Dein Start in die Malerei: Der ehrliche Guide für Farben, Pinsel & Co.
Kreativität braucht keinen Pinselstrich – aber wenn du es willst, findest du hier über 90 inspirierende Bilder zum Nachmalen!
„Die Farben der Seele sind die schönsten“ – könnte Vincent van Gogh gesagt haben, während er die Palette in seiner Hand hielt. Malen ist nicht nur ein Hobby, es ist ein Fenster zur eigenen Kreativität. Ob du ein Meisterwerk erschaffen oder einfach nur entspannen möchtest, die Welt der Farben wartet auf dich. Lass dich von über 90 Bildern inspirieren und entdecke die Freude am Nachmalen auf eine völlig neue Art!
Ganz ehrlich? Seit ich denken kann, hab ich den Geruch von Farben und Leinöl in der Nase. Ich habe in dieser Zeit vor allem eines gelernt: Malerei ist echtes Handwerk. Und wie bei jedem guten Handwerk entscheidet das Material über Frust oder Freude. Immer wieder fragen mich Leute, warum Malen so ins Geld gehen kann. Sie sehen eine Tube Farbe für 5 € und eine für 50 € und zucken mit den Schultern. Dieser Guide ist meine Antwort. Ich will dir nicht nur zeigen, wie du loslegen kannst, ohne direkt ein Vermögen auszugeben. Ich will dir erklären, worauf es wirklich ankommt, damit du von Anfang an die richtigen Entscheidungen triffst.
Inhaltsverzeichnis
- Das Herzstück: Welche Farbe ist die richtige für dich?
- Deine Werkzeuge: Pinsel sind die Verlängerung deiner Hand
- Das Fundament: Worauf du malst
- Die Arbeitsweise: Vom leeren Weiß zum fertigen Bild
- Sicherheit im Atelier: Pass auf dich auf!
- Dein cleverer Start: Die Einkaufsliste (ca. 100-150 €)
- Bildergalerie
Das Herzstück: Welche Farbe ist die richtige für dich?
Farbe ist nicht gleich Farbe. Das ist Lektion Nummer eins. Die Unterschiede liegen nicht nur im Preis, sondern in der Chemie, der Haltbarkeit und am Ende im Ergebnis auf deiner Leinwand. Grob gesagt, gibt es zwei Ligen: Studienqualität und Künstlerqualität.

Studien- vs. Künstlerqualität: Mehr als nur ein Preisschild
Farben in Studienqualität sind, wie der Name schon sagt, super für den Einstieg und für Skizzen. Sie enthalten weniger reine Pigmente und mehr Füllstoffe, was sie günstiger macht. Der Haken? Die Farben sind nicht ganz so brillant und können beim Mischen manchmal zickig sein. Für deine ersten Schritte ist das aber absolut in Ordnung. Du solltest nur wissen, was du da kaufst. Gute Marken, nach denen du Ausschau halten kannst, sind zum Beispiel Schmincke Akademie, Lukas Cryl Studio oder auch Royal Talens Van Gogh.
Farben in Künstlerqualität sind das, womit die Profis arbeiten. Hier bekommst du die maximale Konzentration an reinen, hochwertigen Pigmenten. Das Ergebnis ist eine Leuchtkraft, die dir die Sprache verschlägt, und eine Lichtechtheit, die dafür sorgt, dass dein Bild auch nach Jahrzehnten noch strahlt. Das ist ein echtes Qualitätsversprechen.
Acrylfarben: Der moderne Alleskönner
Acrylfarbe ist heute mega beliebt und super für Einsteiger. Im Grunde sind das Farbpigmente in flüssigem Kunststoff. Sobald das Wasser verdunstet, wird die Farbe wasserfest und bombenfest.

