Fassade sanieren ohne Kopfschmerzen: Der ehrliche Guide vom Profi zu Kosten, Material und den typischen Fallen

Moderne Fassaden sind die neuen Leinwände der Architektur – entdecke 42 kreative Beispiele, die dein Herz höher schlagen lassen!

von Anna Müller

Ich stehe seit über 30 Jahren auf dem Gerüst und habe, ehrlich gesagt, schon alles gesehen. Nagelneue Fassaden, die glänzen, und alte, die nach Hilfe rufen. Aber am schlimmsten sind die, die von Anfang an falsch gemacht wurden. Immer wieder kommen Leute zu mir, total verunsichert von den Zahlen, die sie online finden. Da liest man von Fassaden für 100.000 Euro und im nächsten Moment von Angeboten für unter 10.000 Euro. Was stimmt denn nun? Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen und hängt von viel mehr als nur dem Material ab.

Eine Fassade ist nicht nur die Jacke für dein Haus. Sie ist dein Schutzschild gegen Regen, Wind und Sonne. Sie entscheidet, ob deine Heizkostenrechnung dich zum Weinen oder zum Lächeln bringt. Und, ganz wichtig: Sie sorgt für ein gesundes Klima in deinen vier Wänden. Wenn ich meinen Azubis eines beibringe, dann das hier: Wenn du die Physik dahinter verstehst, bist du ein guter Handwerker. In diesem Beitrag packe ich mal mein ganzes Praxiswissen für dich aus. Ich zeige dir die gängigen Systeme, die Materialien mit ihren echten Vor- und Nachteilen und verrate dir, worauf du bei einem Angebot wirklich achten musst.

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Mehr als nur Farbe: Was deine Fassade im Verborgenen leistet

Bevor wir über Holz, Putz oder schicke Klinker reden, müssen wir kurz über die unsichtbaren Superkräfte einer Fassade sprechen. Eine moderne Außenwand ist ein kleines Wunderwerk der Technik. Wenn hier geschlampt wird, hilft auch die schönste Optik nichts.

Wärmeschutz, der den Geldbeutel schont: Der U-Wert

Die Hauptaufgabe deiner Fassade ist es, die Wärme da zu halten, wo sie hingehört: im Haus. Jeder hat schon mal vom U-Wert gehört. Ganz einfach gesagt: Je kleiner dieser Wert, desto weniger Wärme pfeift durch die Wand nach draußen. Die gesetzlichen Vorgaben sind da ziemlich streng. Ein alter, ungedämmter Bau hat oft einen U-Wert von 1,5 W/(m²K) oder sogar schlechter. Heute zielen wir auf Werte von 0,20 W/(m²K) oder besser. Der Unterschied macht sich auf der Heizkostenrechnung mit mehreren Hundert oder sogar über tausend Euro im Jahr bemerkbar. Das ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

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Feuchtigkeit raus, Schimmel keine Chance: Die atmende Wand

Mindestens genauso wichtig ist der Umgang mit Feuchtigkeit. Wir produzieren ständig Wasserdampf – beim Kochen, Duschen, Atmen. Dieser Dampf will raus. Eine Fassade, die „atmen“ kann (diffusionsoffen ist), leitet ihn sicher nach draußen. Wird er aber eingesperrt, zum Beispiel durch die falsche Farbe oder eine kaputte Dampfbremse, wird’s kritisch. Dann sammelt sich Wasser in der Dämmung. Ich hab schon Wände geöffnet, da war die Dämmwolle klatschnass und die Holzständer dahinter morsch. Eine Sanierung kostet dann ein Vermögen. Schimmelgefahr für die Gesundheit inklusive.

Ruhe und Sicherheit: Schall- und Brandschutz

Wohnst du an einer lauten Straße? Dann ist Schallschutz dein Thema. Eine massive Klinkerwand schluckt Lärm von Natur aus viel besser als ein leichtes Dämmsystem. Und der Brandschutz? Absolut entscheidend. Je nach Gebäude sind unterschiedliche Baustoffklassen vorgeschrieben. Mineralwolle zum Beispiel ist nicht brennbar (Klasse A1), während das bekannte Polystyrol (Styropor) als schwer entflammbar (Klasse B1) gilt. Das ist ein wichtiger Punkt, den man bei der Materialwahl nicht ignorieren darf.

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Die drei großen Systeme: WDVS, VHF oder Klinker?

Im Grunde gibt es drei gängige Wege, eine Fassade aufzubauen. Jedes System hat seine Fans und seine Tücken. Schauen wir uns das mal genauer an.

