Tierkindergarten im Zoo: Was hinter den Kulissen wirklich passiert

Mutterliebe kennt keine Grenzen! Entdecke im Tierreich die faszinierenden Fakten über die liebevollsten Tiermütter.

von Elke Schneider

Ich werde nie vergessen, wie ich als junger Pfleger nächtelang auf einer Pritsche vor dem Gibbon-Gehege ausgeharrt habe. Wir erwarteten Nachwuchs, und bei jedem Rascheln, bei jedem leisen Geräusch war ich hellwach. Eines Morgens war es dann so weit: Ein winziges, schreiendes Bündel klammerte sich an seine Mutter. In dem Moment habe ich begriffen, dass mein Job so viel mehr ist als nur Futter schleppen und Gehege schrubben. Man wird Zeuge eines echten Wunders. Und man lernt, dass die „Arbeit“ einer Tiermutter eine Mischung aus knallharter Biologie, cleveren Überlebensstrategien und einer unglaublichen körperlichen Leistung ist.

Hormone, Energie und ein Super-Drink: Der biologische Kraftakt

Viele reden ja immer von Mutterliebe als reinem Instinkt. Aber ehrlich gesagt, das ist nur die halbe Wahrheit. Was da im Körper einer werdenden Tiermutter abgeht, ist ein hochkomplexer biologischer Prozess, der fast vollständig von Hormonen gesteuert wird. Das bekannteste ist wohl das Oxytocin, das oft als „Bindungshormon“ bezeichnet wird. Es wird bei der Geburt ausgeschüttet und sorgt für diese unglaublich starke Verbindung zwischen Mutter und Jungtier. Das sehen wir bei quasi allen Säugetieren: Die Mutter leckt ihr Neugeborenes trocken, und dieser erste, intensive Kontakt ist entscheidend dafür, dass sie es annimmt.

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Dann gibt es noch Prolaktin, das die Milchproduktion ankurbelt. Und diese erste Milch, das sogenannte Kolostrum, ist ein absoluter Lebensretter. Sie ist nicht nur voller Nährstoffe, sondern enthält auch die Antikörper der Mutter. Ein Jungtier, das diese Erstmilch verpasst, hat es unheimlich schwer, weil sein Immunsystem am Anfang quasi nicht existent ist. Bei Huftieren wie Zebras oder Antilopen ist das besonders kritisch. Ein Fohlen, das nicht in den ersten Stunden trinkt, ist extrem gefährdet.

Dieser ganze Prozess kostet die Mutter unfassbar viel Energie. Stellt euch mal eine Eisbärenmutter vor: Sie gräbt im Herbst eine Schneehöhle, frisst monatelang nichts, bringt in dieser Zeit ihre Jungen zur Welt und säugt sie. Dabei verliert sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts, weil sie ihre eigenen Fettreserven direkt in extrem reichhaltige Milch umwandelt. Das ist pure Überlebensphysik. Wusstest du schon? Die Milch von Robben hat einen Fettgehalt von über 50 % – zum Vergleich: Kuhmilch hat gerade mal um die 4 %.

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Ein Zuhause auf Zeit: So bereiten wir die Wurfbox vor

In der Natur sucht sich eine Tiermutter den Geburtsort ganz genau aus: sicher, ruhig, geschützt. Im Zoo ist es unsere Aufgabe, genau das nachzubauen. Diese Vorbereitung der Wurfbox ist eine meiner liebsten Aufgaben, die ich oft den erfahrensten Pflegern oder den Azubis im letzten Lehrjahr übertrage. Es ist eine Lektion in Voraussicht und Tierkenntnis.

Für unsere Erdmännchen zum Beispiel legen wir künstliche Bauten an, die wir mit weichem Sand, Heu und Holzwolle polstern. Ganz wichtig ist hier die Wärmelampe. Kleiner Tipp aus der Praxis: Wir hängen sie in etwa 50 cm Höhe auf. So entsteht am Boden eine kuschelige Zone mit 28-30 °C, aber die Tiere haben immer noch die Möglichkeit, in kühlere Bereiche auszuweichen. Wir orientieren uns da an den Klimadaten ihrer Heimat. All das geschieht natürlich in enger Absprache mit den Biologen und dem Kurator – das ist sozusagen der wissenschaftliche Leiter, der für einen Tierbereich zuständig ist und über Zucht und Tierbestand entscheidet.