Die Vorteile: Sie trocknet rasant, riecht kaum und du kannst sie einfach mit Wasser verdünnen. Du kannst damit hauchdünn malen wie mit Aquarellfarbe oder sie dick auftragen wie Ölfarbe. Fehler? Kein Problem, einfach trocknen lassen und drübermalen. Super unkompliziert!
Die Nachteile: Die schnelle Trocknung ist auch ein Fluch. Weiche, sanfte Farbübergänge sind damit echt eine Herausforderung. Außerdem dunkelt die Farbe beim Trocknen oft ein wenig nach. Kleiner Tipp aus der Praxis: Besorg dir einen Trocknungsverzögerer (nennt sich „Retarder“) oder bau dir eine Nasspalette. Das ist genial und super einfach:
Mini-Anleitung für die Nasspalette: Nimm eine flache Tupperdose. Leg einen nassen Küchenschwamm oder gefaltetes Zewa rein. Darauf legst du ein Stück Backpapier und streichst es glatt. Fertig! Auf dem Backpapier bleiben deine Acrylfarben tagelang frisch und malbereit. So eine Dose kostet quasi nichts und rettet dir Farbe im Wert von vielen Euros.
Ölfarben: Die klassische Königsdisziplin
Die Ölmalerei, das ist die Technik der alten Meister. Hier sind die Pigmente in trocknenden Ölen gebunden. Die Farbe trocknet nicht, weil Wasser verdunstet, sondern durch Oxidation – sie reagiert also langsam mit dem Sauerstoff aus der Luft.

Die Vorteile: Durch die extrem langsame Trocknungszeit (wir reden von Tagen bis Wochen!) hast du alle Zeit der Welt für wunderbar weiche Übergänge und Korrekturen. Die Farbbrillanz ist unerreicht, weil das Öl die Pigmente wie eine Linse umschließt.
Die Nachteile: Du brauchst Lösungsmittel (Terpentinersatz) zum Reinigen und Verdünnen. Das riecht und du brauchst eine gute Lüftung. Und dann ist da noch die wichtigste Regel der Ölmalerei: „Fett auf Mager“. Das bedeutet, jede neue Farbschicht muss öliger (fetter) sein als die darunterliegende. Hältst du dich nicht dran, trocknet die untere Schicht langsamer, zieht sich zusammen und reißt die obere Schicht auf. Das nennt man Craquelé-Bildung und ist der Super-GAU für jedes Bild. Ich hab am Anfang auch mal gedacht, das sei nicht so wichtig … das Bild hat jetzt Risse, die aussehen wie eine Landkarte. Teures Lehrgeld!
„Fett auf Mager“ für Dummies: Stell es dir wie ein einfaches Rezept vor:

- 1. Schicht (die Skizze/Untermalung): Nimm deine Farbe und verdünne sie mit ein paar Tropfen Terpentinersatz. Das ist „mager“.
- 2. Schicht (der Hauptauftrag): Nimm die Farbe einfach pur aus der Tube.
- 3. Schicht (Lichter/Details): Mische deiner Farbe einen kleinen Tropfen Leinöl bei. Das ist „fett“.
So einfach ist das Grundprinzip!
Lichtechtheit: Damit dein Bild nicht verblasst
Auf guten Farbtuben findest du Symbole (oft Sterne oder Pluszeichen) für die Lichtechtheit. Das gibt an, wie gut eine Farbe gegen das Ausbleichen durch UV-Licht gewappnet ist. Kauf für ernsthafte Arbeiten niemals Farben mit schlechter Lichtechtheit (meist nur ein Stern oder gar keiner). Nichts ist frustrierender, als wenn dein Werk nach ein paar Jahren an der Wand die Strahlkraft verliert.
Deine Werkzeuge: Pinsel sind die Verlängerung deiner Hand
Kauf lieber weniger, aber dafür bessere Pinsel. Ein guter Pinsel für 8 € macht mehr Freude und bessere Ergebnisse als ein 10er-Pack für 5 € aus dem Discounter, glaub mir.

