Rampenlicht-Liebe, privates Risiko: Ein Bodyguard packt aus, was du wirklich wissen musst

Verliebt! Dua Lipa und Anwar Hadid zeigen ihre Liebe auf einem Festival. Entdecke die süßen Details ihrer neuen Beziehung!

von Dagmar Brocken

Ich bin seit über 20 Jahren im Personenschutz tätig. Mein Job ist es, Menschen zu schützen, die jeder aus dem Fernsehen, von der Bühne oder aus der Wirtschaft kennt. In dieser Zeit lernt man, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Jedes Foto, jede öffentliche Geste – für die meisten ist das Unterhaltung, für uns ist es ein Schachzug. Manchmal ein geplanter, manchmal ein brandgefährlicher.

Neulich gingen wieder diese Bilder durch die Medien: eine berühmte Sängerin und ein bekanntes Model, turtelnd auf einem Musikfestival. Für die Welt eine süße Liebesgeschichte. Für mich und meine Kollegen? Eine klassische Fallstudie. Ein „Beziehungs-Debüt“, wie wir es in der Branche nennen. Und glaub mir, solche Momente sind heikler, als sie aussehen. Sie können eine Karriere beflügeln oder komplett ruinieren.

Dieser Artikel hier ist kein Klatsch und Tratsch. Ganz ehrlich, das interessiert mich nicht. Ich will dir einen echten Einblick in meine Arbeit geben. Du wirst verstehen, warum bei solchen Auftritten absolut nichts dem Zufall überlassen wird und welche echten Gefahren lauern, wenn die Kameras aus sind.

das Pärchen ist so liebevoll, sie schauen die Veranstaltung zu, indem sie sich kuscheln

Die Physik des Ruhms: Wenn dein Leben unter Druck steht

Um meinen Job zu kapieren, musst du die Kräfte verstehen, die auf öffentliche Personen wirken. Ich nenne das gern die „Physik des Ruhms“. Die stärkste Kraft ist der öffentliche Druck. Stell ihn dir vor wie den Wasserdruck in einem maroden Rohrsystem: unsichtbar, aber gewaltig. Und er findet jede noch so kleine undichte Stelle in deinem Privatleben.

Eine frische Beziehung ist so eine potenzielle Schwachstelle. Zwei Menschen sind emotional verletzlich, und genau in diesem Moment explodiert das öffentliche Interesse. Jeder will ein Foto, jeder eine Story. Der private Raum schrumpft auf die Größe einer Briefmarke. Unsere Aufgabe ist es, genau diesen winzigen Raum zu verteidigen. Wir bauen eine Art Schutzhülle drumherum.

Diese Hülle besteht aus knallharter Planung, Diskretion und manchmal auch gezielter Ablenkung. Es geht darum, die Kontrolle über die Erzählung zu behalten. Das Paar und sein Team müssen die Geschichte erzählen, nicht die Klatschpresse. Ein Auftritt wie auf dem Festival ist also kein Zufall, sondern eine bewusste Ansage: „Seht her, WIR haben die Kontrolle.“

Das Pärchen ist so liebevoll, sie schauen die Veranstaltung zu, indem sie sich kuscheln

Ein Auftritt nach Plan: Die unsichtbare Arbeit im Hintergrund

Ein Laie sieht ein verliebtes Paar, das zur Musik wippt. Ich sehe ein Manöver, das wochenlang vorbereitet wurde. Ein Zusammenspiel von Management, PR-Agentur und uns, dem Sicherheitsteam. Jedes Detail zählt.

Die Wahl des Ortes: Lässig, aber kalkuliert

Warum ausgerechnet ein Musikfestival? Ganz einfach: Es wirkt authentisch und null gestellt. Kein steifer roter Teppich. Die Umgebung ist laut, voll und unübersichtlich – das bietet paradoxerweise Schutz. In der Menge kann man sich freier bewegen als in einem leeren Restaurant. Gleichzeitig weiß man: Hier sind garantiert Fotografen. Die Botschaft kommt also an.

Vor so einem Event machen wir unsere Hausaufgaben. Ich fahre selbst hin oder schicke ein Team. Wir checken Fluchtwege, suchen sichere Rückzugsorte (ja, auch auf einem Festivalgelände) und analysieren, von wo Paparazzi die besten Schüsse landen können. Manchmal platzieren wir unauffällig eigene Leute in der Menge, nur um die Lage zu scannen. Das ist die Arbeit, die niemand sieht.

Dua Lipa und Hadid waren ein Pärchen in den Gerüchten, bevor sie auf dem Festival ihre Zuneigung zeigten

Der perfekte Zeitpunkt: Nichts passiert zufällig

Der Zeitpunkt ist nie, wirklich NIEMALS, zufällig. Hängt er mit einem neuen Album zusammen? Soll von negativen Schlagzeilen abgelenkt werden? Oder will man einfach nur Gerüchten zuvorkommen? Oft schafft so ein klares Statement einfach nur Fakten und beendet lästige Spekulationen, bevor sie richtig Fahrt aufnehmen.

