Bilderrahmen selber bauen: Dein Werkstatt-Guide, der wirklich funktioniert
Selbstgemacht ist der neue Trend! Entdecken Sie kreative Ideen, um Bilderrahmen zu gestalten und Ihre Erinnerungen einzigartig zu präsentieren.
Ein verwitterter Ast, der einst stolz im Wald stand, fragt sich: „Was wäre, wenn ich die schönsten Momente der Menschheit umarmen könnte?“ Lassen Sie diesen Gedanken inspirieren – verwandeln Sie alltägliche Materialien in ein Kunstwerk, das Geschichten erzählt. Machen Sie es selbst und bringen Sie Ihre Erinnerungen zum Strahlen!
Ich hab in meiner Werkstatt schon unzählige Bilder gerahmt. Ehrlich gesagt, von der schnellen Skizze bis zum alten Ölgemälde, das schon bei Oma überm Sofa hing. Und eines ist mir dabei klargeworden: Ein guter Rahmen ist so viel mehr als nur vier Holzleisten. Er ist der stille Bodyguard für das Kunstwerk und bringt seine Wirkung erst so richtig zur Geltung. Hier geht’s nicht darum, ein paar Euro zu sparen. Es geht um den Respekt vor dem Bild und die Freude am Handwerk.
Inhaltsverzeichnis
- Die Basis: Gutes Holz und vernünftiges Werkzeug
- Dein erstes Meisterstück: Ein A4-Rahmen, Schritt für Schritt
- Die Kunst der Präzision: Der perfekte Gehrungsschnitt
- Der Zusammenbau: Richtig verleimen und pressen
- Die Veredelung: Oberfläche und Schutz
- Die letzten Details: Falz, Glas und Rückwand
- Der letzte Schritt: Ab an die Wand!
- Wann du doch lieber den Profi ranlässt
- Bildergalerie
Klar, man kann schnell einen billigen Rahmen im Kaufhaus mitnehmen. Aber ganz ehrlich? Oft klaffen die Ecken schon nach kurzer Zeit, das Material wirkt billig und die Oberfläche leblos. Einen richtig guten, stabilen Bilderrahmen selbst zu bauen, ist eine ganz andere Hausnummer. Es braucht etwas Geduld und Präzision, keine Frage, aber das Gefühl, wenn man das fertige Stück in den Händen hält, ist unbezahlbar. Ich zeig dir hier, wie wir das in der Werkstatt angehen – ganz ohne komplizierte Maschinen, dafür mit soliden Handwerkstechniken, die jeder lernen kann.
Die Basis: Gutes Holz und vernünftiges Werkzeug
Alles fängt beim Material an. Man kann keinen stabilen Rahmen aus windigem Holz bauen, genauso wenig wie man präzise ohne gutes Werkzeug arbeiten kann. Hier entscheidet sich schon, ob’s was wird oder nicht.
Die Holzwahl: Mehr als nur eine Frage der Optik
Im Baumarkt findest du meist einfache Kiefer- oder Fichtenleisten. Für den allerersten Versuch vielleicht okay. Wer aber was Langlebiges will, sollte mal beim Holzfachhändler vorbeischauen. Die Auswahl ist besser, die Qualität sowieso, und das Holz ist dort fachgerecht getrocknet.
Ach ja, die Holzfeuchte ist entscheidend. Für drinnen sollte sie so zwischen 8 % und 12 % liegen. Ist das Holz zu feucht, verzieht es sich in deiner warmen Wohnung und die Gehrungen reißen. Ein kleines Holzfeuchtemessgerät ist eine super Investition für rund 20-30 € und erspart dir jede Menge Ärger.
Hier mal ein kleiner Überblick über gängige Hölzer, ganz ohne Tabellen-Schnickschnack:
- Kiefer & Fichte: Das sind die Einsteiger-Hölzer. Ziemlich weich, günstig (rechne mal mit 2-4 € pro Meter) und leicht zu bearbeiten. Perfekt zum Üben. Der Nachteil: Sie bekommen schnell Dellen und die Maserung kann beim Beizen etwas fleckig werden.
- Buche: Ein solides, heimisches Hartholz mit einer eher ruhigen Maserung. Sehr stabil, aber auch etwas anspruchsvoller. Ohne wirklich scharfe Werkzeuge reißt die Faser gern mal aus. Preislich liegst du hier bei etwa 5-8 € pro Meter.
