Museum bauen? Der ehrliche Blick hinter die Kulissen – was es wirklich kostet und worauf es ankommt
Entdecke, wie Museen zu pulsierenden Herzstücken urbaner Kultur avancieren – ein Blick auf moderne Architektur, der begeistert!
Stell dir vor, ein Museum wird lebendig und erzählt Geschichten, die die Stadt umarmen. Jedes Gebäude, von Pompidou bis Guggenheim, ist ein Zeuge urbaner Transformation, ein Kunstwerk für sich, das Besucher in seinen Bann zieht. Wie verändert sich unser Verständnis von Kultur in diesen faszinierenden Räumen?
Ich kann mich noch genau an mein allererstes Projekt im Museumsbau erinnern. Damals war ich noch ein junger Geselle, stand in einer riesigen, kalten Halle – dem Rohbau eines neuen Museums – und lauschte den Worten des Architekten. Der sprach von „Lichtachsen“ und „Besucherflüssen“, während der Bauleiter über die Lieferzeiten für irgendeinen Spezialstahl fluchte. Und ich? Ich hab an diesem Tag eins gelernt: Ein Museum ist keine Hülle. Es ist eine hochkomplexe Maschine, die Kulturgüter bewahren soll und auf den Millimeter genau funktionieren muss.
Inhaltsverzeichnis
- Die Gretchenfrage: Was kostet so ein Museum denn nun wirklich?
- Alles beginnt am Schreibtisch: Die Planungsphase
- Die 3 teuersten Fehler, die ich auf dem Bau gesehen habe
- Das unsichtbare Herz: Technik, die Kunst am Leben erhält
- Die Visitenkarte: Fassade und Innenausbau
- Sonderfall: Bauen im Bestand
- Ein ehrliches Fazit vom Meister
- Bilder & Inspiration
Heute, viele Jahre und Projekte später, sehe ich das Ganze mit anderen Augen. Ich sehe die schönen Bilder in den Broschüren und lese die Schlagzeilen über explodierende Kosten. Aber ich weiß auch, was wirklich dahintersteckt. Die Knochenarbeit, die cleveren Pläne und die unzähligen kleinen Entscheidungen, die am Ende alles entscheiden. Genau darum geht es hier: Ich will euch einen ehrlichen Einblick in den Maschinenraum des Museumsbaus geben. Kein Werbegeschwafel, sondern die knallharten Fakten zu Kosten, Technik und den Fallstricken, von denen euch sonst niemand erzählt.

Die Gretchenfrage: Was kostet so ein Museum denn nun wirklich?
Das ist immer die erste Frage, und meine Antwort ist meistens ein Kopfschütteln. Das ist, als würde man fragen: „Was kostet ein Auto?“ Meinst du einen kleinen Stadtflitzer oder einen 40-Tonner? Ein kleines Heimatmuseum in einer umgebauten Scheune ist eine völlig andere Welt als ein moderner Kunsttempel mit spektakulärer Architektur.
Um das Ganze aber mal greifbar zu machen: Rechnet bei einem Neubau mal mit Gesamtprojektkosten zwischen 5.000 € und 15.000 € pro Quadratmeter. Ja, richtig gelesen. Ein kleines Stadtmuseum mit 2.000 m² kann also schnell bei 10 bis 30 Millionen Euro liegen. Die reinen Baukosten sind dabei nur ein Teil des Kuchens. Eine gute Faustregel für die Verteilung der Baukosten sieht so aus:
- Planung & Genehmigungen (ca. 15-20 %): Das sind die Honorare für Architekten, Statiker und all die Fachplaner. Wer hier spart, zahlt es später doppelt und dreifach. Ehrlich, das ist die wichtigste Investition überhaupt.
- Der Rohbau (ca. 25-30 %): Das Skelett des Hauses – Fundament, Wände, Decken. Hier wird es teuer, wenn es kompliziert wird. Eine Fassade aus perfektem Sichtbeton kostet ein Vielfaches einer normalen Putzfassade.
- Gebäudetechnik (TGA) (ca. 25-35 %): Das ist das Herz und die Lunge. Heizung, Lüftung, Klima, Sicherheitstechnik. In Museen ist das oft der größte und komplexeste Batzen. Darauf kommen wir gleich noch.
- Der Innenausbau (ca. 15-20 %): Böden, Wände, Türen. Hier braucht es extrem robuste Materialien. Ein Boden, über den eine Million Menschen pro Jahr trampeln, muss was aushalten.
- Außenanlagen (ca. 5-10 %): Wege, Plätze, Grünflächen. Wird oft unterschätzt, ist aber die Visitenkarte des Hauses.
Ganz wichtig: Zu diesen reinen Baukosten kommen noch die Kosten für das Grundstück, die gesamte Ausstellungsausstattung (Vitrinen, Medientechnik) und eine absolut notwendige Reserve. Kleiner Tipp aus der Praxis: Plant mindestens 15 % der Bausumme als Puffer für Unvorhergesehenes ein. Ihr werdet ihn mit ziemlicher Sicherheit brauchen.

