Die Japan-Falle: Wie du echte Ruhe in dein Zuhause bringst, ohne Klischees zu kopieren
Asiatische Dekoration ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine Einladung in eine Welt voller Farben und Emotionen. Entdecken Sie 32 faszinierende Ideen!
Eine zarte Kirschblüte schwebt durch den Raum, während die sanften Klänge einer Shakuhachi die Luft erfüllen. Was, wenn Ihre Wände Geschichten erzählen könnten, die von den Zen-Gärten Japans bis zu den lebhaften Straßen Bangkoks reichen? Asiatische Dekoration ist nicht nur ein Stil – sie ist eine Reise, die alle Sinne anspricht und den Alltag in ein Kunstwerk verwandelt.
Ich stehe schon seit Jahrzehnten in der Werkstatt, der Geruch von frischem Holz ist für mich wie für andere der von Kaffee am Morgen. Meine Ausbildung war klassisch deutsch: massive Eiche, solide Zapfenverbindungen, für die Ewigkeit gebaut. Aber schon früh hat mich etwas anderes gepackt – diese fast schon magische Präzision und stille Eleganz japanischer Holzverbindungen. Das war der Funke.
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Diese Faszination hat mich auf eine lange Reise geschickt. Ich wollte nicht nur die Technik verstehen, sondern die Seele dahinter. Ich habe in kleinen Werkstätten über die Schulter geschaut und versucht, die Philosophie aufzusaugen, die dort seit Generationen weitergegeben wird. Und ganz ehrlich: Es hat meine Sicht auf unser Handwerk und auf das Wohnen an sich komplett auf den Kopf gestellt.
Dieser Artikel hier ist also keine simple Deko-Anleitung. Vergiss die Bambusmatten und Papierlampions aus dem Möbelhaus. Ich möchte dir ein Gefühl dafür geben, worum es wirklich geht: um Respekt vor dem Material, um die Kraft der Leere und um eine tiefe Ruhe, die in unseren oft lauten und vollgestopften Wohnungen so selten geworden ist. Hier teile ich, was ich gelernt habe, welche Fehler du unbedingt vermeiden solltest und wie du diese Ideen authentisch bei dir zu Hause umsetzen kannst – als Inspiration, nicht als Kopie.

Das Fundament: Warum Leere wichtiger ist als jedes Möbelstück
Wir im Westen denken oft in Objekten. Wir sehen einen leeren Raum und unser erster Impuls ist: „Was stellen wir da rein?“ Ein Sofa, ein Tisch, ein Regal… wir füllen die Leere. In der traditionellen japanischen Gestaltung ist es genau umgekehrt. Der Raum selbst, die Leere – das „Ma“ – ist das wichtigste Element. Sie ist kein Defizit, sondern ein aktiver Mitspieler, der den wenigen, sorgfältig gewählten Dingen erst ihre Wirkung verleiht. Ein einziges, meisterhaft gefertigtes Möbelstück in einem ansonsten leeren Raum hat oft mehr Ausstrahlung als ein ganzes Zimmer voller Designklassiker.
Die Sprache der Materialien: Holz, Papier und Lehm ganz praktisch
Die Wahl der Materialien ist nie nur eine Frage der Optik. Es geht darum, Materialien zu verwenden, die mit Würde altern, die sich gut anfühlen und die sogar das Raumklima positiv beeinflussen.
Holz (木): Traditionell werden leichte, oft duftende Hölzer wie die Hinoki-Zypresse oder die Sugi-Zeder verwendet. Aber keine Sorge, du musst kein teures Holz importieren. Aus meiner Erfahrung funktionieren heimische Hölzer wunderbar, wenn man sie richtig einsetzt. Eine helle Tanne oder Douglasie vermitteln eine ähnliche Leichtigkeit. Eine fantastische heimische Alternative zur duftenden Hinoki ist übrigens die Zirbe – ihr Geruch ist unglaublich beruhigend, perfekt fürs Schlafzimmer. Sie ist allerdings etwas weicher, also eher für möbel ohne starke Beanspruchung geeignet. Der Clou liegt in der Behandlung: Statt dicker Lackschichten, die das Holz versiegeln, arbeiten Profis lieber mit natürlichen Ölen oder Seifen. So bleibt die Haptik erhalten, du spürst die Maserung und das Holz kann atmen – es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab.

