Sichtestrich im Wohnzimmer: Der ehrliche Guide vom Profi – Kosten, Tücken & was wirklich zählt
Betonfußboden: Kühle Eleganz oder schmerzhafter Trend? Entdecken Sie die Vorzüge und Tücken dieses angesagten Bodenbelags!
Ich möchte einen Boden, der meine Kreativität widerspiegelt, sagte ein berühmter Architekt, und so wurde der Betonfußboden geboren. Ein kühles, robustes Fundament, das nicht nur modern aussieht, sondern auch das Ambiente Ihres Zuhauses revolutionieren kann. Doch ist er wirklich die beste Wahl für jeden Raum? Lassen Sie uns die Facetten dieses faszinierenden Materials erkunden!
Ich stehe seit Ewigkeiten auf Baustellen, meistens knietief in Estrich. In dieser Zeit habe ich unzählige Böden in Kellern und Garagen verlegt – aber ganz ehrlich? Nichts ist so spannend wie ein Projekt im Wohnbereich. Wenn aus einem simplen Baustoff ein echtes Design-Statement wird, das den ganzen Raum prägt.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das eigentlich, ein „Sichtestrich“?
- Haptik & Alltag: Wie fühlt sich so ein Boden an?
- Planung ist alles: Der Weg zum perfekten Boden
- Der große Tag: Handwerk, Schweiß und Fingerspitzengefühl
- Vom Rohling zum Schmuckstück: Schleifen und die große Entscheidung
- Der Faktor Zeit: Ein realistischer Projektplan
- Was kostet der Spaß und wie finde ich den richtigen Profi?
- Die Top 3 Fehler, die ich immer wieder sehe
- Ein Wort zur Sicherheit – Das ist kein DIY-Projekt!
- Mein Fazit
- Bildergalerie
Viele Leute sehen heute coole Bilder von modernen Wohnungen mit diesen glatten, fugenlosen Böden und denken sich: „Genau das will ich auch!“ Aber der Weg dorthin ist, um es mal vorsichtig zu sagen, anspruchsvoller, als die meisten ahnen. Das ist eben nicht nur „ein bisschen Beton in die Wohnung kippen“.
Ich habe in meiner Laufbahn wirklich alles gesehen. Perfekte, spiegelglatte Flächen, auf die ich richtig stolz bin. Aber eben auch die sündhaft teuren Fehler von übereifrigen Heimwerkern oder unerfahrenen Kollegen. Genau deshalb schreibe ich das hier. Kein trockenes Gerede aus dem Lehrbuch, sondern pures Wissen aus der Praxis. Damit du eine fundierte Entscheidung treffen kannst und am Ende einen Boden hast, der nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch ein Leben lang hält.

Was ist das eigentlich, ein „Sichtestrich“?
Reden wir mal Klartext. Oft hört man den Begriff „Betonboden“, aber in 99 % der Fälle handelt es sich in Wohnräumen um einen Sichtestrich. Das ist ein Riesenunterschied. Die Betondecke ist das tragende Skelett deines Hauses. Darauf kommt der Estrich als eine separate, funktionale Schicht. Seine Aufgabe ist es, Unebenheiten auszugleichen, die Dämmung und die Rohre der Fußbodenheizung aufzunehmen und den Untergrund für den finalen Belag wie Fliesen oder Parkett zu bilden.
Ein Sichtestrich ist nun ein Estrich, der keinen weiteren Belag bekommt. Er ist selbst die fertige, sichtbare Oberfläche. Und das stellt natürlich ganz andere Anforderungen an das Material und die Verarbeitung. Während ein normaler Estrich unter dem Parkett nur eben und fest sein muss, muss ein Sichtestrich zusätzlich perfekt aussehen. Jeder Kratzer, jede Unachtsamkeit bleibt für immer sichtbar.
Wir orientieren uns hier an den höchsten Güteklassen, die die technischen Vorschriften vorgeben. Meistens kommt ein Zementestrich (CT) zum Einsatz. Er besteht aus Zement, einer speziellen Gesteinskörnung (wir Profis sagen nicht einfach Sand), Wasser und manchmal ein paar geheimen Zusatzmitteln. Es gibt auch Calciumsulfatestriche, aber die sind ziemlich empfindlich, was Feuchtigkeit angeht. Für Bäder oder Küchen rate ich meinen Kunden daher meistens davon ab.