- Eiche: Der absolute Klassiker. Hart, schwer und extrem dauerhaft. Die markante Maserung gibt dem Rahmen richtig Charakter. Eiche verzeiht zwar keine Fehler, belohnt dich aber mit einem mega wertigen Ergebnis. Aber Achtung! Die Gerbsäure in der Eiche reagiert mit normalem Eisen. Immer rostfreie Schrauben oder Nägel nehmen, sonst gibt’s hässliche schwarze Flecken. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Eichenrahmen, bei dem ich das auf die harte Tour lernen musste… das nennt man dann wohl Lehrgeld!
- Ahorn: Ein helles, sehr edles Hartholz mit feiner Porung. Ideal für moderne, schlichte Rahmen. Die Oberfläche wird beim Schleifen wunderbar glatt.
Kleiner Tipp beim Kauf: Leg die Leiste mal auf den Boden und schau drüber. So siehst du sofort, ob sie krumm oder verdreht ist.
Das richtige Werkzeug: Qualität zahlt sich aus
Du brauchst keine Profi-Werkstatt. Aber das, was du benutzt, sollte was taugen.
- Säge & Gehrungslade: Das Herzstück. Eine billige Plastik-Gehrungslade ist oft ungenau. Besser ist eine aus Holz oder Metall. Dazu eine gute Handsäge mit feiner Zahnung. Mein persönlicher Favorit: eine japanische Zugsäge. Die bekommst du schon für 30-40 €, hält ewig und macht einen super sauberen Schnitt mit weniger Kraftaufwand.
- Winkel: Ein präziser Schreinerwinkel ist Pflicht. Verlass dich niemals auf die aufgedruckten Markierungen einer billigen Lade. Immer nachmessen!
- Leim & Spanner: Guter Holzleim (PVA-Leim, D2-Qualität für innen reicht) ist ein Muss. Eine kleine Flasche Ponal Express kostet um die 5 €. Um die Ecken zu pressen, ist ein Bandspanner die beste und günstigste Lösung für den Anfang. Den kriegst du schon für ca. 20 € im Baumarkt.
- Schleifpapier: Leg dir verschiedene Körnungen bereit, z.B. 120, 180 und 240. Ein Schleifklotz hilft dabei, die Kanten nicht rund zu schleifen.
Kurzer Sicherheitshinweis: Schutzbrille beim Sägen ist keine Option, sondern Pflicht! Und wenn du viel schleifst, denk an eine Staubmaske (FFP2). Deine Lunge wird es dir danken.
Dein erstes Meisterstück: Ein A4-Rahmen, Schritt für Schritt
Okay, genug Theorie! Lass uns was bauen. Ein einfacher Rahmen für ein A4-Blatt ist das perfekte Anfänger-Projekt. Plan dafür mal gut 2-3 Stunden reine Arbeitszeit ein (ohne Trocknungszeit).
Was du brauchst:
- Ca. 1,5 Meter Holzleiste, z.B. Buche im Format 20×30 mm (kostet ca. 8-12 €)
- Holzleim, Bandspanner, Säge und Schleifpapier (deine Grundausstattung)
Die Rechnung ist ganz einfach: Ein A4-Bild hat die Maße 21 x 29,7 cm. Damit das Bild etwas Luft hat, sollte der Falz (die Nut, in der das Bild liegt) innen minimal größer sein, sagen wir 20,8 x 29,5 cm. Die Länge, die du sägen musst, ist diese Innenlänge. Du sägst also 2 Leisten mit 29,5 cm Länge und 2 Leisten mit 20,8 cm Länge. Wichtig: Das ist die Länge an der kurzen, inneren Kante der Gehrung!
Die Kunst der Präzision: Der perfekte Gehrungsschnitt
Eine Gehrung ist ein 45-Grad-Schnitt. Klingt simpel, ist aber die größte Hürde. Schon ein halber Grad Abweichung pro Schnitt summiert sich zu einem Spalt, den man sofort sieht.
Spann die Leiste fest in die Gehrungslade und säge langsam und ohne Druck. Lass die Säge die Arbeit machen. Mach am besten immer einen Probeschnitt an einem Reststück. Leg zwei Stücke zusammen und prüfe mit dem Winkel, ob es exakt 90 Grad sind. Manchmal muss man mit einem gefalteten Stück Papier in der Lade tricksen, um den Winkel perfekt zu justieren. Das ist so ein Erfahrungswert.
Wer eine Kappsäge hat: super! Aber auch hier gilt: Werkseinstellungen sind selten perfekt. Immer mit einem guten Winkelmesser nachprüfen und justieren.
