Weibliche Gesichter zeichnen: Ein ehrlicher Guide, der wirklich funktioniert
Entdecke die faszinierende Welt des Mädchens Zeichnens – lass deiner Kreativität freien Lauf und verwandle Skizzen in Meisterwerke!
In einer staubigen Ecke eines vergessenen Ateliers sitzt ein Pinsel mit einem Geheimnis. Er träumt von Farben, die Geschichten erzählen, und von Mädchen, die in den unendlichen Weiten der Fantasie leben. Was wäre, wenn dieses eine Mädchen, das du zeichnen möchtest, die Tür zu deiner eigenen kreativen Reise öffnet? Tauche ein in die Magie des Zeichnens und finde heraus, wie du deine Visionen zum Leben erwecken kannst.
Kennst du das auch? Du sitzt vor einem leeren Blatt Papier, topmotiviert. Ein Haus, ein Baum, kein Problem. Aber sobald du versuchst, ein Gesicht zu zeichnen, verkrampft sich irgendwie alles. Die Linien werden zittrig und am Ende sieht das Ergebnis einfach nur … „falsch“ aus. Und das Frustrierendste? Du weißt nicht mal, warum.
Inhaltsverzeichnis
- Das A und O: Warum Schatten wichtiger ist als die perfekte Linie
- Das Fundament: Anatomie für Künstler, nicht für Chirurgen
- Werkzeug und Material: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
- Der Prozess: Mein Vorgehen Schritt für Schritt
- Die richtige Vorlage: Woher nehmen?
- Haare zeichnen: Denk in Bändern, nicht in Spaghetti
- Der letzte Schliff: Charakter und Ausdruck
- Ein Wort zur Sicherheit und zum Alltag
- Ein paar ehrliche, abschließende Worte
- Bildergalerie
Wenn du jetzt denkst: „Ich kann einfach keine Gesichter“, dann muss ich dich enttäuschen. Das ist Quatsch. Niemand kann das „einfach so“. Ein Gesicht zu zeichnen, besonders ein weibliches mit seinen oft feineren Zügen, ist kein angeborenes Talent. Es ist ein Handwerk. Und wie jedes gute Handwerk basiert es auf zwei Säulen: genauem Hinsehen und dem Verstehen von ein paar simplen Grundformen.
Ganz ehrlich, dieser Artikel ist kein magischer Trick. Er ist eine Anleitung direkt aus der Werkstatt. Ich zeige dir die Methoden, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben und die ich jedem ans Herz lege, der mich fragt. Wir packen das Ganze ganz praktisch an. Also, leg den Respekt vor dem leeren Blatt ab, schnapp dir einen einfachen Bleistift und lass uns loslegen.

Das A und O: Warum Schatten wichtiger ist als die perfekte Linie
Der typische Anfängerfehler: Man konzentriert sich total auf die Umrisse. Eine Linie für die Nase, eine für den Mund. Das Ergebnis ist meistens platt wie ein Comic. Aber ein Gesicht ist ja keine flache Oberfläche, sondern ein dreidimensionales Ding mit Hügeln und Tälern. Bevor wir also auch nur ans Auge oder die Lippen denken, müssen wir über Licht und Schatten reden.
Stell dir eine simple Kugel vor. Fällt Licht von oben links drauf, ist es da am hellsten. Unten rechts ist der tiefste Schatten. Dazwischen gibt es einen sanften Übergang. Das ist die ganze Magie. Und ein Kopf ist im Grunde nur eine Ansammlung solcher Formen: Die Stirn ist eine Wölbung, die Wangenknochen fangen Licht ein, während die Bereiche darunter im Schatten liegen. Die Nase wirft einen Schatten, unter der Unterlippe ist es fast immer dunkel.
Kleiner Tipp für den Start: Mach mal diese 10-Minuten-Übung. Nimm ein Ei aus dem Kühlschrank (ja, wirklich!), leg es auf den Tisch und leuchte mit deiner Handytaschenlampe von der Seite drauf. Jetzt versuch nicht, das Ei zu zeichnen, sondern nur die Flächen aus Licht, Halbschatten und Schatten. Das ist die beste Übung, um dein Gehirn vom Linien- aufs Formen-Denken umzupolen.

