Kirituhi & Tā Moko: Mehr als nur ein Tattoo – Ein ehrlicher Guide aus der Praxis
Maori Tattoos sind mehr als nur Kunst – sie sind Geschichten, die auf der Haut erzählt werden. Entdecken Sie die tiefere Bedeutung hinter diesen faszinierenden Designs!
„Die Haut ist das erste Buch, das wir lesen, das letzte, das wir vergessen.“ So könnte ein Maori-Weiser sagen, während er das Mysterium der Körperkunst enthüllt. Maori Tattoos sind nicht nur bunte Muster; sie sind lebendige Erzählungen von Herkunft, Identität und Spiritualität. Tauchen Sie ein in diese faszinierende Welt und lassen Sie sich von den Geschichten, die sie erzählen, verzaubern.
Ich bin seit über zwanzig Jahren im Tattoogeschäft. In der Zeit habe ich so einige Trends kommen und gehen sehen, aber ganz ehrlich? Wenige Stile haben diese unfassbare Tiefe und Kraft wie die Kunst der Māori. Ich verstehe total, warum so viele davon fasziniert sind. Man sieht die kraftvollen Linien an Sportlern oder auf Fotos und spürt sofort diese Anziehungskraft. Aber Achtung: Mit dieser Kraft kommt auch eine riesige Verantwortung, sowohl für dich als Träger als auch für den Künstler.
Inhaltsverzeichnis
- Die allerwichtigste Lektion zuerst: Tā Moko ist nicht Kirituhi
- Was ein authentisches Kirituhi kostet – und warum es das wert ist
- Dein Weg zum Tattoo: Vom ersten Gedanken bis zur Heilung
- Ein Beispiel aus der Praxis: Warum du deine eigene Geschichte brauchst
- Rote Flaggen vs. Grüne Flaggen: Worauf du achten musst
- Dein Weg zum richtigen Künstler
- Bildergalerie
Wenn bei mir im Studio jemand nach einem „Maori Tattoo“ fragt, ist meine erste Frage immer: „Okay, super. Was genau bedeutet das denn für dich?“ Die Gespräche, die dann folgen, sind oft lang und intensiv. Sie sind, ohne Übertreibung, der wichtigste Teil des ganzen Prozesses. Es geht hier nicht darum, sich ein cooles Bild aus dem Internet auszusuchen. Es geht darum, eine Verbindung zu einer lebendigen Kultur aufzubauen, und das verlangt Respekt und ein bisschen Vorarbeit. Dieser Artikel hier ist kein Sparfuchs-Leitfaden. Er ist mein Versuch, dir das Wissen an die Hand zu geben, damit du eine wirklich gute und respektvolle Entscheidung treffen kannst.

Die allerwichtigste Lektion zuerst: Tā Moko ist nicht Kirituhi
Bevor wir auch nur über Nadeln, Tinte oder Preise reden, müssen wir eine Sache glasklar trennen. Das ist das absolute Fundament. Wer diesen Unterschied nicht kennt, sollte, ehrlich gesagt, noch keinen Termin machen. Es geht um die Begriffe Tā Moko und Kirituhi.
Tā Moko ist eine heilige Praxis für die Māori, die indigene Bevölkerung Neuseelands. Ein Moko ist kein modisches Accessoire. Es ist die sichtbare Erzählung der eigenen Genealogie (Whakapapa). Es zeigt Stammeszugehörigkeit, sozialen Rang, erreichte Ziele und die Geschichte der Vorfahren. Ein Tā Moko wird nicht einfach „gemacht“, es wird als Ausdruck der eigenen Identität getragen. Es ist ein Geburtsrecht, tief verwurzelt in der Spiritualität und Kultur. Als Nicht-Māori kann und darf man kein Tā Moko tragen. Das wäre kulturelle Aneignung und einfach nur zutiefst respektlos.
Kirituhi ist quasi die Antwort auf die weltweite Bewunderung für diese Kunst. Der Begriff bedeutet wörtlich „gezeichnete Haut“. Hierbei wird die Ästhetik und die Formensprache der Māori-Kunst genutzt, um eine persönliche Geschichte für jemanden zu erzählen, der keine Māori-Wurzeln hat. Ein Kirituhi wird von Māori-Künstlern (oder von Künstlern, die von ihnen lernen durften) geschaffen, die die Bedeutung der Muster verstehen. Der entscheidende Punkt: Es enthält keine spezifischen, geschützten Informationen über Abstammungslinien. Es ist wie eine Brücke zwischen den Kulturen – eine respektvolle Art, die Kunst zu ehren, ohne eine Identität zu stehlen.

