Hinter den Kulissen: Wie eine Filmhauptrolle wirklich besetzt wird (und was es kostet)

Prinz Eric ist zurück – und das mit einem frischen Gesicht! Entdecke, wer hinter der Rolle steckt und was das für die kleine Meerjungfrau bedeutet.

von Michael von Adelhard

Mehr als nur ein hübsches Gesicht

Wenn man über große Filmproduktionen spricht, landet das Gespräch schnell bei den irren Gagen der Stars. Ist ja auch verständlich, die Zahlen sind oft schwindelerregend. Aber ganz ehrlich? Das ist nur die glänzende Spitze des Eisbergs. Ich bin schon lange in diesem Zirkus dabei und habe gelernt: Die Besetzung einer Hauptrolle hat mehr mit Schach, knallharter Betriebswirtschaft und einer Prise Bauchgefühl zu tun als mit dem Glamour auf dem roten Teppich.

Vergessen Sie mal für einen Moment die Schlagzeilen. Kommen Sie mit mir hinter die Kulissen. Ich zeige Ihnen, wie diese Entscheidungen wirklich fallen, welche Kräfte da wirken und warum die Wahl eines frischen, unbekannten Gesichts oft der cleverere Schachzug ist.

Das Casting: Ein Uhrwerk, kein Schönheitswettbewerb

Ein Casting ist ein hochgradig technischer Prozess. Es geht darum, das perfekte Zahnrad für ein extrem komplexes und teures Uhrwerk zu finden. Passt ein einziges Teil nicht, kann die ganze Maschine ins Stottern geraten. Und das kostet Zeit, Geld und vor allem Nerven.

der schauspieler Jonah Hauer-King übernimmt die rolle von prinz eric in dem kommenden film arielle

Die Vision des Regisseurs ist der Startschuss

Alles beginnt mit der Vision der Regie. Ein guter Regisseur beschreibt dem Casting-Profi nicht nur das Aussehen einer Figur, sondern ihr Gefühl. Ihre inneren Konflikte, ihre kleinen Macken. Da wird dann nicht einfach „ein Prinz“ gesucht, sondern vielleicht „jemand mit alten Augen in einem jungen Gesicht, der Verletzlichkeit ohne Schwäche ausstrahlen kann“. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer, oder?

Die Casting-Runden: Vom Handyvideo zum finalen Test

Der Prozess läuft meist in mehreren Stufen ab. Zuerst kommt das „E-Casting“, bei dem Agenturen selbst aufgenommene Videos ihrer Talente einschicken. Hier wird knallhart vorsortiert. Wer die Basics nicht trifft, ist raus. Das spart allen Beteiligten eine Menge Reisekosten und Zeit. Kleiner Tipp für alle, die das mal selbst machen: Achtet auf guten Ton und einen neutralen Hintergrund! Das wirkt sofort professioneller.

Danach geht’s zu den Live-Auditions, wo die Zusammenarbeit mit der Regie getestet wird. Kann die Person Anweisungen umsetzen? Ist sie flexibel? Die wichtigste und spannendste Phase ist aber oft der „Chemistry Read“. Hier werden potenzielle Hauptdarsteller zusammen in einen Raum gesteckt, um Szenen zu spielen. Wir beobachten dabei nicht nur die schauspielerische Leistung, sondern die Energie zwischen den Leuten. Die Blicke, die Pausen… Ich hab’s erlebt, dass zwei brillante Schauspieler auf dem Papier perfekt waren, im Raum aber eine Chemie wie zwischen Wasser und Öl hatten. Das wäre am Set die reinste Qual geworden.

der schauspieler Jonah Hauer-King übernimmt die rolle von prinz eric in dem kommenden film arielle

Der Screen Test: Die teure Generalprobe

Der letzte Schritt ist oft der Screen Test. Das ist mehr als nur ein Vorsprechen, hier wird schon richtig Geld in die Hand genommen. Der Kandidat bekommt ein Originalkostüm, wird von Profis geschminkt und spielt an einem kleinen Set mit originaler Beleuchtung. Das Ganze kann gut und gerne mal zwischen 10.000 und 25.000 Euro kosten. Warum der ganze Aufwand? Weil ein Gesicht unter Kinolicht auf einer riesigen Leinwand komplett anders wirken kann. Manche Präsenz, die im Raum stark ist, verpufft vor der Kamera. Andere, eher unscheinbare Typen blühen unter den Scheinwerfern erst so richtig auf. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Star-Power vs. frisches Blut: Eine strategische Entscheidung

Die Wahl zwischen einem etablierten Star und einer Neuentdeckung ist eine der wichtigsten Weichenstellungen für den ganzen Film. Beide Wege haben klare Vor- und Nachteile.