1. Das Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Der Preis-Leistungs-Sieger

Das WDVS ist der Klassiker, den du heute fast überall siehst, besonders bei Sanierungen. Stell es dir wie ein Sandwich vor, das auf die alte Wand geklebt wird: Dämmplatten (meist Styropor oder Mineralwolle), darüber eine Schicht Armierungsmörtel mit einem Glasfasergewebe und zum Schluss der sichtbare Oberputz.

Der große Vorteil: Es ist relativ günstig und dämmt hervorragend. Für ein typisches Einfamilienhaus (ca. 150 m² Fassade) solltest du mit einer Bauzeit von etwa 3-4 Wochen rechnen, in denen das Gerüst steht.

Die Risiken: Die größte Schwäche ist die Empfindlichkeit. Ein Fußball, ein unachtsamer Fahrradlenker oder sogar ein Specht können schnell ein Loch hinterlassen. Außerdem kann es auf der Wetterseite zu Algenbildung kommen. Hier ist ein hochwertiger Silikonharzputz Gold wert. Aus meiner Erfahrung ist der häufigste Fehler die schlampige Verarbeitung. Werden die Gewebebahnen nicht korrekt überlappend eingearbeitet, gibt es garantiert Risse. Und durch die dringt Feuchtigkeit ein.

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Kleiner Tipp zur Wartung: Ein WDVS ist nicht für die Ewigkeit. Plane ein, dass du die Fassade etwa alle 10 bis 15 Jahre neu streichen lassen musst. Das kostet je nach Gerüst und Zustand schnell mal 5.000 bis 8.000 Euro.

2. Die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF): Die Königsklasse

Die VHF ist technisch die aufwendigste, aber oft auch die beste Lösung. Hier wird eine Unterkonstruktion (meist aus Holz oder Alu) auf die Wand geschraubt. Dazwischen kommt die Dämmung. Das Wichtigste ist aber der Luftspalt zwischen Dämmung und der äußeren Verkleidung. Diese Verkleidung kann dann aus Holz, Faserzementplatten, Metall oder Schiefer bestehen.

Die Vorteile: Dieser Luftspalt ist genial. Er führt jede Feuchtigkeit zuverlässig ab – Schimmel hat hier null Chance. Das System ist extrem langlebig und du hast unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Lebensdauer liegt oft bei 40 Jahren und mehr, ohne dass du viel tun musst.

Die Nachteile: Der Aufbau ist komplex und teuer. Hier reden wir über ganz andere Summen als beim WDVS. Die Planung der Unterkonstruktion braucht echte Profis. Ich habe schon Konstruktionen gesehen, die für die lokalen Windlasten viel zu schwach waren. Das ist nicht nur Pfusch, das ist lebensgefährlich.

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3. Das zweischalige Mauerwerk: Der Klassiker für die Ewigkeit

Besonders im Norden Deutschlands beliebt: die Klinkerfassade. Sie besteht aus einer tragenden Innenwand, einer Dämmschicht in der Mitte (Kerndämmung) und der äußeren, sichtbaren Klinkerschale.

Die Vorteile: Eine Klinkerfassade ist quasi unkaputtbar. Sie ist extrem robust, wetterfest und du musst dich praktisch nie wieder darum kümmern. Außerdem bietet sie den besten Schall- und Brandschutz. Wartungsfrei für Generationen!

Die Nachteile: Das ist die teuerste und aufwendigste Variante. Im Neubau super, bei einer Sanierung aber oft nur schwer umsetzbar. Der häufigste Fehler hier? Verstopfte oder fehlende Entwässerungslöcher unten am Sockel. Wenn sich da Wasser sammelt und gefriert, sprengt es dir die teuren Klinker kaputt.

Material-Check: Was kostet was und worauf musst du achten?

Die Wahl des Materials ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Hier mal eine ehrliche Einschätzung direkt aus der Praxis.

Putz (für WDVS):
Kosten (inkl. Montage): ca. 80 – 150 €/m²
Ein guter Silikonharzputz ist flexibler und wasserabweisender als ein mineralischer Putz, was ihn unempfindlicher gegen Algen macht. Mein Rat: Spare niemals am Putz und an der Farbe! Ein hochwertiger Anstrich von einem Markenhersteller kann dir viele Jahre Ärger ersparen.