Wenn du also keine Māori-Vorfahren hast, fragst du niemals nach einem Tā Moko. Du fragst nach einem Kirituhi. Allein die Verwendung des richtigen Wortes zeigt dem Künstler sofort, dass du dich informiert hast und die Sache mit dem nötigen Ernst angehst.
Was ein authentisches Kirituhi kostet – und warum es das wert ist
Die Frage nach dem Preis ist natürlich legitim. Ein großes, komplexes Kirituhi, sagen wir ein ganzer Arm oder ein Rückenstück, kann schnell mal mehrere tausend Euro kosten. Zahlen zwischen 4.000 € und über 10.000 € sind da absolut realistisch. Das mag erstmal schockieren. Aber dieser Preis ist keine Willkür. Er setzt sich aus ehrlicher Arbeit, tiefem Wissen und kompromissloser Qualität zusammen. Schauen wir uns das mal genauer an:
- Beratung & Design: Ein seriöser Künstler legt dir keinen Katalog mit fertigen Bildern vor. Der Prozess startet mit einem Gespräch, das auch mal Stunden dauern kann. Der Künstler will deine Geschichte hören: Wo kommst du her? Was ist dir wichtig? Welche Hürden hast du gemeistert? Aus diesen Infos entsteht eine einzigartige Skizze, die nur für dich ist. Das ist intensive, kreative Kopfarbeit, die oft einen ganzen Tag dauern kann – und diese Zeit wird natürlich bezahlt.
- Die Zeit des Künstlers: Große Projekte brauchen Zeit. Viel Zeit. Ein „Full Sleeve“ (kompletter Arm) kann gut und gerne 30 bis 50 Stunden reine Tätowierzeit in Anspruch nehmen, manchmal sogar mehr. Erfahrene Künstler in Deutschland haben Stundensätze, die meist zwischen 120 € und 200 € liegen. Ein „zu gutes“ Angebot bedeutet fast immer, dass an der Zeit gespart wird. Und das siehst du am Ende leider auch.
- Material & Hygiene: Hier gibt es absolut keine Kompromisse. Wir reden von Einwegnadeln bester Qualität, Farben, die der europäischen REACH-Verordnung entsprechen, und einem peniblen Hygieneplan, der vom Gesundheitsamt geprüft wird (Stichwort DIN EN 17169). Hochwertige Farben, Nadelmodule, Desinfektionsmittel, Folien, Handschuhe … all das kostet. Ein verdächtig billiges Studio spart garantiert hier. Das ist nicht nur ein Risiko für die Optik, sondern für deine Gesundheit.
- Die Erfahrung & das kulturelle Wissen: Das ist der wertvollste Teil. Ein Kirituhi zu entwerfen, braucht mehr als nur Zeichentalent. Man muss die Sprache der Muster kennen, wissen, wie die Linien mit der Muskulatur des Körpers fließen (der „Flow“), und die kulturellen Regeln respektieren. Dieses Wissen kriegt man nicht im Wochenendkurs, es ist das Ergebnis jahrelanger Lehre, oft direkt bei Māori-Meistern. Dafür bezahlst du – für die Authentizität.
Ein Budget von 500 € ist nicht schlecht! Aber sei realistisch: Dafür bekommst du kein riesiges Projekt. Es reicht aber für ein kleines, feines Kirituhi, das vielleicht 2-3 Stunden dauert. Ein ehrlicher und wundervoller Start.

