Dein Badschrank soll ewig halten? So erkennst du Qualität (und vermeidest teure Fehler)

Ein Badschrank ist mehr als nur Stauraum. Entdecken Sie, wie er Ihrem Badezimmer Persönlichkeit und Stil verleiht!

von Anna Müller

Mal ganz ehrlich: Der Badschrank ist wahrscheinlich das am härtesten rangenommene Möbelstück im ganzen Haus. In all den Jahren, in denen ich mit Möbeln zu tun habe, habe ich die verrücktesten Sachen gesehen. Von winzigen Gästetoiletten bis zu riesigen Wellness-Oasen. Aber das Problem ist immer dasselbe: Dein Schrank muss mit Dampf, Hitze, Wasserspritzern und Reinigungsmitteln klarkommen. Und dabei soll er natürlich auch noch top aussehen. Viele unterschätzen das total.

Man kauft schnell mal einen günstigen Schrank im Baumarkt und wundert sich dann, warum nach zwei, drei Jahren die Kanten aufquellen und die Türen schief hängen. Ein wirklich guter Badschrank ist aber keine Geldverschwendung, sondern eine knallharte Investition in deinen Seelenfrieden. Ich möchte dir hier mal ein paar Geheimnisse aus der Werkstatt verraten, damit du beim nächsten Kauf nicht auf Werbeversprechen, sondern auf echtes Wissen setzt.

Ach ja, kleiner Quick-Win vorab: Quillt dein aktueller Schrank schon an der Waschtischplatte auf? Schnelle Hilfe! Trockne die Stelle perfekt mit einem Föhn (nicht zu heiß!), schleif sie ganz vorsichtig mit feinem Schleifpapier an und versiegle sie mit 2-3 Schichten klarem Nagellack. Das ist keine Dauerlösung, kauft dir aber wertvolle Zeit!

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Die Physik im Bad: Warum dein Schrank hier einen harten Job hat

Bevor wir über Holz und Schrauben reden, müssen wir das Grundproblem verstehen. Dein Bad ist für Möbel ein echter Extremstandort. Wenn du heiß duschst, hast du schnell eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 %. Die Luft ist voll mit Wasserdampf. Dieser Dampf schlägt sich an kalten Oberflächen – Fliesen, Spiegel und eben auch deinem Badschrank – nieder und wird wieder zu flüssigem Wasser. Das nennt sich Kondensation.

Holzwerkstoffe sind hygroskopisch, ein schickes Wort dafür, dass sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben wie ein Schwamm. Bei hoher Feuchtigkeit quellen sie auf, bei Trockenheit ziehen sie sich zusammen. Dieses ständige „Arbeiten“ ist die größte Belastung. Ein billig konstruierter Schrank versagt hier unweigerlich. Die Kanten gehen hoch, Lack platzt ab, das ganze Ding sieht schnell traurig aus. Ein guter Schrank ist so gebaut und versiegelt, dass ihm diese Feuchtigkeit quasi egal ist.

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Dazu kommen natürlich die direkten Angriffe: Wasserspritzer vom Händewaschen oder das nasse Handtuch, das mal kurz am Schrank lehnt. Deshalb ist die Abdichtung zur Wand und zum Boden so unglaublich wichtig. Wir Profis orientieren uns da an den gleichen Grundsätzen wie bei der generellen Abdichtung von Innenräumen: Wasser darf keine Chance haben, unkontrolliert einzudringen.

Material-Check: Woraus ein guter Schrank wirklich besteht

Ein Badschrank besteht nie nur aus „Holz“. Es ist ein Teamspiel aus verschiedenen Materialien, die jeweils für ihre Aufgabe perfekt geeignet sein müssen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Das Trägermaterial – Das unsichtbare Skelett

Was du von außen nicht siehst, ist oft das Wichtigste. Es bildet den Korpus, also den Körper des Schranks.

