Liebe zu verkaufen: Wie du aus deiner Beziehung ein Business machst (und ob du das wirklich willst)

Verlobungen im Rampenlicht: Ist die Liebe von Jake und Tana echt oder nur ein weiterer Stunt für die Zuschauer?

von Dagmar Brocken

Ich bin schon eine ganze Weile in der Medien- und Marketingwelt unterwegs und habe so einiges kommen und gehen sehen. Aber ehrlich gesagt, kaum etwas fasziniert mich so sehr wie das Phänomen der Influencer-Pärchen. Damit meine ich nicht den neuesten Klatsch und Tratsch. Nein, ich rede von einem knallharten, professionellen Geschäftsmodell, bei dem die eigene Liebesbeziehung zum Produkt wird.

Klingt zynisch? Vielleicht ein bisschen. Aber es ist die Realität. Und weil viele von euch vielleicht selbst darüber nachdenken oder einfach nur verstehen wollen, wie das alles funktioniert, schauen wir uns das heute mal ganz genau an. Das hier ist kein Urteil, sondern ein Blick in den Maschinenraum. Wir zerlegen die Strategien, die Psychologie und die handwerklichen Tricks, die dahinterstecken.

Warum eine öffentliche Beziehung pures Gold wert ist

Um das Ganze zu kapieren, müssen wir einen Schritt zurückgehen. Wir leben in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit die wichtigste Währung ist. Hast du die Aufmerksamkeit der Leute, kannst du sie in Einfluss und am Ende auch in Geld umwandeln. Und was fesselt Menschen mehr als eine gute Liebesgeschichte? Richtig, fast nichts. Emotionen, Drama, Hoffnung, Konflikte – das ist der Stoff, aus dem seit jeher die besten Geschichten sind.

Jake Paul und Tana Mongeau

Hier kommt ein wichtiger Begriff ins Spiel: die „parasoziale Beziehung“. Das ist diese einseitige, aber gefühlte Freundschaft, die du zu jemandem aufbaust, den du nur vom Bildschirm kennst. Du fieberst mit, freust dich für sie oder ihn und fühlst dich ihnen irgendwie nahe. Influencer haben es perfektioniert, diesen Effekt zu verstärken, indem sie uns scheinbar private Einblicke geben: das gemeinsame Frühstück im Bett, der kleine Streit über die Spülmaschine, die große Versöhnung. Zack, schon bist du emotional investiert.

Aus Marketingsicht ist diese Bindung unbezahlbar. Einem Freund glaubt man nun mal mehr als einem Werbeplakat. Wenn also ein Influencer-Paar, dem du vertraust, gemeinsam für ein Produkt wirbt, überträgt sich dieses Vertrauen direkt auf die Marke. Das ist keine Magie, sondern einfach nur clever angewandte Psychologie.

Die Werkzeugkiste: Wie eine Beziehungs-Marke aufgebaut wird

So eine erfolgreiche Influencer-Lovestory ist selten reiner Zufall. Meistens steckt da eine knallharte Strategie dahinter, die manchmal an ein Drehbuch für eine Netflix-Serie erinnert. Schauen wir uns die Bausteine mal an.

Jake Paul und Tana Mongeau wollen heiraten, aber ist das in Wirklichkeit

1. Das Storytelling: Jede gute Liebe braucht ein Drehbuch

Jede Marke braucht eine Geschichte. Bei einem Paar ist es die Liebesgeschichte selbst, oft nach klassischem Muster. Denk mal drüber nach, wie das oft abläuft:

  • Woche 1-2: Subtile Hinweise. Seine Hand taucht in ihrer Story auf. Sie posten getrennt vom selben Urlaubsort. Die Community fängt an zu rätseln.
  • Woche 3: Das erste „soft launch“. Ein gemeinsames Spiegel-Selfie, aber die Gesichter sind verdeckt oder nur angeschnitten. Der Spekulationstopf kocht über.
  • Woche 4: Der große Knall. Das erste offizielle Kuss-Foto oder ein gemeinsames Video. Die Beziehung ist offiziell!

Danach geht es weiter mit geplanten Höhepunkten wie einer Verlobung, einem gemeinsamen Haustier oder dem Hauskauf. Dazwischen werden gezielt kleine Dramen gestreut – ein öffentlicher Zoff, Trennungsgerüchte –, um die Spannung hochzuhalten. So bleibt das Publikum dran.