Ach ja, und worüber fast niemand redet: die Betriebskosten danach! Die modernste Klimatechnik braucht Strom, und zwar nicht zu knapp. Diese Kosten laufen ab Tag eins und müssen von Anfang an im Budget berücksichtigt werden, sonst gibt’s später ein böses Erwachen.
Alles beginnt am Schreibtisch: Die Planungsphase
Wenn mich ein Lehrling fragt, wo man beim Bau am meisten Geld sparen kann, zeige ich immer auf den Schreibtisch des Planers. Jeder Euro, der hier in eine saubere, vorausschauende Planung fließt, spart später zehn Euro auf der Baustelle. Versprochen.
Aber wen braucht man dafür? Üblicherweise läuft es so ab: Man beginnt mit dem Architekten. Er ist der kreative Kopf und der Dirigent des Orchesters. Er schlägt dann in der Regel die weiteren Fachleute vor oder man holt sich bei ganz großen Projekten einen externen Projektsteuerer, der alles koordiniert. Unverzichtbar im Team sind:
- Der Tragwerksplaner (Statiker): Er sorgt dafür, dass die kühnen Entwürfe nicht einstürzen. Eine tonnenschwere Betondecke, die scheinbar frei im Raum schwebt? Seine Aufgabe.
- Der TGA-Fachplaner: Der Meister der Technik. Er plant die komplexe Klimatisierung und Energieversorgung, das unsichtbare Nervensystem des Gebäudes.
- Der Brandschutz-Experte: Museen sind Sonderbauten. Es geht nicht nur um Menschenleben, sondern auch um unersetzliche Kulturgüter.
- Lichtplaner & Akustiker: Diese Spezialisten werden oft sträflich spät ins Boot geholt. Licht macht die Kunst erst sichtbar, kann sie aber auch zerstören. Und eine schlechte Akustik kann den schönsten Raum unerträglich machen.
Heute arbeiten wir zum Glück fast nur noch mit BIM (Building Information Modeling). Klingt technisch, bedeutet aber nur: Wir bauen das ganze Museum erst einmal komplett digital in 3D. In diesem Modell sehen wir sofort, ob das dicke Lüftungsrohr mit dem Stahlträger kollidiert. Das am Computer zu beheben ist ein Mausklick. Auf der Baustelle? Eine Katastrophe, die Wochen und Unsummen kostet.