Naturhaar vs. Synthetik: Was brauchst du wirklich?
Früher waren Naturhaarpinsel wie die aus Rotmarderhaaren das Nonplusultra, vor allem für Ölfarben. Sie sind super elastisch, speichern viel Farbe und sind wahnsinnig teuer. Ehrlich gesagt: Für den Anfang brauchst du das nicht. Moderne Synthetikpinsel sind heute so gut, dass sie fast alles können. Für Acrylfarben sind sie sogar die bessere Wahl, weil die aggressive Farbe Naturhaar auf Dauer zerstört. Sie sind robust, leicht zu reinigen und deutlich günstiger.
Kleiner Pinsel-Hack für Faule: Wenn du mit Acryl malst und mal eine Pause machen musst, aber keine Zeit zum Auswaschen hast – wickle den Pinselkopf einfach stramm in Frischhaltefolie ein. Das rettet ihn für ein paar Stunden vor dem Austrocknen!
Ein Wort zur Pflege: Reinige deine Pinsel IMMER sofort nach dem Malen. Bei Acryl mit Wasser und Kernseife. Bei Öl erst mit Terpentinersatz, dann auch mit Kernseife. Forme die Spitze danach wieder schön und lass die Pinsel liegend trocknen. Niemals auf den Haaren stehend im Wasserglas vergessen – das ist der sichere Tod für jeden Pinsel.

Das Fundament: Worauf du malst
Der Malgrund ist die Bühne für deine Farbe. Ein schlechter Malgrund saugt das Bindemittel aus der Farbe und macht sie stumpf und brüchig.
Leinwand: Baumwolle oder Leinen?
Für den Anfang ist eine fertig auf Keilrahmen gespannte Baumwoll-Leinwand perfekt. Sie ist günstig und für die meisten Zwecke absolut ausreichend. Eine Leinwand in 30×40 cm bekommst du oft schon für 4-6 €. Leinen ist die Profi-Wahl – stabiler, langlebiger, aber auch deutlich teurer. Heb dir das für später auf.
Gesso: Das Geheimnis einer perfekten Oberfläche
Gekaufte Leinwände sind zwar grundiert, aber oft nur hauchdünn. Diese Grundierung, genannt „Gesso“, versiegelt den Stoff und gibt der Farbe Halt. Ein echter Profi-Tipp: Grundiere deine Leinwände nach! Kauf dir einen kleinen Eimer Gesso (kostet ca. 10-15 € und reicht ewig) und trage mit einem breiten Pinsel oder Spachtel noch ein bis zwei dünne Schichten auf. Dazwischen kurz mit feinem Schleifpapier drübergehen. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Die Farbe gleitet nur so dahin!

Die Arbeitsweise: Vom leeren Weiß zum fertigen Bild
Ein gutes Bild entsteht selten zufällig. Es folgt einem Plan.
Der erste Schritt: Weg mit dem Weiß!
Kaum ein Profi malt direkt auf eine strahlend weiße Leinwand. Das blendet und macht es schwer, Farben richtig zu beurteilen. Töne deine Leinwand stattdessen mit einer dünnen Schicht einer neutralen Farbe vor, z.B. einem hellen Grau oder Ocker. Auf diesem Mittelton kannst du Lichter und Schatten viel besser aufbauen.
Die Skizze: Bloß kein Bleistift!
Skizziere deine Idee vor, aber Achtung: Benutze keinen Bleistift! Das Graphit im Bleistift ist leicht ölig und kann über die Jahre langsam durch die Farbschichten nach oben wandern. Das versaut dir helle Flächen für immer. Nimm stattdessen verdünnte Acrylfarbe und einen dünnen Pinsel. So ist deine Zeichnung von Anfang an Teil des Gemäldes.
Der Schlussfirnis: Schutz und Glanz
Wenn dein Bild fertig und komplett durchgetrocknet ist, kommt der letzte Schliff: der Firnis. Das ist eine Art Klarlack, der das Bild vor Schmutz und UV-Licht schützt und den Farben mehr Tiefe gibt. Bei Acrylbildern kannst du den schon nach ein paar Tagen auftragen. Bei Ölbildern musst du Geduld haben – hier kann die vollständige Trocknung 6 bis 12 Monate dauern!