2. Die Content-Strategie: Das geplante Mosaik

Nichts passiert zufällig. Lange YouTube-Videos erzählen die großen Story-Kapitel. Kurze, scheinbar spontane Instagram-Stories liefern die täglichen Happen. Perfekt inszenierte Fotos zeigen die romantischen Highlights. Jeder Kanal hat seine Aufgabe. Profis nutzen dafür Tools wie Later oder Planoly und planen die Inhalte oft Wochen im Voraus. Das Timing ist alles. Zu viel Content nervt, zu wenig lässt das Interesse abflachen.

Jake Paul und Tana Mongeau sind vor einem Aquarium und sprechen über ihre Beziehung

3. Die Monetarisierung: Wie aus Küssen Kohle wird

Okay, jetzt wird’s spannend. Wie wird aus der ganzen Story eigentlich Geld gemacht?

  • Werbekooperationen: Der offensichtlichste Weg. Das Paar reist zusammen und wirbt für ein Hotel. Sie kochen gemeinsam und promoten eine Küchenmaschine. Solche Deals sind extrem wertvoll, weil sie so authentisch wirken.
  • Merchandising: T-Shirts mit dem Pärchen-Spitznamen, Tassen mit Insider-Witzen. Das ist nicht nur eine Einnahmequelle, sondern stärkt auch die Community-Bindung. Gute Print-on-Demand-Anbieter wie Spreadshirt oder Printful machen den Einstieg hier super einfach, ohne dass du ein Lager brauchst. Ein erfolgreicher Merch-Drop kann, je nach Reichweite, locker ein paar Tausend Euro oder mehr einbringen.
  • Exklusive Inhalte: Auf Plattformen wie Patreon zahlen die treuesten Fans einen monatlichen Beitrag für noch privatere Einblicke. Das ist die direkte Umwandlung von emotionaler Bindung in ein Abo-Modell.

4. Die Markenbildung: Aus Zwei mach Eins

Ein entscheidender Schritt ist, eine gemeinsame Marke zu schaffen. Oft wird ein Spitzname aus den Vornamen gebildet, der dann zum eigenen Hashtag und sogar zum eigenen Social-Media-Kanal wird. Ganz ehrlich, Profis lassen sich diesen Namen sogar als Marke eintragen. Spätestens dann ist klar: Das hier ist ein Business.

Jake Paul und Tana Mongeau verkleiden sich wie Joker und Harley Queen

Große Show vs. leise Töne: Unterschiede zwischen den Märkten

Interessant ist, dass diese Strategien nicht überall gleich funktionieren. Im amerikanischen Raum, der stark von Reality-TV geprägt ist, liebt das Publikum die große, laute Show. Alles ist ein bisschen dramatischer, die Grenzen zwischen privat und öffentlich verschwimmen komplett. Die Inszenierung ist offensichtlich und wird als Teil der Unterhaltung akzeptiert.

Und hier bei uns in Deutschland? Wir sind da oft etwas skeptischer. Authentizität wird hier traditionell größer geschrieben. Deshalb sind die Strategien oft subtiler. Statt dem großen Drama gibt es das „Detektivspiel“ für die Community. Wer entdeckt als Erster, dass zwei Influencer am selben Ort sind? Die Enthüllung wirkt dadurch natürlicher, auch wenn sie genauso geplant war.

Gut zu wissen: In Deutschland gibt es außerdem strenge Regeln zur Kennzeichnung von Werbung. Die Landesmedienanstalten schauen da genau hin. Eine zu starke Vermischung von Privatem und Werbung kann schnell teuer werden. Wer da auf Nummer sicher gehen will, sollte sich auf deren Webseiten mal die aktuellen Richtlinien durchlesen. Das ist Pflichtlektüre!

die Torte, die Willst du mich heiraten sagt zu Tana Mongeau
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Praxis-Tipps: Worauf du als Creator achten MUSST

Ich werde oft von jungen Talenten gefragt, ob sie ihre Beziehung öffentlich machen sollen. Meine Antwort ist immer: Sei dir der Konsequenzen bewusst. Das ist eine Geschäftsentscheidung mit krassen persönlichen Folgen.

Bevor du also irgendwas postest, hier eine kleine Checkliste für dich und deinen Partner:

  1. Redet über eure Grenzen! Challenge: Nehmt euch 15 Minuten Zeit. Jeder schreibt für sich auf: Was ist meine absolute rote Linie? Was zeigen wir NIEMALS? (z. B. Streit, Familie, finanzielle Sorgen). Dann vergleicht die Zettel. Ihr werdet überrascht sein, wo eure Meinungen auseinandergehen.
  2. Klärt die Finanzen, BEVOR der erste Euro fließt. Wer bekommt was von den Einnahmen? 50/50? Oder nach Aufwand? Haltet das schriftlich fest, auch wenn es unromantisch klingt.
  3. Denkt über das Ende nach. Was passiert mit der Marke, den Kanälen und dem Geld, wenn ihr euch trennt? Das ist unangenehm, aber absolut notwendig.

