Dein Event hat mehr verdient: Was wir von den ganz Großen lernen können (ohne ihr Budget)

Die Zuschauerzahlen des Super Bowl sinken, aber was steckt wirklich hinter diesem Trend? Entdecken Sie die unerwarteten Gründe für das Zuschauer-Desaster.

von Dagmar Brocken

Ich erinnere mich noch gut an den Morgen nach diesem einen riesigen Medienspektakel. Das Telefon klingelte viel zu früh. Am anderen Ende war ein guter Kollege aus der Werbebranche, seine Stimme klang nicht direkt panisch, aber doch irgendwie besorgt. „Hast du dir die Zahlen angesehen?“, fragte er. Klar hatte ich das. Über 100 Millionen Zuschauer – für sich genommen eine Wahnsinnszahl. Aber im Kontext dieses Mega-Events war es ein klares Alarmsignal. Die niedrigsten Einschaltquoten seit über einem Jahrzehnt.

Ganz ehrlich, in meinen über 20 Jahren im Event- und Mediengeschäft habe ich gelernt, genau auf solche Dinge zu achten. Das sind die feinen Risse in einem tragenden Balken. Man muss sie sofort untersuchen, bevor das ganze Gebäude wackelt.

Viele haben damals nur die Schlagzeile gesehen: „Zuschauerverlust!“ Aber das ist viel zu kurz gedacht. Die wahre Geschichte dahinter ist komplizierter. Ja, das Spiel selbst war, sagen wir mal, nicht gerade ein Feuerwerk. Aber es geht um viel mehr: um verändertes Zuschauerverhalten, um Vertrauensverlust und um eine ganze Menge verpasster Chancen. Und genau deshalb ist diese Geschichte eine Goldgrube für jeden von uns, der Veranstaltungen organisiert – egal ob es das lokale Stadtfest, eine Fachkonferenz oder der Tag der offenen Tür im eigenen Betrieb ist.

das Logo von Super Bowl

Die Zahlen lügen nicht: Wo sind die Leute hin?

Okay, lass uns mal kurz die Fakten checken. Der Rückgang der TV-Zuschauer um ein paar Prozentpunkte klingt erstmal nicht nach Weltuntergang. Aber bei einem Event, bei dem Werbekunden Millionen für 30 Sekunden auf den Tisch legen, ist jeder verlorene Zuschauer ein kleines Erdbeben. Die Werbetreibenden zahlen ja nicht nur für Augäpfel, sondern für kulturelle Relevanz. Sie wollen, dass am nächsten Tag über ihre Spots gesprochen wird. Wenn dieses Gespräch leiser wird, sinkt der Wert ihres Investments rapide.

Die eigentliche Story steckt aber tiefer in den Daten: Während die TV-Quoten sanken, schossen die Zuschauerzahlen bei den Streaming-Diensten durch die Decke – ein Plus von über 30 %! Und das, mein Freund, ist der entscheidende Punkt. Das Publikum verschwindet nicht, es verlagert sich nur. Die Leute suchen sich ihre eigenen Kanäle. Für uns als Veranstalter ist das eine riesige Herausforderung und Chance zugleich. Früher gab es den einen großen Kanal. Heute haben wir Dutzende: Laptops, Tablets, Smartphones und jeder hat seine eigenen Spielregeln.

das Logo von Super Bowl mit der Nummer in latainischen Ziffern, auf schwarzen Hintergrund

Was bedeutet das für dich und dein (kleines) Budget?

Ein Zuschauer im Stream ist anders. Er ist oft aktiver, hat vielleicht parallel noch einen Chat offen und ist vor allem ungeduldiger. Ein falscher Klick, und er ist weg. Die großen Ligen mit ihren Millionenbudgets können da natürlich aus dem Vollen schöpfen und Taktik-Feeds oder Spieler-Perspektiven anbieten. Aber was machst du?

Gute Nachrichten: Du kannst das auch, nur eben eine Nummer kleiner. Und es kostet dich fast nichts.

Kleiner Tipp: Dein eigener „Anfänger-Feed“ mit Instagram.
Stell dir vor, du hast einen Redner auf deiner Konferenz, der ein komplexes Thema erklärt. Warum nicht parallel einen Instagram-Livestream starten? Eine Kollegin oder ein Kollege könnte dort in einfachen Worten zusammenfassen, was gerade passiert, die wichtigsten drei Punkte wiederholen und direkt auf Fragen aus dem Chat eingehen. Das ist ein „Anfänger-Feed“! Kostenpunkt: 0 Euro. Zeitaufwand für die Einrichtung: unter 5 Minuten. Der Mehrwert für Leute, die nicht tief im Thema stecken? Immens!

ein Gebäude in grauer Farbe, ein Logo von Automarke

Wenn das Herzstück schwächelt: Was tun, wenn’s langweilig wird?