Haptik & Alltag: Wie fühlt sich so ein Boden an?
Eine Frage, die mir fast jeder stellt: „Ist der Boden nicht furchtbar kalt an den Füßen?“ Ehrlich gesagt: Ja, ohne Fußbodenheizung fühlt er sich kühler an als Holz, vergleichbar mit einer großen Fliese. Aber genau das macht ihn zur perfekten Ergänzung für eine Fußbodenheizung! Der Estrich speichert die Wärme hervorragend und gibt sie sehr gleichmäßig an den Raum ab. Das ist ein unglaublich angenehmes und effizientes Heizgefühl.
Und wie ist das mit Kindern oder Haustieren? Ein Sichtestrich ist hart und robust, aber er ist nicht unzerstörbar. Ein fallendes spitzes Spielzeug kann eine kleine Macke hinterlassen und die Krallen eines großen Hundes können mit der Zeit feine Kratzer verursachen. Das gehört aber auch ein Stück weit zum Charakter des Bodens. Er lebt und altert mit dir. Wenn du eine absolut makellose Oberfläche erwartest, ist vielleicht eine Keramikfliese die bessere, wenn auch seelenlosere Wahl.

Planung ist alles: Der Weg zum perfekten Boden
Ein Sichtestrich verzeiht absolut keine Fehler in der Vorbereitung. Bevor wir auch nur einen Sack Zement aufmachen, wird der Untergrund penibel geprüft. Ist er sauber, trocken und tragfähig? Gibt es Risse in der Betondecke? Ich messe immer die Restfeuchte – ist der Untergrund zu nass, muss erst eine spezielle Abdichtung drauf, sonst gibt es später gewaltigen Ärger.
Ein zentrales Thema sind die Fugen. Ja, ich weiß, niemand mag Fugen. Aber ein Estrich muss sich bewegen können, wenn er trocknet und auf Temperaturänderungen reagiert. Deshalb planen wir Bewegungsfugen ein, besonders an Türen oder in großen, verwinkelten Räumen. Ich erkläre es immer so: „Möchtest du eine von uns geplante, saubere Fuge mit einem schicken Edelstahlprofil oder einen zufälligen, hässlichen Riss quer durchs Wohnzimmer?“ Die Antwort ist meistens ziemlich klar.
Auch die Dicke ist genau geregelt. Auf einer Dämmschicht braucht ein Zementestrich eine Mindestdicke von etwa 45 mm. Liegt eine Fußbodenheizung drin, müssen die Rohre mit mindestens 45 mm Estrich überdeckt sein. Dünner geht nicht, sonst bricht er dir irgendwann unter den Füßen weg.

Der große Tag: Handwerk, Schweiß und Fingerspitzengefühl
Am Tag des Einbaus muss alles passen. Die Mischung wird heute oft direkt vor Ort in mobilen Anlagen gemischt, so haben wir die volle Kontrolle über die Qualität. Das Einbringen und Abziehen ist harte körperliche Arbeit. Millimeter für Millimeter wird das Material auf die richtige Höhe gebracht.
Dann kommt die eigentliche Kunst: das Glätten. Je nach gewünschter Optik glätten wir von Hand mit der Kelle oder maschinell mit einem sogenannten Flügelglätter. Der richtige Zeitpunkt dafür ist absolut entscheidend. Ist der Estrich noch zu nass, schwimmt das Wasser auf und die Oberfläche wird schwach. Ist er schon zu trocken, lässt er sich nicht mehr verdichten. Dieses Gefühl für den perfekten Moment kann man nicht in einem Buch lernen, das kommt nur durch jahrelange Erfahrung.
Nach dem Glätten folgt der wichtigste und am häufigsten vernachlässigte Schritt: die Nachbehandlung. Der frische Estrich ist wie ein Baby, er darf nicht zu schnell austrocknen. Sonne, Zugluft oder eine laufende Heizung sind pures Gift! Wir decken den Boden daher sorgfältig mit einer Folie ab. So kann er in den ersten Tagen in Ruhe „schwitzen“ und seine volle Festigkeit entwickeln. Diesen Schritt wegzulassen, ist der sichere Weg zu einem rissigen, staubenden Boden, der nur noch rausgerissen werden kann. Eine teure Lektion.