Das Fundament: Anatomie für Künstler, nicht für Chirurgen
Im Netz wimmelt es von Anleitungen mit „perfekten“ Proportionen. Das ist ein netter Startpunkt, aber kein Mensch sieht so aus. Die wahre Kunst ist, die individuelle Abweichung zu erkennen. Trotzdem brauchen wir ein stabiles Gerüst, auf dem wir aufbauen können.
Der Kopf in 30 Sekunden: Eine unschlagbare Methode
Vergiss das Zeichnen eines Ovals. Fang mit dem an, was drunterliegt: dem Schädel. Eine von Profis oft genutzte Methode zerlegt ihn in zwei simple Teile. Das ist super, weil es dich zwingt, von Anfang an in 3D zu denken.
- Die Kugel: Zeichne einen einfachen Kreis. Das ist der Hirnschädel, der seine Form kaum ändert.
- Die Mittellinien: Flache die Seiten des Kreises ganz leicht ab, als würdest du ein Stück abschneiden. Zeichne dann eine senkrechte Linie durch die Mitte und eine waagerechte – die Augenlinie. Ganz wichtig: Die Augenlinie liegt genau auf der Hälfte der gesamten Kopfhöhe, nicht im oberen Drittel! Das ist der häufigste Fehler überhaupt.
- Der Keil: Hänge an die untere Hälfte der Kugel eine Art abgerundeten Keil für den Kiefer- und Kinnbereich. Fertig ist die Grundform! Du kannst sie im Raum drehen und hast immer eine glaubwürdige Basis.

Wo gehört was hin? Die wichtigsten Hilfslinien
Wenn die Grundform steht, teilen wir sie weiter auf. Nimm dafür einen harten, hellen Bleistift (z. B. einen 2H), dessen Linien du später leicht wegradieren kannst.
- Augenlinie: Wie gesagt, auf halber Höhe des gesamten Kopfes.
- Nasenlinie: Der untere Rand der Nase liegt etwa auf halbem Weg zwischen der Augenlinie und dem Kinn.
- Mundlinie: Die Spalte zwischen den Lippen liegt ungefähr ein Drittel des Weges unter der Nase.
Gut zu wissen: Das sind nur Durchschnittswerte. Der Abstand zwischen den Augen entspricht meist der Breite eines Auges. Die Mundwinkel enden oft unter den Pupillen. Nutze das als Check, aber verlass dich am Ende auf deine Augen.
Werkzeug und Material: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
Du brauchst keine Ausrüstung für hunderte von Euro. Aber das richtige Werkzeug macht einen riesigen Unterschied und bewahrt dich vor Frust.
Ehrliche Einkaufsliste für den Start (unter 20€): Für den Anfang reicht ein kleines, aber feines Set. Du bekommst alles im Künstlerbedarf oder online. Hol dir drei einzelne Bleistifte, am besten aus der 9000er-Serie von Faber-Castell oder die Mars Lumograph von Staedtler. Die kosten pro Stück meist unter 2 Euro und sind jeden Cent wert. Du brauchst:
- Einen 2H: Für die leichten, unsichtbaren Vorzeichnungen.
- Einen HB: Der Allrounder für die Hauptarbeit.
- Einen 2B: Für die dunklen Schatten und Akzente.
Dazu ein einfacher Zeichenblock (DIN A4 reicht) mit mindestens 120 g/m² Papier und einer leichten Körnung. Und ganz wichtig: ein Knetradiergummi. Fertig! Mehr brauchst du nicht.