Sicherheit im Atelier: Pass auf dich auf!
Malen macht Spaß, aber ein paar Dinge solltest du ernst nehmen. Deine Gesundheit wird es dir danken.
Giftige Pigmente: Manche Farben (vor allem Cadmium- und Kobalttöne) enthalten Schwermetalle. Also: Nicht im Atelier essen, trinken oder rauchen und nach dem Malen immer Hände waschen. Die ungiftigen Alternativen sind heute aber so gut, dass du als Anfänger komplett auf die giftigen Varianten verzichten kannst. Frag im Fachhandel einfach nach „Kadmium-frei“ oder „Azo-Pigmenten“.
Lösungsmittel-Dämpfe: Wenn du mit Ölfarben und Terpentinersatz arbeitest, sorge IMMER für gute Belüftung. Ein gekipptes Fenster reicht da nicht, es sollte schon ein richtiger Durchzug sein.
ACHTUNG, BRANDGEFAHR! Das ist kein Witz und extrem wichtig: Mit Leinöl getränkte Lappen können sich von selbst entzünden! Das liegt an der chemischen Reaktion bei der Trocknung. Lass ölgetränkte Lappen oder Küchenpapier niemals zusammengeknüllt herumliegen. Breite sie zum Trocknen einzeln aus oder wirf sie in ein luftdichtes Marmeladenglas mit etwas Wasser. Ich habe schon von Ateliers gehört, die deswegen abgebrannt sind.


Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Dein cleverer Start: Die Einkaufsliste (ca. 100-150 €)
Du musst kein Vermögen ausgeben. Aber planlos im Künstlerbedarfsladen einzukaufen, wird teuer. Hier ist mein Vorschlag für einen vernünftigen Start mit Acrylfarben:
- Die Farben: Kauf kein riesiges Set. Kauf einzelne Tuben (ca. 75 ml) in guter Studienqualität (z.B. Schmincke Akademie, ca. 5-8 € pro Tube). Du brauchst: Titanweiß (eine große Tube!), Elfenbeinschwarz, Ultramarinblau, Phthaloblau, ein warmes Gelb (z.B. Azo-Gelb), Lichter Ocker, Siena gebrannt und ein kräftiges Rot (z.B. Pyrrolrot). Damit kannst du fast alles mischen.
- Die Pinsel: Investiere in 3-4 gute Synthetikpinsel. Zum Beispiel ein Flachpinsel (Größe 12), ein Katzenzungenpinsel (Größe 8) und ein feiner Rundpinsel (Größe 4). Rechne hier mit ca. 20-30 €.
- Der Malgrund: Hol dir ein paar kleine, grundierte Leinwände (z.B. 30×40 cm, ca. 4-6 € pro Stück) oder einen Block Acrylmalpapier (ca. 15 €).
- Zubehör: Eine Palette (ein alter Teller tut’s auch), zwei alte Marmeladengläser für Wasser, ein paar Baumwolllappen und ein Stück Kernseife.
Mit dieser Ausstattung landest du bei etwa 100 bis 150 Euro und hast eine solide Basis, mit der du wirklich arbeiten kannst. Du investierst in Qualität, wo es zählt, und sparst, wo es geht. Das ist der Weg des Handwerkers: nicht billig kaufen, sondern klug investieren. Der Rest ist Übung, Geduld und die pure Freude daran, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Und die ist unbezahlbar.

Bildergalerie




Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)

Meine Acrylfarbe trocknet auf der Palette viel zu schnell, was kann ich tun?
Das ist der Klassiker! Acryl ist schnell, manchmal zu schnell. Die Lösung ist eine „Stay-Wet-Palette“. Du kannst teure Modelle von Marken wie Masterson kaufen, oder dir einfach eine selbst bauen: Nimm eine flache Plastikdose mit Deckel, leg ein paar Lagen feuchtes Küchenpapier hinein und darüber ein Stück Backpapier. Die Farbe darauf bleibt tagelang feucht und verarbeitbar. Ein echter Game-Changer, der Frust spart und Farbe rettet.