Vom Rohling zum Schmuckstück: Schleifen und die große Entscheidung
Ein perfekt geglätteter Estrich kann schon die fertige Oberfläche sein. Oft wird er aber noch weiter veredelt, indem wir ihn schleifen. Das passiert aber erst nach der vollständigen Aushärtung, also frühestens nach vier Wochen.
Mit schweren Schleifmaschinen und Diamantwerkzeugen tragen wir die oberste Zementschicht ab. Darunter kommt die Gesteinskörnung zum Vorschein. Das kann eine ganz dezente oder eine sehr lebhafte Optik ergeben, die an klassischen Terrazzo erinnert. Man kann dem Estrich übrigens auch Farbpigmente beimischen, um Töne von Anthrazit bis hin zu warmen Erdfarben zu erzielen.
Danach muss der Boden geschützt werden, denn von Natur aus ist er porös wie ein Schwamm. Hier stehst du vor einer wichtigen Entscheidung:
- Imprägnierung: Sie zieht tief in den Estrich ein und schützt ihn von innen. Die Oberfläche bleibt diffusionsoffen (sie kann atmen) und fühlt sich sehr natürlich und matt an. Sie ist aber etwas anfälliger für hartnäckige Flecken wie Rotwein oder Öl. Ideal für Puristen, die den ehrlichen Charakter des Materials lieben.
- Versiegelung: Sie bildet einen dichten Schutzfilm auf der Oberfläche, oft aus Polyurethan. Sie kann seidenmatt oder glänzend sein und ist extrem widerstandsfähig gegen Flecken. Dafür ist sie empfindlicher gegen Kratzer, und eine Reparatur ist aufwendig. Eine gute Wahl für Küchen oder Haushalte mit kleinen Kindern.

Der Faktor Zeit: Ein realistischer Projektplan
Geduld ist die wichtigste Tugend beim Sichtestrich. Vergiss schnelle Renovierungen. Hier ist ein grober Zeitplan, damit du weißt, was auf dich zukommt:
- Woche 1: Vorbereitung des Untergrunds, Verlegen der Dämmung und Fußbodenheizung, Einbau des Estrichs.
- Woche 2 bis 6 (oder länger!): Die Trocknungs- und Aushärtungsphase. Hier gilt die Faustregel: 1 Woche Trocknungszeit pro Zentimeter Estrichdicke. In dieser Zeit darf der Boden nur vorsichtig betreten und auf keinen Fall abgedeckt oder die Heizung voll aufgedreht werden.
- Woche 7-8: Wenn der Estrich trocken genug ist (das messen wir!), kann geschliffen und anschließend imprägniert oder versiegelt werden.
Du siehst also: Ein komplettes Projekt dauert locker mal zwei Monate von Anfang bis Ende. Diese Zeit muss man einplanen.
Was kostet der Spaß und wie finde ich den richtigen Profi?
Kommen wir zum Geld. Sichtestrich ist KEIN billiger Bodenbelag, auch wenn die Materialkosten für Zement und Sand gering sind. Die wahre Investition ist die immense Arbeitszeit und das Fachwissen. Rechne grob mit Kosten zwischen 100 € und 250 € pro Quadratmeter. Ein einfach geglätteter Boden ist günstiger als ein mehrfach geschliffener und polierter.