Profi-Tipp zum Schattieren
Halt den Bleistift beim Schattieren nicht wie beim Schreiben, sondern viel flacher, fast seitlich. So nutzt du die breite Seite der Mine und erzeugst weiche, gleichmäßige Flächen statt kratziger Striche. Das ist einer dieser kleinen Tricks, die sofort einen großen Unterschied machen.
Der Radierer: Dein Werkzeug zum Malen mit Licht
Ein Radierer ist nicht nur zum Korrigieren da! Profis nutzen ihn aktiv, um Lichter zu setzen.
- Knetradiergummi: Dein bester Freund. Du kannst ihn zu einer feinen Spitze für Lichtreflexe im Auge formen oder flachdrücken, um große Bereiche sanft aufzuhellen, ohne das Papier zu ruinieren.
- Radierstift: Ein harter Radierer in Stiftform. Perfekt, um gestochen scharfe Lichter zu ziehen, zum Beispiel auf glänzenden Lippen oder um helle Haarsträhnen aus einer dunklen Fläche „herauszuzeichnen“.
Der Prozess: Mein Vorgehen Schritt für Schritt
Jeder Künstler hat seinen eigenen Ablauf. Dieser hier ist logisch und hilft, Fehler früh zu erkennen.
- Grobaufbau (2H-Stift): Ich skizziere superleicht die Grundform (Kugel & Keil) und die Hauptlinien (Augen, Nase, Mund).
- Platzierung (2H-Stift): Ich deute grob an, wo Augen, Nase und Mund hinkommen. Hier korrigiere ich am meisten.
- Von Linie zu Form (HB-Stift): Jetzt bekommen die Merkmale Volumen. Das Augenlid bekommt eine Dicke, die Lippen eine Rundung.
- Schatten blockieren (HB-Stift): Bevor ich Details mache, schattiere ich ganz sanft alle großen Schattenflächen (Augenhöhlen, unter der Nase etc.). Das schafft sofort 3D-Wirkung.
- Details ausarbeiten (HB, 2B): Jetzt kommt der Feinschliff. Ich arbeite die Übergänge aus, dunkle die Pupillen ab und verfeinere die Formen.
- Lichter setzen (Radierer): Zum Schluss hole ich mit dem Knet- oder Radierstift die Highlights zurück. Ein Glanzpunkt aufs Auge, auf die Nasenspitze – das bringt die Zeichnung zum Leben.

Typische Fehler und wie du sie sofort erkennst
Problem: „Die Augen sehen tot aus.“
Lösung: Dir fehlt der Lichtreflex! In jedem Auge, egal wie dunkel, gibt es einen kleinen, scharfen Lichtpunkt. Setz ihn mit dem Radierstift. Und sorge dafür, dass die Pupille wirklich tiefschwarz ist.
Problem: „Das Gesicht wirkt flach.“
Lösung: Trau dich, dunkel zu werden! Anfänger haben oft Angst vor satten Schatten. Nimm einen weichen Stift (2B oder sogar 4B) und verstärke die dunkelsten Stellen: Augenwinkel, Nasenlöcher, Mundwinkel. Der Kontrast macht’s.
Problem: „Irgendwas ist schief.“
Lösung: Der Spiegel-Trick! Halte deine Zeichnung vor einen Spiegel. Er deckt JEDEN Symmetriefehler gnadenlos auf. Ein anderer Trick: Stell die Zeichnung auf den Kopf. Dein Gehirn erkennt dann keine „Nase“ oder „Mund“ mehr, sondern nur noch abstrakte Formen – und Fehler fallen sofort auf.
Die richtige Vorlage: Woher nehmen?
Am Anfang ist es frustrierend, eine echte Person zu zeichnen, die sich ständig bewegt. Mach es dir einfacher! Übe mit hochauflösenden Schwarz-Weiß-Fotos von Portalen wie Unsplash oder Pexels. Das Licht ist konstant, die Person hält still und du kannst dich voll auf die Formen konzentrieren.