Jedes Event steht und fällt mit seinem Kernprodukt. Bei einem Konzert ist es die Musik. Beim Food-Festival das Essen. Und bei diesem großen Finale war es eben das Spiel. Und das war, mal ganz offen, eine ziemliche Schlaftablette. Das punktärmste Finale der Geschichte mit nur einem einzigen Touchdown.

Stell dir vor, du bestellst bei einem Tischlermeister einen Esstisch aus dem edelsten Holz. Er poliert und lackiert ihn aufs Feinste, aber am Ende wackelt das Ding. Was nützt dir dann die ganze Hochglanz-Optik? Richtig, gar nichts. Das Spiel ist der Tisch. Die ganze Show drumherum ist nur der Lack. Wenn der Kern nicht stimmt, reißt auch die schönste Verpackung nichts raus.

Aus meiner eigenen Erfahrung: Ich habe mal eine kleine Firmenveranstaltung mitorganisiert, bei der der Hauptredner leider extrem trocken war. Du konntest zusehen, wie die Leute im Publikum innerlich abgeschaltet haben. Statt in Panik zu verfallen, haben wir schnell reagiert. Wir haben über ein simples Online-Tool (dazu gleich mehr) eine Live-Umfrage gestartet: „Welche dieser drei Thesen von Herrn Müller finden Sie für Ihren Alltag am relevantesten?“ Plötzlich waren die Leute wieder wach, haben abgestimmt und wir konnten die Ergebnisse live an die Wand werfen. Das hat die ganze Dynamik gerettet. Manchmal muss man das Programm nicht kippen, sondern ihm nur einen kleinen Stups geben.

dieses Jahr ist Super Bowl mit vielen Skandalen verbunden

Dein „Werkzeugkasten“ für mehr Interaktion

Du musst kein Technik-Nerd sein, um dein Publikum einzubinden. Es gibt fantastische und oft günstige Tools, die du sofort einsetzen kannst:

  • Für Livestreams: Programme wie StreamYard oder Restream sind super easy zu bedienen. Du kannst damit ganz einfach Gäste zuschalten, Kommentare einblenden und auf mehreren Plattformen (z.B. Facebook und YouTube) gleichzeitig senden. Die Basisversionen sind oft kostenlos, und die Pro-Versionen, die dir mehr Flexibilität geben, starten meist so bei 20-40 € pro Monat.
  • Für Umfragen & Q&A: Tools wie Slido oder Mentimeter sind pures Gold. Du kannst dein Publikum abstimmen lassen, Wortwolken erstellen oder Fragen sammeln und die beliebtesten nach oben voten lassen. Das bricht jede dröge Präsentation auf. Auch hier gibt es oft eine kostenlose Basisversion, die für viele kleine Events schon ausreicht.

Achtung! Frag dich nicht „Was kann die Technik?“, sondern „Was braucht mein Publikum?“. Die Technik ist nur das Werkzeug, nicht der Sinn der Sache.

ein Gebäude in grauer Farbe, ein Logo von Automarke, wo Super Bowl dieses Jahr stattfindet
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Das Fundament: Warum Vertrauen wichtiger ist als Reichweite

Ein Haus braucht ein stabiles Fundament. Das Fundament einer großen Marke oder auch deines kleinen Unternehmens ist das Vertrauen der Leute. Und bei dem großen Sport-Event damals hatte dieses Fundament schon tiefe Risse. Da gab es zum einen die hitzige Debatte um die Proteste eines bekannten Spielers gegen soziale Ungerechtigkeit, bei der die Liga-Bosse eine ziemlich unglückliche Figur abgaben und es schafften, beide Seiten zu verprellen.

Kurz vor dem Finale kam dann noch ein handfester Skandal dazu, als eine Mannschaft durch eine krasse Fehlentscheidung der Schiedsrichter um den Einzug ins Endspiel gebracht wurde. Die Fans waren stinksauer, riefen zum Boykott auf und viele Kneipen weigerten sich, das Spiel zu zeigen. Das war nicht nur schlechte Laune, das war ein aktiver Protest gegen ein System, das sie als unfair empfanden. Ein Kunde, der sich betrogen fühlt, ist der größte Feind jeder Marke.

Die Lektion für uns ist glasklar: Ignoriere niemals die Werte und die Gefühlslage deines Publikums. Eine Veranstaltung findet nicht im luftleeren Raum statt. Steh zu deinen Werten, kommuniziere transparent und sei ehrlich, auch wenn du Fehler machst. Vertrauen wird über Jahre aufgebaut und ist an einem einzigen Tag verspielt.