Gut zu wissen: Von diesen Kosten sind vielleicht 20-30 € reines Material. Der Rest ist die qualifizierte Arbeit für all die Schritte, die ich beschrieben habe. Das erklärt auch, warum Sparen am Handwerker die schlechteste Idee überhaupt ist.
Apropos Handwerker. Woran erkennst du einen guten Fachbetrieb?
- Stell die richtigen Fragen: Fragt er dich nach deinen Lebensgewohnheiten? Spricht er von sich aus über Fugen und die Nachbehandlung?
- Lass dir Referenzen zeigen: Ein guter Betrieb ist stolz auf seine Arbeit und zeigt dir gerne fertige Projekte – nicht nur Fotos, vielleicht kannst du sogar einen Boden live ansehen.
- Verlange ein detailliertes Angebot: Darin MÜSSEN Punkte stehen wie: Untergrundvorbereitung, Estrich-Spezifikation (z.B. CT-C25-F4), geplante Dicke, ein Fugenplan, die genaue Art der Nachbehandlung (Folie!), Details zum Schleifprozess und die exakte Bezeichnung der verwendeten Imprägnierung oder Versiegelung.
Kleiner Tipp vom Profi: Bitte den Handwerker, dir ein kleines Musterstück (ca. 30×30 cm) anzufertigen. Das kostet vielleicht 50 bis 100 Euro extra, aber nur so kannst du die Farbe, Haptik und das Finish des finalen Bodens wirklich beurteilen. Das ist Gold wert!

Die Top 3 Fehler, die ich immer wieder sehe
Wenn etwas schiefgeht, dann meistens aus diesen drei Gründen:
1. Ungeduld bei der Trocknung: Der Bauherr will zu schnell weiterarbeiten, stellt Möbel drauf oder heizt zu früh. Das führt zu Rissen und Verformungen.
2. Falsche Nachbehandlung: Die Schutzfolie wird weggelassen, weil „man ja lüften muss“. Ein fataler Fehler, der die Oberfläche dauerhaft schwächt.
3. Zu frühes Versiegeln: Ich wurde mal zu einer Villa gerufen, wo ein Heimwerker nach zwei Wochen eine teure Harzversiegelung aufgetragen hatte. Die Restfeuchte war im Estrich gefangen, nach Monaten löste sich die Versiegelung in Blasen ab und darunter war alles nass und muffig. Ein Totalschaden.
Ein Wort zur Sicherheit – Das ist kein DIY-Projekt!
Achtung! Frischer Zement ist stark alkalisch und kann bei Hautkontakt zu schweren Verätzungen führen. Beim Schleifen entsteht zudem feiner Quarzstaub, der die Lunge schädigen kann. Wir Profis arbeiten nur mit kompletter Schutzausrüstung, also wasserdichten Stiefeln, Handschuhen und professioneller Staubabsaugung. Das ist definitiv keine Baustelle für kurze Hosen und Sandalen.


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Mein Fazit
Ein Sichtestrich im Wohnraum ist eine fantastische Sache. Er ist ehrlich, charakterstark, langlebig und zeitlos schön. Jeder Boden ist ein Unikat. Aber er ist eben auch ein anspruchsvolles Handwerksprodukt, das Wissen, Sorgfalt und vor allem Geduld erfordert. Er ist nichts für eine schnelle Hauruck-Aktion oder ein knappes Budget.
Wenn du dich aber bewusst dafür entscheidest und einen Handwerker findest, der sein Metier liebt, dann bekommst du einen Boden fürs Leben. Einen Freund, der mit dir altert und über die Jahre nur noch mehr Charakter gewinnt.
Bildergalerie





Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
„Ein Sichtestrich ist kein Produkt von der Stange, sondern ein handwerkliches Unikat. Seine finale Optik wird von der Handschrift des Verlegers, dem Wetter am Einbautag und den Eigenschaften der lokalen Zuschlagstoffe bestimmt.“
Genau das macht seinen Charme aus. Leichte Wolkenbildungen, feine Farbschattierungen oder Spuren der Glättkelle sind keine Mängel, sondern Echtheitszertifikate. Sie erzählen die Geschichte seiner Entstehung und machen Ihren Boden einzigartig.