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Manchmal lernt man aber auch auf die harte Tour. Wir hatten mal ein Tapirweibchen, für das wir ein riesiges, weiches Strohlager vorbereitet hatten. Und was macht sie? Ignoriert es komplett und bekommt ihr Junges in der hintersten, dunkelsten Ecke auf dem nackten Betonboden. Wir waren erst mal geschockt. Aber sie wusste es besser: Für sie war die absolute Abgeschiedenheit wichtiger als ein weiches Bett. Seitdem bieten wir unseren Tapiren immer mehrere Optionen an. Wir haben gelernt, dass wir nur Angebote machen können. Die Chefin trifft die Entscheidung.

Die Geburt: Ein heiliger Moment, den wir nur beobachten

Eine Geburt im Tierreich ist meistens eine stille, zurückgezogene Sache. Jede Störung kann fatal sein. Eine gestresste Mutter kann die Geburt verzögern oder, im schlimmsten Fall, ihr Junges verstoßen. Unsere oberste Regel lautet daher: so wenig eingreifen wie möglich, so viel wie nötig. Unsere wichtigste Ausrüstung sind heute Kameras, die wir schon Wochen vor dem Termin installieren. So können wir vom Büro aus alles sehen, ohne zu stören.

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Wir achten auf bestimmte Anzeichen: Unruhe, Nestbau, Appetitlosigkeit. Geht es los, ist der Tierarzt in Rufbereitschaft. Meistens aber beobachten wir nur, wie die Mutter instinktiv alles richtig macht. Sie leckt das Junge sauber, frisst die Nachgeburt (was in der Natur Fressfeinde fernhält) und animiert es zum Trinken.

Achtung, Sicherheit! Eine frischgebackene Tiermutter ist absolut unberechenbar und extrem verteidigungsbereit. Das gilt auch für Tiere, die uns Pfleger seit Jahren kennen. Ich würde niemals ohne doppelte Absicherung das Gehege einer Tigerin mit Jungen betreten. Ihr Instinkt ist immer stärker als jede Gewöhnung an den Menschen. Das ist keine Bösartigkeit, das ist reiner Schutz.

Die Aufzucht: Eine harte Schule für das Leben

Nach der Geburt fängt die Arbeit erst richtig an – die Ausbildung beginnt. Bei den Geparden lernt der Nachwuchs das Jagen, indem die Mutter erst tote, dann verletzte und schließlich lebende Beute bringt. Im Zoo simulieren wir das durch sogenanntes „Enrichment“: Wir verstecken Futter oder hängen es an Seilzüge, um die Tiere geistig und körperlich zu fordern.

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Bei Primaten wie Orang-Utans ist das Lernen noch vielschichtiger. Die Jungen schauen sich jahrelang alles von der Mutter ab: Was kann man fressen, wie benutzt man Werkzeuge, wie verhält man sich in der Gruppe? Deswegen ist es im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen so wichtig, stabile soziale Gruppen zu haben.

Unsere Lehrlinge führen darüber übrigens genaue Protokolle. Das macht unsere Arbeit erst richtig greifbar. Ein typischer Eintrag könnte so aussehen:
Datum: [heute] – Tier: Tapirjunges, weiblich, 3 Wochen alt.
14:30 Uhr: Jungtier versucht erstmals, an einem Stück Süßkartoffel der Mutter zu knabbern. Mutter lässt es gewähren, stupst es leicht an.
14:35 Uhr: Jungtier leckt kurz an der Kartoffel, wendet sich dann aber wieder dem Gesäuge zu. Erster Kontakt mit fester Nahrung registriert.
Solche Daten helfen uns enorm, die Entwicklung zu bewerten.

Wenn es schiefgeht: Die schwere Entscheidung zur Handaufzucht

Die Natur ist nicht romantisch. Manchmal geht es schief. Eine Mutter ist zu unerfahren, verstößt ihr Junges oder stirbt sogar. Das sind die Momente, die uns an unsere Grenzen bringen. Dann müssen wir entscheiden: Greifen wir ein?

