Dein Steingarten-Projekt: So baust du ein Paradies, das bleibt (und nicht nur ein Schotterhaufen wird)
Entdecken Sie die Kunst des Steingartenbaus – wo Felsen und Flora in harmonischem Einklang erblühen!
In einem Garten, der wie ein geheimnisvoller Berggarten wirkt, flüstern die Steine Geschichten von jahrhundertealten Landschaften. Was wäre, wenn Sie diesen Zauber in Ihrem eigenen Außenbereich einfangen könnten? Ein Steingarten, die perfekte Symbiose aus Natur und Design, bietet nicht nur eine Augenweide, sondern auch ein Zuhause für Pflanzen, die sich in kargem Terrain wohlfühlen. Lassen Sie sich von der Magie der Steine inspirieren und gestalten Sie Ihre persönliche grüne Oase!
Ich hab in all den Jahren als Gärtner wirklich unzählige Gärten gesehen. Viele waren schnell gemacht, um halt irgendeine Ecke zu füllen. Aber die, die wirklich im Gedächtnis bleiben, sind die echten Steingärten. Ich meine damit nicht diese trostlosen Schotterwüsten mit drei Gräsern drin, die man heute leider oft sieht. Ich spreche von kleinen, lebendigen Gebirgswelten, die eine ganz eigene, faszinierende Atmosphäre schaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Das A und O: Warum dein Steingarten ein gutes Fundament braucht
- Los geht’s: Standort, Planung und die Drecksarbeit
- Charakterfrage: Die richtigen Steine finden und platzieren
- Jetzt wird’s lebendig: Die perfekte Pflanzenauswahl
- Für den kleinen Start: Dein Steingarten im Kübel
- Pflegeleicht, nicht pflegefrei: So bleibt dein Garten schön
- Sicherheit zuerst & Wann du lieber den Profi ranlässt
- Ein Garten, der mit dir lebt
- Bildergalerie
Ganz ehrlich? Am Anfang meiner Laufbahn hab ich auch mal gedacht, ein bisschen Kies auf Unkrautvlies reicht schon. Das Ergebnis war ein Trauerspiel, das nach zwei Jahren mehr Arbeit als Freude gemacht hat. Man lernt eben dazu. Ein guter Steingarten ist kein Wochenend-Projekt. Er braucht ein bisschen Planung und das richtige Know-how. Aber keine Sorge, das ist keine Raketenwissenschaft. Ich zeige dir hier Schritt für Schritt, wie du es von Anfang an richtig machst, damit du ein langlebiges Schmuckstück erschaffst, das mit jedem Jahr schöner wird.
Das A und O: Warum dein Steingarten ein gutes Fundament braucht
Bevor wir auch nur einen Spaten in die Hand nehmen, müssen wir kurz verstehen, was wir da eigentlich bauen. Ein Steingarten ist im Grunde eine Kopie der Natur, zum Beispiel einer alpinen Geröllhalde. Und diese Orte haben zwei entscheidende Merkmale: extrem gute Drainage und karge Böden. Die meisten Alpenpflanzen – denk an Enzian, Hauswurz oder Polsterstauden – sind absolute Überlebenskünstler bei Trockenheit, aber totale Weicheier bei nassen Füßen. Staunässe ist ihr Todesurteil, die Wurzeln faulen einfach weg. Und genau das passiert in unseren oft schweren, lehmigen Gartenböden.