Der Zusammenbau: Richtig verleimen und pressen
Jetzt wird’s ernst. Die Verbindung lebt allein vom Leim. Nägel oder Klammern sind nur Haltehilfen, bis der Leim trocken ist.
Trag einen dünnen, gleichmäßigen Film Holzleim auf eine der beiden Schnittflächen jeder Ecke auf. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Dann legst du die vier Leisten auf einer flachen Unterlage zusammen, legst den Gurt des Bandspanners drum und ziehst langsam an. Der Trick ist, den Druck so aufzubauen, dass sich alle Ecken gleichzeitig und sauber schließen.
Prüfe sofort mit dem Winkel die Ecken. Und ganz wichtig: Miss die Diagonalen! Von Ecke zu Ecke. Beide Diagonalen müssen exakt gleich lang sein. Wenn nicht, ist der Rahmen verzogen. Dann musst du den Druck nochmal lösen und vorsichtig nachjustieren.
Wenn alles passt, zieh den Gurt fest. Eine feine Leimperle, die aus den Fugen quillt, ist das perfekte Zeichen. Diesen Leim am besten kurz antrocknen lassen und dann mit einem scharfen Stechbeitel abstoßen. Wischt man ihn sofort nass weg, schmiert man ihn nur in die Holzporen – ein klassischer Anfängerfehler, der später bei der Oberflächenbehandlung für Flecken sorgt.
Lass den Rahmen mindestens ein paar Stunden im Spanner, besser über Nacht.
Die Veredelung: Oberfläche und Schutz
Ein roher Rahmen ist schon schön, aber die richtige Behandlung macht ihn zum Schmuckstück.
Schleifen für die Seele
Das ist eine meditative Arbeit. Fang mit 120er Körnung an, dann 180er, dann 240er. Immer in Richtung der Maserung schleifen! Ein wenig bekannter Profi-Trick ist das „Wässern“: Nach dem 180er Schliff wischst du den Rahmen mit einem feuchten Tuch ab. Dadurch stellen sich kleine Holzfasern auf. Nach dem Trocknen schleifst du diese Fasern ganz sanft mit dem 240er Papier weg. Das Ergebnis ist eine spiegelglatte Oberfläche, die auch nach dem Ölen glatt bleibt.
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Die Qual der Wahl: Öl, Wachs oder Lack?
Mein persönlicher Favorit ist Öl, z.B. Hartwachsöl. Es dringt tief ein, „feuert“ die Maserung an (heißt, es betont die Farbe und Struktur) und fühlt sich wunderbar natürlich an. Kratzer kann man einfach lokal anschleifen und nachölen.
Wachs bietet weniger Schutz, erzeugt aber einen sehr sanften, seidigen Glanz. Oft eine gute zweite Schicht über dem Öl.
Lack (moderne Wasserlacke sind super) bietet den besten Schutz, bildet aber eine spürbare Schicht auf dem Holz. Reparaturen sind aufwendiger.
Ganz WICHTIG: Lappen, die mit Leinöl getränkt sind, können sich selbst entzünden! Das ist kein Märchen. Den Lappen nach Gebrauch immer flach ausbreiten und an der Luft trocknen lassen oder in einem luftdichten Glas mit Wasser aufbewahren.
Die letzten Details: Falz, Glas und Rückwand
Ein Rahmen braucht eine Nut (den Falz), in der Bild, Glas und Rückwand sitzen. Der einfachste Weg für Anfänger: Du baust den Rahmen aus zwei Schichten. Ein Hauptrahmen aus deinen 20x30mm Leisten und darauf leimst du dann einen zweiten, inneren Rahmen aus ganz dünnen Leisten, z.B. 4-5 mm dicken Bastelleisten. Der Versatz ergibt den perfekten Falz.
Profis fräsen den Falz mit einer Oberfräse aus dem vollen Holz, aber das ist für den Anfang vielleicht etwas zu viel des Guten.
Beim Glas ist entspiegeltes Glas eine tolle Aufwertung gegenüber normalem Glas. Für wertvolle Bilder ist säurefreier Passepartoutkarton Pflicht, damit nichts vergilbt. Das Paket aus Glas, Bild und Rückwand wird dann mit kleinen Stiften oder biegsamen Laschen im Falz fixiert.
Der letzte Schritt: Ab an die Wand!
