Ihr Haus-Strom-Check: Was ein Profi wirklich prüft, was es kostet und woran Sie gute Arbeit erkennen

Sicherheit in Unternehmen ist kein Zufall! Entdecken Sie, wie die DGUV Vorschrift 3 Ihr Arbeitsumfeld schützt und Unfälle verhindert.

von Elisa Meyer

Ich erzähle Ihnen mal was aus der Praxis, damit Sie verstehen, warum dieses Thema so wichtig ist. Stellen Sie sich eine junge Familie vor, die frisch in ihr Traumhaus gezogen ist – ein Altbau mit diesem typischen, charmanten Flair. Doch der Charme hatte ein gefährliches Geheimnis: die Elektrik. Ständig flog der FI-Schutzschalter raus, mal beim Kochen, mal mitten in der Nacht. Die reinste Nervenprobe.

Als ich mir das angesehen habe, war das Problem schnell klar. Ein Bild, das ich in all den Jahren als Profi leider viel zu oft sehe. Die Verkabelung war teilweise uralt, mit Stoff ummantelt und brüchigen Isolierungen. Jemand hatte zwar einen FI-Schalter nachgerüstet, aber bei der veralteten Installation war das mehr ein Alibi als echter Schutz. Wir mussten Teile der Anlage komplett erneuern. Teuer und aufwendig? Ja. Aber die einzige verantwortungsvolle Lösung.

Ganz ehrlich: Diese Geschichte soll keine Angst machen. Sie soll zeigen, wie entscheidend eine fachgerechte Prüfung ist. Es geht nicht um Bürokratie, sondern um die Sicherheit Ihrer Familie und den Schutz Ihres Hauses. Lassen Sie uns mal gemeinsam durchgehen, was bei so einem E-Check wirklich passiert, was im Protokoll stehen muss und mit welchen Kosten Sie realistisch rechnen können.

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Warum eine Steckdose mehr ist als nur zwei Löcher im Plastik

Keine Sorge, wir machen hier keine Physikstunde, aber ein kleines Grundverständnis hilft ungemein. In Ihren Wänden fließen 230 Volt – das ist die Kraft, die Ihre Geräte antreibt. Man kann sich das wie Wasser in einem Rohr vorstellen: Die Spannung ist der Druck und der Strom ist das fließende Wasser. Der Widerstand? Eine Engstelle, die den Fluss bremst.

Solange alles glattläuft, fließt der Strom brav zum Gerät und wieder zurück. Ein Fehler ist wie ein Leck im Rohr. Und Strom sucht sich, genau wie Wasser, immer den einfachsten Weg. Im schlimmsten Fall ist dieser Weg Ihr Körper. Und das wollen wir unter allen Umständen verhindern.

Ihr unsichtbares Sicherheitsnetz: Die Schutzengel in der Wand

Damit nichts passiert, gibt es ein cleveres System aus mehreren Schutzebenen. Die erste ist die Isolierung, also die Kunststoffhülle um die Kupferkabel. Ist die kaputt, kann Strom auf Metallgehäuse von Lampen oder Geräten überspringen. Berühren Sie das, bekommen Sie einen Schlag.

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Und genau hier greift die zweite Ebene: der Schutzleiter. Das ist der grün-gelbe Draht, den jeder kennt. Er ist mit allen Metallteilen verbunden und leitet Fehlerströme sofort sicher ab. Dadurch entsteht ein Kurzschluss, der die dritte Ebene auslöst: die Sicherung (oder der Leitungsschutzschalter), die den Stromkreis blitzschnell unterbricht.

Der wichtigste Lebensretter heutzutage ist aber der Fehlerstrom-Schutzschalter, kurz FI-Schalter. Er ist ein echter Kontrollfreak: Er misst permanent, wie viel Strom hinfließt und wie viel zurückkommt. Merkt er, dass auch nur ein winziger Teil fehlt (weil er z.B. durch einen Menschen abfließt), schaltet er in Bruchteilen einer Sekunde alles ab. Viel schneller und empfindlicher als jede normale Sicherung.

Die Spielregeln der Sicherheit (VDE & Co.)