Haare zeichnen: Denk in Bändern, nicht in Spaghetti
Haare sind für viele der Endgegner. Versuch nicht, jedes einzelne Haar zu zeichnen. Das wird nur Gekritzel. Denk auch hier in großen Formen. Stell dir vor, du wickelst breite Stoffbänder um den Kopf, nicht einzelne Fäden. Jedes dieser Bänder hat eine helle Seite (wo das Licht hinfällt) und eine Schattenseite. Zeichne diese Bänder und deute die Haarstruktur nur am Ansatz und an den Spitzen an. Die glänzenden Strähnen (Highlights) holst du am Ende wieder mit dem Radierstift aus der schattierten Fläche heraus.
Der letzte Schliff: Charakter und Ausdruck
Ein technisch perfektes Porträt kann trotzdem seelenlos wirken. Der Charakter kommt durch kleinste Details. Ein echtes Lächeln zum Beispiel erreicht immer die Augen und erzeugt kleine Fältchen. Ein leichtes Heben einer Augenbraue, die Anspannung im Kiefer – das sind die Dinge, die eine Geschichte erzählen. Hier hilft nur eins: genau hinsehen.
Ein Wort zur Sicherheit und zum Alltag
Auch beim Zeichnen gibt es ein paar Dinge aus der Praxis zu beachten. Wenn du viel schattierst, entsteht Graphitstaub. Lüfte einfach ab und zu gut durch. Achtung, ganz wichtig: Wenn du deine fertige Zeichnung mit Fixativspray schützen willst, mach das NUR draußen oder am weit geöffneten Fenster. Die Dämpfe sind wirklich ungesund. Und investiere in einen guten Stuhl und gutes Licht. Dein Rücken wird es dir in ein paar Jahren danken.


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Ein paar ehrliche, abschließende Worte
Ein Gesicht zu zeichnen, ist eine der lohnendsten Fähigkeiten überhaupt. Es ist eine Reise. Lass dich nicht von Zeichnungen entmutigen, die im Papierkorb landen. Jede davon ist eine Lektion. Ich weiß noch, wie ich mal ein Porträt gezeichnet und die Augen viel zu hoch angesetzt habe. Die arme Frau sah aus wie ein Alien! Das Bild habe ich mir zur Strafe eine Woche lang an die Wand gehängt – das hat geholfen, den Fehler mache ich nie wieder.
Der beste Moment ist nicht, wenn die Zeichnung fertig ist. Es ist der Moment mittendrin, wenn du einen Schritt zurücktrittst, auf dein Werk schaust und die Person dich plötzlich wirklich anzusehen scheint. Wenn du einen Funken Leben eingefangen hast. Das ist die Essenz.
Und jetzt bist du dran. Schnapp dir den Stift und hab Geduld mit dir selbst.
Bildergalerie





Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)

Meine Gesichter sehen immer so steif aus, was kann ich tun?
Das Geheimnis liegt oft nicht im Gesicht selbst, sondern im Nacken und den Schultern. Ein häufiger Anfängerfehler ist das „Floating Head Syndrome“, bei dem der Kopf ohne Verbindung zum Körper im Raum schwebt. Achten Sie darauf, den Hals nicht als perfekten Zylinder, sondern als eine dynamische Form zu zeichnen, die in die Trapezmuskeln übergeht. Eine leichte Neigung des Kopfes oder eine leicht angehobene Schulter kann sofort mehr Leben und Natürlichkeit in Ihr Porträt bringen.




- Beginnen Sie nicht mit den Details, sondern mit den großen Haarpartien als eine einzige Form.
- Identifizieren Sie, wo das Licht auftrifft (Glanzlichter) und wo die tiefsten Schatten liegen.
- Zeichnen Sie einzelne Strähnen nur an den Rändern und dort, wo die Haare auf die Stirn fallen, um den Eindruck von Fülle zu erwecken.
Der Trick? Behandeln Sie Haare wie ein fließendes Tuch, nicht wie einzelne Fäden.