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Dämmstoff: Styropor oder Mineralwolle?
Ach ja, die Gretchenfrage. Ganz ehrlich, beide haben ihre Berechtigung. Polystyrol (EPS/Styropor) ist günstiger und leichter zu verarbeiten. Mineralwolle ist zwar teurer, punktet aber mit deutlich besserem Schallschutz und ist nicht brennbar. Außerdem ist sie diffusionsoffener, was bei manchen Wandaufbauten ein großer Vorteil sein kann. Wenn du an einer lauten Straße wohnst oder maximalen Brandschutz willst, ist Mineralwolle die bessere Wahl.

Holz (für VHF):
Kosten (inkl. Unterkonstruktion & Montage): ca. 150 – 250 €/m²
Heimische Hölzer wie Lärche oder Douglasie sind super, die brauchen nicht mal einen Anstrich und bekommen mit der Zeit eine schicke silbergraue Patina. Fichte ist günstiger, muss aber zwingend gestrichen werden. Kleiner Profi-Tipp: Immer Edelstahlschrauben verwenden! Normale Schrauben rosten und hinterlassen hässliche schwarze „Rosttränen“ auf dem Holz.

Faserzementplatten (für VHF):
Kosten (inkl. Unterkonstruktion & Montage): ca. 180 – 300 €/m²
Super langlebig, nicht brennbar und in unzähligen Farben zu haben. Eine moderne und pflegeleichte Alternative zu Holz. Die Montage erfordert aber Spezialwerkzeug und Erfahrung. Eine unsichtbare Befestigung sieht edler aus, ist aber natürlich teurer als sichtbare Schrauben.

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Klinker / Verblender:
Kosten (komplettes Mauerwerk): ca. 200 – 350 €/m²
Der Preis hängt stark vom Stein ab. Ein einfacher Industrieklinker kostet weniger als ein handgeformter Ziegel. Die Qualität der Arbeit steht und fällt hier mit dem Maurer. Das Fugenbild muss perfekt sein – da gibt es keine zweite Chance.

Die wahren Kosten: Was im Angebot stehen MUSS (und was der Staat dazugibt!)

Ein seriöses Angebot ist mehr als nur eine Summe am Ende. Wenn die folgenden Punkte nicht detailliert drinstehen, sollten bei dir die Alarmglocken schrillen.

Aber HALT! Bevor du überhaupt Angebote einholst, mach deine Hausaufgaben bei den Förderungen! Der Staat unterstützt energetische Sanierungen über die KfW-Bank oder das BAFA mit satten Zuschüssen oder extrem zinsgünstigen Krediten. Da reden wir nicht von einem Fünfziger, sondern von Tausenden von Euro, die du geschenkt bekommst oder sparst. Das kann die Entscheidung zwischen einem einfachen WDVS und einer hochwertigen VHF komplett verändern. Also, erst informieren, dann planen!

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Deine Angebots-Checkliste:

  • Gerüstkosten: Ein riesiger Posten. Rechne mit 8 – 15 € pro Quadratmeter Gerüstfläche für eine Standzeit von vier Wochen. Jede weitere Woche kostet extra!
  • Vorbereitungsarbeiten: Muss alter Putz runter? Muss die Wand gereinigt werden? Das muss alles einzeln aufgeführt sein.
  • Genaue Materialbeschreibung: „Dämmung 16 cm“ reicht nicht. Es muss heißen: „Mineralwolle 16 cm, WLG 035, Hersteller XY“ (oder ein vergleichbares Markenprodukt).
  • Arbeitskosten: Entweder als Pauschale oder nach Stunden. Bei Stundenlohn immer nach einer geschätzten Gesamtzahl fragen.
  • Alle Nebenarbeiten: Der Teufel steckt im Detail! Fensterbänke anpassen, Dachüberstände verlängern, Fallrohre, Jalousiekästen… Das kann schnell ein paar Tausend Euro extra ausmachen.
  • Kosten für die Entsorgung: Altes Dämmmaterial oder asbesthaltige Platten fachgerecht zu entsorgen, ist teuer. Ein seriöser Betrieb weist das extra aus.

Deine nächsten Schritte: Vom Plan zur Traumfassade

Ich schätze jeden, der selbst anpackt. Aber eine Fassade ist kein Anfängerprojekt. Das Risiko ist einfach zu hoch. Ich habe mal einen Fall erlebt, da hat ein Bauherr sein WDVS selbst gemacht. Die Anschlüsse an Fenstern und Sockel waren aber falsch. Die Konstruktion hat das Wasser wie ein Trichter hinter die Dämmung geleitet. Nach zwei Wintern war die Wand durch und verschimmelt. Die Sanierung war am Ende doppelt so teuer wie die Vergabe an einen Profi.