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Eine Handaufzucht ist IMMER die letzte Option. Sie ist ein riesiger Aufwand und voller Risiken. Die größte Gefahr ist die Fehlprägung auf den Menschen. Ein Tier, das denkt, es sei ein Mensch, ist eine Tragödie und lässt sich später nur schwer oder gar nicht mehr in seine Artgenossen-Gruppe integrieren.

Vor einiger Zeit hatten wir so einen Fall bei den Kängurus. Ein Jungtier fiel zu früh aus dem Beutel, die Mutter nahm es nicht wieder an. Wir fanden es morgens, unterkühlt und schwach. Die Alternative war der sichere Tod. Also haben wir es versucht. Das bedeutete: Alle zwei Stunden füttern, Tag und Nacht, mit einer speziellen Ersatzmilch aus Australien. Allein so eine Spezialmilch kostet ein kleines Vermögen, oft über 100 Euro pro Kilo, und die Beschaffung ist aufwendig. Für solche Fälle haben wir eine Notfallkiste parat. Darin ist alles, was man braucht:

  • Verschiedene Sorten Ersatzmilchpulver
  • Eine Feinwaage zur täglichen Gewichtskontrolle
  • Flaschen und verschieden große Sauger
  • Ein Inkubator oder eine Wärmflasche
  • Ein Protokollbuch für Fütterungszeiten und Gewicht

Das Känguru hat es geschafft. Aber was passiert, wenn die Integration danach scheitert? Das ist die harte Realität. Manchmal akzeptiert die Gruppe ein von Menschen aufgezogenes Tier einfach nicht. In solchen Fällen müssen wir eine Dauerlösung finden. Das Tier lebt dann vielleicht in einer speziellen Anlage, manchmal allein oder mit anderen Tieren mit ähnlichem Schicksal. Es ist ein trauriges Ergebnis, das uns immer wieder zeigt, warum die natürliche Aufzucht durch die Mutter unersetzlich ist.

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Nesthocker vs. Nestflüchter: Zwei geniale Strategien

Es gibt nicht die eine richtige Methode der Aufzucht. Die Natur hat unzählige Lösungen parat. Eine ganz grundlegende Unterscheidung ist die zwischen Nesthockern und Nestflüchtern.

  • Die Nesthocker (z.B. Tiger, Mäuse, wir Menschen): Sie kommen nackt, blind und komplett hilflos zur Welt. Die Mutter investiert extrem viel Zeit und Energie in die Pflege im geschützten Nest. Für uns im Zoo bedeutet das: Wir brauchen absolut sichere, zugluftfreie und warme Wurfboxen.
  • Die Nestflüchter (z.B. Zebras, Gnus, Giraffen): Sie sind das genaue Gegenteil. Kaum geboren, stehen sie schon auf wackeligen Beinen und können der Herde folgen. Sie kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt. Hier brauchen wir vor allem viel Platz und einen rutschfesten Untergrund für die ersten, wichtigen Gehversuche.

Wenn das ganze Dorf mithilft: Teamwork im Tierreich

Oft liegt die Last nicht allein bei der Mutter. Bei Wölfen zum Beispiel bekommt nur das Alpha-Paar Nachwuchs, aber das ganze Rudel hilft bei der Aufzucht. Noch krasser ist es bei unseren Lisztaffen: Nach der Geburt trägt meist der Vater die Zwillinge und übergibt sie der Mutter nur zum Säugen. So kann sie sich erholen und schneller wieder fit werden. Das zeigt, wie fortschrittlich soziale Systeme im Tierreich sein können.

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Mein Fazit: Einfach nur Respekt

Wenn ich heute durch den Zoo gehe, sehe ich nicht nur Tiere. Ich sehe das Ergebnis einer Millionen Jahre alten Erfolgsgeschichte. Die Leistung einer Tiermutter ist ein 24-Stunden-Job ohne Urlaub und Bezahlung, angetrieben von einer tiefen biologischen Kraft. Wir können davon lernen, nicht indem wir die Tiere vermenschlichen, sondern indem wir ihre perfekten, an die Umwelt angepassten Strategien anerkennen und respektieren. Unsere Aufgabe ist es, diese Perfektion zu schützen – im Zoo als eine Art Arche, aber vor allem draußen, in der echten Welt. Der Erhalt ihrer Lebensräume ist die größte Anerkennung, die wir diesen Müttern zollen können.