Dein Rahmen ist fertig, aber wie hängt man ihn auf? Ganz einfach. Dreh den Rahmen um. Miss von der oberen Kante etwa ein Drittel der Höhe nach unten und mach links und rechts eine kleine Markierung. Dort schraubst du zwei kleine Ösen (nennt sich Spiegelösen oder Ringschrauben) ein. Dazwischen spannst du dann einen stabilen Bilderdraht. Achte darauf, den Draht nicht zu straff zu spannen, er sollte ein wenig Spiel haben. So hängt der Rahmen sicher und gerade an der Wand.
Wann du doch lieber den Profi ranlässt
Einen Rahmen für ein Poster oder Urlaubsfoto selbst zu machen, ist eine tolle Sache. Aber man sollte seine Grenzen kennen. Bei wirklich wertvoller Kunst, sehr großen Formaten oder speziellen Oberflächen wie einer Vergoldung ist der Gang zum Einrahmer-Meisterbetrieb die richtige Wahl. Die haben nicht nur das Werkzeug, sondern auch das Wissen über konservatorische Methoden und haften dafür, dass nichts schiefgeht.
Aber für alles andere gilt: Trau dich! Jeder selbst gebaute Rahmen erzählt eine Geschichte – die des Bildes und deine eigene. Nimm dir die Zeit, sei präzise und genieß den Prozess. Das Ergebnis wird dich jedes Mal mit Stolz erfüllen, wenn dein Blick darauf fällt.
Bildergalerie
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Der perfekte Gehrungsschnitt ist die Visitenkarte des Rahmenbauers. Er ist der Moment, in dem aus vier einzelnen Leisten eine geschlossene, harmonische Einheit wird.
Das richtige Finish: Öl, Wachs oder Lack?
Die Oberflächenbehandlung ist die Seele deines Rahmens. Ein Hartwachs-Öl, zum Beispiel von Osmo oder Fiddes, feuert die Maserung des Holzes an und gibt ihm eine samtige, natürliche Haptik. Es schützt, ohne die Poren zu versiegeln. Lack hingegen bildet eine geschlossene Schicht, ideal für farbige Rahmen oder Hochglanz-Effekte. Wachs ist die puristischste Variante, bietet aber weniger Schutz. Deine Wahl hängt also ganz vom gewünschten Look und dem Einsatzort ab.
- Präzise 90°-Winkel sind das A und O.
- Ein sauberer, ausrissfreier Sägeschnitt.
- Gleichmäßiger Druck beim Verleimen.
Das Geheimnis? Ein selbstgebauter Stoßladen (Shooting Board) und eine scharfe Handhobel. Damit lassen sich die Gehrungen nach dem Sägen hauchfein nacharbeiten, bis sie absolut perfekt passen.
Der Leim macht den Unterschied: Standard-Holzleim (wie Ponal Classic) ist gut, aber für die ultimative Stabilität bei Gehrungen ist ein quellfester D3- oder sogar wasserfester D4-Leim die bessere Wahl. Marken wie Titebond (II oder III) sind in Tischlerkreisen legendär. Sie geben dir etwas mehr offene Zeit zum Justieren und ziehen bombenfest an. Wichtig: Überschüssigen Leim sofort mit einem feuchten Tuch abwischen, bevor er aushärtet!
Eiche ist nicht nur ein Holz, es ist ein Statement. Mit seiner markanten Maserung und dem warmen Farbton verleiht es jedem Bild Gewicht und Beständigkeit. Es ist härter zu bearbeiten als Kiefer, verzeiht aber kleine Fehler weniger. Das Ergebnis ist dafür ein Rahmen, der Generationen überdauert und mit der Zeit eine wunderschöne Patina entwickelt – ein echtes Erbstück.
Acrylglas oder Echtglas für meinen Rahmen?
Das ist eine klassische Glaubensfrage. Echtglas ist brillant, kratzfest und leicht zu reinigen, aber schwer und zerbrechlich. Acrylglas (Plexiglas®) ist leicht, bruchsicher und bietet oft einen besseren UV-Schutz, was die Farben deines Kunstwerks schont. Allerdings ist es anfälliger für Kratzer und kann sich statisch aufladen, was bei Kreide- oder Kohlezeichnungen problematisch sein kann. Für große Formate oder im Kinderzimmer ist Acryl die sicherere Wahl.
Laut einer Studie der University of London kann ein passender, hochwertiger Rahmen den wahrgenommenen Wert eines Kunstwerks um bis zu 30 % steigern.