Die 3 teuersten Fehler, die ich auf dem Bau gesehen habe
Aus Fehlern lernt man, heißt es. Am besten aus den Fehlern anderer, denn die sind günstiger. Hier sind meine Top 3 der teuersten Pannen, die immer wieder passieren:
- An der Planung sparen: Das ist der absolute Klassiker. Man startet zu schnell, die Pläne sind lückenhaft, und auf der Baustelle geht das Raten los. Jede unklare Stelle, jede nachträgliche Änderung kostet ein Vermögen an Zeit und Geld.
- Die fleckige Betonwand: Ich habe eine riesige Sichtbetonwand gesehen, die durch unsaubere Arbeit an einer Stelle fleckig war. Der Architekt hat sie nicht abgenommen. Ergebnis: Die gesamte Wand musste für zehntausende Euro sandgestrahlt und kosmetisch überarbeitet werden. Nur zum Vergleich: Eine Wand in der höchsten Sichtbeton-Qualität (SB4) kann locker das Doppelte oder Dreifache einer normalen, verputzten Wand kosten. Da muss jeder Handgriff sitzen.
- Die Echo-Halle: Ein wunderschönes Foyer, hohe Decken, viel Glas und Beton. Sah toll aus. Aber die Akustik wurde vergessen. Jeder Schritt, jedes Wort hallte unangenehm nach. Man konnte sich kaum unterhalten. Nachträglich teure Akustiksegel und schallschluckende Paneele zu installieren, hat das Budget unnötig belastet und sah nie so gut aus wie eine von Anfang an integrierte Lösung.

Das unsichtbare Herz: Technik, die Kunst am Leben erhält
Das Wertvollste in einem Museum ist für den Besucher unsichtbar. Es steckt in den Wänden und Decken: die Technische Gebäudeausrüstung (TGA).
Das Wichtigste ist das Klima. Alte Gemälde, Manuskripte oder Holzskulpturen reagieren extrem empfindlich auf Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Ziel sind meist konstante 20°C und 50 % relative Luftfeuchte. Das an 365 Tagen im Jahr zu garantieren, egal ob draußen 35°C im Schatten oder minus 15°C herrschen, ist eine technische Meisterleistung.
Beim Brandschutz wird es richtig speziell. Eine normale Sprinkleranlage wäre eine Katastrophe – das Wasser würde die Kunstwerke genauso zuverlässig zerstören wie das Feuer. Deshalb setzen die Profis in wirklich sensiblen Bereichen wie Depots oder Archiven auf Gaslöschanlagen. Im Brandfall flutet das System den Raum blitzschnell mit einem harmlosen Gas (oft Argon oder Stickstoff), das den Sauerstoff verdrängt und das Feuer erstickt, ganz ohne einen Tropfen Wasser. Klar, so eine Anlage ist erheblich teurer und erfordert besondere Sicherheitsvorkehrungen für das Personal, aber sie ist der Goldstandard, wenn es um den Schutz unersetzlicher Werte geht.

Die Visitenkarte: Fassade und Innenausbau
Die Fassade ist das Gesicht des Museums. Eine technisch und optisch überzeugende Lösung ist die vorgehängte hinterlüftete Fassade (kurz VHF). Dabei wird die äußere Wetterschale – zum Beispiel aus Naturstein oder Metallplatten – mit etwas Abstand vor der gedämmten Wand montiert. Der Luftspalt dazwischen sorgt für ein gesundes Gebäudeklima. Die Montage ist Millimeterarbeit, die strengen Normen folgt (wer es genau wissen will, schaut mal nach der DIN 18516).
Im Inneren zählt vor allem eines: Robustheit. Böden aus geschliffenem Terrazzo oder speziellem Industrieparkett sind keine Seltenheit. Die Wände sind oft mit cleveren Systemen ausgestattet, die es Kuratoren erlauben, Kunstwerke flexibel und sicher aufzuhängen, ohne ständig neue Löcher bohren zu müssen.
Sonderfall: Bauen im Bestand
Eine ganz besondere Herausforderung ist der Umbau eines alten, oft denkmalgeschützten Gebäudes in ein Museum. Man denke nur an berühmte Umbauten, bei denen aus einem alten Bahnhof oder einem Industriespeicher ein Kunsttempel wurde. Man weiß nie, was einen hinter der nächsten Wand erwartet: verfaulte Balken, unerwartete Schadstoffe oder Fundamente, die auf keinem Plan verzeichnet sind. Alte Bausubstanz mit modernster Klimatechnik zu verbinden, ist die absolute Königsdisziplin.