Das „Star-Paket“: Gekaufte Sicherheit mit Haken

Einen A-Listen-Star zu buchen, ist wie der Kauf einer bekannten Luxusmarke. Man zahlt einen Premiumpreis, bekommt aber auch einiges dafür:

der schauspeler Jonah Hauer-King verkörpert die rolle von prinz eric in dem film arielle, ein mann mit einem schwarzen sako
  • Sicherheit für die Finanzierung: Ein großer Name macht ein Projekt „bankable“. Investoren geben leichter Geld und internationale Verleiher kaufen den Film oft schon, bevor eine einzige Szene gedreht ist.
  • Marketing inklusive: Ein Star bringt seine eigene Marke und Millionen von Followern mit. Die PR-Maschine läuft quasi von allein, was dem Studio direktes Marketingbudget spart.
  • Verlässlichkeit am Set: Ein Profi kennt die Abläufe, ist diszipliniert und liefert ab. Das minimiert das Risiko von teuren Verzögerungen.

Aber, und das ist ein großes Aber, diese Sicherheit hat ihren Preis. Stars haben oft Mitspracherecht bei Drehbuch und Regie. Ihre vollen Terminkalender machen die Produktion unflexibel. Und die Gage ist nur der Anfang. Oft werden satte Gewinnbeteiligungen („Backend-Deals“) ausgehandelt, die am Ende viel teurer sein können als jede Festgage.

Das „Entdecker-Paket“: Kreative Freiheit mit Kalkül

Die andere Option ist, auf ein unbeschriebenes Blatt zu setzen. Hier investiert das Studio nicht in einen Namen, sondern in pures Potenzial. Der große Vorteil? Kreative Kontrolle. Die Regie kann ihre Vision ohne Kompromisse umsetzen. Das Publikum sieht die Figur, nicht einen Superstar, der eine Figur spielt. Das lässt einen viel tiefer in die Geschichte eintauchen.

der schauspeler Jonah Hauer-King verkörpert die rolle von prinz eric in dem film arielle, ein mann mit einem schwarzen sako

Finanziell ist das natürlich auch ein Unterschied. Die Gage ist deutlich niedriger. Das eingesparte Geld – und wir reden hier schnell von mehreren Millionen – ist aber kein reiner Gewinn. Es ist Kapital, das schlau umgeschichtet wird. Man kann es zum Beispiel in bessere Spezialeffekte, aufwendigere Kulissen oder eben in eine massive Marketingkampagne stecken, um das neue Gesicht bekannt zu machen. Bei großen Filmreihen ist das eine extrem kluge Langzeitinvestition. Die Gagensteigerung für Teil 2 und 3 ist vertraglich festgelegt und kalkulierbar, während die Forderungen eines etablierten Stars nach einem Erfolg explodieren würden.

Das Risiko? Der Film muss komplett aus eigener Kraft überzeugen. Es ist eine Wette auf das Talent und die Story.

Andere Länder, andere Sitten: Geld und Mentalität

Ob man eher auf Nummer sicher geht oder mutig Neues wagt, hängt oft auch vom Finanzierungssystem des Landes ab. In Deutschland, wo ich oft in den großen Studios bei Berlin oder München arbeite, ticken die Uhren anders als bei internationalen Produktionen.

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In Deutschland hängt fast jeder große Film von staatlichen Fördergeldern ab. Diese Förderungen sind oft an Bedingungen geknüpft, zum Beispiel die Besetzung mit heimischen Schauspielern. Das führt dazu, dass man oft auf einen bewährten Stamm bekannter Gesichter zurückgreift. Das sichert nicht nur die Förderung, sondern gefällt auch den Fernsehsendern, die oft Mitspracherecht haben. Einen völlig Unbekannten in der Hauptrolle durchzusetzen, ist da ein echter Kraftakt. Die Risikobereitschaft ist systembedingt einfach geringer.

Im angelsächsischen Raum ist das System viel stärker marktorientiert. Da fragt das Studio knallhart: Was bringt weltweit am meisten Geld ein? Diese rein kommerzielle Ausrichtung erlaubt paradoxerweise oft mehr kreatives Risiko. Wenn die Marktforschung ergibt, dass ein authentischer Newcomer die Zielgruppe mehr abholt als ein vielleicht unpassender Star, dann geht man diesen Weg. Punkt.