Ist ein Sichtestrich nicht furchtbar fußkalt?
Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält! Zwar fühlt sich der Boden im Sommer angenehm kühl an, aber im Winter ist er der ideale Partner für eine Fußbodenheizung. Dank seiner hohen Dichte speichert der Estrich die Wärme exzellent und gibt sie sehr gleichmäßig an den Raum ab. Das Ergebnis ist ein unvergleichlich behagliches Raumklima ohne störende Heizkörper – und ein wunderbar warmes Gefühl unter den Füßen.




Die Versiegelung: Das unsichtbare Schutzschild für Ihren Boden
Ein frisch verlegter Estrich ist offenporig und saugfähig wie ein Schwamm. Ohne Schutz würde jedes verschüttete Glas Rotwein oder jeder Tropfen Öl eine bleibende Erinnerung hinterlassen. Die Versiegelung ist daher der wichtigste Schritt. Meist kommen 2-Komponenten-Polyurethan-Lacke (PU-Siegel) von Herstellern wie Dr. Schutz oder Sika zum Einsatz. Sie bilden eine robuste, transparente Schicht, die den Boden alltagstauglich, kratzfester und extrem pflegeleicht macht.



- Vermeiden Sie scharfe, säurehaltige Reiniger (Essigreiniger ist tabu!).
- Nutzen Sie zur Unterhaltsreinigung einen Staubsauger mit Parkettdüse und wischen Sie nebelfeucht mit einer milden Bodenseife oder einem speziellen PU-Reiniger.
- Bringen Sie Filzgleiter unter allen Stuhl- und Tischbeinen an, um Kratzer zu vermeiden.
Das Geheimnis? Regelmäßige, aber sanfte Pflege erhält die Schönheit der Oberfläche über Jahrzehnte.




Spielen Sie mit Kontrasten! Die kühle, minimalistische Ästhetik eines grauen Sichtestrichs lebt erst richtig auf, wenn sie auf warme, weiche Materialien trifft. Ein flauschiger Berberteppich, ein Sofa aus cognacfarbenem Anilinleder, Vorhänge aus schwerem Leinen oder massive Eichenholzmöbel schaffen eine spannende und zugleich wohnliche Atmosphäre. Die glatte Oberfläche des Bodens bringt die Textur der anderen Elemente erst richtig zum Leuchten.



Matt oder Seidenglänzend? Eine Frage des Lichts und des Gefühls.
Matte Versiegelung: Sie schluckt das Licht, wirkt sehr puristisch und modern. Die mineralische Anmutung des Estrichs wird betont, Unregelmäßigkeiten treten optisch in den Hintergrund. Ideal für einen dezenten, architektonischen Look.
Seidenglänzende Versiegelung: Sie reflektiert das Licht sanft, lässt den Raum heller und weiter wirken und verleiht der Farbe mehr Tiefe. Die Oberfläche fühlt sich glatter an und ist oft noch etwas unempfindlicher.
Die Entscheidung beeinflusst die gesamte Raumwirkung maßgeblich.



Wussten Sie schon? Die Idee, konstruktive Materialien wie Beton oder Estrich sichtbar zu lassen, ist eine Hommage an den architektonischen Brutalismus der 1950er bis 70er Jahre. Architekten wie Le Corbusier feierten die „béton brut“ – die rohe, ehrliche Schönheit des Materials.




Grau ist Ihnen zu langweilig? Kein Problem. Durch die Zugabe von Farbpigmenten, beispielsweise aus der Bayferrox-Reihe von Lanxess, lässt sich Zementestrich in nahezu jeden Farbton einfärben. Von warmen Sand- und Erdtönen über Anthrazit bis hin zu mutigen Farben wie Terrakotta oder Olivgrün ist alles möglich. Wichtig ist eine absolut exakte Dosierung und sorgfältige Mischung, um ein gleichmäßiges Farbergebnis ohne unschöne „Nester“ zu erzielen – eine Aufgabe für den erfahrenen Profi.