Bildergalerie

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Manchmal, trotz aller Bemühungen, nimmt eine Mutter ihr Junges nicht an. Dann schlägt die Stunde der menschlichen Ersatzeltern. Die Handaufzucht ist eine Wissenschaft für sich und verlangt absolute Hingabe. Alle zwei bis drei Stunden, auch nachts, muss das spezielle Milchaustauschpräparat – wie etwa Esbilac für Säugetiere oder spezielle Rezepturen für Vögel – auf die exakte Temperatur erwärmt und verfüttert werden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, um dem kleinen Wesen den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen.

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  • Gewichtskontrolle: Tägliches Wiegen ist entscheidend, um die Zunahme zu überwachen.
  • Nabelpflege: Der Nabelrest wird desinfiziert, um Infektionen vorzubeugen.
  • Temperaturmessung: Besonders bei Jungtieren, die ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können.
  • Saugreflex-Check: Ein starker Saugreflex ist ein wichtiges Zeichen für Vitalität.
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Mehr als nur Spaß: Wenn man Löwenjunge beim Toben beobachtet, sieht das nach purem Spiel aus. Tatsächlich ist es aber ein essenzielles Überlebenstraining. Durch Raufen, Jagen und Anschleichen üben sie die Koordination und die Muskelkraft, die sie später als erfolgreiche Jäger benötigen werden. Jede spielerische Interaktion ist eine Lektion in sozialer Rangordnung und Kommunikation.

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Bei Orang-Utans dauert die „Kindheit“ am längsten unter allen nicht-menschlichen Primaten. Jungtiere bleiben bis zu acht Jahre bei ihrer Mutter, um alle für das Überleben im Dschungel notwendigen Fähigkeiten zu erlernen.

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Ein Tierkindergarten ist niemals still. Die Geräuschkulisse ist ein wichtiger Indikator für das Wohlbefinden der Schützlinge:

  • Ein leises, zufriedenes Schmatzen während der Fütterung.
  • Hohe, fordernde Rufe, wenn der Hunger kommt.
  • Ein tiefes, beruhigendes Brummen von der Mutter als Antwort.
  • Das Piepsen und Knistern aus dem Inkubator, wo frisch geschlüpfte Reptilien warten.
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Was ist eigentlich diese „Prägung“, von der man oft bei Vögeln hört?

Prägung ist ein blitzschneller Lernprozess in einer sehr frühen, sensiblen Lebensphase. Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz zeigte, wie Gänseküken ihm folgten, weil er das erste sich bewegende Objekt war, das sie nach dem Schlüpfen sahen. Im Zoo ist das ein zweischneidiges Schwert: Bei einer Handaufzucht kann die Prägung auf den Menschen eine spätere Integration in die Artgenossengruppe extrem erschweren. Deshalb setzen Pfleger oft Handpuppen ein, die der Vogelmutter ähneln.

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Nestflüchter: Ein Fohlen oder eine Giraffe steht Minuten nach der Geburt auf und folgt der Mutter. Als „Nestflüchter“ sind sie sofort mobil und auf die Flucht vor Feinden vorbereitet.

Nesthocker: Ein Katzen- oder Hundewelpe kommt blind und hilflos zur Welt. Als „Nesthocker“ ist es völlig auf die Wärme und den Schutz des Nests und der Mutter angewiesen.

Diese evolutionäre Strategie ist perfekt an den Lebensraum und die Gefahren der jeweiligen Art angepasst.

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Bei Erdmännchen bekommt meist nur das dominante Weibchen Nachwuchs.

Das klingt hart, ist aber eine clevere Strategie. Alle anderen Gruppenmitglieder, sowohl Männchen als auch Weibchen, helfen bei der Aufzucht der Jungen. Sie fungieren als Babysitter, Wärmequelle und Lehrer. Dieser als „kooperative Aufzucht“ bekannte Mechanismus sichert das Überleben der gesamten Kolonie, da die Last auf viele Schultern verteilt wird.

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  • Sie fördern die natürliche Neugier.
  • Sie schulen motorische Fähigkeiten.
  • Sie verhindern Langeweile und Verhaltensstörungen.

Das Geheimnis? Sogenanntes „Enrichment“. Dabei basteln Pfleger aus einfachen Materialien wie Kartons, Holzwolle oder Futterbällen Spielzeuge, die die Jungtiere geistig und körperlich fordern – genau wie es in der Wildnis der Fall wäre.