Kleiner Tipp für Selbermacher: Hartwachsöl ist ein guter Allrounder, der die Oberfläche schützt und trotzdem natürlich wirken lässt. Leinölfirnis ist traditioneller, braucht aber länger zum Trocknen und muss richtig angewendet werden, sonst klebt es ewig. Beides findest du im gut sortierten Baumarkt oder im Fachhandel für ökologische Baustoffe.
Papier (和紙): Echtes Washi-Papier, meist aus den Fasern des Maulbeerbaums, ist ein kleines Wunderwerk. Es ist erstaunlich robust und verwandelt hartes Sonnenlicht in einen weichen, diffusen Schimmer, der den ganzen Raum zum Leuchten bringt. Dieser Effekt sorgt für eine schattenarme, extrem ruhige Atmosphäre. Du musst dafür keine komplette Schiebewand einbauen. Eine gut platzierte Leuchte mit einem echten Washi-Schirm (achte auf Händler für Künstler- oder Japanbedarf) oder ein einfacher Raumteiler können das schon bewirken.
Gut zu wissen: Wie pflegt man so was Empfindliches? Zum Entstauben niemals nass wischen! Ein weicher Pinsel oder ein Federwedel sind ideal, um die Oberfläche sanft zu reinigen, ohne sie zu beschädigen.

Lehmputz (漆喰): Traditionelle japanische Wände sind oft mit einem speziellen Kalk-Lehm-Putz versehen. Und das ist keine veraltete Technik! Lehmputze erleben bei uns gerade eine Renaissance, weil sie wahre Klimakünstler sind. Sie können enorme Mengen an Luftfeuchtigkeit puffern und sorgen so für ein konstant angenehmes und gesundes Raumklima. Außerdem können sie sogar Gerüche binden. Die lebendige, leicht unperfekte Textur einer handwerklich aufgezogenen Lehmwand kann keine Tapete der Welt imitieren.
Achtung, Kostenfalle? Ja, Lehmputz ist teurer als Raufaser. Rechne mal mit ca. 60 € bis 120 € pro Quadratmeter, wenn du es von einem Fachbetrieb (Stuckateur) machen lässt. Eine Raufasertapete mit Anstrich kostet dich vielleicht 15-20 €. Aber der Mehrwert für dein Wohlbefinden und die Langlebigkeit sind den Preis oft wert.
Aus der Werkstatt: Techniken, die den Unterschied machen
Es sind die Details, die eine authentische Umsetzung von einer billigen Kopie unterscheiden. Ich sage meinen Leuten immer: „Schaut nicht nur auf die Form, schaut darauf, wie es gemacht ist.“

Shoji und Fusuma: Die Kunst der leichten Wände
Shoji (die lichtdurchlässigen Schiebeelemente) sind eine Meisterleistung. Das filigrane Holzgitterwerk, Kumiko genannt, wird komplett ohne Nägel oder Schrauben gefügt. Das sind unzählige winzige, präzise Verbindungen, die nur durch Spannung und Form halten. Als Ersatz für eine massive Tür in einer deutschen Wohnung sind sie aber nur bedingt geeignet, da sie kaum Schall dämmen. Aber als Raumteiler, vor einem Fenster oder als Schranktüren sind sie unschlagbar. Stellt man sie mit etwas Abstand vor ein modernes, gut gedämmtes Fenster, hat man das Beste aus beiden Welten: Wärmedämmung nach aktuellen Baustandards und dieses wunderschöne, gefilterte Licht.
Ein häufiger Fehler, den ich sehe: Es wird das falsche Holz verwendet. Nimmt man Holz, das bei Feuchtigkeitsschwankungen stark arbeitet, klemmen die Türen schon nach dem ersten Winter. Hier braucht man gut abgelagertes, stehend gemasertes Holz. Das wissen die Profis.
Tatami: Wenn der Boden zum Möbel wird
Tatami-Matten sind mehr als nur ein Bodenbelag; sie sind das Maß aller Dinge. Ein Raum wird in Tatami-Einheiten gemessen. Der Kern aus gepresstem Reisstroh und die Oberfläche aus Igusa-Gras fühlen sich barfuß einzigartig an – fest, aber nicht hart – und verströmen einen frischen Heuduft. Aber Achtung: Tatami sind empfindlich! Sie brauchen Luftzirkulation. In einem schlecht belüfteten Kellerraum verlegt, schimmeln sie dir von unten weg. Ein teurer Fehler. Und was, wenn mal was drauf kleckert? Immer nur mit einem leicht feuchten Tuch tupfen, niemals reiben, und sofort trocknen lassen.