  • Spanplatte: Der Klassiker. Aber Achtung, es gibt riesige Unterschiede! Für Bäder nehmen Profis ausschließlich feuchtebeständige Platten, oft als „P3“ oder „V100“ gekennzeichnet. Die sind mit einem speziellen, wasserabweisenden Leim verpresst. Das ist für 90 % aller guten Badmöbel die richtige und preiswerte Wahl. Kleiner Test: Heb mal eine billige Spanplatte an und dann eine hochwertige Möbelbauplatte. Du spürst sofort den Unterschied im Gewicht und in der Dichte. Preislich die günstigste Lösung.
  • MDF-Platten: Die mitteldichte Faserplatte ist feiner und homogener als Spanplatte. Ihre Oberfläche ist superglatt, was sie perfekt für Lackierungen macht. Wenn du Türen mit gefrästen Profilen (also Kassettenoptik) haben möchtest, ist MDF die erste Wahl, weil es nicht ausfranst. Es ist aber auch schwerer und teurer. Preislich im Mittelfeld, aber für Lackfronten unschlagbar.
  • Multiplex-Platten: Das ist die Königsklasse. Viele dünne Echtholzfurniere werden kreuzweise miteinander verleimt. Birke-Multiplex ist extrem stabil und verzieht sich kaum. Man sieht an der Kante die wunderschönen Schichten, was optisch echt was hermacht. Es ist aber auch am teuersten und muss absolut perfekt lackiert werden, damit keine Feuchtigkeit zwischen die Schichten zieht. Ideal für sichtbare Kanten oder offene Regale im Premium-Bereich.

Und was ist mit Massivholz? Ich liebe den Geruch und die Haptik. Aber ehrlich gesagt: Für einen kompletten Badschrank-Korpus ist es meistens die falsche Wahl. Es arbeitet einfach zu stark und kann sich verziehen oder Risse bekommen. Für eine massive Waschtischplatte kann es gehen, aber dann bitte nur aus geeigneten Hölzern wie Eiche oder Teak und mit der richtigen Oberflächenbehandlung (mehr dazu später!).

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Die Oberfläche – Schutzschild und Hingucker

Die Oberfläche muss gut aussehen und das Trägermaterial darunter perfekt schützen. Das sind die gängigsten Optionen:

  • Melaminharzbeschichtung: Der Standard. Robust, pflegeleicht und in tausenden Farben erhältlich. Ein gutes Zeichen für Qualität ist eine fühlbare Struktur (z.B. eine leichte Holzmaserung) und eine gewisse Dicke. Billige Beschichtungen fühlen sich oft an wie glattes, dünnes Plastik.
  • Schichtstoff (HPL): Quasi der Bodybuilder unter den Beschichtungen. Er ist dicker, extrem kratzfest, stoßfest und noch unempfindlicher gegen Wasser. Wir nehmen das gerne für Waschtischplatten oder stark beanspruchte Fronten. Kostet mehr, hält aber gefühlt ewig.
  • Lack: Eine lackierte Front sieht einfach edel aus. Im Badbereich verwenden wir ausschließlich hochwertige 2-Komponenten-Polyurethan-Lacke (PU-Lacke). Die bilden eine geschlossene, harte und wasserdichte Schicht. Guter Lack ist spiegelglatt, ohne „Orangenhaut“. Der Vorteil: Du kannst jeden Farbton der Welt haben, von matt bis hochglänzend.
  • Echtholzfurnier: Hier bekommst du die Optik von Massivholz, aber die Stabilität einer Trägerplatte. Eine dünne Schicht echtes Holz wird auf die Platte geleimt. Das Furnier muss aber absolut perfekt versiegelt werden, meist mit extrem widerstandsfähigen Lacken.
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Die geheimen Tricks der Profis: Darauf kommt es im Detail an

Ein Laie sieht einen Kasten. Ein Profi sieht die Details, die über ein langes Möbelleben entscheiden.

Die Kante: Die Achillesferse jedes Schranks

Der wichtigste Punkt ist die Kante. Hier kriecht die Feuchtigkeit rein. Eine billige, aufgebügelte Kante ist im Bad eine tickende Zeitbombe. Wir Profis nehmen dicke ABS- oder PP-Kunststoffkanten. Das Entscheidende ist aber der Kleber. Seit einiger Zeit ist PUR-Kleber (Polyurethan) der Goldstandard. Er reagiert mit der Luftfeuchtigkeit und verschmilzt Kante und Platte zu einer Einheit. Man spricht von einer „Nullfuge“.