Achtung! Der Verlust der Privatsphäre ist real. Jeder Streit, jede Krise wird zum öffentlichen Thema. Das hält nicht jeder aus. Und wenn eure Marke komplett auf „das Paar“ ausgerichtet ist, kann eine Trennung den beruflichen Ruin bedeuten. Ich habe schon erlebt, wie Creator über Nacht die Hälfte ihrer Follower und Werbepartner verloren haben.

die lautesten YouTubestars sind jetzt verlobt, beide sind ganz hübsch

Der ultimative Schutz: Der Partner-Vertrag

Das klingt jetzt super unromantisch, ist aber das professionellste, was ihr tun könnt: Lasst euch von einem Anwalt für Medienrecht einen Vertrag aufsetzen. Das ist wie ein Ehevertrag für euer gemeinsames Business.

Stell dir mal das „Was-passiert-wenn“-Szenario vor:

  • Ohne Vertrag: Eine chaotische, öffentliche Trennung. Ein Rosenkrieg um Follower und Geld. Hohe Anwaltskosten und beide Marken nehmen massiven Schaden.
  • Mit Vertrag: Eine abgestimmte, gemeinsame Trennungserklärung. Eine klare Aufteilung der gemeinsamen Kanäle und Einnahmen. Beide können ihre Einzelmarken retten und professionell weitermachen.

Was kostet sowas? Rechne mal mit einer Investition zwischen 500 € und 1.500 € für eine anwaltliche Beratung und die Erstellung eines einfachen Vertrags. Das ist Geld, das euch im Ernstfall ein Vermögen und viele Nerven sparen kann.

Und was ist mit den Menschen dahinter?

Bei all der Strategie dürfen wir eins nicht vergessen: Hinter den Accounts stecken echte Menschen. Der Druck, ständig online, perfekt und glücklich zu sein, ist immens und kann zu Burnout, Angststörungen und Depressionen führen. Wenn du diesen Weg gehst, ist ein Therapeut genauso wichtig wie ein guter Manager.

Ein kleiner Sicherheitshinweis aus Erfahrung: Seid verdammt vorsichtig damit, was ihr teilt. Postet niemals in Echtzeit, wo ihr euch gerade aufhaltet, und gebt auf keinen Fall eure Adresse preis. Das kann Stalker anziehen, und das ist wirklich kein Spaß.

Letztendlich ist die öffentliche Beziehung im Netz ein zweischneidiges Schwert. Sie kann dir Ruhm und Geld bringen, fordert aber einen hohen persönlichen Preis. Wenn du diesen Weg gehen willst, verstehe das Handwerk, kenne die Risiken und pass verdammt gut auf dich auf. Denn ganz ehrlich: Keine Follower-Zahl der Welt ist es wert, deine mentale Gesundheit oder deine Privatsphäre zu verlieren.

Inspirationen und Ideen

„Partnerschaften erzielen im Influencer-Marketing im Schnitt eine um 25 % höhere Engagement-Rate als Einzel-Creator.“ – Quelle: Launchmetrics

Das liegt nicht nur an der doppelten Sichtbarkeit, sondern an der Kraft der Erzählung. Follower investieren emotional in eine Geschichte, nicht nur in eine Person. Eine gemeinsame Reise bietet mehr Identifikationspunkte, von romantischen Höhepunkten bis zu alltäglichen Reibereien. Marken wie HelloFresh oder Westwing nutzen dieses Potenzial gezielt, um ihre Produkte in einem authentisch wirkenden Lebensumfeld zu platzieren.

Das Power-Paar: Sie sind pure Aspiration. Denken Sie an makellose Outfits, Luxusreisen und unternehmerische Erfolge. Ihr Motto: „Gemeinsam erobern wir die Welt.“ Ihr Content ist hochglanzpoliert und inspiriert Follower, nach den Sternen zu greifen.

Das nahbare Paar: Sie sind wie die besten Freunde von nebenan. Sie teilen ungeschönte Momente, lachen über Missgeschicke und streiten auch mal über die Fernbedienung. Ihr Wert liegt in der Authentizität und dem Gefühl: „Die sind ja genau wie wir!“

Beide Archetypen können extrem erfolgreich sein, bedienen aber völlig unterschiedliche Sehnsüchte und Zielgruppen.