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Mach mal den Test: Geh raus zu deinem Haus und klopf an den Putz. Klingt er an manchen Stellen hohl? Siehst du feine Risse an den Fensterecken? Das sind erste Alarmzeichen!

Wie du einen guten Handwerker findest:

  • Hole mehrere detaillierte Angebote ein. Drei sind ein guter Richtwert.
  • Frage nach Referenzen. Und fahr auch hin und schau sie dir an!
  • Achte auf dein Bauchgefühl. Erklärt der Handwerker alles geduldig? Oder will er dich nur schnell zu einer Unterschrift drängen?
  • Rote Flaggen: Will nur Barzahlung ohne Rechnung, kann keine genauen Materialtypen nennen, übt extremen Zeitdruck aus. Finger weg!

Stell dir das mal vor: Ein typisches Haus aus den Siebzigern, Heizkosten von 3.000 € pro Jahr. Nach der Sanierung mit einer gut geplanten VHF mit Holzverkleidung sieht es nicht nur fantastisch aus, der Eigentümer hat im ersten Winter danach fast 1.000 € an Heizkosten gespart. Das ist der Wert, über den wir hier reden.

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Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Die Entscheidung für eine neue Fassade ist eine der größten, die du für dein Haus triffst. Eine solide WDVS-Fassade für ein normales Einfamilienhaus liegt realistisch zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Eine hochwertige VHF oder ein Klinker können auch 40.000 Euro und mehr kosten. Das sind natürlich nur grobe Hausnummern.

Mein wichtigster Rat: Nimm dir Zeit für die Planung. Sprich mit lokalen Fachbetrieben. Eine gut gemachte Fassade ist eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlt. Sie schützt dein Zuhause, spart bares Geld und schenkt dir jeden Tag Freude, wenn du nach Hause kommst. Und das ist eine Arbeit, die Sorgfalt und echtes Können verdient.

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Wann ist eigentlich die beste Zeit für eine Fassadensanierung?

Ganz klar: das Frühjahr und der Herbst. Die Temperaturen sind moderat und die Luftfeuchtigkeit ist nicht zu hoch. Ideale Bedingungen liegen zwischen 10 und 25 Grad Celsius. Im Hochsommer trocknen Putz und Farbe oft zu schnell, was zu Rissen führen kann. Frost im Winter ist der absolute Feind jeder frischen Fassade, da das Wasser im Material gefriert und die Struktur sprengen kann. Ein guter Fachbetrieb plant das Timing genau und sichert die Baustelle entsprechend ab.

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Diamanten: Was macht den Edelstein so besonders?

  • Detaillierte Auflistung aller Arbeitsschritte (z.B. Gerüstbau, Reinigung, Grundierung, Dämmung, Armierung, Oberputz, Anstrich)?
  • Sind alle Nebenarbeiten wie die Anpassung von Fensterbänken, Fallrohren oder Außenbeleuchtung enthalten?
  • Wird das verwendete Dämmsystem und Material (z.B. „Caparol Capatect“ oder „StoTherm Classic“) genau benannt?
  • Gibt es einen klaren Zeitplan für die Umsetzung?

Das Geheimnis eines guten Angebots? Die Details. Fehlen diese Punkte, sollten Sie unbedingt nachhaken.

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„Rund 40 % der Endenergie in Deutschland wird in Gebäuden verbraucht. Ein erheblicher Teil davon geht durch unzureichend gedämmte Fassaden verloren.“

Diese Angabe des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP zeigt: Eine Fassadensanierung ist mehr als Kosmetik. Sie ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und die direkteste Methode, Ihre Heizkosten dauerhaft zu senken. Die Investition zahlt sich nicht nur durch den gestiegenen Immobilienwert aus, sondern Monat für Monat bei Ihrer Energierechnung.

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Der kritischste Punkt: der Sockelbereich. Dies ist der unterste Teil der Fassade, der ständig Spritzwasser, Schnee und Salzen ausgesetzt ist. Hier werden spezielle, feuchtigkeitsresistente Dämmplatten (Perimeterdämmung) und ein robuster Sockelputz benötigt. Wird hier gespart oder unsauber gearbeitet, zieht die Feuchtigkeit unweigerlich ins Mauerwerk und die Dämmung. Ein häufiger Fehler, der erst nach Jahren teuer zu stehen kommt.

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Die Fassadenfarbe ist der Schutzschild gegen Witterungseinflüsse. Die zwei gängigsten Qualitäten sind Silikat- und Silikonharzfarben.