Was, wenn doch mal ein Riss entsteht?
Feine, sogenannte Schwindrisse können während der Trocknungsphase entstehen und sind oft unvermeidbar. Sie sind in der Regel kein technischer Mangel, sondern Teil des charakteristischen Erscheinungsbildes. Größere, dynamische Risse hingegen deuten auf Probleme im Untergrund oder Verarbeitungsfehler hin. Ein guter Fachbetrieb kann feine Risse oft mit speziellem Harz kraftschlüssig vergießen und optisch kaschieren, sodass sie kaum noch auffallen.



Der häufigste Fehler: Ungeduld. Ein Zementestrich braucht Zeit zum Trocknen und Aushärten, bevor er versiegelt werden kann. Die Faustregel lautet: Pro Zentimeter Dicke etwa eine Woche Trocknungszeit. Bei 5 cm sind das also über fünf Wochen! Wird zu früh versiegelt, wird die Restfeuchte im Boden eingeschlossen. Die Folgen sind unschöne Flecken, Ablösungen der Versiegelung und im schlimmsten Fall Schimmelbildung.




- Definiert Wohnzonen im offenen Grundriss.
- Verbessert die Raumakustik und reduziert den Schall.
- Bringt Farbe, Muster und eine weiche Haptik ins Spiel.
Der perfekte Partner für Sichtestrich? Ein Statement-Teppich. Er schafft Inseln der Gemütlichkeit auf der weiten, fugenlosen Fläche.



Wenn es nicht der massive Sichtestrich sein soll, bieten mineralische Spachtelböden eine spannende Alternative. Produkte wie Pandomo von Ardex oder andere hochwertige Mikrozemente werden nur wenige Millimeter dick auf einen bestehenden, festen Estrich aufgetragen. Sie erlauben eine noch größere Farbvielfalt und eine sehr gleichmäßige, fast wolkenfreie Optik. Ideal für Renovierungen, bei denen die Aufbauhöhe eine entscheidende Rolle spielt.




Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) kann die Wahl des Bodenbelags die subjektiv empfundene Raumtemperatur um bis zu 2 °C beeinflussen. Ein wärmeleitender Boden wie Estrich in Kombination mit einer Fußbodenheizung wird als besonders behaglich wahrgenommen.



Die Akustik ist ein wichtiger Punkt bei harten Bodenbelägen. Ein nackter Raum mit Sichtestrich, Glasfronten und glatten Wänden kann schnell hallig klingen. Planen Sie von Anfang an schallabsorbierende Elemente ein:
- Große Teppiche
- Schwere Stoffvorhänge
- Gepolsterte Möbel
- Bücherregale
- Akustikpaneele oder Bilder aus speziellem Filz an den Wänden



Nachhaltigkeits-Check: Auf den ersten Blick wirkt Zement energieintensiv. Doch die extreme Langlebigkeit eines Sichtestrichs macht ihn zu einer nachhaltigen Wahl. Während andere Beläge nach 10-20 Jahren ausgetauscht werden, hält ein gut gemachter und gepflegter Sichtestrich ein Leben lang. Er muss nicht erneuert werden, produziert keinen Abfall und seine thermischen Eigenschaften helfen beim Energiesparen in Verbindung mit einer Fußbodenheizung.




Was kostet mehr, Schleifen oder Glätten?
Das sind zwei fundamental unterschiedliche Techniken. Beim maschinellen Glätten während des Einbaus wird die feine Zementschlemme an die Oberfläche geholt, was eine dichte, relativ glatte Struktur ergibt. Beim nachträglichen Schleifen, ähnlich wie bei Terrazzo, wird die oberste Schicht abgetragen, um die Gesteinskörnung freizulegen. Das Schleifen ist deutlich aufwendiger, staubintensiver und somit teurer, führt aber zu einer sehr edlen, terrazzo-ähnlichen Optik.



„Less is more.“ – Ludwig Mies van der Rohe
Kein Bodenbelag verkörpert dieses berühmte Zitat des Bauhaus-Architekten so sehr wie der Sichtestrich. Seine Reduktion auf das Wesentliche schafft eine ruhige, großzügige Bühne, auf der Möbel, Kunst und die Menschen im Raum die Hauptrolle spielen.




