Hausratversicherung: Ein Handwerks-Profi packt aus, worauf es wirklich ankommt

Ein Wasserschaden kann dein Zuhause in ein Chaos verwandeln. Entdecke, wie eine Hausratversicherung deine liebgewonnenen Schätze schützt!

von Elke Schneider

Ganz ehrlich? In meinen vielen Jahren als Meister im Sanitär- und Heizungsbau habe ich mehr nasse Keller und durchweichte Wohnzimmer gesehen, als mir lieb ist. Der Geruch von feuchtem Putz und aufgequollenem Holz ist mir so vertraut wie der eigene Werkzeugkasten. Ich kenne den Blick in den Gesichtern der Leute, wenn sie begreifen, was eine winzige, undichte Stelle anrichten kann.

Ich bin Handwerker, kein Versicherungstyp. Aber ich sehe jeden Tag die Folgen – die Erleichterung, wenn der Schutz greift, und die pure Katastrophe, wenn er fehlt oder einfach nur schlecht ist. Deshalb schreibe ich das hier. Nicht, um dir was zu verkaufen, sondern weil ich aus der Praxis weiß, worauf du achten musst, damit du im Ernstfall nicht im Regen stehst.

Erstmal Klartext: Hausrat, Wohngebäude, Haftpflicht – Wo ist der Unterschied?

Bevor wir loslegen, müssen wir kurz aufräumen. Viele werfen das durcheinander, und das ist ein teurer Fehler.

  • Die Hausratversicherung: Stell dir vor, du nimmst dein Haus, drehst es auf den Kopf und schüttelst. Alles, was rausfällt, ist dein Hausrat. Dein Sofa, dein Fernseher, deine Kleidung, dein Werkzeug im Keller. Darum geht es heute.
  • Die Wohngebäudeversicherung: Die ist für alles, was fest mit dem Haus verbunden ist. Wände, Dach, Fenster, aber auch fest verlegte Böden und die Heizungsanlage. Wenn also ein Rohr in der Wand platzt und die Wand nass ist, ist das ein Fall für die Wohngebäudeversicherung. Wenn das Wasser dann aber dein Parkett und dein Sofa ruiniert, springt die Hausrat ein.
  • Die private Haftpflichtversicherung: Die zahlt, wenn du den Schaden bei anderen verursachst. Läuft deine Waschmaschine aus und versaut die Decke deines Nachbarn unter dir? Das ist ein klassischer Haftpflichtschaden.

Kapiert? Super. Denn jetzt wird’s spannend.

Eine Hausratversicherung springt dann ein, wenn das eigene Haushalts durch Blitzschlag, Einbruchdiebstahl, Feuer, Leitungswasser sowie Sturm und Hagel beschädigt wird

Die Physik des Schadens: Was bei dir zu Hause wirklich passiert

In den Verträgen stehen immer so abstrakte Worte. Feuer, Leitungswasser, Sturm. Für mich ist das nicht abstrakt, das ist mein Alltag. Um zu verstehen, warum manche Klauseln so verdammt wichtig sind, musst du verstehen, was da physikalisch abgeht.

Leitungswasser: Der stille Zerstörer

Der Klassiker, den ich wöchentlich sehe. Das Problem ist selten der laute, sichtbare Rohrbruch mit der großen Fontäne. Viel fieser sind die kleinen, schleichenden Lecks. Eine winzige, poröse Dichtung an der Spülmaschine, eine marode Lötstelle in der Wand. Über Monate sickert da Wasser unbemerkt in den Estrich und die Wände. Wenn du es merkst, weil die erste dunkle Stelle sichtbar wird, ist es meistens schon zu spät. Das Parkett ist verzogen, der Putz bröckelt und der Schimmel feiert schon eine Party in deiner Wand.

Hier reden wir nicht mehr nur über ein neues Sofa. Wir müssen Wände aufstemmen, professionelle Trocknungsgeräte aufstellen, die wochenlang Lärm machen und deine Stromrechnung explodieren lassen (eine gute Police übernimmt übrigens auch diese Stromkosten!), und oft muss eine teure Schimmelsanierung her. Die Kosten dafür? Weit mehr als der Wert deiner gesamten Wohnzimmereinrichtung.