„In der Natur ist Licht alles.“ – Leonardo da Vinci
Dieses Zitat ist der Schlüssel. Statt einer Linie für die Nase, versuchen Sie, nur deren Schatten zu zeichnen. Die Seite der Nase, die dem Licht zugewandt ist, hat möglicherweise gar keine Linie, sondern verschmilzt fast mit der Wange. Dieser Ansatz, bekannt als „Lost and Found Edges“, erzeugt eine unglaubliche Tiefe und lässt Ihr Porträt viel realistischer wirken.




Der richtige Stift für den richtigen Job: Ein Set Bleistifte ist wie das Gewürzregal eines Kochs. Ein harter Stift (z.B. 2H) ist perfekt für die anfängliche, leichte Skizze, die später kaum sichtbar sein soll. Ein HB-Stift, wie der klassische Faber-Castell 9000, ist Ihr Allrounder für die Grundformen. Für die tiefsten Schatten, Wimpern und Pupillen greifen Sie zu einem weichen Stift (4B oder 6B), der ein sattes, dunkles Schwarz erzeugt, ohne dass Sie zu fest aufdrücken müssen.




Knetradiergummi: Ideal, um sanft Graphit aufzunehmen und Lichter in schattierte Bereiche zu „zeichnen“, ohne das Papier zu beschädigen. Perfekt für weiche Übergänge.
Radierstift: Ein präziser Stift wie der Tombow Mono Zero ist eine Geheimwaffe. Mit seiner feinen Spitze können Sie winzige Lichtreflexe in den Augen oder einzelne helle Haarsträhnen radieren und so für erstaunlichen Realismus sorgen.




Papier ist nicht gleich Papier. Die Wahl der Oberfläche hat einen riesigen Einfluss auf Ihr Endergebnis. Für schnelle Übungen und lockere Skizzen reicht ein einfaches Skizzenpapier (z.B. von Canson oder Hahnemühle). Wenn Sie jedoch detaillierte, weiche Schattierungen anstreben, probieren Sie mal ein Bristol-Papier. Seine ultra-glatte Oberfläche erlaubt es dem Graphit, perfekt zu gleiten und ermöglicht feinste Details ohne störende Papierstruktur.





- Zeichnen Sie für 5 Minuten nur Kreise und Ellipsen, ohne den Stift abzusetzen.
- Füllen Sie eine kleine Fläche mit dem weichsten Bleistift und versuchen Sie, mit einem Knetradierer verschiedene Formen herauszuarbeiten.
- Suchen Sie sich ein Objekt im Raum und zeichnen Sie nur seinen Negativraum, also die Luft um das Objekt herum.




Wichtiger Punkt: Die Augen müssen nicht identisch sein! Eines der verräterischsten Zeichen einer Anfängerzeichnung sind perfekt spiegelbildliche Augen. In der Realität ist fast kein Gesicht zu 100 % symmetrisch. Ein Auge kann leicht geöffneter sein, ein Augenlid eine etwas andere Falte haben. Diese kleinen „Fehler“ machen ein Gesicht erst wirklich menschlich und interessant.




Wussten Sie schon? Das menschliche Gehirn hat einen speziellen Bereich, das Gyrus fusiformis, das fast ausschließlich auf die Erkennung von Gesichtern spezialisiert ist.
Das ist auch der Grund, warum wir sofort merken, wenn an einem gezeichneten Gesicht „etwas nicht stimmt“, selbst wenn wir den Fehler nicht benennen können. Es ist eine eingebaute Superkraft, die das Zeichnen von Gesichtern sowohl herausfordernd als auch unglaublich befriedigend macht, wenn man es richtig hinbekommt.




Wie bekomme ich diesen lebendigen Glanz in die Augen?
Das Geheimnis ist nicht nur die Pupille, sondern der Lichtreflex oder „Catchlight“. Das ist der kleine, helle Punkt, der das Umgebungslicht widerspiegelt. Achten Sie darauf, diesen Bereich beim Schattieren komplett weiß zu lassen. Für den letzten Schliff können Sie nach dem Schattieren mit einem weißen Gelstift, wie dem Sakura Gelly Roll, einen scharfen, leuchtenden Punkt setzen. Dieser winzige Tupfer Weiß erweckt das Auge sofort zum Leben.




