Lublin: Polens Perle für einen perfekten Herbst-Trip

von Amandine Hach
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Wenn die großen Touristenströme in den bekannten polnischen Metropolen wie Krakau oder Warschau nach dem Sommer langsam verebben, beginnt für mich die schönste Reisezeit. Die Luft wird klarer, das Licht goldener und die Städte zeigen sich von ihrer authentischsten Seite. Genau dann entfaltet eine Stadt im Osten Polens ihren ganzen Charme: Lublin. Ich war schon mehrfach dort und kann dem nur zustimmen – diese Stadt ist eine echte Perle, die gerade im Herbst einen Besuch wert ist.

Wer dem Trubel entfliehen und Attraktionen ohne langes Anstehen genießen möchte, für den ist Lublin das perfekte Ziel für ein langes Wochenende. Die Atmosphäre ist entspannt, die Preise sind mehr als fair und die historische Altstadt ist so kompakt, dass man alles wunderbar zu Fuß erkunden kann.

Anreise und Fortbewegung vor Ort – Meine Tipps

Für uns aus Deutschland ist die Anreise am einfachsten über Warschau. Zahlreiche Airlines fliegen die polnische Hauptstadt günstig an. Von dort aus habe ich den Zug genommen – eine wirklich entspannte und empfehlenswerte Option. Die Verbindungen sind häufig, die Züge modern und die Fahrt dauert nur knapp zwei Stunden. Ein Ticket kostet je nach Buchungszeitpunkt zwischen 15 und 25 Euro. Man kommt direkt am Hauptbahnhof an, von wo aus man mit dem Bus oder einem günstigen Taxi (Bolt oder Uber funktionieren super) schnell im Zentrum ist.

Wenn Sie mit dem Auto anreisen, hat der Originalartikel einen super Tipp parat: Parken Sie in der Tiefgarage des Einkaufszentrums Vivo! Lublin. Das habe ich selbst ausprobiert. Es ist sicher, relativ günstig und liegt strategisch perfekt direkt unterhalb des Schlosses. Von dort aus ist es ein gemütlicher 10-Minuten-Spaziergang in die Altstadt. In der Innenstadt selbst sind die Parkplätze in den Zonen A, B und C von Montag bis Freitag (8 bis 18 Uhr) kostenpflichtig. Am Wochenende parkt man kostenlos, aber die Plätze sind rar.

Wo übernachten? Von günstig bis besonders

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Lublin bietet eine breite Palette an Unterkünften. Die Angabe von 200 Złoty (ca. 45 €) für ein Doppelzimmer ist ein guter Richtwert für solide Mittelklassehotels oder schöne Apartments. Ich habe einmal im Hotel Wieniawski übernachtet, ein stilvolles Haus mit einem tollen Frühstück für etwa 70-90 € pro Nacht. Für ein kleineres Budget gibt es zahlreiche saubere und moderne Apartments über Booking.com oder Airbnb, oft schon für 35-50 € die Nacht. Wichtiger Tipp: Suchen Sie sich eine Unterkunft in der Nähe der Altstadt (Stare Miasto), dann sind Sie mittendrin im Geschehen und brauchen keine öffentlichen Verkehrsmittel.

Ein Spaziergang durch Lublins Schätze

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Man braucht keinen straffen Plan für Lublin. Das Schönste ist, sich einfach treiben zu lassen. Aber ein paar Highlights sollte man auf keinen Fall verpassen.

Das Krakauer Tor & der Altstädter Ring (Rynek)

Wenn man durch das imposante Krakauer Tor aus dem 14. Jahrhundert tritt, fühlt es sich an, als würde man eine andere Zeit betreten. Dahinter eröffnet sich der malerische Altstädter Ring. Die bunten, reich verzierten Bürgerhäuser leuchten im Herbstlicht besonders schön. Hier habe ich Stunden in den Cafés verbracht, einfach nur die Atmosphäre aufgesogen und das Treiben beobachtet. Anders als in Krakau wirkt hier alles noch etwas ursprünglicher. Setzen Sie sich ins Trybunalska City Pub, genießen Sie einen Kaffee und ein Stück Szarlotka (polnischer Apfelkuchen) und lassen Sie die Seele baumeln. Die Legende vom „Teufelsgericht“ von 1637, die sich hier abgespielt haben soll, verleiht dem Platz eine geheimnisvolle Aura.

Die Lubliner Unterwelt & der Unglücksstein

Die unterirdische Route, die unter dem Marktplatz verläuft, ist ein interessanter Abstecher in die Stadtgeschichte. In etwa 40 Minuten erfährt man viel über das alte Lublin. Besonders das Modell, das den großen Stadtbrand von 1719 darstellt, ist eindrucksvoll. Meine ehrliche Meinung: Für Geschichtsfans ein Muss, wer aber nur wenig Zeit hat oder sich in engen Gängen unwohl fühlt, kann diesen Punkt auch auslassen. Der Eintritt kostet etwa 20 Złoty (ca. 4,50 €). Ganz in der Nähe liegt der berühmte „Unglücksstein“. Die Legende besagt, dass hier einst der Henker sein Beil schärfte. Berühren soll Unglück bringen – ich habe es lieber gelassen!

Das Lubliner Schloss – Mehr als nur eine Burg

Das Schloss thront majestätisch über der Altstadt. Während das Gebäude selbst oft umgebaut wurde, verbirgt sich im Inneren der wahre Schatz: die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit. Lassen Sie sich das auf keinen Fall entgehen! Die byzantinisch-russischen Fresken aus dem 15. Jahrhundert sind absolut atemberaubend und in diesem Teil Europas einzigartig. Klettern Sie auch auf den alten Wehrturm (Donżon) – von hier oben haben Sie den besten Panoramablick über die gesamte Altstadt. Der Eintritt für Schloss, Kapelle und Turm ist getrennt zu zahlen, aber jeder Złoty lohnt sich.

Museum des Lubliner Dorfes (Skansen)

Mein persönlicher Geheimtipp, besonders im Herbst! Dieses Freilichtmuseum am Stadtrand ist eines der schönsten in ganz Polen. Mit dem Bus (z.B. Linie 18 oder 30) ist man in etwa 20 Minuten dort. Planen Sie mindestens einen halben Tag ein. Zwischen alten Holzhäusern, einer Windmühle und einer kleinen Dorfkirche spazieren Sie durch eine vergangene Welt. Der Geruch von Holzfeuer liegt in der Luft, bunte Blätter rascheln unter den Füßen – die Atmosphäre ist einfach magisch und unglaublich fotogen.

Was Sie unbedingt probieren müssen

Lublin hat eine eigene kulinarische Spezialität, die Sie an jeder Ecke finden: den Cebularz. Das ist ein flacher Hefeteigfladen, belegt mit Zwiebeln und Mohn. Ein einfacher, aber köstlicher Snack für zwischendurch, der nur wenige Złoty kostet. Für ein richtig gutes Abendessen empfehle ich das Restaurant Mandragora am Rynek, das auf jüdische Küche spezialisiert ist. Die Atmosphäre ist einzigartig und das Essen fantastisch. Rechnen Sie mit ca. 20-30 € pro Person für ein unvergessliches Mahl.

Lublin ist für mich die perfekte Stadt für eine kurze Auszeit. Sie bietet eine wunderbare Mischung aus reicher Geschichte, lebendiger Kultur und entspanntem Flair – ohne die Menschenmassen und die hohen Preise anderer europäischer Städte. Gerade im Herbst, wenn die Stadt in warmen Farben erstrahlt, ist sie ein unvergessliches Erlebnis.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.