Deshalb ist die unsichtbare Arbeit unter der Erde die wichtigste überhaupt. Sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
Übrigens sind die Steine selbst viel mehr als nur Deko. Sie sind eine passive Klimaanlage. Tagsüber saugen sie die Sonnenwärme auf und geben sie nachts langsam an die Pflanzenwurzeln ab. Das puffert extreme Temperaturschwankungen ab, genau wie im Gebirge. Dunkle Steine wie Basalt heizen sich dabei natürlich stärker auf als helle wie Kalk- oder Sandstein. Das kann man gezielt nutzen!
Los geht’s: Standort, Planung und die Drecksarbeit
Der perfekte Platz für deinen Steingarten ist sonnig. Richtig sonnig. Sechs Stunden direkte Sonne am Tag sollten es schon sein, eine Süd- oder Südwestausrichtung ist ideal. Ein leichter Hang hilft der Drainage natürlich ungemein, aber keine Sorge, es klappt auch auf der Ebene, indem wir einfach einen kleinen Hügel anlegen.
Schritt 1: Auskoffern und Vorbereiten
Stecke zuerst die Form deines Steingartens ab. Sei dabei nicht zu zimperlich, ein zu kleiner Steingarten wirkt schnell verloren. Jetzt kommt der anstrengende, aber unverhandelbare Teil: Die gesamte Fläche muss raus, und zwar mindestens 40-50 cm tief. Bei wirklich schwerem Lehmboden rate ich sogar zu 60 cm. Ja, das ist ’ne Menge Schaufelei, aber du machst das nur einmal.

Den Aushub lagerst du am besten auf einer Plane daneben. Einen Teil davon (den Oberboden) können wir später wiederverwenden. Der Rest? Überschüssige Erde, die nicht zu lehmig ist, kannst du super zum Auffüllen von anderen Gartenbereichen oder zum Modellieren von kleinen Hügeln nutzen. Stark lehmigen Aushub musst du eventuell zum Wertstoffhof bringen – erkundige dich da am besten vorher nach den örtlichen Regelungen.
Was du bereitlegen solltest (Werkzeug-Checkliste):
- Stabiler Spaten & Schaufel
- Schubkarre (wird dein bester Freund!)
- Robuste Arbeitshandschuhe und Sicherheitsschuhe
- Eine Brechstange oder ein langes, stabiles Kantholz zum Hebeln der Steine
- Ein Handstampfer oder ein schweres Holzstück zum Verdichten der Drainageschicht
- Eimer und eventuell eine Plane zum Mischen des Substrats
Schritt 2: Die Drainage – Das Fundament für trockene Füße
In das Loch kommt jetzt eine 20-30 cm dicke Schicht aus grobem Material. Hier kannst du Geld sparen! Grober Bauschutt (bitte ohne Gips- oder Holzreste!), Schotter (Körnung 16/32 mm) oder einfacher Kies sind perfekt. Das ist der Puffer, der dafür sorgt, dass Wasser schnell nach unten verschwindet. Kostenpunkt: Schotter oder Kies vom lokalen Lieferanten kostet meist so zwischen 25 € und 40 € pro Tonne, oft zuzüglich Anlieferung.

Auf diese grobe Schicht kommt ein robustes Trennvlies (kein Unkrautvlies!). Das Vlies verhindert nur, dass deine gute Pflanzerde über die Jahre in die Drainageschicht gespült wird und alles verstopft. Ein Unkrautvlies oben auf der Erde ist oft kontraproduktiv, da es die natürliche Ausbreitung der Polsterpflanzen behindert und Unkraut trotzdem irgendwann oben drauf wächst.
Schritt 3: Das perfekte Substrat mischen
Kauf keine teure Spezialerde! Die beste Mischung machst du dir selbst, sie ist günstiger und du weißt, was drin ist. Meine bewährte Rezeptur:
- 2 Teile Lavasplitt oder Mineralschotter (Körnung 2/8 mm): Das sorgt für eine lockere Struktur. Lavasplitt bekommst du im Baustoffhandel oder online, rechne mit ca. 10-15 € pro 25-kg-Sack.
- 1 Teil grober Sand (kein feiner Spielsand!): Der verbessert den Wasserabzug. Kostet fast nichts.
- 1 Teil reife Komposterde (oder gute Gartenerde vom Aushub): Das ist die Starthilfe für die Pflanzen.
Misch alles gut durch und fülle es auf die Vliesschicht. Du kannst die Fläche jetzt schon leicht hügelig modellieren. Fülle ruhig etwas höher auf, das Substrat setzt sich noch.

