Geheimtipp Balkan-Spa: Heilungswasser & pure Nostalgie

Wenn man „Balkan“ hört, denken die meisten sofort an historische Städte wie Sarajevo oder Belgrad, an die raue Schönheit der Berge oder die pulsierenden Strände Kroatiens. Aber ich habe auf meinen Reisen eine ganz andere, fast vergessene Seite der Region entdeckt: ihre Thermalquellen. Abseits der Touristenpfade, in Serbien, Bosnien oder Nordmazedonien, verbirgt sich eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Hier finden Sie keine sterilen Wellness-Oasen, sondern natürliche Heilquellen mit einer Atmosphäre, die man in keinem Hochglanzkatalog findet.
Diese Orte sind das genaue Gegenteil von dem, was wir in Deutschland unter einer „Therme“ verstehen. Statt modernem Design und teuren Tageskarten erwarten einen oft einfache Becken, der Geruch von Schwefel in der Luft und die herzliche Gesellschaft von Einheimischen, die diese Quellen seit Generationen nutzen. Es ist eine Reise in eine andere Zeit und ein unvergessliches, authentisches Erlebnis.
Serbien: Wo die Gemeinschaft im warmen Wasser badet
Ein perfektes Beispiel ist Lukovska Banja im Süden Serbiens. Ich erinnere mich noch genau, wie ich über eine kurvige Bergstraße dorthin gefahren bin und mich fragte, was mich am Ende des Weges erwarten würde. Was ich fand, war pure Magie. Umgeben von dichten Wäldern dampften mehrere Außenbecken in der kühlen Bergluft. Der Eintritt für die Außenanlagen lag bei meinem letzten Besuch bei gerade einmal 350 Dinar, was ungefähr 3 Euro entspricht – ein unschlagbarer Preis.
Das Besondere hier ist nicht die Infrastruktur, die charmant-sozialistisch und sehr einfach ist, sondern die Menschen. Die Becken sind der soziale Mittelpunkt für die Senioren aus der Umgebung. Sie spielen Schach am Beckenrand, diskutieren über Politik und begrüßen jeden Fremden mit einem neugierigen Lächeln. Ich kam schnell ins Gespräch und bekam die besten Tipps für ein lokales Restaurant, das es in keinem Reiseführer gibt. Mein Tipp: Bringen Sie ein altes Handtuch und Badesachen mit. Das schwefelhaltige Wasser ist fantastisch für die Haut, kann aber Textilien leicht verfärben.
Die Anlage hat mehrere Becken, die „Viri“ genannt werden, mit unterschiedlichen Temperaturen. Man wechselt von einem zum anderen und spürt, wie die Anspannung des Alltags einfach im Wasser verschwindet. Für die Übernachtung gibt es einfache Hotels vor Ort, die oft Pauschalen inklusive medizinischer Anwendungen anbieten, aber ich habe in einer kleinen Privatpension für rund 25 Euro pro Nacht gewohnt und es nicht bereut.
Bosnien und Herzegowina: K.u.k.-Flair trifft auf osmanische Badekultur

In Bosnien und Herzegowina hat die Badekultur eine noch längere, sichtbare Geschichte. Der ursprüngliche Artikel erwähnt Jajce, das für seine Wasserfälle berühmt ist, aber die eigentlichen Thermal-Perlen liegen woanders. Ein absolutes Muss ist für mich Ilidža, ein Vorort von Sarajevo. Schon die Anfahrt durch die von Platanen gesäumte Velika Aleja, wo man noch immer mit der Pferdekutsche fahren kann, fühlt sich an wie eine Zeitreise in die österreichisch-ungarische Monarchie.
Die Hotels hier sind prachtvoll, wenn auch teilweise etwas in die Jahre gekommen, und verströmen einen morbiden Charme. Das Thermalbad selbst, die „Termalna Rivijera Ilidža“, ist moderner als die Anlagen in Serbien und kostet um die 15 KM (ca. 7,50 Euro) Eintritt. Doch auch hier spürt man die Geschichte auf Schritt und Tritt. Schon die Römer und später die Osmanen wussten die Heilkraft des Wassers zu schätzen.
Was ich an Ilidža liebe: Nach dem Bad kann man direkt zum Vrelo Bosne spazieren, dem wunderschönen Quellpark des Flusses Bosna. Es ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Eine ehrliche Anmerkung: Ilidža ist im Sommer bei Gästen aus den Golfstaaten sehr beliebt. Wer es ruhiger mag, sollte die Nebensaison im Frühling oder Herbst wählen. Dann hat man die Parkanlagen fast für sich allein und die Preise für Unterkünfte sind deutlich günstiger.
Nordmazedonien: Baden wie die alten Römer

Nordmazedonien ist vielleicht der größte Geheimtipp, wenn es um Thermalquellen geht. Der Originalartikel hat fälschlicherweise Lukovska Banja hier verortet, aber das Land hat seine eigenen, faszinierenden Orte. Mein persönlicher Favorit ist Banja Bansko in der Nähe von Strumica im Südosten des Landes. Hier badet man buchstäblich auf den Ruinen eines römischen Bades aus dem 3. Jahrhundert.
Die Anlage ist extrem einfach. Es gibt ein Hauptgebäude, das seine besten Tage hinter sich hat, und daneben die archäologische Stätte mit den alten Becken. Für wenige Euro kann man hier in dem gleichen heißen Wasser entspannen, das schon römische Legionäre genossen haben. Die Vorstellung allein ist unglaublich. Man schaut auf die alten Steinmauern und spürt die Jahrtausende alte Geschichte des Ortes. Es gibt keine Massagen, keine Saunawelt, nur das heiße, heilende Wasser und die Stille.
Mein Tipp für Abenteurer: Fragen Sie die Einheimischen nach den „wilden“ Quellen in der Umgebung. Oft gibt es Stellen, an denen das Thermalwasser direkt aus dem Boden sprudelt und kleine, natürliche Becken bildet. Hier badet man kostenlos und mitten in der Natur. Ein Erlebnis, das man nie vergisst.
Was Sie für Ihre Balkan-Spa-Reise wissen sollten
Eine Reise zu diesen vergessenen Orten ist kein Luxusurlaub, sondern ein Abenteuer für die Sinne. Es ist eine Einladung, die Dinge langsamer anzugehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
- Erwartungsmanagement: Erwarten Sie keine deutschen Standards. Die Umkleiden können einfach sein, die Duschen manchmal nur lauwarm. Der Luxus liegt im Wasser und in der Authentizität.
- Beste Reisezeit: Ich persönlich liebe den Herbst, wenn die Luft kühl ist und der Dampf malerisch über dem Wasser aufsteigt. Der Kontrast zwischen kalt und heiß ist dann am intensivsten.
- Anreise: Ein Mietwagen ist fast unerlässlich, um diese abgelegenen Orte zu erreichen. Die Straßen sind oft schmal, aber die Landschaften atemberaubend.
- Kosten: Diese Art zu reisen ist unglaublich günstig. Ein ganzer Tag Entspannung kostet oft weniger als ein Kaffee in Deutschland. Ein Abendessen in einer lokalen „Kafana“ mit gegrilltem Fleisch und Salat gibt es oft für unter 10 Euro.
Wenn Sie also bereit sind, auf Hochglanz zu verzichten und dafür echte Erlebnisse, herzliche Gastfreundschaft und eine tiefe Entspannung zu finden, dann packen Sie Ihre Badesachen. Der Balkan wartet mit seinen heilenden Wassern auf Sie – ein Geheimnis, das es wert ist, entdeckt zu werden.