtheit: Nehmen Sie ein weisses, leicht angefeuchtetes Baumwolltuch und reiben Sie damit einige Sekunden kräftig über eine intensive Farbpartie des Teppichs, am besten an einer unauffälligen Stelle. Bleibt das Tuch sauber? Perfekt. Zeigen sich deutliche Farbspuren, wurden minderwertige Farbstoffe verwendet. Solche Teppiche können bei der ersten professionellen Wäsche oder bei einem Wasserschaden stark ausbluten.





Hilfe, mein neuer Wollteppich fusselt! Ist er von schlechter Qualität?
Nicht unbedingt. Gerade bei neuen, handgeknüpften Wollteppichen ist ein anfängliches „Fusseln“ völlig normal. Dabei handelt es sich um überschüssige, kurze Wollfasern, die sich aus dem Flor lösen. Nach einigen Wochen und mehrmaligem Staubsaugen (ohne Bürstenaufsatz!) sollte dies deutlich nachlassen. Problematisch wird es erst, wenn der Teppich auch nach Monaten noch kontinuierlich und stark Fasern verliert – das kann ein Zeichen für minderwertige, kurzstapelige Wolle sein.




Berber: Ursprünglich aus Marokko, traditionell aus hochfloriger, oft ungefärbter Wolle mit einfachen geometrischen Mustern. Perfekt für einen gemütlichen, natürlichen Look im Scandi- oder Boho-Stil.
Gabbeh: Persische Nomadenteppiche, ebenfalls dick und weich, aber oft mit gröberen, abstrakten Motiven und kräftigeren Farben. Sie erzählen kleine Geschichten aus dem Alltag der Knüpfer.
Beide sind für ihre Weichheit und ihren Komfort berühmt.





Ein Teppich lebt und atmet mit den Jahreszeiten. Schützen Sie ihn im Sommer vor intensiver, direkter Sonneneinstrahlung, da UV-Licht (besonders bei Naturfarben) die Farben über die Jahre ausbleichen kann. Im Winter können Sie eine alte Tradition zur sanften Reinigung nutzen: Legen Sie den Teppich bei trockenem Pulverschnee mit dem Flor nach unten in den Schnee und klopfen Sie ihn von der Rückseite vorsichtig aus. Der Schnee bindet Staub und Schmutz.




Ein guter Teppich spricht alle Sinne an. Schliessen Sie die Augen und gehen Sie barfuss darüber. Fühlt sich der Flor dicht und federnd an oder platt und leblos? Streichen Sie mit der Hand darüber. Ist die Wolle leicht rückfettend und „lebendig“? Riechen Sie daran. Dominiert ein leichter, erdiger Wollgeruch oder eine stechende chemische Note? Ihr Tastsinn und Geruchssinn sind oft die besten Ratgeber bei der Qualitätsprüfung.





Der Begriff „Abrash“ stammt aus dem Türkischen und bedeutet so viel wie „gesprenkelt“ oder „wolkig“.
Es beschreibt die subtilen Farbschwankungen innerhalb einer einzelnen Farbe im Teppich. Weit davon entfernt, ein Mangel zu sein, ist es ein geschätztes Zeichen von Authentizität. Es entsteht, wenn der Knüpfer eine neue, leicht anders gefärbte Garnpartie ansetzt. In maschinell gefertigten Teppichen wird dieser Effekt oft künstlich imitiert, wirkt aber selten so organisch wie beim Original.




Jute: Weich und geschmeidig, mit einem seidigen Glanz. Jute ist relativ preiswert, aber nicht sehr strapazierfähig und fleckempfindlich. Ideal für Bereiche mit wenig Verkehr wie Schlafzimmer.
Sisal: Extrem robust, rau und widerstandsfähig. Sisal hält auch starker Beanspruchung in Fluren oder Eingangsbereichen stand, fühlt sich barfuss aber deutlich härter an.
Beide sind nachhaltige Naturfasern, die einem Raum eine wunderbar texturierte, erdige Basis geben.





Legen Sie mal einen neuen Akzent, indem Sie Teppiche schichten. Diese „Layering“-Technik funktioniert besonders gut, um verschiedene Bereiche in einem grossen Raum zu definieren. Die Basis bildet oft ein grosser, neutraler Teppich aus Naturfasern wie Jute oder Sisal. Darauf wird ein kleinerer, aber ausdrucksstärkerer Teppich platziert – zum Beispiel ein farbenfroher Kelim, ein Vintage-Perser oder ein weiches Schaffell. Das Ergebnis ist ein individueller, texturreicher und besonders gemütlicher Look.



Schützen Sie Ihre Investition: Motten lieben unbehandelte Wolle, besonders an dunklen, ungestörten Orten wie unter dem Sofa oder Schrank. Saugen Sie daher regelmässig den gesamten Teppich ab, auch die Ränder und die Bereiche unter Möbeln. Drehen Sie Ihren Teppich ausserdem ein- bis zweimal im Jahr um 180 Grad. Das sorgt nicht nur für eine gleichmässige Abnutzung, sondern bringt auch potenzielle Problemzonen ans Licht.