Fühlen Sie sich bereit für den nächsten Schritt nach der Ei-Übung? Versuchen Sie die „Loomis-Methode“, benannt nach dem Illustrator Andrew Loomis. Sie beginnt mit einer einfachen Kugel, die dann durch eine seitliche Ellipse „geschnitten“ wird, um die seitlichen Ebenen des Kopfes zu definieren. Das gibt Ihnen eine unglaublich solide Grundlage für die Platzierung von Augen, Nase und Mund aus jedem Blickwinkel. Auf YouTube finden Sie unzählige Tutorials dazu.




Statt immer nur auf Pinterest nach perfekten Porträtfotos zu suchen, probieren Sie mal etwas anderes zur Inspiration:
- Alte Meister: Schauen Sie sich die Skizzen von da Vinci oder Dürer an. Achten Sie darauf, wie sie mit nur wenigen Linien Charakter eingefangen haben.
- Filmstills: Pausieren Sie einen Film in einer emotionalen Szene. Die Beleuchtung ist oft dramatisch und perfekt, um Licht und Schatten zu studieren.
- Skulpturen: Die klaren Formen und Schatten auf klassischen Büsten sind eine hervorragende Schule für das Verständnis von dreidimensionalen Gesichtern.





Der Sprung zum digitalen Zeichnen muss nicht teuer sein. Apps wie Procreate auf dem iPad bieten ein unglaublich intuitives Zeichengefühl, das dem von echtem Papier sehr nahekommt. Der Vorteil: Sie können Ebenen nutzen, um Ihre Skizze von der finalen Zeichnung zu trennen, und der „Rückgängig“-Befehl wird schnell zu Ihrem besten Freund. Ein Apple Pencil oder ein druckempfindlicher Stift von Wacom ist hierbei die entscheidende Investition.




„Für den Künstler ist das Zeichnen das, was für den Tänzer die Übung an der Stange ist.“ – Jean-Auguste-Dominique Ingres




Oft liegt der Fokus so sehr auf den Proportionen, dass die Textur vergessen wird. Ein weibliches Gesicht besteht aus mehr als nur glatter Haut. Denken Sie an die zarte, fast unsichtbare Textur der Lippen, die weichen Härchen der Augenbrauen oder die Art, wie das Licht auf Sommersprossen fällt. Ein weicher Bleistift und sanfte, tupfende Bewegungen können hier mehr bewirken als harte Linien.




Wie zeichne ich glaubwürdige Lippen?
Vergessen Sie die harte Außenlinie! Der häufigste Fehler ist, den Mund wie ein aufgesetztes Symbol zu zeichnen. Betrachten Sie die Lippen stattdessen als drei weiche Kissen: zwei oben, eines unten. Die Linie zwischen den Lippen ist meist die dunkelste und schärfste Stelle. Die Oberlippe ist fast immer dunkler als die Unterlippe, weil sie weniger Licht von oben abbekommt. Und ganz wichtig: Fügen Sie einen kleinen Schatten direkt unter der Unterlippe hinzu, um sie vom Kinn abzuheben.




Die richtige Haltung: Zeichnen Sie nicht aus dem Handgelenk, sondern aus dem Ellbogen und der Schulter. Das führt zu lockereren, selbstbewussteren Linien, besonders bei den Grundformen und langen Haarkonturen. Klemmen Sie Ihr Skizzenbuch nicht flach auf den Tisch, sondern stellen Sie es leicht schräg. Das verhindert perspektivische Verzerrungen und Sie sehen Ihr Werk so, wie es auch der Betrachter sehen wird.