Kleiner Tipp für den Möbelhaus-Besuch: Wie erkennst du das? Streich mal mit dem Fingernagel über die Kante. Spürst du einen deutlichen Übergang, eine kleine Stufe? Dann ist es wahrscheinlich kein PUR-Kleber. Fühlt es sich an wie aus einem Guss? Perfekt! Frag den Verkäufer auch direkt nach „PUR-Verleimung“ oder „Laserkante“. Wenn er dich nur verständnislos anstarrt, weißt du Bescheid.

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Stabile Verbindungen und eine starke Rückwand

Ein Korpus wird nicht nur verschraubt. Holzdübel sorgen für die präzise Ausrichtung, Schrauben für den Druck. Ganz wichtig ist die Rückwand: Ist sie nur dünn und aufgenagelt, ist das ein klares Billig-Zeichen. Eine stabile Rückwand, die in eine Nut eingelassen ist, versteift den ganzen Schrank und hält ihn im rechten Winkel.

Gute Beschläge: Die stillen Helden

Türen und Schubladen werden tausende Male bewegt. Billige Beschläge geben nach. Wir verwenden ausschließlich Topfscharniere von Markenherstellern, die man in alle drei Richtungen verstellen kann. So hängt nie wieder eine Tür schief. Eine eingebaute Dämpfung (Soft-Close) ist heute Pflicht und schont Material und Nerven. Bei Schubladen sind Vollauszüge Standard, damit du alles siehst. Eine gute Führung trägt locker 30 kg, ohne zu wackeln.

Planung und Montage: Wo Erfahrung Gold wert ist

Der beste Schrank nützt nichts, wenn er schlecht montiert ist. Hier passieren die teuersten Fehler.

Die Wandmontage: Sicherheit geht vor!

Ein hängender Schrank mit Keramikbecken kann schnell 100 kg wiegen. Der darf NIEMALS von der Wand kommen. Die Befestigung muss zur Wand passen.

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Gut zu wissen: Wie teste ich meine Wand? Klopf mal drauf. Klingt es hohl? Dann hast du eine Gipskarton- bzw. Trockenbauwand. Klingt es massiv? Dann ist es Ziegel oder Beton. Für den letzten Check bohrst du an einer unauffälligen Stelle ein kleines Loch: Rotes Bohrmehl bedeutet Ziegel, graues steht für Beton und feines, weißes Mehl ist Gipskarton.

  • Massive Wand (Ziegel, Beton): Hier nehmen wir Profis Rahmendübel oder Schwerlastanker. Die halten bombenfest.
  • Gipskartonwand: Die Herausforderung! Normale Dübel sind hier Selbstmord. Man braucht spezielle Hohlraumdübel aus Metall. Idealerweise schraubt man immer in die dahinterliegende Ständerkonstruktion. Am sichersten ist eine Montageschiene aus Metall, die das Gewicht auf viele Punkte verteilt.

Aus meiner Erfahrung: Sparen Sie niemals bei den Dübeln! Ich wurde mal zu einem Notfall gerufen, wo ein riesiger Spiegelschrank von der Wand gekracht ist. Mit den falschen Dübeln in Gipskarton montiert. Zum Glück war niemand im Raum, aber der Schaden war immens.

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An die Wand anschmiegen und abdichten

Keine Wand ist zu 100 % gerade. Wir Profis sorgen trotzdem dafür, dass kein Spalt zu sehen ist. Wir „schmiegen“ den Schrank an, indem wir den Wandverlauf auf die Seite des Schranks übertragen und ihn passgenau zusägen. Das sieht super sauber aus.

Der Trick für Heimwerker: Das Anschmiegen ist ohne Profi-Werkzeug kaum machbar. Lass stattdessen lieber einen kleinen, gleichmäßigen Spalt von 3-5 mm. Diesen kannst du dann mit hochwertigem Sanitär-Silikon (z.B. von Pattex oder Lugato, ca. 15€ die Kartusche) sauber auffüllen. Alternativ kaschierst du den Spalt mit einer passenden Viertelstableiste aus dem Baumarkt.