Hinter der scheinbaren Leichtigkeit steckt oft ein unsichtbarer Vollzeitjob: das „Emotional Labor“. Es bedeutet, auch dann die perfekte Harmonie zu inszenieren, wenn man sich privat gestritten hat. Es bedeutet, intime Momente nicht einfach zu genießen, sondern permanent im Hinterkopf zu haben, wie man sie für den nächsten Post oder die nächste Story verwerten kann. Diese konstante Selbstüberwachung und Performance kann auf Dauer eine enorme psychische Belastung sein und die Grenzen zwischen echter Intimität und öffentlicher Inszenierung gefährlich verschwimmen lassen.

Was passiert eigentlich, wenn die Liebe endet, aber die Marke „Pärchen“ Millionen wert ist?

Dies ist die Achillesferse des Geschäftsmodells. Eine Trennung ist nicht mehr nur privat, sondern eine strategische Herausforderung. Einige Paare managen eine „Conscious Uncoupling“-PR-Kampagne, um ihre Follower sanft zu entkoppeln. Andere, wie das YouTube-Duo Liza Koshy und David Dobrik, inszenierten ihre Trennung in einem emotionalen Video, das selbst wieder Millionen Klicks generierte. Im schlimmsten Fall kommt es zum „Rosenkrieg“ um den Markennamen – eine öffentliche Schlammschlacht, die die aufgebaute Glaubwürdigkeit zerstört.

Die visuelle DNA eines Paares ist entscheidend für den Wiedererkennungswert. Es geht darum, eine kohärente Bildsprache zu schaffen, die sofort mit ihnen assoziiert wird.

  • Farbpalette: Viele erfolgreiche Paare nutzen durchgängig dieselben Filter oder Farbwelten. Die Presets von Anbietern wie VSCO oder Lightroom werden hier zum digitalen Pinsel.
  • Stil-Synchronität: Ob minimalistisch-skandinavisch oder extravagant-bunt – die Outfits, die Einrichtung und die Reiseziele folgen einem einheitlichen ästhetischen Konzept.
  • Bildkomposition: Oft gibt es wiederkehrende Posen oder Bildausschnitte, die zur unverkennbaren Signatur des Paares werden.

Der unsichtbare Vertrag: Jenseits von romantischen Schwüren gibt es oft knallharte Absprachen. Wer ist für welche Art von Content zuständig? Wie werden Einnahmen aufgeteilt? Was passiert mit den gemeinsamen Kanälen im Falle einer Trennung? Experten raten Paaren, die ernsthaft ein Business aufbauen, zu einem Gesellschaftervertrag. Das klingt unromantisch, schützt aber beide Parteien vor einem geschäftlichen und emotionalen Desaster.

  • Ein gemeinsamer Content-Kalender: Tools wie Trello oder Asana helfen, den Überblick über Posts, Kooperationen und Story-Arcs zu behalten.
  • Geteilte Cloud-Speicher: Dropbox oder Google Drive sind unerlässlich, um Bild- und Videomaterial schnell auszutauschen.
  • Ein klares Finanz-Setup: Ein separates Geschäftskonto und eine App wie Kontist zur Buchhaltung sind Pflicht, um Privates und Geschäftliches sauber zu trennen.
  • Eine Management-Plattform: Tools wie Later oder Planoly ermöglichen das gemeinsame Planen und automatisierte Posten von Inhalten.

Die Idee, eine Beziehung zu vermarkten, ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters. Denken Sie an Sonny & Cher in den 60er und 70er Jahren. Ihre TV-Show, ihre Musik und ihr Image waren untrennbar mit ihrer exzentrischen Beziehung verwoben. Sie schufen eine Marke, die auf derselben Formel basierte wie heute: einer fesselnden öffentlichen Liebesgeschichte, die das Publikum Woche für Woche einschalten ließ – der analoge Vorläufer des heutigen Instagram-Feeds.

  • Doppelte Reichweite bei Kooperationen
  • Höheres emotionales Engagement der Community
  • Breitere Palette an möglichen Werbepartnern

Das Erfolgsgeheimnis dahinter? Eine gemeinsame, fortlaufende Erzählung. Jedes Bild und jedes Video ist eine neue Episode in ihrer öffentlichen Liebesgeschichte, und die Follower wollen unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.