Eine Hausratversicherung springt dann ein, wenn das eigene Haushalts durch Blitzschlag, Einbruchdiebstahl, Feuer, Leitungswasser sowie Sturm und Hagel beschädigt wird

Aus der Praxis: Ich war mal in einem Altbau, da hatte eine alte Leitung einen Haarriss. Monatelang tropfte es in die Holzbalkendecke. Ende vom Lied: Die komplette Decke musste raus. Der Hausrat des Bewohners unten war durch das dreckige Wasser von oben ein Totalschaden. Seine Hausratversicherung hat gezahlt. Sein Nachbar oben hatte keine. Ein finanzielles Desaster.

Feuer: Eine Sache von Minuten

Meine Kollegen aus dem Elektriker-Handwerk predigen es immer wieder: Die häufigsten Brandursachen sind billige Mehrfachsteckdosen, alte Kabel oder ein Defekt im Standby-Modus eines Geräts. Ein Schwelbrand in einer Steckdose kann stundenlang unbemerkt bleiben. Aber wenn die Flammen da sind, geht alles blitzschnell. Drei bis vier Minuten, und dein Wohnzimmer steht lichterloh in Flammen.

Das eigentliche Problem ist aber oft gar nicht das Feuer selbst, sondern der Rauch. Dieser giftige, klebrige Ruß setzt sich überall fest. In der Kleidung, in den Büchern, tief in den Polstern. Selbst Dinge, die das Feuer nie berührt hat, sind danach unbrauchbar und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Achte also darauf, dass deine Versicherung explizit auch Rauch- und Rußschäden abdeckt. Das ist kein Standard!

Worauf beim Abschluss einer Hausratversicherung geachtet werden sollte

Das Fundament deiner Police: 3 Dinge, auf die du WIRKLICH achten musst

Wenn ich eine Heizung plane, fange ich auch nicht mit dem Thermostat an, sondern mit der Berechnung der Leistung fürs ganze Haus. Genauso ist es hier. Wenn diese drei Punkte nicht stimmen, kannst du dir den Rest fast sparen.

1. Die Versicherungssumme: Der häufigste Fehler

Viele verlassen sich blind auf die Pauschalregel: 650 Euro pro Quadratmeter. Das kann als grober Anhaltspunkt dienen, ist aber brandgefährlich. Hast du eine teure Küche, eine gute Soundanlage oder einfach nur einen vollen Kleiderschrank? Dann reicht das vorne und hinten nicht.

Das Stichwort lautet hier: Unterversicherung. Ein Beispiel: Dein Hausrat ist eigentlich 100.000 € wert, du hast aber nur eine Versicherungssumme von 50.000 € abgeschlossen. Du bist also zu 50 % unterversichert. Passiert jetzt ein Schaden von 10.000 €, zahlt die Versicherung auch nur 50 % davon, also 5.000 €. Und du bleibst auf dem Rest sitzen.

Fahrradschutz, grobe Fahrlässigkeit und Co.: Die Zusatzleistungen

Kleiner Wachrüttel-Test: Geh mal kurz in dein Wohnzimmer. Nur mal so im Kopf. Was kostet der Fernseher, die Soundanlage, das Sofa, der Teppich und der Schrank? Kommst du da schon auf über 5.000 oder 10.000 Euro? Siehst du? Das läppert sich schneller, als man denkt.

Mein Profi-Tipp: Nimm dir eine Stunde Zeit. Ernsthaft. Mach die Notiz-App auf deinem Handy auf und geh von Raum zu Raum. Küche: Was kostet die Kaffeemaschine neu? Das Geschirr? Die Töpfe? Sei ehrlich beim Schätzen des Neuwerts! Vergiss den Keller nicht: Werkzeug, Winterreifen, die Campingausrüstung. Du wirst schockiert sein, welche Summe da zusammenkommt. Diese Liste ist im Schadensfall Gold wert.

2. Der Unterversicherungsverzicht: Dein Rettungsanker

Das ist die wichtigste Klausel im ganzen Vertrag. Wenn du diese pauschale Summe pro Quadratmeter wählst (gute Tarife bieten eher 700-750 € an), bieten die meisten guten Versicherer einen „Unterversicherungsverzicht“. Das heißt: Selbst wenn sich später rausstellt, dass dein Kram mehr wert war, zahlt die Versicherung den Schaden bis zur vollen Versicherungssumme, ohne etwas zu kürzen. Einen Vertrag ohne diesen Satz würde ich persönlich niemals unterschreiben. Such danach im Kleingedruckten!