Yakisugi (Shou Sugi Ban): Holz mit Feuer veredeln
Eine meiner Lieblingstechniken! Dabei wird die Oberfläche von Holzbrettern, meist Zeder, kontrolliert verbrannt, abgebürstet und dann geölt. Das Ergebnis ist eine spektakuläre, tiefschwarze Oberfläche, die an Krokodilleder erinnert. Aber es ist mehr als nur Optik: Die Kohleschicht ist ein natürlicher Schutz gegen Schädlinge, Pilze und sogar Feuer. Aber BITTE: Das ist absolut nichts für den Heimwerker im Garten! Ich habe das am Anfang meiner Karriere auch mal unterschätzt und dachte, ich fackle mal schnell ein paar Bretter ab. Beinahe hätte ich die halbe Werkstatt mit abgefackelt, weil ein Windstoß die Flamme unter das falsche Brett getrieben hat. Das erfordert eine kontrollierte Umgebung, Schutzausrüstung und Erfahrung. Für eine Akzentwand im Innenraum ist es aber, vom Profi gemacht, atemberaubend.
So klappt’s auch bei uns: Japan-Prinzipien für deutsche Wohnungen
Ein Teehaus 1:1 in eine deutsche Neubausiedlung zu pflanzen, wirkt meistens deplatziert. Die Kunst ist es, die Prinzipien zu übertragen, nicht die Formen zu kopieren.

Dein 5-Minuten-Projekt für heute Abend
Willst du sofort einen Unterschied spüren? Mach das: Such dir eine Fensterbank oder ein Sideboard aus. Räum ALLES runter. Wirklich alles. Dann stell eine einzige Sache wieder drauf: eine schöne Pflanze oder eine einzelne Keramikschale. Tritt einen Schritt zurück und beobachte, was das mit dem Raum und dem Lichteinfall macht. Das ist der erste Schritt.
Die Falle der günstigen Deko
Ich muss es so hart sagen: Finger weg von dem „Asia-Deko“-Kram aus den großen Möbelhäusern. Billige Papierleuchten, deren Schirme nach einem Sommer vergilben und brüchig werden. Möbel aus Pressspan mit aufgedruckter Holzmaserung. Das ist das genaue Gegenteil der Philosophie von Langlebigkeit und ehrlichen Materialien. Spar das Geld lieber.
Ein Kunde kam mal völlig frustriert zu mir. Er hatte 2.000 € für ein „japanisches“ Schlafzimmer aus dem Katalog ausgegeben und fühlte sich unwohler als zuvor. Alles wirkte kalt und künstlich. Wir haben alles rausgerissen. Dann haben wir nur eine einzige Wand mit einem warmen Lehmputz versehen lassen und ein einziges, massives Bett aus Ulmenholz hineingestellt. Das hat am Ende zwar eher um die 6.000 Euro gekostet, aber der Raum hatte plötzlich eine Würde und Ruhe, die unbezahlbar war.

Für Fortgeschrittene: Klischees wie Buddha-Köpfe vermeiden
Echte japanische Gestaltung ist subtil. Sie braucht keine Buddha-Statue oder einen Gong, um zu wirken. Konzentrier dich lieber auf zwei fortgeschrittene Konzepte:
1. Die Schönheit des Schattens: Statt alles taghell auszuleuchten, arbeite mit Lichtinseln. Eine einzelne Stehleuchte, die eine Ecke erhellt. Eine kleine Lampe auf einem Beistelltisch. So schaffst du Tiefe und Geheimnis. Profi-Tipp: Achte auf die Lichtfarbe! Nutze LEDs mit warmweißem Licht, idealerweise um 2700 Kelvin. Das kommt dem sanften Licht von Kerzen am nächsten und schafft sofort eine gemütliche Atmosphäre.
2. Die Verbindung nach draußen: Weiche die Grenze zwischen Innen und Außen auf. Ein bodentiefes Fenster mit einer davor liegenden Holzterrasse. Eine breite Sitzbank direkt am Fenster, von der aus du in den Garten blicken kannst. Das schafft Weite und holt die Natur ins Haus.
Ein letztes Wort (und eine wichtige Warnung)
Bei aller Ästhetik: Sicherheit geht vor. Papier und Holz sind brennbar. Platziere Leuchten oder Raumteiler niemals zu nah an Kerzen, Kaminen oder alten Glühbirnen, die heiß werden. Moderne LED-Leuchtmittel sind hier die einzig sichere Wahl. Bei größeren Umbauten, die Wände betreffen, ist ein Gespräch mit einem Statiker Pflicht.