DIY, Fertigschrank oder Meisterstück? Eine ehrliche Einordnung

Kann man für 300 Euro glücklich werden? Ja, aber man muss wissen, was man bekommt. Dafür kriegst du einen Bausatz aus Standard-Spanplatte mit einfachen Kanten. Fürs Gästebad oder die Mietwohnung kann das okay sein.

Wenn du diesen Weg gehst, hier meine Pimp-my-Cabinet-Tipps:

  1. Kanten versiegeln! Ganz besonders der Ausschnitt für den Siphon ist eine Schwachstelle. Streich die offene Schnittkante mehrmals mit wasserfestem Lack (eine kleine Dose Bootslack aus dem Baumarkt für ca. 20€ ist perfekt), bevor du alles montierst.
  2. Investiere in gute Dübel. Wirf die mitgelieferten Dinger weg. Kauf dir für 10€ eine Packung guter Dübel, die zu deiner Wand passen (z.B. Fischer DuoPower), die halten einfach besser.
  3. Nimm dir Zeit. Bau den Korpus exakt im rechten Winkel auf und stell die Türen sauber ein.

Die goldene Mitte: Gute Fertigschränke (ca. 800€ – 2.500€)
Das ist der Bereich, in dem sich die meisten bewegen. Im Badstudio oder guten Möbelhaus findest du Schränke, bei denen du jetzt genau weißt, worauf du achten musst: Fühl die Kante (Nullfuge?), schau dir die Beschläge an (Markenname? Soft-Close?), frag nach dem Trägermaterial.

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Das Meisterstück vom Tischler (ab ca. 1.800€)
Hier zahlst du nicht nur für Material, sondern für das Komplettpaket: Beratung, perfektes Aufmaß, hochwertige PUR-Kanten, robuste Lacke und eine absolut sichere Montage mit Gewährleistung. So ein Möbel ist für Jahrzehnte gebaut. Nur als Hausnummer: Ein 80 cm breiter Waschtischunterschrank aus lackiertem MDF startet bei einem guten Tischler oft so bei 1.800 €, mit einer edlen Multiplex-Platte bist du schnell bei 2.500 € oder mehr.

Wie finde ich einen guten Tischler?

Ganz einfach: Stell ihm die richtigen Fragen. Ein Profi wird dir diese sofort und ohne Zögern beantworten können:

  1. „Welchen Kleber verwenden Sie für die Kanten?“ (Die richtige Antwort lautet „PUR“.)
  2. „Wie befestigen Sie einen schweren Schrank an meiner Gipskartonwand?“ (Er sollte von Montageschienen, Hohlraumdübeln oder der Befestigung am Ständerwerk sprechen.)
  3. „Wie schützen Sie die Schnittkanten am Siphonausschnitt?“ (Die Antwort sollte Lack, Silikon oder eine spezielle Dichtmanschette beinhalten.)

Damit dein Schrank lange schön bleibt: Die richtige Pflege

Ganz simpel: Verwende keine aggressiven Scheuermittel. Ein feuchtes Tuch mit einem Spritzer Spüli reicht völlig. Wisch immer trocken nach, besonders an den Kanten. Und kontrollier einmal im Jahr die Silikonfugen. Werden sie rissig, müssen sie erneuert werden, um Wasserschäden zu verhindern.

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Fazit: Eine Entscheidung für viele Jahre Ruhe

Ein Badschrank ist mehr als nur Stauraum – er ist ein technisches Möbel für eine feindliche Umgebung. Ob günstig, gut oder maßgefertigt: Ich hoffe, du hast jetzt das Rüstzeug, um die feinen, aber entscheidenden Unterschiede zu erkennen. Denk dran: Gut geplant und gut gemacht heißt, dass du die nächsten 15, 20 Jahre deine Ruhe hast. Und das ist, ehrlich gesagt, unbezahlbar.