Ein ehrliches Fazit vom Meister
Ein Museum zu bauen ist eine der komplexesten, aber auch lohnendsten Aufgaben, die es gibt. Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wenn Sie so ein Projekt vor der Brust haben, nehmen Sie drei Ratschläge von einem alten Hasen an:
- Investieren Sie in Köpfe, nicht nur in Steine. Eine brillante Planung mit einem erfahrenen Team ist Ihr wichtigstes Kapital und die beste Versicherung gegen explodierende Kosten.
- Billig wird am Ende immer teuer. Das gilt für den Planer, den Handwerker und das Material. Qualität hat ihren Preis, aber sie zahlt sich über Jahrzehnte aus.
- Seien Sie Realist. Es wird Überraschungen geben. Planen Sie Zeit- und Geldpuffer ein und bleiben Sie im Gespräch. Kommunikation ist alles.
Ein gut gemachtes Museum ist am Ende so viel mehr als nur ein teures Gebäude. Es ist ein Geschenk an uns alle. Ein Ort zum Lernen, Staunen und Begegnen. Und wenn ich Jahre später an einem Bau vorbeikomme, an dem ich mitgeschwitzt habe, und sehe, wie er mit Leben gefüllt ist … dann weiß ich, dass sich jede einzelne schlaflose Nacht gelohnt hat.

Bilder & Inspiration


Wieso ist die Klimatisierung in Museen eine Wissenschaft für sich?
Weil es nicht nur um die Wohlfühltemperatur für Besucher geht. Die wahre Herausforderung ist die „konservatorische Klimakonstanz“. Das bedeutet: eine relative Luftfeuchtigkeit, die stabil bei exakt 50 % (+/- 5 %) liegt, und eine Temperatur um 20 °C. Jede Schwankung lässt alte Leinwände, Holzskulpturen oder Papierdokumente arbeiten – sie dehnen sich aus, ziehen sich zusammen. Auf Dauer zerstört das jedes Kunstwerk. Moderne TGA-Systeme von Anbietern wie Siemens oder Kieback&Peter steuern dies aufs Genauste, filtern Schadstoffe und sind das unsichtbare Herz, das die Kunst am Leben erhält.

Die Depotflächen eines Museums sind oft genauso groß oder sogar größer als die Ausstellungsflächen.
Dieser Fakt überrascht viele, ist aber die logische Konsequenz der Sammeltätigkeit. Ein Museum zeigt meist nur einen Bruchteil seiner Schätze. Der Rest lagert im Depot – dem Hochsicherheitstrakt des Hauses. Hier gelten noch strengere Klima- und Sicherheitsanforderungen als in den Sälen. Die Planung dieser „verborgenen Stadt“ ist eine der größten logistischen Herausforderungen beim Museumsbau und ein enormer Kostenfaktor, der in den glänzenden Broschüren selten auftaucht.

- Nahezu unsichtbare Infrarot-Lichtschranken
- Körperschallsensoren in Wänden und Böden
- Kontaktmelder an jedem Fenster und jeder Vitrine
- HD-Kameras mit intelligenter Bewegungserkennung
Das Geheimnis? Ein mehrschichtiges Sicherheitskonzept. Es kombiniert mechanische Sicherungen (wie Panzerglas) mit elektronischer Überwachung, die oft erst dann sichtbar wird, wenn es zu spät ist. Jede Ebene dient als Backup für die andere, um auf jeden denkbaren Vorfall vorbereitet zu sein.