Japanische Raumgestaltung ist kein Stil, den du kaufst. Es ist eine Haltung. Sie lehrt uns, genau hinzusehen, Qualität zu schätzen und im Einfachen das Besondere zu finden. Es ist ein Weg zu weniger Ablenkung und mehr Fokus. Wenn du diesen Weg einschlägst, mach es langsam und mit Bedacht. Ein so gestalteter Raum gibt dir über Jahre hinweg Ruhe und Freude zurück. Und das, mein Freund, ist der wahre Luxus.
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„Die wahre Schönheit der Dinge liegt in ihrer Unvollkommenheit.“
Dieses Prinzip, bekannt als Wabi-Sabi, ist das Herzstück der japanischen Ästhetik. Es feiert die Spuren des Gebrauchs, die natürliche Alterung von Materialien und die Schönheit des Nicht-Perfekten. Anstatt einen Kratzer im Holztisch als Makel zu sehen, erkennt Wabi-Sabi darin eine Geschichte und einen einzigartigen Charakter. Es ist eine Einladung, sich von der Jagd nach makelloser Perfektion zu verabschieden und stattdessen die Authentizität zu umarmen.

Muss es immer teures Importholz sein?
Absolut nicht. Während die japanische Sugi-Zeder oder Hinoki-Zypresse wunderbare Eigenschaften haben, liegt die wahre Philosophie im Respekt vor dem regionalen Material. Eine heimische Douglasie, hell geölt, verströmt eine ähnliche Leichtigkeit und Wärme. Für Möbel oder Akzente ist auch die Esche mit ihrer klaren, fast grafischen Maserung eine fantastische Wahl. Der Schlüssel ist nicht die Herkunft, sondern die sorgfältige Auswahl und Verarbeitung des Holzes.

- Entfernen Sie ein Drittel der Objekte auf jeder offenen Fläche (Regal, Beistelltisch).
- Wählen Sie für jeden Raum nur ein einziges, wirklich geliebtes Kunst- oder Deko-Objekt aus.
- Verstauen Sie alles, was keinen festen Platz hat, in geschlossenen Schränken.
Das Ergebnis? Augenblickliche Ruhe. Das ist die Kraft des „Ma“ (der Leere) in Aktion.

Die Kunst des indirekten Lichts: Vergessen Sie die eine, zentrale Deckenleuchte, die den Raum ausleuchtet wie ein Stadion. Echte Atmosphäre entsteht durch Lichtinseln. Setzen Sie auf mehrere, tief platzierte Lichtquellen. Eine Leuchte wie die „Akari 1A“ von Isamu Noguchi auf einem Beistelltisch oder eine schlichte, dimmbare Bodeneuchte, die eine Wand anstrahlt, schafft weiche Schatten und eine kontemplative Stimmung.

Anstatt Wände mit Bildern zu überladen, schaffen Sie eine „Tokonoma“. Das ist eine kleine, leicht erhöhte Nische, die traditionell für eine einzelne Schriftrolle oder ein Ikebana-Gesteck reserviert ist. Eine moderne Interpretation kann einfach eine bewusst leer gelassene Wandfläche sein, vor der nur ein einziger schöner Hocker oder eine Bodenvase platziert wird. Dieser Fokuspunkt ordnet den gesamten Raum und lädt das Auge zur Ruhe ein.

Ein traditionelles japanisches Haus ist so konzipiert, dass die Natur ein Teil des Innenraums wird.
Dieses Prinzip nennt sich „Shakkei“ oder „geborgte Landschaft“. Sie müssen dafür keinen perfekten Garten haben. Schon der gezielte Blick aus einem Fenster auf einen einzelnen Baum, ein Stück Himmel oder sogar auf die Textur einer gegenüberliegenden Backsteinmauer kann diesen Effekt erzielen. Richten Sie eine Sitzecke oder einen Arbeitsplatz so aus, dass dieser Blick zum natürlichen Kunstwerk wird.