Die kontrollierte Sichtbarkeit: Das „zufällige“ Foto

Es gibt zwei Arten von Paparazzi-Fotos: die hart erarbeiteten und die „gesteckten“. Manchmal informiert das PR-Team einen vertrauenswürdigen Fotografen oder eine Agentur. Man gibt ihnen einen Tipp: Ort und Zeit. Warum? Damit die ersten Bilder, die um die Welt gehen, von hoher Qualität sind und das Paar gut aussehen lassen. So vermeidet man unscharfe, unvorteilhafte Bilder aus 200 Metern Entfernung.

Klingt berechnend? Ist es auch. Aber es ist eine notwendige Form der medialen Selbstverteidigung. Wer nicht agiert, auf den wird reagiert. Das ist einer der ersten Sätze, die du im Personenschutz lernst. Du musst immer einen Schritt voraus sein.

Dua Lipa und Hadid waren ein Pärchen in den Gerüchten

Paparazzi-Kultur: USA vs. Europa – Zwei Welten

Ein riesiger Unterschied in meinem Job sind die lokalen Gegebenheiten. Ein Einsatz in Los Angeles ist eine völlig andere Nummer als in Berlin oder Paris. Das liegt an den Gesetzen, aber auch an der Mentalität.

USA: Der Wilde Westen der Fotografie

Ganz ehrlich, in den USA, besonders in Kalifornien, ist die Paparazzi-Kultur brutal. Es ist ein riesiger Markt, ein Top-Foto kann Zehntausende von Dollar bringen. Dementsprechend rücksichtslos sind die Fotografen. Verfolgungsjagden, der Einsatz von Drohnen, das Belagern von Privathäusern – alles an der Tagesordnung. Ich habe da schon lebensgefährliche Situationen erlebt. Dort ist Personenschutz oft reine physische Abwehr: Abstand schaffen, Konfrontationen managen.

Deutschland & Europa: Das Recht als Waffe

Hier in Deutschland ist die Lage entspannter, aber auch komplexer. Bei uns gilt das „Recht am eigenen Bild“. Grundsätzlich muss jeder der Veröffentlichung seines Fotos zustimmen. Es gibt Ausnahmen für Personen der Zeitgeschichte auf öffentlichen Events, aber auch da gibt es klare Grenzen. Die Privatsphäre wird viel stärker geschützt. Ein Foto von jemandem am Hotelpool ist hier rechtlich ein Minenfeld.

auf dem Festival richteten Dua Lipa und ihr Freund die Aufmerksam der Medien zu sich
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Meine Arbeit in Deutschland ist deshalb subtiler. Es geht weniger um breite Schultern, sondern mehr um vorausschauende Planung und rechtliches Know-how. Wir arbeiten eng mit Anwälten zusammen. Eine klare, juristisch formulierte Warnung beeindruckt einen aufdringlichen Fotografen hier oft mehr als Muskeln.

Kleiner Tipp für den Ernstfall, falls du mal in so eine Situation kommst: Was tun, wenn ein Fotograf dich belästigt? Bleib ruhig.
1. Nicht diskutieren, nicht anfassen! Das führt nur zu Eskalation.
2. Dokumentiere die Situation mit deinem eigenen Handy. Film den Fotografen.
3. Sag laut und deutlich folgenden Satz: „Ich widerspreche hiermit ausdrücklich der Anfertigung und Veröffentlichung von Aufnahmen meiner Person.“ Das ist rechtlich wichtig.
4. Kontaktiere einen Anwalt für Medienrecht.

Dein Leben, deine Sicherheit: Praktische Tipps für den Alltag

Schutz ist keine 9-to-5-Sache. Der Alltag ist die eigentliche Herausforderung. Hier sind ein paar Prinzipien, die wir anwenden – und die auch für dich nützlich sein können, je nachdem, wie öffentlich dein Leben ist.

Dua Lipa lacht sich über eine Witze, die ihr Freund erzählt hat, sie scheint glücklich zu sein

Digitale Disziplin: Dein Handy ist das größte Leck

Die größte Gefahr heute? Das eigene Smartphone. Ein unbedachter Post verrät deinen Standort. Geotagging, also das automatische Speichern von GPS-Daten in Fotos, ist ein No-Go. Wir trainieren unsere Klienten, das abzuschalten und Bilder erst zu posten, wenn sie den Ort längst verlassen haben.