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Der heimliche Star: die Beschläge. Eine Tür, die sanft und leise schließt, oder eine Schublade, die auf den letzten Zentimetern von selbst zu gleitet – das ist kein Luxus, sondern ein klares Qualitätsmerkmal. Achten Sie beim Kauf auf die Namen der Hersteller von Scharnieren und Auszügen. Steht da Blum oder Hettich drauf? Perfekt! Diese Marken sind der Goldstandard und versprechen eine reibungslose Funktion für viele, viele Jahre, selbst bei täglicher, intensiver Nutzung.

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„Die Kantenversiegelung ist die Achillesferse jedes Badmöbels. Hier dringt die Feuchtigkeit zuerst ein.“

Schauen Sie sich die Kanten ganz genau an. Fühlen sie sich scharfkantig an oder sind sie sauber abgerundet? Hochwertige Möbel nutzen oft eine Laser- oder PU-Verleimung (Polyurethan), die eine quasi unsichtbare und vor allem wasserdichte Fuge erzeugt. Eine einfache Melaminkante mit sichtbarer Leimfuge ist ein klares Zeichen für eine günstigere Produktionsweise und ein höheres Risiko für zukünftige Wasserschäden.

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Schweben oder Stehen? Das ist hier die Frage!

Wandhängende Badschränke sind nicht nur ein optisches Statement, das den Raum größer und luftiger wirken lässt. Sie haben einen unschlagbaren praktischen Vorteil: die Reinigung. Kein umständliches Hantieren um Möbelfüße herum, kein Schmutz, der sich in den Ecken sammelt. Sie können einfach und schnell unter dem Schrank wischen. Das verhindert auch, dass sich Feuchtigkeit am Boden staut und von unten in das Möbelstück ziehen kann – ein cleverer Trick für eine längere Lebensdauer.

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  • Vermeidet Fingerabdrücke und Wasserflecken deutlich besser.
  • Wirkt oft wärmer und wohnlicher.
  • Kleine Kratzer sind weniger sichtbar.

Das Geheimnis? Eine hochwertige matte Oberfläche! Während Hochglanz jahrelang dominierte, liegen matte oder seidenmatte Fronten im Trend. Besonders bei dunklen Farben ist eine gute Anti-Fingerprint-Beschichtung, wie sie z.B. bei Fenix-NTM-Oberflächen zu finden ist, Gold wert und erspart tägliches Putzen.

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Waschtisch-Material-Check:

Keramik: Der Klassiker. Extrem hart, kratzfest und unempfindlich gegenüber allen gängigen Badreinigern und Haarfärbemitteln. Die Oberfläche ist absolut porenfrei und somit maximal hygienisch.

Mineralguss: Modern und flexibel. Ermöglicht nahtlose Designs und präzise Kanten. Fühlt sich wärmer an als Keramik, ist aber etwas empfindlicher gegenüber Kratzern und aggressiven Chemikalien. Reparatursets können kleine Macken jedoch oft beheben.

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Unterschätzen Sie niemals die Bedeutung der richtigen Montage. Ein guter Badschrank sollte nicht press an der Wand anliegen. Ein kleiner Abstand von wenigen Millimetern zur Wand, besonders in gefliesten Bädern, ermöglicht eine Luftzirkulation hinter dem Möbel. Das ist entscheidend, um die Bildung von Schimmel und Feuchtigkeitsnestern zu verhindern, die das Material von hinten angreifen könnten.

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Wussten Sie schon? Die durchschnittliche Lebensdauer eines Badezimmers in Deutschland beträgt laut einer Studie der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) etwa 20-25 Jahre. Ein Billig-Schrank überlebt davon oft nicht einmal ein Drittel.

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Ist Echtholz im Bad wirklich tabu?

Nein, aber es braucht die richtige Behandlung! Massivholz-Badmöbel, wie man sie oft im skandinavischen Design findet, können eine wunderbar warme Atmosphäre schaffen. Entscheidend ist die Holzart und die Oberflächenversiegelung. Harte, dichte Hölzer wie Eiche, Teak oder Lärche sind von Natur aus widerstandsfähiger. Die Oberfläche muss perfekt versiegelt sein, am besten mit mehreren Schichten eines hochwertigen 2-Komponenten-Lacks oder speziellen Hartwachs-Ölen, die regelmäßig aufgefrischt werden müssen. Es ist mehr Pflegeaufwand, aber für Liebhaber unschlagbar in der Haptik.

