Diese Münze im Portemonnaie? Sie ist tausende Euro wert

von Anette Hoffmann
diese mynze im portemonnaie sie ist tausende euro wert

In alten Schubladen, vergessenen Schatullen und den Tiefen längst aussortierter Geldbörsen schlummern manchmal wahre Schätze. Dabei geht es nicht nur um den sentimentalen Wert von Erbstücken. Auf dem Numismatikmarkt, der Welt der Münzsammler, erzielen einige unscheinbare Geldstücke heute Preise, die man kaum für möglich halten würde. Besonders im Fokus stehen dabei Münzen aus der Zeit der Polnischen Volksrepublik (PRL), die zwischen 1944 und 1989 existierte. Eine ganz bestimmte Münze kann ihren Besitzer heute um mehrere Tausend Złoty – oder umgerechnet hunderte bis über tausend Euro – reicher machen.

Viele Menschen, deren Familien Wurzeln in Polen haben, bewahren solche Münzen noch als Andenken auf, ohne ihre Bedeutung zu kennen. Doch was für den einen eine simple Erinnerung ist, ist für den anderen ein begehrtes Sammlerobjekt. Es sind Zeitkapseln aus Metall, geprägt in einer Ära des Umbruchs, der Mangelwirtschaft und des politischen Wandels hinter dem Eisernen Vorhang. Genau diese historische Aufladung macht sie heute so faszinierend.

Warum ausgerechnet Münzen aus der Volksrepublik Polen?

Die Faszination für Münzen aus der PRL-Zeit speist sich aus mehreren Quellen. Zum einen ist es eine Form der Nostalgie, ein greifbares Stück einer vergangenen Welt. Für jüngere Generationen ist es eine Verbindung zur Geschichte ihrer Eltern und Großeltern. Zum anderen waren die Produktionsbedingungen oft schwierig. Materialknappheit führte zur Verwendung von Legierungen wie Aluminium, die nicht besonders langlebig sind. Das bedeutet: Münzen in perfektem, unzirkuliertem Zustand sind extrem selten.

Der Wert einer Münze wird durch ein Zusammenspiel von Faktoren bestimmt: die Auflage (wie viele wurden geprägt?), der Erhaltungszustand und die Nachfrage am Markt. Eine Münze, die millionenfach im Umlauf war und deutliche Gebrauchsspuren aufweist, ist meist nur noch den reinen Metallwert wert. Ein Exemplar derselben Prägung, das aber nie im Zahlungsverkehr war und aussieht, als käme es frisch aus der Münzprägeanstalt – im Fachjargon „Stempelglanz“ genannt – kann das Tausendfache wert sein. Kratzer, Abnutzung und Verfärbungen mindern den Wert dramatisch. Ein Ratschlag von Experten lautet daher immer: Alte Münzen niemals selbst reinigen! Die feinen Kratzer, die dabei entstehen, können den Wert unwiederbringlich zerstören.

Der „Heilige Gral“: Die 1-Złoty-Münze von 1957

diese mynze im portemonnaie sie ist tausende euro wert 2

Unter den vielen Münzen der PRL-Ära sticht eine besonders hervor: die 1-Złoty-Münze aus dem Jahr 1957. Sie sieht auf den ersten Blick unscheinbar aus, gefertigt aus Aluminium, mit der schlichten Wertziffer auf der einen und dem polnischen Adler ohne Krone – ein Symbol der Volksrepublik – auf der anderen Seite. Doch genau dieses Stück ist der heimliche Star der Szene.

Der Grund für ihren hohen Wert liegt in ihrer Seltenheit. Der Jahrgang 1957 wurde nur in einer vergleichsweise geringen Auflage geprägt. Viele dieser Münzen gingen im täglichen Gebrauch verloren oder wurden durch die weiche Beschaffenheit des Aluminiums schnell unansehnlich. Ein perfekt erhaltenes Exemplar zu finden, ist eine numismatische Sensation. Auf polnischen Auktionen werden für solche Stücke bis zu 3.500 Złoty (rund 800 Euro) gezahlt. Sollte die Münze zusätzlich noch einen seltenen Prägefehler aufweisen, kann der Wert sogar noch weiter in die Höhe schnellen.

Auch andere Jahrgänge und Motive sind gefragt. Dazu gehören etwa die 2-Złoty-Münze von 1958, die ebenfalls aus Aluminium besteht, oder die 5-Złoty-Münze mit dem Bild eines Fischers, die zwischen 1958 und 1974 geprägt wurde. Sie war für eine ganze Generation von Polen ein alltäglicher Begleiter. Eine besondere Kuriosität ist die 20-Złoty-Münze von 1974 mit dem Porträt von Józef Piłsudski, einem Nationalhelden aus der Zeit vor dem Kommunismus – eine ungewöhnliche Gestalt auf einer Münze der Volksrepublik.

Ein europäisches Phänomen mit deutscher Verbindung

diese mynze im portemonnaie sie ist tausende euro wert 3

Die Jagd nach solchen verborgenen Schätzen ist kein rein polnisches Phänomen. Es erinnert stark an die „Ostalgie“ in Deutschland und das wachsende Interesse an Alltagsgegenständen aus der DDR. Auch Münzen der DDR-Mark, insbesondere Gedenkprägungen oder seltene Jahrgänge, erzielen heute beachtliche Sammlerpreise. Es ist der gleiche Mechanismus: Ein abgeschlossenes historisches Kapitel wird numismatisch wiederentdeckt.

Für deutsche Haushalte ist das Thema relevanter, als man zunächst denken mag. Durch Flucht, Vertreibung und die späteren Aussiedlerwellen kamen viele Familien mit polnischen Wurzeln nach Deutschland und brachten oft nur wenige persönliche Gegenstände mit – darunter manchmal auch ein paar Münzen als letztes Andenken. Diese könnten heute, unbemerkt in einer alten Zigarrenkiste auf dem Dachboden, auf ihre Wiederentdeckung warten.

Der Markt für diese Münzen ist international. Deutsche Auktionshäuser und Münzmessen sind ebenfalls Handelsplätze, auf denen solche Stücke auftauchen. Die Nachfrage wird nicht nur von Nostalgikern angetrieben, sondern auch von Investoren, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit nach alternativen Sachwerten suchen. Eine seltene Münze ist nicht nur ein Stück Geschichte, sondern auch eine potenzielle Wertanlage, die von Inflation und Börsenschwankungen relativ unberührt bleibt.

Es lohnt sich also, einen genaueren Blick in die alten Schatullen der Großeltern zu werfen. Vielleicht verbirgt sich dort nicht nur eine sentimentale Erinnerung an eine vergangene Zeit und eine andere Welt, sondern auch ein kleines, unerwartetes Vermögen. Jede dieser Münzen erzählt eine Geschichte – von Hoffnung, Mangel, Alltag und dem Wandel, der Europa nachhaltig geprägt hat.

Anette Hoffmann

Annette Hoffmans erstaunliche Medienkarriere spiegelt ihr pures Engagement für den Journalismus und das Publizieren wider. Ihre Reise begann 2010 als freiberufliche Journalistin bei Vanity Fair, wo sie ihre einzigartige kreative Perspektive einbringt.