Das unterstreicht, was der Artikel sagt: Ein Rahmen ist kein Nebenschauplatz. Er ist Teil der Inszenierung und kommuniziert Wertigkeit, noch bevor man das Bild selbst vollständig erfasst hat. Deine handwerkliche Mühe zahlt sich also nicht nur emotional, sondern auch visuell aus.
Für die rustikalen Ideen mit Ästen und Rinde, wie sie in den Bildern zu sehen sind, ist der richtige Kleber entscheidend. Ein normaler Heißkleber funktioniert für leichte Dekorationen gut. Für schwerere Stücke wie Rinde oder dickere Äste, die auch halten sollen, empfiehlt sich ein starker Montagekleber, z.B. Pattex Kleben statt Bohren. Er füllt kleine Lücken und sorgt für eine dauerhaft stabile Verbindung zum Holzrahmen.
Die Werkzeug-Checkliste für Fortgeschrittene:
- Japanische Zugsäge (Dozuki): Ermöglicht hauchdünne, extrem präzise Schnitte mit minimalem Kraftaufwand. Perfekt für Gehrungen.
- Gute Winkel: Ein kleiner, präziser Anschlagwinkel und ein Gehrungswinkel sind unverzichtbar für die Kontrolle.
- Bandspanner: Das beste Werkzeug, um Gehrungen gleichmäßig und ohne Verrutschen zu verleimen.
- Ein Satz scharfer Stechbeitel: Um kleine Korrekturen vorzunehmen oder Aussparungen für die Aufhängung zu fertigen.
Schon mal über einen Schweberahmen (Floater Frame) nachgedacht? Dabei wird das Bild – oft eine auf Keilrahmen gespannte Leinwand – mit einem kleinen Abstand in einen äußeren Rahmen gesetzt. Es entsteht eine schmale Schattenfuge, die das Bild förmlich schweben lässt. Das wirkt modern, edel und lenkt den Fokus zu 100 % auf das Kunstwerk selbst. Ein Projekt für den zweiten oder dritten Anlauf!
„Der Rahmen wurde erfunden, um eine Grenze zwischen dem Kunstwerk und der Realität zu ziehen.“ – José Ortega y Gasset
Dieser Gedanke des spanischen Philosophen fasst die psychologische Wirkung perfekt zusammen. Dein selbstgebauter Rahmen ist nicht nur Holz; er ist die bewusste Entscheidung, ein Bild aus dem Alltag herauszuheben und ihm einen eigenen, geschützten Raum zu geben.
Gehrungssäge: Perfekt für wiederholbare, präzise Winkelschnitte, vor allem bei härterem Holz. Eine gute Investition, wenn du öfter Rahmen baust.
Handsäge in einer Gehrungslade: Die puristische Methode. Erfordert mehr Übung und Geduld, schult aber das Auge und das Gefühl für das Material ungemein.
Für den Anfang reicht die Handsäge. Der Stolz, es „von Hand“ geschafft zu haben, ist inklusive.
Was ist eigentlich ein Falz und warum brauche ich ihn?
Der Falz ist die kleine Stufe oder Nut auf der Innenseite des Rahmenprofils. In diese Aussparung werden später das Glas, das Passepartout, das Bild und die Rückwand eingelegt. Ohne Falz liegt alles bündig an der Rückseite an, was weniger professionell aussieht und weniger Schutz bietet. Den Falz kannst du mit einem kleinen Handhobel, einem Stechbeitel oder am einfachsten mit einer Tischkreissäge oder einer Oberfräse herstellen.
- Kiefer/Fichte: Weich, günstig, leicht zu bearbeiten. Perfekt für bemalte oder rustikale Rahmen, bei denen die Holzstruktur nicht im Vordergrund steht.
- Ahorn: Hell, dezent und modern. Seine feine, gleichmäßige Maserung konkurriert nicht mit dem Bild. Ideal für skandinavische Designs.
- Nussbaum: Edel, dunkel und ausdrucksstark. Ein Rahmen aus Nussbaum ist selbst schon ein Schmuckstück. Passt wunderbar zu Schwarz-Weiß-Fotografien oder Grafiken.
Der letzte Schliff: Die Rückseite. Eine saubere Rückwand (aus Hartfaser oder stabilem Karton) gehört dazu. Profis versiegeln die Rückseite mit Packpapier oder speziellem Klebeband. Das schützt das Bild vor Staub und Insekten und verleiht dem Ganzen einen fertigen, professionellen Look. Vergiss nicht, zwei kleine Filzgleiter auf die unteren Ecken zu kleben – das schont die Wand und der Rahmen hängt gerade.