Praxis-Check: Es geht um Budget, Zeit und Nerven

Reden wir mal Klartext über Geld. Ein Budget von, sagen wir, 200 Millionen Euro klingt nach unendlich viel, ist aber blitzschnell verteilt. Profis unterscheiden hier zwischen „Above the Line“ (ATL) und „Below the Line“ (BTL).

ein junger mann mit weißem hemd und braunen schuhen aus ledder, ein zimmer mit möbeln aus holz
  • Above the Line (ATL): Das sind die kreativen Köpfe: Regie, Drehbuch, Produzenten und eben die Hauptdarsteller. Diese Kosten sind stark verhandelbar.
  • Below the Line (BTL): Das ist alles andere. Die gesamte Crew, Technik, Studiomieten, Kostüme, Reisen, Spezialeffekte. Diese Kosten sind ziemlich fix.

Die Million, die man bei der Gage eines Stars einspart, ist also nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Diese Million kann im BTL-Bereich Welten bewegen. Sie finanziert vielleicht eine zusätzliche Drehwoche für aufwendige Actionsequenzen oder sichert das beste Visual-Effects-Team der Welt. Die Einsparung ist also eine direkte Investition in die Qualität des Films.

Die härteste Währung am Set: Zeit

Ganz ehrlich: Am Set ist Zeit die absolut härteste Währung. Jeder Drehtag ist minutiös durchgeplant. Eine Verzögerung von nur einer Stunde kann Zehntausende von Euro kosten. Ich habe leider schon Stars erlebt, die ständig zu spät kamen oder unvorbereitet waren. Solches Verhalten sprengt jeden Drehplan und frisst das Budget auf. Ein junger, hungriger Schauspieler, der sich beweisen will, ist dagegen oft top vorbereitet, pünktlich und voll bei der Sache. Das ist Gold wert.

Gut zu wissen: Profis planen für solche Fälle immer einen Puffer ein, die „Contingency“. Das sind meist 10 % des Budgets für unvorhergesehene Ereignisse.

Die geheime Werkzeugkiste: Verträge und Versicherungen

In den oberen Etagen der Produktion gibt es noch ein paar Kniffe, die dem Publikum verborgen bleiben.

Da gibt es zum Beispiel die „Pay-or-Play“-Klausel im Vertrag eines Stars. Das ist der Ritterschlag für den Agenten und ein Albtraum für die Finanzabteilung. Es bedeutet, der Star kriegt seine volle Gage, selbst wenn der Film nie gedreht wird. Ein Newcomer bekommt so eine Klausel natürlich nicht.

Außerdem wird jede große Produktion durch eine Fertigstellungsgarantie („Completion Bond“) versichert. Bevor die Versicherung ihren Segen gibt, prüft sie alles. Ganz entscheidend: die Hauptdarsteller. Ein Darsteller, der als schwierig oder unzuverlässig gilt, kann die Versicherungsprämie explodieren lassen. Ein zuverlässiger, wenn auch unbekannter Darsteller, ist aus reiner Risikoperspektive manchmal die deutlich bessere Wahl.

Am Ende zählt der Mensch

Bei all den Zahlen und Strategien darf man eines nie vergessen: Film ist Teamarbeit. Und einen jungen Menschen ins Rampenlicht einer Multimillionen-Dollar-Produktion zu katapultieren, ist eine riesige Verantwortung. Der öffentliche Druck kann gnadenlos sein. Daher ist professionelles Medientraining und psychologische Unterstützung heutzutage Standard – oder sollte es zumindest sein.

Ich muss das ganz klar sagen: Jede Besetzung ist am Ende eine Wette. Du kannst alles richtig machen, und der Film floppt trotzdem. Der Publikumsgeschmack ist und bleibt unberechenbar. Die Entscheidung für einen Newcomer und gegen einen Superstar ist also weder mutig noch feige. Sie ist das Ergebnis einer kühlen, professionellen Abwägung hunderter Faktoren.

Ob die Rechnung aufgeht, zeigt sich nicht am Eröffnungswochenende. Es zeigt sich daran, ob die Leute den Film auch in 10 oder 20 Jahren noch lieben. Das ist das wahre Zeichen für einen echten Erfolg.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.