Dein Weg zum Tattoo: Vom ersten Gedanken bis zur Heilung
Ein Kirituhi ist eine Reise. Und die beginnt lange vor dem ersten Nadelstich. Hier ist der Fahrplan, den ich jedem meiner Kunden an die Hand gebe.
Schritt 1: Den richtigen Künstler finden – aber wo?
Schau dir Portfolios ganz genau an. Passt der Stil zu dir? Aber achte auf mehr als nur schöne Bilder. Ein guter Künstler ist auch ein guter Lehrer. Erklärt er den Unterschied zwischen Tā Moko und Kirituhi? Spricht er mit Respekt über die Kultur? Das sind die wichtigen Signale.
Kleiner Tipp für den Start deiner Suche:
- Instagram ist dein Freund: Folge Hashtags wie
kirituhi,
maoriart oder #polynesiantattoo. So bekommst du ein Gefühl für verschiedene Stile und Künstler.
- Besuche Tattoo Conventions: Große Messen wie die in London oder Berlin sind Goldgruben. Hier triffst du oft internationale Top-Künstler persönlich, kannst ihre Arbeit live sehen und direkt ins Gespräch kommen.
- Sei bereit zu reisen: Der perfekte Künstler für dich wohnt vielleicht nicht um die Ecke. Ein Flug oder eine längere Zugfahrt kann Teil der Investition in ein lebenslanges Kunstwerk sein.

Schritt 2: Deine Hausaufgaben vor der Beratung
Damit das Beratungsgespräch richtig produktiv wird, solltest du dich vorbereiten. Je mehr du dem Künstler von dir erzählst, desto persönlicher wird dein Design. Denk mal über diese Fragen nach, bevor du ihn kontaktierst:
- Was sind drei prägende Ereignisse oder Wendepunkte in meinem Leben?
- Welche Werte leiten mich? (z.B. Familie, Stärke, Neuanfang, Schutz)
- Welche persönlichen Stärken oder Eigenschaften soll das Tattoo repräsentieren?
Mit diesen Gedanken im Gepäck wird das Gespräch für euch beide viel tiefgründiger.
Schritt 3: Die Kontaktaufnahme – So kriegst du eine Antwort
Gute Künstler sind ausgebucht, oft auf Monate. Sei also geduldig. Damit deine Anfrage nicht untergeht, hier ein Pro-Tipp für deine erste Mail:
Schreib einen klaren Betreff wie „Anfrage für ein Kirituhi am Unterarm“. Stell dich kurz vor, erklär, warum du gerade seine Arbeit schätzt, und beschreibe die Geschichte hinter deinem Wunsch (nicht die Symbole!). Schick am besten gleich ein Foto von der Körperstelle mit. Das zeigt, dass du vorbereitet bist und seine Zeit respektierst.

Schritt 4: Der Termin – Anzeichnen und Tätowieren
Am großen Tag wird das Design auf die Haut gebracht. Bei großen, fließenden Projekten zeichnen viele Künstler direkt mit speziellen Stiften auf den Körper. Das ist mega wichtig, denn so wird das Design perfekt an deine Muskulatur angepasst. Das Tattoo soll ja mit dir leben und sich bewegen! Schau es dir im Spiegel genau an – jetzt ist der Moment für letzte Wünsche.
Mal ehrlich: Ja, es tut weh. Aber du kannst dich vorbereiten. Iss vorher gut, schlaf dich aus, bring Kopfhörer mit deiner Lieblingsmusik, was zu trinken und vielleicht einen Schokoriegel mit. Dein Körper braucht Energie für so eine lange Sitzung!
Schritt 5: Die Heilung – Jetzt bist DU dran!
Wenn die Sitzung vorbei ist, hat der Künstler seinen Job gemacht. Jetzt beginnt deiner. Die richtige Pflege in den ersten Wochen entscheidet darüber, wie dein Tattoo für den Rest deines Lebens aussieht.

Deine Einkaufsliste für die Apotheke oder Drogerie:
- Eine pH-neutrale, parfümfreie Seife (z.B. von Sebamed)
- Fusselfreie Küchentücher zum Trockentupfen
- Eine gute Tattoopflegecreme (z.B. Pegasus Pro oder Believa Tattoo)
Rechne mit etwa 15 bis 25 Euro für das ganze Set. Das ist gut investiertes Geld!
Die Routine ist simpel: Folie nach Anweisung des Künstlers abnehmen, vorsichtig waschen, trockentupfen und 2-3 Mal täglich GANZ DÜNN eincremen. Und ganz wichtig: Für mindestens vier Wochen keine Badewanne, kein Schwimmbad, keine Sauna und keine pralle Sonne! Nicht kratzen, auch wenn es juckt!
Ein Beispiel aus der Praxis: Warum du deine eigene Geschichte brauchst
Viele Leute googeln „Maori Symbole Bedeutung“ und finden Listen: Koru = neues Leben, Hei Matau = Wohlstand. Das ist nicht direkt falsch, aber es ist eine gefährliche Vereinfachung. Das ist so, als würdest du ein Wörterbuch lesen und glauben, du könntest jetzt Gedichte schreiben. Die wahre Magie entsteht erst durch die Komposition, den Flow und die Platzierung.