Wusstest du schon? Die Erfindung der wiederverschließbaren Farbtube aus Zinn im Jahr 1841 durch den amerikanischen Maler John G. Rand revolutionierte die Malerei.
Plötzlich konnten Künstler ihr Atelier verlassen und direkt in der Natur malen. Ohne diese simple Erfindung gäbe es die leuchtenden Landschaften der Impressionisten, wie wir sie kennen, vielleicht gar nicht. Dein Griff zur Farbtube ist also ein Griff in die Kunstgeschichte!



- Verleiht Farben eine butterartige, dicke Konsistenz.
- Ermöglicht sichtbare Pinsel- oder Spachtelspuren.
- Verlängert die Trocknungszeit nur minimal.
Das Geheimnis? Heavy Body Gel. Mische es in deine Acrylfarben, um ihnen mehr Volumen und Textur zu geben. Marken wie Liquitex oder Golden bieten fantastische Gele an, die deine Bilder von flach zu dreidimensional verwandeln können.




Synthetische Pinsel: Die robusten Alleskönner, perfekt für Acrylfarben. Sie sind widerstandsfähig, leicht zu reinigen und halten ihre Form gut. Eine super Wahl für den Anfang sind die Pinselsets von da Vinci JUNIOR oder die Princeton Catalyst Polytip-Serie.
Echthaarpinsel: Traditionell für Öl- und Aquarellmalerei. Sie sind weicher und können mehr Farbe aufnehmen, sind aber empfindlicher und teurer. Für Acrylfarben sind sie oft zu schade, da die Farbe die Haare schnell ruiniert.
Für den Start liegst du mit einem guten Synthetik-Set goldrichtig.




Vergiss für einen Moment die unzähligen Farbtuben im Laden. Probier mal eine „limitierte Palette“ aus. Starte nur mit den Grundfarben – Titanweiß, ein Kadmiumgelb (oder Zitronengelb), Alizarin-Karmesin (oder Magentarot), Ultramarinblau und vielleicht noch Umbra gebrannt. Du wirst staunen, wie viele Nuancen du mischen kannst. Diese Übung schult dein Farbgefühl wie keine andere und deine Bilder wirken oft harmonischer.



„Farbe ist meine tägliche Obsession, meine Freude und meine Qual.“ – Claude Monet




Ein gutes Bild beginnt mit einer guten Basis. Die meisten Leinwände sind zwar vorgrundiert, aber eine oder zwei zusätzliche Schichten Gesso (eine weiße Acrylgrundierung) können einen riesigen Unterschied machen. Es schließt die Poren des Gewebes und sorgt dafür, dass die Farbe nicht sofort „eingesaugt“ wird. Das Ergebnis:
- Deine Farben leuchten intensiver.
- Der Pinsel gleitet sanfter über die Oberfläche.
- Du verbrauchst weniger von deiner teuren Farbe.




Typischer Anfängerfehler: Zum Abdunkeln einer Farbe einfach Schwarz hinzufügen. Das lässt Farben oft flach, stumpf und leblos wirken. Mische stattdessen die Komplementärfarbe hinzu! Um ein Rot abzudunkeln, nimm ein bisschen Grün. Für Gelb etwas Violett, für Blau etwas Orange. Das erzeugt tiefere, reichere und viel natürlichere Schatten.



Dein erstes Meisterwerk ist fertig – und jetzt? Lass Acrylbilder mindestens 24-48 Stunden komplett durchtrocknen. Danach ist ein Schlussfirnis (glänzend, seidenmatt oder matt) essenziell. Er schützt die Farbschicht nicht nur vor UV-Strahlen, Staub und Schmutz, sondern gleicht auch unterschiedliche Glanzgrade der Farben aus und lässt das ganze Bild einheitlicher und professioneller wirken. Produkte wie der Sprühfirnis von Schmincke oder Lascaux sind einfach in der Anwendung.