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Während viele Muttertiere die alleinigen Heldinnen der Aufzucht sind, gibt es auch bemerkenswerte Väter im Tierreich. Der südamerikanische Nachtaffe ist ein Paradebeispiel: Das Männchen trägt das Junge die meiste Zeit auf seinem Rücken und übergibt es der Mutter nur zum Säugen. Bei den Kaiserschnurrbarttamarinen sind es ebenfalls fast ausschließlich die Väter, die sich um den Nachwuchs kümmern. Eine faszinierende Rollenverteilung!

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Wichtiger als man denkt: Viele der Geburten im Zoo sind kein Zufall, sondern Teil des EAZA Ex-situ Programme (EEP). Ein Zuchtbuchkoordinator entscheidet, welche Tiere aus verschiedenen Zoos zur Paarung zusammenkommen, um eine maximale genetische Vielfalt zu erhalten. Jedes hier geborene Amurleoparden-Junge oder Przewalski-Pferd-Fohlen ist ein entscheidender Baustein für das Überleben seiner Art.

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Es klingt grausam, aber warum fressen manche Tiere ihren eigenen Nachwuchs?

Dieses Verhalten, Kannibalismus genannt, hat oft pragmatische Gründe. Bei einem Hamsterweibchen kann extremer Stress oder eine Störung dazu führen. Oft sortieren Mütter auch instinktiv sehr schwache oder kranke Junge aus, um die Überlebenschancen der gesunden Geschwister zu erhöhen, indem sie ihre Energie auf diese konzentrieren. Es ist eine harte, aber aus evolutionärer Sicht manchmal notwendige Entscheidung zur Ressourcensicherung.

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Die Milch von Kängurus verändert ihre Zusammensetzung je nach Alter des Jungen. Ein neugeborenes Jungtier im Beutel erhält eine andere Milch als sein älteres Geschwisterkind, das nur noch gelegentlich zum Trinken kommt – und das aus derselben Zitze!

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Moderne Technik ist aus dem Zoo-Kindergarten nicht mehr wegzudenken und hilft, Geburten sicherer zu machen:

  • Infrarotkameras: Sie ermöglichen eine 24/7-Überwachung der Wurfbox, ohne die werdende Mutter durch Licht zu stören.
  • Endoskope: Bei Vögeln und Reptilien kann so das Geschlecht bestimmt werden, ohne das Tier zu verletzen.
  • Hormonanalyse im Kot: Eine nicht-invasive Methode, um den genauen Zeitpunkt der Empfängnisbereitschaft oder der nahenden Geburt zu bestimmen.

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Akustische Signale: Ein Fledermaus-Baby sendet Ultraschallrufe mit einer einzigartigen „Stimm-Signatur“ aus, damit seine Mutter es unter Tausenden von Artgenossen in der Kolonie wiederfindet.

Olfaktorische Signale: Eine Schafmutter prägt sich den individuellen Geruch ihres Lamms innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt ein. Sie würde ein fremdes Lamm, das anders riecht, energisch wegstoßen.

Jede Art hat ihre eigene, hocheffiziente Methode zur Wiedererkennung.

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Bei vielen Raubtieren ist die Mutter die wichtigste Lehrerin. Eine Gepardenmutter bringt ihren Jungen nicht nur tote Beute, sondern später auch lebende, aber geschwächte Tiere. So können die Jungtiere ohne große Gefahr den Jagd- und Tötungsprozess erlernen. Dieses schrittweise Training ist entscheidend, denn Jagdinstinkt allein reicht nicht aus – die Technik muss über Monate hinweg perfektioniert werden.

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In einer Elefantenherde praktizieren die Weibchen „Allomothering“. Das bedeutet, dass sich nicht nur die Mutter, sondern auch Tanten und ältere Schwestern um ein Kalb kümmern, es beschützen und bei der Aufzucht helfen.

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Ein gut gemeinter Fehler: Wer ein scheinbar verlassenes Rehkitz auf einer Wiese findet, sollte es unter keinen Umständen anfassen oder mitnehmen! Die Ricke (Rehmutter) lässt ihr Kitz oft stundenlang allein, um keine Fressfeinde anzulocken, während sie selbst frisst. Das Kitz ist durch seine Tarnfärbung und seinen fast nicht vorhandenen Eigengeruch perfekt geschützt. Anfassen überträgt Menschengeruch und kann dazu führen, dass die Mutter es verstößt.

