Beliebte Kletterpflanze jetzt verboten: Hohe Strafen drohen

Jahrelang war sie ein schnell wachsender, unkomplizierter Star in vielen Gärten und auf Balkonen. Doch nun ist Schluss: Eine beliebte Kletterpflanze wurde von der EU verboten, und wer sie weiterhin kultiviert, riskiert empfindliche Strafen. Viele Gärtner haben sie noch, ohne von der neuen Regelung zu wissen.
Die Rede ist von Delairea odorata, besser bekannt als Deutscher Efeu oder Kap-Efeu. Aufgrund seiner Fähigkeit, sich unkontrolliert auszubreiten und heimische Ökosysteme zu schädigen, wurde die Pflanze auf die offizielle Liste invasiver gebietsfremder Arten gesetzt. Wir erklären, was das für Sie als Gartenbesitzer bedeutet und wie Sie richtig handeln.
Die verbotene Schönheit: Was ist Deutscher Efeu?
Auf den ersten Blick wirkt der Deutsche Efeu harmlos und attraktiv. Seine glänzenden, efeuartigen Blätter und das rasante Wachstum machten ihn zur idealen Wahl, um schnell unschöne Mauern, Zäune oder Pergolen zu begrünen. Im Spätwinter bis Frühling erfreut er mit kleinen, gelben, duftenden Blüten. Ursprünglich aus Südafrika stammend, fühlt er sich besonders in milderen Regionen Deutschlands, wie dem Rheingraben oder in Küstennähe, wohl.
Genau hier liegt das Problem: Die Pflanze ist extrem konkurrenzstark. Sie wächst so schnell, dass sie heimische Sträucher, Bodendecker und sogar kleine Bäume komplett überwuchert und ihnen Licht und Nährstoffe entzieht. Sie bildet dichte Teppiche, unter denen kaum noch etwas anderes gedeihen kann. Einmal etabliert, ist sie nur schwer wieder loszuwerden, da selbst kleine abgebrochene Stängelteile wieder anwachsen können.
Warum das Verbot? Die unsichtbare Gefahr im Garten

Die Europäische Kommission hat mit der Durchführungsverordnung (EU) 2022/1203 die Liste der invasiven Arten aktualisiert. Das Ziel ist es, die heimische Biodiversität zu schützen. Invasive Arten wie der Deutsche Efeu verursachen europaweit ökologische und wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe.
Die konkreten Gefahren von Delairea odorata sind:
- Verdrängung heimischer Flora: Sie erstickt einheimische Pflanzen und reduziert so die Artenvielfalt.
- Keine Nahrung für heimische Tiere: Für die meisten heimischen Insekten und Vögel ist die Pflanze wertlos.
- Giftigkeit: Die Pflanze enthält Pyrrolizidinalkaloide, die für Weidetiere und bei Aufnahme größerer Mengen auch für Haustiere giftig sein können.
- Unkontrollierte Ausbreitung: Durch Gartenabfälle oder Wind verbreitet sie sich unkontrolliert in die Natur und schädigt dort sensible Ökosysteme.
Das Verbot umfasst den Verkauf, den Transport, das Halten und das Vermehren der Pflanze. Während die oft genannten drakonischen Strafen von hohen Geldsummen oder gar Haftstrafen primär den gewerblichen Handel betreffen, müssen auch Privatpersonen handeln. Wer die Pflanze nach Aufforderung durch die Behörden nicht entfernt, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Richtig handeln: So entfernen Sie die Pflanze sicher

Wenn Sie Deutschen Efeu im Garten haben, sind Sie verpflichtet, seine weitere Ausbreitung zu verhindern und ihn zu entfernen. Einfach ausreißen und auf den Kompost werfen, ist hier der größte Fehler!
Folgen Sie diesen Schritten für eine sichere Entfernung:
- Hauptstamm durchtrennen: Schneiden Sie alle Triebe der Pflanze etwa 5 cm über dem Boden ab. Lassen Sie den oberen Teil an der Mauer oder dem Zaun zunächst vertrocknen, dann lässt er sich leichter entfernen.
- Wurzeln ausgraben: Graben Sie den Wurzelstock sorgfältig aus. Achten Sie darauf, alle Wurzelteile zu erwischen, da die Pflanze aus Resten wieder austreiben kann.
- Korrekte Entsorgung: Das Pflanzenmaterial darf auf keinen Fall in die Biotonne oder auf den Kompost! Die Gefahr der Weiterverbreitung ist zu groß. Verpacken Sie alle Pflanzenteile (Blätter, Stängel, Wurzeln) in reißfeste Säcke und entsorgen Sie diese über den Restmüll. Nur so wird das Material sicher verbrannt. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeinde, ob es spezielle Sammelstellen für invasive Neophyten gibt.
Schöne Alternativen: Diese Kletterpflanzen dürfen bleiben
Glücklicherweise gibt es viele wunderschöne und ökologisch wertvolle Alternativen, um Ihre Wände und Zäune zu begrünen:
- Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium): Begeistert mit einem betörenden Duft an Sommerabenden und bietet Insekten Nahrung. Perfekt für sonnige bis halbschattige Standorte.
- Kletterhortensie (Hydrangea anomala subsp. petiolaris): Eine robuste, selbsthaftende Kletterpflanze für schattige Nordwände. Ihre weißen Blütendolden sind ein echter Hingucker.
- Clematis (Waldrebe): Es gibt unzählige Sorten für jeden Standort. Die heimische Clematis vitalba wächst sehr stark, während Sorten wie ‚Piilu‘ (kompakt) oder ‚Jackmanii‘ (klassisch violett) mit atemberaubenden Blüten punkten.
- Kletterrosen: Sorten wie die robuste ‚New Dawn‘ oder die öfterblühende ‚Ghislaine de Féligonde‘ verwandeln jede Pergola in ein Blütenmeer.
Mit diesen Alternativen schaffen Sie nicht nur einen schönen Anblick, sondern unterstützen aktiv die heimische Tierwelt – eine Win-Win-Situation für jeden Gärtner.