Sieht aus wie Petersilie, ist aber tödlich giftig im Garten

Auf den ersten Blick könnte man es für ein besonders kräftiges Büschel Petersilie halten: die fein gefiederten Blätter, der aufrechte Wuchs. Doch ein genauerer Blick ist hier nicht nur ratsam, sondern überlebenswichtig. In deutschen Gärten, an Wegrändern und auf Brachflächen breitet sich immer häufiger ein gefährlicher Doppelgänger aus, der fatale Folgen haben kann.
Die Rede ist vom Gefleckten Schierling (Conium maculatum), einer der giftigsten Pflanzen in ganz Europa. Er gehört zur Familie der Doldenblütler, genau wie Petersilie, Möhre oder Dill. Diese Verwandtschaft macht die Unterscheidung, besonders für ungeübte Augen, so tückisch. Ein einfacher Fehler bei der Ernte für den Salat oder die Suppe kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
So erkennen Sie den Unterschied sicher
Die gute Nachricht ist: Mit etwas Wissen können Sie den Gefleckten Schierling zuverlässig von Ihrer Küchenpetersilie unterscheiden. Es gibt drei entscheidende Merkmale, auf die Sie achten müssen. Am besten prüfen Sie immer alle drei, bevor Sie etwas ernten.
1. Der Stängel – Das wichtigste Merkmal
- Gefleckter Schierling: Der Stängel ist das verräterischste Zeichen. Er ist rund, kahl, oft bläulich bereift und hat charakteristische purpurrote bis bräunliche Flecken, besonders im unteren Bereich. Er fühlt sich glatt an und ist innen hohl.
- Petersilie: Der Stängel der glatten Petersilie ist rein grün, hat oft feine Rillen und ist niemals gefleckt.
2. Der Geruch – Der unmissverständliche Test
- Gefleckter Schierling: Wenn Sie ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben, verströmt die Pflanze einen unangenehmen, widerlichen Geruch, der an Mäuse-Urin erinnert. Ein klares Warnsignal!
- Petersilie: Der Geruch ist unverkennbar würzig und frisch. Jeder, der schon einmal mit Petersilie gekocht hat, kennt dieses Aroma.
3. Die Wuchshöhe – Ein Indiz für Fortgeschrittene
- Gefleckter Schierling: Im zweiten Jahr kann die Pflanze eine stattliche Höhe von bis zu 2 Metern erreichen. Sie überragt Petersilie bei weitem.
- Petersilie: Bleibt deutlich kleiner und wächst selten höher als 60-80 cm.
Mein Experten-Tipp: Verlassen Sie sich nie auf ein einziges Merkmal. Aber der Geruchstest ist Ihr stärkster Verbündeter. Wenn es nicht eindeutig und frisch nach Petersilie riecht – Hände weg und auf keinen Fall essen!
Was tun, wenn Sie die Pflanze im Garten finden?

Haben Sie den Gefleckten Schierling in Ihrem Garten entdeckt, ist besonnenes Handeln gefragt. Die Pflanze sollte entfernt werden, bevor sie im Hochsommer (Juni bis August) blüht und Tausende von Samen bildet, die sich weiterverbreiten.
So gehen Sie sicher vor:
- Schutzkleidung tragen: Ziehen Sie unbedingt Handschuhe und langärmelige Kleidung an. Der Pflanzensaft kann bei Hautkontakt zu Reizungen und allergischen Reaktionen führen.
- Wurzel mit ausgraben: Reissen Sie die Pflanze nicht einfach nur ab. Graben Sie sie mit einer kleinen Schaufel oder einem Unkrautstecher aus und achten Sie darauf, die gesamte Pfahlwurzel zu erwischen.
- Die richtige Entsorgung: Das ist entscheidend! Werfen Sie den Gefleckten Schierling niemals auf den Kompost oder in die Biotonne. Die hochgiftigen Alkaloide werden nicht zuverlässig abgebaut und könnten Ihre Komposterde verseuchen. Verpacken Sie die Pflanzenteile in einen Müllsack und entsorgen Sie sie über den Restmüll.
Gefahr für Kinder und Haustiere nicht unterschätzen

Die größte Gefahr geht von der Unwissenheit aus. Besonders Kinder, die gerne im Garten spielen und alles erkunden, können die giftige Pflanze mit essbaren Kräutern verwechseln. Bringen Sie Ihren Kindern früh bei, dass sie niemals etwas direkt aus dem Garten essen dürfen, ohne vorher einen Erwachsenen zu fragen.
Auch für Haustiere ist der Gefleckte Schierling hochgiftig. Hunde, Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen können beim Knabbern an den Blättern schwere Vergiftungen erleiden. Kontrollieren Sie daher regelmäßig die Ecken Ihres Gartens und Freilaufgehege, in denen sich Wildkräuter ansiedeln könnten. Alle Teile der Pflanze – von der Wurzel über den Stängel bis zu den Samen – sind giftig, selbst im getrockneten Zustand.