  • Silikatfarben (z.B. von Keim) gehen eine chemische Verbindung mit dem mineralischen Putz ein („Verkieselung“). Sie sind extrem langlebig und diffusionsoffen, also atmungsaktiv.
  • Silikonharzfarben (z.B. von Sto) sind stark wasserabweisend und bleiben länger sauber, da Schmutzpartikel mit dem Regen abperlen (der sogenannte Lotuseffekt).
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Putz vs. Holz: Eine klassische Putzfassade ist der Allrounder – kostengünstig und in unzähligen Farben gestaltbar. Eine Holzfassade, zum Beispiel aus Lärche oder Douglasie, verleiht dem Haus eine warme, natürliche Optik, benötigt aber je nach Holzart mehr Pflege und vergraut mit der Zeit auf natürliche Weise, was ein gewünschter Effekt sein kann.

Die Kombination beider Materialien ist ein starker architektonischer Trend, der klare Linien schafft und Bereiche wie den Eingang oder obere Stockwerke betont.

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Nie wieder streichen? Das versprechen selbstreinigende Fassadenfarben.

Möglich machen es Nanotechnologie und bionische Prinzipien, die dem Lotusblatt nachempfunden sind. Mikroskopisch kleine Strukturen auf der Farboberfläche sorgen dafür, dass Wasser sofort abperlt und dabei Schmutzpartikel mitnimmt. Produkte wie „StoColor Lotusan“ oder „Caparol AmphiSilan“ sind zwar teurer in der Anschaffung, reduzieren aber den Reinigungs- und Wartungsaufwand über Jahre erheblich.

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Grünstich an der Nordseite? Das ist oft kein Schmutz, sondern Algenbefall.

Algen und Pilze lieben Feuchtigkeit. An schlecht gedämmten Wänden kondensiert nachts Feuchtigkeit, die den perfekten Nährboden bietet. Moderne Fassadensysteme und Farben enthalten oft einen „verkapselten Filmschutz“, der biozide Wirkstoffe über einen langen Zeitraum langsam abgibt und so einen Neubefall für viele Jahre hemmt. Eine reine Reinigung ohne anschließende Schutzbehandlung ist daher oft nur eine kurzfristige Lösung.

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Die Wahl der Dämmung ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Die gängigsten Optionen sind Polystyrol (EPS) und Mineralwolle. EPS ist leicht und kostengünstig, während Mineralwolle einen besseren Schallschutz und einen höheren Brandschutz (Baustoffklasse A1, nicht brennbar) bietet. Für umweltbewusste Bauherren gibt es nachhaltige Alternativen wie Holzfaserdämmplatten (z.B. von Steico), Hanf oder Kork, die zusätzlich durch ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu regulieren, für ein exzellentes Raumklima sorgen.

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Achtung, versteckte Kosten! Bei der Sanierung einer Fassade denken viele nur an Dämmung und Putz. Doch oft kommen unvorhergesehene Posten hinzu: die Verlängerung der Dachüberstände, neue, breitere Fensterbänke aus Aluminium oder Stein, die Anpassung von Fallrohren und Blitzableitern oder die Demontage und Neumontage von Markisen und Außenlampen. Ein seriöser Kostenvoranschlag listet diese „Anschlussarbeiten“ explizit auf.

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  • Verbesserter Schutz vor sommerlicher Überhitzung.
  • Hervorragende Schalldämmung.
  • Konstruktiv getrennte Schichten, was Bauschäden minimiert.

Das System dahinter? Die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF). Anders als beim WDVS liegt die äußere Bekleidung (z.B. aus Faserzementplatten von Eternit, Holz oder Metall) nicht direkt auf der Dämmung, sondern ist durch eine Luftschicht getrennt. Das sorgt für eine ständige Abfuhr von Feuchtigkeit und gilt als technisch hochwertigste, aber auch teuerste Lösung.

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Die Fassadenfarbe prägt den Charakter eines Hauses wie kaum etwas anderes. Helle Töne wie Weiß, Creme oder Hellgrau wirken leicht, modern und vergrößern optisch. Dunkle Töne wie Anthrazit oder sogar Schwarz sind ein klares Statement, wirken edel und urban, können aber bei direkter Sonneneinstrahlung zu einer stärkeren Aufheizung der Fassade führen. Farbige Akzente an Fenstern, Türen oder einzelnen Wandabschnitten können spannende Kontraste setzen, ohne das Gesamtbild zu überladen.