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3. Grobe Fahrlässigkeit: Weil Menschen Fehler machen

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Grob fahrlässig handelt, wer die einfachste Sorgfalt missachtet. Die brennende Kerze auf dem Holztisch, während man kurz telefoniert. Die Waschmaschine, die man anstellt, bevor man für drei Stunden zum Einkaufen fährt. Das gekippte Fenster im Erdgeschoss, während man im Urlaub ist.

Früher war klar: Pech gehabt, die Versicherung zahlt nichts. Heute müssen gute Tarife auch bei grober Fahrlässigkeit zahlen. Aber Achtung, Teufel im Detail: Steht da „Wir leisten bis zu 10.000 Euro“? Das ist besser als nichts, aber bei einem Wohnungsbrand ein Witz. Suche nach der Formulierung: „Wir verzichten auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit“ oder „…leisten bis zur vollen Versicherungssumme“. Das ist der Goldstandard.

Sinnvolle Extras: Was du wirklich brauchst

Eine gute Versicherung ist wie ein Schweizer Taschenmesser. Man kann sie mit ein paar Extras schärfen.

  • Elementarschäden: Früher war das was für Leute, die am Fluss wohnen. Heute ist das durch den Klimawandel Pflicht für fast jeden. Dieser Baustein schützt vor Überschwemmung durch Starkregen, Hochwasser, Schneedruck oder Erdrutsch. Ein vollgelaufener Keller nach einem heftigen Sommergewitter? Ohne diesen Baustein zahlt die normale Hausratversicherung keinen Cent.
  • Fahrraddiebstahl: Dein Rad wird aus dem verschlossenen Keller geklaut? Das ist meistens im Basisschutz drin. Aber vor dem Supermarkt? Dafür brauchst du einen Extra-Baustein. Achte darauf, dass es keine „Nachtzeitklausel“ gibt (die Diebstähle zwischen 22 und 6 Uhr ausschließt) und dass die Versicherungssumme für dein teures E-Bike auch ausreicht. Oft ist die Summe auf 1-2 % der Gesamtsumme begrenzt, was bei einem 3.000-Euro-Rad nicht reicht. Hier muss man die Summe oft separat anpassen.
  • Glasbruch: Ehrlich gesagt, Geschmackssache. Deckt Fenster, Glastische und Vitrinen ab. Aber meistens NICHT das teure Ceranfeld oder das Aquarium. Musst du selbst wissen, ob sich das bei dir lohnt.
Individueller Schutz für jede Einrichtung, endlich ruhig schlafen

Und wo finde ich nun die richtige Versicherung?

Okay, du bist jetzt motiviert. Aber wo anfangen? Es gibt im Grunde zwei Wege:

1. Vergleichsportale (Check24, Verivox & Co.): Super für einen schnellen Überblick und um ein Gefühl für die Preise zu bekommen. Für eine 80-Quadratmeter-Wohnung solltest du mit Kosten zwischen 8 und 15 Euro pro Monat für einen wirklich guten Tarif rechnen. Der Nachteil: Du musst die Details (wie die Sache mit der groben Fahrlässigkeit) selbst im Kleingedruckten finden. Das ist was für Leute, die sich zutrauen, die Verträge selbst zu vergleichen.

2. Unabhängige Versicherungsmakler: Der Makler kostet dich nichts extra, er bekommt seine Provision von der Versicherung. Sein Job ist es, für dich den besten Tarif zu finden. Er haftet auch für seine Beratung. Das ist der bequemere und oft sicherere Weg, wenn du keine Lust hast, dich stundenlang durch Vertragsbedingungen zu wühlen.

Der Ernstfall: Richtig handeln, wenn es passiert ist

Eine gute Police ist die eine Sache. Richtiges Verhalten die andere. Hier ein paar Schritte aus der Praxis.

Hausratversicherung, das eigene Hab und Gut richtig schützen

Kleiner Tipp vorab: Der beste Schutz ist die Vorbereitung. Mach HEUTE Fotos von deinen teuren Gegenständen. Die Uhr, der Schmuck, die Designer-Tasche, das teure Fahrrad. Lade die Fotos zusammen mit den Rechnungen in einen Cloud-Ordner (wie Google Drive oder Dropbox). Wenn es brennt, sind die Papier-Rechnungen nämlich auch weg!