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Was du jetzt sofort tun kannst: 4 Regeln und eine kleine Hausaufgabe

Okay, was heißt das jetzt alles für dich ganz praktisch? Ich bringe meinen Leuten immer diese vier Grundregeln bei, die sich an diesem Beispiel perfekt zeigen:

  1. Das Kernprodukt muss rocken. Konzentriere 80 % deiner Energie darauf. Ist der Vortrag wirklich gut? Ist die Band mitreißend? Ist das Essen lecker? Kein Hochglanz-Flyer kann ein schlechtes Erlebnis retten. Sei dein schärfster Kritiker.
  2. Kenne dein Publikum. Und ich meine WIRKLICH kennen. Lies ihre Kommentare, sprich mit ihnen. Versteh, was sie ärgert und was sie sich wünschen. Ein guter Veranstalter kennt sein Publikum wie ein guter Handwerker sein Holz.
  3. Behandle Vertrauen wie dein wertvollstes Kapital. Jede E-Mail, jeder Social-Media-Post ist eine Ein- oder Auszahlung auf dein Vertrauenskonto. Sorge dafür, dass es immer gut gefüllt ist.
  4. Nutze Technik als cleveres Werkzeug. Eine App, die keiner nutzt, ist rausgeschmissenes Geld. Ein interaktives Tool, das die Leute begeistert, ist eine unbezahlbare Investition.

Und jetzt deine Hausaufgabe für diese Woche:
Nimm dir 15 Minuten Zeit. Geh die Kommentare, E-Mails oder das Feedback zu deinem letzten Event durch. Finde drei negative Anmerkungen. Aber bleib nicht bei der Kritik stehen. Frag dich: Was ist die WIRKLICHE Ursache dahinter? War der „unfreundliche Mitarbeiter“ vielleicht einfach nur überfordert? War der „langweilige Vortrag“ vielleicht nur für die falsche Zielgruppe? Diese kleine Analyse ist der erste Schritt, um es beim nächsten Mal so richtig gut zu machen.

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Dieses große Finale war kein plötzliches Desaster. Es war ein teurer Weckruf für die Organisatoren. Für uns alle ist es eine kostenlose und extrem wertvolle Lektion. Also, packen wir’s an.

Bildergalerie

dieses Jahr ist Super Bowl mit vielen Skandalen verbunden, ein Foto von dem Spiel
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Wie schaffe ich einen Moment, den meine Gäste unbedingt teilen wollen?

Vergessen Sie riesige Werbebanner. Konzentrieren Sie sich auf einen einzigen, unwiderstehlichen „Instagram-Moment“. Das kann eine kreativ gestaltete Fotowand mit Ihrem Event-Hashtag sein, eine überraschende Live-Performance eines lokalen Künstlers oder sogar eine interaktive Station, an der die Gäste etwas Einzigartiges erleben. Der Schlüssel liegt in der visuellen Anziehungskraft und Exklusivität. Menschen teilen, was sie besonders, clever oder schön finden – und machen so kostenlos Werbung für Sie. Tools wie ein einfacher QR-Code, der direkt zu einem Instagram-Filter führt, können die Hemmschwelle zum Posten weiter senken.

die Tochter von einem der Spieler ist von dem Sieg begeistert, etwas Positives auf Superbowl

Laut einer Studie von Eventbrite entdecken 55 % der Millennials Events über soziale Medien – allen voran Facebook und Instagram.

Das bedeutet: Ihre wichtigste Werbefläche ist nicht die Lokalzeitung, sondern der Newsfeed Ihrer Zielgruppe. Statt auf ein einziges großes Plakat zu setzen, investieren Sie lieber in kleine, gezielte Social-Media-Anzeigen und schaffen Sie Inhalte, die von lokalen Meinungsführern und Ihren eigenen Gästen gerne geteilt werden. Authentizität schlägt hier fast immer das größte Budget.

Die Kunst des „zweiten Bildschirms“ meistern, auch im Kleinen:

  • Live-Umfragen: Nutzen Sie kostenlose Tools wie Mentimeter oder Slido, um während eines Vortrags oder einer Präsentation live Feedback vom Publikum via Smartphone zu erhalten und die Ergebnisse auf die Leinwand zu projizieren.
  • Hashtag-Wand: Zeigen Sie mit einem Tool wie Walls.io oder Taggbox live die Social-Media-Posts Ihrer Gäste an, die Ihren Event-Hashtag verwenden. Das motiviert zum Mitmachen.
  • Exklusiver Backstage-Einblick: Ein kurzes Instagram-Live-Video von den Vorbereitungen oder ein Blick hinter die Kulissen macht Ihr Event greifbarer und weckt die Neugier derer, die noch unentschlossen sind.
Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.