Die Vorschriften für Elektroinstallationen, oft unter dem Kürzel VDE zusammengefasst, sind kein trockener Papierkram. Das ist gebündelte Erfahrung aus Jahrzehnten, oft genug aus Unfällen gelernt. Für Sie als Hausbesitzer sind vor allem zwei Bereiche relevant:

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  • Prüfung bei Neuinstallation/Änderung: Immer wenn etwas Neues installiert wird, wie eine neue Küche oder eine Wallbox fürs E-Auto, muss der neue Teil der Anlage geprüft werden. Das ist Pflicht.
  • Wiederkehrende Prüfung (der „E-Check“): Für private Wohnungen gibt es aktuell keine gesetzliche Pflicht. Aber Achtung! Viele Versicherungen fordern den E-Check mittlerweile oder geben spürbare Rabatte auf die Prämie. Spätestens wenn Sie ein Haus verkaufen oder vermieten, ist ein aktuelles Prüfprotokoll oft entscheidend und wird von Käufern oder Mietern eingefordert.

Ein seriöser Fachbetrieb hält sich an diese Regeln. Nicht, weil er muss, sondern weil jede einzelne Vorschrift einen verdammt guten Grund hat.

Der Ablauf: Was der Profi wirklich macht

Eine richtige Prüfung ist kein kurzer Blick in den Sicherungskasten. Das ist ein systematischer Prozess, der aus drei Schritten besteht. Planen Sie dafür bei einem normalen Einfamilienhaus ruhig 2 bis 4 Stunden ein. Wer behauptet, in 30 Minuten fertig zu sein, arbeitet nicht sorgfältig. Punkt.

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Schritt 1: Besichtigen – Das Auge des Experten

Zuerst kommt die Sichtprüfung. Ich schaue mir alles ganz genau an und suche gezielt nach Gefahren. Ein kleiner Tipp: Ich verlasse mich nicht nur auf meine Augen, sondern auch auf meine Nase. Ein leicht schmoriger Geruch am Sicherungskasten ist ein absolutes Alarmzeichen für eine lose Klemme und akute Brandgefahr!

Worauf ich achte:

  • Sicherungskasten: Sind alle Abdeckungen da? Sind die Stromkreise verständlich beschriftet? Sehen Klemmen locker aus?
  • Leitungen: Gibt es sichtbare Schäden? Wurden die richtigen Kabeltypen verwendet (z.B. spezielle Kabel für den Außenbereich)?
  • Schalter & Steckdosen: Sitzen sie fest? Gibt es Hitzespuren oder Risse? Ganz wichtig: Sind im Bad und draußen die vorgeschriebenen Feuchtraum-Steckdosen (Schutzart IP44) verbaut? Eine normale Steckdose hat hier nichts zu suchen.
  • Typische Heimwerker-Sünden: Ich achte auch auf laienhafte Basteleien, wie unter Teppich verlegte Verlängerungskabel oder Kaskaden von Mehrfachsteckdosen. Das sind tickende Zeitbomben.

Schritt 2: Erproben – Funktioniert der Airbag?

Jetzt wird getestet, ob die Schutzmechanismen auch wirklich funktionieren. Der Star ist hier der FI-Schalter. Sie kennen sicher den kleinen Testknopf, den man monatlich drücken soll. Das ist gut, prüft aber nur die Mechanik.

Wir machen mehr. Mit einem speziellen Messgerät (das alleine schon ein paar tausend Euro kostet) simulieren wir einen echten Fehler und messen zwei Werte:

  1. Die Auslösezeit: Der FI muss rasend schnell sein, meist unter 40 Millisekunden. Das ist schneller als ein Wimpernschlag und überlebenswichtig.
  2. Den Auslösestrom: Ein Standard-FI muss bei spätestens 30 Milliampere auslösen. Wir prüfen, ob er diesen Grenzwert exakt einhält.

Nur wenn beides passt, ist der FI Ihr verlässlicher Lebensretter.

Schritt 3: Messen – Die knallharten Fakten

Das ist das Herzstück der Prüfung und erfordert teures, kalibriertes Equipment. Ein Baumarkt-Multimeter für 20 € kann das nicht. Wir messen für jeden einzelnen Stromkreis drei entscheidende Dinge:

  • Isolationswiderstand: Wir prüfen, ob die „Mäntel“ der Kabel noch dicht sind. Dafür legen wir kurz eine erhöhte Spannung an. Ein niedriger Wert hier deutet auf poröse Isolierung oder Feuchtigkeit hin – eine der häufigsten Brandursachen.
  • Schleifenimpedanz: Klingt kompliziert, ist aber simpel. Wir messen den Gesamtwiderstand des Stromkreises. Ist dieser Widerstand zu hoch (z.B. durch eine lockere Klemme), fließt im Fehlerfall nicht genug Strom, damit die Sicherung schnell genug auslöst. Sie würde den Fehler also zu spät oder gar nicht „bemerken“.
  • Durchgängigkeit des Schutzleiters: Wir stellen sicher, dass der grün-gelbe Schutzdraht von der Hauptverteilung bis zur allerletzten Steckdose lückenlos verbunden ist. Dieser Draht ist Ihre Lebensversicherung. Fehlt er, sind die anderen Schutzmaßnahmen nutzlos.