Kleiner Tipp zur Mengenberechnung: Für einen 10 m² großen Steingarten brauchst du als Drainage (25 cm hoch): 10 m² x 0,25 m = 2,5 Kubikmeter Schotter. Für die Substratschicht (20 cm hoch): 10 m² x 0,20 m = 2 Kubikmeter. So kannst du beim Baustoffhändler gleich die richtige Menge bestellen.
Charakterfrage: Die richtigen Steine finden und platzieren
Am besten wirkt ein Steingarten, wenn er sich in die Landschaft einfügt. Schau mal, was es in deiner Region für Gestein gibt. In Franken Muschelkalk, im Sauerland Grauwacke, in der Eifel Basalt. Regionale Steine sind oft günstiger, weil die Transportwege kurz sind. Ein Besuch im lokalen Steinbruch ist ein Erlebnis! Rechne je nach Gesteinsart mit Preisen zwischen 100 € und 300 € pro Tonne für Findlinge.
Die wichtigste Regel: Bleib bei einer Gesteinsart! Ein Mix aus verschiedenen Steinen sieht schnell aus wie eine Restesammlung aus dem Baumarkt. Und achte auf die Eigenschaften: Kalkstein (z.B. Jura) gibt Kalk ab und ist super für viele Alpenpflanzen. Granit oder Basalt sind neutral bis sauer und erfordern eine andere Pflanzenauswahl.

Beginne mit den größten Brocken, den Leitsteinen. Grabe jeden Stein zu etwa einem Drittel ins Substrat ein, damit er stabil sitzt und aussieht, als wäre er schon immer da. Ein Profi-Tipp: Gib jedem Stein eine leichte Neigung nach hinten. So fängt er das Regenwasser auf und leitet es zu den Wurzeln der Pflanzen dahinter. Achte auf die Maserung – wenn alle Steine in die gleiche Richtung „fließen“, wirkt es viel natürlicher.
Jetzt wird’s lebendig: Die perfekte Pflanzenauswahl
Kauf nicht einfach alles, wo „Steingartenpflanze“ draufsteht. Kombiniere clever! Ich denke da immer in drei Gruppen:
- Die Strukturgeber: Das sind die Pflanzen, die auch im Winter Form geben. Ideal sind Zwerg-Gehölze wie eine knorrige Bergkiefer (‚Mops‘) oder kleine Zwerg-Wacholder. Auch Gräser wie der Blauschwingel gehören dazu. Setze sie aber nur vereinzelt.
- Die Polster-Helden: Sie sind das Herzstück. Sie wachsen flach, breiten sich aus und erobern die Steine. Dazu gehören Blaukissen (Aubrieta), das im April/Mai einen lila Blütenteppich zaubert. Oder der Polster-Phlox (Phlox subulata) in Weiß, Pink oder Blau. Und natürlich das Steinkraut (Alyssum), das mit seinem leuchtenden Gelb im Frühling Bienen magisch anzieht. Auch die vielen Thymian-Arten sind fantastisch, weil sie duften und super robust sind.
- Die Juwelen für die Fugen: Das sind die Spezialisten für die härtesten Ecken. Allen voran die unzerstörbaren Hauswurzen (Sempervivum) und Fetthennen (Sedum). Für Farbtupfer im Frühling sorgen kleine Zwiebelblüher wie Wildtulpen oder Krokusse. Ein toller Akzent ist auch die Grasnelke (Armeria maritima) mit ihren rosa Kugelblüten.
Pflanze am besten im Frühling oder Frühherbst. Lockere den Wurzelballen, setz die Pflanze ein und fülle mit deinem Substrat auf. Und jetzt kommt der wichtigste Schritt zum Schluss: Decke die gesamte offene Erde, auch zwischen den Pflanzen, mit einer 2-3 cm dicken Schicht des gleichen Splitts ab, den du für dein Substrat verwendet hast (z.B. Lavasplitt 8/16 mm). Diese Mulchschicht schützt den Wurzelhals vor Fäulnis, unterdrückt Unkraut und sieht super aus. Einmal kräftig angießen, fertig!

