Renovieren wie die Profis: So verpasst du deinen vier Wänden ein Upgrade, das wirklich was wert ist

Verwandeln Sie Ihr Zuhause in eine stilvolle Oase – mit einfachen Tricks und kreativen Ideen, die frischen Wind in Ihre vier Wände bringen!

von Verena Lange

Ich stehe seit einer gefühlten Ewigkeit in Werkstätten und auf Baustellen und ganz ehrlich? Ich habe so ziemlich alles gesehen. Viele Leute kommen an und wollen eins: alles neu. Aber bitte schnell und am besten für lau. Ich kann das total nachvollziehen, der Wunsch nach Veränderung ist menschlich. Aber über die Jahre habe ich eins gelernt: Die beeindruckendsten Ergebnisse kommen selten aus dem größten Geldbeutel. Sie kommen aus cleverer Planung, ehrlicher Arbeit und dem Wissen, worauf es wirklich ankommt.

Es geht nicht darum, billig zu sein. Es geht darum, klug zu investieren. Der Wert einer Wohnung steigt nicht durch kurzlebige Deko-Trends, sondern durch solide Arbeit, die hält.

Neulich erst hatte ich den Fall: Ein Kunde erbt ein altes Haus und will „mal schnell drüberstreichen“. Ich hab ihn gebremst und ihm gezeigt, was unter der alten Blümchentapete lauerte – rissiger Putz, feuchte Stellen. Ein Eimer Farbe hätte das Problem für ein paar Monate kaschiert, mehr nicht. Stattdessen haben wir uns die Zeit genommen, die Wände ordentlich zu sanieren. Ja, das hat anfangs mehr gekostet als nur die Farbe. Aber die Wände sind jetzt seit Jahren trocken und glatt. Das, liebe Leute, ist der Unterschied zwischen oberflächlichem Styling und echter Werterhaltung.

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In diesem Beitrag packe ich mal mein ganzes Wissen aus. Ich zeige dir, worauf es wirklich ankommt, wenn du deinen Räumen einen frischen Look verpassen willst. Wir reden über die unsichtbare Vorarbeit, die über Top oder Flop entscheidet, schauen uns Materialien genau an und ich gebe dir ein paar Tricks an die Hand, die sonst nur die Azubis lernen. Los geht’s!

1. Die Planung – Dein wichtigstes Werkzeug

Jedes gute Projekt beginnt im Kopf, nicht mit dem Hammer in der Hand. Wer planlos loslegt, zahlt am Ende oft doppelt – in Geld, Zeit und Nerven. Nimm dir also einen Abend, setz dich mit einem Getränk deiner Wahl in den Raum und lass ihn auf dich wirken. Was stört dich wirklich? Nur die Farbe? Oder fühlt sich der Raum einfach ungemütlich an?

Mach eine ehrliche Bestandsaufnahme

Schau dir die Substanz an. Das ist der allererste Schritt, den jeder Profi macht. Prüfe Wände, Böden und Decken. Gibt es Risse? Ist der Boden nur dreckig oder wirklich hinüber? Funktionieren alle Schalter? Mach eine knallharte Liste, am besten mit Fotos von jeder Wand auf dem Handy. Das hilft ungemein, den Überblick zu behalten.

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Definiere klare Ziele, nicht nur Wünsche

„Schöner machen“ ist kein Ziel, das ist ein Wunsch. Konkrete Ziele helfen dir, fokussiert zu bleiben:

  • Der Raum soll heller und freundlicher wirken.
  • Ich brauche dringend mehr Stauraum.
  • Der Lärm aus dem Flur nervt und muss gedämmt werden.
  • Die vergilbte Nikotinfarbe muss endgültig weg.

Mit solchen Zielen kannst du gezielte Maßnahmen planen und vermeidest unnötige Ausgaben für Dinge, die am Ende gar nicht das eigentliche Problem lösen.

Wann du besser den Profi rufst (und was das kostet)

Ich bin ein riesiger Fan vom Selbermachen. Aber, und das ist ein großes ABER: Man muss seine Grenzen kennen. Bei manchen Dingen ist der Rat vom Fachmann nicht nur hilfreich, sondern absolut notwendig.

  • Statik: Du willst eine Wand einreißen? STOPP! Sprich vorher unbedingt mit einem Statiker. Das kostet vielleicht 150 € bis 300 € für eine Erstberatung, kann dich aber vor einem Schaden am ganzen Haus bewahren, der schnell fünfstellig wird.
  • Elektrik: Neue Steckdosen oder Lichtschalter versetzen ist ein Job für den Elektriker. Strom ist lebensgefährlich, da gibt es keine zwei Meinungen. Ein Elektromeister kostet zwischen 60 € und 90 € pro Stunde, aber du kannst danach ruhig schlafen.
  • Wasserleitungen: Ähnliches gilt für Wasseranschlüsse. Ein kleiner Fehler, eine undichte Verbindung, und du hast einen Wasserschaden, den dir keine Versicherung zahlt, wenn du selbst gepfuscht hast.