Ich hatte mal einen Kunden, der kam mit einem Ausdruck vom Tattoo eines berühmten Rugby-Spielers. Ich hab ihm erklärt, dass das die Geschichte eines anderen Mannes ist. Nach einem langen Gespräch haben wir etwas völlig Neues entworfen, das seine Reise darstellte. Jahre später hat er mir geschrieben, dass ihm genau dieses Tattoo durch eine verdammt schwere Zeit geholfen hat – weil es seine eigene Stärke symbolisierte, nicht die eines Idols.
Rote Flaggen vs. Grüne Flaggen: Worauf du achten musst
Die größten Risiken bei einem Tattoo sind nicht der Schmerz oder die Kosten, sondern schlechte Entscheidungen. Hier ist, wie du die Spreu vom Weizen trennst.
Eine riesige rote Flagge ist, wenn ein Studio mit „billigem Maori Tattoo“ wirbt oder Designs direkt von Google kopiert. Auch wenn der Laden unsauber wirkt oder der Künstler dir keine Fragen zu deiner Geschichte stellt, solltest du die Beine in die Hand nehmen. Pfusch erkennt man oft an wackeligen, ausgefransten Linien (sogenannte „Blowouts“) oder fleckigen, grauen Flächen. Sowas ist quasi irreparabel.

Eine grüne Flagge hingegen ist ein Künstler, der sich Zeit nimmt, dir den Unterschied zwischen Tā Moko und Kirituhi zu erklären. Er zeigt dir sein Portfolio mit einzigartigen, individuellen Designs und zeichnet deinen Entwurf nach einem persönlichen Gespräch. Ein sauberes, professionelles Studio, das vielleicht sogar Wartezeiten hat, ist meist ein sehr gutes Zeichen. Hier investierst du in Qualität und Respekt.
Und noch eine letzte, aber ernste Warnung vor sogenannten „Scratchern“ – Leute, die ohne Ausbildung und Hygiene-Wissen zu Hause im Wohnzimmer tätowieren. Die Gefahr einer schweren Infektion ist hier riesig. Ein professionelles Studio unterliegt strengen Vorschriften, und das ist deine Sicherheit.
Dein Weg zum richtigen Künstler
Wenn du nach all diesen Infos immer noch sagst: „Ja, das ist es!“, dann mach es richtig. Der Weg ist eigentlich ganz einfach, braucht aber dein volles Engagement.
- Recherchiere gründlich. Verbringe Wochen, nicht nur Stunden, mit der Suche.
- Spar dein Geld. Plane ein realistisches Budget. Wenn es zwei Jahre dauert, bis du das Geld für deinen Traumkünstler zusammenhast – es ist es wert.
- Sei respektvoll. In jeder E-Mail, in jedem Gespräch.
- Vertrau dem Prozess. Du hast deinen Künstler wegen seiner Expertise ausgewählt, also lass ihn seine Magie wirken.
Ein Kirituhi ist kein Modeaccessoire. Es ist ein tiefes Bekenntnis. Ein Kunstwerk, das deine Geschichte durch die Linse einer der reichsten Kunsttraditionen der Welt erzählt. Wenn du es mit dem richtigen Wissen und der richtigen Haltung angehst, wirst du es ein Leben lang mit Stolz tragen. Wähle weise.


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Bildergalerie


Der vielleicht wichtigste Schritt nach der Entscheidung für ein Kirituhi ist die Wahl des Künstlers. Suchen Sie nicht nach dem nächstgelegenen Tattoostudio. Suchen Sie nach einem Tā moko artist oder einem Künstler, der nachweislich in der Tradition ausgebildet wurde. Schauen Sie sich Portfolios genau an: Respektiert der Künstler die Formensprache? Erzählt er in seinen Arbeiten individuelle Geschichten? Studios wie „Moko Ink“ in Neuseeland oder von Māori geführte Ateliers in Europa setzen hier den Goldstandard und sind oft eine Reise wert.

