Herbstzauber bei Krakau: Perfekt für Spaziergang & Radtour

von Brittany Alaine Koehler
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Manchmal sind die besten Entdeckungen die, die direkt vor der Haustür liegen. Als ich das letzte Mal in Krakau war und dem Trubel der Altstadt für ein paar Stunden entfliehen wollte, hat mir ein lokaler Freund einen Tipp gegeben: „Fahr in den Niepołomice-Urwald, die Puszcza Niepołomicka. Jetzt im Herbst ist es dort magisch.“ Er hatte so recht. Nur etwa 20 Kilometer östlich von Krakau, eine knappe halbe Autostunde entfernt, entfaltet sich eine völlig andere Welt – ein riesiges Waldgebiet, das im goldenen Licht des Herbstes leuchtet und wie geschaffen ist für einen unvergesslichen Tagesausflug.

Was mich sofort begeistert hat, war die unglaubliche Weite. Anders als in vielen stadtnahen Wäldern in Deutschland, verläuft es sich hier selbst an einem sonnigen Oktoberwochenende. Man trifft Jogger, Familien mit Kinderwagen und ambitionierte Radfahrer, aber schon nach wenigen Minuten auf einem der vielen Wege umgibt einen eine wunderbare Stille. Man hört nur das Rascheln der Blätter unter den Füßen und das Klopfen eines Spechts in der Ferne. Es ist der perfekte Ort, um durchzuatmen und die Seele baumeln zu lassen.

Anreise und die besten Startpunkte

Die Anreise von Krakau ist wirklich unkompliziert. Mit dem Auto dauert es je nach Verkehr etwa 30 Minuten. Mein persönlicher Tipp ist der große, kostenlose Parkplatz bei Wola Batorska. Von hier aus starten einige der schönsten und am besten ausgeschilderten Wander- und Radwege. An sonnigen Wochenenden würde ich empfehlen, vor 11 Uhr dort zu sein, um sicher einen Platz zu bekommen. Eine weitere gute Option ist der Parkplatz in Stanisławice nahe dem „Długosz Królewski“-Reservat. Wer eine längere Radtour plant, kann das Auto auch direkt in der charmanten Kleinstadt Niepołomice abstellen und von dort aus in den Wald radeln.

Für alle ohne Auto gibt es auch Minibusse, die regelmäßig von Krakau nach Niepołomice fahren. Vom Zentrum der Kleinstadt ist es dann nur ein kurzer Spaziergang bis zum Waldrand. Diese Flexibilität macht den Ausflug unheimlich einfach planbar.

Wandern, Radfahren und die Suche nach den Wisenten

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Mit einer Fläche von rund 110 Quadratkilometern bietet der Wald schier unendliche Möglichkeiten. Die Wege sind meist gut befestigt – oft Asphalt, Schotter oder flache Waldpfade. Das macht viele Routen absolut kinderwagentauglich, was ich bei vielen Familien beobachten konnte. Die Beschilderung ist hervorragend; immer wieder findet man große Karten, die den eigenen Standort und die umliegenden Wege zeigen.

Für Radfahrer ist der Wald ein Paradies. Es gibt acht ausgewiesene Radrouten. Die grüne Route ist mit knapp 7 km eine perfekte Runde für Familien und verläuft komplett innerhalb des Waldes. Ambitioniertere Fahrer können auf die überregionalen Routen wie die „Velo Raba“ oder den „Amber Greenways Trail“ abbiegen und stundenlang fahren, ohne einer Straße zu begegnen.

Ein absolutes Highlight, das man nicht verpassen sollte, ist das Wisent-Zuchtzentrum (Ośrodek Hodowli Żubrów). Man sollte hier keinen klassischen Zoo erwarten. Es ist vielmehr ein weitläufiges Gehege, in dem man die majestätischen Tiere in einer naturnahen Umgebung beobachten kann. Der kurze Spaziergang dorthin ist schon ein Erlebnis. Der Eintritt ist mit rund 15 Złoty (ca. 3,50 €) wirklich günstig und das Geld fließt direkt in den Erhalt dieser beeindruckenden Tiere. Ein unvergessliches Erlebnis, besonders für Kinder!

Meine persönlichen Lieblingsecken und was ich gerne vorher gewusst hätte

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Abseits der Hauptattraktionen gibt es stille Orte, die den Wald so besonders machen. Mein Lieblingsplatz ist der Weg um den „Czarny Staw“ (Schwarzer Teich). Die Spiegelung der bunten Herbstbäume im dunklen, ruhigen Wasser ist ein unglaublich friedlicher Anblick und ein fantastisches Fotomotiv. Hier habe ich eine ganze Weile auf einer Bank gesessen und einfach nur die Natur genossen.

Was ich bei meinem ersten Besuch gerne gewusst hätte: Es gibt im Wald selbst keine Cafés oder Kioske. Unbedingt eine Thermoskanne mit Tee oder Kaffee und ein paar Snacks einpacken! Es gibt zahlreiche Picknicktische und Bänke, die zu einer Pause einladen.

Der Wald hat auch eine ernste Seite. An mehreren Stellen findet man Denkmäler und Gräber, die an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern, darunter ein Sammelgrab für ermordete Juden. Diese Orte sind stille Mahnmale und verleihen dem Wald eine unerwartete historische Tiefe.

Der perfekte Abschluss in Niepołomice

Nach ein paar Stunden an der frischen Luft knurrt einem unweigerlich der Magen. Anstatt direkt nach Krakau zurückzufahren, empfehle ich von Herzen einen Abstecher in das Städtchen Niepołomice selbst. Das Zentrum wird vom imposanten Königsschloss aus dem 14. Jahrhundert dominiert, das einst als Jagdresidenz der polnischen Könige diente.

Direkt am Marktplatz (Rynek) gegenüber dem Schloss gibt es mehrere ausgezeichnete Restaurants. Ich bin im „Restauracja Bona“ eingekehrt und war begeistert. Für eine riesige Portion köstlicher Pierogi und eine wärmende Żurek (traditionelle saure Mehlsuppe) habe ich umgerechnet etwa 12 € bezahlt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist, verglichen mit dem touristischen Krakau, fantastisch und das Essen schmeckt authentisch und köstlich.

Wenn du also das nächste Mal in Krakau bist und eine Pause vom Stadtleben brauchst, ist die Puszcza Niepołomicka mehr als nur ein Wald. Es ist ein Ort der Erholung, der Geschichte und der authentischen Naturerfahrung – und im Herbst entfaltet er einen ganz besonderen, unvergesslichen Zauber.

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.