Und wenn es dann doch passiert:

  1. Schaden begrenzen & dokumentieren: Wasser? Hauptwasserhahn zu! Feuer? Raus und 112 rufen! Einbruch? Polizei rufen! Und dann: Handy raus und alles filmen und fotografieren, BEVOR du aufräumst. Jedes Detail zählt.
  2. Versicherung anrufen: Sofort! Nicht warten. Hol dir eine Schadennummer und den Namen deines Ansprechpartners. Wirf nichts weg, bevor die Versicherung oder ein Gutachter da war.
  3. Schadensliste erstellen: Jetzt zahlt sich deine Inventurliste aus. Liste alles auf, was kaputt oder weg ist. Je genauer, desto besser.

Eine ehrliche Warnung: Der Gutachter, den die Versicherung schickt, arbeitet für die Versicherung, nicht für dich. Sei kooperativ, aber auch kritisch. Wenn dir etwas komisch vorkommt, hast du das Recht, einen eigenen Gutachter zu beauftragen. Das kostet erstmal, kann sich bei großen Schäden aber extrem lohnen.

Fahrradschutz, grobe Fahrlässigkeit und Co.: Die Zusatzleistungen

Mein Fazit als Meister

Eine gute Hausratversicherung ist kein Luxus, den man sich leistet. Sie ist ein Werkzeug, das im schlimmsten Fall deine finanzielle Existenz rettet. Vergleiche nicht nur den Preis. Ein Tarif, der 2 Euro im Monat billiger ist, kann dich im Schadensfall zehntausende Euro kosten.

Nimm dir einen Nachmittag Zeit und nutze die Punkte hier als Checkliste. Diese Zeit ist eine der besten Investitionen in deinen Seelenfrieden. Damit du nach einem Unglück wieder nach vorne schauen kannst.

Wichtiger Hinweis: Ich teile hier mein Wissen und meine Erfahrungen aus jahrelanger Praxis im Handwerk. Das ist aber keine Rechts- oder Versicherungsberatung. Für eine verbindliche, auf dich zugeschnittene Beratung, wende dich bitte an einen unabhängigen Makler oder schau dir Tests von neutralen Quellen wie der Stiftung Warentest oder dem Bund der Versicherten an.

Bildergalerie

Individueller Schutz für jede Einrichtung, endlich ruhig schlafen
Hausratversicherung, das eigene Hab und Gut richtig schützen

„Bei rund 30 Prozent der Hausratverträge in Deutschland stimmt die Versicherungssumme nicht“, warnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Was das konkret bedeutet? Wenn Ihr Hausrat 80.000 € wert ist, Sie aber nur eine Summe von 40.000 € versichert haben, sind Sie zu 50 % unterversichert. Bei einem Wasserschaden von 10.000 € erstattet die Versicherung dann auch nur 50 %, also 5.000 €. Die Lösung ist eine Klausel namens „Unterversicherungsverzicht“. Dabei wird der Wert pauschal (oft mit 650 € pro Quadratmeter) angesetzt, und im Gegenzug zahlt die Versicherung im Schadensfall die volle Summe ohne Abzüge – ein Detail, das im Ernstfall tausende Euro ausmacht.

Der vergessene Topf auf dem Herd oder das gekippte Fenster beim Wolkenbruch – ein Moment der Unachtsamkeit kann teuer werden. Aber zahlt die Versicherung dann überhaupt?

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Entscheidend ist die Klausel zum „Verzicht auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit“. Ohne diesen Schutz kann der Versicherer die Leistung kürzen oder ganz verweigern. Premium-Tarife, wie sie oft von Direktversicherern wie Adam Riese oder spezialisierten Anbietern wie der Haftpflichtkasse angeboten werden, schließen Schäden durch grobe Fahrlässigkeit oft bis zur vollen Versicherungssumme mit ein. Ein Basis-Tarif mag günstiger sein, lässt Sie bei einem typischen Alltagsfehler aber schnell im Regen stehen.

Elke Schneider

Elke Schneider ist eine vielseitige Sammlerin von Fachkenntnissen. Ihren Weg in den Journalismus begann sie mit einem soliden Fundament aus ihrem Studium an der Universität Dresden. Literatur, Kunstgeschichte und Philologie sind ihre Lieblingsfächer.