Das Prüfprotokoll: Ihr wichtigstes Dokument

Nach der Prüfung muss Ihnen ein seriöser Betrieb ein detailliertes Prüfprotokoll aushändigen. Seien Sie extrem misstrauisch, wenn Sie nur eine Rechnung mit dem Satz „E-Check durchgeführt“ oder eine Prüfplakette bekommen. Das ist quasi wertlos.

In ein richtiges Protokoll gehört:

  • Name des Prüfers und Adresse des Objekts.
  • Eine Liste aller geprüften Stromkreise (z.B. „Kreis 4: Steckdosen Wohnzimmer“).
  • Für jeden Kreis die tatsächlich gemessenen Werte für Isolation, Schleifenimpedanz etc.
  • Eine klare Bewertung: „Anlage in Ordnung“ oder „Mängel festgestellt“.
  • Eine Liste der gefundenen Mängel, am besten sortiert nach Dringlichkeit („Gefahr im Verzug“, „sollte bald behoben werden“).

Dieses Dokument ist Gold wert – für Ihre Versicherung, für einen späteren Hausverkauf und vor allem für Ihr gutes Gefühl.

Was kostet der Spaß? Eine ehrliche Ansage

Jetzt mal Butter bei die Fische: Was kostet so eine Prüfung? Man liest von Lockangeboten für 99 €, aber auch von Rechnungen über Tausende von Euro.

Ein Dumpingpreis kann nicht funktionieren. Rechnen wir mal: 2-3 Stunden Arbeit vor Ort, An- und Abfahrt, die Büroarbeit für das Protokoll, die Abnutzung der teuren Messgeräte, Steuern und Sozialabgaben. Ganz ehrlich, unter 250 € ist eine gewissenhafte Prüfung für ein Einfamilienhaus betriebswirtschaftlich unmöglich.

Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus können Sie realistisch mit Kosten zwischen 300 und 550 Euro rechnen. Der Preis hängt von der Anzahl der Stromkreise und dem allgemeinen Zustand ab. Eine unübersichtliche Altanlage zu prüfen dauert länger als eine moderne, gut dokumentierte.

Wichtiger Tipp: Die hohen Summen von mehreren Tausend Euro beziehen sich fast immer auf die anschließenden Reparaturen, nicht auf die Prüfung selbst. Lassen Sie sich ein Festpreisangebot für die reine Prüfung geben. So wissen Sie genau, woran Sie sind, und bekommen eine klare Mängelliste, auf deren Basis Sie dann Angebote für die Reparatur einholen können.

Was Sie selbst tun können – und was auf keinen Fall!

Achtung, jetzt wird es ernst: Arbeiten an der Elektroinstallation sind lebensgefährlich und für Laien gesetzlich verboten. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel. Sie dürfen eine Glühbirne wechseln, aber niemals selbst eine Steckdose tauschen, eine Lampe anklemmen oder gar am Sicherungskasten hantieren.

Die Folgen eines Stromschlags sind verheerend. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende. Das ist der Job für einen eingetragenen Fachbetrieb, den Sie über die örtliche Handwerkskammer oder Elektro-Innung finden.

Was Sie aber tun sollten:

  • Der Monats-Check: Drücken Sie einmal im Monat die Test-Taste an Ihrem FI-Schalter. Löst er nicht sofort aus? Rufen Sie einen Elektriker!
  • Aufmerksam sein: Flackert Licht häufiger? Riecht es verschmort? Werden Schalter oder Steckdosen warm? Das sind alles Warnsignale.

Ein ruhiges Gewissen ist unbezahlbar

Eine professionelle Prüfung Ihrer Elektrik ist keine Schikane, sondern eine der besten Investitionen, die Sie für Ihr Zuhause tätigen können. Sie verschafft Ihnen Klarheit über den Zustand Ihrer Anlage und gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihre Familie sicher ist.

Mit einem sauberen Protokoll in der Hand können Sie ruhig schlafen. Und dieses Gefühl, ehrlich gesagt, ist jeden Cent wert.

Elisa Meyer

Elisa Meyer ist eine der Hauptautoren des Archzine Online Magazins und hat über 1000 interessante Artikel verfasst. Ihr akademischer Weg begann in Bremen am Hermann-Böse-Gymnasium und führte sie zum Studium der Journalistik und Kommunikation an der Universität Leipzig.