Für den kleinen Start: Dein Steingarten im Kübel
Du traust dich noch nicht an ein großes Beet? Kein Problem! Das ganze Prinzip funktioniert auch wunderbar im Kleinen. Nimm einen großen, breiten Topf oder einen alten Steintrog (Achtung: Wasserabzugsloch ist Pflicht!). Fülle die unterste Schicht als Drainage mit Tonscherben oder grobem Kies. Darauf kommt die gleiche Substratmischung wie oben beschrieben. Setze einen schönen Stein als Blickfang hinein und bepflanze die Lücken mit Hauswurzen, kleinen Sedum-Arten oder einem Polster-Thymian. Das ist der perfekte Einstieg und ein toller Hingucker für Balkon oder Terrasse!
Pflegeleicht, nicht pflegefrei: So bleibt dein Garten schön
Gerade im ersten Jahr musst du ein Auge auf Unkraut haben. Zupfe es sofort raus, bevor es sich breitmacht. Gießen musst du nur in langen Trockenperioden, dann aber durchdringend, nicht jeden Tag ein bisschen. Dünger? Vergiss es! Die Pflanzen sollen ja gerade karg leben, das hält sie kompakt und blühfreudig. Ab und zu musst du vielleicht mal ein Polster zurückschneiden, das zu übermütig wird. Das war’s aber auch schon fast.


Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Rechne mal mit einer realistischen Bauzeit: Für ca. 10 m² solltest du als Laie, der allein oder zu zweit arbeitet, gut und gerne 3-4 volle Tage einplanen. Einer für’s Graben, einer für die Drainage und das Substrat, und ein bis zwei für die kreative Arbeit mit Steinen und Pflanzen.
Sicherheit zuerst & Wann du lieber den Profi ranlässt
Die Arbeit mit schweren Steinen ist kein Kinderspiel. Trage immer feste Schuhe und Handschuhe. Heb aus den Knien, nicht aus dem Rücken! Und bevor du gräbst: Erkundige dich unbedingt, wo auf deinem Grundstück Leitungen (Strom, Wasser, Gas) verlaufen. Ein Blick in die Pläne oder ein Anruf beim Versorger kann dich vor extrem teurem Ärger bewahren. Einem Bekannten ist mal eine Wasserleitung geplatzt – die Reparatur war teurer als der ganze Steingarten.
Bei sehr steilen Hängen oder wenn du mit Steinen hantieren willst, die du nicht mehr zu zweit heben kannst, solltest du dir überlegen, einen Fachbetrieb für Garten- und Landschaftsbau zu rufen. Die haben die Maschinen, die Erfahrung und die Gewährleistung. Manchmal ist das am Ende die entspanntere und sogar günstigere Lösung.

Ein Garten, der mit dir lebt
Ein Steingarten ist eine Investition, die sich lohnt. Wenn du die Grundlagen beachtest, schaffst du nicht nur einen Hingucker. Stell dir vor: Wo heute noch platter Rasen ist, summen in einem Jahr die Hummeln zwischen duftendem Thymian, leuchtend gelbem Steinkraut und robusten Hauswurzen. Du schaffst ein kleines Ökosystem, das mit jedem Jahr schöner wird und dir zeigt, wie viel Schönheit im Detail steckt. Nimm dir die Zeit, es richtig zu machen. Du wirst es lieben!
Bildergalerie




Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)

Muss es immer die pralle Südseite sein?
Nicht unbedingt! Ein Steingarten an einer Ost- oder Westseite hat seinen ganz eigenen Reiz. Die mildere Morgen- oder Abendsonne ist perfekt für viele alpine Schönheiten, die in der Mittagshitze sonst leiden würden. Denken Sie an zarte Steinbrech-Arten (Saxifraga), bestimmte Enziane oder kleinbleibende Farne, die sich in den kühleren Felsspalten wohlfühlen. So schaffen Sie eine geheimnisvolle, waldrandähnliche Atmosphäre.



„Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.“
Dieses Sprichwort gilt perfekt für den Steingarten. Fangen Sie klein an! Ein einzelner, gut platzierter Trog aus Hypertufa oder ein kleines Beet am Rand der Terrasse kann der Beginn einer großen Leidenschaft sein. Hier können Sie experimentieren und lernen, wie die Pflanzen auf Ihren Boden und Ihr Klima reagieren, bevor Sie ein großes Hangbeet anlegen.