- Der Koru (die Spirale) symbolisiert neues Leben, Wachstum und Harmonie.
- Der Hei Matau (Angelhaken) steht für Stärke, Wohlstand und eine sichere Reise über das Wasser.
- Der Manaia ist ein spiritueller Wächter, der Träger vor dem Bösen schützt.
Das Geheimnis? Ein guter Künstler verwebt diese Elemente nicht willkürlich, sondern schafft eine Komposition, die Ihre persönliche Reise und Ihre Werte widerspiegelt.


Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)

„Tā moko ist ein unauslöschliches Zeichen der Identität. Es ist wie ein Reisepass oder ein Ausweisdokument, das die Genealogie und die Geschichte einer Person auf ihrer Haut trägt.“ – Dr. Ngahuia Te Awekotuku
Dieses Zitat einer der führenden Akademikerinnen für Māori-Kultur unterstreicht, warum Tā Moko exklusiv für Māori ist. Es ist kein Design, sondern eine Verkörperung der eigenen Herkunft (Whakapapa).

Tut ein Kirituhi mehr weh als ein „normales“ Tattoo?
Oft ja. Der Stil lebt von dichten, tiefschwarzen Flächen und präzisen Linien. Im Gegensatz zu Schattierungen, bei denen die Nadel die Haut nur leicht streift, erfordert das Füllen grosser schwarzer Bereiche, dass die Haut vollständig mit Tinte gesättigt wird. Dieser Prozess, „packing black“ genannt, ist intensiv und kann auf empfindlichen Stellen wie dem Rippenbogen, der Kniekehle oder dem Ellbogen eine echte Herausforderung sein.


Die Kraft des negativen Raums: In der Māori-Kunst ist der leere Raum genauso wichtig wie die gezeichneten Linien. Die Haut, die unberührt bleibt, bildet oft sekundäre Muster und verleiht dem gesamten Werk Tiefe und Lesbarkeit. Ein überladenes Design ohne „Atempausen“ verliert an Wirkung und widerspricht der traditionellen Ästhetik. Achten Sie darauf, wie ein Künstler mit diesem Gleichgewicht aus Schwarz und Haut umgeht – es verrät viel über sein Können.

Traditionelle Werkzeuge (Uhi): Meissel aus Knochen, die in die Haut geklopft werden und eine leicht erhabene Narbenstruktur hinterlassen.
Moderne Tattoomaschine: Nadeln, die die Tinte präzise unter die Haut bringen und glatte, gleichmässige Flächen erzeugen.
Während Tā Moko traditionell mit Uhi praktiziert wurde, wird für Kirituhi fast ausschliesslich die moderne Maschine verwendet. Sie ermöglicht die Ästhetik, ohne den rituellen und schmerzhaften Prozess des traditionellen Moko nachzuahmen.


Bevor Sie überhaupt über ein Design nachdenken, sollten Sie Ihre eigene Geschichte reflektieren. Ein guter Künstler wird Sie genau danach fragen. Bereiten Sie sich auf das Beratungsgespräch vor:
- Was sind die wichtigsten Meilensteine in Ihrem Leben?
- Welche Werte definieren Sie? (Stärke, Familie, Neubeginn?)
- Gibt es Menschen oder Erlebnisse, die Sie ehren möchten?
- Was sind Ihre Hoffnungen für die Zukunft?

Achtung, rote Flagge: Wenn ein Tattoo-Künstler anbietet, ein Foto eines Tattoos von Dwayne „The Rock“ Johnson oder einem anderen Prominenten exakt zu kopieren, sollten Sie das Studio sofort verlassen. Diese Tattoos sind zutiefst persönliche Geschichten (im Fall von Johnson ein Pe’a mit samoanischen und weiteren polynesischen Bezügen). Das Kopieren ist nicht nur einfallslos, sondern eine massive Respektlosigkeit gegenüber dem Träger und der Kultur.

Rund 86% der Māori sehen Tā Moko als entscheidenden Teil ihrer Identität an. (Quelle: Te Puni Kōkiri, Ministerium für Māori-Entwicklung)
Diese Zahl zeigt, dass es sich hier nicht um eine veraltete Tradition, sondern um eine lebendige und zentrale Säule der modernen Māori-Kultur handelt. Ein Kirituhi zu tragen bedeutet, diese tiefe Bedeutung anzuerkennen und zu ehren.