Weißer Kubus vs. Historisches Ambiente: Die Wahl des Ausstellungsraums hat dramatische Auswirkungen auf die Kunstwahrnehmung. Der „White Cube“, wie ihn etwa die Galerien von Gagosian perfektioniert haben, neutralisiert den Raum und stellt das Kunstwerk in den absoluten Fokus. Ein historisches Gebäude wie das Musée d’Orsay hingegen tritt selbst in einen Dialog mit den Exponaten, schafft eine einzigartige Atmosphäre, kann aber auch von der Kunst ablenken. Die Entscheidung für das eine oder andere ist eine der grundlegendsten kuratorischen Weichenstellungen.

Die Akustik ist der oft vergessene Aspekt im Museumsbau. Große Hallen mit harten Oberflächen wie Stein, Glas und Beton – typisch für moderne Museumsfoyers – erzeugen einen enormen Nachhall. Das Stimmengewirr und die Schritte der Besucher werden zu einem anstrengenden Lärmteppich. Architekten arbeiten daher mit akustischen Tricks: Mikroperforierte Wandpaneele, schallschluckende Textilien, spezielle Deckensegel oder sogar die gezielte Platzierung von großen Kunstinstallationen können den Schall brechen und eine angenehme, kontemplative Stille schaffen.

„Licht ist der Schlüssel. Es kann ein Gebäude zum Leben erwecken oder es zerstören.“ – I. M. Pei, Architekt der Louvre-Pyramide

Wichtiger Punkt: Ein Museumsfußboden ist ein Hochleistungsprodukt. Er muss dem Abrieb von Millionen von Schuhen standhalten, leise sein, um die Kontemplation nicht zu stören, und darf das Licht nicht unangenehm reflektieren. Gleichzeitig muss er oft enorme Lasten von schweren Skulpturen tragen. Beliebt sind daher Materialien wie geschliffener Terrazzo, robuster Naturstein wie Granit oder auch Eichenparkett, das für eine wärmere Atmosphäre sorgt. Synthetische Optionen wie Kautschuk von Nora sind ebenfalls eine Option, besonders in stark frequentierten Bereichen.

Denken Sie an die Fassade des Guggenheim-Museums in Bilbao von Frank Gehry. Die geschwungenen, schimmernden Titanplatten sind mehr als nur eine Hülle. Sie sind das Markenzeichen, eine Skulptur für sich und ein Versprechen an den Besucher. Materialwahl und Form der Fassade definieren die Identität des Museums nach außen und spielen eine entscheidende Rolle für das Stadtmarketing. Eine spektakuläre Fassade kann selbst zu einer Touristenattraktion werden, wie das Beispiel Bilbao eindrucksvoll beweist.

- Beständigkeit gegen UV-Strahlung, die Farben ausbleicht
- Schutz vor Einbruch (durchwurf- oder durchbruchhemmend)
- Hervorragende Wärmeisolierung zur Reduzierung der Energiekosten
- Maximale Farbneutralität, um den Blick nach draußen nicht zu verfälschen
Dies sind die Grundanforderungen an Museumsglas. Spezialhersteller wie Saint-Gobain oder Schüco bieten Verglasungen an, die diese Funktionen in einer einzigen, oft mehrschichtigen Scheibe vereinen. Ein unsichtbarer Schutzschild, der Millionenwerte sichert.

Gibt es eine „grüne“ Bauweise für Museen?
Ja, und sie wird immer wichtiger, da die Betriebskosten für die konstante Klimatisierung enorm sind. Moderne Museumsbauten setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit. Das geht von Geothermie für Heizung und Kühlung über Photovoltaikanlagen auf dem Dach bis hin zu intelligenten Systemen, die das Tageslicht optimal nutzen, um den Bedarf an künstlicher Beleuchtung zu reduzieren. Ein Vorreiter ist die California Academy of Sciences in San Francisco mit ihrem riesigen, lebenden Dach, das als natürliche Isolierung dient und Regenwasser sammelt.

