Deine Heizung kann mehr: Insider-Tipps vom Profi, die sofort Geld sparen

Wussten Sie, dass drei Viertel der Heizungsanlagen ineffizient arbeiten? Lernen Sie, wie Sie clever heizen und dabei Geld sparen können!

von Michael von Adelhard

Ich hänge seit Ewigkeiten in diesem Job, hab unzählige Heizungskeller von innen gesehen – vom blitzsauberen Neubau bis zu rostigen Ungetümen, die gefühlt schon immer da unten stehen. Und eins hab ich gelernt: Eine brandneue, teure Heizung ist keine Garantie für niedrige Kosten. Genauso wenig ist eine alte Anlage automatisch ein Geldfresser. Der wahre Unterschied, der, der am Ende des Jahres auf deiner Abrechnung steht, liegt oft im Verborgenen. Er liegt im Systemverständnis und den richtigen Einstellungen.

Viele Leute investieren ein kleines Vermögen in eine neue Anlage und lassen sie dann einfach auf Werkseinstellung laufen. Ganz ehrlich? Das ist, als würdest du dir einen Sportwagen kaufen und nur im ersten Gang durch die Spielstraße rollen. Die meiste Energie verpufft nicht durch kaputte Teile, sondern durch eine faul eingestellte Regelung und ein mieses Zusammenspiel der Komponenten. In diesem Beitrag zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – ohne komplizierte Formeln, sondern mit klaren Worten aus der Werkstatt.

winter, fenster

Das Fundament: Wie kommt die Wärme eigentlich ins Wohnzimmer?

Bevor wir an den Knöpfen drehen, sollten wir kurz verstehen, was wir da eigentlich tun. Deine Heizung ist im Grunde ein einfacher Kreislauf. Das Herz ist der Kessel im Keller, der Wasser erwärmt. Eine Pumpe schickt dieses heiße Wasser dann auf die Reise durch die Rohre zu deinen Heizkörpern. Dort gibt es die Wärme an den Raum ab und fließt kühler wieder zurück. Simpel, oder? Doch in diesem Kreislauf stecken ein paar Kniffe, die jeder kennen sollte.

Wärme wandert immer von warm nach kalt, und das auf drei Wegen:

  • Wärmeleitung: Fass mal einen Löffel an, der im heißen Tee steckt. Das ist Wärmeleitung. In deinem Heizkörper leitet das Metall die Wärme vom Wasser an die Oberfläche.
  • Konvektion (Luftzirkulation): Der Heizkörper erwärmt die Luft direkt vor sich. Diese warme Luft steigt nach oben, kühlere Luft strömt von unten nach. Dadurch entsteht eine Luftwalze im Raum, die die Wärme verteilt. Das ist das Hauptprinzip klassischer Heizkörper.
  • Wärmestrahlung: Stell dir die Sonne oder einen Kachelofen vor. Die Strahlen erwärmen nicht die Luft, sondern direkt deinen Körper, die Möbel und die Wände. Eine Fußbodenheizung zum Beispiel arbeitet hauptsächlich mit dieser als besonders angenehm empfundenen Strahlungswärme.

Warum ist das wichtig? Weil die Art der Wärmeübertragung darüber entscheidet, wie warm die Heizung das Wasser machen muss (die sogenannte Vorlauftemperatur), damit du dich wohlfühlst.

tipps zum intelligenten heizen

Vorlauf, Rücklauf und warum das den Unterschied macht

Zwei Begriffe musst du kennen: Vorlauftemperatur (das heiße Wasser, das zu den Heizkörpern fließt) und Rücklauftemperatur (das abgekühlte Wasser, das zurückkommt). Die Differenz zwischen beiden nennen wir „Spreizung“. Moderne Brennwertheizungen sind dann am effizientesten, wenn der Rücklauf möglichst kühl ist – idealerweise unter 55 Grad. Nur dann können sie zusätzliche Energie aus dem Abgas gewinnen, indem der Wasserdampf darin kondensiert. Ist der Rücklauf zu heiß, verpufft dieser ganze Brennwerteffekt. Die teure Technik arbeitet dann wie ein oller Standardkessel. Eine zu hohe Vorlauftemperatur ist also eine der größten und teuersten Energieverschwendungen überhaupt.

Die häufigsten Fehler aus der Praxis – und wie du sie behebst

Wenn mich jemand wegen hoher Heizkosten ruft, schaue ich mir fast immer dieselben drei Dinge zuerst an. Meistens liegt genau hier der Hase im Pfeffer.