Die Langlebigkeit Ihres Kirituhi hängt entscheidend von der Pflege ab. Grosse, schwarze Flächen sind besonders anfällig für UV-Strahlung. Die Sonne lässt das Schwarz mit der Zeit verblassen und die scharfen Kanten weicher werden. Die wichtigste Investition nach dem Tattoo selbst ist daher ein hochwertiger Sonnenschutz (LSF 50+), den Sie konsequent auftragen müssen – nicht nur im Urlaub, sondern ein Leben lang.

Kann ich Māori-Muster mit Symbolen aus anderen Kulturen, wie Wikinger-Runen oder keltischen Knoten, kombinieren?
Davon raten die meisten seriösen Künstler dringend ab. Die Formensprache von Kirituhi ist ein in sich geschlossenes visuelles System. Die Vermischung mit anderen Stilen zerstört die Harmonie und den kulturellen Kontext. Es wirkt oft unzusammenhängend und respektiert keine der beiden Traditionen wirklich. Ein authentisches Kirituhi schöpft seine Kraft aus der Reinheit seines eigenen visuellen Vokabulars.


Ein gutes Kirituhi fliesst mit dem Körper. Der Künstler wird das Design so anlegen, dass es den natürlichen Linien Ihrer Muskulatur folgt. Ein Brust-Schulter-Stück betont den Pectoralis und den Deltoideus; ein Bein-Sleeve schlängelt sich um die Wade und den Oberschenkel. Dieser als „flow“ oder „haere“ (Bewegung) bezeichnete Aspekt ist entscheidend für die Ästhetik und sorgt dafür, dass das Tattoo nicht wie ein Aufkleber wirkt, sondern zu einem Teil von Ihnen wird.

- Satte, tiefe Schwarztöne, die auch nach Jahren noch intensiv sind.
- Klare, gestochen scharfe Linien, die nicht verlaufen.
- Geringeres Risiko von allergischen Reaktionen.
Das Geheimnis? Die Qualität der Tinte. Künstler, die auf diese Art von Blackwork spezialisiert sind, verwenden oft bewährte, hochpigmentierte schwarze Tinten wie „Dynamic Triple Black“ oder „Intenze Zuper Black“, um eine maximale Deckkraft und Langlebigkeit zu gewährleisten.


Der Preis der Authentizität: Ein qualitativ hochwertiges Kirituhi ist eine Investition. Spezialisierte Künstler berechnen oft zwischen 150 und 250 Euro pro Stunde. Ein Full-Sleeve kann leicht 30 bis 50 Stunden oder mehr in Anspruch nehmen. Ein scheinbar günstiges Angebot ist oft ein Warnsignal für mangelndes kulturelles Wissen, fehlende künstlerische Erfahrung oder beides.

Ein Kirituhi ist eine Brücke, kein Eigentum. Es erlaubt Nicht-Māori, die Schönheit der Kunst zu würdigen, ohne sich das anzueignen, was ihnen nicht gehört: die Whakapapa (Genealogie).


Die richtige Vorbereitung auf einen langen Tattootermin ist entscheidend:
- Essen Sie gut: Eine grosse, kohlenhydratreiche Mahlzeit vor dem Termin stabilisiert Ihren Blutzucker.
- Hydrieren Sie: Trinken Sie in den Tagen zuvor und am Tag selbst viel Wasser. Gut hydrierte Haut lässt sich besser tätowieren.
- Kleidung: Tragen Sie bequeme, lockere Kleidung, die den zu tätowierenden Bereich leicht zugänglich macht.
- Mentale Ruhe: Es wird eine anstrengende Erfahrung sein. Bringen Sie Kopfhörer, ein Buch oder einen Podcast mit, um sich abzulenken.

Māori-Ästhetik (Kirituhi): Dominiert von Kurven, Spiralen (Koru) und fliessenden, organischen Formen, die oft Geschichten über Natur und Familie erzählen.
Samoanische Ästhetik (Pe’a): Charakterisiert durch dichte, geometrische Muster, gerade Linien, Punkte und Dreiecke, die oft soziale Stellung und männliche Stärke symbolisieren.
Beide Stile sind Teil der polynesischen Tattookunst, aber ihre visuellen Sprachen und Bedeutungen sind völlig unterschiedlich.