Für die Wände – Lehmputz statt Raufaser: Lehmputz, zum Beispiel von Herstellern wie Claytec, ist mehr als nur eine ästhetische Wahl. Das Material atmet. Es kann Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, was für ein spürbar besseres und gesünderes Raumklima sorgt. Die leicht unregelmäßige, matte Oberfläche bricht das Licht sanfter als jede Tapete und verleiht dem Raum eine erdige, ruhige Tiefe.

- Asymmetrie (Fukinsei): Die Natur ist nicht symmetrisch. Ein ungleichmäßiges Arrangement wirkt dynamischer und natürlicher.
- Einfachheit (Kanso): Reduzieren Sie alles auf das Wesentliche. Fragen Sie sich: Was kann ich noch weglassen?
- Stille (Seijaku): Ein Raum sollte einen Zustand der Ruhe und Gelassenheit fördern, frei von Lärm und visueller Unruhe.

Wie integriert man Pflanzen, ohne einen Dschungel zu schaffen?
Die Antwort liegt in der Philosophie des Ikebana: Weniger ist mehr. Anstatt vieler kleiner Töpfe, wählen Sie eine einzige, skulpturale Pflanze wie einen Ficus Lyrata oder eine Geigenfeige. Oder stellen Sie einen einzelnen, interessant geformten Ast in eine schlichte, hohe Vase. Es geht darum, die Form, die Linien und den Raum um die Pflanze herum zu würdigen, nicht um die schiere Masse an Grün.

Der Klang der Stille: In unserer lauten Welt ist Stille ein Luxus. Materialien wie Holz, Lehm, Papier und Textilien aus Wolle oder Leinen absorbieren den Schall auf natürliche Weise. Sie reduzieren den harten Nachhall, der von Glas, Beton und glatten Kunststoffoberflächen erzeugt wird. Das Ergebnis ist eine gedämpfte, angenehme Akustik, die das Gefühl von Geborgenheit und Konzentration fördert.

Laut einer Studie der Princeton University kann visuelles Durcheinander die Fähigkeit des Gehirns, sich zu konzentrieren und Informationen zu verarbeiten, einschränken.
Dies bestätigt wissenschaftlich, was die japanische Ästhetik seit Jahrhunderten praktiziert. Ein aufgeräumter, klar strukturierter Raum ist nicht nur schöner, er ist eine direkte Wohltat für unsere kognitiven Fähigkeiten und unser seelisches Gleichgewicht. Jeder Gegenstand, den Sie entfernen, schafft buchstäblich Platz im Kopf.

Tatami-Gefühl für europäische Böden: Echte Tatami-Matten aus Reisstroh sind pflegeintensiv. Ein ähnliches Gefühl unter den Füßen erreichen Sie mit einem hochwertigen Teppich aus Seegras oder Sisal. Diese Naturfasern massieren die Fußsohlen sanft und bringen eine erdige Textur in den Raum. Achten Sie auf eine gekettelte Kante und eine rutschfeste Unterseite aus Naturkautschuk.

Shoji-Papier vs. modernes Vlies: Traditionelles Washi-Papier für Schiebetüren ist wunderschön, aber empfindlich. Eine robuste und pflegeleichte Alternative sind Plissee-Rollos aus Vliesstoff, wie sie etwa von Marken wie Teba oder MHZ angeboten werden. Sie filtern das Licht auf sehr ähnliche Weise, schaffen eine diffuse Helligkeit ohne harte Schatten und bieten gleichzeitig Sichtschutz.

Die Farbpalette orientiert sich an der Natur. Statt hartem Weiß oder lauten Farben, denken Sie in gedämpften, erdigen Tönen. Ein warmes Greige, ein sanftes Salbeigrün oder ein an nassen Stein erinnerndes Anthrazit. Farben von Little Greene wie „Slaked Lime“ (ein warmer Off-White-Ton) oder „Portland Stone“ (ein sanfter Sandton) fangen diese Stimmung perfekt ein und bilden eine ruhige Kulisse für Holz und Textilien.

Was ist eigentlich „Japandi“?
Japandi ist die Fusion aus japanischer Reduktion und skandinavischer Gemütlichkeit („Hygge“). Es verbindet die klaren Linien und die Naturverbundenheit Japans mit der hellen, funktionalen Wärme des nordischen Designs. Denken Sie an Möbel aus heller Eiche (skandinavisch) kombiniert mit schwarzer Keramik (japanisch). Es ist ein populärer, zugänglicher Stil, der viele der hier besprochenen Prinzipien aufgreift, auch wenn er keine rein traditionelle japanische Ästhetik darstellt.