Ist ein teurer Keilrahmen wirklich nötig?
Für die ersten Übungen und Experimente absolut nicht! Malblöcke für Acryl- oder Ölfarben (z.B. von Hahnemühle oder Canson) sind eine fantastische, platzsparende und günstige Alternative. Auch grundierte Malkartons oder sogar stabile Holzplatten aus dem Baumarkt (mit Gesso vorbereitet) sind perfekt, um sich auszutoben, ohne Angst vor der „leeren, teuren Leinwand“ zu haben.




- Ein alter Marmeladentopf mit Wasser zum Auswaschen.
- Eine Rolle Küchenpapier (wichtiger als du denkst!).
- Eine alte Sprühflasche mit Wasser, um Acrylfarben auf der Palette feucht zu halten.
- Ein Palettmesser – nicht nur zum Mischen, auch zum Malen!
- Alte Kleidung. Du wirst dich bekleckern, versprochen.



Die Welt der Pinsel ist riesig, aber für den Anfang brauchst du nur drei Grundformen, um fast alles malen zu können:
- Flachpinsel: Perfekt für große Flächen, scharfe Kanten und breite Striche.
- Rundpinsel: Der Klassiker für Linien, Details und feine Ausarbeitungen.
- Katzenzungenpinsel (Filbert): Die geniale Mischung aus beidem. Er hat eine flache Zwinge, aber eine abgerundete Spitze. Ideal für organische Formen, Blütenblätter und weiche Übergänge.




Starter-Set kaufen: Ideal, um einen schnellen, günstigen Überblick über die Farbpalette einer Marke zu bekommen. Oft sind die Tuben aber kleiner und enthalten Farben, die du selten brauchst.
Einzeltuben kaufen: Anfangs teurer, aber du investierst gezielt in größere Tuben der Grundfarben (plus Weiß!), die du wirklich brauchst. Auf lange Sicht oft die sparsamere und bessere Wahl.
Unsere Empfehlung: Kaufe ein gutes Set Primärfarben plus eine große Tube Titanweiß in Studienqualität, z.B. von Lukas Cryl Studio.



Achte auf die kleinen Symbole auf deiner Farbtube. Ein „+“ oder ein Sternchen verrät dir die Lichtechtheit, also wie gut die Farbe Sonnenlicht widersteht, ohne zu verblassen. Die höchste Stufe (z.B. +++ bei Schmincke oder ASTM I) garantiert, dass dein Werk auch in 100 Jahren noch strahlt.




Fühl mal den Unterschied: Ölfarbe hat oft einen markanten, fast meditativen Geruch nach Leinöl und Terpentin – der klassische Atelierduft. Acrylfarbe hingegen ist fast geruchlos. Beim Malen fühlt sich Ölfarbe cremig und butterweich an, sie bleibt tagelang offen und bearbeitbar. Acryl ist zackiger, es zieht schnell an und erzeugt eine plastische, leicht glänzende Haut. Beide Welten haben ihren ganz eigenen Charme.




Wichtige Regel nach dem Malen: Reinige deine Pinsel sofort! Besonders bei Acrylfarben gibt es kein Pardon. Ist die Farbe erst mal im Pinsel getrocknet, ist er ruiniert. Spüle sie gründlich mit Wasser und etwas Kernseife oder speziellem Pinselreiniger aus, bis das Wasser klar bleibt. Forme die Borsten danach wieder sanft in ihre ursprüngliche Form und lass sie liegend oder hängend trocknen – niemals mit den Borsten nach oben im Glas!



Ein Palettmesser ist kein reines Mischwerkzeug. Trau dich, es direkt zum Malen zu verwenden! Du kannst damit dicke, pastose Farbschichten auftragen (Impasto-Technik), interessante Texturen erzeugen, gerade Linien ziehen oder Farbe wieder von der Leinwand kratzen, um darunterliegende Schichten freizulegen. Ein einfaches Metall-Palettmesser ist eine kleine Investition mit riesigem kreativem Potenzial.