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„Die KfW-Bankengruppe und das BAFA fördern die energetische Sanierung von Fassaden mit zinsgünstigen Krediten und direkten Zuschüssen.“

Das bedeutet bares Geld für Sie. Informieren Sie sich unbedingt *vor* Beginn der Maßnahmen über die Programme „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG). Wichtig ist, dass ein zertifizierter Energieberater den Antrag begleitet. Oft deckt die Förderung einen erheblichen Teil der Mehrkosten für eine hochwertige Dämmung ab.

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Muss ich für die neue Fassade eine Baugenehmigung beantragen?

In den meisten Fällen nicht, solange es sich um eine reine Instandsetzung oder einen neuen Anstrich in ähnlicher Farbe handelt. Sobald Sie jedoch die äußere Erscheinung des Gebäudes wesentlich verändern – zum Beispiel durch einen Anbau, eine komplett andere Materialität (von Putz zu Klinker) oder eine drastische Farbänderung in einem Gebiet mit Gestaltungssatzung – wird eine Genehmigung fällig. Eine kurze Anfrage beim örtlichen Bauamt schafft schnell Klarheit.

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Eine beleuchtete Fassade schafft nicht nur Sicherheit, sondern inszeniert die Architektur Ihres Hauses nach Einbruch der Dunkelheit völlig neu. Gezielt eingesetzte Up- & Downlights betonen vertikale Linien, breite Fluter können ganze Wände in weiches Licht tauchen und Bodenspots setzen markante Bäume oder architektonische Details davor in Szene. Achten Sie auf warmweißes Licht (ca. 2.700-3.000 Kelvin) für eine wohnliche Atmosphäre und planen Sie die Kabelführung am besten direkt bei der Sanierung mit ein.

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Klinker: Massiv, traditionell und extrem robust. Echter Klinker wird als Vormauerwerk vor die tragende Wand gesetzt.

Klinkerriemchen: Dünne Ziegelscheiben (ca. 1-2 cm dick), die direkt auf die Dämmung geklebt werden.

Die Optik ist nahezu identisch, aber Riemchen sind leichter, benötigen kein eigenes Fundament und sind daher ideal für die Sanierung im Rahmen eines Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS). Sie bieten den rustikalen Charme von Ziegel, ohne die statischen Anforderungen eines massiven Mauerwerks.

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Der häufigste Grund für Schäden an neuen Fassaden ist ein unzureichend vorbereiteter Untergrund.

Bevor auch nur ein Eimer Farbe geöffnet wird, muss die alte Wand geprüft werden. Ist sie tragfähig? Gibt es Risse oder lose Putzstellen? Ist sie sauber und frei von Moos? Ein Profi führt eine Wisch- und Kratzprobe durch und wählt danach die passende Grundierung. Dieser unsichtbare Schritt entscheidet über die Haltbarkeit der gesamten Sanierung.

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Fassaden aus Sichtbeton sind ein Markenzeichen des Brutalismus und moderner Architektur. Doch Beton ist nicht gleich Beton. Die Optik wird maßgeblich durch die Schalung bestimmt – glatt oder mit der Maserung von Holzbrettern. Um die rohe Ästhetik dauerhaft zu schützen, ohne sie farblich zu verändern, gibt es transparente Schutzanstriche, sogenannte „Betonlasuren“ oder Hydrophobierungen, die das Eindringen von Wasser verhindern und die Oberfläche vor Verschmutzung schützen.

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  • Risse an den Ecken von Fenstern und Türen.
  • Feuchte Stellen und Schimmelbildung im Inneren.
  • Unerklärlich hohe Heizkosten trotz neuer Dämmung.

Der unsichtbare Feind? Wärmebrücken. Das sind Stellen, an denen die Dämmschicht unterbrochen ist, z.B. an Balkonanschlüssen oder ungedämmten Rollladenkästen. Hier entweicht Wärme unkontrolliert. Eine professionelle Planung mit Infrarot-Analyse deckt diese Schwachstellen auf und sorgt für eine lückenlose Dämmhülle.

Eine neue Fassade verändert mehr als nur das Haus – sie verändert das Gefühl, nach Hause zu kommen. Das Wissen, dass das Gebäude für die nächsten Jahrzehnte geschützt ist, die Stille durch die verbesserte Schalldämmung und der Stolz auf die neue, gepflegte Optik schaffen eine ganz neue Wohn- und Lebensqualität. Es ist eine Investition, die man jeden Tag sieht und spürt.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.