Problem 1: Luft im System – Das Gluckern, das Geld kostet

Jeder kennt es: Ein Heizkörper gluckert, pfeift oder wird nur unten warm. Ein klares Zeichen: Da ist Luft drin! Luft leitet Wärme viel schlechter als Wasser und blockiert den Heizkörper wie ein Isolierkissen.

winter, fenster

Das Entlüften kannst du oft selbst erledigen. Aber bitte richtig! Hier meine Anleitung für Dummies:

  1. Heizungspumpe aus! Und dann warte mal 30 Minuten, sonst wirbelst du die Luftblasen nur weiter im Kreis.
  2. Alle Thermostate voll aufdrehen (Stufe 5). Damit stellst du sicher, dass die Ventile offen sind.
  3. Ganz oben anfangen. Luft sammelt sich immer am höchsten Punkt. Also starte beim Heizkörper im obersten Stockwerk, der am weitesten weg ist.
  4. Vorsichtig aufdrehen. Halt einen Lappen unters Ventil und dreh den Entlüftungsschlüssel langsam auf. Es zischt. Sobald ein sauberer Wasserstrahl kommt, sofort wieder zudrehen. Aber bitte mit Gefühl, „nach fest kommt ab“.
  5. Alle Heizkörper durchgehen, von oben nach unten.
  6. Druck checken! Nach dem Entlüften fehlt oft Wasser. Der Druckmesser (Manometer) am Kessel sollte meist zwischen 1,5 und 2,0 bar anzeigen (schau im Zweifel in die Anleitung deiner Heizung).
  7. Pumpe wieder an. Fertig!

Wichtiger Hinweis: Muss ständig Wasser nachgefüllt werden (also mehr als ein- oder zweimal pro Heizsaison), ist das ein Alarmzeichen! Dann ist irgendwo ein Leck oder das Ausdehnungsgefäß ist kaputt. Da muss dann der Profi ran, bevor ein größerer Schaden entsteht.

den heizkörper entlüften

Problem 2: Der fehlende hydraulische Abgleich

Ganz ehrlich, das ist der teuerste und häufigste Fehler. Stell dir vor, deine Heizung ist ein Straßennetz ohne Ampeln. Das Wasser nimmt immer den kürzesten Weg. Die Heizkörper nah am Kessel glühen, während die im Dachgeschoss kaum lauwarm werden. Viele drehen dann die Pumpe oder die Vorlauftemperatur voll auf – und verheizen pures Geld.

Der hydraulische Abgleich ist die Ampelschaltung für dein Heizungswasser. Ein Profi berechnet für jeden Raum den Wärmebedarf und stellt dann jedes Heizkörperventil so ein, dass jeder Heizkörper exakt die Wassermenge bekommt, die er braucht. Das ist keine Schätzung, sondern Maßarbeit.

Woran merkst du als Laie, dass er fehlt?

  • Einige Heizkörper sind kochend heiß, andere im selben Stockwerk bleiben lauwarm.
  • Trotz voll aufgedrehter Thermostate wird ein Raum einfach nicht richtig warm.
  • Du hörst ein ständiges Rauschen oder Pfeifen in den Leitungen und Heizkörpern.

Ein hydraulischer Abgleich ist Profi-Arbeit und dauert je nach Hausgröße einen halben bis ganzen Tag. Die Kosten liegen meist zwischen 600 € und 1.500 €. Das klingt erstmal viel, aber es lohnt sich. Ich hatte mal einen Kunden im Altbau mit neuer Brennwertheizung, dessen Kosten einfach nicht sanken. Nachdem wir den Abgleich für rund 1.000 € gemacht und die Heizkurve angepasst hatten, sparte er fast 30 % Energie. Bei 2.000 € Heizkosten im Jahr waren das 600 € Ersparnis. Das Geld war also in weniger als zwei Jahren wieder drin!

das EU-Energielabel

Problem 3: Die falsch eingestellte Heizkurve

Die Heizkurve ist das Gehirn deiner Heizung. Sie sagt dem Kessel, wie heiß das Wasser sein muss – abhängig von der Außentemperatur. Ist es draußen eiskalt, heizt sie hoch. Ist es mild, fährt sie die Temperatur runter. Klingt logisch, oder? Die Werkseinstellung ist aber meist auf ein ungedämmtes Haus im tiefsten Sibirien ausgelegt.

Die perfekte Kurve zu finden, ist Feinarbeit. Das Ziel: Die Vorlauftemperatur so niedrig wie möglich, aber so hoch wie nötig. Jedes Grad weniger spart rund 6 % Energie!

Kleiner Tipp: Du findest die Einstellung meist im Menü deiner Heizungssteuerung unter Punkten wie „Heizkurve“, „Kennlinie“, „Einstellungen“ oder in der „Fachmannebene“. Achtung: Fotografiere unbedingt die alte Einstellung, bevor du etwas veränderst!

Gebäude und Heizung: Ein echtes Teamspiel

Die beste Heizung bringt nichts, wenn die Wärme durch Wände und Fenster abhaut. Ein paar Kleinigkeiten haben hier eine riesige Wirkung.

Stoßlüften statt Dauerkipp

Man kann es nicht oft genug sagen: Gekippte Fenster sind eine Katastrophe. Die Wände um das Fenster kühlen aus, Feuchtigkeit kondensiert und Schimmel hat freie Bahn. Besser: Fenster für 5-10 Minuten komplett aufreißen (am besten für Durchzug sorgen), drei- bis viermal am Tag. Die verbrauchte Luft ist sofort raus, aber die Wände und Möbel bleiben warm.