Übrigens, kleiner Profi-Tipp: Selbst wenn du das Geotagging deaktiviert hast, können Profis deinen Standort oft trotzdem herausfinden. Eine Spiegelung in der Sonnenbrille, ein markantes Gebäude im Hintergrund, sogar die Speisekarte auf dem Tisch… das reicht oft schon aus.

Der innere Kreis: Die Gefahr kommt oft von innen

Die schlimmsten Lecks kommen oft von Freunden, Mitarbeitern oder der Familie. Manchmal aus Geltungssucht, oft einfach aus Unachtsamkeit. Ich erinnere mich an einen Fall, da hat der beste Freund eines Klienten stolz ein Foto aus einem privaten Ferienhaus gepostet. Nichts Schlimmes, oder? Falsch. Innerhalb von zwei Stunden hatten wir Paparazzi-Drohnen über dem Grundstück. Der Urlaub war gelaufen. Deshalb gilt: Der Kreis der Mitwisser muss winzig sein, und jeder muss die Regeln kennen.

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Routinen sind dein Feind

Sicherheit entsteht durch Unvorhersehbarkeit. Wer jeden Tag um 8:15 Uhr im selben Café seinen Kaffee holt, ist ein offenes Buch. Für Fotografen und für Leute mit übleren Absichten. Wir sorgen dafür, dass unsere Klienten ständig ihre Routinen brechen. Andere Wege, andere Zeiten, andere Orte. Das ist simpel, aber extrem wirksam.

Was kostet Sicherheit eigentlich? Eine ehrliche Einschätzung

Viele fragen sich: Ab wann brauche ich das und was kostet der Spaß? Das hängt natürlich stark vom Bekanntheitsgrad ab.

Ein internationaler Superstar braucht ein 24/7-Team, das kann schnell in den sechsstelligen Bereich pro Jahr gehen. Aber das ist die absolute Ausnahme. Ein aufstrebender Schauspieler oder ein YouTuber mit einer großen Followerschaft hat ganz andere Bedürfnisse.

Gut zu wissen: Es gibt auch kleinere, bezahlbare Lösungen.

  • Event-Schutz: Brauchst du Sicherheit für einen Abend, z.B. eine Premiere oder eine wichtige Feier? Rechne mal mit 500 € bis 1.500 € für ein kleines, professionelles Team für ein paar Stunden.
  • Reisebegleitung: Eine Sicherheitsbegleitung für eine Geschäfts- oder Urlaubsreise ist günstiger als ein festes Team und sorgt für Ruhe.
  • Beratung & Analyse: Der erste Schritt ist oft eine Risikoanalyse. Ein Profi schaut sich deine Situation an und gibt konkrete Tipps. Das kann schon für ein paar hundert Euro zu haben sein und ist oft der wertvollste erste Schritt.

Achtung! Achte immer auf Qualität. Ein wichtiges Siegel in Deutschland ist die Zertifizierung nach DIN 77200 für Sicherheitsdienstleistungen. Seriöse Firmen weisen das aus, und du kannst z.B. beim Branchenverband BDSW nachfragen. Das trennt die echten Profis von den Cowboys.

Wenn Pläne scheitern: Der Umgang mit Krisen

Trotz aller Planung geht mal was schief. Dann beginnt das Krisenmanagement. Die größte Sorge ist dabei nicht die Presse, sondern Stalking. Die Grenze vom Fan zum besessenen Stalker ist fließend. Unsere Aufgabe ist es, Warnsignale zu erkennen – in Fanpost, in Social-Media-Kommentaren, im Verhalten bei Auftritten. Hier muss man entschlossen handeln und bei einer echten Bedrohung sofort die Polizei einschalten. Falsche Nachsicht kann hier fatale Folgen haben.

Auch eine öffentliche Trennung muss gemanagt werden. Eine Schlammschlacht schadet allen. Ein gutes Team bereitet eine gemeinsame Erklärung vor und legt fest, wer was sagt. Ein kontrolliertes Ende ist immer besser als ein Krieg in den Medien.

Ein letztes, ehrliches Wort

Der ständige Druck und die Beobachtung fordern einen menschlichen Preis. Ich habe starke Menschen daran zerbrechen sehen. Die psychische Belastung ist immens. Ein gutes Sicherheitsteam kümmert sich deshalb auch darum. Professionelle psychologische Hilfe ist hier keine Schwäche, sondern eine Überlebensnotwendigkeit.

Am Ende geht es bei all der Planung, der Technik und der Strategie aber um etwas ganz Einfaches: Zwei Menschen einen kleinen, sicheren Raum zu schaffen, in dem sie einfach nur sie selbst sein können. Ohne Kameras, ohne Druck.

Das größte Kompliment für mich? Wenn mein Klient für einen kurzen Moment vergisst, dass ich überhaupt da bin. Wenn er sich so sicher fühlt, dass er einfach nur leben kann. Das ist das eigentliche Ziel. Jeden Tag.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.