- Feiner Kies (2-8 mm): Ideal als oberste Schicht direkt um die Wurzelhälse der Pflanzen. Er verhindert Fäulnis durch Nässe.
- Grober Schotter (16-32 mm): Die perfekte Drainageschicht ganz unten im Fundament Ihres Beetes.
- Lava-Mulch: Porös und leicht, speichert Wärme und unterdrückt Unkraut, ohne den Boden zu versiegeln. Eine gute Alternative zu Rindenmulch, der in Steingärten oft unpassend wirkt.
Die richtige Körnung am richtigen Ort ist entscheidend für die Langlebigkeit Ihres Steingartens.



Ein oft übersehener Aspekt: der Duft. Integrieren Sie niedrig wachsende, trittfeste Kräuter zwischen die Trittplatten oder an den Rand Ihres Steingartens. Sorten wie Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder Römische Kamille verströmen bei jeder Berührung oder an warmen Sonnentagen einen wunderbaren, würzigen Duft und schaffen ein Erlebnis für alle Sinne.



Tuffstein: Dieser poröse, leichte Vulkangestein ist ein Traum für jeden Steingärtner. Man kann mit einem Bohrer leicht Löcher hineinbohren und sie direkt mit einem Substrat-Sand-Gemisch füllen. So lassen sich spezielle Pflanzen wie die seltenen Lewisia-Arten perfekt in Szene setzen, als würden sie direkt aus dem Fels wachsen.
Findlinge: Ein großer, markanter Solitärstein kann ein ganzes Beet verankern. Er gibt Struktur und Ruhe. Suchen Sie bei lokalen Steinbrüchen oder Kieswerken nach charaktervollen Einzelstücken.
Die Kombination aus massiven Ruhepolen und bepflanzbaren Funktionssteinen schafft Spannung.



Fugen sind nicht nur Lücken, sondern wertvoller Lebensraum. Füllen Sie die Spalten zwischen größeren Steinen oder Trittplatten nicht mit Beton, sondern mit einem mageren Sand-Erde-Gemisch. Säen Sie spezielle Fugenpflanzen wie Sternmoos (Sagina subulata) oder Polster-Thymian aus. Das Ergebnis ist ein lebendiges Mosaik, das Unkraut kaum eine Chance lässt und wunderschön aussieht.



Wussten Sie schon? Viele Hauswurz-Arten (Sempervivum), die Stars im Steingarten, werden auch „Donnerwurz“ genannt. Im Mittelalter glaubte man, dass sie, auf Dächer gepflanzt, vor Blitzeinschlägen schützen.
Auch wenn der Blitzschutz heute widerlegt ist, ihre extreme Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Hitze ist legendär. Eine einzelne Rosette kann wochenlang ohne Wasser überleben – perfekt für pflegeleichte Gartenbereiche.



Spielen Sie mit Höhen! Ein flacher Steingarten kann schnell langweilig wirken. Schaffen Sie durch das Aufschichten von Steinen und Erde kleine Hügel und Täler. Pflanzen Sie höhere Gräser wie das Zarte Federgras (Stipa tenuissima) auf die Hügelkuppen, wo sie im Wind tanzen, und setzen Sie flache Polsterstauden wie das Blaukissen (Aubrieta) in die Senken, wo sie sich wie ein Teppich ausbreiten können.



Wie gieße ich meinen Steingarten richtig?
Weniger ist mehr, aber dafür durchdringend. Statt täglich ein bisschen zu sprengen, was nur die Oberfläche befeuchtet und Fäulnis fördert, wässern Sie lieber alle ein bis zwei Wochen kräftig. So wird der Boden tief durchfeuchtet und die Pflanzen werden angeregt, tiefe Wurzeln zu bilden, was sie noch trockenresistenter macht. Der beste Zeitpunkt ist früh morgens.



- Zieht nützliche Insekten wie Bienen und Schmetterlinge magisch an.
- Bildet dichte, silberlaubige Polster, die auch ohne Blüte attraktiv sind.
- Ist extrem trockenheitstolerant und liebt sonnige, karge Standorte.
Das Geheimnis? Es ist das Hornkraut (Cerastium tomentosum). Eine unverzichtbare, pflegeleichte Pflanze, die im späten Frühling ganze Bereiche in ein weißes Blütenmeer verwandelt.