Hilfe, ich habe mich vermalt!
Keine Panik, das ist das Beste an Acrylfarben! Solange die Farbe noch nass ist, kannst du sie einfach mit einem feuchten Tuch wegwischen. Ist sie bereits getrocknet? Noch besser! Lass den „Fehler“ einfach trocknen und male eine neue Schicht darüber. Acrylfarbe ist deckend und verzeiht alles. Viele professionelle Bilder bestehen aus unzähligen solcher „korrigierten“ Schichten, die dem Werk am Ende Tiefe und eine Geschichte geben.




- Du lernst, wie Farben wirklich interagieren.
- Deine Bilder bekommen eine natürliche Harmonie.
- Du sparst Geld und Platz auf deiner Palette.
Das Geheimnis? Mische deine Grautöne und Schwarztöne selbst! Ein tiefes, sattes Schwarz erhältst du durch das Mischen von Ultramarinblau und Umbra gebrannt. Je nach Mischverhältnis bekommst du kühle oder warme Schwarztöne, die viel lebendiger sind als das Pigment aus der Tube.



Bevor du dich an dein großes Projekt wagst, mach eine kleine Aufwärmübung auf einem Stück Papier. Verbringe 5 Minuten damit, einfach nur Farbflächen nebeneinander zu setzen, Linien zu ziehen oder mit einem Spachtel zu experimentieren. Das lockert das Handgelenk, nimmt die Angst vor der leeren Fläche und verbindet dich mit deinem Material, noch bevor der eigentliche Malprozess beginnt.




Die Entsorgung von Pinselwaschwasser ist ein wichtiger Punkt. Acrylfarben enthalten Mikroplastik. Gieße das farbige Wasser niemals direkt in den Ausguss. Sammle es stattdessen in einem großen Eimer. Nach ein paar Tagen setzen sich die Farbpigmente am Boden ab. Das relativ klare Wasser kannst du vorsichtig abgießen und den Farbschlamm eintrocknen lassen und im Restmüll entsorgen. So malst du nicht nur schön, sondern auch ein kleines bisschen umweltbewusster.




Der globale Markt für Kunstbedarf wurde 2022 auf rund 20 Milliarden US-Dollar geschätzt und wächst stetig.
Das zeigt: Kreativität ist kein Nischenhobby, sondern ein weltweites Bedürfnis. Immer mehr Menschen entdecken die Malerei als Ausgleich zum digitalen Alltag. Du bist also in bester Gesellschaft!



Lass dich vom Trend „Fluid Painting“ oder „Acrylic Pouring“ inspirieren. Hierbei werden Acrylfarben mit einem speziellen Pouring-Medium (z.B. von Liquitex oder Floetrol aus dem Baumarkt) verflüssigt und auf die Leinwand gegossen. Durch Kippen und Bewegen des Malgrunds entstehen faszinierende, zellenartige Muster und organische Farbverläufe. Es ist eine spielerische Technik, die weniger Kontrolle erfordert und oft zu überraschend schönen Ergebnissen führt – perfekt für einen kreativen, entspannten Nachmittag.




Gesso: Die weiße Grundierung, die deine Leinwand versiegelt und für leuchtende Farben sorgt.
Retarder (Verzögerer): Ein Malmittel, das du deiner Acrylfarbe beimischst, um die Trocknungszeit zu verlängern. Ideal für weiche Übergänge und die Nass-in-Nass-Technik.
Glanz- oder Mattmedium: Verändert das Finish deiner Farben und kann sie transparenter machen, ohne ihre Konsistenz zu stark zu verändern.
Ein kleiner Tropfen Retarder kann den Unterschied zwischen einem stressigen und einem entspannten Malerlebnis ausmachen.


Verliebe dich nicht zu sehr in dein Vorhaben. Sei bereit, es zu zerstören. Oft entstehen die besten Momente in einem Bild, wenn du mutig genug bist, einen Bereich, der „okay“ ist, komplett zu übermalen, um etwas Großartiges zu wagen. Malerei ist ein Prozess aus Aufbauen und Loslassen. Jede Schicht trägt zur finalen Tiefe bei, auch die, die am Ende nicht mehr sichtbar ist.


