Tomaten-Ernte verlängern: Der Gärtner-Trick für den Herbst

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, aber Ihre Tomatensaison muss noch lange nicht vorbei sein. Während die Tage kürzer werden, können Sie mit ein paar gezielten Handgriffen dafür sorgen, dass Ihre Pflanzen ihre ganze Kraft in die letzten Früchte stecken. So genießen Sie auch im September und Oktober noch sonnengereifte Tomaten aus dem eigenen Garten. Hier ist die bewährte Methode, die erfahrene Gärtner anwenden, um die Ernte bis zum ersten Frost zu maximieren.
Spätsommer-Pflege: Jetzt die Weichen stellen
Ab Mitte August ist es an der Zeit, die Strategie zu ändern. Statt auf neues Wachstum zu setzen, konzentrieren wir uns darauf, die vorhandenen Früchte zur vollen Reife zu bringen. Das ist besonders wichtig für spät reifende Sorten wie ‚Ochsenherz‘ oder ‚Berner Rose‘, die jede extra Sonnenstunde brauchen.
1. Konsequentes Ausgeizen: Die Seitentriebe, auch Geiztriebe genannt, die in den Blattachseln wachsen, sind Energieräuber. Sie bilden Blätter und Blüten, die es vor dem Herbst nicht mehr zur Fruchtreife schaffen. Brechen Sie diese Triebe konsequent aus. Mein Tipp: Machen Sie das am besten morgens, wenn die Triebe noch brüchig sind und sich leicht mit den Fingern abknipsen lassen. Bei dickeren Trieben (stärker als ein Bleistift) nutzen Sie ein sauberes, scharfes Messer, um Infektionen zu vermeiden.
2. Blüten entfernen: Es mag schmerzhaft klingen, aber ab Ende August sollten Sie alle neuen Blütenstände entfernen. Jede Blüte, die sich jetzt noch bildet, hat in den meisten deutschen Regionen nicht mehr genug Zeit, eine erntereife Frucht zu entwickeln. Indem Sie sie entfernen, leiten Sie die Energie direkt in die bereits vorhandenen Tomaten, die dadurch größer und aromatischer werden.
3. Die Pflanze köpfen: Stoppen Sie das Höhenwachstum Ihrer Tomatenpflanzen. Diese Methode, auch „Entspitzen“ genannt, ist entscheidend. Zählen Sie dazu zwei Blätter über dem obersten, bereits gut entwickelten Fruchtstand ab und schneiden Sie den Haupttrieb direkt darüber ab. Die Pflanze wird nun aufhören, in die Höhe zu wachsen, und ihre gesamte Energie in die Reifung der bestehenden Früchte investieren.
Schutz, Düngung und die richtige Ernte

Die größte Gefahr im Spätsommer und Herbst ist die Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans), die sich bei feuchtkühler Witterung rasant ausbreitet. Vorbeugung ist hier alles.
- Richtig gießen: Wässern Sie Ihre Tomaten nur noch morgens und direkt am Boden. Halten Sie die Blätter unbedingt trocken! Nasse Blätter über Nacht sind eine Einladung für Pilzkrankheiten.
- Letzte Nährstoffgabe: Geben Sie Ihren Pflanzen Mitte bis Ende August eine letzte Düngung mit einem kaliumbetonten Dünger (z.B. Tomatendünger oder Beinwelljauche). Kalium stärkt die Zellwände, verbessert das Aroma der Früchte und macht die Pflanze widerstandsfähiger gegen Krankheiten.
- Blätter entfernen: Schneiden Sie die unteren Blätter der Pflanze bis zum untersten Fruchtstand ab. Das verbessert die Luftzirkulation, die Blätter trocknen nach Regen schneller ab und der Fokus der Pflanze liegt voll auf den Früchten.
- Schutz vor Kälte: Behalten Sie den Wetterbericht im Auge. Droht die erste kalte Nacht unter 5°C, schützen Sie Ihre Pflanzen mit einem Vlies. Oft folgt danach noch eine längere milde Periode, der sogenannte „Altweibersommer“, den Sie so optimal nutzen können.
Grüne Tomaten retten und nachreifen lassen

Selbst mit der besten Pflege werden vor dem ersten Frost wahrscheinlich einige Tomaten noch grün sein. Aber keine Sorge, diese müssen Sie nicht aufgeben! Sobald die Temperaturen dauerhaft unter 10°C fallen, ist es Zeit zu handeln.
Ernten Sie alle Früchte, die bereits eine leichte Aufhellung oder einen Hauch von Farbe zeigen. Komplett dunkelgrüne, unreife Früchte enthalten zu viel Solanin und sind nicht zum Nachreifen geeignet. Die bewährte Methode, um die Reifung im Haus zu beschleunigen, ist einfach und effektiv:
Legen Sie die grünen Tomaten zusammen mit einem reifen Apfel oder einer Banane in eine Papiertüte oder einen Pappkarton. Diese Früchte strömen das natürliche Reifegas Ethylen aus, das den Prozess bei den Tomaten anstößt. Lagern Sie die Tüte bei Zimmertemperatur (ca. 18-20°C) an einem dunklen Ort und kontrollieren Sie alle paar Tage. Innerhalb von ein bis zwei Wochen können Sie sich über nachgereifte, rote Tomaten freuen.
Eine Alternative ist, die gesamte Pflanze abzuschneiden und kopfüber an einem geschützten, luftigen Ort (z.B. Garage oder Keller) aufzuhängen. Auch so reifen viele der verbliebenen Früchte noch nach.