Im Fokus: Die Kelle
Die finale Optik eines handgeglätteten Sichtestrichs ist buchstäblich die Handschrift des Verlegers. Die Art, wie er die Glättkelle führt – mit langen Zügen, in Bögen oder mit kurzen, kreisenden Bewegungen – erzeugt die charakteristische, leicht wolkige Struktur. Jeder Boden ist somit ein Unikat, das sich nicht exakt reproduzieren lässt. Das macht den Reiz aus, verlangt aber auch Vertrauen in das Können des Handwerkers.



Eine spannende Entwicklung ist der „geschliffene Estrich“ im Terrazzo-Stil. Hier wird dem Estrichmörtel nicht nur Sand, sondern eine gezielte Auswahl an dekorativen Kieselsteinen, farbigem Glas oder Marmorsplitt beigemischt. Nach dem Aushärten wird die Oberfläche in mehreren Gängen abgeschliffen und poliert, bis die eingeschlossenen Zuschläge ein lebendiges, mosaikartiges Muster bilden. Ein absoluter Hingucker, der Individualität auf die Spitze treibt.



Budget-Alternative: Fliesen in Betonoptik
Vorteil: Hochwertige Feinsteinzeugfliesen in Großformaten (z.B. 120×120 cm) imitieren die Betonästhetik sehr überzeugend. Sie sind absolut unempfindlich, benötigen keine spezielle Versiegelung und sind oft günstiger in der Verlegung.
Nachteil: Auch mit schmalsten Fugen wird nie die komplett nahtlose Wirkung eines echten Sichtestrichs erreicht. Die Fugen bleiben als feines Raster sichtbar.
Eine pragmatische Lösung für Bäder oder stark beanspruchte Bereiche.




- Sehen Sie sich Referenzprojekte des Betriebs an – live, nicht nur auf Fotos.
- Fragen Sie, welche Art von Estrich und welche Versiegelung er für Ihr Projekt empfiehlt und warum.
- Klären Sie genau, welche Leistungen (Untergrundvorbereitung, Dämmung, Randdämmstreifen, Versiegelung) im Angebot enthalten sind.
- Lassen Sie sich den genauen Zeitplan inkl. der notwendigen Trocknungszeiten schriftlich geben.



Die minimalistische Fläche eines Sichtestrichs eignet sich perfekt, um Licht bewusst als Gestaltungselement einzusetzen. Streiflicht von bodentiefen Fenstern oder von LED-Leisten in Bodennähe betont die feine Textur der Oberfläche. Gezielt platzierte Spots können einzelne Möbelstücke oder Bilder wie in einer Galerie hervorheben, während der Boden als ruhiger, reflektierender Hintergrund dient.




Der Untergrund ist das Fundament für Perfektion. Ein Sichtestrich ist nur so gut wie die Schicht, auf der er liegt.
Der darunterliegende Aufbau muss absolut stabil, trocken und eben sein. Eine Trittschalldämmung ist Pflicht, um die Schallübertragung in darunterliegende Räume zu minimieren. Jeder Fehler im Unterbau kann später zu Rissen oder Unebenheiten im teuren Sichtestrich führen. Hier darf auf keinen Fall gespart werden!



Pflege-Tipp für Fortgeschrittene: Je nach Beanspruchung und Art der Versiegelung kann es nach vielen Jahren sinnvoll sein, die oberste Schutzschicht professionell auffrischen zu lassen. Dabei wird die Fläche grundgereinigt und eine neue, dünne Pflegeschicht des PU-Siegels aufgetragen. Der Boden sieht danach wieder aus wie neu – ohne dass ein kompletter Austausch nötig wäre.


Ein Sichtestrichboden ist ideal für Allergiker. Die fugenlose, versiegelte Oberfläche bietet Staubmilben, Tierhaaren und Pollen keinen Halt. Sie lassen sich einfach und rückstandslos aufsaugen oder wegwischen. Im Gegensatz zu Teppichböden gibt es keine Fasern, in denen sich Allergene festsetzen können. Das Ergebnis ist eine spürbar bessere Raumluftqualität.