Laut einer Studie des British Museum verbringt ein Besucher im Durchschnitt nur 8 Sekunden mit der Betrachtung eines einzelnen Kunstwerks.
Diese kurze Aufmerksamkeitsspanne hat direkten Einfluss auf die „Besucherführung“ und das Ausstellungsdesign. Architekten und Kuratoren schaffen bewusst „Pausen“ – Sitzgelegenheiten, Fenster mit Ausblick oder ruhigere Kabinette –, um die Besucher zu entschleunigen. Das Ziel ist es, einen Rhythmus zu erzeugen, der zwischen schnellem Durchqueren und konzentriertem Verweilen wechselt und so die Sinne nicht überfordert.

Ein häufiger Fehler bei der Budgetierung ist die Unterschätzung der „weichen“ Faktoren. Die Architektur mag stehen, aber damit ist das Museum nicht eröffnet. Kosten für die Erstausstattung der Ausstellung, die Entwicklung eines Leitsystems, die Programmierung der Website, die anfängliche Marketingkampagne und die Schulung des Personals summieren sich schnell zu einem siebenstelligen Betrag, der im reinen Baubudget oft nicht enthalten ist.

Feuerlöschung ohne Wasser: In einem Depot voller unersetzlicher Kunstwerke wäre Wasser aus einer Sprinkleranlage eine Katastrophe. Deshalb setzen Museen auf Gaslöschanlagen. Im Brandfall wird der Raum mit einem Inertgas wie Argon oder Stickstoff geflutet. Das Gas verdrängt den Sauerstoff und erstickt das Feuer innerhalb von Sekunden – ganz ohne schädliche Rückstände auf den Kunstwerken zu hinterlassen. Eine teure, aber unverzichtbare Technologie.

Der Umbau eines bestehenden Gebäudes, wie beim Musée d’Orsay, das einst ein Bahnhof war, bringt ganz eigene Herausforderungen mit sich. Die historische Bausubstanz muss erhalten und oft aufwendig saniert werden, während gleichzeitig modernste Klima- und Sicherheitstechnik unsichtbar integriert werden muss. Oft ist es ein Kampf um jeden Zentimeter, um Leitungen oder Sensoren zu verstecken, ohne den Charakter des Ortes zu zerstören. Das Ergebnis kann jedoch eine einzigartige Symbiose aus Alt und Neu sein, die ein Neubau niemals erreicht.

Die Kunst des Lichts: Museumsbeleuchtung ist eine meisterhafte Balance. Sie muss hell genug sein, um Details sichtbar zu machen, aber dunkel genug, um empfindliche Pigmente nicht zu schädigen.
- Grundbeleuchtung: Sorgt für eine gleichmäßige, schattenarme Ausleuchtung der Räume.
- Akzentbeleuchtung: Setzt einzelne Werke gezielt in Szene, oft mit LED-Spots von Spezialisten wie Erco oder Zumtobel, deren Farbtemperatur und Abstrahlwinkel exakt justierbar sind.
- Tageslichtsteuerung: Nutzt natürliches Licht, filtert aber schädliche UV-Anteile heraus und steuert Jalousien automatisch, um die Lux-Werte konstant zu halten.

Flexibilität ist das neue Credo im Museumsbau. Die Zeiten starrer, unveränderlicher Ausstellungssäle sind vorbei. Moderne Entwürfe setzen auf verschiebbare Wandsysteme, multifunktionale Räume und eine flexible Deckeninfrastruktur mit Strom- und Datenanschlüssen. So kann ein Haus schnell auf neue Ausstellungskonzepte, mediale Installationen oder Veranstaltungen reagieren, ohne teure Umbauten vornehmen zu müssen. Das Museum wird zur wandelbaren Bühne.

Logistik für Giganten: Wie kommt eine tonnenschwere Skulptur von Anselm Kiefer an ihren Platz? Der Kunsttransport ist ein oft übersehener, aber kritischer Teil des Museumsprojekts. Schon in der Planungsphase müssen Lastenaufzüge, Türbreiten und die Tragfähigkeit der Böden auf die größten denkbaren Exponate ausgelegt werden. Manchmal müssen sogar Fassadenteile oder Dächer temporär geöffnet werden, um ein Kunstwerk mit einem Kran an seinen Bestimmungsort zu heben. Ein logistischer Albtraum, wenn er nicht von Anfang an mitgeplant wird.