Ganz ehrlich: Ein Kostenvoranschlag von einem eingetragenen Handwerksbetrieb ist gut investiertes Geld.

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2. Die Wahrheit liegt an der Oberfläche – Wände richtig vorbereiten

Hier scheitern die meisten Heimwerker. Sie kaufen die teuerste Farbe, sparen sich aber die Vorbereitung des Untergrunds. Das ist, als würdest du einen Sportwagen auf platte Reifen stellen – das Ergebnis kann nur enttäuschen. Eine perfekt vorbereitete Wand ist die halbe Miete.

Bevor du loslegst, mach diese drei schnellen Tests. Dauert fünf Minuten, erspart dir aber Stunden an Ärger:

  • Wischprobe: Reib mit der flachen Hand über die Wand. Hast du einen staubigen, hellen Film an der Hand? Dann kreidet die alte Farbe. Da hält nichts Neues drauf.
  • Kratzprobe: Fahr mit einer Spachtelkante fest über den Putz. Bröckelt was ab? Dann ist der Untergrund nicht fest genug.
  • Klebebandprobe: Drück einen Streifen gutes Malerkrepp fest an und reiß ihn ruckartig ab. Bleiben Farbstücke kleben? Dann muss die alte Schicht runter.

Die richtige Kur für jedes Problem

Je nach Ergebnis der Tests gehst du vor. Plane für einen 20-Quadratmeter-Raum ruhig einen ganzen Nachmittag nur für die Vorbereitung ein. Das klingt viel, aber du wirst es dir später danken.

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Was du für die Wandvorbereitung brauchst (kleine Einkaufsliste):

  • Abdeckmaterial: Malervlies für den Boden (besser als Folie, da es saugt und nicht rutscht), Folie für Möbel.
  • Reinigung: Eimer, Schwamm und bei Fett oder Nikotin einen speziellen Anlauger (findest du im Baumarkt, ca. 10 €). Denk an Handschuhe und Schutzbrille!
  • Reparatur: Eine gute Malerspachtel (kein Billigteil!), Gipsspachtel für Flächen und flexibles Acryl für Ecken und Anschlussfugen.
  • Grundierung: Tiefengrund für saugende oder sandende Wände, Sperrgrund bei Flecken.
  • Schleifmittel: Schleifpapier oder ein Schleifgitter (120er Körnung ist ein guter Allrounder).

Kleine Risse kratzt du am besten mit der Ecke einer stabilen Spachtel V-förmig etwa 2-3 Millimeter tief auf. So hat die neue Spachtelmasse mehr Halt. Nach dem Füllen und Trocknen glatt schleifen. Und dann kommt der wichtigste, unsichtbare Helfer: die Grundierung! Tiefengrund muss je nach Hersteller und Belüftung oft 4-12 Stunden trocknen. Lies unbedingt das Kleingedruckte auf dem Kanister, Ungeduld rächt sich hier sofort.

3. Die Wahl der Farbe – Mehr als nur der richtige Ton

Im Baumarkt vor dem Farbenregal… eine echte Herausforderung. Die meisten Leute schauen nur auf den Farbton. Als Profi schaue ich zuerst auf die Rückseite. Die Qualität der Farbe entscheidet über Deckkraft, Haltbarkeit und ob du am Ende fluchst oder glücklich bist.

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Ein kleiner Tipp, der bares Geld spart: Achte auf die DIN-Norm EN 13300. Zwei Klassen sind entscheidend:

  • Deckkraftklasse: Klasse 1 ist top, Klasse 4 ist flop. Für einen deckenden Anstrich brauchst du Klasse 1. Punkt.
  • Nassabriebbeständigkeit: Klasse 1 ist scheuerbeständig (ideal für Küche, Flur), Klasse 2 ist waschbeständig (perfekt für Wohn- und Schlafzimmer). Alles darunter ist eher für den Keller.

Eine Farbe mit Deckkraft 1 und Nassabrieb 2 ist eine super Wahl. Klar, der Eimer kostet vielleicht 50-60 €, während die Baumarkt-Eigenmarke mit 25 € lockt. Aber von der billigen Plörre brauchst du garantiert zwei Anstriche. Plötzlich zahlst du drauf und arbeitest doppelt so lange. Kein guter Deal, oder?

Die Top 3 Anfängerfehler (und wie du sie vermeidest)

  1. An der Vorbereitung sparen: Haben wir geklärt, oder? Tu es einfach nicht.
  2. Billiges Malerkrepp benutzen: Günstiges Krepp weicht durch und die Kanten fransen aus. Investiere in gutes Klebeband (z.B. das goldene oder lila von bekannten Marken). Profi-Trick für 100% scharfe Kanten: Nachdem du abgeklebt hast, ziehst du eine hauchdünne Schicht Acryl auf die Farbkante des Klebebands, lässt es kurz anziehen und streichst dann. Das Acryl versiegelt die Kante. Genial!
  3. Nass-in-Nass vergessen: Rolle immer in die noch feuchte Farbkante der vorherigen Bahn. So vermeidest du unschöne Streifen und Ansätze. Und heize den Raum nicht zu stark, sonst trocknet die Farbe zu schnell.
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4. Der Boden – Was unter deinen Füßen liegt

Ein neuer Boden ist teuer. Aber muss der alte wirklich immer raus? Gerade alte Holzböden sind oft wahre Schätze.