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  • Die MDF-Platte: Eine mitteldichte Faserplatte. Sie hat eine sehr homogene, dichte Struktur, quillt bei Feuchtigkeit weniger stark auf als Spanplatten und lässt sich besser zu sauberen Kanten und Profilen verarbeiten. Für Badmöbel die klar bessere Wahl.
  • Die Spanplatte: Besteht aus gröberen Holzspänen. Sie ist günstiger, aber ihre Kanten sind anfälliger für Feuchtigkeitseintritt. Für einen langlebigen Waschtischunterschrank ist sie oft nicht die beste Basis.
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Der ultimative Tipp vom Profi: Wenn Sie Ihren Schrank an eine geflieste Wand montieren, ziehen Sie nach der Befestigung eine dünne, saubere Naht mit transparentem Sanitär-Silikon zwischen der Rückkante der Waschtischplatte und den Fliesen. Dies verhindert, dass Spritzwasser hinter den Schrank läuft und sich dort sammelt. Eine kleine Maßnahme mit riesiger Wirkung auf die Langlebigkeit!

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Lassen Sie sich nicht nur vom Äußeren blenden. Öffnen Sie die Türen und Schubladen. Wie ist der Korpus innen beschichtet? Oft wird hier gespart. Außen hui, innen pfui. Ein Qualitätsprodukt von Marken wie Duravit, Laufen oder Keuco hat auch im Inneren eine hochwertige, feuchtigkeitsabweisende Melaminharzbeschichtung. Sie ist robust, kratzfest und lässt sich leicht reinigen – genau das, was man braucht, wenn mal eine Flasche ausläuft.

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Ein Fakt aus der Praxis: Eine schlecht versiegelte Kante kann durch Kapillarwirkung Wasser bis zu 10 cm tief in eine Spanplatte ziehen – lange bevor man den Schaden an der Oberfläche überhaupt bemerkt.

Das bedeutet, dass das Problem bereits weit fortgeschritten ist, wenn die Ecke endlich aufquillt. Deshalb ist die Investition in eine nahtlose Laserkante oder eine wasserfeste PU-Verleimung keine Luxusfrage, sondern eine knallharte Notwendigkeit für ein langes Möbelleben.

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Achtung, Putzmittel-Falle! Aggressive Scheuermittel, chlorhaltige Reiniger oder organische Lösungsmittel sind der Tod für jede Möbeloberfläche, egal wie hochwertig sie ist. Die beste Pflege für Ihren Badschrank ist denkbar einfach: Ein weiches, feuchtes Tuch (kein Mikrofaser bei Hochglanz!) und eventuell ein paar Tropfen mildes Spülmittel. Danach immer trocken nachwischen, um Kalkflecken und stehende Nässe zu vermeiden.

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Grifflose Fronten: Nur eine Modeerscheinung?

Nicht ganz. Grifflose Designs, die über eine „Push-to-Open“-Mechanik oder dezent eingefräste Griffmulden verfügen, bieten eine wunderbar ruhige und moderne Optik. Sie sind ideal für kleine Bäder, da keine Griffe hervorstehen, an denen man hängen bleiben kann. Der Nachteil: Man hinterlässt zwangsläufig Fingerabdrücke auf der Front und die Mechanik kann bei günstigen Modellen mit der Zeit verschleißen. Hier lohnt es sich, auf die Qualität der Drucköffner zu achten.

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, recycelte Materialien zu kaufen. Die nachhaltigste Tat ist, ein Produkt zu erwerben, das extrem lange hält. Ein Badschrank, der für 800 Euro 20 Jahre lang perfekt funktioniert und gut aussieht, hat einen weitaus kleineren ökologischen Fußabdruck als drei Schränke für je 250 Euro, die man in derselben Zeit kauft, weil sie nach wenigen Jahren aufquellen und im Müll landen. Qualität ist somit aktiver Umweltschutz.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.