Der Bau des Opernhauses in Sydney sollte ursprünglich 7 Millionen Australische Dollar kosten. Er endete bei 102 Millionen – eine Kostensteigerung von über 1.400 %.
Auch wenn dies ein extremes Beispiel ist, zeigt es doch ein grundlegendes Risiko bei architektonisch ambitionierten Kulturbauten. Komplexe, nie dagewesene Formen und Materialien sind schwer zu kalkulieren und bergen ein hohes Potenzial für unvorhergesehene technische Herausforderungen und damit explodierende Kosten. Eine solide Planung und ein großzügiger Risikopuffer sind daher unerlässlich.

Was ist eigentlich „Sichtbeton“ und warum ist er so teuer?
Sichtbeton ist Beton, der nicht verputzt oder verkleidet wird. Seine Oberfläche bleibt also sichtbar und wird zum architektonischen Gestaltungselement. Die Herausforderung: Jeder Fehler – von der Mischung über die Schalung bis zum Guss – ist später sichtbar. Für eine perfekte, seidenglatte Oberfläche wie sie oft in Museen von Architekten wie Tadao Ando zu sehen ist, braucht es extrem hochwertige und oft maßgefertigte Schalungssysteme (z.B. von Doka oder Peri) und absolute Präzision im Bauprozess. Diese Handwerkskunst hat ihren Preis und kann die Rohbaukosten schnell verdoppeln.

Barrierefreiheit neu gedacht: Ein modernes Museum muss für absolut jeden zugänglich sein. Das geht weit über eine einfache Rollstuhlrampe hinaus. Es bedeutet taktile Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderung, Induktionsschleifen für Hörgeräte in Auditorien, Texte in leichter Sprache, höhenverstellbare interaktive Displays und ruhige Rückzugsräume für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Barrierefreiheit ist kein nachträglicher Zusatz, sondern muss von Beginn an integraler Bestandteil des architektonischen Konzepts sein.

Das Fundament ist mehr als nur eine Bodenplatte. In erdbebengefährdeten Gebieten wie Kalifornien oder Japan werden Museen auf riesigen seismischen Isolatoren gebaut. Das sind im Grunde gigantische Lager aus Gummi und Stahl, die das Gebäude vom Boden entkoppeln. Bei einem Erdbeben bewegt sich der Boden, aber das Gebäude gleitet sanft darüber hinweg. Eine unsichtbare, aber überlebenswichtige Technologie zum Schutz von Kulturgut im Wert von Milliarden.

„Architektur sollte zum Schweigen gebracht werden, damit die Kunst sprechen kann.“ – Renzo Piano, Architekt u.a. des Centre Pompidou und The Shard
Dieses Zitat verdeutlicht den ständigen Konflikt, dem sich Museumsarchitekten stellen müssen: Soll das Gebäude selbst ein Kunstwerk sein oder sich komplett in den Dienst der ausgestellten Objekte stellen? Die besten Entwürfe schaffen es, architektonisch brillant zu sein, ohne der Kunst die Schau zu stehlen – eine Gratwanderung, die nur wenigen gelingt.
Die digitale Ebene ist heute die zweite Fassade eines Museums. Schon während des Baus muss die Infrastruktur für flächendeckendes WLAN, interaktive Terminals, Augmented-Reality-Anwendungen und die Steuerung von Medieninstallationen mitgedacht werden. Serverräume, eine robuste Verkabelung und flexible Stromversorgung sind ebenso wichtig wie die Statik. Ein modernes Museum wird von Anfang an als „smart building“ konzipiert, in dem die digitale und die physische Welt nahtlos ineinander übergehen.