- Ein tiefer, beruhigender Duft.
- Eine antibakterielle und schädlingsabweisende Wirkung.
- Eine unglaubliche Langlebigkeit.
Das Geheimnis? Das Holz der Hinoki-Zypresse. Aber auch heimische Zirbe verströmt einen wunderbar beruhigenden Duft, der nachweislich die Herzfrequenz senken kann. Ein kleines Kissen oder ein Beistellhocker aus diesem Holz kann die Atmosphäre eines Raumes verändern.

„Ich glaube, dass Architektur erst durch das Sonnenlicht wirklich lebendig wird.“ – Tadao Ando, Architekt
Dieser Gedanke ist zentral. Beobachten Sie einen Tag lang den Lauf der Sonne durch Ihre Wohnung. Wo fällt das Morgenlicht hin? Wo entsteht am Nachmittag ein interessantes Schattenspiel? Platzieren Sie nicht einfach Möbel, sondern inszenieren Sie sie im Dialog mit dem natürlichen Licht. Ein einfacher Stuhl, der für eine Stunde in einem Sonnenfleck steht, wird zum schönsten Objekt im Raum.

Der Kardinalfehler: Symmetrie um jeden Preis. Westliches Design strebt oft nach perfekter Symmetrie – zwei gleiche Nachttische, zwei gleiche Lampen. Die japanische Ästhetik bevorzugt Asymmetrie (`Fukinsei`), da sie als natürlicher und dynamischer empfunden wird. Kombinieren Sie einen kleinen Hocker auf der einen Seite des Bettes mit einem tiefen Bodentablett auf der anderen. Das erzeugt eine visuelle Spannung, die den Raum interessanter macht.

Die Philosophie des „Kintsugi“ – die Kunst, zerbrochene Keramik mit Goldlack zu reparieren – lässt sich auf das ganze Zuhause übertragen. Anstatt Abnutzung zu verstecken, heben Sie sie hervor. Ein alter Dielenboden mit seinen Macken, eine geerbte Kommode mit ihren Kratzern. Diese „goldenen Narben“ erzählen die Geschichte Ihres Lebens und machen Ihr Zuhause einzigartig und authentisch.

Statt nach teurer Import-Keramik zu suchen, entdecken Sie lokale Töpfermärkte oder kleine Manufakturen in Ihrer Region. Oft finden sich dort handgefertigte Schalen und Tassen, deren schlichte, erdige Schönheit perfekt zur japanischen Ästhetik passt. Eine unglasierte, raue Teeschale von einem lokalen Künstler hat oft mehr Seele und Charakter als jedes massenproduzierte Stück.

Die fünfte Wand: Blicken Sie nach unten. In Japan ist der Bodenbelag ein zentrales Element der Raumatmosphäre. Der Fokus liegt auf natürlichen, sinnlichen Materialien, die man gerne barfuß betritt. Breite, geölte Dielen aus heimischer Eiche oder Douglasie schaffen eine warme, solide Basis. Die Haptik und der Geruch des Holzes verbinden uns direkt mit der Natur und erden den gesamten Raum.

Der japanische Begriff „Yūgen“ beschreibt eine subtile, tiefgründige Anmut, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Es ist die Schönheit, die man eher fühlt als sieht. Das sanft gefilterte Licht durch ein Papierrollo, der kaum wahrnehmbare Duft von Zedernholz oder das Gefühl von glatt poliertem Stein unter den Händen. Streben Sie nicht nach dem Offensichtlichen, sondern kultivieren Sie diese verborgenen Qualitäten in Ihrem Zuhause.
Ist eine Futonmatratze auf dem Boden die einzige Lösung?
Nein, das ist eines der hartnäckigsten Klischees. Während Futons traditionell sind, geht es um das Prinzip der Bodennähe. Ein sehr niedriges Bettgestell, zum Beispiel das Modell „Pace“ von Tojo aus unbehandelter Buche, vermittelt ein ähnliches Gefühl der Erdung, ist aber deutlich komfortabler und besser für die Belüftung der Matratze. Es hebt die japanische Idee auf ein modernes, alltagstaugliches Niveau.




