USA-Visagebühren steigen drastisch: Das ändert sich jetzt

Eine Reise in die Vereinigten Staaten könnte für viele Deutsche und Europäer bald erheblich teurer werden. Die US-Regierung unter Donald Trump plant eine drastische Erhöhung der Visagebühren, die weit über eine simple Preisanpassung hinausgeht. Kern der Neuregelung ist die Einführung einer sogenannten „Integritätsgebühr“ in Höhe von 250 US-Dollar, die zusätzlich zu den bestehenden Kosten für nahezu alle Nichteinwanderungsvisa anfallen soll. Für das beliebte Touristen- und Geschäftsvisum (B1/B2) würde der Preis damit von derzeit 185 US-Dollar auf schlagartig 435 US-Dollar ansteigen – eine Erhöhung um mehr als 135 Prozent.
Diese Gebühr, vom US-Senat für das Fiskaljahr 2025 genehmigt, ist mehr als nur ein finanzieller Posten; sie ist ein politisches Signal. Eingebracht von republikanischen Abgeordneten des Justizausschusses, soll sie offiziell die „Einhaltung der Gesetze durch Personen, die in die USA einreisen,“ fördern. Kritiker sehen darin jedoch einen weiteren Baustein einer restriktiveren Einwanderungs- und Besuchspolitik, die potenzielle Besucher von vornherein unter Generalverdacht stellt. Der Begriff „Integritätsgebühr“ selbst impliziert, dass Antragsteller ihre Rechtschaffenheit quasi finanziell hinterlegen müssen.
Die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe
Während das erklärte Ziel die Gesetzeskonformität ist, liegen die wahren Beweggründe tiefer. Diese Maßnahme fügt sich nahtlos in eine Politik ein, die darauf abzielt, die Einreise in die USA stärker zu kontrollieren und zu monetarisieren. Es entsteht ein neues Einnahmefeld für das Department of Homeland Security (DHS), das potenziell Milliarden von Dollar generieren könnte. Bei jährlich Millionen von Visaanträgen weltweit würde diese Gebühr eine erhebliche Summe in die Kassen des Ministeriums spülen, dessen Budget und Aufgaben in den letzten Jahren stetig gewachsen sind.
Die Tourismusbranche in den USA schlägt bereits Alarm. Vertreter von Hotelketten, Fluggesellschaften und Tourismusverbänden warnen davor, dass eine solche Preisbarriere internationale Besucher abschrecken könnte. Gerade für Familien aus Deutschland würde ein gemeinsamer USA-Urlaub allein durch die Visakosten um fast 1.000 Euro teurer werden. Dies könnte dazu führen, dass sich Reisende für andere, zugänglichere Destinationen entscheiden. Die USA riskieren damit, an „Soft Power“ zu verlieren – der kulturellen und wirtschaftlichen Anziehungskraft, die das Land über Jahrzehnte ausgezeichnet hat.
Im internationalen Vergleich ist der neue Preis exorbitant. Die Gebühr für ein Schengen-Visum, das Reisen in 27 europäische Länder ermöglicht, beträgt derzeit 80 Euro. Die geplante US-Gebühr wäre also mehr als fünfmal so hoch. Dies unterstreicht den Paradigmenwechsel: Der Zugang zu den USA wird zunehmend als ein teures Privileg behandelt, nicht als eine Möglichkeit des kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs.
Das Versprechen der Rückerstattung: Ein bürokratisches Labyrinth?

Ein zentraler Punkt der Neuregelung ist die theoretische Möglichkeit einer Rückerstattung der 250-Dollar-Gebühr. Laut dem Entwurf kann der Minister für innere Sicherheit – in diesem Szenario Kristi Noem, eine enge Verbündete Trumps – die Gebühr erstatten, wenn der Besucher nachweisen kann, dass er die Bedingungen seines Visums vollständig erfüllt hat. Dazu gehört, nicht unerlaubt gearbeitet, die zulässige Aufenthaltsdauer nicht überschritten und eventuelle Verlängerungen ordnungsgemäß beantragt zu haben.
Doch genau hier liegt die Tücke. Das Gesetz macht keine konkreten Angaben zum Prozess der Rückerstattung. Es bleiben entscheidende Fragen offen: Wie genau soll ein Tourist aus dem Ausland nachweisen, dass er nicht gearbeitet hat? Welches Formular muss ausgefüllt werden? Wie lange wird die Bearbeitung dauern und in welcher Währung wird das Geld zurücküberwiesen? Die Erfahrung mit ähnlichen bürokratischen Prozessen lehrt, dass solche Hürden oft bewusst hoch angelegt sind. Es ist denkbar, dass nur ein Bruchteil der Antragsteller die Geduld oder die Mittel haben wird, den Betrag erfolgreich zurückzufordern.
Dies könnte eine faktische Zweiklassengesellschaft unter den Reisenden schaffen: Wohlhabendere Besucher, für die 435 Dollar keine große Hürde darstellen, und Studenten, junge Familien oder Rucksacktouristen, für die diese Summe ein entscheidendes Kriterium bei der Reiseplanung ist. Die Unsicherheit über die Rückerstattung allein wirkt bereits als Abschreckung.
Was bedeutet das für die Zukunft?

Obwohl das genaue Datum des Inkrafttretens noch nicht feststeht, ist die Richtung klar. Ab 2026 soll die Gebühr zudem jährlich an die Inflation angepasst werden, was weitere Preissteigerungen vorprogrammiert. Die Maßnahme könnte auch eine Welle der Reziprozität auslösen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass andere Länder, einschließlich der Europäischen Union, als Reaktion ähnliche Gebühren für US-Bürger einführen. Das Prinzip des unkomplizierten Reisens, eine der großen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, würde damit weiter ausgehöhlt.
Für Reisende aus Deutschland bedeutet dies, zukünftige USA-Pläne unter neuen finanziellen Vorzeichen zu betrachten. Es wird wichtiger denn je, Anträge frühzeitig zu stellen und die Entwicklung genau zu beobachten. Vorerst bleibt die Hoffnung, dass die starken Bedenken aus der eigenen Wirtschaft und von internationalen Partnern die US-Regierung noch zum Umdenken bewegen – oder dass die praktischen Hürden der Umsetzung den politischen Willen überdauern.