Holzböden: Schleifen statt rausreißen

Bevor du dein schönes altes Parkett unter Laminat versteckst, prüfe, ob man es schleifen kann. Die Nutzschicht (das Holz über der Nut) sollte noch mindestens 2,5 mm dick sein. Das Abschleifen ist anspruchsvoll, aber machbar. Eine gute Schleifmaschine kannst du dir im Baumarkt oder Fachhandel leihen. Reche mal mit 80-100 € pro Tag für das Gerät. Mit Schleifpapier und Versiegelung landest du bei einem mittelgroßen Raum vielleicht bei 150-200 € im DIY-Verfahren. Ein Profi nimmt dafür ca. 25-40 € pro Quadratmeter, ist aber schneller und das Ergebnis meist staubfreier.

Die große Frage: Öl oder Lack?

Hier gibt es keine richtige Antwort, nur die richtige für dich. Es ist eine Frage des Lebensstils.

  • Hartwachsöl zieht tief ins Holz ein und fühlt sich unglaublich natürlich und warm an. Es „feuert“ die Maserung richtig an. Der riesige Vorteil: Kratzer kannst du lokal ausbessern. Einfach die Stelle leicht anschleifen und nachölen. Dafür braucht ein geölter Boden etwas mehr Pflege.
  • Wasserbasierter Siegellack bildet eine harte, sehr robuste Schutzschicht auf dem Holz. Er ist super pflegeleicht und ideal für Familien mit Kindern oder Haustieren. Der Nachteil: Bei einem tiefen Kratzer musst du oft die ganze Fläche neu schleifen und lackieren. Eine lokale Reparatur ist quasi unmöglich.
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5. Möbel und Einbauten – Altes Schätzchen, neuer Look

Bevor du zur schwedischen Möbelhauskette pilgerst, wirf einen Blick auf deine alten Möbel. Oft sind das massive Stücke von viel besserer Qualität als das meiste, was du heute neu kaufen kannst.

Eine alte Kommode aufarbeiten kann richtig Spaß machen. Ein einfacher, aber extrem wirkungsvoller Trick: Tausch die Griffe aus! Achte auf den Lochabstand der alten Bohrlöcher. Neue, moderne Griffe für eine Kommode kosten vielleicht zwischen 15 € und 50 € und verändern den Look komplett. Schau mal online in spezialisierten Griff-Shops, da gibt es eine riesige Auswahl.

6. Licht, Details und der finale Touch

Wenn die grobe Arbeit getan ist, kommt die Kür. Und nichts verändert einen Raum so sehr wie das richtige Licht.

Quick Win für unter 30 Euro:

Keine Zeit oder kein Budget für eine große Renovierung? Hier ist ein Trick, den du heute in unter einer Stunde umsetzen kannst: Tausche in einem Raum alle Leuchtmittel gegen hochwertige LEDs mit einer warmweißen Lichtfarbe aus (achte auf die Angabe „ca. 2700 Kelvin“ auf der Packung). Der Raum wirkt sofort gemütlicher und einladender. Eine Veränderung, die du sofort spürst. Kostenpunkt: ca. 15-30 €.

7. Sicherheit geht vor – Ein Wort zum Schluss

Bei aller Freude am Selbermachen: Deine Gesundheit ist dein wichtigstes Kapital. Eine Staubmaske (FFP2) beim Schleifen, Handschuhe bei der Arbeit mit Chemie und eine Schutzbrille sind keine übertriebene Vorsicht, sondern Pflicht.

Und hier noch ein Sicherheitshinweis, den du dir bitte zu Herzen nimmst: Mit Öl oder Hartwachsöl getränkte Lappen können sich selbst entzünden! Lass sie NIEMALS zusammengeknüllt liegen. Die sicherste Methode ist, sie einzeln und flach auf einem nicht brennbaren Untergrund (z.B. die Betonplatten auf dem Balkon) im Freien auszubreiten, bis sie komplett durchgetrocknet und steif sind. Erst dann dürfen sie in den Restmüll.

Eine Renovierung muss kein Vermögen kosten. Aber sie erfordert Respekt vor dem Material und dem Handwerk. Nimm dir die Zeit, arbeite sorgfältig und sicher. Am Ende geht es um das unbezahlbare Gefühl, etwas Bleibendes mit den eigenen Händen geschaffen zu haben. Und diesen Stolz wünsche ich dir von Herzen.

Verena Lange

Verena Lange, eine geschätzte Autorin bei Archzine Online Magazine, hat ihr Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin absolviert. Sie hat zahlreiche Artikel in renommierten Medien wie BILD, WELT.de und Berliner Zeitung veröffentlicht.