Kleine Dämm-Tricks mit großer Wirkung

Du musst nicht gleich das ganze Haus einpacken. Oft bringen schon Kleinigkeiten eine Menge:

  • Heizkörpernischen dämmen: Hinter Heizkörpern in alten Häusern ist die Wand oft dünner. Eine dünne Dämmplatte mit Alubeschichtung (gibt’s im Baumarkt) wirft die Wärme zurück in den Raum, statt die Außenwand zu heizen.
  • Rohre im Keller isolieren: Oft heizen ungedämmte Rohre den Keller – ein Raum, der gar nicht warm sein muss. Dämmschalen aus dem Baumarkt kosten oft unter 5 € pro Meter und sind super einfach selbst anzubringen: Rohrdurchmesser messen, passende Schalen kaufen (die Dämmung sollte laut Vorschrift mindestens so dick sein wie das Rohr selbst), zuschneiden, drumlegen und mit Klebeband sichern. Fertig!
  • Rollläden runter! Nachts sind geschlossene Rollläden oder dicke Vorhänge eine super Zusatzdämmung für Fenster. Das kann den Wärmeverlust um über 20 % senken.

Die richtige Technik: Was soll in den Keller?

Wenn eine neue Heizung ansteht, ist die Verwirrung oft groß. Pauschale Antworten gibt es nicht, aber hier eine grobe Orientierung ohne Tabellen-Wirrwarr:

Gas-Brennwerttechnik ist der bewährte Allrounder für die meisten Häuser mit Gasanschluss. Sie ist effizient, kompakt und die Anschaffung ist mit ca. 7.000 bis 10.000 Euro vergleichsweise überschaubar. Die laufenden Kosten hängen stark vom Gaspreis ab. Aber denk dran: Ohne hydraulischen Abgleich ist sie nur halb so gut.

Die Wärmepumpe gilt als Zukunftstechnik, ist aber nicht für jedes Haus die beste Lösung. Sie holt Energie aus der Umwelt und funktioniert am besten mit niedrigen Vorlauftemperaturen, wie sie eine Fußbodenheizung braucht. Ideal für gut gedämmte Neubauten oder top sanierte Altbauten. In einem zugigen Altbau mit kleinen Heizkörpern kann sie zum teuren Stromfresser werden. Die Anschaffung ist mit ab 15.000 bis 30.000 Euro deutlich teurer, dafür sind die laufenden Kosten bei guter Planung sehr niedrig.

Eine Pelletheizung ist eine super Alternative zu Öl, wenn kein Gasanschluss da ist. Die Anlage ist größer, braucht ein Pelletlager und etwas mehr Wartung (Asche leeren). Das ist eine Lebensstil-Entscheidung. Die Kosten für die Anlage liegen oft im Bereich einer Wärmepumpe, aber die Pellets sind meist günstiger als Öl oder Gas.

Und was ist mit Solarthermie? Eine Solaranlage auf dem Dach zur Warmwasserbereitung ist eine geniale Ergänzung. Im Sommer kann der Heizkessel dann oft monatelang komplett aus bleiben. Das schont die Technik und spart Brennstoff. Eine echte Heizungsunterstützung im Winter ist bei uns schwierig, aber jede gesparte Kilowattstunde zählt.

Sicherheit und Wartung nicht vergessen!

Deine Heizung ist ein technisches Gerät, das sicher laufen muss. Sparen am falschen Ende kann hier gefährlich werden.

Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid

Ich kann es nur immer wieder betonen: Lass deine Heizung (egal ob Gas, Öl oder Pellets) jährlich von einem Profi warten. Dabei kann Kohlenmonoxid (CO) entstehen – ein unsichtbares und geruchloses Gas, das tödlich ist. Eine Wartung ist deine Lebensversicherung! Wir prüfen dabei alle Sicherheitseinrichtungen und die Abgaswerte. Die Investition von ca. 150 bis 250 Euro pro Jahr ist nichts im Vergleich zum Risiko.

Übrigens, das Wasser, das beim Nachfüllen in die Heizung kommt, ist auch so ein Thema. Normales Leitungswasser aus dem Gartenschlauch enthält oft viel Kalk und Sauerstoff. Kalk kann die feinen Kanäle in modernen Geräten verstopfen, und der Sauerstoff fördert die Korrosion (Rost). Deswegen rücken wir Profis mit speziell aufbereitetem Wasser an, das den technischen Richtlinien entspricht. Das schont deine teure Anlage ungemein.

Fazit: Du hast es in der Hand

Eine effiziente Heizung ist kein Hexenwerk. Sie ist das Ergebnis aus drei Dingen: passender und gut gewarteter Technik, einer sauberen Einstellung durch einen Fachmann und einem bewussten Umgang durch dich. Du musst kein Heizungsbauer werden. Aber wenn du diese Grundlagen kennst, kannst du die richtigen Fragen stellen und erkennen, ob dein System optimal läuft.

Sprich mit deinem Handwerker, frag gezielt nach dem hydraulischen Abgleich und der Heizkurve. Kümmere dich um die kleinen, aber wirksamen Dinge. Ein gut eingestelltes System bringt nicht nur Ersparnisse, sondern vor allem Komfort, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Nimm dir die Zeit, deine Heizung zu verstehen – es lohnt sich wirklich.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.