Tipp für Fortgeschrittene: Der Spaltengarten. Hierbei werden flache Steinplatten (zum Beispiel aus Schiefer) hochkant und eng aneinander in den Boden gesetzt. Die schmalen, tiefen Spalten dazwischen werden mit einem sehr mineralischen Substrat gefüllt. Dieses spezielle Biotop ist ideal für heikle Alpinpflanzen, deren Wurzeln es kühl und trocken, aber nicht ausgetrocknet mögen. Eine Herausforderung, die mit einzigartigen Pflanzenschätzen belohnt wird.



Denken Sie an den Winter! Ein Steingarten sollte auch in der kalten Jahreszeit Struktur und Schönheit bieten. Setzen Sie auf immergrüne Pflanzen wie die bizarr geformten Rosetten des Hauswurzes (Sempervivum), die farbenfrohen Nadeln von Zwergkoniferen oder die silbrigen Blätter des Woll-Ziests (Stachys byzantina). Diese Elemente bilden ein starkes Gerüst, das selbst Raureif oder eine dünne Schneedecke kunstvoll in Szene setzt.




Laut einer Studie der RHS (Royal Horticultural Society) können begrünte Flächen wie ein gut angelegter Steingarten die Umgebungstemperatur an heißen Tagen um mehrere Grad senken.
Die Steine speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab, was extreme Schwankungen mildert. Die Pflanzen wiederum kühlen durch Verdunstung. Ihr Steingarten ist also nicht nur schön, sondern auch Ihre persönliche kleine Klimaanlage.



Lokale Steine: Schauen Sie sich in Ihrer Region um. Gibt es einen Steinbruch in der Nähe? Die Verwendung von lokalem Gestein wie Jurakalk, Mainsandstein oder Lausitzer Granit ist nicht nur nachhaltiger und oft günstiger, sondern sorgt auch dafür, dass sich Ihr Garten harmonisch in die umliegende Landschaft einfügt.
Recyceltes Material: Alter Ziegelschutt oder zerbrochene Betonplatten können, geschickt aufgeschichtet und mit Erde bedeckt, eine hervorragende und kostengünstige Basis für die Bepflanzung bilden.
Ein authentischer Steingarten muss nicht teuer sein.



- Sedum-Arten (Fetthenne): Ihre fleischigen Blätter speichern Wasser.
- Sempervivum (Hauswurz): Bildet dichte Rosetten, die sich an Felsen klammern.
- Delosperma (Mittagsblume): Leuchtet in der Sonne mit seidigen Blüten.
Diese drei Sukkulenten-Gattungen sind das Rückgrat jedes sonnigen Steingartens. Sie sind unglaublich robust, verzeihen Pflegefehler und lassen sich kinderleicht durch Ableger vermehren. Perfekt für Einsteiger!



Achtung, Schnecken! Entgegen der landläufigen Meinung meiden Schnecken Steingärten nicht. Besonders junge, zarte Triebe von Polsterglockenblumen oder Nelken sind für sie ein Festmahl. Eine Barriere aus rauhem Lavagranulat oder spitzem Splitt um empfindliche Pflanzen kann helfen. Auch das Aufstellen von Bierfallen in den Abendstunden ist eine bewährte Methode, um die Plagegeister von Ihren Schätzen fernzuhalten.



Kann ich einen Steingarten in einem Topf anlegen?
Absolut! Ein alter Steintrog, eine weite Keramikschale oder sogar eine Zinkwanne (mit Bohrlöchern für den Wasserabzug!) sind perfekte Gefäße für einen Mini-Steingarten. Der Schlüssel ist auch hier eine gute Drainageschicht aus Kies am Boden und ein sehr sandiges Substrat. Bepflanzt mit verschiedenen Hauswurz-Arten und einem kleinen Polster-Thymian wird daraus ein langlebiges Schmuckstück für Balkon oder Terrasse.