- Ein lebendiger, authentischer Ausdruck
- Eine dynamische, interessante Komposition
- Mehr Charaktertiefe im Porträt
Das Geheimnis? Asymmetrie! Neigen Sie den Kopf leicht, heben Sie eine Augenbraue minimal an oder lassen Sie das Lächeln auf einer Seite etwas stärker sein. Perfekte Symmetrie wirkt oft leblos und künstlich.





Budget-Tipp: Sie müssen kein Vermögen für den Start ausgeben. Ein guter HB- und ein 4B-Bleistift (z.B. von Staedtler), ein einfacher Skizzenblock und ein Knetradiergummi sind alles, was Sie für die ersten hundert Porträts benötigen. Konzentrieren Sie sich auf die Technik, nicht auf das Material. Ein Meister kann mit einem Kohlestück auf einer Serviette mehr erreichen als ein Anfänger mit der teuersten Ausrüstung.




Vergessen Sie für einen Moment das ganze Gesicht und konzentrieren Sie sich nur auf die Augenbrauen. Sie sind unglaublich ausdrucksstark. Eine hohe, runde Braue wirkt erstaunt, gerade, dicke Brauen können Stärke signalisieren und nach unten gezogene Brauen deuten auf Konzentration oder Wut hin. Üben Sie, nur mit der Form und Position der Augenbrauen verschiedene Emotionen zu vermitteln.




Forscher der University of Glasgow haben herausgefunden, dass wir Emotionen nicht an einem einzigen Merkmal, sondern an der dynamischen Interaktion von Augen, Augenbrauen und Mund ablesen.
Das bedeutet für Ihre Zeichnung: Diese drei Elemente müssen zusammenarbeiten. Wenn die Augen lachen (erkennbar an den kleinen Fältchen an den Seiten), muss auch der Mund diese Bewegung widerspiegeln. Ein Lächeln nur mit dem Mund, aber mit „toten“ Augen, wirkt schnell unheimlich.




Der Blender-Effekt: Ein Papierwischer (auch Estompe oder Tortillon genannt) ist ein eng gerolltes Stück Papier, das wie ein Stift aussieht. Damit können Sie aufgetragene Graphitflächen sanft verwischen, um butterweiche Übergänge zu erzeugen, die mit dem Bleistift allein kaum möglich sind. Ideal für die weichen Schatten auf Wangen und Stirn. Alternative für den Anfang: ein Wattestäbchen oder einfach Ihr Finger (Achtung, Hautfett kann das Papier verschmutzen!).




Soll ich die Zähne bei einem Lächeln zeichnen?
Seien Sie vorsichtig! Das ist eine der schwierigsten Aufgaben. Ein häufiger Fehler ist, jeden Zahn mit einer harten Linie zu umranden, was schnell wie ein Gebiss aussieht. Der Trick: Zeichnen Sie die Zähne nicht als einzelne Objekte, sondern als eine zusammenhängende, helle Form. Andeuten ist hier alles. Oft reicht es, nur die leichten Schatten zwischen den Zähnen und die dunkle Linie zum Zahnfleisch hin zu skizzieren. Weniger ist hier definitiv mehr.




Die Galerie zeigt viele verschiedene Stile, von realistisch bis hin zu Manga-inspiriert. Scheuen Sie sich nicht, zu experimentieren! Versuchen Sie, dasselbe Gesicht einmal mit vereinfachten, großen Augen und einer spitzen Nase im Comic-Stil zu zeichnen und dann einmal mit dem Fokus auf realistische Schattierungen. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Finden Sie den Stil, der Ihnen am meisten Freude bereitet. Das ist der beste Weg, um motiviert zu bleiben.



Der letzte Schliff: Wenn Ihre Zeichnung fertig ist, sprühen Sie sie mit einem Fixativspray (z.B. von Schmincke oder Royal Talens) ein. Das schützt die empfindliche Graphitoberfläche vor dem Verschmieren und Verblassen und sorgt dafür, dass Ihre Arbeit auch nach Jahren noch so aussieht wie am ersten Tag. Machen Sie das am besten draußen oder in einem gut belüfteten Raum.