Der Geruch von frisch geschnittenem Holz, das leise Geräusch eines Hobels, der über eine Kante gleitet, und die Konzentration, die nötig ist, um einen perfekten Winkel zu sägen – der Bau eines Bilderrahmens ist mehr als nur ein Projekt. Es ist eine meditative Übung, eine Pause vom digitalen Alltag und eine Rückkehr zur Haptik und zum echten Material.
Wusstest du schon? Passepartouts wurden ursprünglich im 17. Jahrhundert populär, um Aquarelle und Zeichnungen vor dem direkten Kontakt mit dem Glas zu schützen. Die Kondensfeuchtigkeit konnte so die empfindlichen Kunstwerke nicht beschädigen.
Hilfe, mein Gehrungsschnitt hat eine kleine Lücke!
Keine Panik, das passiert auch Profis. Bei sehr kleinen Lücken kann man einen Trick anwenden: Mische etwas von deinem Schleifstaub (vom selben Holz!) mit ein wenig Holzleim zu einer pastösen Masse. Drücke diesen selbstgemachten Holzkitt vorsichtig in die Lücke. Nach dem Trocknen glattschleifen. Bei der richtigen Mischung ist die Reparatur später fast unsichtbar, besonders wenn der Rahmen geölt oder gebeizt wird.
Nutze Holzreste! Aus den Abschnitten deiner Rahmenleisten lassen sich fantastische Mini-Rahmen für kleine Fotos oder Grafiken bauen. Oder wie wäre es mit einem minimalistischen Posterhalter? Einfach zwei flache Leisten oben und unten an das Poster klemmen (mit kleinen Schrauben oder Magneten) – eine stilvolle Alternative zum klassischen Rahmen.
- Verwende immer einen scharfen Bleistift oder ein Markiermesser für Anrisse. Ein dicker Strich kann schon einen halben Millimeter Abweichung bedeuten.
- Miss die Innenkante deines Rahmens (die Falz-Länge), nicht die Außenkante. Das ist das entscheidende Maß für dein Bild und Glas.
- Überprüfe jeden Schnitt sofort mit einem präzisen Winkel.
Shou Sugi Ban-Finish: Eine spektakuläre Technik aus Japan. Dabei wird die Oberfläche des Holzes kontrolliert mit einer Lötlampe verkohlt, anschließend abgebürstet und geölt. Das Ergebnis ist eine einzigartige, tiefschwarze und strukturierte Oberfläche, die das Holz gleichzeitig konserviert. Besonders bei weichen Hölzern wie Kiefer oder Fichte erzeugt dies einen atemberaubenden Kontrast zu hellen Wänden.
Wie hänge ich den Rahmen sicher auf?
Für kleine, leichte Rahmen reicht ein einfacher Zackenaufhänger. Für mittelgroße und schwere Rahmen sind zwei D-Ringe, die an den seitlichen Leisten verschraubt und mit einem Draht verbunden werden, die professionellste Methode. Der Draht sorgt dafür, dass sich der Rahmen selbst ausbalanciert und immer gerade hängt. Positioniere die Ringe im oberen Drittel des Rahmens, damit er nicht nach vorne kippt.
Auf die Farbe kommt es an: Wähle die Rahmenfarbe nicht isoliert. Halte eine Holzprobe an das Bild UND an die Wand, an der es hängen soll. Ein dunkler Rahmen kann ein helles Bild erden, während ein heller Rahmen einem dunklen Motiv Leichtigkeit verleiht. Manchmal ist der größte Kontrast die beste Wahl, manchmal eine Farbe, die sich dezent im Bild wiederfindet.
Der Rahmen ist der erste Interpret des Bildes.
Dieses Zitat von Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Eva-Marina Froitzheim bringt es auf den Punkt. Deine Materialwahl, die Profilform und das Finish lenken den Blick des Betrachters und geben eine erste Lesehilfe für das Kunstwerk. Du bist also nicht nur Handwerker, sondern auch Kurator deines eigenen Zuhauses.
Upcycling-Goldmine: Alte Möbel oder Bodendielen aus Massivholz sind eine fantastische Quelle für charaktervolles Rahmenmaterial. Das Holz ist perfekt abgelagert, hat oft eine einzigartige Patina und erzählt eine Geschichte. Achte nur darauf, alle alten Nägel und Schrauben sorgfältig zu entfernen, bevor du deine Säge ansetzt. So wird dein Rahmen nicht nur ein Unikat, sondern auch ein Stück gelebte Nachhaltigkeit.