Vergessen Sie nicht die vertikale Dimension. Eine Trockenmauer aus Natursteinen ist die perfekte Kulisse und Erweiterung für einen Steingarten. In den Fugen und auf der Mauerkrone können sich Spezialisten wie der Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) oder verschiedene Mauerpfeffer-Arten ansiedeln. So schaffen Sie auf kleinstem Raum zusätzliche, spannende Lebensbereiche.



Der japanische Steingarten, oder Karesansui, verzichtet oft fast vollständig auf Pflanzen und stellt die meditative Wirkung von geharktem Kies (der das Wasser symbolisiert) und sorgfältig platzierten Felsen (die für Inseln oder Berge stehen) in den Mittelpunkt.
Auch wenn unser Ziel ein blühender Alpengarten ist, können wir von dieser Philosophie lernen: Jeder Stein zählt. Nehmen Sie sich Zeit für die Platzierung und lassen Sie auch bewusst leere, ruhige Flächen aus feinem Splitt bestehen. Diese Ruhezonen heben die Schönheit der bepflanzten Bereiche erst richtig hervor.



Kalkliebend vs. Kalkmeidend: Dies ist die wichtigste Unterscheidung bei der Pflanzenauswahl. Die meisten mediterranen Kräuter, Nelken und Schleierkraut lieben Kalkstein und einen hohen pH-Wert. Pflanzen wie Enzian, Heide oder bestimmte Primeln benötigen hingegen sauren Boden, der durch Granit, Basalt oder Schiefer gefördert wird. Ein Bodentest-Set aus dem Gartencenter (z.B. von Neudorff) für wenige Euro gibt Ihnen schnell Klarheit und bewahrt Sie vor teuren Fehlkäufen.



- Sie wiegen nur einen Bruchteil von echtem Fels.
- Sie lassen sich leicht bearbeiten und transportieren.
- Sie bieten eine authentische, raue Optik.
Die Lösung? Große Kunstfelsen, zum Beispiel aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff). Sie sind eine clevere Alternative, wenn der Transport massiver Findlinge logistisch unmöglich oder zu teuer ist. Ideal für Dachgärten oder schwer zugängliche Bereiche.



Der Pflanz-Trick: Setzen Sie Ihre Steingartenpflanzen niemals in ein Loch, das nur mit normaler Gartenerde gefüllt ist. Heben Sie ein Pflanzloch aus, das mindestens doppelt so groß ist wie der Wurzelballen. Füllen Sie es mit einer Mischung aus einem Drittel Gartenerde, einem Drittel Sand und einem Drittel feinem Kies oder Splitt. So garantieren Sie die überlebenswichtige Drainage direkt an der Wurzel.



Lassen Sie der Natur freien Lauf – ein bisschen. Viele Steingartenpflanzen wie Polster-Phlox oder Blaukissen neigen dazu, sich durch Selbstaussaat zu vermehren. Beobachten Sie, wo die Sämlinge aufgehen. Oft suchen sie sich die für sie perfekten Nischen in Felsspalten. Anstatt alles sofort zu jäten, entfernen Sie nur das, was wirklich stört. So entwickelt Ihr Garten über die Jahre einen wunderbar natürlichen, fast wie von selbst entstandenen Charakter.



Die Kraft der Gräser: Ein Steingarten ohne Gräser wirkt oft statisch. Integrieren Sie filigrane Arten, um Bewegung und Leichtigkeit ins Spiel zu bringen. Der Blauschwingel (Festuca glauca ‚Elijah Blue‘) mit seinen stahlblauen Igeln, das Bärenfellgras (Festuca gautieri) mit seinem leuchtend grünen Pelz oder das zarte Zittergras (Briza media) fangen das Licht ein und tanzen bei jedem Lufthauch.


Ein kleines Wasserelement kann die Faszination Ihres Steingartens enorm steigern. Dabei muss es kein großer Teich sein. Eine in den Boden eingelassene Schale mit Wasser, ein kleiner Quellstein, aus dem leise Wasser rieselt, oder ein Mini-Sumpfbeet am Rande des Steingartens genügen. Das leise Plätschern wirkt beruhigend und zieht Vögel und Libellen an, die das alpine Szenario zusätzlich beleben.