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Wie schlafen Delfin- und Walkälber, ohne zu ertrinken?

Meeressäuger praktizieren den sogenannten unihemisphärischen Schlaf. Das bedeutet, es schläft immer nur eine Gehirnhälfte, während die andere wach bleibt und lebenswichtige Funktionen wie das Auftauchen zum Atmen steuert. Das wache Auge behält dabei die Umgebung und die Mutter im Blick. Oft schwimmen die Kälber im Windschatten der Mutter, um Energie zu sparen und nicht getrennt zu werden.

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Für Vögel und Reptilien ist der Inkubator der Hightech-Ersatz für das mütterliche Brutgeschäft. Moderne Geräte wie die der Marke Brinsea regeln nicht nur die Temperatur auf ein Zehntelgrad genau, sondern auch die Luftfeuchtigkeit und die automatische Wendung der Eier. Bei vielen Schildkröten- und Krokodilarten entscheidet die Bruttemperatur sogar über das Geschlecht der schlüpfenden Jungen – eine große Verantwortung für den Zootierpfleger.

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Warum empfinden wir Tierbabys als so unwiderstehlich süß? Dahinter steckt das sogenannte „Kindchenschema“, das schon der Verhaltensforscher Konrad Lorenz beschrieb:

  • Große Augen im Verhältnis zum Kopf.
  • Ein großer, gewölbter Kopf und eine hohe Stirn.
  • Eine kleine Nase und ein kleines Kinn.
  • Tollpatschige, ungeschickte Bewegungen.

Diese Merkmale lösen bei uns einen angeborenen Fürsorge- und Beschützerinstinkt aus.

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Einzelkind-Strategie: Arten wie Elefanten oder Menschenaffen investieren extrem viel Energie und Zeit in ein einziges Junges. Dieses erhält die volle Aufmerksamkeit und eine lange, intensive Lernphase, was seine Überlebenschancen maximiert.

Wurf-Strategie: Tiere wie Mäuse oder Kaninchen bringen viele Junge auf einmal zur Welt. Hier wird der Fortpflanzungserfolg über die schiere Menge gesichert, auch wenn nicht alle Nachkommen überleben werden.

Beide Ansätze sind perfekte Anpassungen an die jeweilige ökologische Nische.

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Die Entwöhnung von der Muttermilch ist oft ein konfliktreicher Prozess.

Die sogenannte „Mutter-Kind-Konflikt“-Theorie besagt, dass die Mutter die Entwöhnung vorantreiben will, um ihre eigenen Energiereserven für eine zukünftige Trächtigkeit zu schonen. Das Jungtier hingegen will so lange wie möglich von der nahrhaften Milch profitieren. Dieses Spannungsfeld führt oft zu lautstarken Protesten und Abweisungen, die aber ein ganz normaler und wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit sind.

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  • Sie ahmen das Aussehen giftiger Raupen nach.
  • Sie können zischen wie eine Schlange.
  • Ihre Flecken wirken wie große, bedrohliche Augen.

Wie überleben wehrlose Jungvögel im Nest? Durch cleveres Tarnen und Täuschen! Viele Küken haben erstaunliche Mimikry-Strategien entwickelt, um Fressfeinde abzuschrecken, lange bevor sie fliegen und fliehen können.

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  • Regelmäßige, hörbare Atmung ohne Nebengeräusche.
  • Ein rosiges, gut durchblutetes Maul.
  • Aktives Suchen nach der Zitze der Mutter.
  • Ein sauberer, trockener Analbereich, der auf eine gute Verdauung hindeutet.

Anhand dieser einfachen Anzeichen überprüfen Tierpfleger in den ersten Stunden, ob ein Neugeborenes fit und gesund ist.

Elke Schneider

Elke Schneider ist eine vielseitige Sammlerin von Fachkenntnissen. Ihren Weg in den Journalismus begann sie mit einem soliden Fundament aus ihrem Studium an der Universität Dresden. Literatur, Kunstgeschichte und Philologie sind ihre Lieblingsfächer.