Im Gegensatz zu einem kleinen Symbol, das in einer Stunde fertig ist, ist der Prozess eines grossflächigen Kirituhi eine intensive Erfahrung. Stundenlanges Stillsitzen, der konstante Schmerz und die Konzentration von Künstler und Träger schaffen eine fast meditative Atmosphäre. Viele beschreiben das Gefühl danach nicht nur als Freude über das neue Kunstwerk, sondern auch als eine Art Katharsis – als hätten sie eine persönliche Prüfung bestanden.


Wichtiger Punkt: Ein Kirituhi wird nicht aus einem Katalog ausgewählt. Es ist ein Prozess der Co-Kreation. Sie bringen Ihre Geschichte, Ihre Ideen und Ihr Vertrauen. Der Künstler bringt sein kulturelles Wissen, sein künstlerisches Können und seine Fähigkeit, Ihre Erzählung in die visuelle Sprache der Māori-Kunst zu übersetzen. Das Endergebnis ist etwas, das es nur einmal auf der Welt gibt – Ihr Tattoo.

Haben Sie schon einmal von Whakairo gehört? Das ist die traditionelle Holzschnitzkunst der Māori. Viele der Muster und Symbole, die Sie in Tā moko und Kirituhi sehen, haben ihren Ursprung in dieser Kunstform. Die Art und Weise, wie die Muster ineinandergreifen und Geschichten erzählen, wurde von Holz auf Haut übertragen. Sich mit Whakairo zu beschäftigen, kann Ihnen ein noch tieferes Verständnis für die Ästhetik Ihres zukünftigen Tattoos geben.


- Tragen Sie in den ersten Tagen eine atmungsaktive Folie (z.B. Dermalize Pro oder Suprasorb F).
- Waschen Sie das Tattoo danach 2-3 Mal täglich mit einer pH-neutralen Seife.
- Cremen Sie es dünn mit einer speziellen Tattoopflegecreme wie Hustle Butter oder Bepanthen ein.
- Vermeiden Sie für mindestens 3-4 Wochen direkte Sonne, Schwimmbäder, Saunen und Vollbäder.

Der Begriff „Kirituhi“ wurde in den späten 1980er Jahren von Māori-Künstlern wie Derek Lardelli geprägt, um eine respektvolle Antwort auf das wachsende globale Interesse an ihrer Kunst zu geben.
Es war eine bewusste Entscheidung, eine Brücke zu bauen. Kirituhi schützt die Heiligkeit von Tā Moko, indem es eine legitime und kulturell sensible Alternative für diejenigen anbietet, die keine Māori-Abstammung haben.


Gibt es weibliche Tā moko-Künstlerinnen?
Absolut, und ihre Rolle ist historisch und heute von grosser Bedeutung. Frauen sind nicht nur Trägerinnen des heiligen Moko Kauae (Kinn-Tattoo), sondern auch angesehene Künstlerinnen (māngai). Künstlerinnen wie Anikaaro Harawira oder Taryn Beri führen diese Tradition fort und schaffen kraftvolle Moko und Kirituhi, die oft eine weibliche Perspektive und spezifische genealogische Linien widerspiegeln.

Die Bedeutung der Platzierung: Der Ort Ihres Tattoos ist nicht zufällig. In der Māori-Tradition hat jeder Körperteil eine symbolische Bedeutung.
- Arme & Hände: Oft mit Arbeit, Kreativität und dem Handeln in der Welt verbunden.
- Beine & Füsse: Symbolisieren das Vorwärtskommen im Leben, Stabilität und die Verbindung zur Erde.
- Rücken: Repräsentiert die Vergangenheit und die Vorfahren, die uns stützen.
Ein guter Künstler wird die Platzierung in die Gesamtbedeutung Ihres Kirituhi einbeziehen.
Wenn Ihr Kirituhi fertig ist, beginnt eine neue Reise. Sie sind nun ein Träger einer Kunstform, die von einer lebendigen Kultur stammt. Seien Sie bereit, Fragen zu beantworten – nicht nur über die Ästhetik, sondern auch über die Bedeutung und den Respekt, mit dem Sie sich dafür entschieden haben. Sie werden zu einem Botschafter für die korrekte Wertschätzung dieser tiefgründigen Kunst.


